Albert Einstein und Über Entstehen und Vergehen: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Einstein 1921 portrait2.jpg|miniatur|Albert Einstein, 1921, Fotografie von [[Wikipedia:Ferdinand Schmutzer|Ferdinand Schmutzer]]]]
[[Bild:Aristoteles_Bueste.jpg|thumb|Aristoteles-Büste]]
[[Datei:Albert Einstein signature 1934.svg|rechts|rahmenlos|Unterschrift Albert Einsteins]]
<onlyinclude><!-- BKL und Bild nicht in die Kurzfassung im Portal Physik übernehmen -->
'''Albert Einstein''' (* 14. März 1879 in [[Wikipedia:Ulm|Ulm]]; † 18. April 1955 in [[Wikipedia:Princeton (New Jersey)|Princeton]], [[Wikipedia:New Jersey|New Jersey]]) war ein [[Wikipedia:Theoretische Physik|theoretischer Physiker]]. Seine Forschungen zur Struktur von [[Materie]], [[Raum]] und [[Zeit]] sowie dem Wesen der [[Gravitation]] veränderten maßgeblich das physikalische Weltbild. Er gilt daher als einer der größten Physiker aller Zeiten.<ref>Physics World Magazine, 1999 – Vergleiche: [http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/541840.stm BBC-Artikel.]</ref>


Einsteins Hauptwerk, die '''[[Relativitätstheorie]]''', machte ihn weltberühmt.</onlyinclude><!-- Den restlichen Artikel nicht in die Kurzfassung im Portal Physik übernehmen --> Im Jahr 1905 erschien seine Arbeit mit dem Titel ''Zur Elektrodynamik bewegter Körper'', deren Inhalt heute als [[Wikipedia:spezielle Relativitätstheorie|spezielle Relativitätstheorie]] bezeichnet wird. 1915 publizierte Einstein die [[Wikipedia:allgemeine Relativitätstheorie|allgemeine Relativitätstheorie]]<ref>Siehe seine allgemein verständlichen Einführungen:<br>{{Cite journal|author=Einstein, Albert|year=1905|title=Zur Elektrodynamik bewegter Körper|journal=Annalen der Physik|volume=322|issue=10|pages=891-921|url=http://www.physik.uni-augsburg.de/annalen/history/einstein-papers/1905_17_891-921.pdf}}<br>{{Cite journal|author=Einstein, Albert|year=1916|title=Die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheorie|journal=Annalen der Physik|volume=354|issue=7|pages=769-782|url=http://www.physik.uni-augsburg.de/annalen/history/einstein-papers/1916_49_769-822.pdf}}</ref>. Auch zur [[Quantenphysik]] leistete er wesentliche Beiträge: Für seine Erklärung des [[Wikipedia:Photoelektrischer Effekt|photoelektrischen Effekts]], die er ebenfalls 1905 publiziert hatte, wurde ihm im November 1922 der [[Wikipedia:Nobelpreis für Physik|Nobelpreis für Physik]] für 1921 verliehen. Seine theoretischen Arbeiten spielten – im Gegensatz zur verbreiteten Meinung – beim Bau der [[Kernwaffe|Atombombe]] und der Entwicklung der [[Kernenergie]] nur eine indirekte Rolle.<ref>Markus Pössel: ''[http://www.einstein-online.info/de/vertiefung/atombombe/index.html ''Von E=mc² zur Atombombe'']'' auf ''einstein-online.info'' vom [[Wikipedia:Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik|Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik]].</ref>
'''De generatione et corruptione''' ({{ELSalt|περὶ γενέσεως καὶ φθορᾶς}}, ''peri geneseôs kai phthoras'': '''Über Entstehen und Vergehen''') ist eine im 4. Jahrhundert v. Chr. entstandene, [[Naturphilosophie|naturphilosophische]] Schrift des [[Aristoteles]], die sich im Rahmen der [[Aristoteles#Naturphilosophie|Aristotelischen Theorie der Bewegung bzw. Veränderung]] mit dem Entstehen und Vergehen von Einzeldingen und [[Vier-Elemente-Lehre|Elementen]] befasst.


