Bibliothek:Rudolf Steiner/Arbeitervorträge/GA 347 Die Erkenntnis des Menschenwesens/Erster Vortrag und Wilhelm Schmundt: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Wilhelm Schmundt.jpg|thumb|Wilhelm Schmundt]]
'''Wilhelm Schmundt'''  (* 10.1.1898 in Metz/Lothringen, † 23.4.1992 in Hannover) war ein deutscher Unternehmer, Ingenieur, Sozialwissenschaftler, [[Waldorflehrer]] und [[Anthroposoph]].


== Erster Vortrag  ==
==Leben==
''Wilhelm Schmundt'' wurde im damals deutschen [[wikipedia:Metz|Metz]] in eine ostpreußische Offiziersfamilie hineingeboren und durchlebte eine unbeschwerte Kindheit und Jugend.
Mit 17 Jahren kam er zum Militär. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst begann er noch 1918 ein Studium an der TH Berlin-Charlottenburg.
Durch Kommilitonen gewann er Anschluß an die Jugendbewegung der Wandervögel. Dort wurde viel gelesen und diskutiert. Auch Rudolf Steiners Werk "Die Kernpunkte der sozialen Frage" fand dort Beachtung. Nach dem Diplom-Abschluß des Studiums blieb ''Wilhelm Schmundt'' noch für zwei Jahre als Assistent am Institut für Physik an der Technischen Hochschule.


Dornach, 2. August 1922
1926 besuchte er das erste Mal das [[Goetheanum]] anläßlich einer Tagung der Jugendsektion.


Guten Morgen, meine Herren! Heute wollen wir die Zeit dazu be<span style="background-color: navy; color: white; " />nützen, um zu dem, was wir gehört haben, noch einiges hinzuzufügen. Dann wird uns ja gerade dadurch manches verständlich werden kön<span style="background-color: navy; color: white; " />nen von der ganzen Würde des Menschen.<br>Sehen Sie, ich habe ungefähr gesagt, wie die Ernährung verläuft und wie die Atmung des Menschen verläuft. Wir haben auch gesehen, daß die Ernährung mehr zusammenhängt mit dem Leben des Menschen, daß die Ernährung darinnen besteht, daß wir Nahrungsstoffe aufnehmen, die eigentlich in leblosem Zustand in unserem Darm sind, daß diese Nahrungsstoffe dann durch die Lymphgefäße lebendig gemacht wer<span style="background-color: navy; color: white; " />den, und daß sie im lebendigen Zustande dann ins Blut übergeführt werden. Dann tritt ja im Blut drinnen, wie wir wissen, diese lebendige Nahrung in Berührung mit dem Sauerstoff der Luft. Die Luft wird auf<span style="background-color: navy; color: white; " />genommen von dem Menschen. Das Blut wird verändert. Das ist der<span style="background-color: navy; color: white; " />jenige Vorgang, der in der Brust vor sich geht. Und wir haben zugleich darin dasjenige, was uns unsere Empfindung gibt.<br>Also, Leben wird eigentlich zwischen den Darmvorgängen und zwischen den Blutvorgängen bewirkt. Innerhalb der Blutvorgänge wieder<span style="background-color: navy; color: white; " />um, zwischen den Blutvorgängen und der Luft, wird dasjenige, was unser Gemüt ist, bewirkt. Nun müssen wir uns auch noch um den Ver<span style="background-color: navy; color: white; " />stand bekümmern und müssen einmal versuchen zu begreifen, wie der Verstand beim Menschen zustande gekommen ist.<br>Sehen Sie, äußerlich das zu erkennen, ist eigentlich erst seit, man könnte sagen, zirka sechzig Jahren möglich. Man hätte ja im vorigen Jahre, 1921, eigentlich das Sechzig-Jahr-Jubiläum feiern können. Es ist ja nicht gefeiert worden, weil in der heutigen Zeit die Menschen wenig Interesse haben, gerade rein wissenschaftliche Jubiläumsfeiern zu ver<span style="background-color: navy; color: white; " />anstalten. Die Entdeckung, die 1861 gemacht worden ist, die als sech<span style="background-color: navy; color: white; " />zigjährige Entdeckung hätte gefeiert werden können - also erst seit fünfzig, sechzig Jahren kann man so reden über die Sache, über die ich heute reden will -, ist eine wichtige wissenschaftliche Entdeckung. Ich
Rundbriefe, die Ende der 20er Jahre von [[Bernhard Behrens]] (Hamburg) verschickt worden waren, weckten bei ''Wilhelm Schmundt'' das Interesse sich mit Fragen des Geldes und des Kapitals aus anthroposophischer Sicht zu beschäftigen.


[12]
''Wilhelm Schmundt'' machte Karriere beim Ostpreußenwerk und gründete eine Familie.
1940 lernte er den in der Elektrizitätsversorgung Schleswig-Holsteins tätigen Anthroposophen
[[Hans-Georg Schweppenhäuser]] kennen, woraus sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte.


erinnere mich an diese Entdeckung schon aus dem Grunde, weil sie just so alt ist, wie ich selber. Diese Entdeckung besteht in folgendem.<br>Ich habe Ihnen neulich gesagt, wie man beobachten kann am Men¬schen: Man braucht nicht zu experimentieren, sondern man braucht nur achtzugeben auf dasjenige, was die Natur selber experimentiert am Menschen, wenn der Mensch nach irgendeiner Richtung erkrankt. "Wenn man dann nachzuschauen versteht, was geschehen ist im physischen Menschen, wenn der Mensch in irgendeiner Weise erkrankt ist, dann ist ein solches Experiment, ein solcher Versuch von der Natur selber für uns angestellt worden, und wir können aus diesem Versuch heraus eine Erkenntnis gewinnen.<br>Dazumal nun, 1861, ist gefunden worden, und zwar von Broca, daß bei Leuten, welche Sprachstörungen haben, wenn man sie nach dem Tode seziert, dann in der linken dritten Stirnwindung etwas verletzt ist.<br>Nicht wahr, wenn wir das Gehirn betrachten, wenn wir also gleich¬sam abheben die knöcherige Schädeldecke, die Knochenhülle, so be¬kommen wir das Gehirn zu sehen. Dieses Gehirn, das hat ja Windungen: Da ist eine Windung, da eine zweite, und da liegt eine dritte Windung (es wird gezeichnet). Man nennt diese Windung, weil sie hier an der Schläfe liegt, die Schläfenwindung. Nun, jedesmal, wenn der Mensch entweder einzelne Sprachstörungen hat, oder wenn er gar nicht mehr sprechen kann, dann ist in dieser linken Stirnwindung etwas kaputt.<br>Das kann geschehen, wenn der Mensch einen sogenannten Gehirn¬schlag erleidet. Ein Gehirnschlag besteht ja darinnen, daß das Blut, das sonst nur in den Adern fließen soll, durch die Adern sich durchdrückt und dann ausfließt in die übrige Masse, die um die Adern herum ist, in der das Blut nicht drinnen sein soll. Also ein solcher Bluterguß be¬wirkt dann den Schlag, die Lähmung. Wenn also das Blut sich unrecht¬mäßig ergießt in den Menschen, in diese Schläfenwindung hinein, so bewirkt das zuletzt, wenn diese Schläfenwindung vollständig unter¬graben wird, daß der Mensch nicht mehr sprechen kann.<br>Sehen Sie, das ist ein sehr interessanter Zusammenhang. Wir können sagen: Der Mensch spricht dadurch, daß er in seinem physischen Kör¬per eine gesunde linke Schläfenwindung hat. Und wir müssen jetzt ver¬stehen, was das eigentlich heißt: ein Mensch hat eine gesunde linke
Auf Bitten von [[Wolfgang Rudolph]] übernahm ''Wilhelm Schmundt'' nach Ende des 2. Weltkrieges
eine Lehrtätigkeit an der Freien Waldorfschule Hannover in den Fächern Mathematik und Physik.
Er war bis zu seiner Pensionierung 1965 als Lehrer tätig.


