Daniell Porsche und Kybernetik: Unterschied zwischen den Seiten

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Peter '''Daniell Porsche''' (* [[17. September]] [[1973]] in Stuttgart, Baden-[[Württemberg]], Bundesrepublik Deutschland) gehört zur [[Porsche]]-Dynastie und macht in [[Salzburg]] mit außergewöhnlichen Projekten Schlagzeilen.  
'''Kybernetik''' ist nach ihrem Begründer [[Norbert Wiener]] die Wissenschaft der [[Steuern (Systemtheorie)|Steuerung]] und [[Regelung (Natur und Technik)|Regelung]] von Maschinen, lebenden Organismen und sozialen Organisationen und wurde auch mit der Formel „die Kunst des Steuerns“ beschrieben. Der Begriff als solcher wurde Mitte des 20. Jahrhunderts nach dem Vorbild des [[Englische Sprache|englischen]] ''{{lang|en|cybernetics}}'' ‚Regelungstechniken‘ in die deutsche Sprache übernommen. Der englische Begriff wiederum ist ein [[Kunstwort]], gebildet aus dem [[Substantivierung|substantivierten]] [[Altgriechische Sprache|griechischen]] [[Adjektiv]] {{lang|grc|κυβερνητικός}} ‚steuermännisch‘, das sich aus den entsprechenden [[Subjektiv]]en {{lang|grc|κυβερνήτης}} ‚[[w:Steuermann|Steuermann]]‘ und {{lang|grc|κυβέρνησις}} ‚Leitung‘, ‚Herrschaft‘ ableitet.


== Leben ==
Ein typisches Beispiel für das Prinzip eines kybernetischen Systems ist ein [[Temperaturregler|Thermostat]]. Er vergleicht den [[Regelgröße|Istwert]] eines Thermometers mit einem [[Sollwert]], der als gewünschte Temperatur eingestellt wurde. Ein [[Diskrepanz|Unterschied]] zwischen diesen beiden Werten veranlasst den Regler im Thermostat dazu, die Heizung so zu regulieren, dass sich der Istwert dem Sollwert angleicht.
Er ist ein Urenkel des [[Ferdinand Porsche|Prof. Ferdinand Porsche]]. Seine Verwandten sind Manager, Techniker, Vorstände. Er ist [[Musiktherapeut]] und [[Waldorfpädagoge]], dazu noch [[Anthroposoph]], spielt Querflöte, schreibt Bücher und Gedichte  und gab seiner Tochter den Namen der Schwester Antigones, Ismene, „weil Ismene im Stillen Gutes tut“.


Daniell Porsche fährt zwar einen Porsche Cayenne. Ansonsten fällt er in der Autobauer-Dynastie aus der Reihe – vor allem deshalb, weil er den Großteil seines Anteils an den Unternehmensgewinnen in die [[Paracelsus-Schule]] in [[St. Jakob am Thurn]] steckt. 6,5 Mill. Euro investierte er 2004/2005 in den Bau der Schule für „seelenpflegebedürftige“ Kinder, wie er sagt. Er erwarb auch das alte [[Gasthaus Schützenwirt]] und den „Trapp-Hof“, einen alten [[Bauernhof]], an dem die Kinder seiner Schule mit der [[Landwirtschaft]] vertraut gemacht werden. Jüngst kaufte er noch ein Waldstück beim Thurnberg, wo er einen „Wandergarten“ anlegen will.
== Geschichte und Entwicklung ==
=== Antike ===
Seit der [[Antike]] findet man schriftliche Zeugnisse systemorientierten Denkens. Der griechische Ependichter [[Homer]] schrieb {{lang|grc|κυβερνήτης}} und meinte damit den Steuermann eines Schiffes. [[Platon]] benutzte den Begriff im übertragenen Sinne, wenn er von einem „Mann am Steuerruder einer [[Regierung]]“ sprach. Der [[Apostel Paulus]] wiederum benutzt den griechischen Begriff κυβέρνησις ''{{lang|grc-Latn|kybérnēsis}}'' im [[1. Brief des Paulus an die Korinther|1. Korintherbrief]] ({{B|1 Kor|12|28}}), um die „Fähigkeit zu leiten“ zu thematisieren.