== Rudolf Steiner über die Relativitätstheorie ==
Die Schrift knüpft unmittelbar an ''[[Über den Himmel|De Caelo]]'' an und besteht aus zwei Büchern. Buch I analysiert mithilfe der [[Hylemorphismus|Form-Materie-Unterscheidung]] Entstehen und Vergehen als eine Veränderung einer [[Substanz#Philosophie|Substanz]], indem die [[Hypokeimenon|zugrundeliegende]] Materie eine Form erhält bzw. verliert. Buch II analysiert die Veränderungsprozesse bei den vier Elementen, die durch Übergänge der Gegensätze ''warm/kalt'' ({{polytonisch|θερμὸν / ψυχρὸν}} ''thermòn/psychròn'') und ''feucht/trocken'' ({{polytonisch|ὑγρὼν / ξηρὸν}} ''hygròn/xeròn'') entstehen.<ref>[[Wikipedia:Leo J. Elders|Leo J. Elders]]: ''Peri geneseôs kai phthoras'', in: [[Wikipedia:Franco Volpi|Franco Volpi]] und [[Wikipedia:Julian Nida-Rümelin|Julian Nida-Rümelin]] (Hrsg.): ''Lexikon der Philosophischen Werke'', Stuttgart 1988, S. 503–504</ref> Diese Gegensatzpaare, die Aristoteles nicht bloß als [[subjektiv]]e Eindrücke, sondern als [[objektiv]]e [[Realität]]en auffasst, die auch Veränderungen bewirken oder erfahren können, werden nach seiner Ansicht durch Berührung mit dem [[Tastsinn]] erfasst, der ihm zur [[Wahrnehmung]] der [[physisch]]-[[körper]]lichen Welt, zu der er die [[Elemente]] rechnet, geeigneter erscheint als der an sich höhere [[Sehsinn]]. Der Begriff „Tastsinn“ ist dabei sehr weit gefasst; eigentlich müsste man von einer Art „Spürsinn“ sprechen, denn [[Feuer]] und [[Luft]] kann man zwar nicht im eigentlichen Sinn tasten, wohl aber spüren:


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{{Zitat|Gegensätzlichkeiten gemäß der Berührung sind aber folgende:
"Aber die Leute kommen eben auch zu ganz merkwürdigen Anschauungen dabei. Ich hatte zum Beispiel einmal eine Debatte mit Universitätsprofessoren über die Einsteinsche Theorie. Ja, sehen Sie, solange man bleibt auf dem Gebiet, das ich Ihnen ja auch auseinandergesetzt habe, so lange ist die Einsteinsche Relativitätstheorie richtig; man kann nichts machen: es ist so mit dem Eisenbahnzug, mit dem Sonnensystem, mit den Bewegungen der ganzen Welt. Soweit ist sie ganz richtig.  Aber nun dehnen sie die Herren auf alles aus und sagen zum Beispiel: Relativ ist auch die Größe eines Menschen; der hat keine absolute  Größe, sondern nur relative. Das erscheint mir nur so, daß er so hoch ist. Er ist so hoch im Verhältnis — nun ja, wenn wir hier sind —, im Verhältnis  zu den Stühlen oder im Verhältnis zu den Bäumen, aber von einer absoluten Größe kann man nicht reden. - Sehen Sie, das gilt, solange man  Mathematiker bleibt, solange man es bloß mit der Geometrie zu tun  hat. In dem Augenblicke, wo man aufhört, es mit der Geometrie zu tun  zu haben, wenn man ins Leben kommt, da hört das Vergnügen auf, da geht das aus einem anderen Ton! Sehen Sie, wenn einer kein Gefühl hat, dann kann er aus Holz einen Kopf schnitzen, der hundertmal so groß ist wie Ihr Kopf. Dann hat er ihn. Ja, derjenige, der ein Gefühl dafür hat, wird das nämlich nie tun, weil er weiß, die Größe eines Menschenkopfes ist nicht relativ, sondern die ist im ganzen Weltenraum bedingt. Er kann etwas größer sein oder etwas kleiner sein, aber wenn einer ein Zwerg ist, so ist das eben eine Krankheit; wenn einer ein Riese wird, ist das auch eine Krankheit. Das ist nicht bloß relativ, sondern  das Absolute ist da schon sichtbar. Innerhalb gewisser Größen  schwankt natürlich die menschliche Größe." {{Lit|{{G|352|184}}}}
warm – kalt, trocken – naß, schwer – leicht, hart – weich,
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leimig – spröde, rauh – glatt, dick – dünn. Von ihnen aber sind
schwer und leicht nicht wirkungs- und leidensfähig; denn sie
werden nicht dadurch begriffen, daß sie etwas anderes bewirken
oder von anderem leiden. Doch muß es so sein, daß die
Elemente miteinander wirkungs- und leidensfähig sind. Denn
sie mischen und verwandeln sich ineinander.


