Niklas Luhmann und Schwache Wechselwirkung: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Niklas Luhmann''' (* 8. Dezember 1927 in Lüneburg; † 6. November 1998 in Oerlinghausen) war ein deutscher [[wikipedia:Soziologe|Soziologe]] und [[wikipedia:Gesellschaftstheorie|Gesellschaftstheoretiker]]. Als einer der Begründer der [[wikipedia:Soziologische Systemtheorie|soziologischen Systemtheorie]] zählt Luhmann zu den herausragenden Klassikern der [[wikipedia:Sozialwissenschaften|Sozialwissenschaften]] im 20. Jahrhundert.
[[Datei:Beta-minus Decay.svg|miniatur|hochkant=1.45|Der [[Betazerfall]] eines Atomkerns erfolgt durch schwache Wechselwirkung. Dabei wandelt sich ein [[Neutron]] in ein [[Proton]], ein [[Elektron]] und ein [[Elektron-Antineutrino]] um.]]
Die '''schwache Wechselwirkung''' (auch '''schwache Kernkraft''' genannt, vereinzelt auch '''β-Wechselwirkung''') ist eine der vier [[Fundamentale Wechselwirkung|Grundkräfte der Physik]]. Im Gegensatz zu den aus dem Alltag bekannten Wechselwirkungen der [[Gravitation]] und des [[Elektromagnetische Wechselwirkung|Elektromagnetismus]] wirkt sie jedoch nur auf sehr kurze  Distanzen. Dabei kann sie wie andere Kräfte für [[Energie]]- und [[Impuls (Physik)|Impuls]]-Austausch sorgen, wirkt aber vor allem bei Zerfällen oder Umwandlungen der beteiligten Teilchen, etwa dem [[Betazerfall]] bestimmter [[Radioaktivität|radioaktiver]] [[Atomkern]]e. Durch die schwache Wechselwirkung lassen sich keine [[Gebundener Zustand|gebundenen Zustände]] bilden, was sie von den anderen drei Wechselwirkungen unterscheidet.


== Wissenschaftlicher Werdegang ==
Entscheidende Bedeutung für das Leben auf der Erde hat die schwache Wechselwirkung durch ihre Rolle bei der [[Kernfusion|Fusion]] von [[Wasserstoff]] zu [[Helium]] in der [[Sonne]] ([[Proton-Proton-Reaktion]]), da nur durch sie die Umwandlung von [[Proton]]en in [[Neutron]]en möglich ist. So entsteht aus vier Protonen (den Wasserstoffkernen) über mehrere Zwischenschritte ein stabiler Heliumkern mit zwei Protonen und zwei Neutronen. Durch diesen Prozess setzt die Sonne Energie frei. Aufgrund der geringen Stärke der schwachen Wechselwirkung läuft dieser Prozess so langsam ab, dass die Sonne schon seit 4,5 Milliarden Jahren stabil leuchtet und dies voraussichtlich noch fünf bis sechs Milliarden Jahre tun wird.
Luhmann studierte von 1946 bis 1949 Rechtswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, mit einem Schwerpunkt auf  römischem Recht. Es folgte bis 1953 eine Referendarausbildung in Lüneburg. 1954 bis 1962 war er Verwaltungsbeamter in Lüneburg, 1954 bis 1955 am Oberverwaltungsgericht Lüneburg Assistent des Präsidenten. In dieser Zeit begann er auch mit dem Aufbau seiner [[wikipedia:Zettelkasten|Zettelkästen]].
1960/1961 erhielt Luhmann ein Fortbildungs-Stipendium für die Harvard-Universität, das er nach seiner Beurlaubung wahrnehmen konnte. Dort kam er in Kontakt mit [[Talcott Parsons]] und dessen [[wikipedia:Strukturfunktionalismus|strukturfunktionaler]] [[wikipedia:Systemtheorie#Systemtheorie bei Parsons|Systemtheorie]]. Nach seiner Tätigkeit als Referent an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer von 1962 bis 1965 und als Abteilungsleiter an der Sozialforschungsstelle an der Universität Münster in Dortmund von 1965 bis 1968 (1965/66 daneben ein Semester Studium der Soziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (Westfalen)) promovierte er dort 1966 zum Dr.sc.pol. (Doktor der Sozialwissenschaften) mit dem bereits 1964 erschienenen Buch ''Funktionen und Folgen formaler Organisation''. Fünf Monate später habilitierte] er sich bei [[wikipedia:Dieter Claessens|Dieter Claessens]] und [[wikipedia:Helmut Schelsky|Helmut Schelsky]] mit ''Recht und Automation in der öffentlichen Verwaltung. Eine verwaltungswissenschaftliche Untersuchung''. Mit seiner Berufung 1968 wurde Luhmann der erste Professor der Universität Bielefeld. Dort trug er zum Aufbau der ersten soziologischen Fakultät im deutschsprachigen Raum bei, lehrte und forschte bis zu seiner Emeritierung 1993.<ref>{{Literatur|Autor=Niklas Luhmann |Titel=„Was ist der Fall?” und „Was steckt dahinter?” Die zwei Soziologien und die Gesellschaftstheorie |Ort=Bielefeld |Jahr=1993 |Seiten=3}}</ref>


== Die funktional-strukturelle Systemtheorie Luhmanns bis 1975 ==
== Überblick ==
Ein wesentliches Kennzeichen der luhmannschen Systemtheorie dieser Zeit (der Grundbegriff ist hier für ihn noch die soziale Handlung, im Gegensatz zu seiner späteren Systemtheorie, wo Systeme aus Kommunikationen bestehen) ist eine Umstellung im funktionalistischen Paradigma. [[Parsons]] Systemtheorie war ein Strukturfunktionalismus, Strukturen oder Systeme nehmen Funktionen für ein übergeordenetes System wahr, dienen der Strukturerhaltung. Luhmann kritisiert diese Sichtweise und entwickelt seine funktional-strukturelle Systemtheorie, in der Funktionen und deren Analyse eine andere Bedeutung bekommen als noch bei Parsons.


Neben dem Beitrag zur Systemerhaltung bezieht sich Funktionalität nun zusätzlich auf umweltbedingte Problemlösungsanforderungen in spezifischen Situationen. Die funktionale Analyse verlagert den Bezugspunkt der theoretischen Orientierung von den Strukturen auf die Funktionen. Funktionen sind nicht als "zu bewirkende Wirkung", sondern als "regulatives Sinnschema" zu fassen, das zu Zwecken der Bewältigung von Umwelteinwirkungen gebildet wird. Funktionen sind unter dem funktional-strukturellen Aspekt im wesentlichen Anpassungsleistungen an die Umwelt.<ref>Vgl. Gabor Kiss: Einführung in die soziologischen Theorien II, 3. Aufl. 1977, S. 321ff.</ref>
Die schwache Wechselwirkung lässt sich in geladene [[Strom (Physik)|Ström]]e und ungeladene Ströme unterscheiden. Geladene Ströme wirken zwischen allen ([[Chiralität (Physik)|linkshändigen]]) [[Quark (Physik)|Quarks]] und (linkshändigen) [[Lepton]]en sowie den ([[Chiralität (Physik)|rechtshändigen]]) [[Quark (Physik)|Antiquarks]] und (rechtshändigen) Anti-Leptonen. Ungeladene Ströme wirken zwischen denselben Teilchen, die durch geladene Ströme wechselwirken, aber zusätzlich auch zwischen allen geladenen (Anti-)Quarks und (Anti-)Leptonen unabhängig von ihrer [[Chiralität (Physik)|Chiralität]].


Damit ist eine Wandlung des Systembegriffs verbunden, weg von der Vorstellung eines Systems als ein Ganzes mit seinen Teilen, hin zu der Vorstellung eines Systems in seiner Umwelt.
Die [[Elektromagnetische Wechselwirkung|elektromagnetische]] ist ca. 10<sup>11</sup> Mal, die [[starke Wechselwirkung]] ca. 10<sup>13</sup> Mal stärker als die schwache Wechselwirkung. Wie die starke und die elektromagnetische Wechselwirkung wird sie durch den Austausch von [[Eichboson]]en beschrieben. Diese Austauschteilchen der schwachen Wechselwirkung sind das neutrale [[Z-Boson]] sowie die beiden positiv bzw. negativ geladenen [[W-Boson]]en. Da diese [[Masse (Physik)|massiv]] sind, hat die schwache Kraft nur eine extrem kurze Reichweite unterhalb eines [[Atomkern]]radiuses.


==== Handlung als Reduktion von Komplexität ====
Die schwache Wechselwirkung lässt sich am einfachsten bei Zerfällen von Quarks oder Leptonen beobachten. In [[Streuung (Physik)|Streuexperimenten]] hingegen ist diese eher schwer zugänglich, da sie bei geladenen Leptonen oder [[Hadron]]en von der starken bzw. elektromagnetischen Wechselwirkung überlagert wird. Teilchen, die weder der starken noch der elektromagnetischen Wechselwirkung unterliegen (keine [[Farbladung]] und keine [[elektrische Ladung]] tragen), sind die ungeladenen Leptonen, also die [[Neutrino]]s, die aber in Streuexperimenten äußerst kleine [[Wirkungsquerschnitt]]e besitzen.
Soziales Handeln ist für Luhmann zwar weiter wie für [[Max Weber]] durch sinnhafte Bezogenheit auf fremdes Verhalten bestimmt, z.B. Verfolgung von Zielen unter Berücksichtigung der zu erwartenden Reaktionen anderer, stellt jedoch wesentlich eine Reduktionsleistung dar:


"Für Luhmann ist Handlung Reduktion, d.h. ein Ergebnis jener Selektionsleistungen, die soziologisch nicht [[wikipedia:soziologische Handlungstheorie|handlungstheoretisch]], sondern immer nur systemtheoretisch - d.h. in Handlungs''systemen'' transparent gemacht werden können. (...) Das Faktum der Weltkomplexität macht eben im Interesse des Überlebens eine handlungsorientierende Überlebensstrategie erforderlich, deren grundlegendes Merkmal in der Reduktion dieser Komplexitäten besteht." (Gabor Kiss: 326f.)
Die schwache Wechselwirkung verletzt die [[Paritätsverletzung|Paritätserhaltung]], wie im [[Wu-Experiment]] nachgewiesen wurde. Außerdem verletzt sie die [[CP-Verletzung|CP-Erhaltung]] etwa beim Zerfall des ungeladenen K<sup>0</sup>-[[Meson]]s ([[Kaon]]en).


Luhmanns Begriff von Komplexität darf nicht mit "Kompliziertheit" verwechselt werden. Kompliziert wären z.B. schwierig zu verstehende Handlungen anderer, weil man deren Motive und Rücksichten nicht ohne weiteres durchschaut, die aber ansonsten als ein so gegebenes, wenn auch unverstandenes, vorliegen. Komplexität bezieht sich auf die Freiheitsgrade des Handelns anderer. Man kann nicht im voraus wissen, wie andere Menschen handeln werden, darin besteht die Komplexität des Sozialen, und soziale Systeme haben die Funktion, Erwartbarkeit herzustellen.
Eine [[Quantenfeldtheorie]], die die schwache Wechselwirkung zusammen mit der elektromagnetischen Wechselwirkung beschreibt, ist das [[Glashow-Weinberg-Salam-Theorie|Glashow-Weinberg-Salam-Modell]]. Man spricht in dieser Formulierung auch von zwei Aspekten der [[Elektroschwache Wechselwirkung|elektroschwachen Wechselwirkung]], die durch den [[Higgs-Mechanismus]] vereinheitlicht werden.


