Markus (Evangelist)

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Fra Angelico: Sankt Markus (1423/24)

Johannes Markus, der in der Apostelgeschichte erwähnt wird (Apg 12,12 LUT), gilt nach altchristlicher Tradition als Verfasser des Markus-Evangeliums und soll auch der erste Bischof von Alexandria gewesen sein und dort die koptischen Kirche begründet haben.

Markus ikonografisches Symbol ist ein geflügelter Löwe, der Markuslöwe (vgl. Offb 4,7 LUT); von den vier Paradiesesströmen wird ihm der äußerlich meist mit dem Nil identifizierte Gihon zugeordnet.

„Es gibt nur einen hellseherischen Weg zu dem Mysterium von Golgatha, trotzdem es auf dem physischen Plan sich vollzogen hat. Das müssen wir festhalten. Das deutet das Evangelium ganz klar an, indem es schildert, daß die Berufensten im entscheidenden Augenblicke geflohen waren; so daß also in einer solchen Seele, wie es die Petrus- Seele war, nachdem sie den Impuls des Auferstandenen empfangen hatte, aufleuchtete die Erinnerung an das, was geschehen war nach der Flucht. Sonst erinnert sich der Mensch nur an das, wo er im Sinnensein dabeigewesen war. Bei einem solchen Hellsehen, das da bei den Jüngern auftrat, ist es gegenüber dem gewöhnlichen Erinnern so, daß man Ereignisse - physisch-sinnliche - wie im Gedächtnis hat, aber solche, bei denen man nicht dabeigewesen ist. Denken Sie also in bezug auf das Aufleuchten der Erinnerung in einer solchen Seele, wie die Petrus-Seele war, an die Ereignisse, bei denen sie nicht unmittelbar dabeigewesen ist. Und so lehrte der Petrus zum Beispiel die, welche ihn hören wollten, aus seinem Gedächtnis heraus über das Mysterium von Golgatha, lehrte sie das, an was er sich erinnerte, trotzdem er nicht dabeigewesen ist. In dieser Weise kam es zur Lehre, zur Offenbarung des Mysteriums von Golgatha. Aber der Impuls, der von dem Christus auf solche Jünger wie Petrus ausgegangen war, konnte sich mitteilen auch an die, welche wieder Schüler dieser Jünger waren. Ein solcher Schüler des Petras war der, welcher ursprünglich zusammengestellt hat - allerdings nur mündlich - das sogenannte Markus-Evangelium. So ging der Impuls, der sich in Petrus selber geltend gemacht hatte, auf die Markus-Seele über, so daß Markus selber in seiner eigenen Seele das aufleuchten sah, was in Jerusalem als Mysterium von Golgatha sich vollzogen hatte. Längere Zeit war jener Markus Schüler des Petrus. Dann kam er, Markus, an einen Ort, wo er wahrhaftig sozusagen das äußere Milieu, die äußere Umgebung hatte, aus der heraus er seinem Evangelium jene Färbung geben konnte, die gerade dieses Evangelium brauchte.

Bei allen unseren Darstellungen - vielleicht ergibt sich später, was noch darüber zu sagen ist - haben wir das eine gesehen, daß uns das Markus-Evangelium am deutlichsten die ganze kosmische Größe und Bedeutung des Christus fühlen läßt. Angeregt werden zu dieser Schilderung der kosmischen Größe des Christus konnte der ursprüngliche Autor des Markus-Evangeliums gerade durch den Ort, an den er versetzt worden war, nachdem er Petrus' Schüler gewesen war. Er wurde nach Alexandrien in Ägypten versetzt, lebte dort in einer Zeit, in welcher in einer gewissen Weise die jüdische theosophisch-philosophische Gelehrsamkeit in Alexandrien auf einer gewissen Höhe war, und konnte dort aufnehmen, was damals die besten Seiten der heidnischen Gnosis waren. Aufnehmen konnte er dort Anschauungen, die auch damals vorhanden waren, von dem Heraustreten der menschlichen Wesenheit aus dem Geistigen, von dem In-Berührung-Kommen dieser menschlichen Wesenheit mit Luzifer, mit Ahriman, von dem Aufnehmen der luziferischen und ahrimanischen Kräfte in die Menschenseele. Er konnte alles das aus der heidnischen Gnosis aufnehmen, was ein Verständnis der Herkunft des Menschen aus dem Kosmos heraus beim Aufbau unseres Planeten gab. Aber Markus konnte auch sehen, gerade an einem Orte, der innerhalb Ägyptens lag, wie stark der Kontrast war zwischen dem, wozu ursprünglich der Mensch bestimmt war, und dem, was dann der Mensch geworden war.“ (Lit.:GA 139, S. 188f)

