imported>Hgp |
imported>Joachim Stiller |
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| Das '''spirituelle Bewusstsein''', auch '''Intuition''' (von [[lat.]] ''intuitio'' = unmittelbare Anschauung, zu lat. ''intueri'' = ansehen, betrachten<ref>vgl. ([http://www.duden.de/rechtschreibung/Intuition Duden])</ref>) genannt, die unmitelbarste [[nichtdiskursiv]]e Form des [[Erkenntnis|Erkennens]], ist ein allumfassendes [[ganzheit]]liches [[Bewusstsein]], durch das in letzter Konsequenz die geistigen Geschehnisse im ganzen Kosmos miterlebt werden können. Es ist das umgewandelte und mit dem klaren [[Selbstbewusstsein]] verbundene [[Trance-Bewusstsein]], das der [[Mensch]] auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]] hatte. Voll ausgebildet wird der Mensch es erst auf dem [[Vulkan]] haben. Durch [[Schulungsweg|geistige Schulung]] kann das intuitive Bewusstsein schon jetzt in gewissem Grade ausgebildet werden, wenn die [[Empfindungsseele]] zur [[Intuitionsseele]] umgestaltet wird. Eine Vorstufe dazu bildet das '''intuitive Denken'''. Keineswegs zu verwechseln ist das, was [[Rudolf Steiner]] als Intuition bezeichnet, mit dem halb [[Unterbewusstsein|unbewussten]], [[traum]]artigen [[Bauchgefühl]], das umgangssprachlich häufig auch als Intuition bezeichnet wird und nur ein letzter Rest einer sehr alten, heute nicht mehr zeitgemäßen [[Erkenntnis]]form ist, die sich letztlich auf das in der Frühzeit weit verbreitete [[Bauchhellsehen]] gründet. Das von Steiner beschriebene spirituelle Bewusstsein steht demgegenüber bezüglich Klarheit und Bewusstseinsgrad drei Stufen über dem gegenwärtigen wachen [[Tagesbewusstsein]] und ist damit die höchste und bewussteste Form der Erkenntnis, die dem Menschen heute - zumindest in seinen ersten Anfängen - zugänglich ist.
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| Was Intuition bereits auf der Ebene des [[Denken]]s bedeutet, hat Rudolf Steiner schon in seiner [[Philosophie der Freiheit]] so formuliert:
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| "''Intuition'' ist das im rein Geistigen verlaufende bewußte Erleben eines rein geistigen Inhaltes." {{Lit|{{G|004|146}}}}
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| </div>
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| Im intuitiven Denken habe der Mensch daher bereits ein rein geistiges Erlebenis:
| | [[Formalwissenschaften]] |
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| | [[Strukturwissenschaften]] |
| "Die geistige Wahrnehmungswelt kann
| |
| dem Menschen, sobald er sie erlebt, nichts Fremdes sein, weil er im intuitiven Denken
| |
| schon ein Erlebnis hat, das rein geistigen Charakter trägt." {{Lit|{{G|004|181}}}}
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| </div>
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| | [[Theoretische Chemie]] |
| "Man kann sehr leicht den Ausdruck Intuition mißverstehen,
| |
| weil zum Beispiel derjenige, der Phantasie hat, der dichterisches
| |
| Vermögen hat, die gefühlsmäßigen Empfindungen von der Welt,
| |
| die er hat, auch schon Intuition nennt. Aber das ist eine dunkle,
| |
| bloß gefühlte Intuition. Sie ist aber doch verwandt mit demjenigen,
| |
| was ich Intuition hier nenne. Denn wie der Mensch vollständig hier
| |
| als Erdenmensch seine sinnliche Wahrnehmung hat, so hat er einen
| |
| Abglanz der höchsten Art der Erkenntnis der Intuition durch das
| |
| irdische Gefühl und den irdischen Willen. Er würde sonst kein
| |
| sittliches Wesen sein können. So daß dasjenige, was sich dunkel,
| |
| ahnungsvoll für den Menschen im Gewissen kundgibt, ein Abglanz
| |
| ist, gewissermaßen ein Schattenbild des Höchsten, das nun erst in
| |
| der wahren Intuition, in der höchsten dem Menschen zunächst als
| |
| Erdenmenschen möglichen Erkenntnisart erscheint.
