Göttliche Komödie und Tarifvertrag: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Dante_Bueste.jpg|thumb|250px|[[Dante Alighieri]] (1265-1321)]]
Der '''Tarifvertrag''' in Deutschland ist ein [[Vertrag]] zwischen den [[Tarifvertragspartei]]en im Rahmen der grundgesetzlich garantierten [[Tarifautonomie]]. Ein vergleichbares Rechtsinstitut ist in Österreich nach dem [[Arbeitsverfassungsgesetz]] der [[Kollektivvertrag]], im [[Arbeitsrecht (Schweiz)|schweizerischen Arbeitsrecht]] der [[Gesamtarbeitsvertrag]].


==Einführung==
Als ein Äquivalent in angelsächsischen Ländern kann das als ''Collective Agreement'' bezeichnete Abkommen zwischen den Arbeitsmarktparteien angesehen werden, das allerdings in einer vollkommen anderen Rechtstradition gründet.
[[Bild:Paradiso Natalino Sapegna.jpg|thumb|250px|Schema del Paradiso dantesco, Natalino Sapegna]]
[[Dante Alighieri]]s '''Göttliche Komödie''' hat wie kaum ein anderes Werk die europäische Literatur nachhaltig beeinflusst. Nach seiner Verbannung aus [[Wikipedia:Florenz|Florenz]] im Jahre 1302 hatte sich Dante in [[Wikipedia:Ravenna|Ravenna]] niedergelassen, wo er 1307 mit der Arbeit an der in italienischer Volkssprache verfassten ''Divina Commedia'' begann und sie erst kurz vor seinem Tod im Jahr 1321 vollendete.  


Die ''Göttliche Komödie'' ist wesentlich von den geistigen Schauungen von Dantes Lehrer [[Brunetto Latini]] beeinflusst und gibt, wie [[Rudolf Steiner]] deutlich gemacht hat, einen späten Nachklang dessen, was an geistigem Erleben einstmals in der [[Schule von Chartres]] lebendig gewesen war.  
Nach deutschem Recht, dem [[Tarifvertragsgesetz]], enthält der Tarifvertrag Rechtsnormen, die den Inhalt, den Abschluss und die Beendigung von [[Arbeitsverhältnis]]sen sowie betriebliche und betriebsverfassungsrechtliche Fragen (normativer Teil) regeln und die Rechte und Pflichten der Tarifvertragsparteien (schuldrechtlicher Teil) festlegen. Zu den Tarifvertragsparteien zählen einzelne [[Arbeitgeber]] oder [[Arbeitgeberverband|Arbeitgeberverbände]] einerseits und [[Gewerkschaft]]en (für die [[Arbeitnehmer]]) andererseits.


<div style="margin-left:20px">
== Tarifvertragliche Bindung ==
"Brunetto Latini, wurde der Lehrer des Dante. Und was Dante von Brunetto Latini gelernt hat, das hat er dann in seiner poetischen Weise in der "Divina Commedia" niedergelegt. So ist also das große Gedicht "Divina Commedia" ein letzter Abglanz dessen, was in platonischer Weise an einzelnen Stätten weiterlebte..." {{lit|{{G|240|155}}}}
In [[Westdeutschland]] arbeiteten 2015 rund 51 Prozent der Beschäftigten in einem Betrieb, der einem Branchentarifvertrag unterlag, in [[Neue Länder|Ostdeutschland]] rund 37 Prozent. Firmentarifverträge galten für 8 Prozent der westdeutschen und 12 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten.<ref>Peter Ellguth / Susanne Kohaut: ''Tarifbindung und betriebliche Interessenvertretung: Ergebnisse aus dem IAB-Betriebspanel 2015.'' In: ''WSI-Mitteilungen'' 69. Jg./2016, Heft 4, S. 284.</ref> Seit 1998 ist ein Abwärtstrend in der tarifvertraglichen Bindung der Beschäftigten sowohl in West- wie in Ostdeutschland zu verzeichnen.<ref>Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut in der Hans-Böckler-Stiftung/WSI-Tarifarchiv 2016: ''Statistisches Taschenbuch Tarifpolitik 2016'', Graphik 1.6.</ref>
</div>


Zugleich lebt in der "Göttlichen Komödie" in der [[Empfindungsseele]] auf tief verinnerlichte Weise die alte [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptische]] [[Astrologie]] wieder auf:
== Bedeutung des Tarifrechtes ==
Eine entscheidende Bedeutung des Tarifvertrags besteht darin, dass er die rechtliche Unausgewogenheit, die bei einem [[Arbeitsvertrag|Einzelarbeitsvertrag]] zwischen den Vertragsschließenden auf dem [[Arbeitsmarkt]] besteht, zugunsten des zu schützenden schwächeren Vertragspartners, des Arbeitnehmers, ausgleicht. Im Tarifrecht selbst gibt es diesen besonderen Schutz zum Vorteil nur eines von zwei Vertragspartnern dagegen nicht mehr. In Deutschland genießen beide Tarifvertragsparteien – die [[Gewerkschaft]]en und die Arbeitgeberverbände – als [[Koalition]]en ihrer Mitglieder den gleichen Schutz und die gleichen Rechte nach {{Art.|9|gg|juris}} des [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland]]. Ihre Rechte bezüglich des Einsatzes von [[Arbeitskampf]]mitteln sind komplementär: „Dem Streik entspricht die Aussperrung, gleichgültig, ob die von einem Arbeitgeberverband beschlossen und von den einzelnen Arbeitgebern durchgeführt wird oder ob ein oder mehrere Arbeitgeber sie durchführen.“<ref>BAG: Grundsatzbeschluss vom 28. Januar 1955; zitiert nach Thomas Blanke et al.: ''Kollektives Arbeitsrecht'', Band 2. Rowohlt, Reinbek 1975, S.&nbsp;237.</ref> 1980 hat das Bundesarbeitsgericht in einer Begründung des Grundsatzurteil ausgeführt: "Tarifverhandlungen ohne das Recht zum Streik wären im allgemeinen nicht mehr als 'kollektives Betteln'."<ref>Bundesarbeitsgericht Urt. v. 10.06.1980 - 1 AZR 168/79</ref>


<div style="margin-left:20px">
Mit der [[Tarifautonomie]] und dem entsprechenden Tarifrecht gewährt der Staat den Tarifparteien einen Autonomiespielraum, die Regeln ihrer Zusammenarbeit autonom auszugestalten. Sie können dies schneller und flexibler regeln, als dies bei stärkerer Beteiligung des Staates möglich wäre.
"Was war das Eigenartige der ägyptischen Volksseele? Damals gab es
noch eine unmittelbar auf die Seele wirkende Astrologie. Die Volksseele
schaute hinaus auf die Bewegungen der Himmelskörper, sah nicht,
wie die heutigen Menschen, in dem, was im Kosmos geschah, nur materielle
Vorgänge, sondern nahm wirklich hinter dem, was draußen
vorgeht, die wirkenden geistigen Wesenheiten wahr. Sie verhielt sich
so zum ganzen Kosmos, wie sich der Mensch zum anderen Menschen
verhält, indem er beim anderen Menschen weiß, daß ihn durch die
ganze Physiognomie eine Seele anblickt. So war alles Physiognomie
beim alten Ägypter, und er nahm das Seelische in der Natur wahr. Der
Sinn der Fortentwickelung zur neuen Zeit liegt darin, daß das, was früher
gleichsam elementare Fähigkeit war, unmittelbar sich entzündete
im Leiblichen des Menschen, daß das seine Innerlichkeit wurde in der
neueren Zeit, in unserem fünften nachatlantischen Zeitalter. Und so
wie es mehr elementar war, was der Ägypter durchmachte, so macht
der Italiener das, was er wiederholt, was er in seiner Empfindungsseele
durchmacht, mehr im Innerlichen durch, dadurch, daß er in der
Empfindungsseele dieses Geistig-Kosmische erlebt, aber jetzt mehr verinnerlicht.
Was könnte mehr verinnerlicht sein als die ägyptische Astrologie
in Dantes «Göttlicher Komödie»: die richtige Wiederauferstehung
der altägyptischen Astrologie, aber verinnerlicht!" {{Lit|{{G|174a|38}}}}
</div>


==Aufbau==
== Grundlagen des Tarifrechtes ==
Der gesetzliche Rahmen ist in Deutschland im [[Tarifvertragsgesetz]], kurz TVG, vom 9. April 1949 festgelegt.


===Die tieferen Schichten der «Göttliche Komödie»===
Ein Tarifvertrag gilt für ein [[Arbeitsverhältnis]] ''unmittelbar'' (also ohne dass seine Geltung noch vertraglich vereinbart werden müsste) und ''zwingend'' (mit der Folge, dass vertragliche Abweichungen zum Nachteil des Arbeitnehmers unwirksam sind), wenn beide Arbeitsvertragsparteien [[Tarifbindung|tarifgebunden]] sind. Hingegen sind Abweichungen zugunsten des Arbeitnehmers ([[Günstigkeitsprinzip]]) erlaubt. Damit der Tarifvertrag auf das Arbeitsverhältnis anwendbar ist, müssen daneben der Betrieb in den fachlichen und örtlichen, der Arbeitnehmer in den persönlichen Geltungsbereich des Tarifvertrags fallen.
Dante selbst hat darauf hingewiesen, dass die ''Divina Commedia'' nicht eine einfache, sondern, wie es in mittelalterlichen mystischen Schriften häufig der Fall ist, eine vierfache Bedeutung hat. Die vier Interpretationsebenen hängen mit den vier [[Wesensglieder]]n des Menschen zusammen:


{|align="center" width="80%"|
Die Tarifbindung folgt aus der Mitgliedschaft in einer der Tarifvertragsparteien (Arbeitgeberverband oder [[Gewerkschaft]]).
|Der '''Buchstabe''' lehrt die Geschehnisse,
Tarifgebunden ist auch der Arbeitgeber, der einen Tarifvertrag direkt mit der Gewerkschaft schließt. Ausnahmsweise kann ein Arbeitgeber trotz Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband nicht tarifgebunden sein, wenn die Satzung des Verbandes eine Mitgliedschaft ohne Tarifbindung (so genannte [[OT-Mitgliedschaft]]) vorsieht und der Arbeitgeber diese Form der Mitgliedschaft innehat.
|[[Physischer Leib]] (sinnlicher [[Verstand]])
|-
|die '''Allegorie''' lehrt, was du glauben musst,  
|[[Ätherleib]] ([[Imagination]])
|-
|die '''Moral''' lehrt, was du tun musst,
|[[Astralleib]] ([[Inspiration]])
|-
|wonach du streben musst, lehrt die '''Anagogie'''.
|[[Ich]] ([[Intuition]])
|}


===Künstlerisch-architektonischer Aufbau===
Unabhängig davon kann jederzeit einzelvertraglich durch eine so genannte Bezugnahmeklausel die Geltung eines Tarifvertrags oder einer bestimmten Tarifregelung vereinbart werden. Man unterscheidet zwischen dynamischen Klauseln (Inbezugnahme des jeweiligen Tarifvertrages, auch als Jeweiligkeitsklausel bezeichnet) und statischen Klauseln (Inbezugnahme des zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses geltenden Tarifvertrages). Was gewollt ist, ist im Zweifel durch das Arbeitsgericht im Wege der Auslegung zu klären.
Der architektonische Aufbau der ''Commedia'' in seiner dreigliedrigen Gestalt deutet auf den Seelenleib (Astralleib) des Menschen und seine Verwandlung durch die Tätigkeit des Ich zum [[Geistselbst]] – es ist das Streben nach dem [[Ewig-Weibliche]]n, nach der [[Jungfrau Sophia]], die in der ''Commedia'' in Gestalt der [[Beatrice]] erscheint. Es gibt 1 + 3 x 33 Gesänge und jeder Hauptteil endet mit dem Wort ''Sterne'' – ein deutlicher Hinweis auf den [[Sternenleib]] des Menschen, den [[Siderischer Leib|siderischen Leib]], wie ihn [[Paracelsus]] genannt hat.


== Dantes Weltbild ==
Ein Sonderfall ist die [[Allgemeinverbindlicherklärung]] eines Tarifvertrags. Ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag ist auf alle Arbeitsverhältnisse im Geltungsbereich des Tarifvertrags anzuwenden unabhängig von dem Willen der Arbeitsvertragsparteien.


Dantes Weltbild baut auf dem [[Geozentrisches Weltbild|geozentrischen]] [[Ptolemäisches System|Ptolemäischen Sytem]] auf.
Tarifverträge bedürfen zu ihrer Wirksamkeit der [[Schriftform]] ({{§|1|tvg|juris}} Abs.&nbsp;2 TVG).


<div style="margin-left:20px">
== Austritt aus dem Arbeitgeberverband ==
"Die Erde steht in der Mitte des Weltensystems.
Ein Austritt aus dem Arbeitgeberverband, mit welchem ein Verbandstarifvertrag – oft Flächentarifvertrag – geschlossen wurde, beendet die [[Tarifbindung|Bindung an den Tarifvertrag]] nicht sofort. Vielmehr bleiben der ausgetretene Arbeitgeber und die Gewerkschaft bis zu dem Zeitpunkt an den Tarifvertrag gebunden, zu dem dieser durch eine [[Kündigung]] von Seiten des Arbeitgeberverbands oder der [[Gewerkschaft]] endet (so genannte Nachbindung, {{§|3|tvg|juris}} Abs.&nbsp;3 TVG). Bis dahin herrscht auch beim ausgetretenen Arbeitgeber weiterhin die tarifliche [[Friedenspflicht]], das heißt, ein [[Arbeitskampf]] ist unzulässig (streitig).
Und diese Erde ist nicht nur so da, daß der Mond zum
Beispiel das Licht, das er von der Sonne bekommt, auf die Erde zurückwirft,
sondern diese Erde, die ist nicht nur umgeben, sondern ganz
eingehüllt von der Mondensphäre. Die Erde steckt ganz drinnen in der
Mondensphäre. Den Mond hat sich Dante also viel größer vorgestellt
als die Erde. Er hat sich vorgestellt: Das ist ein sehr feiner Körper, der
viel größer ist als die Erde ...


Und nun hat sich Dante vorgestellt: Ja, wenn die Erde nicht drinnensteckte
Nach Ablauf des Tarifvertrags wirkt dieser nach, bis eine neue [[Tarifverhandlung|Abmachung]] getroffen ist (Nachwirkung, {{§|4|tvg|juris}} Abs.&nbsp;5 TVG). Das bedeutet, dass die Arbeitsbedingungen, die im Tarifvertrag geregelt waren, statisch weiter gelten. Die neue Abmachung kann entweder in einem neuen Tarifvertrag bestehen oder in der Änderung des [[Arbeitsvertrag]]s (vgl. auch [[Änderungskündigung]]). Die Nachwirkung betrifft nur jene Arbeitnehmer, die beim Ende des Tarifvertrags schon beschäftigt waren und Mitglied der jeweiligen Gewerkschaft sind.
in diesen Kräften vom Mond, so würden zwar einmal durch
irgendein Wunder auf die Erde Menschen kommen, aber sie könnten
sich nicht fortpflanzen. Die Fortpflanzungskräfte sind es, die da in dem
Rotgezeichneten drinnen enthalten sind. Die durchströmen auch den
Menschen, und die machen, daß er fortpflanzungsfähig ist...


Jetzt stellte er sich weiter vor: Die Erde ist jetzt nicht nur drinnen
== Betriebsübergang ==
in Mondenkräften, sondern die Erde ist auch noch in weiteren Kräften
Geht das Arbeitsverhältnis eines Arbeitnehmers im Fall eines [[Betriebsübergang (Deutschland)|Betriebsübergang]]s auf den Betriebserwerber über, werden die im Veräußererbetrieb geltenden Tarifverträge, wenn der Erwerber nicht seinerseits tarifgebunden ist, gemäß {{§|613a|bgb|juris}} Abs.&nbsp;1 Satz 2 BGB zum Bestandteil des individuellen [[Arbeitsvertrag]]s, und dürfen nicht vor Ablauf eines Jahres verändert werden. Der Tarifvertrag gilt aber nur in dem Umfang weiter, wie er zum Zeitpunkt des Betriebsübergangs galt; der Arbeitnehmer nimmt nicht mehr an den Änderungen im Tarifvertrag teil, die nach Betriebsübergang erfolgen, weil es insoweit doch gerade an der [[Tarifbindung|Tarifgebundenheit]] des Arbeitgebers fehlt.
drinnen - die will ich hier gelb zeichnen -, und die durchdringen das
alles. Also die Mondenkräfte sind in dem drinnen, stecken da drinnen,
so daß Erde und Mond wiederum da drinnen in diesem Gelben sind.
Und da ist wiederum ein festes Stück. Dieses feste Stück ist der Merkur,
und der läuft da herum. Und wenn der Mensch nicht fortwährend von
diesen Merkurkräften durchdrungen wäre, so könnte er nicht verdauen.
So daß sich also Dante vorgestellt hat: Die Mondenkräfte bewirken die
Fortpflanzung; die Merkurkräfte, in denen wir auch immer drinnenstecken,
die nur feiner sind als die Mondenkräfte, die bewirken, daß
wir verdauen können, und daß die Tiere verdauen können...


Und nun ist das alles wiederum drinnen in einer noch größeren
== Behandlung nicht tarifgebundener Arbeitnehmer ==
Sphäre, wie Dante es nannte. So daß wir also auch in den Kräften
Tarifgebundene Arbeitgeber behandeln in der Regel alle Arbeitnehmer eines Betriebes, unabhängig von deren tatsächlicher Tarifbindung, nach den Regeln des Tarifvertrags. Dies geschieht im Regelfall durch eine sog. [[Gleichstellungsabrede]], also durch eine Klausel, die im Individualarbeitsvertrag auf die Regelungen des Tarifvertrags Bezug nimmt und ihnen so individualvertragliche Wirkung zukommen lässt. Der Grund liegt vor allem darin, den Mitarbeitern keine zusätzliche Motivation zu geben, Mitglied der Gewerkschaft zu werden, denn die Gewerkschaftsmitgliedschaft des Arbeitnehmers ist die Voraussetzung für die zwingende Anwendung eines entsprechenden Tarifvertrags.
drinnenstecken, die von diesem Planeten, von der Venus, kommen.
Also wir stecken in all diesen Kräften drinnen, die durchdringen uns.
Wir sind also auch von den Venuskräften durchdrungen. Und daß wir
von den Venuskräften durchdrungen sind, das macht, daß wir nicht
nur verdauen können, sondern das Verdaute ins Blut aufnehmen können.
Venuskräfte leben in unserem Blute. Alles, was mit unserem Blut
zusammenhängt, kommt von den Venuskräften. So stellte es sich
Dante vor. Und diese Venuskräfte, die bewirken zum Beispiel auch
dasjenige, was der Mensch in seinem Blut als Liebesgefühle hat; daher
«Venus».


Die nächste Sphäre ist dann diejenige, in der wir wiederum drinnenstecken,
{{Anker|Absperrklausel}}
und da läuft wiederum als festes Stück die Sonne herum.
Unzulässig wären in Tarifverträgen sogenannte ''Absperrklauseln'' (oder [[Closed Shop|Closed-Shop]]-Klauseln<ref>Sascha Dudzik: ''Differenzierungsklauseln in Tarifverträgen'', GRIN Verlag, Norderstedt, 2006 ({{Google Buch|BuchID=pLfiHtFgLkIC|Seite=8|Hervorhebung=absperrklausel|Linktext=Online}}).</ref>), wonach ein Unternehmen nur (gewerkschaftlich) organisierten Arbeitnehmern die Bedingungen des Tarifvertrages gewähren oder gar nur solche Arbeitnehmer beschäftigen darf. Eine solche Regelung verstößt nach einhelliger Meinung gegen die Negative Koalitionsfreiheit (Art.&nbsp;9 GG). Umstritten ist dagegen die Wirksamkeit sogenannter Differenzierungsklauseln, die organisierten Arbeitnehmern einen Vorteil gegenüber nicht organisierten Arbeitnehmern gewähren. Ein Vorteil beim Erhalt des Arbeitsplatzes bei Personalabbau ist hierbei wohl unzulässig, während rein finanzielle Vorteile vermutlich zulässig sind.<ref>Vgl. zum Ganzen: Erfurter Kommentar/Dieterich Art.&nbsp;9 GG, Rn. 32–35.</ref>
Wir sind also überall in der Sonne drinnen. Die Sonne ist für Dante im
Jahre 1300 nicht nur der Körper, der da auf- und niedergeht, sondern
die Sonne ist überall da. Wenn ich hier stehe, bin ich in der Sonne
drinnen. Denn das ist nur ein Stück von der Sonne, was da auf- und
niedergeht, was da herumläuft. So hat er es sich vorgestellt. Und die
Sonnenkräfte sind es vorzugsweise, welche im menschlichen Herzen
tätig sind...