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Warmes und Kaltes und Trockenes und Nasses hingegen
"Diese Dinge muß man durchaus ins Auge fassen, meine lieben  Freunde, wenn man die Gegenwart verstehen will. Einstein, Mie,  Nordström, Hubert und so weiter, sie stehen, ich möchte sagen  unter dem Eindrucke der herankommenden geistigen Welle.  Aber das sind ja lauter Neurastheniker, Weltanschauungsneurastheniker, die sich entgegen begeben dem Denken, das von der  wirklichen modernen Erkenntnistheorie gefordert werden muß;  sie erfüllen es auf neurasthenische Art. Die Goethesche  Metamorphose können sie nicht denken; aber das alte, trockene,  starre Weltbild, das, ich möchte sagen selbst kühl bis in die  Fingerspitzen gemacht hat, wenn man es in seiner Trockenheit  berührt hat, das machen sie schleimig, molluskenhaft. Natürlich  ist das Denken «beweglich», wenn es vorstellen kann, daß der  Mensch, wenn er nur schnell genug durch den Weltenraum  fliegt, ganz flach wie ein Blatt Papier wird. Da haben sie das «bewegliche» Denken, aber das bewegliche Denken im Lichte der Neurastheniker, im Lichte der Weltanschauungsneurastheniker; diese Weltanschauungsneurasthenie, auf die Ihnen oftmals  hingedeutet worden ist, die steckt ganz tief in unseren  Weltanschauungen drinnen. Das ist dasjenige, was heute vor die  Seelen zu führen ist. Wir haben heute tatsächlich ein  Neurasthenischwerden unserer Weltanschauung. Geisteswissenschaft soll diese Neurasthenie heilen. Das ist auch  eine Forderung der Zeit." {{Lit|{{G|73a|118}}}}
werden dadurch begriffen, daß sie teils wirkungs-, teils leidensfähig
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sind: Denn ›warm‹ ist das, was Homogenes zusammenschließt
(denn die Trennung, welche, wie man sagt, das Feuer
bewirkt, ist ein Zusammenschließen des Gleichartigen – damit
einher geht nämlich, daß es das Fremde ausscheidet), ›kalt‹ hingegen
ist das Zusammenführende und -schließende gleicher maßen für das Verwandte und das nicht Gleichartige; ›naß‹
dagegen ist das durch eigene Grenze Unbestimmte, doch Geschmeidige
für sie; ›trocken‹ das zwar Scharfumrissene durch
eigene Grenze, jedoch Ungeschmeidige. Das Dünne und Dicke
und Leimige und Spröde und Harte und Weiche und die anderen
Unterschiede aber sind aus diesen.|Aristoteles|''Über Entstehen und Vergehen'' II,2 329 b <ref>nach der Übersetzung von [[Wikipedia:Thomas Buchheim|Thomas Buchheim]] (2011), S. 97ff; vgl. auch die Übersetzung von [[Wikipedia:Carl Prantl|Carl Prantl]] (1857) S. 439ff [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Aristoteles/Aristoteles_Werke_Vier_B%FCcher_%FCber_das_Himmelsgebaude.pdf#page=444&viewe=Fit pdf]</ref>}}