[13]
Seit 1950 widmete er sich in Aufsätzen und Studien der Sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners.
Auf dem Achberger Jahreskongreß 1973 fand die entscheidende Begegnung mit [[Joseph Beuys]] statt, der danach die Schmundt'schen Arbeitsergebnisse übernahm und in sein Werk integrierte.
[[Joseph Beuys]] nannte ihn schließlich kurz vor seinem Tode "unseren großen Lehrer"<ref>Ulrich Rösch: ''Wilhelm Schmundt''. In: Bodo von Plato, Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biographischen Porträts, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003, S. 719 - 720</ref>.


Schläfenwindung. Aber um das zu verstehen, müssen wir noch etwas anderes betrachten.<br>Wenn kleine Kinder sterben, und wir untersuchen diese selbe Stelle im Gehirn, also diese linke Schläfenwindung, dann ist diese Strippe Hirn ein ziemlich gleichmäßiger Brei; namentlich bevor das Kind sprechen gelernt hat, ist es ein ziemlich gleichmäßiger Brei. In dem¬selben Maße, in dem das Kind anfängt sprechen zu lernen, bekommt diese linke Stirnwindung immer mehr und mehr kleine Windungen. Sie bildet sich immer mehr und mehr künstlich aus. So daß man sagen kann: Wenn beim ganz kleinen Kind etwa diese linke Stirnwindung so ausschauen würde (es wird gezeichnet), so wird sie beim Kind, das sprechen gelernt hat, und beim Erwachsenen, so ausschauen: sehr künst¬lich gebildet.<br>Da ist also etwas geschehen mit dem Gehirn; während das Kind gerade sprechen gelernt hat, ist etwas geschehen. Und kein Mensch sollte eigentlich über eine solche Sache anders denken, als man sonst im ge¬wöhnlichen Leben denkt. Sehen Sie, wenn ich den Tisch von da hierher rücke, so wird kein Mensch sagen: Der Tisch hat sich hierher gerückt. -Ebensowenig sollte ich sagen: Das Gehirn hat sich Windungen gebil-det -, sondern ich muß nachdenken, was da eigentlich geschehen ist, was die Ursache ist. Ich muß also nachdenken darüber, woher diese Ausbildung gerade just der linken Schläfenwindung kommt.<br>Nun, sehen Sie, wenn das Kind sprechen lernt, so bewegt es ja seinen Körper. Es bewegt seinen Körper in den Sprachorganen. Vorher, wenn das Kind noch nicht sprechen kann, ein bloß zappeliges Wesen ist, schreit es höchstens und so weiter. Solange es bloß schreit, solange ist diese linke Stirnwindung noch ein solcher Brei, wie ich es zuerst ge¬zeichnet habe. Je mehr es lernt, nicht mehr bloß zu schreien, sondern das Schreien übergehen zu lassen in Laute, desto mehr wird diese Stirn¬windung ausgebildet. So daß man sagen kann: Wenn das Kind bloß schreit, dann hat es also da an der Stelle einen Gehirnbrei. Jetzt fängt es an, nicht mehr bloß zu schreien, sondern Laute zu sagen. Dann ver¬wandelt sich allmählich dieser allgemeine Brei in einen schön ausgebil¬deten linken Gehirnteil.<br>Nun, meine Herren, die Sache ist so: Sie wissen ja, wenn das Kind
''Wilhelm Schmundt'' entfaltete nun eine rege Reise- und Vortragstätigkeit bis in das hohe Alter hinein und publizierte seine entscheidenden Schriften.


[14]
Am 23.4.1992 starb er, mittlerweile zurückgezogen von der Öffentlichkeit, in einem anthroposophischen Altersheim.


schreit, dann sind die Schreiereien, die es macht, meistens dasjenige, was man Selbstlaute nennt: A, E. Wenn das Kind also bloß schreit, so braucht es keine gegliederte linke Stirnwindung, sondern es bringt das¬jenige, was es da schreit, immer aus sich selbst hervor, ohne daß es so etwas Künstliches da im Gehirn hätte. Wenn man ein wenig achtgibt, so wird man sehen, daß, was das Kind zuerst schreit, sehr ähnlich ist den A-Lauten. Dann später fängt das Kind an, U- und I-Laute dazu-zufügen zu seinem Schreien. Und allmählich lernt das Kind, wie Sie ja wissen, auch Mitlaute. Das Kind schreit zuerst A; dann lernt es das M dazu: MA oder WA. Also das Kind bringt aus dem Schreien heraus allmählich die Worte zustande, indem es zu den Selbstlauten die Mit¬laute hinzukriegt.<br>Und diese Mitlaute, wodurch bilden die sich? Sie brauchen nur ein¬mal achtzugeben, wie Sie ein M hervorbringen. Da müssen Sie die Lip¬pen bewegen. Das müssen Sie als Kind durch Nachahmung lernen. Wenn Sie ein L hervorbringen, dann müssen Sie die Zunge bewegen. Und so müssen Sie irgend etwas bewegen. Sie müssen also von dem Zappeln, das das Kind bloß macht, übergehen zu regelmäßigen Be¬wegungen, zu Bewegungen, die die Sprachorgane durch Nachahmung ausführen. Und je mehr das Kind solche Mitlaute, L, M, N, R und so weiter zu den Selbstlauten, die bloß beim Schreien sind, hinzufügt, desto mehr wird diese linke Stirnwindung gegliedert, desto mehr wird diese linke Stirnwindung künstlich ausgebildet; so daß mit derselben Stärke, mit der das Kind die Mitlaute lernt, diese linke Stirnwindung sich ausbildet.<br>Nun, jetzt können wir also sagen: Woher lernt das Kind zunächst sprechen? - Das Kind lernt sprechen wirklich nur durch Nachahmung. Es lernt sprechen, die Lippen bewegen, indem es aus dem Gefühl heraus nachahmt, wie die anderen Leute die Lippen bewegen. Alles ist Nach¬ahmung. Das heißt, das Kind bemerkt, sieht, nimmt wahr dasjenige, was in seiner Umgebung vor sich geht. Und durch dieses Wahrnehmen, also durch diese geistige Arbeit des Wahrnehmens wird das Gehirn aus¬gebildet. Geradeso wie der Bildhauer sein Holz oder seinen Marmor ausbildet oder seine Bronze, so wird dieses Gehirn bildhauerisch aus¬gebildet dadurch, daß das Kind sich bewegt. Die Organe, die es bewegt,
Ein Wilhelm Schmundt-Archiv wird in Wangen im Allgäu von Bernd Volk verwaltet<ref>[http://www.muenster.org/beuys/000/13.htm]</ref>.