Jetzt hat sich Dante vorgestellt: Alles das ist wiederum in der riesig
== Abweichungen ==
großen Marskugel drinnen. Da ist der Mars. Und dieser Mars, in dem
Abweichungen von Tarifnormen zu Ungunsten der Beschäftigten sind nur zulässig, wenn dies im Tarifvertrag durch eine [[Öffnungsklausel]] zugelassen ist. Ansonsten gilt die [[Unabdingbarkeit]] oder das [[Günstigkeitsprinzip]] eines Tarifvertrages. Abweichungen zugunsten des Arbeitnehmers sind durch einzelvertragliche Regelung zulässig jedoch nicht durch [[Betriebsvereinbarung]]en, § 77 Abs. 3 BetrVG. Zum Teil enthalten Tarifverträge auch ausdrückliche Regelungen zur konkreten Umsetzung eher allgemeiner Tarifbestimmungen in die betriebliche Praxis, z. B. durch ergänzende Betriebsvereinbarungen. Ein Beispiel ist die Umsetzung des Leistungsentgeltes im öffentlichen Dienst im Rahmen des § 18 [[TVöD]].


[[Bild:GA349_073.gif|center|500px|Das Weltbild Dantes]]
Bestimmte Mitarbeiter mit speziellen Qualifikationen werden als sogenannte [[Angestellter|außertarifliche Angestellte]] mit einem AT-Vertrag vergütet, der über der höchsten Tarifgruppe des jeweiligen Vergütungstarifvertrages liegt. In der Praxis werden auch beispielsweise Angestelltenverträge von Mitarbeitern nichttarifgebundener Konzerntöchter als AT bezeichnet, auch wenn deren Vergütungen und Konditionen deutlich schlechter sind als im entsprechenden Tarifvertrag.


wir also wiederum drinnenstecken, der hängt ebenso, wie die Sonne
== Tarifautonomie ==
mit dem menschlichen Herzen zusammenhängt, mit alledem zusammen,
[[Tarifautonomie]] bedeutet, dass Tarifverträge allein von den Tarifvertragsparteien selbst ausgehandelt werden. Eine Einflussnahme durch Regierung oder Verwaltung, Gesetzgeber und [[Rechtsprechung]] ist nicht zulässig. Vielmehr müssen staatliche Stellen ihre Neutralität wahren. Die Tarifautonomie ergibt sich aus {{Art.|9|gg|juris}} Absatz 3 des [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland]].
was unsere Atmung und namentlich unsere Sprache betrifft, mit
allem, was die Atmungsorgane sind. Das ist im Mars. Also Mars:
Atmungsorgane. Und dann geht es weiter. Die nächste Sphäre ist dann
die Jupitersphäre. Wir stecken wiederum in den Jupiterkräften drinnen.
Nun, der Jupiter, der ist ja sehr wichtig; der hängt mit alledem
zusammen, was unser Gehirn ist, eigentlich unsere Sinnesorgane, unser
Gehirn mit den Sinnesorganen. Der Jupiter also hängt zusammen mit
den Sinnesorganen. Und nun kommt der äußerste Planet, der Saturn.
In dem ist wieder alles das drinnen. Und der Saturn hängt zusammen
mit unserem Denkorgan.


<center>
Die vorrangige Bedeutung der Tarifautonomie kommt auch in {{§|77|betrvg|juris|text=§ 77 Abs. 3}} BetrVG zum Ausdruck. Nach dieser Vorschrift dürfen Arbeitgeber und Betriebsrat Arbeitsentgelte und sonstige Arbeitsbedingungen, die „durch [[Tarifvertrag#Tarifautonomie|Tarifvertrag]] geregelt sind oder üblicherweise geregelt werden“, nicht durch [[Betriebsvereinbarung#Verhältnis zu Tarifverträgen|Betriebsvereinbarung]] regeln. Die Betriebsparteien haben in diesen Angelegenheiten keine Möglichkeit, Regelungen mit normativer Wirkung für die Arbeitnehmer zu vereinbaren.<ref>BAG, Beschluss vom 24.02.1987 – 1 ABR 18/85, Rn. 37 – BAGE 54, 191-210.</ref> Dies gilt auch für nicht tarifgebundene Arbeitgeber, da „Konkurrenzregelungen“ in der Form von Betriebsvereinbarungen ebenfalls die Funktionsfähigkeit der Tarifautonomie stören könnten.<ref>BAG, Urteil vom 24. Januar 1996 – 1 AZR 597/95, Rn. 21 –, BAGE 82, 89-101 = NZA 1996, 948.</ref> Verstöße dagegen führen zur Unwirksamkeit der Betriebsvereinbarung,<ref>BAG, Urteil vom 24. Januar 1996 – 1 AZR 597/95, Rn. 19 f. –, BAGE 82, 89-101 = NZA 1996, 948.</ref> die aber ausnahmsweise durch [[Umdeutung (Recht)#Arbeitsrecht|Umdeutung]] dennoch Wirkung entfalten kann.<ref>BAG, Urteil vom 23. August 1989 – 5 AZR 391/88 –, juris, 1. Leitsatz.</ref>
{|
|-
|<poem>Mond:
Merkur:
Venus:
Sonne:
Mars:
Jupiter:
Saturn: </poem>||<poem>Menschliche Fortpflanzung
Menschliche Verdauung
Menschliche Blutbildung
Menschliches Herz
Atmungsorgane
Sinnesorgane
Denkorgane</poem>
|}
</center>


[...]
== Inhalt von Tarifverträgen ==
Im Tarifvertrag werden die Rechte und Pflichten der Tarifvertragsparteien geregelt (''[[schuldrecht]]licher Teil'' – z.&nbsp;B. [[Friedenspflicht|Friedens-]] und Einwirkungspflicht).<br />Er enthält daneben und vor allem [[Rechtsnorm]]en über den Inhalt (darunter oft sog. [[Ausschlussfrist]]en), die Begründung und die Beendigung (z.&nbsp;B. [[Kündigungsfrist]]en) von [[Arbeitsverhältnis]]sen sowie Regelungen zu betrieblichen und [[betriebsverfassung]]srechtlichen Fragen (''normativer Teil''). Tarifverträge enthalten beispielsweise Bestimmungen zu folgenden Punkten:


Außerhalb nun von alledem, aber so, daß wir da auch drinnen sind,
* [[Arbeitsentgelt]] (Lohn, Gehalt, …)
ist der Fixsternhimmel. Da sind also die Fixsterne, namentlich die
* [[Arbeitszeit]]en
Tierkreis-Fixsterne (Zeichnung Seite 73). Und noch größer ist dann
* [[Erholungsurlaub|Urlaubsanspruch]]
dasjenige, was alles bewegt, der erste Beweger. Aber der ist nicht bloß
* [[Arbeitssystem|Arbeitsbedingungen]]
da oben, sondern der ist auch hier überall der erste Beweger. Und
* [[Einstellung (Arbeit)|Abschluss]] und [[Kündigung (deutsches Arbeitsrecht)|Kündigung von Arbeitsverhältnissen]]
hinter dem ist ewige Ruhe, die auch wiederum überall ist. So stellte
* Laufzeit des Vertrages
sich das Dante vor...


Und so hat sich Dante gesagt: Es gibt eine sichtbare Welt, und es
== Arten von Tarifverträgen ==
gibt eine unsichtbare Welt. Die sichtbare Welt, nun ja, die ist diejenige,
Tarifverträge lassen sich nach verschiedenen Abgrenzungskriterien unterscheiden.<ref>Der nachfolgende Abschnitt basiert, soweit nicht anders angegeben, auf Kempen/Zachert: ''Tarifvertragsgesetz'', 4. Auflage, Bund-Verlag, Frankfurt am Main, 2005.</ref>
die wir sehen. wenn wir ninausschauen in der Nacnt, so sehen wir die
Sterne, den Mond, die Venus und so weiter. Das ist die sichtbare Welt.
Aber die unsichtbare Welt ist auch da. Und die unsichtbare Welt sind
diese - man nannte das damals Sphären. Die unsichtbare Welt, das sind
diese Sphären. Und man unterschied zwischen derjenigen Welt, die
man mit Augen sieht, und nannte diese die physische Welt. Das war
die physische Welt. Und dann unterschied man diejenige Welt, die man
nicht mit Augen sieht. Das ist die Welt, die Dante gemeint hat, und die
nannte man die ätherische Welt. Also die ätherische Welt, die Welt,
die aus einem so feinen Stoff besteht, daß man fortwährend durchschaut..." {{Lit|{{G|349|71ff}}}}
</div>


[[Datei:Illustration 240.gif|miniatur|400px|Grafische Darstellung von Dantes Weltbild nach Paul Pochhammer. Aus Dante Alighieri, Albert Ritter (Hrsg): ''Dantes Werke'', 1922]]
=== Unterscheidung nach Parteien auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite ===
Dante beschrieb nicht das [[physisch]]e Weltsystem, sondern die [[Ätherwelt]]. Das gilt nicht nur für die [[Planetensphären]], sondern auch für das [[Erdinneres|Erdinnere]], in das er die [[Hölle]] verlegt. Aber damit ist kein äußerlich fassbarer Ort gemeint.
Die Unterscheidung nach Parteien ergibt sich weitgehend aus dem [[Tarifvertragsgesetz|TVG]], auch wenn dort die Bezeichnungen nicht vorgegeben sind, so dass es teilweise uneinheitliche Bezeichnungen in der Literatur und Rechtsprechung gibt.


<div style="margin-left:20px">
# Der Verbandstarifvertrag ([[Flächentarifvertrag]]) wird geschlossen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberverband mit Gültigkeit für eine bestimmte Branche und für einen räumlich abgegrenzten Tarifvertragsbezirk, der die Bundesrepublik Deutschland insgesamt oder – häufiger – ein Teilgebiet erfasst. Er ist immer noch die verbreitetste Art von Tarifvertrag bei der Unterscheidung nach Parteien.
"...dann stellt sich Dante vor:
# Der firmenbezogene Verbandstarifvertrag wird ebenfalls zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberverband geschlossen, allerdings mit Gültigkeit nur für ein bestimmtes Unternehmen.
Hier in der Erde, abgewendet - also wenn man da durchgeht -, so
# Der [[Firmentarifvertrag]] (Haustarifvertrag) wird zwischen Gewerkschaft und dem Unternehmen, in dem er gelten soll, geschlossen.
würde man da in der Erde drinnen das haben, was er sich als Hölle
# Der mehrgliedrige Tarifvertrag wird auf einer oder beiden Seiten von mehreren Vertragspartnern abgeschlossen, so beispielsweise in der Zeitarbeitsbranche, wo es einen Tarifvertrag mit zwei Arbeitgeberverbänden auf der Arbeitgeberseite und acht DGB-Gewerkschaften auf Arbeitnehmerseite gab.
vorstellt. Also er denkt sich: Da draußen, da ist überall Himmelsäther.
# Der Konzerntarifvertrag wird zwischen Gewerkschaft und einem Konzern abgeschlossen, mit Wirkung für die einzelnen Unternehmen des Konzerns. Je nach Ausgestaltung handelt es sich rechtlich eigentlich entweder um einen mehrgliedrigen Tarifvertrag oder um einen Firmentarifvertrag mit der Muttergesellschaft, den weitere Konzernunternehmen übernehmen.
Aber wenn ich hineinbohren würde in die Erde, da ist auf der andern
Seite da die Hölle. Bevor ich aus der Erde herauskomme, ist da die
Hölle.


Nun, dieses als kindisch aufzufassen, das wird ja dem heutigen Menschen
=== Unterscheidung nach Regelungsgegenständen ===
furchtbar leicht. Man braucht nur zu sagen: Ja, aber Dante
Die Unterscheidung nach Regelungsgegenständen hat sich aus rein praktischen Erwägungen entwickelt. Juristisch hat diese Unterscheidung keine Auswirkung. Die Tarifvertragsparteien sind auch völlig frei in der Frage, welche Regelungsgegenstände sie unter welcher Bezeichnung in einem Vertrag zusammenfassen.
hätte nicht da zu stehen brauchen, sondern hier, dann hätte er da
hineinbohren können, und dann wäre da (auf der andern Seite) die
Hölle gewesen! [...]


Aber so hat es sich Dante nicht vorgestellt. Er hat überhaupt nicht
# Der [[Lohn- und Gehaltstarifvertrag]] (auch Entgelt-, Lohn- und Gehaltstarifvertrag, Vergütungstarifvertrag) regelt die Höhe des Arbeitsentgelts in den einzelnen Entgeltgruppen oder des Ecklohns. Die Laufzeit dieses Vertrages ist typischerweise relativ kurz, kann aber auch bis zu 31 Monaten betragen.
die physische Welt vorgestellt, sondern er hat sich Kräfte vorgestellt.
# Der Lohn- und Gehaltsrahmentarifvertrag (auch unspezifisch und mit unklarer Abgrenzung zum Manteltarifvertrag: Rahmentarifvertrag) regelt die Lohn- und Gehaltsgruppen, in die die Arbeitnehmer in der Regel nach ihren [[Arbeitsinhalt]]en einzuordnen sind.
Und er hat gesagt: Ja, wenn ein Mensch da steht, und er bewegt sich
# Der [[Manteltarifvertrag]] (ebenfalls auch unspezifisch als Rahmentarifvertrag, zum Beispiel Bundesrahmentarifvertrag Bau, bezeichnet) regelt alle weitergehenden Arbeitsbedingungen, soweit dies von den Tarifvertragsparteien vereinbart wird. Beispiele sind Urlaub und Kündigungsfristen. Die Laufzeit von Manteltarifverträgen ist in der Regel entweder sehr lang oder unbegrenzt und es Bedarf einer Kündigung, um den Vertrag neu zu verhandeln. Beispiele für Manteltarifverträge sind der [[TVöD]] und [[TV-L]] im öffentlichen Dienst und der [[Bundesrahmentarifvertrag für das Baugewerbe]] in der Privatwirtschaft.
mit seinem eigenen Ätherleib in der Richtung nach oben, dann wird er
# Sonstige Tarifverträge können im Einzelfall verschiedenste Regelungsgegenstände betreffen, die im konkreten Einzelfall keine Aufnahme in anderen Tarifverträgen gefunden haben. Dies können zum Beispiel sein: vermögenswirksame Leistungen, Beschäftigungssicherung und gemeinsame Einrichtungen von Tarifvertragsparteien.
immer leichter und leichter. Dann überwindet er immer mehr die
Schwere. Wenn er aber hineingeht in die Erde, da muß er sich immer
mehr und mehr anstrengen, und diese Anstrengung wird am größten,
wenn er zum andern Ende gekommen ist. Da preßt ihn alles. Da wird
die Schwere am allergrößten. Das hängt nicht davon ab, daß dort
irgendeine besondere Hölle ist, sondern daß er erst das durchgemacht
hat, um dorthin zu kommen. (Zeichnung auf Seite 73.)


Und wenn sich Dante das so vorgestellt hat, so könnte er ja auch
== Tarifregister ==
da stehen (am andern Ende). Wenn er sich da hinausbewegt, wird er
Alle Tarifverträge werden in [[Tarifregister]]n registriert. Tarifregister sind öffentlich, jeder kann sie einsehen. Sie werden beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales und bei allen Bundesländern geführt. In den Bundesländern sind in der Regel die Arbeits- oder Sozialministerien zuständig.
immer leichter und leichter, kommt er immer mehr und mehr in den
Äther hinein. Wenn er sich aber da hineinbewegt in die Erde, dann
muß er das durchmachen (das Schwererwerden). Dann tritt für ihn
der Zustand, das Erlebnis da ein, wo ich grün gezeichnet habe; früher
aber da, wo ich gelb gezeichnet habe. Also darauf kommt es an. Dante
sagt nicht, daß hier an diesem Ort gerade die Hölle ist, sondern Dante
will sagen: Wenn einer durch die Erde sich durcharbeiten muß mit
seinem Ätherleib, dann ist das so schwer, daß, wo er auch hinkommt,
ob oben oder unten, für ihn ein Erlebnis eintritt, das höllisch ist. Das
ist erst wiederum in der neuesten Zeit gekommen, daß sich die Leute
die Hölle vorstellen an einem bestimmten Ort. Dante hat an das Erlebnis
gedacht, das man bekommt, wenn man sich als Äthermensch
durch die Erde durcharbeiten muß.


Wenn einer sagt: Dante war dumm - , so fällt das auf ihn selbst zurück,
== Siehe auch ==
weil er so dumm ist und sagt, Dante hätte sich vorgestellt, daß
* {{WikipediaDE|Kategorie:Tarifvertrag}}
die Hölle am andern Ende der Erde sei. Sondern Dante hat sich vorgestellt:
* {{WikipediaDE|Tarifvertrag}}
Wo ich auch immer über die Erde in den Himmel hinausfliege,
* {{WikipediaDE|Arbeitsrecht}}
werde ich seelisch leichter; wo ich in die Erde hineinkomme, wo ich
* {{WikipediaDE|Bocholter Modell}}
auch immer ans andere Ende komme: höllisch." {{Lit|{{G|349|82ff}}}}
* {{WikipediaDE|Kollektivrechtliche Vereinbarung}}
</div>
* {{WikipediaDE|Tarifautonomie}}
* {{WikipediaDE|Tarifverhandlung}}
* {{WikipediaDE|Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst}} (TVöD)
* {{WikipediaDE|Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder}} (TV-L)
* {{WikipediaDE|Firmentarifvertrag}} oder Haustarifvertrag
* {{WikipediaDE|Ärztetarifvertrag}}
* {{WikipediaDE|Tarifvertrag über das Entgelt-Rahmenabkommen}}
* {{WikipediaDE|Arbeitsrecht der Kirchen}}
* {{WikipediaDE|Westrick-Formel}}
* {{WikipediaDE|Gesamtarbeitsvertrag}}, für einen dem Tarifvertrag ähnlichen Vertrag in der Schweiz und Liechtenstein
* {{WikipediaDE|Kollektivvertrag}} für einen dem Tarifvertrag ähnlichen Vertrag in Österreich.


==Die «Göttliche Komödie» und das Ostergeschehen==
== Literatur ==
[[Bild:Dante_Tor_zur_Unterwelt.jpg|thumb|300px|William Blake, Die Inschrift am Tor zur Unterwelt]]
* Mario Eylert; Tino Frieling: ''Examensrelevante Grundlagen des Tarifvertragsrechts.'' In: JuS 2017, 106-113 (guter Überblick)
Dantes «Göttliche Komödie» ist eng mit dem Ostergeschehen verbunden. Nicht zufällig verlegt Dante den Beginn seiner Schilderungen auf den Karfreitag des Jahres 1300 und den geistigen Hintergrund des Geschehens bildet das Mysterium von [[Tod]] und [[Auferstehung]] des [[Christus]] [[Jesus]], das sich auch in den sieben Stufen des [[Christlicher Schulungsweg|christlichen Einweihungsweges]] widerspiegelt. In die ersten 3 Stufen dieses Weges – [[Fußwaschung]], [[Geißelung]] und [[Dornenkrönung]] - wurde Dante nicht zuletzt durch die schicksalsträchtigen Ereignisse seines Lebenslaufes – die Verbannung aus Florenz mit all ihren Folgen – eingeweiht. In der «Göttlichen Komödie» treten dann vor allem die 4 letzten Stufen deutlicher hervor.
* Peter Berg, Helmut Platow, Christian Schoof, Hermann Unterhinninghofen: ''Tarifvertrags- und Arbeitskampfrecht. Kompaktkommentar''. 3. Auflage 2010, Bund-Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-7663-3996-6
* Otto Ernst Kempen, Ulrich Zachert (Hrsg.): ''Tarifvertragsgesetz''. 4. Auflage 2006, Bund-Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 3-7663-3543-X
* Walther Müller-Jentsch: ''Tarifautonomie. Über die Ordnung des Arbeitsmarktes durch Tarifverträge''. Reihe essentials. Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-21227-8
* Jürgen Nautz: ''Die Durchsetzung der Tarifautonomie in Westdeutschland. Das Tarifvertragsgesetz vom 9. April 1949''. Frankfurt am Main 1985, ISBN 978-3-8204-8099-3
* Peter Renneberg: ''Handbuch Tarifpolitik und Arbeitskampf''. VSA Verlag Hamburg 2014, ISBN 978-3-89965-559-9, aktualisierte Ausgabe.