==== Luhmanns Begriff des sozialen Systems ====
== Austauschteilchen ==
"Mit dem Begriff soziales System soll ein ... Sinnzusammenhang von sozialen Handlungen bezeichnet werden, die, durch wechselseitige Erwartbarkeit verknüpft, aufeinander verweisen, ihre Selektivität wechselseitig bestimmen und dadurch von einer nicht dazugehörenden Umwelt abgrenzbar sind." (Luhmann, Bielefelder Manuskripte, 1974, S. 28, zit. nach Gabor Kiss: S. 333)


"Soziale Systeme können wie alle Systeme begriffen werden als strukturierte Beziehungsgefüge, die bestimmte Möglichkeiten festlegen und andere ausschließen. Ihre Besonderheit besteht darin, daß sie aus sozialen Handlungen gebildet werden, das heißt aus Handlungen, denen ein Sinnbezug auf das Handeln anderer Menschen immanent ist. Solche Sinnbeziehungen werden durch soziale Systeme in einer übermäßig komplexen unübersehbaren und unbeherrschbaren Umwelt relativ einfach und relativ invariant gehalten. Ein soziales System reduziert mithin die äußerste Komplexität seiner Umwelt auf bestimmte, oder doch bestimmbare, ausgewählte Handlungsmöglichkeiten und kann dadurch zwischenmenschliches Handeln sinnhaft orientieren. Das ist seine Funktion. Es muß um dieser Funktion willen einen Weltausschnitt gegen laufende Bedrohung durch andere Möglichkeiten verteidigen, zum Beispiel durch Institutionalisierung von Werten oder durch Normierung von Verhaltenserwartungen. Das ist seine Problematik. Dabei steht für soziale Systeme die soziale Komplexität im Vordergrund, die darin begründet ist, daß der andere Mensch anders erleben, anders erwarten, anders handeln kann, als in dem je eigenen Kontext des Erlebens und Handelns sinnvoll wäre." (Luhmann, Gesellschaftliche Organisation, in: Erziehungswissenschaftliches Handbuch, hrsg. Th. Ellwein, H. Groothoff u.a., Berlin 1969, I, (S. 387 - 405), S. 392. Zitiert nach Gabor Kiss: S. 333)
Die Austauschteilchen der schwachen Wechselwirkung sind massive Vektorbosonen. Sie haben den Spin 1. Ihr Verhalten kann durch die [[Proca-Gleichung]] beschrieben werden.


==== Interaktionen, Organisationen und Gesellschaft als soziale Systeme ====
Folgende Tabelle gibt eine Übersicht der Eigenschaften der Austauschteilchen (Masse und [[Zerfallsbreite|Resonanzbreite]] nach [[Particle Data Group]], [[Lebensdauer (Physik)|Lebensdauer]] über die [[Energie-Zeit-Unschärferelation]] berechnet):
Durch die Popularisierung von sozialwissenschaftlichen Begriffen, wie dem des sozialen Systems, denkt man zu "System" gewöhnlich an größere Einheiten, wie dem Wirtschaftsystem etwa. Aus systemtheoretischer Sicht ist jedoch eine jede Organisation, wie z.B. eine [[Waldorfschule]], ein soziales System.


Das Handlungssystem [[Parsons]] ist zwar das übergeordnete "Großeganze", aber gleichzeitig auch die einzelne Handlung eines Individuums, als systemischer Vorgang betrachtet. Zur sozialen Systembildung kommt es bereits auf der Ebene der [[wikipedia:Interaktion|Interaktion]]. Dies wird von Luhmann am Beipiel der [[wikipedia:Doppelte Kontingenz|Doppelten Kontingenz]] erörtert. Bei der Begegnung von sich bisher unbekannten Ego und Alter, oder in neuen Situationen, für die es keine Rezepte gibt, entsteht die Situation einer völligen Offenheit, was zu tun ist, etwa einen Smalltalk beginnen. Sobald jedoch das Gespräch in Gang kommt, verringert sich die Kontingenz, es bildet sich ein Interaktionssystem, weil Ego und Alter sich aufeinander einstellen, und es im Fortlauf der Interaktionen eine stabilisierende Einschränkung stattfindet, was weiter folgen kann. Dies ist die Komplexitätsreduktion, von der Luhmann annimmt, daß soziales Handeln wesentlich durch sie bestimmt ist.
:{| class="wikitable"
|-
! Boson !! Masse<br>(GeV/c<sup>2</sup>) !! Resonanzbreite<br>(GeV) !! Lebensdauer<br>(s)
|-
| <math>W^\pm</math> || <math>80{,}379\;\; \pm 0{,}012\;\;</math> || <math>2{,}085\;\; \pm 0{,}042\;\;</math> || <math>3{,}16 \cdot 10^{-25}</math>
|-
| <math>Z^0</math> || <math>91{,}1876 \pm 0{,}0021</math> || <math>2{,}4952 \pm 0{,}0023</math> || <math>2{,}64 \cdot 10^{-25}</math>
|}


Komplexität bezieht sich mehr auf Wahrnehmung und Erleben, Kontingenz auf mögliche Alternativen der Selektion. Indem das handelnde Individuum die Kontingenz einschränkt und Komplexität reduziert, ist es zusammen mit anderen sozialen Individuen Stifter der sozialen Systeme, angefangen bei den Interaktionen, über Institutionen und Organisationen bis zum System der Gesellschaft. Die Gesellschaft als System ist aus Handeln aufgebaut, bzw. dem, was als Handeln ''erwartbar'' ist. Die Erwartbarkeit des Handelns ist ein wesentliches Element von Handlungssystemen. Von einem Lehrer einer Waldorfschule erwartet man anderes Verhalten als von einem Schüler.
Die Reichweite <math>r</math> lässt sich grob abschätzen, indem man annimmt, dass sich die Teilchen während ihrer Lebensdauer <math>\tau</math> (im Ruhesystems des Teilchens) mit 71 % der Lichtgeschwindigkeit <math>c</math> im Laborsystem bewegen ([[Lorentzfaktor]] <math>\gamma = 1{,}41</math>): <math>r\approx \gamma v\tau\approx c\tau</math>. Dies ergibt für eine Lebensdauer von 3·10<sup>−25</sup>&nbsp;s eine Reichweite von etwa 0,09&nbsp;[[Femtometer]] – der kleinste Atomkern, das Proton, hat einen Durchmesser von etwa 1,7&nbsp;Femtometer.


Aus solcher systemtheoretischen Sicht findet Soziales generell im Rahmen von Systemen statt. Es gibt kein soziales Handeln außerhalb solcher Systeme, oder wenn es solches soziales Handeln gibt, dann ist mit ihm die System''bildung'' gegeben. Dieser Systemcharakter des sozialen Handelns zeigt sich in der modernen Gesellschaft als stark gesteigert, die moderne Gesellschaft ist ''organisiert'', weshalb Soziologen auch von der modernen Gesellschaft als einer [[wikipedia:Organisationsgesellschaft|Organisationsgesellschaft]] sprechen.
In der elektroschwachen Theorie ist das Massenverhältnis von W- und Z-Bosonen  mit dem [[Weinbergwinkel]] <math>\theta_W \approx 28{,}18^\circ</math> ([[CODATA]] 2014) verknüpft


Dies ist auch ein Thema eines Interviews mit [[Konrad Schily]] 2010 gewesen:
:<math>\frac{m_W}{m_Z} = \cos \theta_W \approx 0{,}8788</math>&nbsp;.
<div style="margin-left:20px">
"''Thomas Brunner'': Da kann ich ganz gut anschließen mit der nächsten Frage. Wir gehen über in grundsätzliche Fragestellungen. [[Pestalozzi]] unterscheidet, ganz deutlich zwischen individueller Existenz und kollektiver Existenz und er sagt, der Mensch wird entwurzelt, wenn er in seinem Bildungsweg in ein generalisiertes, verallgemeinertes System verpflanzt wird. Also deswegen ist er ja erst mal auch ein Gegner von organisierter Schule. Der Soziologe Niklas Luhmann hingegen, nennt diese ganze idealistische Zeit einen moralischen Mythos. Er sagt, das sind schöne Ideale. Heute gelte es, in den modernen komplexen Gesellschaften aber, eine adäquate Wahrheitstheorie zu entwickeln, also nicht mehr die Vernunft des Individuums solle zur Wirksamkeit kommen, sondern eine adäquate, die sich nicht mehr durch die menschliche Unmittelbarkeit definiert, sondern grundsätzlich im Sinne eines generalisierenden und abstrakten Codes von Regeln.


''Konrad Schily'': Also es gibt nicht die Wahrheit, sondern es gibt die Vereinbarung.
Als Konsequenz der Weinbergmischung ergibt sich, dass die Kopplungsstärke der Z-Bosonen nicht mit der der W-Bosonen identisch ist. Die Kopplungsstärke des W-Bosons an ein linkshändiges [[Fermion]] ist gegeben durch


''Thomas Brunner'': Genau. Für Luhmann gibt es deshalb nur die Möglichkeit sich mit den bestehenden Systemen durch Kompromisse zu arrangieren. Realität haben für ihn nur der Markt und der Staat.
:<math>Q_W = g \, T_z \;</math> ,


''Konrad Schily'': Ich halte den Luhmann für den Philosophen des Unwesentlichen, denn er macht ja alles Wesentliche zu einem Surrogat. Zu einem Vorgestellten. Und der Chomeni sagt, die Gemeinde in Allah ist einig und wer nicht einig ist, ist nicht bei Allah und den kann man umbringen. Und das macht der Westen auch. Der grenzt auch aus. Das ist die Vereinbarung. Ja, da gibt ´s mal Vereinbarungen hin und her. Also deutsche Rechtschreibung und so. Das ist dann wieder komisch. Aber manchmal ist es gar nicht komisch. Oder ich könnte auch sagen, Luhmann ist für mich jemand des „Dran vorbei“, ja? Ein Organismus ist etwas total anderes, als ein System. Aber alle Leute lieben heute das System. Das System tut. Na, das eignet sich wunderbar. Alle Moleküle versammeln sich im System und das System beschließt, ja? Das System beschließt also jetzt machen wir den aufrechten Menschen oder wir machen die Qualle oder so. Na, Unsinn ist das! Oder die Gehirnforscher sagen, das Gehirn überlegt. Ich sage, ja und heute Morgen kam ich ans Klavier. Da hat sich das Klavier Mozart überlegt. War wunderbar. Hab´s nur nicht gehört, weil da saß keiner, der Mozart spielt. Also da merkt man, wie man in die Täuschung gerät.
die Kopplungsstärke des <math>Z^0</math> an ein Fermion ist dagegen durch


''Ralf Gleide'': Ja, mal eine freie Frage dazwischen. Jetzt noch mal, wenn man jetzt unterscheidet: Individuelle Existenz und kollektive Existenz und sagen, wir sind mit dem Staat und mit den Verabredungen im Reich dieser kollektiven Existenz und im Geistesleben brauchen wir aber die Individualität mit ihrer Ursprünglichkeit, wie Sie das auch in Ihrem Buch nennen. Warum haben Sie vorhin davon gesprochen, dass es gegenüber der Klüngelei eine Aufsichtsfunktion des Staates braucht? Also warum sehen Sie den Staat als die Instanz an, die diese Aufsichtsfunktion übernehmen muss."<ref>Die Standardisierung ist genau das Mittel, um die Komplexität nicht mehr begreifbar zu machen, Konrad Schily, 8/2010          
:<math>Q_Z = \frac{g}{\cos \theta_W} \left( T_z - z_f \, \sin^2 \theta_W \right)</math>&nbsp;,


Thomas Brunner, Ralf Gleide und Clara Steinkellner im Gespräch mit Dr. Konrad Schily, Witten, 17.8.2010. Eine gekürzte Fassung ist in Die Drei, Ausgabe 2011/1 erschienen. zitiert nach [http://www.dreigliederung.de/essays/2010-08-001.html]</ref></div>
wobei <math>z_f</math> die Ladung des Fermions in Einheiten der [[Elementarladung]] <math>e</math> ist. <math>T_z</math> bezeichnet die dritte Komponente des [[Schwacher Isospin|schwachen Isospins]]. Für linkshändige Neutrinos gilt beispielsweise <math>T_z = 1/2</math>.