| |
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|
| Der Mensch hat wirklich als Erdenmensch etwas von dem Untersten,
| | [[Umweltchemie]] |
| und wiederum ein Schattenbild des Obersten, das erst in
| |
| der Intuition erreichbar ist. Gerade die mittleren Gebiete fehlen
| |
| ihm zunächst vollständig als Erdenmenschen. Die muß er sich erwerben:
| |
| Imagination und Inspiration. Die Intuition in der reinen,
| |
| lichtvollen Innerlichkeit muß er sich auch erwerben; aber er hat
| |
| gerade in der sittlichen Empfindung, im Inhalt des sittlichen
| |
| Gewissens ein irdisches Abbild desjenigen, was dann als Intuition
| |
| auftritt. So daß man auch sagen kann: Wenn der Mensch als ein
| |
| Initiierter, Erkennender zu einem wirklichen intuitiven Erkennen
| |
| der Welt aufsteigt, so wird ihm die Welt, die er sonst nur in Naturgesetzen
| |
| kennt, so innerlich, so mit ihm verbunden, wie für ihn
| |
| als Erdenmenschen sonst nur die sittliche Welt ist. Und das ist
| |
| gerade das Bedeutsame in der Menschenwesenheit auf Erden, daß
| |
| wir wie mit einem innersten dunklen Erahnen hängen an dem
| |
| Allerhöchsten, was wiederum nur der entwickelten Erkenntnis in
| |
| seiner wahren Gestalt zugänglich ist." {{Lit|{{G|227|59}}}}
| |
| </div>
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| | [[Pharmazeutische Chemie]] |
| "Von der Inspiration kann der geistige Beobachter zur
| |
| Intuition aufsteigen. In der Ausdrucksart der Geheimwissenschaft
| |
| bedeutet dieses Wort in vieler Beziehung das
| |
| genaue Gegenteil von dem, wofür man es im gewöhnlichen
| |
| Leben oft anwendet. In letzterem spricht man von
| |
| Intuition, wenn man einen dunkel als wahr gefühlten
| |
| Einfall im Auge hat, dem an sich die klare, begriffliche
| |
| Feststellung noch fehlt. Man sieht darinnen mehr eine
| |
| Vorstufe der Erkenntnis denn eine solche selbst. Solch ein
| |
| entsprechender «Einfall» mag - nach dieser
| |
| Begriffsbestimmung - eine große Wahrheit wie in
| |
| einem Blitzlicht erleuchten; als Erkenntnis kann er erst
| |
| gelten, wenn er durch begriffliche Urteile begründet wird.
| |
| Bisweilen bezeichnet man auch als Intuition etwas, was
| |
| man als Wahrheit «fühlt», wovon man ganz überzeugt ist,
| |
| was man aber durch Verstandesurteile nicht belasten will.
| |
| Menschen, an welche die geheimwissenschaftlichen
| |
| Erkenntnisse herankommen, sagen gar oft: Das war mir
| |
| «intuitiv» schon immer klar. Von all dem muß ganz
| |
| abgesehen werden, wenn man den Ausdruck «Intuition» in
| |
| seiner hier gemeinten wahren Bedeutung ins Auge fassen
| |
| will. Intuition ist, in dieser Anwendung, nicht eine
| |
| Erkenntnis, die an Klarheit hinter der Verstandeserkenntnis
| |
| zurückbleibt, sondern welche diese weit überragt." {{Lit|{{G|012|76f}}}}
| |
| </div>
| |
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| | [[Genetik]] |
| "Das
| |
| ''Leben'' der Dinge in der ''Seele'' ist nun die ''Intuition''. Es ist
| |
| eben ganz wörtlich zu nehmen, wenn man von der Intuition
| |
| sagt: man kriecht durch sie in alle Dinge hinein. - Im gewöhnlichen
| |
| Leben hat der Mensch nur ''eine'' Intuition, das
| |
| ist diejenige des «Ich» selber. Denn das «Ich» kann auf
| |
| keine Weise von außen wahrgenommen werden, es kann
| |
| nur im Innern erlebt werden. Eine einfache Erwägung kann
| |
| das klarmachen. Es ist dies eine Erwägung, die allerdings
| |
| von den Psychologen nicht mit der wünschenswerten
| |
| Schärfe gemacht wird. So unscheinbar sie aber ist: für den,
| |
| der ''sie'' ganz versteht, ist sie von der allerweittragendsten
| |
| Bedeutung. Sie ist die folgende: Ein jedes Ding
| |
| der Außenwelt kann von allen Menschen mit demselben
| |
| Namen genannt werden. Der Tisch kann von allen mit
| |
| «Tisch», die Tulpe von allen mit «Tulpe», der Herr Müller
| |
| von allen mit «Herr Müller» angesprochen werden. Aber es
| |
| gibt ein Wort, das jeder nur zu sich selbst sprechen kann.