Die Quintessenz der 4. Stufe, der [[Kreuztragung]], wird gleich zu Beginn angedeutet, wo Dante mitteilt, dass er nun Erlebnisse schildert, die sich dem wachen Geist in der Lebensmitte offenbaren. Und er macht auch gleich deutlich, dass es Erlebnisse sind, die jeder Mensch in diesem Alter haben kann, indem er ganz bewusst formuliert: "In unseres Lebens Mitte..." Mit der Lebensmitte haben unsere Lebenskräfte ihren Höhepunkt überschritten und zuerst ganz leise, dann immer stärker beginnen wir unseren stofflichen Leib als Last zu empfinden. Er ist das Kreuz, an dem wir immer schwerer zu tragen haben. Zugleich beginnt aber auch da erst die Zeit, wo wir das Geistige mit vollem [[Ichbewusstsein]] ergreifen können. Etwa mit dem 35. Lebensjahr beginnt sich die [[Bewusstseinsseele]] zu entfalten.
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* [http://www.tarifvertrag.de/ WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung]
* [http://www.bw.igm.de/tarife/ Tarifverträge der IG Metall Baden-Württemberg im Wortlaut]
* [http://www.jurawiki.de/ArbeitsRecht Linkliste im Jurawiki]
* [http://www.jusmeum.de/tarifvertraege Sammlung von Tarifverträgen]
* [http://www.boeckler.de/wsi-tarifarchiv_2267.htm Glossar zum Tarifvertragsrecht der Hans-Böckler-Stiftung]
* [http://www.hensche.de/Arbeitsrecht_aktuell_Bundesarbeitsgericht_Abeschied_von_Gleichstellungsabrede_4AZR765-06_4AZR767-06.html Abschied von der Gleichstellungsabrede] – ein arbeitsrechtlicher Kommentar zu den Urteilen des BAG vom 29. August 2007, 4 AZR 765/06 und 4 AZR 767/06
* Justus Haucap, Uwe Pauly, Christian Wey: ''[http://www.nice.tu-berlin.de/fileadmin/documents/nice/forschung/wipol-ausschuss-final.pdf Das deutsche Tarifkartell: Entstehung, Stabilität und aktuelle Reformvorschläge aus Sicht der Wettbewerbstheorie]''


Alle folgenden Schilderungen sind aus dem Erleben des [[Mystischer Tod|mystischen Todes]] erzählt, der 5. Stufe des christlichen Schulungsweges.
== Einzelnachweise ==
<references />


Die geistigen Ereignisse des [[Karsamstag]]s, die mit der sog. Höllenfahrt Jesu Christi zusammenhängen, und die in den vier Evangelien nur wenig berücksichtigt werden, erscheinen Dante besonders wichtig und bilden die Grundlage für die Gesänge des Infernos und des Purgatorios. Das entspricht der 6. Stufe des christlichen Weges, der [[Grablegung]]. Dante folgt dem Christus auf seinen Wegen, wohl wissend, dass der Weg zur Auferstehung durch die Hölle führt. [[Auferstehung]] und [[Himmelfahrt]] bilden die 7. Stufe der christlichen Einweihung und Dante schildert sie vor allem in den Gesängen des Paradiso.
{{Rechtshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4117170-6}}


Ausführlicher wird uns in der christlichen Überlieferung von der Höllenfahrt Christi nur in dem apokryphen [[Nikodemus-Evangelium]] berichtet. [[Nikodemus]] ist jener hohe israelitische Eingeweihte, der Christus "bei Nacht" – d.h. im reinen Geistgespräch – besuchte (Joh 3,1). Es geht in diesem Gespräch um die Wiedergeburt des Menschen aus der Kraft des höheren Ich, was der Christus noch dadurch verdeutlicht, das er in diesem Gespräch Nikodemus auf die Erhöhung der Schlange durch Moses (4. Mose 21,8-9) verweist. Die erhöhte Schlange ist das Symbol für diese Ich-Kraft. Die Wiedergeburt des Menschen aus dem Geiste ist auch das zentrale Thema der «Göttlichen Komödie».
[[Kategorie:Kollektives Arbeitsrecht (Deutschland)]]
[[Kategorie:Gewerkschaftswesen]]
[[Kategorie:Arbeitsmarkt]]
[[Kategorie:Sozialpolitik]]
[[Kategorie:Tarifvertrag|!]]


Was bedeutet die Wiedergeburt des Menschen im Sinne der Auferstehung? Auferstehung ist mehr als Unsterblichkeit, ist mehr als ein bloßes Weiterleben nach dem Tod. Und Auferstehung ist auch mehr als die Wiedergeburt in wiederholten Erdenleben. Unsterblichkeit bedeutet das bewusste Fortbestehen des geistigen Wesenskerns des Menschen, des Ich, im rein geistigen Leben nach dem Tode. Wiedergeburt im Sinne der Reinkarnation bedeutet das wiederholte Wiedererscheinen dieses geistigen Wesenskernes in einem sterblichen irdischen Leib.Auferstehung bedeutet die Wiedergeburt des ganzen Menschen im Geistigen. Was ist der ganze Mensch? Der ganze Mensch ist das Ich plus den drei Wesensgliedern – Astralleib, Ätherleib und physischer Leib -, die diesen Kern umhüllen. Das Ich ist zwar unser geistiger Wesenskern, aber noch nicht der ganze Mensch – und die Wesensglieder alleine natürlich noch weniger. Ohne seine wesenhaften Hüllen hat das Ich keine Entwicklungsmöglichkeit. Das Ich wächst und reift nur dadurch, dass es an der Vergeistigung seiner Hüllen arbeitet. Es verwirklicht sich, indem es seine Hüllen wirksam durchdringt. Die Integrität der Wesenshüllen des Menschen muss gewahrt werden, wenn sich das Ich voll entfalten soll – darum dreht sich letztlich die ganze Erdenentwicklung.
{{Wikipedia}}
 
Die Frage nach dem Fortbestand der menschlichen Leibeshüllen nach dem Tode bewegt Dante tief. Er spricht davon noch nicht in den Gesängen des Infernos, aber gleich dort, wo die Gesänge des Purgatorios anheben und die Gestalten der Toten an ihn herantreten:
 
<table align="center"><tr><td>
Hervor trat eine jetzt, so inniglich <br/>Mich zu umarmen, mit so holden Mienen, <br/>Da&szlig; mein Verlangen ganz dem ihren glich. <br/><br/>Leere Schatten, die Gestalt nur schienen! <br/>Dreimal halt&rsquo; ich die H&auml;nde hinter ihr, <br/>Und dreimal kehrt&rsquo; ich zu der Brust mit ihnen. (Purgatorio 2)
</td></tr></table>
 
 
Sichtbar sind die Gestalten wohl, aber es fehlt ihnen "doch gar zu sehr am Greiflich-Tüchtighaften" und sie werfen im Licht der Sonne auch keinen Schatten wie Dante selbst. Die Toten erscheinen zwar als menschliche Gestalten, aber ihnen fehlt die feste Grenze, die sie für andere undurchdringlich macht. Im Erdenleben schafft uns der stoffliche Leib diese feste Begrenzung, bietet uns einen Innenraum, der nur uns gehört und der dadurch unsere Identität wahrt und verhindert, dass wir uns in unserer Umwelt verlieren. Dieses Grenzerlebnis ist entscheidend für die Entwicklung unseres Ichbewusstseins. Dieses Grenzerlebnis, das wir im physischen Leben haben, muss ins Geistige übertragen werden, wenn wir unser volles Selbstbewusstsein nicht verlieren wollen. Wir müssen mit unserem Geistesleben dem äußeren Geistesleben objektiv gegenübertreten, wir dürfen damit nicht unterschiedslos zusammenfließen, wenn wir nicht ein unselbstständiges Glied der geistigen Welt werden wollen.
 
==Inhalt und Bedeutung==
 
Bei Dante wird nun alles, was früher geistige Schau des Äußeren war, zum tiefen inneren persönlichen Erlebnis. Dante beschreibt, was er bei seinem Hinabstieg in die eigenen Seelentiefen erlebt. In des Lebens Mitte, so schildert er, irrt er in der Nacht zum Karfreitag des Jahres 1300 durch einen wilden grauenvollen Wald. Der Wald ist, ähnlich wie bei Brunetto oder später in [[Goethe]]s [[Faust-Dichtung|Faust II]] ("Waldung, sie schwankt heran..."), ein Bild für die ätherischen Lebenskräfte der Natur. Dennoch - die Schau des Geistigen, das die äußere irdische Natur durchwebt, tritt bei Dante zurück. Die Göttin [[Natura]] tritt in seiner «Commedia» nicht mehr explizit auf, sie wird höchstens in der rätselhaften Figur der [[Matelda]], die Dante im irdischen Paradies begegnet, angedeutet. Teilweise zeigt auch [[Beatrice]] gewisse Züge der Natura, aber insgesamt ist doch alles, was aus dem alten Naturhellsehen stammte, endgültig verschwunden.
 
===Inferno===
====Übersicht====
[[Datei:William-Adolphe Bouguereau (1825-1905) - Dante And Virgil In Hell (1850).jpg|thumb|250px|Dante und Virgil in der Hölle von William Bouguereau (1850)]]
[[File:Ary Scheffer - Francesca da Rimini en Paolo Malatesta aanschouwd door Dante en Vergilius 1854.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:Ary Scheffer|Ary Scheffer]]: [[Wikipedia:Francesca da Rimini|Francesca da Rimini]] und Paolo Malatesta (1854)]]
<table align="center"><tr><td>
<div>1&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Der finstere Wald; die drei Tiere; Virgil; der &bdquo;Veltro&ldquo;.</i></div><div><i>2&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; </i>Mission Virgils; die drei himmlischen Frauen.</div><div>3&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Eingang der H&ouml;lle; </i>die Unentschlossenen; Acheronstrom.</div><div>4&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Erster Kreis </i>Limbus (= Vor-H&ouml;lle); tugendhafte Heiden.<br/>5&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Zweiter Kreis Wollust; Francesca und Paolo.</i></div><div><i>6&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dritter Kreis Gier; Ciaccos Prophetie.</i></div><div><i>7&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Vierter Kreis Geiz </i>und <i>Verschwendung.</i></div><div>8&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>F&uuml;nfter Kreis </i>Styx <i>Zorn, Tr&auml;gheit des Herzens.</i></div><div>9&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Sechster Kreis die Stadt Dis; der hohe Gesandter (Aeneas).</i></div><div>10&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Ketzer in gl&uuml;henden Sarkophagen; Farinata.</i></div><div>11&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erkl&auml;rung der Einteilung der H&ouml;lle <i>Aristotelische Laster</i></div><div>12&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Siebenter Kreis Gewaltt&auml;ter gegen Andere.</i></div><div>13&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Gewalt gegen sich selbst </i>Wald der Selbstm&ouml;rder.</div><div>14&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Gewalt gegen Gott </i>Gottesl&auml;sterer.</div><div>15,16&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Gewalt gegen die Natur Brunetto Latini.</i></div><div>17&nbsp;&nbsp;&nbsp; Wucherer; das Ungeheuer Geryon (Betrug).</div><div>18&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Achter Kreis </i>Malebolge mit 10 Sackt&auml;lern.</div><div>19&nbsp;&nbsp;&nbsp; Simonisten P&auml;pste Nikolaus III. <i>Bonifacius VIII.</i></div><div>20&nbsp;&nbsp;&nbsp; Wahrsager. Zauberer.</div><div>21&nbsp;&nbsp;&nbsp; Bestechende und Bestechliche; gl&uuml;hender Pechsee.</div><div>22&nbsp;&nbsp;&nbsp; Humoristisches Intermezzo: Teufel im Pechsee.</div><div>23&nbsp;&nbsp;&nbsp; Heuchler; Pharis&auml;er.</div><div>24,25&nbsp;&nbsp;&nbsp; Diebe und R&auml;uber; Schlangen als Peiniger.</div><div>26&nbsp;&nbsp;&nbsp; Schlechter Ratgeber &mdash; <i>Ulysses' Fahrt nach dem Westen.</i></div><div><i>27&nbsp;&nbsp;&nbsp; </i>Schlechte Ratgeber (Fortsetzung).</div><div>28&nbsp;&nbsp;&nbsp; Stifter von Zwietracht; Mohammed; Bertran de Born.</div><div>29&nbsp;&nbsp;&nbsp; Falschm&uuml;nzer.</div><div>30&nbsp;&nbsp;&nbsp; F&auml;lscher.</div><div>31&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Neunter Kreis&nbsp;&nbsp; </i>Untere Regionen der H&ouml;lle.</div><div>32&nbsp;&nbsp;&nbsp; Das ewige Eisgefilde des Verrates. Verrat an Verwandten </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; an dem Vaterland.</div><div>33 &nbsp;&nbsp;&nbsp;Ugolino.</div><div>34&nbsp;&nbsp;&nbsp; Verrat an Wohlt&auml;tern, an Gott. <i>Luzifer; </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; mechanischer Fl&uuml;gelschlag. </i></div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Judas, Brutus, Cassius. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Durchgang durch den Mittelpunkt der Erde zum </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; L&auml;uterungsberg.</div>
</td></tr></table>
 
==== Die drei wilden Tiere ====
[[Datei:1 - Dante e le fiere.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:Joseph Anton Koch|Joseph Anton Koch]]: ''Dante e le fiere'' (Inferno 1)]]
[[File:Inferno Canto 1 lion.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:Gustave Doré|Gustave Doré]]: Dante begegnet dem Löwen]]
Dante begegnen zunächst drei wilde Tiere, in denen sich die noch ungeläuterten Kräfte der seelischen Wesensglieder widerspiegeln - ein ''Pardelluchs'' (manchmal auch als ''Panthertier'' übersetzt), ein ''Löwe'' und eine ''Wölfin''.
 
<center>
{|width="800px" valign="top"
|-
| <poem>{{Zeile|31}}Sieh, beim Beginn des steilen Weges, schier
Bedeckt mit buntgeflecktem Fell die Glieder,<ref> 32–36. Aber noch sollen wir nicht ungestört emporklimmen. Die ''Lust der Sinne – der Panther –'' tritt zuerst und so lange der Körper noch jugendlich frisch ist, uns feindlich entgegen, und hemmt unsere Fortschritte zu dem Höhern. Droht sie auch den bessern Vorsatz in uns zu vernichten, so erscheint sie doch in minder abschreckender Gestalt, ja anziehend durch Munterkeit und Frische. </ref>
Gewandt und sehr behend ein ''Pantherthier''.
{{Zeile|34}}Nicht wich’s von meinem Angesichte wieder,
Und also hemmt’ es meinen weitern Lauf,
Daß ich mich öfters wandt’ in’s Thal hernieder.
{{Zeile|37}}''Am Morgen war''’s, die Sonne stieg herauf,<ref> 37–43. Aber wenn nun eben die Sonne der Wahrheit uns den Morgen hat tagen lassen, wenn wir die Welt in neuem Glanze liegen sehen, dann schöpfen wir Muth, das Höhere zu erreichen. (Die Reise des Dichters wird, wie bedacht, in der heiligen Woche, im Beginne des Frühlings unternommen, in der Jahreszeit, in welcher das erneute Leben der Natur in uns selbst Muth und Hoffnung erneuert, und in welcher, wie der Dichter V. 38–40 vorausgesetzt, Gott die Welt erschaffen hat. Die Sonne steht zu dieser Zeit im Widder.) </ref> 
Von jenen Sternen, so wie einst umgeben,
Als Gottes Lieb’ aus ödem Nichts herauf
{{Zeile|40}}Die schöne Welt berief zu Sein und Leben;
So ward durch jenes Thier mit buntem Haar
Anlaß zur Sorge doch mir nicht gegeben,
{{Zeile|43}}Zu solcher Stund’, im süßen, jungen Jahr –
Wenn Grund zur Furcht mir alsbald nicht erregte<ref> 44. Wenn die sinnliche Begier der Jugend sich auch mindert, so ist es der Ehrgeiz (der Löwe), welcher die kräftigeren Naturen von dem wahren Ziele echt menschlicher Bildung, von dem Streben nach dem einzig Wahren und Göttlichen ableitet – in seinem Uebermaße die mächtigste, furchtbarste der Leidenschaften, besonders in ''Zeiten politischer Parteiung'', sei es, daß der Mensch selbst sie in sich empfindet, oder daß er ihr Opfer wird. </ref>
Nunmehr ''ein Löwe'', den ich ward gewahr!</poem>
|<poem>
{{Zeile|46}}Es schien, daß er sich gegen mich bewegte,
Erhobnen Haupt’s und mit des Hungers Wuth,
So daß er Zittern selbst der Luft erregte.
{{Zeile|49}}Auch ''eine Wölfin'', welche jede Glut <ref> 49–60. Endlich erscheint die Habsucht – die Wölfin –, welche alles irdische Gut an sich zu reißen strebt, und um so weniger befriedigt ist, je mehr sie verschlingt. Keine schlechte Leidenschaft, kein Laster ist, mit welchen sie sich nicht verbände, zu welchen sie nicht führte (vergl. V. 97–100). Sie, die gemeinste Leidenschaft, nie rastend, weil es ihr nie an einem Gegenstande fehlt, ist es, die dem Menschen auf dem Wege zum höhern Ziele am gefährlichsten wird, die dem Dichter alle Hoffnung, es zu erreichen, raubt, und ihn zur Tiefe zurückstürzt. [Man denke hier auch an politische Beziehungen, an Rom’s alles an sich reißende Gier!] </ref>
Der Gier durch Magerkeit mir schien zu zeigen,
''Die schon auf Viele schweren Jammer lud''.
{{Zeile|52}}Vor dieser mußte so mein Muth sich neigen,
Aus Furcht, die bei dem Anblick mich durchbebt,
Daß mir die Hoffnung schwand, zur Höh’ zu steigen.
{{Zeile|55}}Wie der, der eifrig zu gewinnen strebt,
Wenn zum Verlieren nun die Zeit gekommen,
In Kümmerniß und tiefem Bangen lebt:
{{Zeile|58}}So machte dieses Unthier mich beklommen;
Von ihm gedrängt, mußt’ ich mich rückwärts ziehn,
Dorthin, wo nimmer noch die Sonn entglommen.
                                              (Inferno 1)</poem>
|}
</center>
 
Die drei Tiere sind [[Imagination]]en, die die Schwächen der [[Seelische Wesensglieder|seelischen Wesensglieder]], also der [[Empfindungsseele]], der [[Verstandes- oder Gemütsseele]] und der [[Bewusstseinsseele]], sichtbar machen:
 
:"Eine Wölfin ist für Dante das Bild für die Unmäßigkeit, für die Schattenseiten der Empfindungsseele. Dann begegnen uns die Schattenseiten der Verstandesseele als der Entwickelung widerstrebende Kräfte: Was nicht in sich geschlossener Starkmut ist, was sinnlos aggressive Kräfte der Verstandesseele sind, das tritt uns in Dantes Phantasie als ein zu Bekämpfendes in dem Löwen entgegen. Und die Weisheit, die nicht nach den Höhen der Welt hinaufstrebt, die sich nur als Klugheit und Schlauheit auf die Welt richtet, tritt uns in dem dritten Bilde, in dem Luchs, entgegen. Die «Luchs-Augen» sollen darstellen Augen, die nicht Weisheitsaugen sind, die in die geistige Welt hineinsehen, sondern Augen, die nur auf die Sinnenwelt gerichtet sind." {{lit|{{G|059|289}}}}
 
Ihnen muss durch die [[Platonische Tugenden|platonischen Tugenden]] [[Weisheit]], [[Starkmut]] und [[Mäßigkeit]] entgegengewirkt werden:
 
:"Weisheit, die Kraft der Bewußtseinsseele; Starkmut in sich selber, die Kraft, welche der Verstandes- oder Gemütsseele entstammt, und Mäßigkeit, dasjenige, was die Empfindungsseele in ihrer höchsten Entfaltung erreicht. Wenn das Ich durchgeht durch eine Entwickelung, die getragen ist von der Mäßigkeit der Empfindungsseele, von der Starkheit oder inneren Geschlossenheit der Verstandes- oder Gemütsseele, von der Weisheit der Bewußtseinsseele, dann kommt es allmählich zu höheren Seelenerlebnissen, die in die geistige Welt hinaufführen." {{lit|{{G|059|289}}}}
 
– dazu gehört dann noch die [[Gerechtigkeit]], die unmittelbar mit der Ich-Kraft zusammenhängt.
 
==== Vergil und die Prophezeiung des kommenden Erlösers, des «Veltro» ====
 
Als geistiger Führer durch die Unterwelt erscheint nun [[Wikipedia:Vergil|Vergil]]. Er weist Dante darauf hin, dass die gierige Wölfin, die Dante verfolgt, erst durch den «Veltro» (''infin che ’l veltro verrà'' - Inferno 1,101), eine Art [[Wikipedia:Windhund|Windhund]] oder [[Wikipedia:Jagdhund|Jagdhund]] (im nachstehenden Text als ''Dogge'' übersetzt), besiegt werde, der sich nicht mit Land und Erz, also nicht mit physischen Gütern, seinen Hunger stillt, sondern von sich von [[Weisheit]], [[Liebe]] und [[Tugend]] (''sapïenza, amore e virtute'' - Inferno 1,104) nährt.
 