Die erwähnten "Vereinbarungen" sind aber aus systemtheoretischer Sicht nur eine Variante von ''Erwartbarkeit''. In dem Ausschnitt des Interviews ist die Fragestellung mit der Unterscheidung von individueller vs. kollektiver Existenz scharf herausgestellt: Darf eine Waldorfschule ''organisiert'' sein, wenn sie ihren Auftrag einer freiheitlichen Erziehung wahrnehmen können soll? Und wenn ja, wie unterscheidet sich dann solche Organisation von der üblichen Organisationsweise? Nicht nur auf der großen Ebene der drei Teilbereiche der Gesellschaft ist diese Frage gestellt: Eine Waldorfschule als sozialer Organismus ist etwas total anderes als ein soziales System. (Sinngemäß K. Schily) ''(oder sollte es sein, wozu der Unterschied genauer zu bestimmen wäre.)
Die Kopplungsstärken von schwacher und elektromagnetischer Wechselwirkung hängen zusammen über
''


Luhmann selbst liefert mit seiner späteren Umstellung des Grundbegriffs seiner Systemtheorie von Handlung auf Kommunikation einen Aspekt: Diese Umstellung erfolgt nicht, weil sie "wahrer" ist, sondern weil die Phänomene des Sozialen so besser faßbar und adäquater zu beschreiben seien, womit Luhmann keine objektive Wahrheit beansprucht, sondern die Sichtweise seiner neuen Systemtheorie als ihm gutdünkende Bewältigung von "Irritationen" aus "Struktureller Kopplung" ansieht. Gemäß der hier näher zu untersuchenden frühen Systemtheorie, bezieht sich das auf die Funktionaliät von System und Strukturen in ihrem Umweltbezug.
:<math> e = g \, \sin \theta_W \approx 0{,}481 \, g </math>&nbsp;.


Luhmann unterscheidet eine systemdifferentielle, nach Systemebenen differenzierte, und eine evolutionäre, auf gesellschaftliche Entwicklungsformationen bezogene Analyse von sozialen Systemtypen:<ref>Die folgenden Angaben beruhen auf Lit: Gabor Kiss, S.333ff. Kiss gibt als Quelle seiner Ausführungen an: "Die folgende Kurzfassung ist aufgrund eines unveröffentlichten Manuskriptes für fortgesetzte
== Reaktionen, Crossing-Symmetrie, Reaktionswahrscheinlichkeit ==
Veranstaltungen Luhmanns über „Gesellschaftstheorie" (Bielefeld  1973-1975) und meiner Teilnahme an diesen Veranstaltungen entstanden. Die Auswahl der - für ein Einfuhrungsbuch geeigneten - Schwerpunkte erfolgte nach Rücksprache mit Luhmann, dem ich für seine Bereitschaft, das Material verwenden zu dürfen, an dieser Stelle meinen besonderen Dank aussprechen möchte. (Lit.: Gabor Kiss, FN 2 Seite 333f.)</ref>


===== Interaktionssysteme =====
Zur Beschreibung eines schwachen Prozesses verwendet man üblicherweise die Schreibweise einer Reaktionsgleichung, wie
* Die Systembildung setzt die »wahrgenommene Anwesenheit« von Personen voraus;
* Es besteht Handlungszwang (der sich zumindest in einem aufmerksamen Zuhören äußern muß);
* Interaktionssysteme sind zwar durch Sinngehalte - wie z. B. Tausch, Warteschlange, Gruß, Kampf und dgl. - identifizierbar, doch macht die Lebendigkeit wechselseitiger Erwartungserwartungen diese Systeme in hohem Maße unstabil, fluktuierend und enttäuschungsgefährdet;
* »Fließende Systemgrenzen« ermöglichen keine »zeitliche Ordnungsgarantien und sachliche Strukturierungsleistungen«;
* Es gibt keine gemeinsame Informationsverarbeitung noch ein »höheres Abstraktions- und Kontrollpotential« (= »ungeordnetes System«).
* „Für das Funktionieren des Systems ist zumindest ein »gemeinsames Thema« erforderlich, das als »minimaler« Bezugspunkt die Aufmerksamkeit der Beteiligten und deren gemeinsame »Zuwendung zu einem Mittelpunkt« erforderlich macht. Die Beteiligten steuern verschiedene Beiträge zum jeweils gemeinsamen Thema bei“;
* „In diesem Handlungszusammenhang bilden sich nach situationsrelevanten Eigenschaften - wie z.B. rednerische Dominanz, Schönheit und dgl. -Vorformen der Rollendifferenzierungen heraus“;
* „Diese Konstellationen können unter Umständen Interesse an der Wiederholung der Begegnung und der Festlegung von Verhaltensregeln bewirken und »Vorkehrungen für die Anschließbarkeit weiteren Handelns« treffen (z. B. Kartenspieler)“;
* „Die »Vorkehrungen« - auch z. B. aus dem Interesse einer gemeinsamen Gedächtnispflege - können einen gewissen Grad an Spezifikation (in der Verfestigung von Rollendifferenzierungen) hervorbringen, zu der aber das Interaktionssystem »von sich aus« nicht in der Lage ist: Es bedarf dazu der Strukturvorgaben einer gesellschaftlich geordneten Umwelt, die in die Verhaltensprämissen der Interaktionsbeziehungen eingehen müssen - (Luhmann nennt das Beispiel des Krankenbesuchs eines Pfarrers, der die Anerkennung dieser Situation für die Aufnahme von Beziehungen zur Voraussetzung hat)“.


"Alles soziale Handeln »muß faktisch durch dieses Nadelöhr hindurch und wird durch die Eigengesetzlichkeit der Interaktionssysteme deformiert« - und obgleich die »Flüchtigkeit des Systembestandes« kein Verlaß bietet, ist gerade diese Unbeständigkeit das Normale und Sinnvolle an diesem Typus von Systemen. Die dominante Bedeutung »intermittierender Interaktionssysteme« ist vor allem - aber nicht allein! - für archaische Gesellschaften (vgl. unten) typisch. Infolge der zunehmenden Verflechtung intermittierender Interaktionssysteme kann ihr Spezifikationsgrad durch Schichten- und Rollendifferenzierung erhöht werden, was dann die »Ausdehnung der Möglichkeit von Strukturvorgaben« bewirkt. Zwischen die elementaren Interaktionssysteme schiebt sich dann eine »neuartige Ebene der Systembildung dazwischen« - die Ebene der Organisation." (Gabor Kiss: Seite 334f)
: <math>a + b \rightarrow c + d</math>


===== Organisationssysteme =====
Die Teilchen a und b werden also in einem Prozess zu den Teilchen c und d umgewandelt. Ist dieser Vorgang möglich, so sind auch alle anderen möglich, die nach der [[Vertauschungsregel des Kreuzens]] (engl. {{lang|en|crossing}}) entstehen. Ein Teilchen kann also auf die andere Seite der Reaktionsgleichung geschrieben werden, indem dort sein entsprechendes [[Antiteilchen]] notiert wird:
"Die wichtigste Funktion von Organisationssystemen kann in der »Festlegung« (= Spezifikation) spontaner, flukturierender und relativ »ungeordneter« Interaktionsprozesse auf berechenbare Abläufe strategisch wichtiger Handlungsprozesse gesehen werden. Luhmann betont, daß nur ein Teil des gesellschaftlichen und interaktionellen Handelns innerhalb organisierter Sozialsysteme verläuft: Organisation bezeichnet einen Systemtyp, der »um besonderer Leistung willen eingerichtet ist«. Das Wesentliche an diesen spezifischen Leistungen sollte nicht in erster Linie an der »Ausrichtung an Zielen« (vgl. oben, S. 213 [Bezug auf [[Parsons]]]), sondern an der spezifischen Art der Regelungen von Umweltverhältnissen gesehen werden:


»Das bedeutet unter anderem, daß ein organisiertes Sozialsystem stets mindestens zwei Umwelten unterscheiden muß: seine Mitglieder und Nichtmitglieder. Der Leistungsgewinn, der durch Organisation erzielt werden kann, beruht sehr wesentlich darauf, daß diese beiden Umwelten verschieden behandelt werden können, daß in beiden Richtungen verschiedenartige Einflußmittel zur Verfügung stehen und daß die unterschiedlichen Strategien beiden Umwelten gegenüber aufeinander abgestimmt werden; typisch in der Form, daß die Mitglieder arbeiten müssen, um eine Leistung zu erstellen, die Nichtmitglieder schätzen; diese aber dafür mit Geld, Prestigezuweisung oder sonstwie zahlen müssen, um es dem System zu ermöglichen, die Mitgliedschaft attraktiv zu erhalten« (Luhmann, Gesellschaftliche Organisation, in: Erziehungswissenschaftliches Handbuch, hrsg. Th. Ellwein, H. Groothoff u.a., Berlin 1969, I, (S. 387 - 405), S. 394. Zitiert nach Gabor Kiss: S. 335)". (Gabor Kiss: S. 335)
: <math>b \rightarrow c + d + \bar a </math>


Die Zitate werden hier ungekürzt wiedergegeben, weil es kaum möglich ist, eine verständliche kürzere Zusammenfassung zu geben. Hervorzuheben an der Aussage des letzten Zitates von Luhmann (alles in diesem Referat nach Gabor Kiss, was in Interklammern steht, ist Originalton Luhmann) ist, daß die Mitglieder sowie Nichtmitglieder einer Organisation ''Umwelt'' für dieses Organisationssystem sind. In dieser Phase seiner Systemtheorie gibt es noch Menschen bzw. Personen, hier in der Rolle von Mitgliedschaft, die aber nicht mit zum System dazugehören, sondern außenvor sind, nur ihre Handlungen sind zum System zugehörig. In seiner späteren Systemtheorie wird dies zu einem Verhältnis von "psychischen Systemen", die mit sozialen Systemen (=Kommunikationssystemen) "strukturell gekoppelt" sind. [[wikipedia:Strukturelle Kopplung|Strukturelle Kopplung]] meint da in etwa ein Verhältnis von [[Autopoiesis|autopoietischen]] Systemen, bzw. von einem System zur Umwelt, wo ein Austausch nur durch sog. "Irritationen" stattfindet. Was man sich in etwa so vorstellen kann, wie die Reibung zwischen zwei welligen Pappstücken (das eine Pappstück = System, das andere = Umwelt), aus der das System Information zieht. Bei diesem späteren Systementwurf ist der "Mensch" für Luhmann lediglich noch ein "semantisches Konstrukt".
Außerdem sind die Umkehrprozesse möglich.