| |
| Dies ist das Wort «Ich». Kein anderer kann zu mir «Ich»
| |
| sagen, für jeden anderen bin ich ein «Du». Ebenso ist jeder
| |
| andere für mich ein «Du». Nur er selbst kann zu sich «Ich»
| |
| sagen. Das rührt davon her, daß man nicht ''außer'', sondern
| |
| ''in'' dem «Ich» lebt. Und so lebt man durch die ''intuitive''
| |
| Erkenntnis in allen Dingen. Die Wahrnehmung des eigenen
| |
| «Ich» ist das Vorbild für alle intuitive Erkenntnis. Um so in
| |
| die Dinge hineinzukommen, muß man allerdings erst aus
| |
| sich selbst heraustreten. Man muß «selbstlos» werden, um
| |
| mit dem «Selbst», dem «Ich», einer anderen Wesenheit zu
| |
| verschmelzen." {{Lit|{{G|012|20f}}}}
| |
| </div>
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| <div style="margin-left:20px">
| | [[Evolutionsbiologie]] |
| "Man hat erst dann etwas
| |
| intuitiv erfaßt, wenn man diesem «Etwas» gegenüber zu
| |
| der Empfindung gekommen ist: es äußert sich in ihm ein
| |
| Wesen, das von derselben Art und inneren Geschlossenheit
| |
| wie das eigene Ich ist." {{Lit|{{G|012|78}}}}
| |
| </div>
| |
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| Konkreter aus der [[übersinnlich]]en [[Erfahrung]] gesprochen, ist Intuition das vollkommene Einswerden mit anderen [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]], indem man in sie untertaucht bzw. diese in uns untertauchen, ohne dass man dabei aber die eigene Identität verliert. Dann gibt es keinen Unterschied mehr zwischen mir und den anderen geistigen Wesen, man ist gleichsam ''im Gotte stehend'' - und doch ist man gerade dann am allermeisten bei sich selbst. Ein Paradoxon, auf das schon [[Paulus]] hingedeutet hat mit dem Wort, das [[Rudolf Steiner]] meist so zitiert: ''Nicht ich, sondern der Christus in mir.'' [[Wikipedia:Meister Eckhart|Meister Eckhart]] hat es so ausgesprochen:
| | [[Zellbiologie]] |
|
| |
|
| :"Das Auge, durch das ich Gott sehe, das ist das gleiche Auge, mit dem Gott mich sieht. Mein Auge und Gottes Auge das ist ein Auge und ein Sehen und ein Erkennen und ein Empfinden." {{lit|1,2}}
| | [[Humangenetik]] |
|
| |
|
| In der intuitiven Erkenntnis bedient sich der Mensch jener Kräfte, die bis zum [[Zahnwechsel]] im [[Siebentes Lebensjahr|siebenten Lebensjahr]] an der Gestaltung des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] arbeiten.