<center>
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|-
| <poem>{{Zeile|85}}Mein Meister, Vorbild! dir gebührt der Preis,
Den ich durch schönen Stil davongetragen,<ref> 86. Dante’s gerechtes Selbstgefühl, als Schöpfers der italienischen Schriftsprache! </ref>
Denn dir entnahm ich, was ich kann und weiß.
{{Zeile|88}}Sieh dieses Thier, o sieh mich’s rückwärts jagen,
Berühmter Weiser, sei vor ihm mein Hort,
Es macht mir zitternd Puls’ und Adern schlagen.““
{{Zeile|91}}„Du mußt ''auf einem andern Wege fort'',“<ref> 91. D. h. auf dem Wege durch die Hölle, die Buße allein kannst du zur Höhe des Heils kommen. </ref>
Sprach er zu mir, den ganz der Schmerz bezwungen,
„Willst du entfliehn aus diesem wilden Ort.
{{Zeile|94}}Denn dieses Thier, das dich mit Graun durchdrungen,
Läßt Keinen ziehn auf seines Weges Spur,
Hemmt Jeden, bis es endlich ihn verschlungen.
{{Zeile|97}}Es ist von böser, tückischer Natur,
Und nimmer fühlt’s die wilde Gier ermatten,
Ja jeder Fraß schärft seinen Hunger nur.</poem>
|<poem>{{Zeile|100}}Mit vielen Thieren sieht man es sich gatten,
Bis daß ''die edle Dogge'' kommt, die kühn<ref name="Veltro">101. [''In Verona'' herrschte das hochgeehrte Ghibellinengeschlecht der Skaliger in seinem jüngsten, hochbegabten Sprossen <tt>Cane della Scala</tt>, {{Seite|12}} genannt <tt>Can grande.</tt> Auf ihn, den 1311 Heinrich VII. sogar zu seinem Stellvertreter in der Lombardei ernannt, richteten sich die Blicke aller Ghibellinen. Er ist zweifelsohne auch in dieser prophetischen, aber vielleicht erst später von Dante eingeschobenen Stelle unter „dem edlen Windhund“ gemeint, welcher zwischen Feltro im Piavethal und dem sog. Feltrischen Gebiet am nordöstlichen Appenninenhang aufstehen solle. Denn dies war eben <tt>Can grande’s</tt> Herrschaft. – Man sieht zugleich, wie unter der Wölfin, welcher <tt>C. grande</tt> den Garaus machen soll, vornehmlich politische, zeitgeschichtliche Beziehungen versteckt liegen. S. zu 46–60 Schluß. Derselbe Fürst hat später den verbannten Dante, 1317–20, aufgenommen, worauf sich die ehrenden Worte Parad. 17, 76–10 beziehen.] </ref>
Es würgt und hinstürzt in die ew’gen Schatten.
{{Zeile|103}}Nicht wird nach Land und Erz ihr Hunger glühn,
Doch wird sie nie an Lieb’ und Weisheit darben;
Inmitten Feltr’ und Feltro wird sie blühn,
{{Zeile|106}}Zu Welschlands Heil, deß Ruhm und Glück verdarben,
Obwohl vordem Camilla für dies Land,<ref> 107. 108. Camilla und Turnus starben, nach der Aeneide, bei der Vertheidigung, Euryalus und Nisus, bei der Eroberung Latiums. </ref>
Euryalus, Turnus und Nisus starben.
{{Zeile|109}}Nicht wird sie ruhn, bis sie dies Thier verbannt;
Sie wird es wieder in die Hölle senken,
Von wo’s ''der erste Neid'' heraufgesandt. –<ref> 111. „Der erste Neid“ der Satan. Weisheit 2, 24. </ref>
{{Zeile|112}}Du folg’ jetzt mir zu deinem Heil – mein Denken<ref> 112 ff. [Um aus dem dunkeln Wald der Irrthümer und Sünden heraus zur Buße, zur Erkenntniß und ''zeitlichen Glückseligkeit'' zu gelangen, reicht die Vernunft, zugleich die rechte politische Einsicht und Weltordnung aus, indem sie uns das Laster, den falschen Zustand und seine Folgen zeigt (Hölle) und uns dadurch selbst reinigt und läutert (Fegfeuer).] </ref>
Und Urtheil ist’s – ich will dein Führer sein
Und dich durch ew’gen Ort von hinnen lenken.
                                (Inferno 1,85-114)</poem>
|}
</center>
 
Zwei weitere Hinweise auf den «Veltro» befinden sich im «Purgatorio»:
 
<center>
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|-
| <poem>{{Zeile|10}} ''Du alte Wölfin'', sei vermaledeit!
Kein Thier erjagt sich Beute gleich der Deinen,
Doch bleibt dein Bauch noch endlos hohl und weit.
{{Zeile|13}} O Himmel, dessen Kreislauf, wie wir meinen,<ref>[13. „Der Himmel“ wieder = die Macht und Constellation der Gestirne, wie Ges. 16, 73 ff.]</ref>
Der Erde Sein und Zustand wandeln soll,
Wann wird der Held, der sie vertreibt, erscheinen? –
                                  (Purgatorio 20,10-15)</poem>
| <poem>{{Zeile|40}} Schon nahen Sterne sich – wie ich’s gewiß
Im Geist erkannt, so sei es ausgesprochen –
Da kommt, von Schranke frei und Hinderniß,
{{Zeile|43}} ''Fünfhundertzehn und fünf'' hervorgebrochen,
Ein Gottgesandter, der die Dirn erschlägt
Zusammt dem Riesen, der mit ihr verbrochen.{{CRef||[45. Die verkündete Rache Gottes gegen die Vernichter der Kirche und Störer der politisch-kirchlichen Weltordnung vollzieht sich durch einen „Erben des Adlers“ V. 37, also einen ''politischen'' Helden, der entweder selbst Kaiser ist oder das, mit der Kirche ebenfalls gesunkene Kaiserthum mitwirkend erheben hilft. Dieser deutlichen Grundvoraussetzung entsprechend muß die geheimnißvolle Zahl 515, womit (wieder nach der Offenb. Joh. 13, 18), der Verheißene bezeichnet wird, gemäß der lateinischen Zahlenschrift <tt>DXV</tt>, mit Versetzung der letzten Buchstaben <tt>DVX</tt>, <tt>dux</tt>, gelesen werden und nicht, wie Andere wollen, <tt>Domini Xristi Vicarius.</tt> Denn das letztere würde einen geistlichen Retter, einen Papst bedeuten, während das erstere zusammenhangsgemäß auf einen Herzog oder Feldherrn weist. – Aber ''wen'' Dante mit diesem <tt>Dux</tt> meine, dies ist eine Frage, welche wohl für immer unentschieden bleiben muß, da sich bestimmte historische Anhaltspunkte zu ihrer Lösung bis jetzt vornemlich deßhalb nicht finden lassen, weil man über die genauere Abfassungszeit der einzelnen Theile des Gedichts, besonders dieser Stelle und der ähnlichen in ''Hölle'', 1, 101 nur Vermuthungen hat. Daß in diesen beiden Stellen der Verheißene identisch und zwar ''Can grande von Verona'' sei (Philalethes){{CRef|BN|''Ges. 33, 45 Anm:'' Z. 19, statt „(Philalethes)“ lies: „(Philalethes, ''Wegele u. a,'' neuestens auch Scartazzini).“ [[Seite:Dante - Komödie - Streckfuß - 622.jpg|Berichtigungen und Nachträge, S. 622]]}}, erscheint durch chronologische und sachliche Bedenken zweifelhaft. Abgesehen davon, daß auch dort, in Hölle 1, die Deutung des Windhunds auf den Skaliger keineswegs absolut die einzig mögliche, wenn auch die wahrscheinlichste ist, – konnte Dante auch hier, wo es sich nicht nur um Vertreibung der Wölfin, der Ländergier Roms, sondern um die gewaltige Aufgabe der vollen Wiederherstellung{{CRef|WS|''Vorlage:'' Widerherstellung}} der Kaisermacht und Zurückführung des Papstthums aus Frankreichs Banden handelt, an den Can denken, der doch bei aller hohen Achtung und Bedeutung nur ein untergeordneter Einzelfürst war? und wenn er ''damals'' an ihn dachte, als Hölle 1 geschrieben wurde, konnte er es ''jetzt'' noch thun, nachdem indessen Can zwar immer noch der geachtete und sein kleines Reich mehrende Fürst geblieben, aber weder Statthalter Heinrichs VII., noch selbst ein Reformator geworden war? Oder lag die Abfassung von Hölle 1 und Fegef. 33 der Zeit nach so wenig auseinander, daß entweder das Fegefeuer unglaublich schnell, fast ''mit'' der Hölle, geschrieben oder aber andernfalls (Notter) die Stelle in Hölle 1 nachträglich eingeschoben ist? – Und eben dasselbe chronologische Bedenken ist es, welches der Deutung des <tt>Dux</tt> auf ''Heinrich'' VII. entgegensteht. Denn schon Fegef. 6, 100 ff. weist entschieden auf die Zeit nach Albrechts Tode (1308), Ges. 7, 96 fast handgreiflich auf Heinrichs Römerzug 1310, dem 1313 Heinrichs Ende folgte. Dadurch wird des Kaisers hoffnungsvolle Erwähnung in unsrer, doch gewiß viel späteren Stelle zur Unmöglichkeit. Da wir aber den Recurs auf einen reformatorischen Papst an dieser Stelle unter {{Seite|392}} allen Umständen für verwerflich halten, so bleibt nur der Ausweg, den auch Witte adoptirt: anzunehmen, daß Dante selbst hier an eine bestimmte Person nicht gedacht, sondern vielmehr, nach allen Enttäuschungen in Beziehung auf den Can und Heinrich VII.{{CRef|WS|''Vorlage:'' Heinrich XVII.}}, hier im Allgemeinen seiner unauslöschlichen Ueberzeugung von der unfehlbaren, ''gottverordneten'' endlichen Besserung der heillosen kirchlichen und politischen Zustände durch einen gottgesandten Helden Ausdruck gegeben habe, welch’ letztere für ihn zugleich der Sieg des Rechts und der Wahrheit war. Daß hiebei besondere astrologische Weissagungen, an welche auch D. glaubte, mit im Spiel waren, deutet V. 40 an. Aber im Ganzen, dünkt uns, ist es des Genius würdiger, auf diese allgemeine Weise mit wahrhafter Geistesprophetie das Panier der Hoffnung auf Besserung der Zeitlage hoch zu halten, – welche sich denn auch, obwol unter andern Bedingungen erfüllt hat – als mit weissagerischer Bestimmung{{CRef|WS|''Vorlage:'' Bestimmmung}} eines einzelnen Mannes sich zu irren! – Es ist hier der Ort, auch noch der übrigen, durch die ganze göttl. Kom. sich hindurchziehenden, Stellen zu gedenken, in welchen der ''Dante’sche Held und Erretter prophezeit wird''. Wenn wir Parad. 9, 139 und 22, 14 ff., als auf rein kirchliche Reformation gehend, ausscheiden, sind es, außer den eben besprochenen Versen in ''Hölle'' 1 und ''Fegef''. 33, noch fünf weitere Stellen, nämlich: Fgf. 7, 96; 20, 13 ff.; Parad. 17, 91 ff; 27, 61 ff. 142 ff. Von diesen deutet Fgf. 7 auf Heinrich VII. (worüber schon gehandelt ist) und Parad. 17, 91 auf Can grande, die übrigen Stellen aber schon dem Ausdruck nach auf keine bestimmte Persönlichkeit, ja die letzte derselben (Parad. 27, 142 ff.) entrückt sogar den Eintritt der Errettung und Rache mit den allgemeinsten Ausdrücken auf Jahrtausende hinaus! Dieser Thatbestand, glauben wir, sagt deutlich genug, daß unser Dichter, trotz seiner eigenthümlichen und zähen Anschauung vom röm. Kaiserthum, denn doch so verrannt nicht war, um nicht, nach Heinrichs Tode, weder auf Can noch auf eine andre lebende Persönlichkeit mehr allzu idealische Hoffnungen zu setzen, daß er von da ab mehr und mehr resignirte, irgendwo einen Hoffnungsstern zu ''sehen'', und nur fest den ''Glauben'' bewahrte, daß die göttl. Vorsehung (Parad. 27, 61), zu ihrer Zeit in der Zukunft ein Werkzeug zu finden wissen werde und ''müsse''. Und stimmt dies zu unsrer hierorts vom <tt>dux</tt> gegebenen Auslegung, so kann umgekehrt ''Parad. 17, 91'' nicht als Gegenbeweis angeführt werden, da dort Can zwar sicher, aber ganz unstreitig in anderem, in rein persönlichem Sinn, als edler Charakter und Wohlthäter Dante’s, genannt ist. Um Wiederholungen zu ersparen, wolle sich der Leser später dort, sowie an den andern betreffenden Stellen, des hier im Zusammenhang Bemerkten erinnern.]}}
                                      (Purgatorio 33,40-45)</poem>
|}
</center>
 
Darüber, wer mit diesem «Veltro», der als Erlöser kommen solle, gemeint sei, wurde viel gerätselt<ref name="Veltro"></ref>. Vielfach wurden äußere Zeitgenossen Dantes genannt, insbesonders [[Wikipedia:Cangrande I. della Scala|Cangrande della Scala]], dem Stadtherrn von [[Wikipedia:Verona|Verona]], der eigentlich den Geburtsnamen Francesco della Scala trug und erst später den Kriegsname ''Can Grande'' bekam, der ([[Wikipedia:Italienische Sprache|italienisch]] ''Großer Hund'' bedeutet. Auf ihn setzte Dante große Hoffnungen und widmete ihm das «Paradiso», wo er ihn auch in Paradiso 27,88-93 erwähnt. Auch [[Wikipedia:Heinrich VII. (HRR)|Kaiser Heinrich VII.]], von dem sich Dante ebenfalls viel erwartete, wurde genannt und schließlich auch Dante selbst.
 
''Fünfhundertzehn und fünf'', also 515, in Purgatorio 33,43 ist die Zahl des «Veltro» und ist in [[Wikipedia:Römische Zahlschrift|römischen Ziffern]] zu lesen als DXV oder auch DVX (D = 500 + X = 10 + V =5). Rodolfo Benini<ref>vgl. Veltman, S 68</ref> deutet das als ''Dante Veltro di Christo'' (''„Dante ist der Windhund des Christus“''; X steht dabei für das {{ELSalt|Χ}} (Chi), als Zeichen des Christus). Benini zeigt dabei auch bestimmte Zahlenrhythmen in der ''Commedia'' auf, die auf 515 bzw. auf [[666]], die [[Zahl des Tieres]], aufbauen.
 
Die äußeren Deutungen mögen teilweise berechtigt sein, offenbaren aber nicht die eigentliche geistige Bedeutung des «Veltro». Man darf dabei nicht vergessen, dass die «Göttliche Komödie» in Wahrheit eine [[Einweihung]]sschrift ist. W. F. Veltman geht in seiner Betrachtung zu «Dantes Weltmission» davon aus, dass mit dem «Veltro» keine bestimmte physische Person gemeint ist, sondern das höhere, mit dem [[Christus]] verbundene [[Ich]] des [[Mensch]]en. Diese Christus-Ich-Kraft überwindet die [[ahrimanisch]]en Mächte, die durch die Wölfin imaginiert werden, und ist der eigentliche Erlöser und Heiler {{Lit|Veltman, S 73}}.
 
Rätselhaft ist zunächst auch der Ort ''„Inmitten Feltr’ und Feltro“'' (''tra feltro e feltro'', Inferno 1,105), an dem der «Veltro» erscheinen soll. ''Feltro'' heißt im Italienischen „Filz“ oder auch „Filter“. Ein äußerer Ort kommt aus geistiger Sicht nicht infrage. Welcher andere „Ort“ kann also gemeint sein? Wohl nur jener Ort, an dem das Ich erscheint - nämlich in den [[irdisch]]en [[Leibeshüllen]] des Menschen. Sie bilden laut Veltman den Filz, der von der Ich-Kraft durchtränkt und dadurch geläutert und vergeistigt wird<ref>Veltman, S 75</ref>. Das ist aber gerade das zentrale Thema der ''Commedia''! Durch das [[Ich]] wird der [[Astralleib]] von den [[luziferisch]]en Kräften und mit Hilfe des [[Christus]] der [[Ätherleib]] von dem [[ahrimanisch]]en Einschlag befreit. So kann der [[Seelenleib]] zum [[Geistselbst]] aufsteigen, zur [[Jungfrau Sophia]] = [[Beatrice]], und damit bewusst in die [[geistige Welt]] eintreten. Der Ätherleib wird durch die [[Göttin Natura]] = [[Matelda]] gestärkt.
 
==== Der Abstieg in die Unterwelt ====
[[Datei:Feuerbach, Paolo und Francesca.jpg|thumb|250px|Anselm Feuerbach: ''Paolo und Francesca'', 1864]]
Im [[Anticlaudian]] des [[Alanus ab Insulis]] waren die Wesen der Unterwelt erst ganz am Schluß zum Kampf angetreten. Bei Dante wird der Schilderung der Unterwelt, des Infernos, von Anfang an breiter Raum gegeben. Die 9 Kreise der [[Hölle]] haben einen deutlichen Bezug zu den seelischen Wesensgliedern:
 
[[File:Botticelli ChartOfDantesHell.jpg|thumb|300px|left|[[Wikipedia:Sandro Botticelli|Sandro Botticelli]]: Karte von Dantes Inferno (ca. 1480–1495)]]
[[Bild:Dore_Lucifer.jpg|thumb|left|300px|[[Luzifer]] (eigentlich [[Satan]]), der Herr der [[Hölle]], Illustration von [[Wikipedia:Gustave Doré|Gustave Doré]] zu [[Dante]]s [[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]]]]
[[File:Gustave Doré- Dante et Vergil dans le neuvième cercle de l'enfer.jpg|thumb|left|300px|Dante und Vergil im 9. Kreis der Hölle, Gustave Doré, 1861]]
Bis zum 6. Kreis, wo sich die schreckliche Stadt Dis befindet, werden die Folgen der Unmäßigkeit gebüßt – also die vorwiegend [[luziferisch]]en Verfehlungen der [[Empfindungsseele]]. Im 7. Höllenkreis schmoren die Gewalttäter; hier ist auch der schreckliche Wald der Selbstmörder – eben alle, die nicht genügend [[Starkmut]] entwickelt haben, um die [[Verstandes- oder Gemütsseele]] zu läutern. Ab dem 8. Kreis finden sich die Simonisten, die falschen Wahrsager und Zauberer, die Lügner, Betrüger und Verräter, die sich der [[ahrimanisch]]en Verfehlungen der [[Bewusstseinsseele]] schuldig gemacht haben. Im Zentrum, im 9. Kreis, in der [[Eishölle]], finden wir nach Dantes Schilderung [[Luzifer]] – tatsächlich ist es aber [[Ahriman]], der von hier aus seine Kräfte ausschickt.
 
Die 9 Kreise der danteschen Hölle korrespondieren mit den 9 Schichten des [[Erdinneres|Erdinneren]], wie sie Rudolf Steiner gelegentlich charakterisiert hat. Sie stellen die Summe der astralen Kräfte dar, die den Menschen an die Erde fesseln und ihn immer wieder zu einer neuen Inkarnation herunterziehen, solange er diese Kräfte nicht aus seinem Wesen ausgeschieden hat. Dante schildert die gemäß der katholischen Lehre die Hölle als Ort der ewigen Verdammnis. Wahr ist, dass diese Kräfte nicht im [[Kamaloka]] abgetan werden können, sondern dass sich der Mensch erst nach und nach im Laufe der aufeinanderfolgenden Inkarnationen von ihnen endgültig befreien kann. Dante ist allerdings der [[Reinkarnation]]sgedanke noch weitgehend fremd. Allerdings bereitet ihm die von der Kirche postulierte ewige Verdammnis sämtlicher auch hochstehender Persönlichkeiten der vorchristlichen Zeit Unbehagen. Und so findet sich in seiner ''Commedia'', fußend auf der «Legenda Aurea», eine vielsagende Ausnahme von der sonst unumstößlichen Regel: Kaiser Trajanus sei auf Fürsprache von [[Wikipedia:Gregor VII.|Papst Gregor dem Großen]] die Gunst eines neuerlichen Erdenlebens in gewährt worden, in dem er die [[Taufe]] empfangen habe und so von der ewigen Verdammnis befreit worden wäre.
 
Es besteht allerdings künftig die Gefahr, dass Menschenseelen zum Raube Ahrimans werden und sich ganz mit der Erdenschlacke verbinden. Wie schon erwähnt, haust Ahriman in der Eishölle, nicht Luzifer. Dante schildert ihn als riesenhaftes grausiges Wesen mit 3 Gesichtern und fledermausartigen Flügeln (Inferno 34,11).
 