[15]
== Werk ==
Schmundts Elementarlehre des sozialen Organismus versteht sich als eine Darstellung der fundamentalen gesamtgesellschaftlichen Ordnungs- und Funktionszusammenhänge.<ref>Lit.: Schmundt: Erkenntnisübungen, S. 10 (Vorwort von Heidt/Rösch zur. 1. Aufl. 1973)</ref>


die pflanzen ihre Bewegung bis ins Gehirn hinein fort. Wenn ich also L mit der Zunge sage, so ist die Zunge mit dem Gehirn durch einen Nerv verbunden, durch andere Organe verbunden. Dieses L, das geht bis in meine linke Stirnwindung herein und bringt da drinnen solche Figuren hervor. Das L bringt also eine solche Figur hervor, wo eins ans andere sich anschließt, wo sich diese linke Stirnwindung fast wie ein Gedärm ausbildet. Das M, das bringt solche kugeligen Windungen her¬vor. Also Sie sehen, es ist Arbeit an dieser linken Schläfenwindung. Da arbeitet dasjenige, was das Kind durch das Bemerken bewegt, durch¬lebt. Das ist nun sehr interessant, daß man also, seitdem man das weiß, daß ein Schlag, ein Gehirnschlag, die linke Stirnwindung ruiniert und dadurch die Sprache untergräbt, daß man dadurch wissen kann, daß eigentlich fortwährend beim Kinde an dieser linken Stirnwindung ge¬arbeitet wird, indem es Konsonanten, Mitlaute lernt. Und das kommt davon, daß das Auge und allerlei andere Organe bemerken, daß in der Außenwelt etwas geschieht. Was geschieht denn da in der Außenwelt?<br>Nun, sehen Sie, wenn wir sprechen, so atmen wir ja auch immer während des Sprechens. Wir atmen ja fortwährend. Und wenn wir atmen, dann geht dasjenige, was aus dem Atmen sich bildet, dieser Atemstoß, wie ich ihn genannt habe, der geht zuerst in den mensch¬lichen Leib hinein, geht dann durch diesen Rückenmarkskanal herauf (es wird gezeichnet) und geht in das Gehirn hinein. Also während das Kind schreit, noch nicht die Mitlaute sagen kann, aber schreit und atmet, während der Zeit geht immer diese Atmung herauf, dieser At¬mungsstoß; der geht herauf und der geht überall in das Gehirn hinein.<br>Fragen wir uns: Was geht da eigentlich ins Gehirn hinein? Nun, ins Gehirn geht Blut hinein. Das geht überall hin, so wie ich es Ihnen er¬klärt habe in den letzten Tagen. Also durch die Atmung wird eigentlich das Blut immerfort hineingestoßen in das Gehirn. Das aber, daß durch die Atmung das Blut hineingestoßen wird überall, ja, sehen Sie, das findet auch schon statt, nachdem das Kind gerade eben geboren wird -auch schon früher, aber da wird eben auf eine andere Weise gearbeitet. Also wenn das Kind geboren wird, fängt es an zu atmen. Da geht eigent¬lich immer schon dieser Luftstoß herauf, der das Blut in das Gehirn hineinstößt.
====== Die goethanistisch phänomenologische Methode ======
Schmundt charakterisiert das von ihm angewandte Forschungsverfahren 1980 folgendermaßen:
{{LZ|Von vorherein steht gar nicht zu erwarten, daß die Methode, welche zum Erkennen des sozialen Organismus als einer begrifflich zu fassenden Ganzheit führt, eine andere sein kann als die des ''»Goetheanismus«''. Dieses Erkenntnisverfahren läßt sich so charakterisieren: es wahrt die Strenge der positivistischen Wissenschaften, aber - über den Kantianismus hinausschreitend - stellt es zugleich die Frage nach dem ''Wesen''. Der Erkenntnisprozeß geht von den Sinneserscheinungen aus, sucht einen ersten Begriff, mit welchem sich das Ganze des zu Erforschenden fassen läßt, geht mit ihm wiederum in die Erscheinungen hinein, ihn realisierend und modifizierend, und gelangt im Fortschreiten zuletzt zur »Idee« des Ganzen, die im denkenden Anschauen mit dem Charakter des Realen, des in sich selbst Gründenden, erfahren wird. Im Umgehen mit solcher Idee erweist sie sich durch ihre Fruchtbarkeit als wirklichkeitsgemäß.


[16]
Im folgenden soll ein Gedankenweg gegangen werden, der zu dem Begriff des sozialen Organismus führt. Jeder einzelne Schritt dieses Weges zeigt sich als gewichtig und fordert auf, ihn durch mannigfache Erfahrungen zu beleben und zu bestätigen. Auch wird man bemerken, daß das Gehen des Weges ein ziemliches Maß an Unbefangenheit voraussetzt.|Schmundt: Elementarlehre des sozialen Organismus, in Giese: Sozial handeln, S. 73}}


Und auf diese Weise können wir sagen: Solange bloß das Blut durch die Atmung ins Gehirn hineingestoßen wird, solange kann das Kind bloß schreien. Es fängt an zu reden, wenn nicht bloß das Blut da hinein¬gestoßen wird, sondern wenn nun, sagen wir, vom Auge oder von irgendeinem anderen Organ, vom Ohr namentlich, das Kind etwas bemerkt, wenn es etwas wahrnimmt. Wenn also das Kind am anderen Menschen eine Bewegung bemerkt, macht es die Bewegung in sich nach; dann geht nicht nur der Blutstrom da herauf, sondern dann geht, sagen wir zum Beispiel, vom Ohr ein anderer Strom fortwährend da herein (es wird gezeichnet). Sehen Sie, das ist der andere Strom. Und dieser andere Strom ist der Nervenstrom.<br>Also in der linken Schläfenwindung, in der sogenannten Sprach¬windung, begegnen sich, wie sonst überall im menschlichen Körper, Blutgefäße und Nervenstränge. Auf die Nervenstränge wirkt dasjenige, was man bemerkt, was man wahrnimmt. Die Bewegungen, die das Kind bei den Mitlauten ausführt, pflanzen sich also durch die Nerven in seine linke Sprachwindung hinein fort. Und da wird diese ganz gut ausgebildet, indem immer der Atmungsstoß mit dem Blut zusammen¬wirkt mit dem, was von dem Ohr oder auch von dem Auge namentlich kommt, und was da allmählich zwischen Blut und Nerven die ganze breiige Gehirnmasse wunderschön gliedert. Also können Sie sehen, daß unser Gehirn eigentlich erst ausgebildet wird - wenigstens in diesem Teil, und dann in anderen Teilen ist es nämlich geradeso -, ausgebildet wird dadurch, daß zusammenwirkt eine Tätigkeit, also das Wahr¬nehmen, mit einer anderen Tätigkeit, mit diesem Stoß, der das Blut hin¬eintreibt in das Gehirn.<br>Nun aber müssen Sie sich auch noch über das Folgende klar werden. Das Kind lernt also auf diese Weise sprechen, das heißt, es bildet seine linke Stirnwindung aus. Aber, meine Herren, wenn man nun eben bei einem Leichnam sitzt und ihn seziert, und die rechte Stirnwindung, die da symmetrisch liegt, beobachtet, so ist diese verhältnismäßig unausge-bildet. Also da haben wir die linke Stirnwindung; die ist so wunder¬schön geworden, wie ich es Ihnen gesagt habe. Die rechte, die bleibt das ganze Leben hindurch meistens so, wie sie war bei dem Kinde - die bleibt also ungegliedert. Ich möchte sagen: Wenn wir bloß die rechte
Die Frage, ob dies die [[Goetheanismus|goetheanistische Methode]] zutreffend beschreibt, außen vor gelassen, scheint eine Art hermeneutisches Vorgehen, ein mehrmaliges qualitatives [[Induktion und Deduktion|Induzieren und Deduzieren]], bis die reine Idee gewonnen ist, ein Bestandteil des methodischen Vorgehens Schmundts zu sein. Als [[Wahrheitskriterium|Kriterium]] dafür, daß die gewonnene Idee auch die wahre ist, wird deren "Fruchtbarkeit" angeführt.