| | [[Humanbiologie]] |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "... die Kräfte, die in der Intuition, in der intuitiven Erkenntnis
| |
| angewendet werden, sind dieselben Kräfte, mit denen man bis zum
| |
| siebenten Jahre so wächst, daß dieses Wachsen seinen Ausdruck
| |
| findet im Zahnwechsel. Diese schlafenden Kräfte, die bis zum siebenten
| |
| Jahr tätig sind in der Menschennatur, die benützt man in der übersinnlichen
| |
| Erkenntnis, um zur Intuition zu kommen." {{Lit|{{G|191|32}}}}
| |
| </div>
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Wenn die Übungen für die Intuition gemacht werden, so
| |
| wirken sie nicht allein auf den Ätherleib, sondern bis in die
| |
| übersinnlichen Kräfte des physischen Leibes hinein. Man
| |
| sollte sich allerdings nicht vorstellen, daß auf diese Art
| |
| Wirkungen im physischen Leibe vor sich gehen, welche der
| |
| gewöhnlichen Sinnenbeobachtung zugänglich sind. Es sind
| |
| Wirkungen, welche nur das übersinnliche Erkennen beurteilen
| |
| kann. Sie haben mit aller ''äußeren'' Erkenntnis nichts zu
| |
| tun. Sie stellen sich ein als Erfolg der Reife des Bewußtseins,
| |
| wenn dieses in der Intuition Erlebnisse haben kann, trotzdem
| |
| es alle vorher gekannten äußeren und inneren Erlebnisse
| |
| aus sich herausgesondert hat. — Nun sind aber die
| |
| Erfahrungen der Intuition zart, intim und fein; und der
| |
| physische Menschenleib ist auf der gegenwärtigen Stufe seiner
| |
| Entwickelung im Verhältnisse zu ihnen grob. Er bietet
| |
| deshalb ein stark wirkendes Hindernis für den Erfolg der
| |
| Intuitionsübungen. Werden diese mit Energie und Ausdauer
| |
| und in der notwendigen inneren Ruhe fortgesetzt, so überwinden
| |
| sie zuletzt die gewaltigen Hindernisse des physischen
| |
| Leibes. Der Geistesschüler bemerkt das daran, daß er
| |
| allmählich gewisse Äußerungen des physischen Leibes, die
| |
| vorher ganz ohne sein Bewußtsein erfolgten, in seine Gewalt
| |
| bekommt. Er bemerkt es auch daran, daß er für kurze
| |
| Zeit das Bedürfnis empfindet, z.B. das Atmen (oder dergleichen)
| |
| so einzurichten, daß es in eine Art Einklang oder
| |
| Harmonie mit dem kommt, was in den Übungen oder sonst
| |
| in der inneren Versenkung die Seele verrichtet. Das Ideal der
| |
| Entwickelung ist, daß durch den physischen Leib selbst gar
| |
| keine Übungen, auch nicht solche Atemübungen gemacht
| |
| würden, sondern daß alles, was mit ihm zu geschehen hat, sich
| |
| ''nur'' als eine Folge der reinen Intuitionsübungen einstellte." {{Lit|{{G|013|371f}}}}
| |
| </div>
| |
| | |
| == Der Intuitionsbegriff der 'Philosophie der Freiheit' ==
| |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Im
| |
| Gegensatz zum Wahrnehmungsinhalte, der uns von außen
| |
| gegeben ist, erscheint der Gedankeninhalt im Innern. Die
| |
| Form, in der er zunächst auftritt, wollen wir als Intuition
| |
| bezeichnen. Sie ist für das Denken, was die Beobachtung für
| |
| die Wahrnehmung ist. Intuition und Beobachtung sind die
| |
| Quellen unserer Erkenntnis." (S. 95)
| |
| </div>
| |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Intuition und Beobachtung sind die
| |
| Quellen unserer Erkenntnis. Wir stehen einem beobachteten
| |
| Dinge der Welt so lange fremd gegenüber, so lange wir in
| |
| unserem Innern nicht die entsprechende Intuition haben,
| |
| die uns das in der Wahrnehmung fehlende Stück der Wirklichkeit
| |
| ergänzt." (S. 95)
| |
| </div>
| |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Was uns in der
| |
| Beobachtung an Einzelheiten gegenübertritt, das verbindet
| |
| sich durch die zusammenhängende, einheitliche Welt unserer
| |
| Intuitionen Glied für Glied;" (S. 96)
| |
| </div>
| |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Die Frage nach dem «Was» einer Wahrnehmung
| |
| kann also nur auf die begriffliche Intuition gehen, die
| |
| ihr entspricht." (S. 99)
| |
| </div>
| |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Ein Glied in meinem Gedankensysteme,
| |
| eine bestimmte Intuition, ein Begriff verbindet sich mit der
| |
| Wahrnehmung. Wenn dann die Wahrnehmung aus meinem
| |
| Gesichtskreise verschwindet: was bleibt zurück? Meine Intuition
| |
| mit der Beziehung auf die bestimmte Wahrnehmung,
| |
| die sich im Momente des Wahrnehmens gebildet hat." (S. 106)
| |
| </div>
| |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Die ''Vorstellung'' ist nichts anderes als eine auf eine
| |
| bestimmte Wahrnehmung bezogene Intuition, ein Begriff,
| |
| der einmal mit einer Wahrnehmung verknüpft war, und
| |
| dem der Bezug auf diese Wahrnehmung geblieben ist." (S. 107)
| |
| </div>
| |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Die Vorstellung steht also zwischen Wahrnehmung und
| |
| Begriff. Sie ist der bestimmte, auf die Wahrnehmung deutende
| |
| Begriff."