Im Gegensatz zu Interaktionssystemen können sich in Organisationssystemen (statt segmentäre) funktional differenzierte Teilsysteme zur Erledigung spezifischer Aufgaben herausbilden. Obwohl Organisationen aus Interaktionen bestehen, gehen ihre Strukturbildungen über diese hinaus (insb. in der Stellenbildung mit Austauschbarkeit des Personals). Organisationsstrukturen können Interaktionsstrukturen "sprengen", und sie können zu Strukturänderungen in der gesellschaftlichen Umwelt führen. (vgl. Gabor Kiss, S.335ff)
: <math>c + d \rightarrow a + b</math>


===== Gesellschaftssysteme =====
: <math> c + d + \bar a \rightarrow b</math>
Während der Begriff Organisation ganz allgemein eine gewisse Faßlichkeit hat, auch wenn die näheren Bestimmungen umstritten sein mögen, gilt dies so keineswegs für den Begriff der "Gesellschaft". Es ist überaus unklar, was mit Gesellschaft gemeint sein soll, und oftmals entpuppt sich die Rede von Gesellschaft als leeres Wort, mit einem Platzhalter, der für alles und nichts stehen kann, wie "Gott".


"Unter Gesellschaft versteht Luhmann einen »Sonderhorizont«, der »für sinnhaftes Erleben und Handeln konstitutiv ist«" (Kiss: S. 337)
Ob diese Prozesse tatsächlich in der Natur beobachtet werden (also ihre Wahrscheinlichkeit, die sich um viele ''Größenordnungen'' unterscheiden kann), hängt nicht nur von der Stärke der schwachen Wechselwirkung ab, sondern unter anderem auch von [[Energie]], [[Masse (Physik)|Masse]] und [[Impuls]] der beteiligten Teilchen.


"Gesellschaft, ist das jeweils umfassendste System menschlichen Zusammenlebens. Über weitere einschränkende Merkmale besteht kein Einverständnis". (in: Lexikon zur Soziologie, 1973, Opladen. S. 235)
Für jede Reaktion gelten die bekannten Sätze der [[Energieerhaltungssatz|Energieerhaltung]], [[Impulserhaltung]] und [[Drehimpulserhaltung]], die nach dem [[Noether-Theorem]] mit den Invarianzen gegenüber [[zeit]]licher und [[Raum (Physik)|räumlicher]] [[Parallelverschiebung|Translation]] sowie [[Drehung]]en im Raum verbunden sind.


Moderne soziale Systeme sind nach Luhmann nicht mehr mittels des Schemas "Das Ganze ist mehr als seine Teile" zu verstehen, im Gegenteil:
Sind die Summen der Massen der beteiligten Teilchen auf der rechten Seite größer als auf der linken, so handelt es sich um eine [[endotherme Reaktion]], die nur möglich ist, wenn die Teilchen auf der linken Seite ausreichend [[kinetische Energie]] tragen. Sollte auf der linken Seite nur ein Teilchen stehen, dann ist die Reaktion in diesem Fall verboten, denn es gibt für ein massives Teilchen immer ein Bezugssystem, in dem dieses Teilchen in Ruhe ist (d.&nbsp;h., dass Masse aus dem Nichts erzeugt werden müsste, was nicht möglich ist). Auf der anderen Seite existiert für ein masseloses Teilchen auf der linken Seite nie ein Ruhesystem, sodass im Schwerpunktssystem der Teilchen auf der rechten Seite in diesem Fall die Impulserhaltung verletzt wäre.


"Die Anwendung dieses traditional ganzheitlich konzipierten Gesellschaftsbegriffs auf moderne Systeme hält Luhmann für falsch: Er meint, daß das »Ganze« — nämlich das Gesellschaftliche — weniger ist als die Summe seiner Teile und, daß das Handeln im Gesellschaftssystem nicht mit der Totalität sozialer Beziehungen gleichgesetzt werden kann, sondern - neben den Handlungen in Interaktions- und Organisationssystemen - nur einen Teil jener Systembildungsprozesse umfaßt, die nur zur Erhaltung der Gesellschaft als des umfassenderen Systems menschlichen Zusammenlebens beitragen. Das Sozialsystem schließt also dieser Konzeption nach das Gesellschaftssystem ein: Seine dominierenden Steuerungsfunktionen werden aber trotz dieser einschränkenden Begriffsbezeichnung keinesfalls geleugnet." (Kiss, S. 338)
Sind die Massen der eingehenden Teilchen größer als die Massen der erzeugten Teilchen, so ist die [[Exotherme Reaktion|Reaktion exotherm]], und die Differenz der Massen findet sich als Differenz der kinetischen Energien zwischen Ausgangsteilchen und erzeugten Teilchen wieder.


Man hat sich also einen Systemzusammenhang des Sozialen zu denken, in dem es Handeln in Interaktionsystemen, Organisationssystemen und dem Gesellschaftssystem quasi nebeneinander gibt. Gesellschaft ist ein Teilsystem des umfassenden sozialen Systems. Die Funktion des Gesellschaftssystems und das Prinzip seiner Bildung ist die Konstitution von Sinn:
== Prozesse ==
Man unterscheidet schwache Prozesse sowohl danach, ob Leptonen und/oder Quarks an ihnen beteiligt sind, als auch danach, ob der Prozess durch ein elektrisch geladenes <math>W^+</math>- oder <math>W^-</math>-Boson (geladene Ströme bzw. charged currents: CC) oder das neutrale <math>Z^0</math>-Boson (neutrale Ströme bzw. neutral currents: NC) vermittelt wurde. Die Bezeichnungen schwacher Prozesse lauten wie folgt:


"»nämlich dadurch, daß jeder Sinngehalt auf mögliche Auffassungen und Anschlußselektionen fremden Erlebens und Handelns verweist« und [es] garantiert dadurch eine geordnete Umwelt aller übrigen Sozialsysteme - also auch für Interaktions- und Organisationssysteme —;" (ebend.)
:{| class="wikitable" style="text-align:center"
|- class="hintergrundfarbe6"
! beteiligt
! colspan="2" | vermittelt durch
|-
|
|<math>W^{+}</math>,<math>W^{-}</math>
|<math>Z^0</math>
|-
|nur [[Quark (Physik)|Quarks]]
|„[[hadron]]isch geladen“
|„hadronisch neutral“
|-
|Quarks und Leptonen
|„semileptonisch geladen“
|„semileptonisch neutral“
|-
|nur [[Lepton]]en
|„leptonisch geladen“
|„leptonisch neutral“
|}


Das Gesellschaftssystem reguliert Sinngrenzen mit seinen zentralen Funktionen
Alle Reaktionen, an denen Neutrinos beteiligt sind, verlaufen ausschließlich über die schwache Wechselwirkung (die Gravitation vernachlässigt). Umgekehrt gibt es aber auch schwache Reaktionen ohne Beteiligung von Neutrinos.
* Generalisierung von Sinn (zeitlich, sachlich, sozial),
* Systemdifferenzierung (Bildung von Systemen in Systemen, z.B. funktionale Differenzierung)
* Evolutionssteuerung (zentrale Mechanismen, die Systembildung bewirken)


Diese Funktionen dienen jedoch der eigentlichen primären Funktion der Gesellschaft: Stabilisierung.
Ähnlich wie das [[Photon]] und im Gegensatz zu den W-Bosonen vermittelt das Z-Boson eine Wechselwirkung zwischen Teilchen, ohne die Teilchenart (genauer: [[Flavour]]) dabei zu verändern. Während das Photon aber nur Kräfte zwischen elektrisch geladenen Teilchen vermittelt, wechselwirkt das Z-Boson auch mit den ungeladenen Neutrinos. Bei neutralen Prozessen bleiben die beteiligten Fermionen unverändert (keine Änderung von Masse oder Ladung). Das Z<sup>0</sup>-Boson wirkt auf alle linkshändigen Fermionen und durch die [[Weinbergwinkel|Weinberg-Mischung]] auch auf die [[Chiralität (Physik)|rechtshändigen Anteile]] von geladenen Fermionen. Es ist nicht wie die W-Bosonen maximal [[Paritätsverletzung|paritätsverletzend]], da es einen Anteil des B<sup>0</sup>-Bosons enthält (siehe: [[Elektroschwache Wechselwirkung]]).


»Von allen Typen sozialer Systeme ist nur die Gesellschaft selbst mitsamt ihren funktionalen Subsystemen eine selbstsubstitutive Ordnung. Interaktionen können mit oder ohne Ersatz abgebrochen, Organisationen können aufgelöst und neu gegründet werden. Über den Wechsel befinden externe Instanzen, zum Beispiel einzelne Personen. Die Kontinuität der Gesellschaft ist jedoch eine unerläßliche Voraussetzung für das Diskontinuieren dieser anderen Systeme« (MS. Bielefeld 1974, S. 174, zitiert nach Kiss: 341)
Beispiele für neutrale Prozesse sind: Die Streuung zweier Elektronen aneinander (wird für geringe Energien aber durch die stärkere elektromagnetische Wechselwirkung überlagert und erst bei hohen Energien werden die Wechselwirkungen in der Stärke vergleichbar). Die Streuung von Myon-Neutrinos an Elektronen (keine konkurrierenden Prozesse, erster experimenteller Nachweis der neutralen Ströme 1973 am [[CERN]]).


Aus diesen Auffassungen Luhmanns mit der Konzeption von Subsystemen Wirtschaft, Politik usw. des Gesellschaftsystems, das selbst jedoch nur ein Teilsystem des sozialen Systems sei (in der Darstellung Gabor Kiss'), läßt sich folgern, daß es soziale Handlungen geben können muß, die nicht einem Subsystem der Gesellschaft zuzuordnen sind. Sie setzen allerdings das Gesellschaftssystem als Bedingung ihrer Möglichkeit  voraus, insofern jede soziale Handlung sinnorientiert ist.
=== Leptonischer Prozess ===
Ein elementarer geladener leptonischer Prozess ist ein Zerfallsprozess eines Leptons L in ein Lepton L' unter Beteiligung ihrer entsprechenden [[Neutrino]]s bzw. Antineutrinos (<math>\nu_L, \bar\nu_L</math>):


Was es mit diesem umfassenden Sozialsystem auf sich hat, wird in der Darstellung Kiss' nicht ganz klar, nicht mal, ob das Luhmann explizit so sieht, oder es eine Interpretation Kiss' ist. In den genannten Zitaten ist nur von "geordneter Umwelt" die Rede. Wenn es dieses umfassende Sozialsystem gibt, wo wären dann dessen Grenzen, und warum bekommt dann nicht dieses umfassende Sozialsystem den ''Namen'' Gesellschaft, und das Gesellschaftssystem etwa die Bezeichnung Kultursystem, was doch auch passen würde, wo das Gesellschaftssystem doch "Sinn konstituiert"?
:<math>L \rightarrow \nu_L + L^\prime + \bar\nu_{L^\prime}</math>


== Exkurs: Die Grenzen von Systemen und der intersystemische Austausch ==
Ein Beispiel dazu ist der Zerfall von [[Myon]]en:
Zu dem scheinbar leicht faßbaren Begriff des Systems gehört der Begriff der "Grenze". Ein System ist abgegrenzt zu seiner Umwelt, hat aber Beziehungen zur Umwelt. Diese Beziehungswirklichkeit ist auch bei Annahme [[Autopoiesis|autopoietisch]] geschlossener Systeme nicht aufgehoben.
 