[17]
Weiter sagt Schmundt in dem Aufsatz, aus dem zitiert wurde abschließend:
{{LZ|Warum diese Lehre [die Elementarlehre des sozialen Organismus] in manchen, vom Verfasser geschätzten, maßgebenden Kreisen bislang wenig Eingang fand, hat etwas Rätselhaftes. Man wird die Erklärung dieses Rätselhaften in den Tiefenschichten schicksalhafter Zusammenhänge suchen müssen und wohl auch darin, daß das Zeitnotwendige goethescher Erkenntnisart auf dem Felde der Sozialwissenschaft noch wenig bemerkt wird.|e.d., S. 78}}


Stirnwindung hätten, so könnten wir bloß schreien, und nur dadurch, daß wir uns die linke Stirnwindung so künstlich zubereiten, können wir reden.<br>Nur, sehen Sie, wenn einmal ein Mensch ein Linkshänder ist, wenn er also die Gewohnheit hat, nicht mit der rechten Hand seine Arbeiten zu verrichten, sondern mit der linken Hand, dann stellt sich das Kuriose heraus, daß, wenn ihn auf der linken Seite der Schlag trifft, er zum Beispiel nicht die Sprache verliert. Und wenn er dann seziert wird, so findet man, daß bei ihm, beim Linkshänder, die rechte Stirnwindung so gegliedert worden ist, wie sonst bei den gewöhnlichen, normalen Bür¬gern und Menschen die linke Stirnwindung gegliedert wird.<br>Also haben die Arm- und Handbewegungen einen außerordentlich starken Anteil an dieser Ausbildung des Gehirns. Woher kommt das? Ja, sehen Sie, das kommt davon: Wenn einer sich gewöhnt, mit der rechten Hand viel zu tun, tut er nicht bloß das, was er tut, mit der rechten Hand, sondern er gewöhnt sich dann auch an, rechts ein biß-chen stärker zu atmen, also mehr Atemkraft aufzuwenden. Er gewöhnt sich an, rechts deutlicher zu hören und so weiter. Das zeigt uns nur, daß der Mensch, wenn er sich gewöhnt, die rechte Hand zu gebrauchen, er im allgemeinen die Tendenz hat, rechts überhaupt mehr Tätigkeit aus¬zuüben als links. Nun wird aber gerade just die linke Stirnwindung ausgebildet, wenn er ein Rechtshänder, und die rechte Stirnwindung, wenn er ein Linkshänder ist. Woher kommt denn das?<br>Ja, meine Herren, sehen Sie: Hier (es wird gezeichnet) haben Sie bei einem Körper den rechten Arm, die rechte Hand, hier haben Sie den Kopf und hier haben Sie seine linke Schläfenwindung. Jetzt untersuchen wir einmal, wie die Nerven gehen. Die Nerven gehen nämlich so; Sie haben hier drinnen überall Nerven. Wenn Sie diese Nerven nicht hätten, würden Sie hier zum Beispiel nicht warm oder kalt fühlen können. Das hängt alles mit den Nerven zusammen. Sie haben hier überall Nerven, die gehen herauf durch das Rückenmark, gehen in das Gehirn hinein. Aber das Kuriose ist, daß die Nerven, die in der rechten Hand sind, hierhin in das linke Gehirn gehen, und die Nerven, die hier in der anderen Hand sind, in das rechte Gehirn hineingehen. Da drinnen, da kreuzen sich nämlich die Nerven. Im Gehirn kreuzen sich die Nerven,
Andere Sozialwissenschaftler seiner Zeit wie [[Hans Georg Schweppenhäuser]], der vermutlich angesprochen ist, verwendeten also offenbar die goetheanistische Methode, nach Schmundt die einzig mögliche, noch nicht, und hatten auch noch nicht die Einsicht, daß dies nötig sei, und mußten dann auch zu unzureichenden Erkenntnissen über den "sozialen Organismus" kommen, dessen Urbild Schmundt zu schauen vermochte. Und diese Kreise hatten auch nicht das Vermögen, das von Schmundt entdeckte Urbild dann wenigstens zu übernehmen und mit ihm weiter zu arbeiten, wie es jedoch [[Joseph Beuys]] vermochte:


[18]
{{LZ|Als ein eigenartiges Phänomen sei erwähnt, daß Joseph Beuys, der bekannte Düsseldorfer Bildhauer, als er vor Jahren mit dem, was hier als Elementarlehre des sozialen Organismus geschildert ist, bekannt wurde, diese sogleich, souverän in ihr waltend, in die Grundlagen seines volkspädagogischen Wirkens aufnahm.|e.d., S. 81, Fußnote}}