| |
| </div>
| |
| Bei diesen Ausführungen Steiners fällt auf, daß nebeneinander die Wörter 'Begriff' und 'Intuition' verwendet werden, als wären es Synonyme. Aber wenn es für Steiner Synonyme sind, warum sagt er das dann nicht? Und warum wählt er einmal das Wort 'Begriff', dann wieder 'Intuition', aber auch Kombinationen wie 'begriffliche Intuition'? Zudem kommen die Wörter 'Inhalt' und 'Form' vor. Ein Gedanken''inhalt'' tritt ''zunächst'' in der ''Form'' der Intuition auf.
| |
| | |
| Als Formmerkmale von Begriffen oder Intuitionen können Erscheinung, Auftreten, Quellcharakter, Bewußtheit, Aktivität, Beweglichkeit, Innerlichkeit, Subjektivtät, Zusammenhang, Einheitlichkeit, Gliedcharakter, Bestimmtheit, Begrenztheit, Intentionalität, Funktionalität, Bezüglichkeit, usw. in Frage kommen, insofern sie nicht dem Gedankeninhalt zuzurechnen sind. Einige dieser Attribute sind in den Zitaten angeführt, andere implizit mitgemeint, oder es ist dies im übrigen Text der 'Philosophie der Freiheit' der Fall. Vgl. auch S. 154, wo von dem "ideellen und folglich allgemeinen Inhalt" einer Intuition gesprochen wird, und S. 153 davon, daß der "Inhalt eines Begriffes durch reine Intuition aus der ideellen Sphäre heraus" bestimmt werdern kann, ohne Bezug auf eine Wahrnehmung. Seite 166 heißt es jedoch:
| |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Der Unterschied
| |
| zwischen mir und meinem Mitmenschen liegt durchaus nicht
| |
| darin, daß wir in zwei ganz verschiedenen Geisteswelten
| |
| leben, sondern daß er aus der uns gemeinsamen Ideenwelt
| |
| andere Intuitionen empfängt als ich." (S. 166)
| |
| </div>
| |
| | |
| Was kann da mit "Intuitionen" anderes gemeint sein als Gedanken''inhalte''? Wenn man statt 'empfangen' das Wort 'intuieren' verwendete, würde es dann heißen: Aus der Ideenwelt Intuitionen intuieren. Die anfängliche Bestimmung von Intuition als Form, bzw. daß ausschließlich formhaftes Intuition genann wird, wird von Steiner offenbar nicht durchgängig beibehalten, sondern Intuition kann auch den Inhalt von Gedanken bezeichnen. In einem Zusatz zur Neuauflage 1918 wird ein weiteres Merkmal der Intuition genannt. Es wird von 'Kräften' der Intuition gesprochen, die eine Vertiefung der Erkenntnis ermöglichen würden:
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Eine Vermehrung
| |
| oder Andersgestaltung der menschlichen Sinne würde ein
| |
| anderes Wahrnehmungsbild ergeben, eine Bereicherung oder
| |
| Andersgestaltung der menschlichen Erfahrung; aber eine
| |
| wirkliche Erkenntnis müßte auch dieser Erfahrung gegenüber
| |
| durch die Wechselwirkung von Begriff und Wahrnehmung
| |
| gewonnen werden. Die Vertiefung der Erkenntnis
| |
| hängt von den im Denken sich auslebenden Kräften der Intuition (vergleiche Seite 95) ab.