Mit Waldorfeinrichtungen machte  Daniell schon als Kind Bekanntschaft. Er besuchte in Salzburg den  Waldorfkindergarten und anschließend die neu gegründete [[Rudolf-Steiner-Schule]]. Nach dem Abitur in Stuttgart studierte er in der Schweiz [[Waldorfpädagogik]] und in Berlin [[Musiktherapie]]. Später übernahm er eine Klasse an der Paracelsus-Schule in Salzburg, wurde dort bald zum Vereinsobmann gewählt und steckte sein Vermögen in den Bau des neuen Schulgebäudes in St. Jakob am Thurn.
1834 hat der Physiker [[André-Marie Ampère]] die Idee einer Wissenschaft entwickelt, die er ''{{lang|fr|cybernétique}}'' nannte.<ref>Hans Joachim Flechtner: ''Grundbegriffe der Kybernetik.'' 1970, S. 9.</ref>


Allerdings stößt der leidenschaftliche Ballonfahrer mit seinen Projekten nicht überall auf Zustimmung – so auch bei seinem jüngsten Vorhaben. Porsche kaufte die alte, verfallene Mühle beim  Dorfturm in St. Jakob. Die will er sanieren lassen, damit  die Schulkinder eine Rückzugsmöglichkeit bekommen. Doch ein Nachbar, der ehemalige grüne Gemeindevertreter und Turmbesitzer Martin Flatz, legte sich in der Frage das Wegerechts quer. Porsche kam trotzdem zum Ziel. Allerdings war dafür ein Gerichtsbeschluss nötig.
=== Fachgebiet seit den 1940ern ===
In den 1940er Jahren entstanden die Wurzeln der Wissenschaft Kybernetik, als man Gemeinsamkeiten und Schnittstellen verschiedener Einzeldisziplinen erkannte, die Themen wie menschliches Verhalten, Nachrichtenübertragung, Regelung, Entscheidungs- und [[Spieltheorie]] und statistische [[Mechanik]] betrachten. Katalysator dieser Entwicklung waren die [[Macy-Konferenzen]] mit dem Thema ''{{lang|en|Circular causal, and feedback mechanisms in biological and social systems}},'' die von 1946 bis 1953 stattfanden. [[Norbert Wiener]] hat den Begriff „Kybernetik“ schließlich im Sommer 1947 von dem griechischen ''{{lang|grc-Latn|kybernétes}}'' für ‚Steuermann‘ abgeleitet und damit den nach seiner Einschätzung ersten bedeutenden Artikel über einen Rückkoppelungsmechanismus von [[James Clerk Maxwell]] (''On Governors,'' 1867/68) geehrt; dort wird ein [[Fliehkraftregler]] beschrieben. Das englische Wort ''{{lang|en|governor}}'' leitet sich aus dem lateinischen ''{{lang|en|gubernator}}'' ‚Steuermann‘ ab, einem lateinischen [[Lehnwort]] aus der altgriechischen Sprache mit der gleichen Wortwurzel wie ''{{lang|grc-Latn|kybernétes}}.''


Auch die Architektur seines Kulturzentrums (Schule, Schützenwirt, Jakobisaal) sorgte für Diskussionen. Dazu kommen jene, die kritisieren, dass der Urenkel Ferdinand Porsches  in St. Jakob alles aufkaufe. Doch Letztere können aufatmen. Weitere Großprojekte sind  derzeit nicht in Sicht. Er wolle  bei den Investitionen leiser treten, sagt Porsche.  
In gedruckter Form wurde der Begriff von Wiener erstmals 1948 in ''{{lang|en|Cybernetics or Control and Communication in the Animal and the Machine}}'' (deutsche Ausgabe: ''Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine'') verwendet. Im gleichen Jahr erschien in der Zeitschrift ''[[Scientific American]]'' ein grundlegender Übersichtsartikel zur Kybernetik.


Der Grund ist finanzieller Natur: „Es ist nicht so, dass ich das Geld aus der Tasche ziehe“, sagt Porsche. „So viel schüttet die Firma dann auch wieder nicht aus.“  So kostet der Schulbetrieb pro Jahr 700.000 Euro. Nur rund die Hälfte kommt von Land und Stadt. Für den Rest müssen überwiegend Porsche und seine Familie aufkommen. „''Ich habe Kredite von ein paar Millionen Euro laufen. Das muss abgearbeitet werden. Meine Frau sagt immer: ,Ich könnte an deiner Stelle nicht mehr schlafen.''' “
[[Georg Klaus]] etablierte 1953 das Lehrfach Kybernetik an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]]. Später engagierte er sich für die Gründung einer eigenen Kybernetik-Kommission an der [[Akademie der Wissenschaften]].