so daß ich, wenn ich zum Beispiel, sagen wir, irgendeine Turnübung oder eine Eurythmieübung mache mit der rechten Hand oder dem rech¬ten Arm, das dann dadurch spüre, daß der Nerv dieses Spüren ver¬mittelt; aber ich spüre es mit der linken Gehirnhälfte, weil die Nerven sich kreuzen.<br>Nun stellen Sie sich vor, daß ein Kind vorzugsweise mit der rechten Hand gern alles tut. Dann atmet es auch ein bißchen stärker auf der rechten Seite, hört ein bißchen stärker, sieht sogar ein bißchen schärfer auf der rechten Seite. Der Mensch strengt sich dann rechts mehr an und entwickelt dasjenige, was er an Bewegungen ausführt, ins linke Gehirn hinein.<br>Sie brauchen sich nun nur vorzustellen, daß wir ja auch immer so ein bißchen die Eigenheit haben, daß wir Gebärden machen beim Spre¬chen: Ah! (entsprechende Gebärde); und wenn wir etwas abweisen: E! Wir machen Gebärden beim Sprechen. Diese Gebärden werden von unseren Nerven empfunden; und die Gebärden der rechten Hand, die wir beim Sprechen machen, die werden mit der linken Gehirnhälfte empfunden. Und ebenso haben wir, wenn wir Rechtshänder sind, die Tendenz, mit der rechten Kehlkopfhälfte stärker die Vokale und Kon¬sonanten auszusprechen, stärker die Laute auszusprechen; dann wird das, was wir da tun, auch mit der linken Gehirnhälfte stärker empfun¬den. Und von dem rührt dann das her, daß das Gehirn, das ursprüng¬lich ein Brei ist, mehr ausgebildet wird. Die linke Hälfte lassen wir mehr unbenutzt; daher wird die rechte Gehirnhälfte weniger ausgebil¬det, bleibt breiartig. Aber wenn einer ein Linkshänder ist, geschieht es umgekehrt.<br>Daraus folgen allerlei wichtige Sachen für die Pädagogik. Denken Sie sich, bei linkshändigen Kindern — wenige linkshändige Kinder hat man ja schon auch in der Schule - muß man sich sagen: Während bei allen anderen sehr künstlich ausgebildet ist die linke Schläfenwindung im Gehirn, ist bei diesen Linkshändigen in voller Bildung begriffen, bildet sich aus die rechte Schläfenwindung. Und unterrichte ich die Kinder im Schreiben, da verwende ich die rechte Hand. Diejenigen Kinder, die rechtshändig sind, die werden nur dasjenige verstärken in ihrer linken Stirnwindung, was sie schon angefangen haben auszubil-
====== Der soziale Organismus ======
{{LZ|Es gehört ... zu den Grundeinsichten ..., daß es einen "''sozialen Organismus'' gibt, daß er eine - freilich noch weitgehend unbekannte - Wirklichkeit ist. Er liegt dem sozialen Leben so zugrunde wie der Leibesorganismus des Menschen seinem Seelenleben. Entdeckt wurde er von Rudolf Steiner in den Monaten um die Jahreswende 1918/19, mitgeteilt wurde diese Entdeckung von ihm in der Schrift "Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft. (...) Zur Gesundheit dieses Organismus gehört, daß er seinem Wesen nach entsprechend dreigliederig gestaltet sein muß. Die wesentlichen Gedanken, die dazu führen können, ein ''Ideenbild des sozialen Organismus'' zu gewinnen, sollen im Folgenden dargestellt werden.|Zwei Grundprobleme, S. 49}}


[19]
Schmundt macht zunächst geltend, daß sein Ideenbild des sozialen Organismus dasjenige ist, das Rudolf Steiner in seinen "Kernpunkten" schildert. Der soziale Organismus soll dem sozialen Leben so zugrunde liegen, wie der Leib des Menschen seinem Seelenleben zugrunde liegt. Es wird von Schmundt unterschieden zwischen dem sozialen Organismus und dem sozialen Leben, wie zwischen Seele und Leib. Dabei ist fraglich, ob diese Unterscheidung so auch von Steiner vorgenommen wurde<ref>In ''Erkenntnisübungen'' wählt Schmundt folgende Formulierung: "Der soziale Organismus liegt dem Leben der Menschheitskultur so zugrunde, wie der Leibesorganismus des einzelnen Menschen seinem Seelenleben. Der soziale Organismus muß so eingerichtet sein, daß er ein gesundes Kulturleben ermöglicht. Er muß so gestaltet sein, daß er die Menschen in Zusammenhänge bringt, die es ihnen erlauben, das soziale Leben vernunftgemäß zu führen." (S. 35f.)</ref>.


den beim Sprechenlernen. Diejenigen Kinder aber, die linkshändig sind, die werden, wenn ich sie nun zwinge mit der rechten Hand zu schrei¬ben, dasjenige wieder ruinieren, was sie in der rechten Schläfenwindung sich eingebildet haben durch die Sprache. Die ruinieren sich das wieder, und ich habe daher die Aufgabe, da es mit dem Schreiben doch nicht so sein soll, daß man die Linkshänder links schreiben läßt, ich habe zu¬nächst die Aufgabe, bei denjenigen Kindern, welche linkshändig sind, langsam und allmählich dasjenige, was sie mit der linken Hand tun, in die rechte Hand herüberzuleiten, damit sie zuerst lernen, mit der an¬deren Hand so etwas zu arbeiten, und sie dann erst viel langsamer als die anderen Kinder ins Schreiben hineinkommen. Das macht nichts, wenn die etwas später schreiben lernen.<br>Wenn ich einfach Kinder, die linkshändig sind, so schnell schreiben lernen lasse wie diejenigen, die rechtshändig sind, so mache ich diese Kinder dümmer, weil ich ihnen wiederum dasjenige ruiniere, was sie in der rechten Gehirnhälfte ausgebildet haben. Also ich muß beachten, daß ich die Kinder, die linkshändig sind, in einer anderen Weise im Schreiben unterrichte als diejenigen Kinder, die rechtshändig sind. Sie werden dadurch eben für das spätere Leben nicht dümmer, sondern gescheiter, wenn ich langsam hineinleite die Linkshändigkeit in die Rechtshändigkeit, und nicht durch Schreiben mit der rechten Hand einfach das ganze Gehirn konfus mache.<br>Nun, sehen Sie, wenn man überhaupt durch Schreiben den ganzen Menschen behandeln will, dann erreicht man pädagogisch überhaupt das Gegenteil von dem, was man erreichen will. Es ist jetzt eine große Tendenz vorhanden, den Menschen immer mit beiden Händen alles zu lehren, ihn mit beiden Händen alles machen zu lassen. Da bringe ich in leinem Gehirn alles durcheinander. Und es zeigt nur, wie wenig die Leute wissen, wenn sie eine solche Tendenz haben, den Menschen links und rechts dasselbe machen zu lassen. Man könnte schon das anstreben; da muß man aber vorher etwas anderes machen. Und was müßte man machen? Ja, meine Herren, da müßte man vorher den ganzen Menschen umändern! Da müßte man langsam die eine Tätigkeit von der linken Seite auf die rechte Seite übergehen lassen und die Tätigkeit auf der rechten Seite langsam schwächer machen. Was würde dann geschehen?
Rudolf Steiner ordnete das öffentliche Leben dem sozialen Organismus zu, das öffentliche Leben solle sich in drei sich selbst verwaltende Glieder Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben scheiden. Eine Unterscheidung zwischen Privatheit und Öffentlichkeit ist zunächst nicht ohne weiteres mit einer Unterscheidung von sozialem Leben und sozialem Organismus als der "Leiblichkeit" des sozialen Lebens gleichzusetzen.  