Wie sich etablierte oder sich etablierende Systeme zur Umwelt verhalten ist wichtiges Forschungsgebiet der Sozialwissenschaften.
:<math>\mu^-\to e^- + \bar\nu_e + \nu_\mu</math>
Die besondere Schwierigkeit für die Forschung auf dem Gebiet ist die Verquickung von Begriff und Wahrnehmung mit dem aktiven Handeln und der realitätsbewirkenden Macht des Handelns, auch des sozialen Verhaltens ohne Handlungsintention. Der amerikanische [[Pragmatismus]] hat diesen <ref>Dies entspricht nicht dem populären Verständnis von "Pragmatismus". Die erkenntnistheoretische Position ist darüber hinaus, daß Wahrheit ein Produkt des Wollens ist, des Ja-Sagens zu einer zukünftigen Realität, die aber natürlich nur aus dem schon gegebenen gesetzmäßig hervorgehen kann, wobei die Freiheit der Fortsetzung dann zukünftige Realität schafft.</ref><ref>Der amerikanische Pragmatismus ist eine originäre Schöpfung des invasiven Amerikas, ist nicht 'anglo-amerikanisch', sondern Ergebnis des Kulturbedürfnisses entwurzelter Auswanderer, sich in einer fremden Welt zurecht zu finden, in der die mitgebrachten kulturellen Traditionen nutzlos waren. (nach [[wikipedia:George Herbert Mead|George Herbert Mead]])</ref>Aspekt zum Prinzip seiner Philosophie erhoben, und es ist in der Tat wahr, daß die soziale Realität ''mit''(?)<ref>Hieraus ergibt sich eine sehr schwierige Fragestellung mit Bezug auf das Eigentliche der Dreigliederungsidee Rudolf Steiners, die an anderer Stelle ausführlich zu erörtern ist.</ref> ein Ergebnis davon ist, wie Menschen über sie denken, und wie sie entsprechend handeln.
 
Dies gilt natürlich auch für die Wahrnehmung von Grenzen, und ihre Bestätigung oder ''Überschreitung'' im sozialen Handeln. Der Grenzbegriff ist in sich widersprüchlich. Eine Grenze ist eine Grenze und zugleich keine. Man kann zum Beispiel [[wikipedia:Korruption|Korruption]] als eine ''unerlaubte'' Überschreitung einer rechtlich bestimmten oder sozial anerkannten Grenze ansehen. In der implizit gegebenen Anerkennung des Verbots bei seiner Mißachtung wird die Grenze zwar bestätigt, aber mit einer massenhaften Überschreitung ist oft die Beschädigung oder gar Auflösung verbunden. Es gibt Länder oder Regionen, oder es gibt solche Verhältnisse zu Zeiten, in denen ohne Bestechung sich von den zuständigen Beamten nichts erreichen läßt, ihr Verhalten ökonomisch manipuliert ist, statt dem Prinzip der Gleichbehandlung zu folgen. Ähnlich im Verhältnis zwischen Wissenschaft (Kultursystem) und dem Ökonomischen, wenn z.B. ein von der Zigarettenindustrie bezahlter Wissenschaftler Forschungsergebnisse bezügl. der Schädlichkeit des Rauchens manipuliert.
wie auch die damit verbundenen Streuprozesse
Der Übergang von einem erlaubten oder erwünschten Verhalten bei Grenzüberschreitungen zu einem unerlaubten oder jedenfalls nicht wünschenswerten, oder unter anderem Aspekt objektiv schädlichen Verhalten kann fließend sein, wie beim [[wikipedia:Lobbyismus|Lobbyismus]], dessen grassierende Auswüchse demokratische Prinzipien zu untergraben drohen.
 
:<math>\mu^- + \bar\nu_\mu\to e^- + \bar\nu_e</math>
:<math>\mu^- + \nu_e\to e^- + \nu_\mu</math>
 
=== Semileptonischer Prozess ===
[[Datei:BetaDecay.svg|mini|Betazerfall des Neutrons]]
Bei einem elementaren geladenen semileptonischen Prozess sind neben Leptonen auch Quarks bzw. Antiquarks (<math>q_1,\bar q_2</math>) beteiligt:
 
:<math>q_1 + \bar q_2 \rightarrow L + \bar\nu_L</math>
 
Ein Beispiel für einen semileptonischen Prozess ist der bereits genannte [[Betazerfall|β<sup>−</sup>-Zerfall]] des [[Neutron]]s, bei welchem sich ein Down-Quark des Neutrons in ein Up-Quark umwandelt:
 
:<math>d^{-\frac 1 3} \rightarrow u^{+\frac 2 3} + e^- + \bar \nu_e</math> (Quarkdarstellung)
 
Dadurch wird ein Neutron ''n = udd'' zu einem Proton ''p = uud'':
 
:<math>n \rightarrow p + e^- + \bar \nu_e</math> (Hadronendarstellung)
 
Ein Down- und ein Up-Quark sind unbeteiligt. Sie werden „Zuschauerquarks“ (engl. spectator quarks) genannt.
 
Dieser Prozess wird durch ein <math>W^-</math>-Boson vermittelt, wobei das negativ geladene Down-Quark in ein positiv geladenes Up-Quark umgewandelt wird — die negative Ladung wird durch ein <math>W^-</math>-Boson „weggetragen“. <math>d^{-1/3}</math> und <math>u^{+2/3}</math> müssen also Quarks sein, deren Ladungsdifferenz gerade <math>-e</math> ist.
 
Weitere Beispiele von semileptonischen Prozessen sind:
 
:<math>\pi^- \equiv d + \bar u \to \mu^- + \bar\nu_\mu</math>
:<math>K^- \equiv s + \bar u \to \mu^- + \bar\nu_\mu</math>
 
=== Hadronischer Prozess ===
[[Datei:KaonDecay.svg|mini|Kaon-Zerfall]]
Bei einem elementaren geladenen hadronischen (bzw. nichtleptonischen) Prozess sind nur Quarks bzw. Antiquarks beteiligt:
 
:<math>q_1 + \bar q_2 \rightarrow q_3 + \bar q_4</math>
 
Der [[Kaon]]-Zerfall ist ein gutes Beispiel für einen hadronischen Prozess
 
Quarkdarstellung: <math>\bar s^{+\frac 1 3} \rightarrow u^{+\frac 2 3} + \bar u^{-\frac 2 3}+ \bar d^{+\frac 1 3}</math>
 
Hadronendarstellung: <math>K^+ \rightarrow \pi^+ + \pi^0</math>
 
Wobei die beteiligten Teilchen folgendermaßen aufgebaut sind: <math>K^+ = u\bar s</math> und <math>\pi^+ = u\bar d</math> sowie <math>\pi^0 = u\bar u</math>. Bei diesem Prozess ist das Up-Quark des Kaons wieder ein unbeteiligter Zuschauer. Die positive Ladung des Strange-Antiquarks wird durch ein <math>W^+</math>-Boson weggetragen. Durch diesen Austausch ändert das Quark seinen [[Quark (Physik)|Flavor]] zu einem Anti-Up-Quark.
 
Weitere Beispiele von hadronischen Prozessen sind zwei Zerfallskanäle des [[Λ-Baryon]]s:
 
:<math>\Lambda^0 \equiv (u,d,s) \to (u,d,u) + (\bar u, d) \equiv p + \pi^-</math>
:<math>\Lambda^0 \equiv (u,d,s) \to (u,d,d) + (\bar u, u) \equiv n + \pi^0</math>
 
== Teilchenumwandlungen ==
 
Bei geladenen Strömen der schwachen Wechselwirkung können sich nur Teilchen aus demselben [[Multiplizität|Dublett]] ineinander umwandeln:
 
:<math>\begin{pmatrix}\nu_{e}\\ e^{-} \end{pmatrix}_{L}\ ,\quad\begin{pmatrix}\nu_{\mu}\\ \mu^{-} \end{pmatrix}_{L}\ ,\quad\begin{pmatrix}\nu_{\tau}\\ \tau^{-} \end{pmatrix}_{L}\ ,\quad\begin{pmatrix}u^{\frac{2}{3}}\\ (d^{\prime})^{-\frac{1}{3}} \end{pmatrix}_{L}\ ,\quad\begin{pmatrix}c^{\frac{2}{3}}\\ (s^{\prime})^{-\frac{1}{3}} \end{pmatrix}_{L}\ ,\quad\begin{pmatrix}t^{\frac{2}{3}}\\ (b^{\prime})^{-\frac{1}{3}} \end{pmatrix}_{L}</math>
 
Es handelt sich nur um linkshändige Fermionen. Diese besitzen einen schwachen Isospin <math>T=1/2</math>, wobei die dritte Komponente des schwachen Isospins für die oberen Teilchen <math>T_3 = +1/2</math> und die unteren <math>T_3 = -1/2</math> ist. Die [[schwache Hyperladung]] <math>Y_W=2(Q - T_3)</math>, also die doppelte Differenz aus elektrischer Ladung und dritter schwacher Isospinkomponente, ist innerhalb eines Dubletts konstant. Sie beträgt für die Leptonendubletts <math>Y_W=-1</math> und für die Quarkdubletts <math>Y_W=1/3</math>.
 
Rechtshändige Fermionen koppeln nicht an W-Bosonen und tragen deshalb keinen schwachen Isospin. Weiterhin stellt man fest, dass [[Neutrino]]s in der Natur nur linkshändig vorkommen ([[Goldhaber-Experiment]]). Somit werden rechtshändige Fermionen als [[Multiplizität|Singuletts]] <math>T=T_3=0</math> beschrieben. Da die geladenen Ströme ausschließlich an die linkshändigen Dubletts koppeln, tritt bei diesen Vorgängen eine maximale Verletzung der Parität auf. Experimentell wurde dies im [[Wu-Experiment]] untersucht und durch die [[V-A-Theorie]] erklärt.
 
Bei den Quarks sind die Dubletts (u,d'), (c,s'), (t,b') Eigenzustände der schwachen Wechselwirkung und nicht (u,d), (c,s), (t,b). Die Zustände der gestrichenen Teilchen sind jeweils eine Linearkombination von drei Zuständen. D.h. die gestrichenen Quarkzustände <math>d^\prime, s^\prime, b^\prime</math> sind gegenüber den Quarkzuständen <math>d, s, b</math> wie folgt rotiert:<ref>J. Beringer et al., [[Particle Data Group]], PR D86, 010001 (2012), [http://pdg.lbl.gov/2012/reviews/rpp2012-rev-ckm-matrix.pdf THE CKM QUARK-MIXING MATRIX]</ref>
 
:<math>\begin{pmatrix}|d^{\prime}\rangle\\ |s^{\prime}\rangle\\ |b^{\prime}\rangle \end{pmatrix} = \mathbf{V}\begin{pmatrix}|d\rangle\\ |s\rangle\\ |b\rangle \end{pmatrix} \quad\text{mit}\quad |\mathbf{V}|\approx \begin{pmatrix}0{,}9743 & 0{,}2253 & 0{,}0035\\ 0{,}2252 & 0{,}9734 & 0{,}0412\\ 0{,}0087 & 0{,}0404 & 0{,}9991 \end{pmatrix}</math>
 
[[Datei:Weak decay diagram.svg|mini|hochkant=1.6|Masse-Ladung-Diagramm der Quarks und ihre Zerfallsmöglichkeiten unter schwacher Wechsel&shy;wirkung (Je feiner gestrichelt die Pfeile, desto unwahrscheinlicher ist der Prozess.)]]
Dabei ist <math>\mathbf{V}</math> die sog. [[CKM-Matrix]]. Diese ist [[Unitäre Matrix|unitär]] und hat vier unabhängige Parameter. Die Quadrate der Elemente der angegebenen Matrix <math>|\mathbf{V}|</math> sind proportional zu den Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen den Quarks.
 