== Leistungen ==
=== Konferenzen und Lehrstühle ===
Porsches größtes Projekt ist der Bau der neuen Paracelsus-Schule in St. Jakob, für die er 6,5 Mill. Euro investierte. In dieser Waldorfschule werden Schüler unterrichtet, die in großen Klassen nicht zurechtkommen. In jeder Klasse sitzen nur zwei bis vier Schüler. Ziel der Waldorfpädagogik ist es, den Menschen mit all seinen Fähigkeiten zu betrachten.
Maßgeblich für die Entwicklung des Fachgebiets waren die von [[Heinz von Foerster]] in den USA ab den 1950ern herausgegebenen [[Tagungsband|Tagungsbände]] ''{{lang|en|Cybernetics}}'' der [[Macy-Konferenzen]] der Josiah Macy Jr. Foundation (Macy-Stiftung). Die weiteren Entwicklungen nach den Macy-Konferenzen gehen aus der Geschichte der Anwendungsfelder hervor (siehe rechte Tabelle).


In der [[Rudolf-Steiner-Schule]] in Salzburg-[[Langwied]] unterstützt er als Förderer und Gönner das [[Odeion]], ein moderner Veranstaltungsort. Die ersten Jahre war er auch Geschäftsführer des Odeions, gab diese Funktion im Dezember 2010 an [[Manfred Bauer]] ab. Die Betriebskosten von rund 250.000 Euro jährlich übernimmt Porsche aber weiterhin.
Der Begründer der Kybernetik in Deutschland ist [[Hermann Schmidt (Kybernetiker)|Hermann Schmidt]], der dieses Gedankengut zeitgleich und unabhängig von Norbert Wiener entwickelte und 1944 auf den ersten Lehrstuhl für [[Regelungstechnik]] in Deutschland an der [[Technische Universität Berlin|TH Berlin-Charlottenburg]] berufen wurde. In Deutschland wurde auch im Jahre 1957, vor dem gleichen wissenschaftshistorischen Hintergrund, die Studie ''Das Bewußtsein der Maschinen – Eine Metaphysik der Kybernetik'' des Philosophen [[Gotthard Günther]] publiziert. Weiterhin erschien im Jahre 1961 das Buch ''Kybernetik in philosophischer Sicht'' des Mathematikers und Philosophen [[Georg Klaus]], das bis 1964 vier Auflagen erreichte. Von diesem Autor folgten noch mehrere Bücher zur Kybernetik in ihren sozialen und geistigen Auswirkungen. Unter den populärwissenschaftlichen Büchern sind insbesondere die Veröffentlichungen von [[Karl Steinbuch]] zu nennen, der 1957 auch den Begriff [[Informatik]] prägte. Dieser Begriff beschreibt im Gegensatz zur Kybernetik eine mehr formalistische und technische Ausrichtung.


== Privat ==
== Aktuelle Entwicklungen ==
Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebt {{PAGENAME}} am [[Gaisberg]], wo er sein Grundstück mit Pferden, Ponys, Eseln, Hunden, Hühnern, Ziegen, Schafen und einer Katze teilt.
[[Datei:Regekreis.PNG|mini|hochkant=1.3|einfacher kybernetischer Regelkreis als Blockdiagramm]]
Heute behandelt man klassische Gegenstände der Kybernetik differenzierter:
* im technischen Bereich z.&nbsp;B. in [[Regelungstechnik]] und [[Kontrolltheorie]] unter dem Oberbegriff [[Technische Kybernetik]],
* in den Geisteswissenschaften unter der Bezeichnung [[Systemik]] oder [[Kybernetik zweiter Ordnung]],
* in den Sozialwissenschaften unter [[Management-Kybernetik]] oder [[Soziokybernetik]],
* in den Biowissenschaften unter [[Biologische Kybernetik|Biokybernetik]] und
* im Bauwesen die [[Baukybernetik]].