[20]
Weiter sieht Schmundt den sozialen Organismus auch in seinem Krankheitszustand als lebend an. Demgegenüber könnte man sich vorstellen, daß ein kranker sozialer Organismus insoweit nicht lebt, als er krank ist. Krank würde bedeuten: unorganisch, unlebendig, also nicht das lebendige Urbild des sozialen Organismus im realen Leben zum Ausdruck bringend. Doch gibt es nach Schmundt diesen Organismus insofern er noch nicht dreigegliedert ist, dennoch als einen kranken, der lebt, insofern er an seinem Urbild auch als kranker (schon oder noch) teilhat. Solche Unklarheiten sind jedoch unvermeidlich dem Lebensbegriff und Organismusbegriff selbst geschuldet. Man spricht vom sozialen Leben, als wäre es ein organisches wie das pflanzliche, tierische und menschliche Leben. Gemeint ist aber, daß im sozialen Leben lebendige Gedanken walten: ''dadurch'' ist das soziale "Leben" lebendig und gesund. Das Urbild des sozialen Organismus ist ''als Idee'' (im [[Ideenrealismus|ideenrealistischen]] Sinne) ein lebendiges. Das soziale Leben ist in seiner Auffassung mit lebendigen Gedanken ein lebendes gesundes Leben, in Auffassung mit toten, abstrakten Gedanken ein unlebendiges, krankes, totes Leben.


Ja, sehen Sie, was dann geschehen würde, das ist dieses, daß unter dieser Oberfläche der linken Schläfenwindung (es wird gezeichnet) die linke Schläfenwindung künstlicher ausgebildet sein würde, und außen, an der Außenseite, da bliebe es Brei. Und das würde dann auch an der rechten Schläfenwindung eintreten. Statt daß ich dann die zwei Tätig¬keiten verteile auf die linke und rechte Seite, mache ich jede Schläfen-windung zu einer Hälfte, zu einer äußeren und zu einer inneren Hälfte. Und die innere Hälfte, die ist dann mehr zum Sprechen geeignet, die äußere ist mehr bloß, um die Selbstlaute und Mitlaute hineinzuschreien. Aber alles Sprechen ist ja eine Zusammensetzung von Schreien und Artikulieren. Das bleibt so das ganze Leben hindurch.<br>Sie sehen also, man darf nicht so ohne weiteres am Menschen herum¬pfuschen, sondern man muß, wenn man Pädagogik, auch nur Volks¬schulpädagogik treiben will, den ganzen Menschen kennen. Denn mit allem, was man tut, verändert man nämlich den Menschen. Und das ist das wirklich Sündhafte, daß heute bloß nach Äußerlichkeiten herum¬gepfuscht wird und nicht darauf gesehen wird, wie sich die Dinge stellen, wenn man wirklich in den Menschen eindringt.<br>Nun, bei den wenigsten Menschen sind beide Stirnwindungen brauchbar, sondern die rechte Stirnwindung ist mehr durchsetzt mit Blutströmungen, die linke hat weniger Blutströmungen und ist mehr durchsetzt mit Nerven. Und das ist überhaupt bei unserem ganzen Gehirn der Fall, daß das Gehirn rechts mehr zum Blut-Erzeugen, also zum Blut-Auseinanderrinnen da ist, während die linke Hälfte mehr zum Bemerken, zum Wahrnehmen da ist.<br>Sobald wir dazu kommen, einmal das zu wissen, daß das Gehirn sich ausbildet unter den äußeren Einflüssen, dann werden wir erst einen Begriff bekommen, wie stark diese äußeren Einflüsse sind. Diese äu¬ßeren Einflüsse sind natürlich dann ungeheuer stark, wenn wir wissen, daß durch die äußeren Einflüsse alles dasjenige bewirkt wird, was da im Gehirn eigentlich vor sich geht. Also dadurch, daß man gelernt hat, was eigentlich im Gehirn geschieht, wenn der Mensch spricht, dadurch kann man sich nun eine Vorstellung davon bilden, wie es überhaupt mit diesem menschlichen Gehirn ist. Sehen Sie, wenn wir dieses Gehirn nun weiter untersuchen, dann stellt es sich so heraus, daß immer an der
Sozialer Organismus ist Organismus, durch die lebendige, organische Auffassung des Sozialen. Das Leben liegt in den Gedanken, im Geistigen. Daher fordert Schmundt auch konsequent eine "Revolutionierung" der Begriffe. Denn aus diesen zu gewinnenden, lebendigen, gesunden Gedanken (aus dem Urbild heraus) erhält das soziale Leben seine innere Lebendigkeit, ist es erst wirklich Organismus, im Unterschied zu mechanischen, sozialtechnischen Vorgängen, wie sie z.B. bürokratischen Vorgängen zu grunde liegen, die als tote angesehen werden müssen, aber in etwa wie ein Knochenskelett, sich in den Gesamtorganismus sinnvoll und mit notwendiger Funktion einfügen.


[21]
====== Produktion und Konsumtion ======
Der Gedankengang, den Schmundt vorschlägt zu gehen, um schließlich zum Innewerden des Urbildes des sozialen Organismus zu führen, beginnt mit der in der Art der Grenzführung reichlich umstrittenen Zweiteilung des Wirtschaftslebens in die Konsumptions- und Produktionssphäre. Schmundt nimmt scheinbar willkürliche Zuordnungen vor, Schulen etwa wären Unternehmen, Arbeitskollektive, und kleine Handwerksbetriebe wären dem Konsumptionsbereich zuzuordnen, wie auch die freien Berufe Rechtsanswalt und dergleichen.