„Nun betrachten wir einmal den Schreiber des Evangeliums nach Markus. Er läßt alle Vorgeschichte weg, beschreibt insbesondere das Wirken des Christus in dem Leib des Jesus von Nazareth durch drei Jahre. In dieser Beziehung stimmt das Markus-Evangelium mit dem Johannes- Evangelium vollständig überein. Der Schreiber des Markus-Evangeliums ist durch eine Einweihung hindurchgegangen, die sehr ähnlich ist den vorderasiatischen, ja selbst den griechischen Einweihungen, wenn wir so sagen wollen, den europäisch-asiatisch-heidnischen Einweihungen, wie sie damals die modernsten waren. Sie spiegeln sich alle in der äußeren Welt in der Weise ab, daß derjenige, der eine hohe Persönlichkeit ist, der in einer gewissen Weise eingeweiht ist, nicht bloß einem natürlichen, sondern einem übernatürlichen Ereignisse seinen Ursprung verdankt. Denken Sie daran, daß die Plato-Verehrer, die sich Plato in der rechten Weise vorstellen wollten, gar kein besonderes Interesse dafür hatten, wer der leibliche Vater des Plato war. Ihnen überstrahlte die Geistigkeit des Plato alles übrige. Daher sagten sie: Das, was als die Plato-Seele in dem Plato-Leib gelebt hat, dieser Plato wird für uns geboren als eine hohe geistige Wesenheit, die die niedere Menschlichkeit befruchtet. Und sie schrieben daher die Geburt desjenigen Plato, der ihnen wertvoll war, des erweckten Plato, dem Gott Apollo zu. Plato war ihnen ein Sohn des Apollo. Gerade bei diesen Mysterien war es üblich, sich gar nicht besonders um das Vorleben des betreffenden Menschen zu kümmern, sondern den Zeitpunkt ins Auge zu fassen, wo der Betreffende das wurde, was man in den Evangelien so oft erwähnt: ein Götter-Sohn, ein Gottessohn. Plato, ein Gottessohn! So haben ihn diejenigen beschrieben, die seine edelsten Verehrer und seine edelsten Kenner waren.

Dabei müssen wir uns klar sein, was eine solche Beschreibung für eine Bedeutung hatte für das menschliche Leben solcher Götter-Söhne auf der Erde. Gerade in dem vierten Zeitraum geschah es ja, daß sich die Menschen am meisten einfügten der physisch-sinnlichen Welt, daß sie diese Erde liebgewannen. Die alten Götter waren ihnen lieb, weil sie darstellen konnten, wie gerade die führenden Söhne der Erde Götter-Söhne waren. Das, was auf der Erde wandelte, sollte in dieser Weise dargestellt werden.

Ein solcher war der Schreiber des Markus-Evangeliums. Er beschreibt daher erst das, was nach der Johannes-Taufe sich zugetragen hat. Eine solche Einweihung, wie sie der Schreiber des Markus-Evangeliums durchgemacht hatte, führte zur Erkenntnis der höheren Welt unter dem Bilde des Löwen-Geistes. Daher bringt eine alte Tradition den Schreiber des Markus-Evangeliums mit dem Symbolum des Löwen in Zusammenhang.“ (Lit.:GA 112, S. 150f)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Johannes-Evangelium im Verhältnis zu den drei anderen Evangelien, GA 112 (1984), ISBN 3-7274-1120-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Das Markus-Evangelium, GA 139 (1985), ISBN 3-7274-1390-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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Weblinks

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