== Werke ==
Ein auch [[Philosophie|philosophisches]] Interesse an der Kybernetik geht darauf zurück, dass diese die Möglichkeit eröffnet, den Begriff „[[Zweck]]“ [[rekursiv]] zu begreifen: Der Zweck eines komplexen Systems, etwa auch eines Lebewesens, ist so betrachtet ''es selbst.'' Ein Zweck bräuchte keine vom System getrennte Instanz mehr, die ihn setzt.


* ''Die Kunst zu leben'', 2010
Im Rahmen der Regelungstechnik steht heute eine spezielle leistungsfähige [[Systemtheorie (Regelungstechnik)|mathematische Systemtheorie]] zur Verfügung, mit der das Verhalten von Systemen und [[Regelkreis]]en beschrieben und berechnet werden kann. In der [[Komplexes Netzwerk|Netzwerktheorie]] wiederum wird nach allgemeinen Prinzipien vernetzter Wirkungsgefüge gesucht. Die [[Entscheidungstheorie|Entscheidungs-]] und die [[Spieltheorie]], die sich mit Entscheidungsprozessen in teils komplexen Situationen mehrdimensionaler Zielräume befassen, gewinnen eine wachsende Bedeutung insbesondere in [[Medizin]], [[Militär]] und [[Wirtschaft]].
* ''Ein Porsche geht auf Reisen'', 2009
 
* ''Sankt Nikolaus und Knecht Ruprecht'', 2010
Weitere aktuelle Beispiele für die Anwendung der Kybernetik in den Sozialwissenschaften sind die Konzepte der [[Volition (Psychologie)|Volition in der Psychologie]] und im [[Volition (Management)|Management]].<ref>Eran Magen, James Gross: ''The cybernetic process model of self-control'' und Paul Karoly: ''Goal systems and self-regulation.'' In: Rick H. Hoyle (Hrsg.): ''Handbook of Personality and Self-Regulation.'' Blackwell Publishing, 2010.</ref>
* ''Im Reich der Zwerge'', 2008
 
* ''Es gibt noch mehr im Leben als Autos bauen'', 2012
Wesentliche Kernbegriffe der Kybernetik sind:
* System (offene und abgeschlossene Systeme)
* [[Rückkopplung]] (oder ''Feedback'')
* [[Selbstregulation]]
* [[Homöostase]]
* [[Fließgleichgewicht]] (oder ''Steady State'')
* [[Anpassung]] (oder ''Adaption'' bzw. [[adaptive Regelung]])
* [[Auslöser (Systemtheorie)|Auslösen]], [[Steuern (Systemtheorie)|Steuern]]
* [[Regelgröße|Istwert]] und [[Sollwert]]
* [[Rezeptorzelle|Rezeptor]] und [[Effektor (Robotik)|Effektor]]
* [[Selbstorganisation]]
* [[Autopoiesis]]
* [[Varietät (Kybernetik)|Varietät]]
 
== {{Anker|Anwendungen}} Spezielle Kybernetik / Anwendungen ==
* [[Robotik]]
* [[Mechatronik]]
* [[Biomechatronik]]
* [[Automatisierungstechnik]]
* [[Technische Kybernetik]]
* [[Biologische Kybernetik]]
* [[Medizinische Kybernetik]]
* [[Biomedizinische Kybernetik]]
* [[Kybernetische Anthropologie]]
* [[Soziokybernetik]]
* [[Managementkybernetik]]
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Kybernetik}}
* {{WikipediaDE|Kybernetik}}
* {{WikipediaDE|Künstliches neuronales Netz}}
* {{WikipediaDE|Künstliche Intelligenz}}
* {{WikipediaDE|Cyborg}}
* {{WikipediaDE|Servo}}
* {{WikipediaDE|Synergetik}}
* {{WikipediaDE|Liste bekannter Kybernetiker}}
* {{WikipediaDE|Biological Computer Laboratory}}
 