:{| class="wikitable"
|-
! <math>|V_{ij}|^2</math> !! d !! s !! b
|-
! scope="row" | u
| 0,9492 || 0,0508 || 0,00001
|-
! scope="row" | c
| 0,0507 || 0,9476 || 0,0017
|-
! scope="row" | t
| 0,00007 || 0,0016 || 0,9983
|}
 
Die Übergänge innerhalb derselben Quarkfamilie (u,d), (c,s), (t,b) finden am häufigsten statt, da die Diagonalelemente die größten Übergangswahrscheinlichkeiten anzeigen. Es besteht mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch die Möglichkeit, dass sich die [[Generation (Teilchenphysik)|Generation]] des Teilchens ändert. Dieses Verhalten wird dadurch verursacht, dass die Masseneigenzustände nicht mit den so genannten Wechselwirkungseigenzuständen übereinstimmen.
 
Der Zerfall von Quarks oder Leptonen durch neutrale Ströme, also z.&nbsp;B. die Übergänge c&nbsp;→&nbsp;u oder s&nbsp;→&nbsp;d oder μ&nbsp;→&nbsp;e wurden bisher nicht beobachtet.
 
== Neutrinooszillationen ==
 
Die Neutrino-Eigenzustände der schwachen Wechselwirkung <math>|\nu_e\rangle</math>, <math>|\nu_\mu\rangle</math>, <math>|\nu_\tau\rangle</math> (Flavour-Zustände sind Eigenzustände des schwach wechselwirkenden Teils des Hamilton-Operators) sind nicht identisch mit den Eigenzuständen des Massenoperators <math>|\nu_1\rangle</math>, <math>|\nu_2\rangle</math>, <math>|\nu_3\rangle</math> (Eigenzustände des kinematischen Teils des Hamilton-Operators). Analog zur CKM-Matrix lässt sich hier die sog. Pontecorvo-Maki-Nakagawa-Sakata (PMNS)-Matrix einführen:
 
:<math>\begin{pmatrix}|\nu_{e}\rangle\\ |\nu_{\mu}\rangle\\ |\nu_{\tau}\rangle \end{pmatrix} =\mathbf{U}\begin{pmatrix}|\nu_{1}\rangle\\ |\nu_{2}\rangle\\ |\nu_{3}\rangle \end{pmatrix}</math>
 
Aktuelle Werte liegen bei:<ref>Fogli et al. (2012): ''Global analysis of neutrino masses, mixings and phases: entering the era of leptonic CP violation searches''</ref>
 
:<math>\mathbf{U}\approx\begin{pmatrix} 0{,}82 & 0{,}55 & - 0{,}15 + 0{,}045\,\mathrm{i}\\ -0{,}35 + 0{,}023\,\mathrm{i} &  0{,}70 + 0{,}015\,\mathrm{i} & 0{,}62\\ 0{,}45 + 0{,}028\,\mathrm{i} & -0{,}46 + 0{,}019\,\mathrm{i} & 0{,}77 \end{pmatrix} </math>
 
:<math>\mathbf{U}^{2}=\begin{pmatrix} 0{,}68 & 0{,}30 & 0{,}024\\ 0{,}13 & 0{,}49 & 0{,}38\\ 0{,}20 & 0{,}21 & 0{,}59 \end{pmatrix}</math>
 
Die Matrix hat große Werte auch außerhalb der Diagonalen. Dies unterscheidet sie von der CKM-Matrix und führt zu einer starken Mischung der Neutrinofamilien mit der Zeit.
 
:<math>\begin{pmatrix}|\nu_{e}(t)\rangle\\ |\nu_{\mu}(t)\rangle\\ |\nu_{\tau}(t)\rangle \end{pmatrix} =\mathbf{U} \begin{pmatrix}\exp(-iE_{\nu_{1}}t/\hbar)\,|\nu_{1}\rangle\\ \exp(-iE_{\nu_{2}}t/\hbar)\,|\nu_{2}\rangle\\ \exp(-iE_{\nu_{3}}t/\hbar)\,|\nu_{3}\rangle\end{pmatrix} \quad\text{mit}\quad E_{\nu_{i}}=\sqrt{p^{2}c^{2}+m_{\nu_{i}}^{2}c^{4}}</math>
 
Wurde ein Neutrino ursprünglich mit einem bestimmten dieser drei [[Flavour]]s erzeugt, so kann eine spätere [[Quantenmessung]] einen anderen Flavour ergeben (Erhaltung der Leptonenfamilienzahlen ist verletzt). Da die Wahrscheinlichkeiten für jeden Flavour sich periodisch mit der Ausbreitung des Neutrinos ändern, spricht man von [[Neutrinooszillation]]en.
 
Beim Zerfall eines (linkshändigen) Leptons durch die schwache Wechselwirkung ändert sich während der Wechselwirkung nicht der Flavour (Erhaltung der [[Leptonenzahl|Leptonenfamilienzahl]] in jedem [[Feynman-Diagramm|Wechselwirkungsvertex]]), jedoch können sich entstehende Neutrinos in der weiteren Zeitevolution ineinander umwandeln, wodurch sich der Flavour ändert und somit die Leptonenfamilienzahl-Erhaltung verletzt ist. Die Leptonenzahl ist jedoch bei dieser Oszillation stets erhalten.
 
Hätten die Neutrinos keine Masse, dann wäre jeder Flavorzustand auch ein Eigenzustand des Massenoperators. Folglich könnte man keine Flavor-Oszillationen beobachten.
 
== Zum Thema "Lagrange-Dichte" siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Schwache Wechselwirkung}}
 
== Geschichte ==
Die schwache Wechselwirkung wurde zuerst beim [[Betazerfall]] entdeckt (für dessen Geschichte siehe den Artikel Betazerfall).<ref>Eine Übersicht gibt auch Paul Langacker in [http://www.sns.ias.edu/~pgl/talks/EWHist.pdf diesem] Vortrag, STIAS, Januar 2011</ref> Die Entdeckung, dass der Betazerfall ein kontinuierliches Spektrum zeigte und scheinbar die [[Energieerhaltung]] verletzte, führte [[Wolfgang Pauli]] 1930 zur Postulierung des [[Neutrino]]s als drittem Zerfallspartner. Darauf aufbauend gab, nachdem 1932 auch noch das Neutron entdeckt worden war, [[Enrico Fermi]] 1934 eine erste Theorie des Betazerfalls.<ref>Fermi, Versuch einer Theorie der eta-Strahlen. I, Zeitschrift für Physik, Band 88, 1934, S. 161, in Italienisch erschienen als: Tentativo di una teoria dei raggi β, Il Nuovo Cimento, Band 11, 1934, S. 1–19.</ref> Sie hatte einen ähnlichen Aufbau wie die Quantenelektrodynamik (QED), aber die Form einer Stromkopplung mit verschwindender Reichweite und mit einer dimensionsbehafteten Kopplungskonstante. Sie war im Gegensatz zur QED nicht [[Renormierung|renormierbar]]. Weitere Fortschritte in den 1930er Jahren waren die Auswahlregeln von [[George Gamow]] und [[Edward Teller]] (Gamow-Teller-Übergänge, 1936) und die Entdeckung der Rolle der schwachen Wechselwirkung bei der Nukleosynthese in Sternen durch Gamow und [[Hans Bethe]] (1938) und bei der Bildung von Neutronensternen in Supernovae ([[Robert Oppenheimer]], [[Lew Landau]]). Außerdem wurden bis in die 1950er Jahre neue schwache Prozesse entdeckt wie die Zerfälle von [[Myon]]en, [[Pion]]en, [[Kaon]]en und [[Hyperon]]en. In den 1950er Jahren wurde die [[Paritätsverletzung]] der schwachen Wechselwirkung entdeckt (theoretisch vorgeschlagen von [[Tsung-Dao Lee]], [[Chen Ning Yang]] 1956, experimentell entdeckt durch [[Chien-Shiung Wu]] 1957). Das wurde in der V-A-Theorie der schwachen Wechselwirkung von [[Richard Feynman]] und [[Murray Gell-Mann]] einerseits und [[Robert Marshak]] und [[George Sudarshan]] andererseits 1958 eingebaut, ein wichtiger Schritt zur modernen Theorie der schwachen Wechselwirkung im [[Standardmodell]]. Dazu trugen [[Sheldon Lee Glashow]], [[Abdus Salam]] und [[Steven Weinberg]] mit der Vereinigung von elektromagnetischer und schwacher Wechselwirkung Ende der 1960er Jahre bei (mit Einführung massiver Vektorbosonen, deren Austausch die punktförmige Wechselwirkung in der Fermi-Theorie ersetzte), sowie [[Makoto Kobayashi (Physiker)|Makoto Kobayashi]] and [[Toshihide Maskawa]] mit dem Einbau der 1964 von [[James Cronin]] und [[Val Fitch]] entdeckten CP-Verletzung in die Theorie über ihre KM-Matrix bzw. [[CKM-Matrix]] (zusätzlich nach [[Nicola Cabibbo]], der zur Beschreibung schwacher Zerfälle [[Strangeness|seltsamer]] Teilchen 1963 den Cabibbo-Winkel einführte).
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Schwache Wechselwirkung}}
 
== Literatur ==
* B. Povh, K. Rith, C. Scholz, F. Zetsche: ''Teilchen und Kerne.'' 8. Auflage. Springer, Berlin 2009, ISBN 978-3-540-68075-8
* C. Berger: ''Elementarteilchenphysik.'' 2. Auflage. Springer, Berlin 2006, ISBN 978-3-540-23143-1
* E. A. Paschos: ''Electroweak Theory.'' 1. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-86098-7


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />
== Werke (Auswahl) ==
*''Funktionen und Folgen formaler Organisation'' (1964)
*''Zweckbegriff und Systemrationalität'' (1968) ''(Ein Klassiker der [[wikipedia:Organisationssoziologie|Organisationssoziologie]]; [http://www.suhrkamp.de/buecher/zweckbegriff_und_systemrationalitaet-niklas_luhmann_27612.pdf Suhrkamp Klappentext])''
*''Rechtssoziologie'' (1980)
* ''Soziologische Aufklärung.'' (Bd. 1, Heute Bd. 1 - 6 Sammelband), Westdeutscher Verlag, Opladen 1970
* ''Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie. Was leistet die Systemforschung? ''(zus. mit [[Jürgen Habermas]]), Frankfurt am Main 1971, ISBN 978-3-518-06358-3.