Dante schildert den Höllenraum als sich nach unten zu immer mehr verengenden Trichter, auf dessen Grund sich – im Erdenzentrum – die Eishölle befindet – ein vielsagendes Bild des immer stärkeren Eingeschlossen- und Eingefrorenseins in den materiellen Kräften. Von hier unten greift Ahriman herauf nach dem Menschengeist und will ihn in die geistigen Gesetzmäßigkeiten des Materiellen Daseins hineinzwingen. Ahriman will den Menschengeist mechanisieren, Luzifer hingegen will den Menschen zum moralischen Automaten machen, d.h. ihn eigentlich in den Unschuldszustand des Tieres zurückversetzen. Das menschliche Ich fiele dadurch in den Schoß der geistigen Welt zurück – allerdings in den Schoß der luziferischen geistigen Welt. Durch Ahriman würde das menschliche Ich zersplittert. Diese Splitter will sich Ahriman einverleiben und dadurch der göttlichen Schöpferkraft teilhaftig werden, die als Funke im menschlichen Ich lebt.
 
Rudolf Steiner weist darauf hin, dass sich die ersten 7 Schichten des Erdinneren dem geistigen Blick eröffnen, wenn man die 7 Stufen des [[Christlicher Schulungsweg|christlichen Einweihungsweges]] durchschreitet:
 
[[Bild:Erdinneres.gif|thumb|250px|Die 9 Schichten des [[Erdinneres|Erdinneren]]]]
 
<div style="margin-left:20px">
"Auch für die hellseherische Forschung besteht die Erde aus Schichten, und es stellt sich heraus, daß diese Schichten stufenweise wahrnehmbar werden.
 
Diejenigen, welche die Vorträge über das Johannes-Evangelium gehört haben, werden sich erinnern, daß es sieben Stufen der christlichen Einweihung gibt. Diese bestehen erstens in der Fußwaschung, zweitens in der Geißelung, drittens der Dornenkrönung, viertens der Kreuztragung, fünftens im mystischen Tod, sechstens in der Grablegung, siebentens in der Auferstehung. In der Tat tritt für jede dieser Einweihungsstufen in bezug auf die Erforschung der Erde etwas besonders Merkwürdiges zutage, nämlich für jede dieser Einweihungsstufen erweist sich eine jeweils um einen Grad tiefer liegende Schicht unserer Erde als durchsichtig, so daß derjenige, welcher die erste Stufe der Einweihung erreicht hat, zunächst die erste Schicht der Erde durchschauen kann. Wer die zweite Stufe erreicht hat, durchschaut eine zweite Schicht, die ganz anders aussieht. Derjenige, der die Dornenkrönung erlebt hat, sieht eine dritte Schicht. Dann kommt die Stufe der Kreuztragung, welche die vierte Schicht sichtbar macht. Die fünfte Stufe, der mystische Tod, erschließt eine weitere Schicht. Dann kommt die sechste Stufe, die Stufe der Grablegung. Die siebente Schicht entspricht der Auferstehung, so daß Sie sieben aufeinanderfolgende Schichten haben. Dann liegen jenseits dieser sieben Schichten für diejenigen Stufen, auf die sich der Mensch erhebt, wenn er diese sieben Stufen der Einweihung absolviert hat, noch zwei weitere Schichten des Erdenplaneten, eine achte und eine neunte Schicht des Erdeninneren, so daß wir unser Erdinneres aus neun übereinanderliegenden Schichten aufgebaut haben. Ich habe diese Schichten im wesentlichen gleich breit gezeichnet (siehe Zeichnung); sie sind es in Wirklichkeit nicht, sondern sie sind verschieden breit. Aber die Breite der Schichten wird uns heute weniger interessieren können." {{lit|{{G|096|32}}}}
</div>
 
Dante steigt bei seiner Schau des Inferno, wie wir gesehen haben, in seine eigenen Seelentiefen hinab. Schaut man das mit dem, was eben beschrieben wurde, zusammen, so erkennt man, dass man durch die 7 Stufen des christlichen Einweihungsweges alles das erkennen kann, was mit den Verfehlungen der Empfindungsseele und der Verstandesseele zusammenhängt. Damit korrespondieren die 7 oberen Schichten des Erdinneren. Nicht erreicht man auf diesem Weg das eigentlich [[Das Böse|Böse]], das mit der Bewusstseinsseele zusammenhängt. Dazu sind zwei weitere Schritte nötig. Erst durch die Bewusstseinsseele kann der Mensch aus eigenem Entschluss böse werden – bis dahin ist er Opfer der luziferischen und ahrimanischen Verführer. Im Ausgleich dazu wird der Mensch aber auch erst durch die Bewusstseinsseele fähig, selbsttätig [[Moral]] zu schaffen. Rudolf Steiner hat mit seinem in der [[Philosophie der Freiheit]] geprägten Begriff der [[Moralische Intuition|moralischen Intuition]] darauf hingewiesen.
 
Erst mit dem Bewusstseinsseelenzeitalter eröffnet sich dem Menschen die zweifache Perspektive: entweder Ahriman in sich aufzunehmen – wodurch es zur Inkarnation Ahrimans kommt - und sich ganz mit der Erdenschlacke zu verbinden – oder das Ich mit dem [[Christus]] zu erfüllen im Sinne des [[Paulus]]-Wortes "Nicht ich, sondern der Christus in mir!"
 
===Purgatorio===
 
====Übersicht====
[[Datei:Dante03.jpg|mini|300px|Dante schaut auf den Läuterungsberg. Gemälde von [[Wikipedia:Agnolo Bronzino|Agnolo Bronzino]] (1530)]]
[[File:Michelino DanteAndHisPoem.jpg|mini|300px|[[Wikipedia:Domenico di Michelino|Domenico di Michelino]], ''La Divina Commedia di Dante'' ([[Dante Alighieri]] und die drei Reiche: ''Hölle, Fegfeuer und Paradies''). 1465 Fresko in der Kuppel der Kirche [[Wikipedia:Santa Maria del Fiore|Santa Maria del Fiore]] in [[Wikipedia:Florenz|Florenz]]. [[Dante]] hält sein Epos «Die Göttliche Komödie» in der linken Hand. Mit der Rechten weist er auf eine Prozession von Sündern zur Hölle, hinter ihm das [[Purgatorium]] und eine historische Ansicht der Stadt Florenz um 1465.]]
<table align="center"><tr><td>
<div>1&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;<i>Venus, der Morgenstern; Cato, H&uuml;ter des '''L&auml;uterungsberges'''.</i></div><div><i>2&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Ankunft der Engelbarke; Casella, der S&auml;nger.</i></div><div>3&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Die unter kirchlichem Bann Gestorbenen; Manfred.<br/></i>4, 5&nbsp;&nbsp; Diejenigen die die Bu&szlig;e verschoben haben bis&nbsp;an ihr Lebensende.<br/>6&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;&nbsp;Sordello; <i>Bu&szlig;rede &uuml;ber das zerrissene Italien.</i></div><div><i>7&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; </i>Tal der F&uuml;rsten.</div><div>8&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erste Nacht; die zwei Engel; die Schlange der Versuchung.</div><div>9&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dantes Traum. Er wird im Schlaf zu der Petruspforte gebracht. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Der Engel mit dem Schwerte; die 7 P's.</div><div>10&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Der erste Kreis <b>Hochmut</b>, </i>gute Vorbilder der Demut.</div><div>11&nbsp;&nbsp;&nbsp; Die schwer b&uuml;&szlig;enden Hochm&uuml;tigen beten das Vaterunser.</div><div>12&nbsp;&nbsp;&nbsp; Vorbilder von bestraftem Hochmut; das erste P. wird getilgt.</div><div>13&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Zweiter Kreis<b> Neid</b>. </i>Den Neidischen sind die Augen zugen&auml;ht.</div><div>14&nbsp;&nbsp;&nbsp; Die Neidischen; warnende Stimmen in der Luft.</div><div>15&nbsp;&nbsp;&nbsp; &Uuml;bergang zum <i>dritten Kreis <b>Zorn</b> </i>Vision Dantes; </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Vorbilder des Sanftmutes.</div><div>16&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dichte Finsternis. Marco Lombardo &uuml;ber den Einflu&szlig; der Sterne </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; auf die menschliche Seele. Freier Wille.</div><div>17&nbsp;&nbsp; &nbsp;Obergang zum <i>vierten Kreis. <b>Tr&auml;gheit des Herzens</b>. </i></div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Worte Virgils <i>&uuml;ber nat&uuml;rliche und geistige Liebe</i></div><div>18&nbsp;&nbsp;&nbsp; Fortsetzung des Gespr&auml;chs <i>&uuml;ber Liebe und freien Willen</i></div><div>19&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Traum von der Sirene F&uuml;nfter Kreis <b>Geiz</b>.</i></div><div>20&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dante verflucht die Habsucht; </div><div><i>&nbsp; &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Frage nach dem kommenden Erl&ouml;ser </i>(Veltro) Erdbeben.</div><div>21&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erkl&auml;rung des Erdbebens: </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; eine erl&ouml;ste Seele darf eingehen in den Himmel; Statius.</div><div>22&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Sechster Kreis <b>Gier</b>.</i></div><div>23&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Forese Donati.</i></div><div>24&nbsp;&nbsp;&nbsp; Gespr&auml;ch &uuml;ber die Dichtkunst mit Buonagiunta.</div><div>25 &nbsp;&nbsp;&nbsp;Statius' Belehrung &uuml;ber <i>K&ouml;rper und Seele; </i></div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; die Flammen des <i>siebenten Kreises <b>Wollust</b>.</i></div><div>26&nbsp;&nbsp;&nbsp; Gespr&auml;ch mit Guinicelli und Arnaut (Troubadour) </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dante spricht den Letzteren an in der provencalischen Sprache.</div><div>27&nbsp;&nbsp;&nbsp; <b><i>Dante schreitet durch die Flammen</i></b><i>. </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Kr&ouml;nung durch Virgil mit der Kaiserkrone</i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; und mit der p&auml;pstlichen Mitra.</i></div><div>28&nbsp;&nbsp;&nbsp; Das <i>irdische Paradies Matelda; Lethe und Eunoe.</i></div><div>29&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Allegorischer Festzug.</i></div><div>30&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Beatrice auf dem Wagen vom Greifen gezogen. </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Virgil ist verschwunden. Beatrices Strafrede.</i></div><div>31&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Dantes Erniedrigung. </i>Untertauchung in der <b>Lethe</b>. </div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dante schaut Beatrices Antlitz.</i></div><div>32&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Der Paradiesesbaum. Apokalyptische Bilder. </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Riese (Franz&ouml;sischer K&ouml;nig) und Hure<b> </b>(Papsttum).</i></div><div>33&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Beatrices Prophetie des DXV </i>Trunk aus der '''Eunoe'''. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Aufstieg zum Himmel (Paradiso).</div>
</td></tr></table>
 
 
Jedem [[Einweihungsweg]] muss eine gründliche [[Läuterung]], eine [[Katharsis]], vorangehen, durch die sich der Mensch von jenen seelischen Schwerekräften befreit, die ihn an das nur irdische Dasein fesseln. Dante macht diese Reinigung beim Aufstieg auf den Läuterungsberg durch. Auf sieben Stufen wird die Seele von den 7 [[Hauptsünden]] befreit.
 
Anschließend an die Läuterung muss Dante die für jede [[Einweihung]] typischen [[Proben]] bestehen, wie sie Rudolf Steiner auch in «[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]]» schildert:
 
====Feuerprobe====
[[Bild:Dante_Fire.jpg|thumb|250px|William Blake, Dante betritt das Feuer]]
Das geistige Feuer "verbrennt" den Schleier der sinnlichen Welt und die geistigen Urbilder der äußeren Welt leuchten für den imaginativen Blick auf. Das ist eben nur möglich, wenn zuvor auch die letzten Reste der sinnlichen Begierde abgestreift wurden – denn eben diese webt den Sinnesschleier.
 
Man muss aber auch verstehen lernen, was man sieht. Zur [[Imagination]] tritt die [[Inspiration]] hinzu. Man lernt die Stimmen der geistigen Welt zu vernehmen. Angesichts der lodernden Feuerwand vernimmt Dante die Worte des Engels:
 
<table align="center"><tr><td>
Er sang am Felsrand, außerhalb der Lohe: <br>
"Beglückt, die reines Herzens sind!" – und mehr <br>
Als menschlich war sein Ton, der mächt’ge, frohe. <br><br>
Drauf: "Weiter nicht, ihr Heil’gen, bis vorher <br>
Die Glut euch nagte! Tretet in die Flammen, <br>
Und seid nicht taub dem Sang von dortenher!" (Purgatorio 27)
</td></tr></table>
 
Die Inspiration zu erleben, ist gleichbedeutend damit, dass man lernt die [[okkulte Schrift]] zu lesen. Das ist gleichsam die Gebärdensprache der geistigen Welt. Es sind keine ausgedachten Symbole, sondern diese geistige Schrift entspricht genau den Kräften, die in der geistigen Welt wirksam sind. In dieser geistigen Zeichensprache kann man die geistige Welt viel unmittelbarer erfassen und beschrieben als in sinnlichen Gleichnissen – das ganze imaginative Erleben, das bis dahin ein bildhaftes, aber sinnlich-bildhaftes Erleben war, ändert und vertieft sich dadurch.
 
====Wasserprobe====
Durch diese Probe muss sich beweisen, ob man sich, wenn die Stütze der äußeren sinnlichen Welt weggefallen ist, frei und sicher in der geistigen Welt bewegen kann. Dazu gehört sichere eigenständige [[Urteilskraft]] im [[Denken]], Selbstbeherrschung im Empfinden und Initiativkraft im Wollen (man nimmt freiwillig ernste Verpflichtungen auf sich, zu denen es keinen äußeren Anstoß gibt). Nur so kann man von der Sinneswelt, die einen sicher trägt, zum bewussten Erleben der unaufhaltsam strömenden Ätherwelt übertreten. Man betritt dann wie Dante die ätherische Welt des "irdischen Paradieses" und man lernt wie er die beiden Ströme [[Lethe]] und [[Eunoë]] kennen. Man tritt in jenen paradiesischen Zustand über, in dem der Mensch war, ehe er sich in dichten stofflichen Leibern verkörperte – und in den er künftig in verwandelter Form wieder übertreten wird.
 
====Luftprobe====
Hier muss man nun absolute Geistesgegenwart entwickeln. Es darf kein Zögern und kein Zweifeln mehr geben. Man muss sich ganz sicher und fest auf sich selbst stützen. Man agiert nun ganz selbstständig aus seinem höheren Selbst. Man darf sich nicht verlieren. Das heißt aber auch, dass man seine geistigen Fähigkeiten jederzeit ganz präzise einschätzen muss. Man muss nicht im absoluten Sinne vollkommen sein, dazu bedarf es noch eines weiten Weges – aber man muss sich ganz schonungslos seines eigenen Wertes und auch seines Unwertes bewusst werden. Man muss – um bei Dantes Bild zu bleiben – die Strafpredigt [[Beatrice]]s über sich ergehen lassen.
 
====[[Lethe#Der Trunk des Vergessens|Der Trunk des Vergessens]]====
[[Bild:Beatrice_Lethe.jpg|thumb|400px|[[Wikipedia:Sandro Botticelli|Sandro Botticelli]]: Beatrice am Lethefluss]]
[[File:Cristobal Rojas 25a.JPG|mini|400px|[[Wikipedia:Cristobal Rojas|Cristobal Rojas]]: Dante und Beatrice am Lethe-Fluss (1889)]]
Hat man diese Proben bestanden, darf man in den Strom der [[Lethe]] tauchen und aus ihren Fluten trinken. Die [[Erinnerung]] an alte Schuld, die hier nur mehr hemmend wäre, wird ausgelöscht. Überhaupt wird das ganze herkömmliche [[Gedächtnis]] beiseite gestellt – es darf sich keine Erinnerung, nichts im Leben Erfahrenes oder Erlerntes, störend in die geistige Erkenntnis einmischen, die nur mehr aus der unmittelbaren Geistesgegenwart schöpfen darf.
 
====Der Gedächtnistrank====
Noch ein zweiter «Trank» wird dem [[Eingeweihter|Eingeweihten]] gereicht – der [[Gedächtnistrank]]. Durch ihn sind ihm die höheren Geheimnisse und vor allem auch das genaue Bewusstsein für das Maß der eigenen Kräfte ständig lebendig gegenwärtig. Dazu würde das gewöhnliche Gedächtnis nicht ausreichen. Man ist jetzt unmittelbar mit den geistigen Welten verbunden und handelt aus ihrem lebendigen Anschauen. Man muss darüber nicht mehr nachdenken, das Handeln aus dem Geistigen heraus ist einem zur zweiten Natur geworden.
 
====Die Auferstehungsfrage====
Je weiter Dante den Läuterungsberg hinansteigt, desto mehr wird ihm zur Frage, wieso die Toten überhaupt als geschlossene Gestalt erscheinen können. Angesichts derer, die für ihre Gier hier zur Buße magern müssen fragt er:
 
<table align="center"><tr><td>
"Wie wird man hier so mager,<br/>
Hier, wo kein Leib ist, welchen Speis erhält?"
</td></tr></table>
 
Von Statius ([[Wikipedia:Publius Papinius Statius|Publius Papinius Statius]], ca. 45 - 96 n. Chr.), dem römischen Dichter, wird er nun über das Verhältnis von Seele und Leib und über die Bildung der menschlichen Gestalt belehrt:
 
<table align="center"><tr><td>
<p>Das reinste Blut, das von den Adern nie <br/>Getrunken wird, vergleichbar einer Speise, <br/>Die &uuml;ber den Bedarf Natur verlieh, </p><p align="left">Empf&auml;ngt im Herzen wunderbarerweise , <br/>Die Bildungskraft f&uuml;r menschliche Gestalt, <br/>Geht dann mit dieser durch der Adern Kreise, </p><p align="left">Noch mehr verkocht, zu einem Aufenthalt, <br/>Den man nicht nennt, von wo&rsquo;s zu anderm Blute <br/>In ein nat&uuml;rlich Becken &uuml;berwallt. </p><p align="left">Da&szlig; beides zum Gebild zusammenflute, <br/>Ist leidend dies, und t&auml;tig das, vom Ort, <br/>In dem die hohe Bildungskraft beruhte. </p><p align="left">Drin angelangt, beginnt&rsquo;s sein Wirken dort; <br/>Geronnen erst, erzeugt es junges Leben <br/>Und schreitet in des Stoffs Verdichtung fort. </p><p align="left">Die Seel entsteht aus t&auml;t&rsquo;ger Kr&auml;fte Streben, <br/>Wie die der Pflanze, die schon stillesteht, <br/>Wenn jene kaum beginnt, sich zu erheben. </p><p align="left">Bewegung zeigt sich dann, Gef&uuml;hl entsteht, <br/>Wie in dem Schwamm des Meers, und zu entfalten <br/>Beginnt die t&auml;t&rsquo;ge Kraft, was sie ges&auml;t. </p><p align="left">Nun beugt, nun dehnt die Frucht sich aus, beim Walten <br/>Der Kraft des Zeugenden, die, nie verwirrt <br/>Von fremdem Trieb, nur ist, um zu gestalten. </p><p align="left">Doch, Sohn, wie nun das Tier zum Menschen wird, <br/>Noch siehst du&rsquo;s nicht, und dies ist eine Lehre, <br/>Worin ein Weiserer als du geirrt. </p><p align="left">Er war der Meinung, von der Seele w&auml;re <br/>Gesondert die Vernunft, weil kein Organ <br/>Die &Auml;u&szlig;erung der letztern uns erkl&auml;re. </p><p align="left">Jetzt sei dein Herz der Wahrheit aufgetan, <br/>Damit dein Geist, was folgen wird, bemerke! <br/>Wenn Bildung das Gehirn der Frucht empfah&rsquo;n, </p><p align="left">Kehrt, froh ob der Natur kunstvollem Werke, <br/>Zu ihr der Sch&ouml;pfer sich und haucht den Geist, <br/>Den neuen Geist ihr ein, von solcher St&auml;rke, </p><p align="left">Da&szlig; er, was t&auml;tig dort ist, an sich rei&szlig;t, <br/>Und mit ihm sich vereint zu einer Seele, <br/>Die lebt und f&uuml;hlt und in sich wogt und kreist. </p><p align="left">Und, da&szlig; dir&rsquo;s nicht an hellerm Lichte fehle, <br/>So denke nur, wie sich zum edlen Wein <br/>Die Sonnenglut dem Rebensaft verm&auml;hlte. </p><p align="left">Gebricht es dann der Lachesis an Lein, <br/>Dann tr&auml;gt sie mit sich aus des Leibes H&uuml;lle <br/>Des Menschlichen und G&ouml;ttlichen Verein; </p><p align="left">Die andern Kr&auml;fte s&auml;mtlich stumm und stille, <br/>Doch sch&auml;rfer als vorher in Macht und Tat, <br/>Erinnerung, Verstandeskraft und Wille. </p><p align="left">Und ohne S&auml;umen f&auml;llt sie am Gestad, <br/>An dem, an jenem, wunderbarlich nieder, <br/>Und hier erkennt sie erst den weitern Pfad. </p><p align="left">Kaum ist sie nun auf sicherm Orte wieder, <br/>Da strahlt die Bildungskraft rings um sie her, <br/>So hell wie einst beim Leben ihrer Glieder. </p><p align="left">Und wie die Luft, vom Regen feucht und Schwer. <br/>Sich gl&auml;nzend schm&uuml;ckt mit buntem Farbenbogen <br/>Im Widerglanz vom Sonnenfeuermeer; </p><p align="left">So jetzt die L&uuml;fte, so die Seel&rsquo; umwogen, <br/>Worein die Bildungskraft ein Bildnis pr&auml;gt, <br/>Sobald die Seel&rsquo; an jenen Strand gezogen. </p><p align="left">Und gleich der Flamme, die sich nachbewegt, <br/>Wo irgendhin des Feuers Pfade gehen, <br/>So folgt die Form, wohin der Geist sie tr&auml;gt. </p><p align="left">Sieh daher die Erscheinung dann entstehen, <br/>Die Schatten hei&szlig;t; so bildet sich in ihr <br/>Jedwed Gef&uuml;hl, das H&ouml;ren und das Sehen. </p><p align="left">Und daher sprechen, daher lachen wir, <br/>Und daher weinen wir die bittern Z&auml;hren <br/>Und seufzen laut auf unserm Berge hier. </p><p align="left">Der Schatten bildet sich, je wie Begehren <br/>Und Leidenschaft uns reizt und Lust und Gram. <br/>Dies mag dir, was du angestaunt, erkl&auml;ren. (Purgatorio 25)</p>
</td></tr></table>
 
In der Blutswärme lebt die Willenskraft des Ich. Mit dem Blut strömen die Bildekräfte, die die menschliche Gestalt formen. Das geistige Feuer, die innige Seelenwärme, die strömende ätherische Wärme und die äußere Wärme durchdringen sich so sehr, dass Leib, Seele und Geist nahezu untrennbar ineinander verschlungen werden. Wären die Hüllenglieder des Menschen nicht durch den Sündenfall und seine Folgen korrumpiert, würden wir die Formkräfte, die die menschliche Gestalt bilden, unmittelbar in das geistige Dasein mitnehmen. Durch den Einfluss der luziferischen und ahrimanischen Widersacher haben sich aber immer mehr Kräfte der Finsternis und Kälte unseren Wesensglieder einverwoben. Sie können nicht in das höhere geistige Dasein mitgehen und müssen ausgeschieden werden.
 