== Literatur ==
=== Klassische Literatur ===
* Norbert Wiener: ''Mensch und Menschmaschine. Kybernetik und Gesellschaft.'' Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main 1952.
* Norbert Wiener: ''God and Golem, Inc.: A Comment on Certain Points where Cybernetics Impinges on Religion.'' MIT Press, 1966.
* John von Neumann: ''The Computer and the Brain.'' Yale University Press, 1958.
* Gordon Pask: ''An Approach to Cybernetics.'' Hutchinson & Co, 1961.
* Ludwig von Bertalanffy: ''General System Theory: Foundations, Development, Applications.'' George Braziller, 1969.
* Gregory Bateson: ''Steps to an Ecology of Mind: Collected Essays in Anthropology, Psychiatry, Evolution, and Epistemology.'' University of Chicago Press, 1972.
* W. Ross Ashby: ''Einführung in die Kybernetik.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1974.
* Hans Joachim Flechtner: ''Grundbegriffe der Kybernetik.'' dtv, Stuttgart 1970.
* Georg Klaus: ''Wörterbuch der Kybernetik.'' Dietz Verlag, Berlin 1968 und Fischer Handbücher Bd. 1 und 2, Frankfurt/Hamburg 1969.
* K. Steinbuch, H. Frank, H. Kretz, H. Meves, K. Küpfmüller, W. D. Keidel, J. Schwartzkopff, R. Feldtkeller, F. Wenzel: ''Kybernetik – Brücke zwischen den Wissenschaften.'' Umschau Verlag, Frankfurt am Main 1962.
* Hans Ronge: ''Kunst und Kybernetik.'' Verlag M. Dumont Schauberg, Köln 1968, ISBN 3-7701-0440-4.
* James Clerk Maxwell: ''On Governors.'' In: ''Proceedings of the Royal Society of London.'' Nr. 16, 1867/1868, S. 270–283.
* Alexander Lerner: ''Fundamentals of Cybernetics.'' Übers. aus dem Russischen von E. Gros. Plenum Publ. Corp., New York, N.Y., 1972, ISBN 978-1-4684-1706-7.
 
=== Aktuelle Literatur ===
* Lars Bluma: ''Norbert Wiener und die Entstehung der Kybernetik im Zweiten Weltkrieg.'' LIT Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-8345-0.
* Michael Eckardt: ''Mensch-Maschine-Symbiose. Ausgewählte Schriften von Georg Klaus zur Konstruktionswissenschaft und Medientheorie.'' VDG, Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 2002, ISBN 3-89739-316-6.
* Slawa Gerowitsch: ''From Newspeak to Cyberspeak. A History of Soviet Cybernetics.'' MIT Press, 2002, ISBN 978-0-262-07232-8.
* Klaus Fuchs-Kittowski, Siegfried Piotrowski (Hrsg.): ''Kybernetik und Interdisziplinarität in den Wissenschaften.'' trafo Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89626-435-4.
* Ernst von Glasersfeld: ''Kybernetik.'' In: Leon R. Tsvasman (Hrsg.): ''Das große Lexikon Medien und Kommunikation. Kompendium interdisziplinärer Konzepte.'' Ergon-Verlag, Würzburg 2006, ISBN 3-89913-515-6.
* Martin Kaufmann: ''Der Baum der Kybernetik. Die Entwicklungslinien der Kybernetik von den historischen Grundlagen bis zu ihren aktuellen Ausformungen.'' proEval Verlag, Dornbirn 2007, ISBN 978-3-200-01048-2.
* Thomas Rid: ''Maschinendämmerung. Eine kurze Geschichte der Kybernetik.'' Propyläen, Berlin 2016, ISBN 978-3-549-07469-5.
* Claus Pias (Hrsg.): ''Cybernetics – Kybernetik. The Macy-Conferences 1946–1953.'' 2 Bände, diaphanes Verlag, Zürich/Berlin 2003, ISBN 3-935300-35-2 und ISBN 3-935300-36-0.
* Andrew Pickering: ''The cybernetic brain.Sketches of another future.'' University of Chicago Press, Chicago 2010, ISBN 978-0226667898.
* Frederic Vester: ''Neuland des Denkens – Vom technokratischen zum kybernetischen Zeitalter.'' dtv, München 2002, ISBN 3-423-33001-5.
* Heinz von Foerster: ''KybernEthik.'' Merve Verlag, Berlin 1993, ISBN 978-3-88396-111-8.
* Hans-Christian Dany: ''Morgen werde ich Idiot – Kybernetik und Kontrollgesellschaft.'' Nautilus, Hamburg 2013, ISBN 978-3-89401-784-2.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://portal.dnb.de/opac.htm;jsessionid=8B6698E42A93C652322B93EB331E913B.prod-worker5?query=Daniell+Porsche&method=simpleSearch Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Bücher von und über Daniell Porsche]
{{Wiktionary}}
* [http://www.paracelsusschule.at Die Paracelsus-Schule]
{{Commonscat|Cybernetics|Kybernetik}}
* [http://www.sueddeutsche.de/leben/portraet-eines-porsche-sproesslings-jesus-cayenne-1.224824 Porträt von Daniell Porsche in der Süddeutschen Zeitung]
* [http://pespmc1.vub.ac.be/ Principia Cybernetica Web]
* [http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/menschen-wirtschaft/peter-daniell-porsche-im-gespraech-200-000-euro-im-jahr-reichen-fuers-leben-11867960.html Daniell Porsche im FAZ-Interview]
 