{{GZ|Sehen Sie, unserem Zeitalter könnte der Wirklichkeitssinn nicht so
==Literatur==
stark fehlen, wenn man nicht - obzwar man es nicht immer zugibt -
* Aristoteles: ''Vier Bücher über das Himmelsgebäude. Zwei Bücher über Entstehen und Vergehen'', Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1857 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Aristoteles/Aristoteles_Werke_Vier_B%FCcher_%FCber_das_Himmelsgebaude.pdf#page=344&viewe=Fit pdf]
heute eigentlich auf dem Standpunkt stünde, eine Sache ist wahr, wenn
* ''Aristotle's De generatione et corruptione.'' Translated with Notes by [[Wikipedia:C. J. F. Williams|C. J. F. Williams]]. Clarendon Press, Oxford, 1982 (Clarendon Aristotle Series). – Rezension von James Longrigg, in: The Classical Review (New Series) 35.2, 1985, Ss. 386-387, [http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract;jsessionid=E753EFEA373352D6C2AAD99B61175632.journals?fromPage=online&aid=4172180 online].
sie beobachtet und logisch ist. Aber das Logische allein macht nicht die
* Aristoteles: ''Über Werden und Vergehen. De generatione et corruptione''. Griechisch und Deutsch (Studienausgabe), übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von [[Wikipedia:Thomas Buchheim|Thomas Buchheim]]. Felix Meiner, Hamburg 2011. ISBN 978-3-7873-2140-7.
Wahrheit, sondern die Wahrheit wird erst erzeugt dadurch, daß etwas
* Marwan Rashed (Hrsg.): ''Aristote. De la géneration et la corruption. Nouvelle édition.'' Les Belles Lettres, Paris 2005. ISBN 2-251-00527-7. – Neueste wissenschaftliche Ausgabe, mit Kommentar und französischer Übersetzung.
logisch und wirklichkeitsgemäß ist. In dieser Beziehung erlebt man
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_aristoteles_entstehen_und_vergehen.pdf Materialien zu "Über Entstehen und Vergehen"] PDF
heute Ungeheuerliches. So zum Beispiel finden sich in der sehr geistreichen
und auch für gewisse Dinge absolut beachtenswerten Einsteinschen
Relativitätstheorie Veranschaulichungen, die eigentlich so sind,
daß man sich im Grunde genommen fortwährend zerspalten, zerhackt
fühlt, wenn man einen rechten Wirklichkeitssinn hat. Denken Sie doch
nur, daß bei Einstein so eine Uhr mit Lichtgeschwindigkeit in den Weltenraum
hinausfliegt und dann unverändert sein soll. Solche Dinge
gibt es; da brauchte man nur zu fragen, wie sie wäre, wenn sie wieder
zurückkehrte: sie wäre nicht nur pulverisiert, sondern sie wäre noch
viel mehr. Es wird etwas hingestellt, was man gut ausdenken kann, was
logisch ist. Die Relativitätstheorie ist so logisch wie möglich, aber sie
ist nicht wirklichkeitsgemäß in vielen ihrer Anwendungen. Daß solche
Dinge überhaupt auf die Zeitgenossen einen so tiefen Eindruck machen
können, rührt davon her, daß wir den Wirklichkeitssinn in gewisser
Weise verloren haben.|309|64}}


== Literatur ==
==Weblinks==
 
* Aristoteles, [[Wikipedia:Carl Prantl|Carl Prantl]] (Übers.): ''Vier Bücher über das Himmelsgebäude. Zwei Bücher über Entstehen und Vergehen'', Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1857 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Aristoteles/Aristoteles_Werke_Vier_B%FCcher_%FCber_das_Himmelsgebaude.pdf#page=344&viewe=Fit pdf] (Griechisch/Deutsch)
#Rudolf Steiner: ''Fachwissenschaften und Anthroposophie'', [[GA 73a]] (2005), ISBN 3-7274-0735-2 {{Vorträge|073a}}
* Englische Übersetzung von [[Wikipedia:Harold Henry Joachim|Harold Henry Joachim]], [https://ebooks.adelaide.edu.au/a/aristotle/corruption/ online] (von 1922, aber bis heute gerne zitiert)
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Pädagogik und ihre Voraussetzungen'', [[GA 309]] (1981), ISBN 3-7274-3090-7 {{Vorträge|309}}
* Theodore Scaltsas: [http://archelogos.com/xml/toc/toc-gci.htm Analyse] der Argumentation (engl.)
#Rudolf Steiner: ''Natur und Mensch in geisteswissenschaftlicher Betrachtung'', [[GA 352]] (1981), ISBN 3-7274-3520-8 {{Vorträge|352}}
# [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sonstiges_relativitaetstheorie1.pdf Zur Neubegründung der Relativitätstheorie I] PDF, [http://joachimstiller.de/download/sonstiges_relativitaetstheorie2.pdf Zur Neubegründung der Relativitätstheorie II] PDF, [http://joachimstiller.de/download/sonstiges_relativitaetstheorie3.pdf Zur Neubegründung der Relativitätstheorie III] PDF
 
{{GA}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>


<references />
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[[Kategorie:Griechische Philosophie|U]]
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Version vom 4. September 2017, 17:47 Uhr

Aristoteles-Büste

De generatione et corruptione (griech. περὶ γενέσεως καὶ φθορᾶς, peri geneseôs kai phthoras: Über Entstehen und Vergehen) ist eine im 4. Jahrhundert v. Chr. entstandene, naturphilosophische Schrift des Aristoteles, die sich im Rahmen der Aristotelischen Theorie der Bewegung bzw. Veränderung mit dem Entstehen und Vergehen von Einzeldingen und Elementen befasst.