''Geeignete Einstiegsliteratur:''
{{Navigationsleiste Die vier Grundkräfte der Physik}}
*Liebe als Passion: Zur Codierung von Intimität Suhrkamp, 1982 ''(Luhmanns schönstes Buch, heißt es. Untersucht die Genese (bzw. die Genese des Ideals) der romantischen Liebe)''
*Ökologische Kommunikation: Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen? 1986 ''(An einem populären Thema stellt Luhmann alle wesentlichen Aspekte seiner späteren Systemtheorie vor. Das Buch ist von ihm möglichst einfach und verständlich gehalten, und insofern als Einführung geeignet)''


== Literatur ==
[[Kategorie:Kernphysik]]
* Gabor Kiss: ''Einführung in die soziologischen Theorien II'' (Studienbücher zur Sozialwissenschaft 27), 3. Aufl. 1977, Westdeutscher Verlag, Opdaden, ISBN 3531211498
[[Kategorie:Teilchenphysik]]
[[Kategorie:Quantenfeldtheorie]]


== Weblinks ==
{{Wikipedia}}
*[http://bildungsforschung.org/index.php/bildungsforschung/article/download/104/pdf Michael Reder 2010: Habermas-Luhmann Debatte  "revisited" (mit Aspekt auf Religionstheorie) (''Reder ist Professor für [[Sozialphilosophie]] an der [[wikipedia:Hochschule für Philosophie München|Hochschule für Philosophie München]]'')]
*[http://www.ndr.de/geschichte/koepfe/luhmann130.html NDR.de Notiz 2008 Die Habermas-Luhmann-Kontroverse]
[[Kategorie: Soziologie und Anthroposophie]]
*[http://www.ndr.de/geschichte/koepfe/luhmann100.html NDR.de Niklas Luhmann. Der Mann mit dem Zettelkasten. Portrait 2008]
*[http://geloggd.alexander-filipovic.de/category/allgemein Einblicke in die frühe Phase gibt ein Luhmann-Interview von Ulrich Boehm aus dem Jahr 1973 (Video)]
{{wikipedia}}

Version vom 1. Januar 2019, 06:01 Uhr

Der Betazerfall eines Atomkerns erfolgt durch schwache Wechselwirkung. Dabei wandelt sich ein Neutron in ein Proton, ein Elektron und ein Elektron-Antineutrino um.

Die schwache Wechselwirkung (auch schwache Kernkraft genannt, vereinzelt auch β-Wechselwirkung) ist eine der vier Grundkräfte der Physik. Im Gegensatz zu den aus dem Alltag bekannten Wechselwirkungen der Gravitation und des Elektromagnetismus wirkt sie jedoch nur auf sehr kurze Distanzen. Dabei kann sie wie andere Kräfte für Energie- und Impuls-Austausch sorgen, wirkt aber vor allem bei Zerfällen oder Umwandlungen der beteiligten Teilchen, etwa dem Betazerfall bestimmter radioaktiver Atomkerne. Durch die schwache Wechselwirkung lassen sich keine gebundenen Zustände bilden, was sie von den anderen drei Wechselwirkungen unterscheidet.

Entscheidende Bedeutung für das Leben auf der Erde hat die schwache Wechselwirkung durch ihre Rolle bei der Fusion von Wasserstoff zu Helium in der Sonne (Proton-Proton-Reaktion), da nur durch sie die Umwandlung von Protonen in Neutronen möglich ist. So entsteht aus vier Protonen (den Wasserstoffkernen) über mehrere Zwischenschritte ein stabiler Heliumkern mit zwei Protonen und zwei Neutronen. Durch diesen Prozess setzt die Sonne Energie frei. Aufgrund der geringen Stärke der schwachen Wechselwirkung läuft dieser Prozess so langsam ab, dass die Sonne schon seit 4,5 Milliarden Jahren stabil leuchtet und dies voraussichtlich noch fünf bis sechs Milliarden Jahre tun wird.

Überblick

Die schwache Wechselwirkung lässt sich in geladene Ströme und ungeladene Ströme unterscheiden. Geladene Ströme wirken zwischen allen (linkshändigen) Quarks und (linkshändigen) Leptonen sowie den (rechtshändigen) Antiquarks und (rechtshändigen) Anti-Leptonen. Ungeladene Ströme wirken zwischen denselben Teilchen, die durch geladene Ströme wechselwirken, aber zusätzlich auch zwischen allen geladenen (Anti-)Quarks und (Anti-)Leptonen unabhängig von ihrer Chiralität.

Die elektromagnetische ist ca. 1011 Mal, die starke Wechselwirkung ca. 1013 Mal stärker als die schwache Wechselwirkung. Wie die starke und die elektromagnetische Wechselwirkung wird sie durch den Austausch von Eichbosonen beschrieben. Diese Austauschteilchen der schwachen Wechselwirkung sind das neutrale Z-Boson sowie die beiden positiv bzw. negativ geladenen W-Bosonen. Da diese massiv sind, hat die schwache Kraft nur eine extrem kurze Reichweite unterhalb eines Atomkernradiuses.

Die schwache Wechselwirkung lässt sich am einfachsten bei Zerfällen von Quarks oder Leptonen beobachten. In Streuexperimenten hingegen ist diese eher schwer zugänglich, da sie bei geladenen Leptonen oder Hadronen von der starken bzw. elektromagnetischen Wechselwirkung überlagert wird. Teilchen, die weder der starken noch der elektromagnetischen Wechselwirkung unterliegen (keine Farbladung und keine elektrische Ladung tragen), sind die ungeladenen Leptonen, also die Neutrinos, die aber in Streuexperimenten äußerst kleine Wirkungsquerschnitte besitzen.

Die schwache Wechselwirkung verletzt die Paritätserhaltung, wie im Wu-Experiment nachgewiesen wurde. Außerdem verletzt sie die CP-Erhaltung etwa beim Zerfall des ungeladenen K0-Mesons (Kaonen).

Eine Quantenfeldtheorie, die die schwache Wechselwirkung zusammen mit der elektromagnetischen Wechselwirkung beschreibt, ist das Glashow-Weinberg-Salam-Modell. Man spricht in dieser Formulierung auch von zwei Aspekten der elektroschwachen Wechselwirkung, die durch den Higgs-Mechanismus vereinheitlicht werden.

Austauschteilchen

Die Austauschteilchen der schwachen Wechselwirkung sind massive Vektorbosonen. Sie haben den Spin 1. Ihr Verhalten kann durch die Proca-Gleichung beschrieben werden.

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht der Eigenschaften der Austauschteilchen (Masse und Resonanzbreite nach Particle Data Group, Lebensdauer über die Energie-Zeit-Unschärferelation berechnet):

Boson Masse
(GeV/c2)
Resonanzbreite
(GeV)
Lebensdauer
(s)

Die Reichweite lässt sich grob abschätzen, indem man annimmt, dass sich die Teilchen während ihrer Lebensdauer (im Ruhesystems des Teilchens) mit 71 % der Lichtgeschwindigkeit im Laborsystem bewegen (Lorentzfaktor ): . Dies ergibt für eine Lebensdauer von 3·10−25 s eine Reichweite von etwa 0,09 Femtometer – der kleinste Atomkern, das Proton, hat einen Durchmesser von etwa 1,7 Femtometer.

In der elektroschwachen Theorie ist das Massenverhältnis von W- und Z-Bosonen mit dem Weinbergwinkel (CODATA 2014) verknüpft

 .

Als Konsequenz der Weinbergmischung ergibt sich, dass die Kopplungsstärke der Z-Bosonen nicht mit der der W-Bosonen identisch ist. Die Kopplungsstärke des W-Bosons an ein linkshändiges Fermion ist gegeben durch

,

die Kopplungsstärke des an ein Fermion ist dagegen durch

 ,

wobei die Ladung des Fermions in Einheiten der Elementarladung ist. bezeichnet die dritte Komponente des schwachen Isospins. Für linkshändige Neutrinos gilt beispielsweise .

Die Kopplungsstärken von schwacher und elektromagnetischer Wechselwirkung hängen zusammen über

 .

Reaktionen, Crossing-Symmetrie, Reaktionswahrscheinlichkeit

Zur Beschreibung eines schwachen Prozesses verwendet man üblicherweise die Schreibweise einer Reaktionsgleichung, wie

Die Teilchen a und b werden also in einem Prozess zu den Teilchen c und d umgewandelt. Ist dieser Vorgang möglich, so sind auch alle anderen möglich, die nach der Vertauschungsregel des Kreuzens (engl. crossing) entstehen. Ein Teilchen kann also auf die andere Seite der Reaktionsgleichung geschrieben werden, indem dort sein entsprechendes Antiteilchen notiert wird:

Außerdem sind die Umkehrprozesse möglich.

Ob diese Prozesse tatsächlich in der Natur beobachtet werden (also ihre Wahrscheinlichkeit, die sich um viele Größenordnungen unterscheiden kann), hängt nicht nur von der Stärke der schwachen Wechselwirkung ab, sondern unter anderem auch von Energie, Masse und Impuls der beteiligten Teilchen.

Für jede Reaktion gelten die bekannten Sätze der Energieerhaltung, Impulserhaltung und Drehimpulserhaltung, die nach dem Noether-Theorem mit den Invarianzen gegenüber zeitlicher und räumlicher Translation sowie Drehungen im Raum verbunden sind.

Sind die Summen der Massen der beteiligten Teilchen auf der rechten Seite größer als auf der linken, so handelt es sich um eine endotherme Reaktion, die nur möglich ist, wenn die Teilchen auf der linken Seite ausreichend kinetische Energie tragen. Sollte auf der linken Seite nur ein Teilchen stehen, dann ist die Reaktion in diesem Fall verboten, denn es gibt für ein massives Teilchen immer ein Bezugssystem, in dem dieses Teilchen in Ruhe ist (d. h., dass Masse aus dem Nichts erzeugt werden müsste, was nicht möglich ist). Auf der anderen Seite existiert für ein masseloses Teilchen auf der linken Seite nie ein Ruhesystem, sodass im Schwerpunktssystem der Teilchen auf der rechten Seite in diesem Fall die Impulserhaltung verletzt wäre.

Sind die Massen der eingehenden Teilchen größer als die Massen der erzeugten Teilchen, so ist die Reaktion exotherm, und die Differenz der Massen findet sich als Differenz der kinetischen Energien zwischen Ausgangsteilchen und erzeugten Teilchen wieder.

Prozesse

Man unterscheidet schwache Prozesse sowohl danach, ob Leptonen und/oder Quarks an ihnen beteiligt sind, als auch danach, ob der Prozess durch ein elektrisch geladenes - oder -Boson (geladene Ströme bzw. charged currents: CC) oder das neutrale -Boson (neutrale Ströme bzw. neutral currents: NC) vermittelt wurde. Die Bezeichnungen schwacher Prozesse lauten wie folgt:

beteiligt vermittelt durch
,
nur Quarks hadronisch geladen“ „hadronisch neutral“
Quarks und Leptonen „semileptonisch geladen“ „semileptonisch neutral“
nur Leptonen „leptonisch geladen“ „leptonisch neutral“

Alle Reaktionen, an denen Neutrinos beteiligt sind, verlaufen ausschließlich über die schwache Wechselwirkung (die Gravitation vernachlässigt). Umgekehrt gibt es aber auch schwache Reaktionen ohne Beteiligung von Neutrinos.