* [http://www.n-tv.de/wirtschaft/Das-Kreuz-mit-der-reichen-Familie-article7060531.html n-tv: Das Kreuz mit der reichen Familie]
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4033888-5}}
 
[[Kategorie:Interdisziplinäre Wissenschaft]]
[[Kategorie:Ingenieurswissenschaft nach Fachgebiet]]
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Version vom 19. August 2019, 14:53 Uhr

Kybernetik ist nach ihrem Begründer Norbert Wiener die Wissenschaft der Steuerung und Regelung von Maschinen, lebenden Organismen und sozialen Organisationen und wurde auch mit der Formel „die Kunst des Steuerns“ beschrieben. Der Begriff als solcher wurde Mitte des 20. Jahrhunderts nach dem Vorbild des englischen cybernetics ‚Regelungstechniken‘ in die deutsche Sprache übernommen. Der englische Begriff wiederum ist ein Kunstwort, gebildet aus dem substantivierten griechischen Adjektiv κυβερνητικός ‚steuermännisch‘, das sich aus den entsprechenden Subjektiven κυβερνήτηςSteuermann‘ und κυβέρνησις ‚Leitung‘, ‚Herrschaft‘ ableitet.

Ein typisches Beispiel für das Prinzip eines kybernetischen Systems ist ein Thermostat. Er vergleicht den Istwert eines Thermometers mit einem Sollwert, der als gewünschte Temperatur eingestellt wurde. Ein Unterschied zwischen diesen beiden Werten veranlasst den Regler im Thermostat dazu, die Heizung so zu regulieren, dass sich der Istwert dem Sollwert angleicht.

Geschichte und Entwicklung

Antike

Seit der Antike findet man schriftliche Zeugnisse systemorientierten Denkens. Der griechische Ependichter Homer schrieb κυβερνήτης und meinte damit den Steuermann eines Schiffes. Platon benutzte den Begriff im übertragenen Sinne, wenn er von einem „Mann am Steuerruder einer Regierung“ sprach. Der Apostel Paulus wiederum benutzt den griechischen Begriff κυβέρνησις kybérnēsis im 1. Korintherbrief (1 Kor 12,28 EU), um die „Fähigkeit zu leiten“ zu thematisieren.

1834 hat der Physiker André-Marie Ampère die Idee einer Wissenschaft entwickelt, die er cybernétique nannte.[1]

Fachgebiet seit den 1940ern

In den 1940er Jahren entstanden die Wurzeln der Wissenschaft Kybernetik, als man Gemeinsamkeiten und Schnittstellen verschiedener Einzeldisziplinen erkannte, die Themen wie menschliches Verhalten, Nachrichtenübertragung, Regelung, Entscheidungs- und Spieltheorie und statistische Mechanik betrachten. Katalysator dieser Entwicklung waren die Macy-Konferenzen mit dem Thema Circular causal, and feedback mechanisms in biological and social systems, die von 1946 bis 1953 stattfanden. Norbert Wiener hat den Begriff „Kybernetik“ schließlich im Sommer 1947 von dem griechischen kybernétes für ‚Steuermann‘ abgeleitet und damit den nach seiner Einschätzung ersten bedeutenden Artikel über einen Rückkoppelungsmechanismus von James Clerk Maxwell (On Governors, 1867/68) geehrt; dort wird ein Fliehkraftregler beschrieben. Das englische Wort governor leitet sich aus dem lateinischen gubernator ‚Steuermann‘ ab, einem lateinischen Lehnwort aus der altgriechischen Sprache mit der gleichen Wortwurzel wie kybernétes.