===Paradiso===
====Übersicht====
[[File:Dante and Beatrice (Osterely).jpg|thumb|250px|Carl Wilhelm Friederich Oesterly: Dante und Beatrice]]
[[File:Christiansen Dante and Beatrice in Paradise 1893.jpg|thumb|250px|Poul S. Christiansen, Dante und Beatrice im Paradies, 1835]]
<table align="center"><tr><td>
<div>1&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Anruf an Apollon. </i>Aufstieg durch die Feuersph&auml;re zur Mondsph&auml;re.</div><div>2&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Mondsph&auml;re. Belehrung &uuml;ber die finsteren Stellen auf der Mondfl&auml;che.</i></div><div>3&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Niedrigste Form der Seligkeit. Piccarda. Gel&uuml;bde.</div><div>4&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Zusammenhang der Seelen mit den Sternen (Plato) &uuml;ber gebrochene Gel&uuml;bde.</div><div>5&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Merkursph&auml;re </i>Die Ehrgeizigen im edelen Sinne.</div><div>6&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Kaiser Justinian. <i>Geschichte Roms.</i></div><div><i>7&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; </i>Lehre der Erl&ouml;sung <i>,Nella Fiamma d'Amor'.</i></div><div>8&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Venussph&auml;re </i>Diejenigen die viel geliebt haben. Karl Martell.</div><div>9&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Cunizza; Folco von Marseille (Minnes&auml;nger).</div><div>10&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Sonnesph&auml;re. Kreis von Lichtern: die Weisen. S. Thomas von Aquino Reigen.</i></div><div>11&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Lobrede &uuml;ber S. Franziscus von Assisi durch S. Thomas.</i></div><div>12&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Zweiter Lichtkreis. S. Bonaventura lobt und preist S. Dominicas.</i></div><div>13&nbsp;&nbsp;&nbsp; Reigen der 24 Lichter. Thomas belehrt Dante &uuml;ber Adam und Christus, </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &uuml;ber die Sch&ouml;pfung.</div><div>14&nbsp;&nbsp;&nbsp; K&ouml;nig Salomon spricht &uuml;ber den Auferstehungsleib. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dritter Lichtkreis. Aufstieg zur <i>Marssph&auml;re; </i>Kreuz.</div><div>15&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Dantes Vorfahr Cacciaguida.</i></div><div>16&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Cacciaguidas Bild der alten Stadt Florenz.</i></div><div>17&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Prophetie Cacciaguidas &uuml;ber Dantes Schicksal.</i></div><div>18&nbsp;&nbsp;&nbsp; Aufstieg zur <i>Jupitersph&auml;re. </i>Gerechte F&uuml;rsten.</div><div>19&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Der Adler der gerechten Seelen. Gerechtigkeit Gottes.</i></div><div>20&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>G&ouml;ttlicher Gnade; Trajanus. Ripheus.</i></div><div>21&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Saturnsph&auml;re </i>Die kontemplativen Seelen. Himmelleiter. Schallender Ruf.</div><div>22&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erkl&auml;rung des Rufes: Erniedrigung des Bonifacius VIII durch Frankreich. </div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; S. Benedictus. </div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Sph&auml;re der Fixsterne. </i>Dante in seinem Sternbild: Zwillinge.</div><div>23&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erscheinung Christi und Mariae.</div><div>24&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Petrus. Frage &uuml;ber den Glauben. Dantes Credo.</i></div><div>25&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Jacobus Frage &uuml;ber die Hoffnung. </i>Johannes. Dante erblindet.</div><div>26&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Johannes Frage &uuml;ber die Liebe. </i>Dante wird wieder sehend. Gespr&auml;ch mit Adam.</div><div>27&nbsp;&nbsp;&nbsp; Bu&szlig;rede Petri gegen die Entartung der Kirche. <i>Primum Mobile.</i></div><div>28&nbsp;&nbsp;&nbsp; Im Kristallhimmel. Die Engelswelt und Körperwelt in ihrer Beziehung; die Intelligenzen.</div><div>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Belehrung: über die Engelshierarchie in neun Kreisen.</div><div>29&nbsp;&nbsp;&nbsp; Beatrices Belehrung &uuml;ber die Engel.</div><div>30&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Empyreum. </i>Au&szlig;erhalb des Raumes und der Zeit. Das Lichtmeer. </div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Die Himmelsrose. </i>Sessel der seligen Geister.</div><div>31&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>Himmelsrose. Beatrice nimmt ihren Sessel ein. </i><i>S. Bernardus von Clairvaux. </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dantes Danksagung.</i></div><div>32&nbsp;&nbsp;&nbsp; Erkl&auml;rung der Einteilung der Himmelsrose.</div><div>33&nbsp;&nbsp;&nbsp; <i>S. Bernardus' Gebet an Maria. Die drei Zirkel. </i><i>Antlitz Gottes: Visio Dei.</i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Dante f&uuml;hlt seinen Willen und seine Sehnsucht aufgenommen in die Liebe, </i></div><div><i>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; die das All bewegt.</i></div>
</td></tr></table>
 
[[Datei:Dantes Himmelsspirale.jpg|thumb|300px|Dantes Himmelsspirale. Illustration zu [[Dante]]s [[Divina Commedia]] von [[Wikipedia:William Blake|William Blake]].]]
Die Liebeskraft des Christus ist es, die die düsteren Kräfte, die uns am geistigen Aufstieg im nachtodlichen Leben hindern würden, aus unseren Wesensgliedern herausreißt – und das war auch schon in vorchristlicher Zeit seit dem Sündenfall so. Diese finsteren und kalten Seelenkräfte sind es, die sich vor allem in den Erdentiefen sammeln bzw. als düstere Decke über die Erde breiten und von denen Dante in den Gesängen des Infernos und des Purgatorios spricht. Diese Kräfte sind es aber auch, die unserer Hüllennatur ihre undurchdringliche Festigkeit verleihen - allerdings auf verfehlte Weise, denn sie materialisieren unsere Hüllen zu einem sterblichen stofflichen Körper, der immer wieder dem Zerfall anheim gegeben wird, weil er sich spröde den gestaltenden geistigen Kräften widersetzt und unter deren Ansturm notwendig zerbricht. Im geistigen Leben nach dem Tode fehlen uns daher wesentliche Teile unserer Hüllennatur. Vom Astralleib fällt alles ab, was mit irdisch egoistischen Begierden durchsetzt ist. Vom Ätherleib, der der Träger des Gedächtnisses und u.a. auch der menschlichen Temperamente ist, können wir nur einen schwachen Auszug in das geistige Dasein mitnehmen. Und der physische Leib, der am meisten von der "Verstofflichung" befallen ist, wird mit dem Tode fast völlig abgestreift. Dabei ist daran zu erinnern, dass physischer Leib und stofflicher Leib nicht gleichbedeutend sind. Der physische Leib ist die nur übersinnlich erfahrbare Formgestalt des Menschen, von Rudolf Steiner auch als Phantomleib bezeichnet, die nur dadurch sinnlich sichtbar wird, dass sie sich mit irdischer Stofflichkeit erfüllt. Alles irdisch Stoffliche verfällt dem Grab, und das ist für das nachtodliche Leben kein Verlust. Aber wir verlieren eben auch wesentliche Teile unserer physischen Formgestalt – und das ist eine entscheidende Einbuße, denn gerade diese Formgestalt gibt uns jene feste Grenze, ohne die wir unser Selbstbewusstsein nicht weiterentwickeln können. Das einmal im irdischen Dasein erworbene Ichbewusstsein geht zwar nicht verloren, aber es kann im Leben nach dem Tod wegen des mangelnden Grenzerlebnisses nicht weiterentwickelt werden. Das geht erst wieder im nächsten Erdenleben. Damit der Mensch einmal aus dem Kreislauf der Wiedergeburten herauskommen und dauerhaft in ein geistigeres Leben übertreten kann, muss erstens seine Ich-Kraft gestärkt werden und zweitens seine Hüllennatur vor dem Verfall gerettet werden. Alle Verfehlungen, die wir im irdischen Leben begannen haben, schwächen unsere Ich-Kraft. In einem neuen Erdenleben können wir aber diese Fehler im Zuge des Schicksalsgeschehens selbst ausgleichen. Unsere Hüllen hingegen können wir nicht alleine aus eigener Kraft vor dem Sturz in die Finsternis bewahren. Dazu bedarf es der lichten Auferstehungskraft des Christus, die sich durch das Mysterium von Golgatha mit der Erdensphäre verbunden hat. Nur wenn wir uns mit dieser lichten Auferstehungskraft durchdringen, werden wir fähig, das strahlende Licht der geistigen Welt zu ertragen, ohne dass unser Ichbewusstsein durch ihren Glanz so überstrahlt wird, dass wir uns selbst vergessen und verlieren. In seiner Schilderung der geistigen Sonnensphäre weist Dante darauf sehr deutlich hin. Beatrice, die jetzt seine Führerin durch die geistige Welt ist, bittet die im Lichte strahlenden Geister, Dantes diesbezügliche unausgesprochene Frage zu beantworten:
 
 
<table align="center"><tr><td>
&nbsp;Ihm tut es not, obwohl er&rsquo;s euch nicht kund <br/>In Worten gibt, noch l&auml;&szlig;t im Innern lesen, <br/>Zu sp&auml;h&rsquo;n nach einer andern Wahrheit Grund. <p align="left">Sagt ihm, ob dieses Licht, das euer Wesen <br/>So sch&ouml;n umbl&uuml;ht, euch ewig bleiben wird <br/>Im selben Glanze, wie&rsquo;s bis jetzt gewesen. </p><p align="left">Und, bleibt&rsquo;s. So sagt, damit er nimmer irrt, <br/>Wie, wenn ihr werdet wieder sichtbar werden, <br/>Es euren Blick nicht blendet und verwirrt. (Paradiso 14)</p>
</td></tr></table>
 
 
Worauf aus dem Chor der Geister die Antwort tönt:
 
 
<table align="center"><tr><td>
<p align="left">Solang die Lust im himmlischen Gefilde, <br/>So lange w&auml;hrt auch unsre Lieb&rsquo; und tut <br/>Sich kund um uns in diesem Glanzgebilde. </p><p align="left">Und seine Klarheit, sie entspricht der Glut, <br/>Die Glut dem Schau&rsquo;n, und dies wird mehr uns frommen, <br/>Je mehr auf uns die freie Gnade ruht. </p><p align="left">Wenn wir den heil&rsquo;gen Leib neu angenommen, <br/>Wird unser Sein in h&ouml;hern Gnaden stehn, <br/>Je mehr es wieder ganz ist und vollkommen. </p><p align="left">Drum wird sich das freiwill&rsquo;ge Licht erh&ouml;h&rsquo;n, <br/>Das wir vom h&ouml;chsten Gut aus Huld empfangen, <br/>Licht, welches uns bef&auml;higt, ihn zu sehn, </p><p align="left">Und h&ouml;her wird zum Schau&rsquo;n der Blick gelangen, <br/>H&ouml;her die Glut sein, die dem Schau&rsquo;n entgl&uuml;ht, <br/>H&ouml;her der Strahl, der von ihr ausgegangen. </p><p align="left">Doch, wie die Kohle, der die Flamm&rsquo; entspr&uuml;ht, <br/>Sie an lebend&rsquo;gem Schimmer &uuml;berwindet <br/>Und wohl sich zeigt, wie hell auch jene gl&uuml;ht; </p><p align="left">So wird der Glanz, der jetzt schon uns umwindet, <br/>Dereinst besiegt von unsres Fleisches Schein, <br/>Wenn Gott es seiner Grabeshaft entbindet. </p><p>Nicht wird uns dann so heller Glanz zur Pein; <br/>Denn stark, um alle Wonnen zu genie&szlig;en, <br/>Wird jedes Werkzeug unsers K&ouml;rpers sein. (Paradiso 14)</p>
</td></tr></table>
 
==== Die Engelhierarchien ====
[[Bild:Dore_paradisio34.jpg|thumb|300px|Gustave Doré, Illustration zu Dantes Paradiso]]
[[File:Un punto vidi che raggiava.jpg|mini|300px|[[Wikipedia:John Flaxman|John Flaxman]]: ''Un punto vidi che raggiava'' (Mir strahlt’ ein Punkt, so glanzentglüht und scharf...)]]
Im 28. Gesang wird Dantes Blick für die geistigen [[Hierarchien]] eröffnet:
 