Außenwand, da wo das Gehirn seine Außenwand hat, daß da über¬haupt mehr Blutgefäße sind als im Inneren. So daß wir also sagen kön¬nen: Außen ist das Gehirn blutreicher, im Inneren ist es nervenreicher. Im Inneren haben wir es also nervenreich; da sind solche Nerven¬stränge darinnen.<br>Wie wird denn also jetzt, sagen wir, bei einem Kind, das in gewöhn¬licher Weise sprechen lernt, das also ein Rechtshänder ist, wie wird denn bei einem solchen Kinde eigentlich das Gehirn ausgebildet? Nun, sehen Sie, wenn man ein ganz junges Gehirn nimmt vom Kind, da ist es ja so, daß es ringsherum seinen blutreichen, ich möchte sagen, Mantel hat (es wird gezeichnet). Das ist von vorne angeschaut. Das soll rechts sein vom Menschen aus -, also von Ihnen aus gesehen ist es links -, das soll links sein vom Menschen aus. Da bilden sich nun alle diese Nerven¬stränge. Weil das so ist, meine Herren, weil da drinnen Nervenstränge sind, sieht, wenn man sie herausnimmt, die innere Gehirnmasse wei߬lich aus, während die blutreichere, ringsherum liegende Gehirnmasse, wenn man sie herausnimmt, rötlich-grau ausschaut. Rötlich-grau schaut sie aus.<br>Wenn nun das Kind sich weiter so entwickelt, daß es sprechen lernt, daß also seine linke Schläfenwindung gegliedert wird, was geschieht da? Ja, sehen Sie, da geschieht das, daß sich diese Nervenstränge mehr da hineinziehen; dahier weniger, dahier mehr das Blutsystem sich aus¬bildet (es wird gezeichnet). Also es rückt gewissermaßen der innere Teil des Gehirnes bei dem normal sich entwickelnden Kind mehr nach links; der andere schiebt sich nach. Das Gehirn schiebt sich so herüber nach der linken Seite, und es wird gegen die linke Seite immer weißlicher und weißlicher. Es schiebt sich so herüber. Auf solchen künstlichen Dingen beruht eben die ganze menschliche Entwickelung.<br>Nun, gehen wir von der Sprache weiter aus. Sehen Sie, es gibt Spra¬chen, welche, sagen wir, sehr viele Mitlaute haben, und es gibt Sprachen, welche sehr viele Selbstlaute haben: A,E, I und so weiter. Es gibt andere Sprachen, welche alles so herausquetschen: S, W, daß man fast die Selbstlaute gar nicht bemerkt. Nun, was liegt da eigentlich vor?<br>Wenn irgend jemand in einer Gegend lebt - denn das hängt von den Gegenden ab, die Sprachen sind ja nach den Gegenden der Erde ver-
{{LZ|Wohl aber gibt es im heutigen Wirtschaftsleben eine Tatsache, die geeignet ist, Produktion und Konsumtion je als Gesamtbereiche des Wirtschaftslebens einander gegenüberzustellen und einander zuzuordnen: Das ist die durchgehende ''Arbeitsteiligkeit''. Mit dieser Tatsache kann man einen greifbaren Charakterunterschied fassen, der es erlaubt, zwei einander polar zugeordnete Bereiche des Wirtschaftslebens zu unterscheiden: den Bereich der Konsumtion mit dem ''privatwirtschaftlichen Charakter'' der "Haushalte" und den Bereich der Produktion mit dem ''Charakter des Arbeitsteiligen''.|e.d., S. 49f.}}


[22]
Wie kommt Schmundt zu diesen Zuordnungen? Ein Verständnisansatz könnte darin bestehen, die Rede der heutigen Soziologie von einer durchgängigen [[wikipedia:Organisationsgesellschaft|Organisationsgesellschaft]] heranzuziehen. Die Schmundtschen Unternehmen, Arbeitskollektive sind die Organisationen der Gesellschaft ab einer gewissen Größenordnung. Man kennt z.B. das Phänomen, daß alternative Betriebe, solange sie klein sind, oft ganz gut ihre idealen Vorstellungen guten Wirtschaftens hinsichtlich Kollegialität, flachen Hierachien, Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit usw. verwirklichen können, solange sie eben klein, mit wenigen Mitarbeitern nur, tätig sind. Aber ab einer gewissen Größe wird es formeller, es bilden sich organisatorische Strukturen, die ein Eigenleben entwickeln, denen sich dann die Alternativbetriebler ausgeliefert fühlen. Es ist solcher Wandel von einem losen Arbeitszusammenhang zu einem organisierten Gebilde mit formellen Verfahrensweisen usw. nicht allein der Größe geschuldet, aber je größer das Unternehmen, desto mehr machen sich die genannten Strukturzwänge geltend.


schieden -, in der sich mehr die Mitlaute ausbilden, was bedeutet das? Das bedeutet, daß er mehr in der Außenwelt lebt, denn die Mitlaute, die müssen am Äußeren ausgebildet werden. Wenn also jemand mehr in der Außenwelt lebt, so schiebt sich sein weißer Gehirnteil mehr nach links herüber. Wenn jemand mehr in seinem eigenen Inneren lebt, in einer solchen Gegend sich entwickelt, wo der Mensch mehr in seinem eigenen Inneren lebt, da schiebt sich weniger diese weiße Gehirnmasse herüber. Der Mensch wird mehr dazu veranlaßt, wohllautende Selbst¬laute aus seinem Inneren hervorzubringen. Aber das ist nach Gegenden der Erde verschieden.<br>Nehmen wir also folgendes, meine Herren. Denken Sie sich, da ist die Erde (es wird gezeichnet) und an den verschiedenen Punkten der Erde stehen Menschen. Ich will es ganz schematisch zeichnen, da ein Mensch und da ein Mensch. Da stehen also verschiedene Menschen auf der Erde. So stehen wir ja immer auf der Erde, wenn das auch natürlich viel zu unverhältnismäßig gezeichnet ist, aber so stehen wir auf der Erde. Und der Mensch hier, sagen wir, bekommt eine selbstlautende Sprache, der andere bekommt eine mitlautende Sprache.<br>Was muß da geschehen sein in der betreffenden Gegend? Nun kann ja sehr viel geschehen sein, sehr vielerlei, aber ich will Ihnen eines her¬ausheben, was geschehen sein kann. Denken Sie sich einmal, hier befin¬den sich hohe Gebirge (es wird gezeichnet), und hier ist die Ebene. Also hier hohe Gebirge, dort die Ebene. Nun, in der Tat, wenn irgendwo flache Ebenen sind, dann merkt man, daß dort die Sprache vokalreicher wird. Wenn irgendwo hochaufgetürmte Gebirge sind, dann hat die Sprache die Tendenz, konsonantenreicher, mitlautreicher zu werden.<br>Aber sehen Sie, so einfach liegt die Geschichte wiederum nicht, son¬dern wir müssen uns fragen: Ja, wodurch entsteht das Gebirge und wodurch entsteht die Ebene? Das ist so (es wird gezeichnet): Hier ist überall das Erdreich; hier scheint die Sonne. Unsere ganze Erde war ja einmal Brei. Die Gebirge, die müssen ja erst aus dem Breiigen heraus¬gezogen worden sein. Also die Erde ist Brei im Grunde, das Gebirge wird hier herausgezogen.<br>Meine Herren, was zieht denn da das Gebirge heraus? Das Gebirge ziehen die Kräfte aus dem Weltenall heraus, die da von draußen wir-
Bedenklich stimmt jedoch, daß Schmundt diese Tatsache der Großorganisiertheit heutiger Arbeitszusammenhänge als ein gegebenes, hinzunehmendes, und sogar in vielen Hinsichten wünschenswertes Faktum hinstellt, das sich aus dem Urbild des sozialen Organismus, wie es sich im 19. Jh. herausgebildet habe, ergäbe, und Ausdruck der fortschreiten Arbeitsteilung sei.