Ähnlich wie das Photon und im Gegensatz zu den W-Bosonen vermittelt das Z-Boson eine Wechselwirkung zwischen Teilchen, ohne die Teilchenart (genauer: Flavour) dabei zu verändern. Während das Photon aber nur Kräfte zwischen elektrisch geladenen Teilchen vermittelt, wechselwirkt das Z-Boson auch mit den ungeladenen Neutrinos. Bei neutralen Prozessen bleiben die beteiligten Fermionen unverändert (keine Änderung von Masse oder Ladung). Das Z0-Boson wirkt auf alle linkshändigen Fermionen und durch die Weinberg-Mischung auch auf die rechtshändigen Anteile von geladenen Fermionen. Es ist nicht wie die W-Bosonen maximal paritätsverletzend, da es einen Anteil des B0-Bosons enthält (siehe: Elektroschwache Wechselwirkung).

Beispiele für neutrale Prozesse sind: Die Streuung zweier Elektronen aneinander (wird für geringe Energien aber durch die stärkere elektromagnetische Wechselwirkung überlagert und erst bei hohen Energien werden die Wechselwirkungen in der Stärke vergleichbar). Die Streuung von Myon-Neutrinos an Elektronen (keine konkurrierenden Prozesse, erster experimenteller Nachweis der neutralen Ströme 1973 am CERN).

Leptonischer Prozess

Ein elementarer geladener leptonischer Prozess ist ein Zerfallsprozess eines Leptons L in ein Lepton L' unter Beteiligung ihrer entsprechenden Neutrinos bzw. Antineutrinos ():

Ein Beispiel dazu ist der Zerfall von Myonen:

wie auch die damit verbundenen Streuprozesse

Semileptonischer Prozess

Betazerfall des Neutrons

Bei einem elementaren geladenen semileptonischen Prozess sind neben Leptonen auch Quarks bzw. Antiquarks () beteiligt:

Ein Beispiel für einen semileptonischen Prozess ist der bereits genannte β-Zerfall des Neutrons, bei welchem sich ein Down-Quark des Neutrons in ein Up-Quark umwandelt:

(Quarkdarstellung)

Dadurch wird ein Neutron n = udd zu einem Proton p = uud:

(Hadronendarstellung)

Ein Down- und ein Up-Quark sind unbeteiligt. Sie werden „Zuschauerquarks“ (engl. spectator quarks) genannt.

Dieser Prozess wird durch ein -Boson vermittelt, wobei das negativ geladene Down-Quark in ein positiv geladenes Up-Quark umgewandelt wird — die negative Ladung wird durch ein -Boson „weggetragen“. und müssen also Quarks sein, deren Ladungsdifferenz gerade ist.

Weitere Beispiele von semileptonischen Prozessen sind:

Hadronischer Prozess

Kaon-Zerfall

Bei einem elementaren geladenen hadronischen (bzw. nichtleptonischen) Prozess sind nur Quarks bzw. Antiquarks beteiligt:

Der Kaon-Zerfall ist ein gutes Beispiel für einen hadronischen Prozess

Quarkdarstellung:

Hadronendarstellung:

Wobei die beteiligten Teilchen folgendermaßen aufgebaut sind: und sowie . Bei diesem Prozess ist das Up-Quark des Kaons wieder ein unbeteiligter Zuschauer. Die positive Ladung des Strange-Antiquarks wird durch ein -Boson weggetragen. Durch diesen Austausch ändert das Quark seinen Flavor zu einem Anti-Up-Quark.

Weitere Beispiele von hadronischen Prozessen sind zwei Zerfallskanäle des Λ-Baryons:

Teilchenumwandlungen

Bei geladenen Strömen der schwachen Wechselwirkung können sich nur Teilchen aus demselben Dublett ineinander umwandeln:

Es handelt sich nur um linkshändige Fermionen. Diese besitzen einen schwachen Isospin , wobei die dritte Komponente des schwachen Isospins für die oberen Teilchen und die unteren ist. Die schwache Hyperladung , also die doppelte Differenz aus elektrischer Ladung und dritter schwacher Isospinkomponente, ist innerhalb eines Dubletts konstant. Sie beträgt für die Leptonendubletts und für die Quarkdubletts .

Rechtshändige Fermionen koppeln nicht an W-Bosonen und tragen deshalb keinen schwachen Isospin. Weiterhin stellt man fest, dass Neutrinos in der Natur nur linkshändig vorkommen (Goldhaber-Experiment). Somit werden rechtshändige Fermionen als Singuletts beschrieben. Da die geladenen Ströme ausschließlich an die linkshändigen Dubletts koppeln, tritt bei diesen Vorgängen eine maximale Verletzung der Parität auf. Experimentell wurde dies im Wu-Experiment untersucht und durch die V-A-Theorie erklärt.

Bei den Quarks sind die Dubletts (u,d'), (c,s'), (t,b') Eigenzustände der schwachen Wechselwirkung und nicht (u,d), (c,s), (t,b). Die Zustände der gestrichenen Teilchen sind jeweils eine Linearkombination von drei Zuständen. D.h. die gestrichenen Quarkzustände sind gegenüber den Quarkzuständen wie folgt rotiert:[1]

Masse-Ladung-Diagramm der Quarks und ihre Zerfallsmöglichkeiten unter schwacher Wechsel­wirkung (Je feiner gestrichelt die Pfeile, desto unwahrscheinlicher ist der Prozess.)

Dabei ist die sog. CKM-Matrix. Diese ist unitär und hat vier unabhängige Parameter. Die Quadrate der Elemente der angegebenen Matrix sind proportional zu den Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen den Quarks.

d s b
u 0,9492 0,0508 0,00001
c 0,0507 0,9476 0,0017
t 0,00007 0,0016 0,9983

Die Übergänge innerhalb derselben Quarkfamilie (u,d), (c,s), (t,b) finden am häufigsten statt, da die Diagonalelemente die größten Übergangswahrscheinlichkeiten anzeigen. Es besteht mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch die Möglichkeit, dass sich die Generation des Teilchens ändert. Dieses Verhalten wird dadurch verursacht, dass die Masseneigenzustände nicht mit den so genannten Wechselwirkungseigenzuständen übereinstimmen.

Der Zerfall von Quarks oder Leptonen durch neutrale Ströme, also z. B. die Übergänge c → u oder s → d oder μ → e wurden bisher nicht beobachtet.

Neutrinooszillationen

Die Neutrino-Eigenzustände der schwachen Wechselwirkung , , (Flavour-Zustände sind Eigenzustände des schwach wechselwirkenden Teils des Hamilton-Operators) sind nicht identisch mit den Eigenzuständen des Massenoperators , , (Eigenzustände des kinematischen Teils des Hamilton-Operators). Analog zur CKM-Matrix lässt sich hier die sog. Pontecorvo-Maki-Nakagawa-Sakata (PMNS)-Matrix einführen:

Aktuelle Werte liegen bei:[2]

Die Matrix hat große Werte auch außerhalb der Diagonalen. Dies unterscheidet sie von der CKM-Matrix und führt zu einer starken Mischung der Neutrinofamilien mit der Zeit.

Wurde ein Neutrino ursprünglich mit einem bestimmten dieser drei Flavours erzeugt, so kann eine spätere Quantenmessung einen anderen Flavour ergeben (Erhaltung der Leptonenfamilienzahlen ist verletzt). Da die Wahrscheinlichkeiten für jeden Flavour sich periodisch mit der Ausbreitung des Neutrinos ändern, spricht man von Neutrinooszillationen.

Beim Zerfall eines (linkshändigen) Leptons durch die schwache Wechselwirkung ändert sich während der Wechselwirkung nicht der Flavour (Erhaltung der Leptonenfamilienzahl in jedem Wechselwirkungsvertex), jedoch können sich entstehende Neutrinos in der weiteren Zeitevolution ineinander umwandeln, wodurch sich der Flavour ändert und somit die Leptonenfamilienzahl-Erhaltung verletzt ist. Die Leptonenzahl ist jedoch bei dieser Oszillation stets erhalten.

Hätten die Neutrinos keine Masse, dann wäre jeder Flavorzustand auch ein Eigenzustand des Massenoperators. Folglich könnte man keine Flavor-Oszillationen beobachten.

Zum Thema "Lagrange-Dichte" siehe auch

Geschichte

Die schwache Wechselwirkung wurde zuerst beim Betazerfall entdeckt (für dessen Geschichte siehe den Artikel Betazerfall).[3] Die Entdeckung, dass der Betazerfall ein kontinuierliches Spektrum zeigte und scheinbar die Energieerhaltung verletzte, führte Wolfgang Pauli 1930 zur Postulierung des Neutrinos als drittem Zerfallspartner. Darauf aufbauend gab, nachdem 1932 auch noch das Neutron entdeckt worden war, Enrico Fermi 1934 eine erste Theorie des Betazerfalls.[4] Sie hatte einen ähnlichen Aufbau wie die Quantenelektrodynamik (QED), aber die Form einer Stromkopplung mit verschwindender Reichweite und mit einer dimensionsbehafteten Kopplungskonstante. Sie war im Gegensatz zur QED nicht renormierbar. Weitere Fortschritte in den 1930er Jahren waren die Auswahlregeln von George Gamow und Edward Teller (Gamow-Teller-Übergänge, 1936) und die Entdeckung der Rolle der schwachen Wechselwirkung bei der Nukleosynthese in Sternen durch Gamow und Hans Bethe (1938) und bei der Bildung von Neutronensternen in Supernovae (Robert Oppenheimer, Lew Landau). Außerdem wurden bis in die 1950er Jahre neue schwache Prozesse entdeckt wie die Zerfälle von Myonen, Pionen, Kaonen und Hyperonen. In den 1950er Jahren wurde die Paritätsverletzung der schwachen Wechselwirkung entdeckt (theoretisch vorgeschlagen von Tsung-Dao Lee, Chen Ning Yang 1956, experimentell entdeckt durch Chien-Shiung Wu 1957). Das wurde in der V-A-Theorie der schwachen Wechselwirkung von Richard Feynman und Murray Gell-Mann einerseits und Robert Marshak und George Sudarshan andererseits 1958 eingebaut, ein wichtiger Schritt zur modernen Theorie der schwachen Wechselwirkung im Standardmodell. Dazu trugen Sheldon Lee Glashow, Abdus Salam und Steven Weinberg mit der Vereinigung von elektromagnetischer und schwacher Wechselwirkung Ende der 1960er Jahre bei (mit Einführung massiver Vektorbosonen, deren Austausch die punktförmige Wechselwirkung in der Fermi-Theorie ersetzte), sowie Makoto Kobayashi and Toshihide Maskawa mit dem Einbau der 1964 von James Cronin und Val Fitch entdeckten CP-Verletzung in die Theorie über ihre KM-Matrix bzw. CKM-Matrix (zusätzlich nach Nicola Cabibbo, der zur Beschreibung schwacher Zerfälle seltsamer Teilchen 1963 den Cabibbo-Winkel einführte).

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. J. Beringer et al., Particle Data Group, PR D86, 010001 (2012), THE CKM QUARK-MIXING MATRIX
  2. Fogli et al. (2012): Global analysis of neutrino masses, mixings and phases: entering the era of leptonic CP violation searches
  3. Eine Übersicht gibt auch Paul Langacker in diesem Vortrag, STIAS, Januar 2011
  4. Fermi, Versuch einer Theorie der eta-Strahlen. I, Zeitschrift für Physik, Band 88, 1934, S. 161, in Italienisch erschienen als: Tentativo di una teoria dei raggi β, Il Nuovo Cimento, Band 11, 1934, S. 1–19.

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