In gedruckter Form wurde der Begriff von Wiener erstmals 1948 in Cybernetics or Control and Communication in the Animal and the Machine (deutsche Ausgabe: Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine) verwendet. Im gleichen Jahr erschien in der Zeitschrift Scientific American ein grundlegender Übersichtsartikel zur Kybernetik.

Georg Klaus etablierte 1953 das Lehrfach Kybernetik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Später engagierte er sich für die Gründung einer eigenen Kybernetik-Kommission an der Akademie der Wissenschaften.

Konferenzen und Lehrstühle

Maßgeblich für die Entwicklung des Fachgebiets waren die von Heinz von Foerster in den USA ab den 1950ern herausgegebenen Tagungsbände Cybernetics der Macy-Konferenzen der Josiah Macy Jr. Foundation (Macy-Stiftung). Die weiteren Entwicklungen nach den Macy-Konferenzen gehen aus der Geschichte der Anwendungsfelder hervor (siehe rechte Tabelle).

Der Begründer der Kybernetik in Deutschland ist Hermann Schmidt, der dieses Gedankengut zeitgleich und unabhängig von Norbert Wiener entwickelte und 1944 auf den ersten Lehrstuhl für Regelungstechnik in Deutschland an der TH Berlin-Charlottenburg berufen wurde. In Deutschland wurde auch im Jahre 1957, vor dem gleichen wissenschaftshistorischen Hintergrund, die Studie Das Bewußtsein der Maschinen – Eine Metaphysik der Kybernetik des Philosophen Gotthard Günther publiziert. Weiterhin erschien im Jahre 1961 das Buch Kybernetik in philosophischer Sicht des Mathematikers und Philosophen Georg Klaus, das bis 1964 vier Auflagen erreichte. Von diesem Autor folgten noch mehrere Bücher zur Kybernetik in ihren sozialen und geistigen Auswirkungen. Unter den populärwissenschaftlichen Büchern sind insbesondere die Veröffentlichungen von Karl Steinbuch zu nennen, der 1957 auch den Begriff Informatik prägte. Dieser Begriff beschreibt im Gegensatz zur Kybernetik eine mehr formalistische und technische Ausrichtung.

Aktuelle Entwicklungen

einfacher kybernetischer Regelkreis als Blockdiagramm

Heute behandelt man klassische Gegenstände der Kybernetik differenzierter:

Ein auch philosophisches Interesse an der Kybernetik geht darauf zurück, dass diese die Möglichkeit eröffnet, den Begriff „Zweckrekursiv zu begreifen: Der Zweck eines komplexen Systems, etwa auch eines Lebewesens, ist so betrachtet es selbst. Ein Zweck bräuchte keine vom System getrennte Instanz mehr, die ihn setzt.

Im Rahmen der Regelungstechnik steht heute eine spezielle leistungsfähige mathematische Systemtheorie zur Verfügung, mit der das Verhalten von Systemen und Regelkreisen beschrieben und berechnet werden kann. In der Netzwerktheorie wiederum wird nach allgemeinen Prinzipien vernetzter Wirkungsgefüge gesucht. Die Entscheidungs- und die Spieltheorie, die sich mit Entscheidungsprozessen in teils komplexen Situationen mehrdimensionaler Zielräume befassen, gewinnen eine wachsende Bedeutung insbesondere in Medizin, Militär und Wirtschaft.

Weitere aktuelle Beispiele für die Anwendung der Kybernetik in den Sozialwissenschaften sind die Konzepte der Volition in der Psychologie und im Management.[2]

Wesentliche Kernbegriffe der Kybernetik sind:

Spezielle Kybernetik / Anwendungen

Siehe auch

Literatur

Klassische Literatur

  • Norbert Wiener: Mensch und Menschmaschine. Kybernetik und Gesellschaft. Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main 1952.
  • Norbert Wiener: God and Golem, Inc.: A Comment on Certain Points where Cybernetics Impinges on Religion. MIT Press, 1966.
  • John von Neumann: The Computer and the Brain. Yale University Press, 1958.
  • Gordon Pask: An Approach to Cybernetics. Hutchinson & Co, 1961.
  • Ludwig von Bertalanffy: General System Theory: Foundations, Development, Applications. George Braziller, 1969.
  • Gregory Bateson: Steps to an Ecology of Mind: Collected Essays in Anthropology, Psychiatry, Evolution, and Epistemology. University of Chicago Press, 1972.
  • W. Ross Ashby: Einführung in die Kybernetik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1974.
  • Hans Joachim Flechtner: Grundbegriffe der Kybernetik. dtv, Stuttgart 1970.
  • Georg Klaus: Wörterbuch der Kybernetik. Dietz Verlag, Berlin 1968 und Fischer Handbücher Bd. 1 und 2, Frankfurt/Hamburg 1969.
  • K. Steinbuch, H. Frank, H. Kretz, H. Meves, K. Küpfmüller, W. D. Keidel, J. Schwartzkopff, R. Feldtkeller, F. Wenzel: Kybernetik – Brücke zwischen den Wissenschaften. Umschau Verlag, Frankfurt am Main 1962.
  • Hans Ronge: Kunst und Kybernetik. Verlag M. Dumont Schauberg, Köln 1968, ISBN 3-7701-0440-4.
  • James Clerk Maxwell: On Governors. In: Proceedings of the Royal Society of London. Nr. 16, 1867/1868, S. 270–283.
  • Alexander Lerner: Fundamentals of Cybernetics. Übers. aus dem Russischen von E. Gros. Plenum Publ. Corp., New York, N.Y., 1972, ISBN 978-1-4684-1706-7.

Aktuelle Literatur

  • Lars Bluma: Norbert Wiener und die Entstehung der Kybernetik im Zweiten Weltkrieg. LIT Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-8345-0.
  • Michael Eckardt: Mensch-Maschine-Symbiose. Ausgewählte Schriften von Georg Klaus zur Konstruktionswissenschaft und Medientheorie. VDG, Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 2002, ISBN 3-89739-316-6.
  • Slawa Gerowitsch: From Newspeak to Cyberspeak. A History of Soviet Cybernetics. MIT Press, 2002, ISBN 978-0-262-07232-8.
  • Klaus Fuchs-Kittowski, Siegfried Piotrowski (Hrsg.): Kybernetik und Interdisziplinarität in den Wissenschaften. trafo Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89626-435-4.
  • Ernst von Glasersfeld: Kybernetik. In: Leon R. Tsvasman (Hrsg.): Das große Lexikon Medien und Kommunikation. Kompendium interdisziplinärer Konzepte. Ergon-Verlag, Würzburg 2006, ISBN 3-89913-515-6.
  • Martin Kaufmann: Der Baum der Kybernetik. Die Entwicklungslinien der Kybernetik von den historischen Grundlagen bis zu ihren aktuellen Ausformungen. proEval Verlag, Dornbirn 2007, ISBN 978-3-200-01048-2.
  • Thomas Rid: Maschinendämmerung. Eine kurze Geschichte der Kybernetik. Propyläen, Berlin 2016, ISBN 978-3-549-07469-5.
  • Claus Pias (Hrsg.): Cybernetics – Kybernetik. The Macy-Conferences 1946–1953. 2 Bände, diaphanes Verlag, Zürich/Berlin 2003, ISBN 3-935300-35-2 und ISBN 3-935300-36-0.
  • Andrew Pickering: The cybernetic brain.Sketches of another future. University of Chicago Press, Chicago 2010, ISBN 978-0226667898.
  • Frederic Vester: Neuland des Denkens – Vom technokratischen zum kybernetischen Zeitalter. dtv, München 2002, ISBN 3-423-33001-5.
  • Heinz von Foerster: KybernEthik. Merve Verlag, Berlin 1993, ISBN 978-3-88396-111-8.
  • Hans-Christian Dany: Morgen werde ich Idiot – Kybernetik und Kontrollgesellschaft. Nautilus, Hamburg 2013, ISBN 978-3-89401-784-2.

Weblinks

 Wiktionary: Kybernetik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Kybernetik - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Hans Joachim Flechtner: Grundbegriffe der Kybernetik. 1970, S. 9.
  2. Eran Magen, James Gross: The cybernetic process model of self-control und Paul Karoly: Goal systems and self-regulation. In: Rick H. Hoyle (Hrsg.): Handbook of Personality and Self-Regulation. Blackwell Publishing, 2010.


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