| |
| Diese Intuition kann in
| |
| demjenigen Erleben, das im Denken sich ausgestaltet, in
| |
| tiefere oder weniger tiefe Untergründe der Wirklichkeit
| |
| tauchen. Durch die Erweiterung des Wahrnehmungsbildes
| |
| kann dieses Untertauchen Anregungen empfangen und auf
| |
| diese Art mittelbar gefördert werden." (S. 130f. aus Zusatz für Neuauflage 1918)
| |
| </div>
| |
| | |
| Dabei ist fraglich, ob diese 'Kräfte' der Intuition ein anderes Wort für Fähigkeit zu Intuitionen bzw. Intuitionsvermögen sind, von dem andernorts gesprochen wird, oder ob nicht doch noch etwas anderes bezeichnet werden soll.
| |
| | |
| Was Intuition auf der Ebene des [[Denken]]s bedeutet, hat Rudolf Steiner dann weiter so formuliert:
| |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Wer aber
| |
| durchschaut, was bezüglich des Denkens vorliegt, der wird
| |
| erkennen, daß in der Wahrnehmung nur ein Teil der Wirklichkeit
| |
| vorliegt und daß der andere zu ihr gehörige Teil,
| |
| der sie erst als volle Wirklichkeit erscheinen läßt, in der denkenden
| |
| Durchsetzung der Wahrnehmung ''erlebt'' wird. Er
| |
| wird in demjenigen, das als Denken im Bewußtsein auftritt,
| |
| nicht ein schattenhaftes Nachbild einer Wirklichkeit sehen,
| |
| sondern eine auf sich ruhende geistige Wesenhaftigkeit. Und
| |
| von dieser kann er sagen, daß sie ihm durch ''Intuition'' im Bewußtsein
| |
| gegenwärtig wird. ''Intuition'' ist das im rein Geistigen
| |
| verlaufende bewußte Erleben eines rein geistigen Inhaltes.
| |
| Nur durch eine Intuition kann die Wesenheit des
| |
| Denkens erfaßt werden. {{Lit|{{G|004|146}}}} (aus Zusatz für Neuausgabe 1918)
| |
| </div>
| |
| Im Anschluß wird dann gesagt, daß die Wesenheit des Denkens selbst eine intuitive sei. Die Erfassung des intuitiven Wesens des Denkens ist nur durch Intuition möglich.
| |
| | |
| Im intuitiven Denken habe der Mensch bereits ein rein geistiges Erlebenis:
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Die geistige Wahrnehmungswelt kann
| |
| dem Menschen, sobald er sie erlebt, nichts Fremdes sein, weil er im intuitiven Denken
| |
| schon ein Erlebnis hat, das rein geistigen Charakter trägt." {{Lit|{{G|004|181}}}}
| |
| </div>
| |
| | |
| == Siehe auch ==
| |
| [[Denk-Erlebnis]]
| |
| | |
| == Anmerkungen ==
| |
| | |
| <references/>
| |
| | |
| ==Literatur==
| |
| #Franz Pfeiffer, ''Deutsche Mystiker des vierzehnten Jahrhunderts'', Zweiter Band: Meister Eckhart, Leipzig 1857, S 312 (Eckhart, Predigt 96)
| |
| # Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4; '''Tb 627''', ISBN 978-3-7274-6271-9 {{Schriften|004}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung'', [[GA 7]] (1987), Kapitel ''Gottesfreundschaft''
| |
| #Rudolf Steiner: ''Die Stufen der höheren Erkenntnis'', [[GA 12]] (1993), ISBN 3-7274-0120-6 {{Schriften|012}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß'', [[GA 13]] (1989), ISBN 3-7274-0130-3 {{Schriften|013}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis'', [[GA 191]] (1989), ISBN 3-7274-1910-5 {{Vorträge|191}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Initiations-Erkenntnis'', [[GA 227]] (2000), ISBN 3-7274-2271-8 {{Vorträge|227}}
| |
| | |
| {{GA}}
| |
| | |
| [[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Bewusstsein]] [[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Intuition]]
| |