<center><table width="800px"><tr><td valign="top">
<poem>{{Zeile|13}} Ich sah jetzt ''das'' mir in die Augen dringen,
Als ich die Blicke suchend rückwärts warf,
''Was'' die erspähn, die diesen Kreis erringen.
{{Zeile|16}} Mir strahlt’ ein Punkt, so glanzentglüht und scharf,<ref>[16. ''Ein Punkt'', Gott, als die untheilbare Einheit.]</ref>
Daß nie ein Auge, das er mit dem hellen
Glutschein bestrahlt, ihm offen trotzen darf.
{{Zeile|19}} Ließ sich zu ihm das kleinste Sternlein stellen,<ref>19. Allegorisch kann das heißen: Alles, was sich Gott nähert, wird groß und erhaben, sei es auch im Raume noch so klein; denn ihm nähert man sich nur durch Glauben und durch das Gesetz der Ordnung, in welchem alle Dinge gottähnlich werden. (S. Ges. 1 V. 103.)</ref>
Ein Mond erschien’ es, könnt’ es seinem Licht,
So nah’, wie Stern dem Stern, sich beigesellen.
{{Zeile|22}} So weit, als Sonn’ und Mond ein Hof umflicht,
Vom eignen Glanz der beiden Stern’ entsprungen,
Wenn sich in dichtem Dunst ihr Schimmer bricht,
{{Zeile|25}} War um den Punkt ein Kreis, so schnell geschwungen<ref>[25–78. Auch hier sei zum leichteren Verständniß ''Sinn'' und ''Gedankenfolge der folgenden schwierigen'' Stelle zum Voraus markirt. Um zu der letzten der fortlaufenden Belehrungen des Paradieses über die Engel, ihre Hierarchie und Wirksamkeit, ihre Schöpfung und ihren Fall, zu kommen, schickt der Dichter eine Gegenüberstellung der neun Engelskreise und der neun irdischen Himmelskreise voraus. – Diese höchst sinnvolle ''Parallele der Geisterwelt und der Sinnenwelt'' bewegt sich um folgende Vergleichungs-,  bezhdl. Divergenz-Punkte: Die (ptolemäische) Ordnung der neun Himmel hat ihr ''Urbild'' in den neun Engelskreisen, V. 56. Von letzteren und ihrem göttlichen Mittelpunkt hängen jene, sammt der ganzen Natur, ab V. 41 ff. Denn ''sie'' sind, wie wir schon aus Ges. 2, 112–144, Ges. 8, 34 und Hölle 7, 74 wissen, die Intelligenzen, die Beweger jener. ''Dieses Urbild des Abbilds sieht nun D. hier'' V. ''25–39''. Und zwar gerade hier im Krystallhimmal, weil, wie wir ebenfalls wissen, von ''diesem aus'' die Wirksamkeit der Intelligenzen sich entfaltet. ''Aber'' D. ''entdeckt auch einen Widerspruch zwischen beiden'' V. 43–57. Denn sie verhalten sich in ihrer Stufenfolge nach Bewegung und Kraft gerade umgekehrt zu einander. ''Dort'' ist der geistige Mittelpunkt Gott und je ''kleiner'' und ''näher'', desto schneller und lichter sind die Kreise. ''Hier'' ist der körperliche Mittelpunkt die Erde und je ''größer'' und ''ferner'' von ihr, desto schneller und lichter sind die Kreise. ''Dieser (scheinbare) Widerspruch wird ihm jedoch gelöst durch Beatrice'' V. 58–78. Er beruht auf einem naturnothwendigen Weltgesetz, welches D. nicht weiter beweist: Die Körperwelt ist räumlich und hat im Raum zu wirken. Darum sind auch ihre unsichtbaren Kräfte an räumliche Verhältnisse geknüpft (V. 64–66) und die edelste Kraft, die „zum größten Heile“ wirken soll, strebt am Meisten nach Raum, muß also den größten Raum, gleichmäßig vertheilt, erfüllen (V. 67–69). Daher der schnellste und größte neunte Himmel, in welchem wir uns jetzt befinden, das <tt>primum mobile</tt>, eben zugleich der gotterfüllteste ist (V. 70) und in seiner Weise dem kleinsten und gottesnächsten Engelskreise entspricht (V. 71. 72). Denn bei letzteren, der körperlosen Welt, herrscht das intensive, wie dort das extensive Princip (V. 73–75). Und so besteht also kein Widerspruch, sondern ein bewundernswerthes Ineinandergreifen, vermöge dessen der größte und wichtigste Körperkreis <tt>primum mobile</tt> von dem kleinsten und gotteskräftigsten Engelkreis, der nächste kleinere (Fixstern-) Himmel von dem nächsten größeren Engelskreis – und so weiter – bewegt wird (V. 76–78).]</ref>
In reger Glut, daß er auch überwand
Den schnellsten Kreis, der rings die Welt umschlungen.
{{Zeile|28}} Und dieser war vom zweiten rings umspannt,
Um den der dritte dann, der vierte wallten,
Die dann der fünfte, dann der sechst’ umwand.
{{Zeile|31}} Drauf sah man sich den siebenten gestalten,
So weit, daß Iris halber Kreis, auch ganz,<ref>[32. D. h. der, zum ganzen Kreis vollendete, Regenbogen.]</ref>
Doch viel zu enge wär’, ihn zu enthalten.
{{Zeile|34}} Dann wand der achte sich, der neunte Kranz,
Und jeder war langsamer’n Schwungs, je weiter
Er ferne stand von jenem ''einen'' Glanz.
{{Zeile|37}} Und jedes’ Licht ist reiner ''mehr'' und heiter,
Je ''minder'' fern er ist von ''seiner'' Spur,
Und in der reinen Glut je eingeweihter.
{{Zeile|40}} Sie, die mich sehend, meinen Wunsch erfuhr,
Sprach ungefragt: „''Von diesem Punkte hangen''
''Die Himmel ab, die sämmtliche Natur''.
{{Zeile|43}} Sieh jenen Kreis, der ihn ''zunächst'' umfangen;
Das, was ihn treibt, daß er so eilig fliegt,
''Es ist der heil’gen Liebe Glutverlangen''.“<ref>[45. „Die Liebe,“ die Sehnsucht, sich dem Einen, Göttlichen zu verbinden, ist die Urbewegerin von allem. Dies ist hinlänglich bekannt aus dem ganzen Paradies. Vgl. übrigens zu Ges. 27, 106–120 und gegenwärtigen Ges. V. 100. 101.]</ref>
{{Zeile|46}} Und ich zu Ihr: „„Wäre ''die Welt'' gefügt
Nach dem Gesetz, das herrscht ''in diesen'' Kreisen,
So hätte völlig mir dein Wort genügt.
{{Zeile|49}} Doch in der Welt, ''der sichtbaren'', beweisen,
Die Schwingungen je größre Göttlichkeit,
Je ''ferner'' sie vom Mittelpunkte kreisen.
{{Zeile|52}} Drum soll in dieser ''Engels-Herrlichkeit'',
Im Tempel, den nur Lieb’ und Licht umschränken,
Ich ruhig sein, von jedem Wunsch befreit,
{{Zeile|55}} So sprich: Wie kommt’s – ich kann mir’s nicht erdenken –
Daß Abbild sich und Urbild nicht entspricht
Und andere Gesetze beide lenken?““
{{Zeile|58}} „Genügt dein Finger solchem Knoten nicht,
So ist’s kein Wunder; weil ihn zu entstricken
Niemand versuchte, ward er fest und dicht.“
{{Zeile|61}} Sie sprach’s, und dann: „Nimm, um dich zu erquicken,
Das, was ich dir verkünden werd’; allein
Betracht’ es ganz genau mit scharfen Blicken.
{{Zeile|64}} Ein Körperkreis muß weiter, enger sein,
Je wie die Kraft, die sich durch seine Theile
Gleichmäßig ausdehnt, groß ist oder klein.
{{Zeile|67}} Die größre Güte wirkt zu größerm Heile,
Und größres Heil füllt größeres Gebiet,
Ward jeder Gegend gleiche Kraft zu Theile.
{{Zeile|70}} Der Kreis drum, der das Weltall mit sich zieht,
In seinem Schwung, entspricht in seiner Weise
Dem, der am meisten liebt, am tiefsten sieht.
{{Zeile|73}} Darum, wenn du dein Maß dem ''innern Preise'',
Und nicht dem ''äußern Umfang'' angelegt,
Von dem, was dort erscheint, wie runde Kreise,</poem></td><td valign="top"><poem>
{{Zeile|76}} So wirst du, zur Bewunderung erregt,
Das Mehr und Minder sich entsprechen sehn
In jedem Kreis, und dem, was ihn bewegt.“ –
{{Zeile|79}} Wie rein das Blau erglänzt aus Aethershöhen,
Wenn Boreas Luft aus jener Backe stößt,<ref>[80 ff. Der klärende Nordost.]</ref>
Aus der gelinder seine Hauche wehen,
{{Zeile|82}} So, daß vom Dunst gereinigt und gelöst,
Der ihn getrübt, in seinen weiten Auen
Der Himmel lächelnd jeden Reiz entblößt;
{{Zeile|85}} So ward mir jetzt beim Worte meiner Frauen,<ref>85. ''Meiner Frauen'', für: meiner Herrin. Man möge jene Form, die ohnehin nicht ungewöhnlich ist, z. B. das Kloster unserer lieben Frauen, zu gut halten.</ref>
Denn dieses ließ die Wahrheit mich so klar,
Wie einen Stern am reinen Himmel schauen.
{{Zeile|88}} Und als ihr heil’ges Wort beendet war,
Da stellten anders nicht, als siedend Eisen,
Sich jene Kreise, Funkend sprühend, dar.
{{Zeile|91}} Die Funken folgten den entflammten Kreisen
In größrer Meng’, als durch Verdoppelung
Schachfelder sich vertausendfacht erweisen.<ref>[93. Man kennt die Geschichte, wornach der Erfinder des Schachspiels von seinem Fürsten so viele Getreidekörner zum Lohn forderte, als herauskämen, wenn man auf das erste Feld des Bretts ein Korn und auf jedes weitere immer doppelt soviele legen würde, als auf das vorangegangene. Der König lachte ob der Kleinigkeit, bis ihm der Andere nachwies, daß die ungeheuerste Zahl von vielen Billionen und mehr herauskomme.]</ref>
{{Zeile|94}} Dem festen Punkt, der sie ohn’ Aenderung
Dort, wo er sie erhält, auch wird erhalten,
Scholl Lobgesang aus dieser Kreise Schwung.
{{Zeile|97}} „Zwei Kreise sieh dem Punkt zunächst sich halten,“<ref>[97. Die Hierarchie der Engel im Einzelnen, wie sie im Folgenden dargestellt wird, ist, nächst den Stellen Ephes. 1, 21, Col. 1, 16, dem Pseudo-Dionysius (Areopagita), V. 115 ff., speziell seinem Buch <tt>„de coelesti hierarchia“</tt> entnommen.]</ref>
Sie sprach’s, stets wissend, was mein Geist ersinnt,
„Und ''Seraphim'' und ''Cherubim'' drin walten.
{{Zeile|100}} Sie folgen ihren Fesseln so geschwind,<ref>[100 ff. Vgl. zu 45. „Ihre Fesseln,“ die Bande der ''Liebe'', die sie ewig in Gottes Nähe fesselt, aber auch ewig umschwingt, um sich Ihm immer näher zu verbinden – was sie nach dem Maß ihres Schauens erreichen. Denn, V. 109 ff., je mehr wir Gott erkennen, desto mehr lieben wir ihn. – Darum ist ja durch’s ganze Paradies das „Schauen Gottes“ die Seligkeit, die der Mensch erringen soll, wie sie der Engel schon hat. Und gleichwie unter den seligen Seelen Stufen des Schauens sind – vgl. Vorbem. S. 398 und zu Parad. 3, 49; 4, 19 – so unter den seligen Engeln.]</ref>
So viel sie können, Ihm sich anzuschließen,
Und können’s, wie sie hoch im Schauen sind.
{{Zeile|103}} Die Gluten drauf, die diese rings umfließen,
Die ''Throne'' sind’s, von Gottes Angesicht
Benannt, weil sie die erste Dreizahl schließen.
{{Zeile|106}} So groß ist Aller Wonn’, als ihr Gesicht,
Tief in die ew’ge Wahrheit eingedrungen,
Die alle Geister stillt mit ihrem Licht.
{{Zeile|109}} Durch Schau’n wird also Seligkeit errungen,
Nicht durch die Liebe, denn sie folgt erst dann,
Wenn sie dem Schau’n, wie ihrem Quell, entsprungen.
{{Zeile|112}} Und das Verdienst, das durch die Gnade man
Und Willensgüt’ erwirbt, ist Maß dem Schauen.
So steiget man von Grad zu Grad hinan.
{{Zeile|115}} Die andre Dreizahl, die in diesen Auen
Des ew’gen Lenzes blüht, und welcher nie
Das Laub entfällt bei nächt’gen Widders Grauen,<ref>117. Im Frühlinge geht die Sonne im Widder auf und unter, bewegt sich also mit ihm durch den Himmel und macht ihn unsichtbar. Im Herbste dagegen ist er des Nachts über dem Horizonte. Der Sinn ist: in der Wonne, die hier blüht, ist kein Wechsel.</ref>
{{Zeile|118}} Singt ewig in dreifacher Melodie
Hosiannasang in dreien sel’gen Schaaren,
Und also Eins aus Dreien bilden sie.
{{Zeile|121}} ''Herrschaften'' sind’s, die erst sich offenbaren,
Sodann die ''Kräfte'' sind im zweiten Kranz,
Im dritten sind die ''Mächte'' zu gewahren.
{{Zeile|124}} Die ''Fürstenthümer'' sieh zunächst im Tanz,
Dann die ''Erzengel'' ihre Lieb’ erproben;
Den letzten Kreis füllt ''Engelsfeier'' ganz.<ref>126. ''Engelsfeier'', im Ital.: <tt>angelici ludi</tt>, die untergeordnetsten, durch keine besondere Benennung ausgezeichneten Engel.</ref>
{{Zeile|127}} Die Ordnungen ''schau''’n ''allesammt nach oben'';<ref>[127 ff. Vgl. oben zu V. 25–76, Ges. 27, zu V. 106–120, Ges. 2, 112–144.]</ref>
''Nach unten wirken sie'', was lebt mit sich
Zu Gott erhebend und zu ihm erhoben;
{{Zeile|130}} Und Dionysius rang so brünstiglich,
Damit sein Blick die Ordnungen betrachte,
Daß er sie nannt’ und unterschied wie ich.
{{Zeile|133}} Wahr ist es, daß Gregorius anders dachte,<ref>133. Der heilige Gregor ordnete die Engel etwas anders, indem er an die Stelle der ''Throne'' die ''Mächte'' u. s. w. setzte.</ref>
Doch er belächelte dann seinen Wahn,
Sobald er erst in diesem Reich erwachte.
{{Zeile|136}} Hat solch Geheimniß kund ein Mensch gethan,
So staune nicht; von Ihm, der Alles schaute,
Hatt’ er davon auf Erden Kund’ empfahn,
{{Zeile|139}} Der sonst auch viel vom Himmel ihm vertraute.“
                                  (Paradiso 28)</poem>
</td></tr></table></center>
 
Die durchlichte Liebeswärme, die der Christus in die Erdenwelt ergossen hat, entreißt den Widersachen die geraubten Teile unserer Wesenshüllen, die durch die "Sünde" korrumpiert sind. Der Christus hat diese Sünden, die substantiell die den Widersachern verfallenen Teile unserer Wesenshüllen sind, auf sich genommen und geheilt. Das ist die eigentliche Bedeutung der Worte Johannes des Täufers: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" (Joh 1,29) Die von den Sünden gereinigte, von Liebeskraft durchdrungene Hüllennatur hält dem geistigen Licht bis in die höchsten Höhen stand. Die Begnadung durch das höchste Geistige kann dann der Mensch ertragen, und sich selbst als eigenständiges Bild des Göttlichen erfassen:
 
[[File:Dell' alto lume parvemi a.jpg|miniatur|300px|[[Wikipedia:John Flaxman|John Flaxman]]: '' De l'alto lume parvemi tre giri, <br>Di tre colori e d'una continenza...'' (Im tiefsten Schooß vom lichten Strahlenschein<br>Schienen drei Kreise schimmernd mir zu sehen ...) Paradiso 33]]
<table align="center"><tr><td>
<poem>
{{Zeile|115}} Im tiefsten Schooß vom lichten Strahlenschein
Schienen ''drei Kreise'' schimmernd mir zu sehen,
''Drei''farbig und an Umfang ''eins'' zu sein.
{{Zeile|118}} Wie Iris von der Iris glänzt, so ''zween''
Im Wiederschein; der ''dritt’'', als Gluth und Licht
Schien’ er ''gleichförmig beiden'' zu entwehen.
{{Zeile|121}} Für meine ''Vorstellung'' des Worts Bericht,<ref>[121–123. Wie schon ähnlich V. 68, 74, 90, erinnert hier D. nochmals daran, daß sein Ausdruck der Darstellung seiner ''Gedanken'', seiner ''Vorstellung'' des Geschauten nicht genüge, noch viel weniger seiner vollen Schau selber, gegen welche die zurückgebliebene Vorstellung selbst arm und winzig sei.]</ref>
Er ist zu arm! Und nehm’ ich, was beschieden
Mir war zu seh’n, wie arm ist ''diese'' nicht!
{{Zeile|124}} O ew’ges Licht, du, in dir selbst im Frieden,<ref>[124–144. Hier erfolgt weiterhin die Enthüllung des letzten und tiefsten Geheimnisses innerhalb der Trinität: ''der Menschwerdung''. D. recapitulirt zuerst das Verhältniß der drei Personen V. 124–126: Der Vater ist das in und auf sich selbst ruhende Licht; sich selbst erkennend zeugt er den Sohn; der sich Erkennende und Erkannte, Sohn und Vater, sich selbst in Liebe lächelnd, lassen den Geist hervorgehen. – Dante wendet sich nun insbesondere gegen den mittleren Kreis und sieht diesem in dessen eigener Farbe das Menschenantlitz aufgeprägt, 127–132. Dies ist das Bild der Menschwerdung, zugleich aber auch der ''ursprünglichen'', unauslöschlichen, durch den Sohn wieder ''erneuten Gottebenbildlichkeit des Menschen''. Wie der Geometer die Quadratur des Zirkels sucht, so will nun D. ermessen, ''warum'' das Menschenbild dem zweiten Kreise, dem Sohn, zukomme {{Seite|619}} und ''wie'' darin die Vereinigung von Göttlichem und Menschlichem zu Stande komme, V. 133–138. Aber so wenig der Geometer je durch all’ sein Forschen jene Aufgabe löst, so wenig der Menschengeist dies Problem, 133, 139. Da plötzlich wird sein Geist von einem unmittelbar der Gottheit entströmenden ''Offenbarungsblitz'', einer höheren Intuition durchdrungen (d. h. zugleich für die Erde: nur der ''Glaube'' versteht das Mysterium), unter deren Eindruck das Ersehnte kommt. Nämlich, während die Phantasie zu jeder Wiedergabe und Darstellung dieses Vorgangs unzulänglich ist, fühlt er sein ''Wollen'' und jedes daraus hervorgehende ''Verlangen'' selbst in jene volle, freie ''geheimnißvolle Lebenseinigung mit Gott'' hineingezogen, welche – das letzte und höchste Ziel de Seligkeit und S. 397 des Gedichtes – zugleich vollkommenes Wirken, Erkennen und Genießen ist und in welcher sich dem Dichter also eben jenes Räthsel V. 136 ff. auf eine unaussprechliche Weise löst.]</ref>
Allein dich kennend, und, von dir erkannt,
Dir selber lächelnd und mit dir zufrieden,
{{Zeile|127}} Als zu ''dem'' Kreis, den ich in dir erfand
Wie ''wiederscheinend'' Licht, die Aug’ ich wandte,
Und ihn verfolgend mit den Blicken stand:
{{Zeile|130}} Da schien’s, gemalt in seiner Mitt’ erkannte,
Mit eigner Farb’, ich unser Ebenbild,
Drob ich nach ihm die Blicke gierig spannte.
{{Zeile|133}} Wie eifrig strebend, aber nie gestillt,
Der Geometer forscht, den Kreis zu messen,
Und nie den Grundsatz findet, welcher gilt;
{{Zeile|136}} ''So'' ich beim neuen Schau’n – ich wollt’ ermessen,
Wie sich das Bild ''dem'' Kreise ein’ und ''wie''
Die Züge mit dem Licht zusammenflössen.
{{Zeile|139}} Doch dies erflog der eigne Fittich nie. –
Da ward mein Geist von einem Blitz durchdrungen,
Der, was die Seel’ ersehnt hatt’, ihr verlieh.
{{Zeile|142}} Hier war die Macht der Phantasie bezwungen,
Schon aber folgten ''Will’'' und ''Wünschen'' gerne,
Gleichwie ein Rad, gleichmäßig umgeschwungen,<ref>[144. ''Räder'' nennt D. oftmals die Sterne (28, 46 u. a. im Original) mit Rücksicht auf ihr Kreisen durch die ''ewige Liebe''. Diese ist ja die, vom <tt>Primum mobile</tt> aus, alle Himmelskreise umschwingende Kraft V. 145, welcher nun auch Dante’s Geist freiwillig folgt, wodurch er in ''die Einheit mit der ganzen göttlichen Weltordnung zurückgekehrt ist;'' vgl. 1, 103 ff.]</ref>{{Zeile|145}} ''Der Liebe, die beweget Sonn’ und Sterne''.<ref>[145. Mit dem Wort „''Sterne''“ schließt Dante ''jeden'' Theil seines Gedichts, um dessen letztes Ziel anzudeuten. – Und wer wäre auch, der sich nicht zur Sonnen- und Sternenhöhe erhabenster Ideale und himmlischer Ahnungen entrückt fühlte durch dies „Wunderlied des Mittelalters“, welches selbst ''in seiner Dreitheilung ein Symbol der göttl. Dreieinigkeit'' und der ''ganzen Weltentwicklung'' ist: der Gerechtigkeit des Vaters in der „Hölle“, der Weisheit des Sohnes durch die Welterlösung im „Fegfeuer“, der ersten Liebe des Geistes durch die Weltvollendung im „Paradies?“]</ref>
 
<center>Ende.</center>
                                                (Paradiso 33)</poem>
</td></tr></table>
 
== Die Übersetzung der Göttlichen Komödie in andere Sprachen ==
Eine adäquate Übersetzung zum Beispiel ins Deutsche, die sowohl Inhalt und Rhythmus bewahrt, und zugleich auch reimt, gibt es bis heute nicht.
 
== Anmerkungen ==
 
<references/>
<references group="BN" />
<references group="WS" />
 
==Literatur==
#Willem Frederik Veltman: ''Dantes Weltmission'', J. Ch. Mellinger Verlag, Stuttgart 1979, ISBN 9783880690066
#Rudolf Steiner: ''Metamorphosen des Seelenlebens - Pfade der Seelenerlebnisse'', Zweiter Teil, [[GA 59]] (1984), Berlin, 12. Mai 1910, Die Mission der Kunst, siehe auch TB 603 (1983), S 175 ff.
#Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), Berlin, Ostermontag, 16. April 1906
#Rudolf Steiner: ''Mitteleuropa zwischen Ost und West'', [[GA 174a]] (1982), ISBN 3-7274-1741-2 {{Vorträge|174a}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge'', Sechster Band, [[GA 240]] (1986), Arnheim, 18. Juli 1924
 
{{GA}}
 
==Weblinks==
 
{{Commonscat|The Divine Comedy|Göttliche Komödie}}
{{Wikisource|Göttliche Komödie (Streckfuß 1876)|Göttliche Komödie (deutsche Übersetzung von Carl Streckfuß)}}
{{Wikisource|it:Divina Commedia|Divina Commedia (italienischer Originaltext)}}
* {{PGIW|8085}}
*[http://www.bautz.de/bbkl/d/dante_alighieri.shtml Dante Alighieri] - Kurzbiografie
*[http://gutenberg.spiegel.de/dante/komoedie/komoedie.htm Die Göttliche Komödie] - Der gesamte Text in deutscher Übertragung.
*[http://ftp.rudolf-steiner.org/ftp/index.php?dirname=F:/www/ftp/bibliothek/Philosophie/Dante Die Göttliche Komödie] - Download des gesamten Textes in deutscher Übertragung als WORD- und PDF-Datei, dazu eine Inhaltsübersicht und ein schematischer Überblick.
* [http://www.dantealighieri.dk/ Übersetzungen von Bachenschwanz, Graul, Meinhard, Jagemann, Hasenclever]
* {{Zeno-Werk|Literatur/M/Dante+Alighieri/Epos/Die+Göttliche+Komödie|Die Göttliche Komödie übersetzt von Karl Witte}}
* [http://www.divinecomedy.org/divine_comedy.html ELF-Projekt, Italienischer Originaltext und zwei englische Übersetzungen (von Henry Wadsworth Longfellow und Henry Francis Cary)]
* [http://librivox.org/die-gottliche-komodie-die-holle-by-dante-alighieri/ Die göttliche Komödie – Die Hölle] [http://librivox.org/die-gottliche-komodie-das-fegefeuer-by-dante-alighieri/ Das Fegefeuer] [http://librivox.org/die-gottliche-komodie-das-paradies-by-dante-alighieri/ Das Paradies] als Hörbuch bei [[Wikipedia:LibriVox|LibriVox]]
* [http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/goettliche_komoedie.htm Zusammenfassung des Inhalts]
* [http://www.kuenstlerleben-in-rom.de/html/dante_und_koch.html Illustrationen Dantes Göttlicher Komödie von Joseph Anton Koch]
* [http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4384 Carl Vogel von Vogelstein: Die Hauptmomente aus Goethe's ''Faust'', Dante's ''Divina Commedia'' und Virgil's ''Aeneis'', 1861]
* [http://www.minix.ch/filz/docs/Der_Mythos_vom_Filz.pdf Leonardo Olschki: ''Der Mythos vom Filz''] - zu den Begriffen «Veltro» und «Feltro»
 
[[Kategorie:Dichtung]] [[Kategorie:Dante]] [[Kategorie:Göttliche Komödie]]

Version vom 16. Juli 2019, 12:14 Uhr

Der Tarifvertrag in Deutschland ist ein Vertrag zwischen den Tarifvertragsparteien im Rahmen der grundgesetzlich garantierten Tarifautonomie. Ein vergleichbares Rechtsinstitut ist in Österreich nach dem Arbeitsverfassungsgesetz der Kollektivvertrag, im schweizerischen Arbeitsrecht der Gesamtarbeitsvertrag.