Die Schrift knüpft unmittelbar an De Caelo an und besteht aus zwei Büchern. Buch I analysiert mithilfe der Form-Materie-Unterscheidung Entstehen und Vergehen als eine Veränderung einer Substanz, indem die zugrundeliegende Materie eine Form erhält bzw. verliert. Buch II analysiert die Veränderungsprozesse bei den vier Elementen, die durch Übergänge der Gegensätze warm/kalt (θερμὸν / ψυχρὸν thermòn/psychròn) und feucht/trocken (ὑγρὼν / ξηρὸν hygròn/xeròn) entstehen.[1] Diese Gegensatzpaare, die Aristoteles nicht bloß als subjektive Eindrücke, sondern als objektive Realitäten auffasst, die auch Veränderungen bewirken oder erfahren können, werden nach seiner Ansicht durch Berührung mit dem Tastsinn erfasst, der ihm zur Wahrnehmung der physisch-körperlichen Welt, zu der er die Elemente rechnet, geeigneter erscheint als der an sich höhere Sehsinn. Der Begriff „Tastsinn“ ist dabei sehr weit gefasst; eigentlich müsste man von einer Art „Spürsinn“ sprechen, denn Feuer und Luft kann man zwar nicht im eigentlichen Sinn tasten, wohl aber spüren:

„Gegensätzlichkeiten gemäß der Berührung sind aber folgende: warm – kalt, trocken – naß, schwer – leicht, hart – weich, leimig – spröde, rauh – glatt, dick – dünn. Von ihnen aber sind schwer und leicht nicht wirkungs- und leidensfähig; denn sie werden nicht dadurch begriffen, daß sie etwas anderes bewirken oder von anderem leiden. Doch muß es so sein, daß die Elemente miteinander wirkungs- und leidensfähig sind. Denn sie mischen und verwandeln sich ineinander.

Warmes und Kaltes und Trockenes und Nasses hingegen werden dadurch begriffen, daß sie teils wirkungs-, teils leidensfähig sind: Denn ›warm‹ ist das, was Homogenes zusammenschließt (denn die Trennung, welche, wie man sagt, das Feuer bewirkt, ist ein Zusammenschließen des Gleichartigen – damit einher geht nämlich, daß es das Fremde ausscheidet), ›kalt‹ hingegen ist das Zusammenführende und -schließende gleicher maßen für das Verwandte und das nicht Gleichartige; ›naß‹ dagegen ist das durch eigene Grenze Unbestimmte, doch Geschmeidige für sie; ›trocken‹ das zwar Scharfumrissene durch eigene Grenze, jedoch Ungeschmeidige. Das Dünne und Dicke und Leimige und Spröde und Harte und Weiche und die anderen Unterschiede aber sind aus diesen.“

Aristoteles: Über Entstehen und Vergehen II,2 329 b [2]

Literatur

  • Aristoteles: Vier Bücher über das Himmelsgebäude. Zwei Bücher über Entstehen und Vergehen, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1857 pdf
  • Aristotle's De generatione et corruptione. Translated with Notes by C. J. F. Williams. Clarendon Press, Oxford, 1982 (Clarendon Aristotle Series). – Rezension von James Longrigg, in: The Classical Review (New Series) 35.2, 1985, Ss. 386-387, online.
  • Aristoteles: Über Werden und Vergehen. De generatione et corruptione. Griechisch und Deutsch (Studienausgabe), übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Thomas Buchheim. Felix Meiner, Hamburg 2011. ISBN 978-3-7873-2140-7.
  • Marwan Rashed (Hrsg.): Aristote. De la géneration et la corruption. Nouvelle édition. Les Belles Lettres, Paris 2005. ISBN 2-251-00527-7. – Neueste wissenschaftliche Ausgabe, mit Kommentar und französischer Übersetzung.
  • Joachim Stiller: Materialien zu "Über Entstehen und Vergehen" PDF

Weblinks

  • Aristoteles, Carl Prantl (Übers.): Vier Bücher über das Himmelsgebäude. Zwei Bücher über Entstehen und Vergehen, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1857 pdf (Griechisch/Deutsch)
  • Englische Übersetzung von Harold Henry Joachim, online (von 1922, aber bis heute gerne zitiert)
  • Theodore Scaltsas: Analyse der Argumentation (engl.)

Einzelnachweise

  1. Leo J. Elders: Peri geneseôs kai phthoras, in: Franco Volpi und Julian Nida-Rümelin (Hrsg.): Lexikon der Philosophischen Werke, Stuttgart 1988, S. 503–504
  2. nach der Übersetzung von Thomas Buchheim (2011), S. 97ff; vgl. auch die Übersetzung von Carl Prantl (1857) S. 439ff pdf


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