Als ein Äquivalent in angelsächsischen Ländern kann das als Collective Agreement bezeichnete Abkommen zwischen den Arbeitsmarktparteien angesehen werden, das allerdings in einer vollkommen anderen Rechtstradition gründet.

Nach deutschem Recht, dem Tarifvertragsgesetz, enthält der Tarifvertrag Rechtsnormen, die den Inhalt, den Abschluss und die Beendigung von Arbeitsverhältnissen sowie betriebliche und betriebsverfassungsrechtliche Fragen (normativer Teil) regeln und die Rechte und Pflichten der Tarifvertragsparteien (schuldrechtlicher Teil) festlegen. Zu den Tarifvertragsparteien zählen einzelne Arbeitgeber oder Arbeitgeberverbände einerseits und Gewerkschaften (für die Arbeitnehmer) andererseits.

Tarifvertragliche Bindung

In Westdeutschland arbeiteten 2015 rund 51 Prozent der Beschäftigten in einem Betrieb, der einem Branchentarifvertrag unterlag, in Ostdeutschland rund 37 Prozent. Firmentarifverträge galten für 8 Prozent der westdeutschen und 12 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten.[1] Seit 1998 ist ein Abwärtstrend in der tarifvertraglichen Bindung der Beschäftigten sowohl in West- wie in Ostdeutschland zu verzeichnen.[2]

Bedeutung des Tarifrechtes

Eine entscheidende Bedeutung des Tarifvertrags besteht darin, dass er die rechtliche Unausgewogenheit, die bei einem Einzelarbeitsvertrag zwischen den Vertragsschließenden auf dem Arbeitsmarkt besteht, zugunsten des zu schützenden schwächeren Vertragspartners, des Arbeitnehmers, ausgleicht. Im Tarifrecht selbst gibt es diesen besonderen Schutz zum Vorteil nur eines von zwei Vertragspartnern dagegen nicht mehr. In Deutschland genießen beide Tarifvertragsparteien – die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbände – als Koalitionen ihrer Mitglieder den gleichen Schutz und die gleichen Rechte nach Art. 9 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland. Ihre Rechte bezüglich des Einsatzes von Arbeitskampfmitteln sind komplementär: „Dem Streik entspricht die Aussperrung, gleichgültig, ob die von einem Arbeitgeberverband beschlossen und von den einzelnen Arbeitgebern durchgeführt wird oder ob ein oder mehrere Arbeitgeber sie durchführen.“[3] 1980 hat das Bundesarbeitsgericht in einer Begründung des Grundsatzurteil ausgeführt: "Tarifverhandlungen ohne das Recht zum Streik wären im allgemeinen nicht mehr als 'kollektives Betteln'."[4]

Mit der Tarifautonomie und dem entsprechenden Tarifrecht gewährt der Staat den Tarifparteien einen Autonomiespielraum, die Regeln ihrer Zusammenarbeit autonom auszugestalten. Sie können dies schneller und flexibler regeln, als dies bei stärkerer Beteiligung des Staates möglich wäre.

Grundlagen des Tarifrechtes

Der gesetzliche Rahmen ist in Deutschland im Tarifvertragsgesetz, kurz TVG, vom 9. April 1949 festgelegt.

Ein Tarifvertrag gilt für ein Arbeitsverhältnis unmittelbar (also ohne dass seine Geltung noch vertraglich vereinbart werden müsste) und zwingend (mit der Folge, dass vertragliche Abweichungen zum Nachteil des Arbeitnehmers unwirksam sind), wenn beide Arbeitsvertragsparteien tarifgebunden sind. Hingegen sind Abweichungen zugunsten des Arbeitnehmers (Günstigkeitsprinzip) erlaubt. Damit der Tarifvertrag auf das Arbeitsverhältnis anwendbar ist, müssen daneben der Betrieb in den fachlichen und örtlichen, der Arbeitnehmer in den persönlichen Geltungsbereich des Tarifvertrags fallen.

Die Tarifbindung folgt aus der Mitgliedschaft in einer der Tarifvertragsparteien (Arbeitgeberverband oder Gewerkschaft). Tarifgebunden ist auch der Arbeitgeber, der einen Tarifvertrag direkt mit der Gewerkschaft schließt. Ausnahmsweise kann ein Arbeitgeber trotz Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband nicht tarifgebunden sein, wenn die Satzung des Verbandes eine Mitgliedschaft ohne Tarifbindung (so genannte OT-Mitgliedschaft) vorsieht und der Arbeitgeber diese Form der Mitgliedschaft innehat.

Unabhängig davon kann jederzeit einzelvertraglich durch eine so genannte Bezugnahmeklausel die Geltung eines Tarifvertrags oder einer bestimmten Tarifregelung vereinbart werden. Man unterscheidet zwischen dynamischen Klauseln (Inbezugnahme des jeweiligen Tarifvertrages, auch als Jeweiligkeitsklausel bezeichnet) und statischen Klauseln (Inbezugnahme des zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses geltenden Tarifvertrages). Was gewollt ist, ist im Zweifel durch das Arbeitsgericht im Wege der Auslegung zu klären.

Ein Sonderfall ist die Allgemeinverbindlicherklärung eines Tarifvertrags. Ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag ist auf alle Arbeitsverhältnisse im Geltungsbereich des Tarifvertrags anzuwenden unabhängig von dem Willen der Arbeitsvertragsparteien.

Tarifverträge bedürfen zu ihrer Wirksamkeit der Schriftform (§ 1 Abs. 2 TVG).

Austritt aus dem Arbeitgeberverband

Ein Austritt aus dem Arbeitgeberverband, mit welchem ein Verbandstarifvertrag – oft Flächentarifvertrag – geschlossen wurde, beendet die Bindung an den Tarifvertrag nicht sofort. Vielmehr bleiben der ausgetretene Arbeitgeber und die Gewerkschaft bis zu dem Zeitpunkt an den Tarifvertrag gebunden, zu dem dieser durch eine Kündigung von Seiten des Arbeitgeberverbands oder der Gewerkschaft endet (so genannte Nachbindung, § 3 Abs. 3 TVG). Bis dahin herrscht auch beim ausgetretenen Arbeitgeber weiterhin die tarifliche Friedenspflicht, das heißt, ein Arbeitskampf ist unzulässig (streitig).

Nach Ablauf des Tarifvertrags wirkt dieser nach, bis eine neue Abmachung getroffen ist (Nachwirkung, § 4 Abs. 5 TVG). Das bedeutet, dass die Arbeitsbedingungen, die im Tarifvertrag geregelt waren, statisch weiter gelten. Die neue Abmachung kann entweder in einem neuen Tarifvertrag bestehen oder in der Änderung des Arbeitsvertrags (vgl. auch Änderungskündigung). Die Nachwirkung betrifft nur jene Arbeitnehmer, die beim Ende des Tarifvertrags schon beschäftigt waren und Mitglied der jeweiligen Gewerkschaft sind.

Betriebsübergang

Geht das Arbeitsverhältnis eines Arbeitnehmers im Fall eines Betriebsübergangs auf den Betriebserwerber über, werden die im Veräußererbetrieb geltenden Tarifverträge, wenn der Erwerber nicht seinerseits tarifgebunden ist, gemäß § 613a Abs. 1 Satz 2 BGB zum Bestandteil des individuellen Arbeitsvertrags, und dürfen nicht vor Ablauf eines Jahres verändert werden. Der Tarifvertrag gilt aber nur in dem Umfang weiter, wie er zum Zeitpunkt des Betriebsübergangs galt; der Arbeitnehmer nimmt nicht mehr an den Änderungen im Tarifvertrag teil, die nach Betriebsübergang erfolgen, weil es insoweit doch gerade an der Tarifgebundenheit des Arbeitgebers fehlt.

Behandlung nicht tarifgebundener Arbeitnehmer

Tarifgebundene Arbeitgeber behandeln in der Regel alle Arbeitnehmer eines Betriebes, unabhängig von deren tatsächlicher Tarifbindung, nach den Regeln des Tarifvertrags. Dies geschieht im Regelfall durch eine sog. Gleichstellungsabrede, also durch eine Klausel, die im Individualarbeitsvertrag auf die Regelungen des Tarifvertrags Bezug nimmt und ihnen so individualvertragliche Wirkung zukommen lässt. Der Grund liegt vor allem darin, den Mitarbeitern keine zusätzliche Motivation zu geben, Mitglied der Gewerkschaft zu werden, denn die Gewerkschaftsmitgliedschaft des Arbeitnehmers ist die Voraussetzung für die zwingende Anwendung eines entsprechenden Tarifvertrags.

Unzulässig wären in Tarifverträgen sogenannte Absperrklauseln (oder Closed-Shop-Klauseln[5]), wonach ein Unternehmen nur (gewerkschaftlich) organisierten Arbeitnehmern die Bedingungen des Tarifvertrages gewähren oder gar nur solche Arbeitnehmer beschäftigen darf. Eine solche Regelung verstößt nach einhelliger Meinung gegen die Negative Koalitionsfreiheit (Art. 9 GG). Umstritten ist dagegen die Wirksamkeit sogenannter Differenzierungsklauseln, die organisierten Arbeitnehmern einen Vorteil gegenüber nicht organisierten Arbeitnehmern gewähren. Ein Vorteil beim Erhalt des Arbeitsplatzes bei Personalabbau ist hierbei wohl unzulässig, während rein finanzielle Vorteile vermutlich zulässig sind.[6]

Abweichungen

Abweichungen von Tarifnormen zu Ungunsten der Beschäftigten sind nur zulässig, wenn dies im Tarifvertrag durch eine Öffnungsklausel zugelassen ist. Ansonsten gilt die Unabdingbarkeit oder das Günstigkeitsprinzip eines Tarifvertrages. Abweichungen zugunsten des Arbeitnehmers sind durch einzelvertragliche Regelung zulässig jedoch nicht durch Betriebsvereinbarungen, § 77 Abs. 3 BetrVG. Zum Teil enthalten Tarifverträge auch ausdrückliche Regelungen zur konkreten Umsetzung eher allgemeiner Tarifbestimmungen in die betriebliche Praxis, z. B. durch ergänzende Betriebsvereinbarungen. Ein Beispiel ist die Umsetzung des Leistungsentgeltes im öffentlichen Dienst im Rahmen des § 18 TVöD.

Bestimmte Mitarbeiter mit speziellen Qualifikationen werden als sogenannte außertarifliche Angestellte mit einem AT-Vertrag vergütet, der über der höchsten Tarifgruppe des jeweiligen Vergütungstarifvertrages liegt. In der Praxis werden auch beispielsweise Angestelltenverträge von Mitarbeitern nichttarifgebundener Konzerntöchter als AT bezeichnet, auch wenn deren Vergütungen und Konditionen deutlich schlechter sind als im entsprechenden Tarifvertrag.

Tarifautonomie

Tarifautonomie bedeutet, dass Tarifverträge allein von den Tarifvertragsparteien selbst ausgehandelt werden. Eine Einflussnahme durch Regierung oder Verwaltung, Gesetzgeber und Rechtsprechung ist nicht zulässig. Vielmehr müssen staatliche Stellen ihre Neutralität wahren. Die Tarifautonomie ergibt sich aus Art. 9 Absatz 3 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland.

Die vorrangige Bedeutung der Tarifautonomie kommt auch in § 77 Abs. 3 BetrVG zum Ausdruck. Nach dieser Vorschrift dürfen Arbeitgeber und Betriebsrat Arbeitsentgelte und sonstige Arbeitsbedingungen, die „durch Tarifvertrag geregelt sind oder üblicherweise geregelt werden“, nicht durch Betriebsvereinbarung regeln. Die Betriebsparteien haben in diesen Angelegenheiten keine Möglichkeit, Regelungen mit normativer Wirkung für die Arbeitnehmer zu vereinbaren.[7] Dies gilt auch für nicht tarifgebundene Arbeitgeber, da „Konkurrenzregelungen“ in der Form von Betriebsvereinbarungen ebenfalls die Funktionsfähigkeit der Tarifautonomie stören könnten.[8] Verstöße dagegen führen zur Unwirksamkeit der Betriebsvereinbarung,[9] die aber ausnahmsweise durch Umdeutung dennoch Wirkung entfalten kann.[10]

Inhalt von Tarifverträgen

Im Tarifvertrag werden die Rechte und Pflichten der Tarifvertragsparteien geregelt (schuldrechtlicher Teil – z. B. Friedens- und Einwirkungspflicht).
Er enthält daneben und vor allem Rechtsnormen über den Inhalt (darunter oft sog. Ausschlussfristen), die Begründung und die Beendigung (z. B. Kündigungsfristen) von Arbeitsverhältnissen sowie Regelungen zu betrieblichen und betriebsverfassungsrechtlichen Fragen (normativer Teil). Tarifverträge enthalten beispielsweise Bestimmungen zu folgenden Punkten:

Arten von Tarifverträgen

Tarifverträge lassen sich nach verschiedenen Abgrenzungskriterien unterscheiden.[11]

Unterscheidung nach Parteien auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite

Die Unterscheidung nach Parteien ergibt sich weitgehend aus dem TVG, auch wenn dort die Bezeichnungen nicht vorgegeben sind, so dass es teilweise uneinheitliche Bezeichnungen in der Literatur und Rechtsprechung gibt.

  1. Der Verbandstarifvertrag (Flächentarifvertrag) wird geschlossen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberverband mit Gültigkeit für eine bestimmte Branche und für einen räumlich abgegrenzten Tarifvertragsbezirk, der die Bundesrepublik Deutschland insgesamt oder – häufiger – ein Teilgebiet erfasst. Er ist immer noch die verbreitetste Art von Tarifvertrag bei der Unterscheidung nach Parteien.
  2. Der firmenbezogene Verbandstarifvertrag wird ebenfalls zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberverband geschlossen, allerdings mit Gültigkeit nur für ein bestimmtes Unternehmen.
  3. Der Firmentarifvertrag (Haustarifvertrag) wird zwischen Gewerkschaft und dem Unternehmen, in dem er gelten soll, geschlossen.
  4. Der mehrgliedrige Tarifvertrag wird auf einer oder beiden Seiten von mehreren Vertragspartnern abgeschlossen, so beispielsweise in der Zeitarbeitsbranche, wo es einen Tarifvertrag mit zwei Arbeitgeberverbänden auf der Arbeitgeberseite und acht DGB-Gewerkschaften auf Arbeitnehmerseite gab.
  5. Der Konzerntarifvertrag wird zwischen Gewerkschaft und einem Konzern abgeschlossen, mit Wirkung für die einzelnen Unternehmen des Konzerns. Je nach Ausgestaltung handelt es sich rechtlich eigentlich entweder um einen mehrgliedrigen Tarifvertrag oder um einen Firmentarifvertrag mit der Muttergesellschaft, den weitere Konzernunternehmen übernehmen.

Unterscheidung nach Regelungsgegenständen

Die Unterscheidung nach Regelungsgegenständen hat sich aus rein praktischen Erwägungen entwickelt. Juristisch hat diese Unterscheidung keine Auswirkung. Die Tarifvertragsparteien sind auch völlig frei in der Frage, welche Regelungsgegenstände sie unter welcher Bezeichnung in einem Vertrag zusammenfassen.

  1. Der Lohn- und Gehaltstarifvertrag (auch Entgelt-, Lohn- und Gehaltstarifvertrag, Vergütungstarifvertrag) regelt die Höhe des Arbeitsentgelts in den einzelnen Entgeltgruppen oder des Ecklohns. Die Laufzeit dieses Vertrages ist typischerweise relativ kurz, kann aber auch bis zu 31 Monaten betragen.
  2. Der Lohn- und Gehaltsrahmentarifvertrag (auch unspezifisch und mit unklarer Abgrenzung zum Manteltarifvertrag: Rahmentarifvertrag) regelt die Lohn- und Gehaltsgruppen, in die die Arbeitnehmer in der Regel nach ihren Arbeitsinhalten einzuordnen sind.
  3. Der Manteltarifvertrag (ebenfalls auch unspezifisch als Rahmentarifvertrag, zum Beispiel Bundesrahmentarifvertrag Bau, bezeichnet) regelt alle weitergehenden Arbeitsbedingungen, soweit dies von den Tarifvertragsparteien vereinbart wird. Beispiele sind Urlaub und Kündigungsfristen. Die Laufzeit von Manteltarifverträgen ist in der Regel entweder sehr lang oder unbegrenzt und es Bedarf einer Kündigung, um den Vertrag neu zu verhandeln. Beispiele für Manteltarifverträge sind der TVöD und TV-L im öffentlichen Dienst und der Bundesrahmentarifvertrag für das Baugewerbe in der Privatwirtschaft.
  4. Sonstige Tarifverträge können im Einzelfall verschiedenste Regelungsgegenstände betreffen, die im konkreten Einzelfall keine Aufnahme in anderen Tarifverträgen gefunden haben. Dies können zum Beispiel sein: vermögenswirksame Leistungen, Beschäftigungssicherung und gemeinsame Einrichtungen von Tarifvertragsparteien.

Tarifregister

Alle Tarifverträge werden in Tarifregistern registriert. Tarifregister sind öffentlich, jeder kann sie einsehen. Sie werden beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales und bei allen Bundesländern geführt. In den Bundesländern sind in der Regel die Arbeits- oder Sozialministerien zuständig.

Siehe auch

Literatur

  • Mario Eylert; Tino Frieling: Examensrelevante Grundlagen des Tarifvertragsrechts. In: JuS 2017, 106-113 (guter Überblick)
  • Peter Berg, Helmut Platow, Christian Schoof, Hermann Unterhinninghofen: Tarifvertrags- und Arbeitskampfrecht. Kompaktkommentar. 3. Auflage 2010, Bund-Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-7663-3996-6
  • Otto Ernst Kempen, Ulrich Zachert (Hrsg.): Tarifvertragsgesetz. 4. Auflage 2006, Bund-Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 3-7663-3543-X
  • Walther Müller-Jentsch: Tarifautonomie. Über die Ordnung des Arbeitsmarktes durch Tarifverträge. Reihe essentials. Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-21227-8
  • Jürgen Nautz: Die Durchsetzung der Tarifautonomie in Westdeutschland. Das Tarifvertragsgesetz vom 9. April 1949. Frankfurt am Main 1985, ISBN 978-3-8204-8099-3
  • Peter Renneberg: Handbuch Tarifpolitik und Arbeitskampf. VSA Verlag Hamburg 2014, ISBN 978-3-89965-559-9, aktualisierte Ausgabe.

Weblinks

 Wiktionary: Tarifvertrag – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Peter Ellguth / Susanne Kohaut: Tarifbindung und betriebliche Interessenvertretung: Ergebnisse aus dem IAB-Betriebspanel 2015. In: WSI-Mitteilungen 69. Jg./2016, Heft 4, S. 284.
  2. Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut in der Hans-Böckler-Stiftung/WSI-Tarifarchiv 2016: Statistisches Taschenbuch Tarifpolitik 2016, Graphik 1.6.
  3. BAG: Grundsatzbeschluss vom 28. Januar 1955; zitiert nach Thomas Blanke et al.: Kollektives Arbeitsrecht, Band 2. Rowohlt, Reinbek 1975, S. 237.
  4. Bundesarbeitsgericht Urt. v. 10.06.1980 - 1 AZR 168/79
  5. Sascha Dudzik: Differenzierungsklauseln in Tarifverträgen, GRIN Verlag, Norderstedt, 2006 (Online in der Google Buchsuche).
  6. Vgl. zum Ganzen: Erfurter Kommentar/Dieterich Art. 9 GG, Rn. 32–35.
  7. BAG, Beschluss vom 24.02.1987 – 1 ABR 18/85, Rn. 37 – BAGE 54, 191-210.
  8. BAG, Urteil vom 24. Januar 1996 – 1 AZR 597/95, Rn. 21 –, BAGE 82, 89-101 = NZA 1996, 948.
  9. BAG, Urteil vom 24. Januar 1996 – 1 AZR 597/95, Rn. 19 f. –, BAGE 82, 89-101 = NZA 1996, 948.
  10. BAG, Urteil vom 23. August 1989 – 5 AZR 391/88 –, juris, 1. Leitsatz.
  11. Der nachfolgende Abschnitt basiert, soweit nicht anders angegeben, auf Kempen/Zachert: Tarifvertragsgesetz, 4. Auflage, Bund-Verlag, Frankfurt am Main, 2005.
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