[23]
Denn auch Kleinbetriebe können arbeitsteilig zusammenarbeiten, und sie sind oft flexibler und können sich an den Konsumentenbedarf schneller und besser anpassen als schwerfällige Großorganisationen. Die Hinzurechnung von Schulen und Universitäten zu den Großorganisationen mag zwar der Wirklichkeit abgelesen sein, - aber ist es die Wirklichkeit des lebendigen Urbilds des sozialen Organismus, wenn Schulen nach dem Muster straffer Großorganisationen gebildet sind? Müßte man nicht vielmehr für ein funktionierendes Bildungswesen, für ein freies Geistesleben den hohen Grad der Organisiertheit, der freilich als ein trauriges Faktum auch für Schulen heute zu konstatieren ist, zurückfahren, zu überwinden, rückgängig zu machen suchen, wenigstens im Interesse der Freiheit permament bekämpfen?<ref>Diese Aufgabe, die die Freiheit einschränkende oder gar unterdrückende Organisiertheit ständig zu bekämpfen, dürfte derjenigen Aufgabe, daß der Erzieher im Interesse des pädagogischen Erfolges [[Erziehung#Selbsterziehung]] zu üben habe, analog sein.</ref> Muß nicht gemäß einem wahren Urbild des sozialen Organismus das Geistesleben gerade ''nicht'' so organisiert sein, wie es Schmundt als heraufgekommene Tatsache des gesellschaftlichen Lebens für die großen Unternehmen, Arbeitskollektive feststellt?


ken! So daß wir sagen können: Da wirken gewisse Kräfte herein aus dem Weltenall, welche das Gebirge herausziehen. Diese Kräfte sind stark, deshalb entsteht ein Gebirge. Hier sind schwächere Kräfte aus dem Weltenall hereinkommend, da entsteht deshalb kein Gebirge. Da wurde der Erdboden in uralten Zeiten weniger herausgezogen. Und diejenigen Menschen, die nun auf einem solchen Erdboden geboren werden, wo weniger diese Kräfte wirken, die reden in Selbstlauten, und diejenigen Menschen, die auf einem solchen Erdboden geboren werden, wo mehr diese Kräfte wirken, die reden in Mitlauten. Also das hängt mit den ganzen Kräften des Weltenalls zusammen.<br>Und wie können wir denn irgend so etwas angeben? Nun, meine Herren, was wir da angeben, das müssen wir so einrichten, wie wir die Uhr anschauen. Wir müssen an die Arbeit gehen oder müssen fort¬gehen. Aber wir werden keinen Augenblick sagen: Jetzt ist es zuviel! Dieser verdammte große Zeiger, der ist ein gräßlicher Kerl, der peitscht mich jetzt zur Arbeit! - Das fällt uns gar nicht ein. Der Zeiger gibt uns an, wann wir zur Arbeit gehen sollen, aber wir werden ihm gar nicht die geringste Schuld oder Ursache beilegen. Nicht wahr, das tun wir doch nicht. Also der ist höchst unschuldig an der Sache.<br>Ebenso, meine Herren, können wir hier zur Sonne hinschauen und können sagen: Wenn wir hier stehen, so ist in einem gewissen Moment die Sonne, sagen wir, zum Beispiel vor dem Sternbilde des Widders. Da haben wir die Richtung, wo die starken Kräfte herwirken. Nicht der Widder ist es, aber der gibt uns die Richtung an, wo die starken Kräfte herwirken. Zu derselben Zeit steht hier ein Mensch. Für den kommt erst das so in Betracht: Wenn die Sonne hier herübergerückt ist (es wird gezeichnet), da steht sie hier, meinetwillen in der Jungfrau, im Stern¬bilde der Jungfrau. Aus der Richtung sind die schwachen Kräfte. Statt daß ich den ganzen Vorgang jetzt erzähle, kann ich also sagen: Wenn jemand in einer Gegend geboren ist, wo zu einer bestimmten Zeit, sagen wir, bei seiner Geburt, die Sonne im Sternbilde des Widders steht, dann lernt er mehr konsonantisch reden; wenn er geboren wird, wo die Sonne im Sternbilde der Jungfrau steht, dann lernt er mehr vokalisch, selbst¬lautend reden.<br>Also Sie sehen, ich kann den ganzen Tierkreis so im Sinne einer Uhr,
Eine weitere Frage ist, wie "organisch", wie urbildlich die Zurordnung des Produktiven zum hoch Organisierten, das Konsumptive zum nicht oder weniger organisierten ist. Kleinbetriebe sind doch auch produktiv? Schmundt will aber wohl auf das Typische hinaus, und dann mag sein Bild zutreffen. Es gibt in der Tat einen hoch organisierten Komplex in der Gesellschaft, Schmundt nennt ihn die Unternehmen, Arbeitkollektive, in ihrem Zusammenhang und demgegenüber Lebensgebiete, die solche Organisiertheit im Hinblick auf "Aufgaben", also produktive Tätigkeit, so nicht haben, wo aber der Aspekt des konsumptiven, des Produkteverbrauchs, hervorsticht<ref>Ein Vergleich mit dem sonst in den Sozialwissenschaften thematisierten Konflikt zwischen System und [[Lebenswelt]] liegt nahe, kann aber hier nicht weiter verfolgt werden. Man wird aber wohl, um eine "Kompatibilität" des Schmundtschen Gestaltbildes mit demjenigen Rudolf Steiners denken zu können (Schmundt behauptet ja sogar eine urbildliche Identität), das Geistesleben im Sinne der Bildungsinstitutionen usw. dem Konsum-, dem Haushaltsbereich zuschlagen müssen, also der Lebenswelt, der weniger oder möglichst gar nicht organisierten, oder ''anders'' organisierten Sphäre des sozialen Lebens. ("Organisation" ist ja im übrigen ein sehr unklarer, vieldeutiger Begriff, für den es unzählige Definitionen gibt.) Auch [[Benediktus Hardorp]], der sich mit seinem Unternehmensbegriff an der Seite Schmundts sieht, zieht nicht in Betracht, ob nicht die Bildungsinstitutionen aus dem Komplex der Großorganisiertheit herausgelöst sein müßten, um ein freies Geistesleben entfalten zu können. Die Unternehmen des Bildungsbereichs unterscheiden sich von denjenigen, die Waren für den Konsum herstellen, für ihn lediglich durch ihre Unternehmensziele, und durch die Art ihrer Finanzierung. Die Zuordnung der Schulen zum Bereich Geistesleben des dreigegliederten Organismus ergäbe sich "aus der Würdigung des Unternehmenszieles durch die soziale Umwelt. Diese Würdigung zeigt sich am deutlichsten und raschesten in der ''Art der Finanzierung'' dieses Unternehmens." (Hardorp: Anthroposophie und Dreigliederung, 1986, S 117.)</ref>. Man kann Schmundt auch darin folgen, daß dies eine wenn nicht notwendige Entwicklung, so doch durch die Gesamtentwicklung des sozialen Lebens seit Beginn der Neuzeit mit bedingte ist, nämlich als eine der Auswirkungen von Rationalisierung (in dem Sinne von Einsatz des rationalen, auch ökonomischen Denkens für die Organisation, das Management, die Sozialtechnologie). Man kann für den Organisierungsprozeß wohl nicht Rationalisierung mit Arbeitsteiligkeit gleichsetzen, aber sie drückt sich typischerweise in ihr (mit) aus.


[24]
Der Prozeß dieser Organisation und fortschreitenden Höherorganisation erzeugt eine Spannung zwischen dem Hochorganisierten und dem weniger oder nicht organisierten. Schmundt richtet nun das Augenmerk auf diese Spannung. Er sieht in ihr den Ansatzpunkt, wo der Mensch den gewordenen arbeitsteiligen Apparat gewissermaßen unter Kontrolle, in den Griff bekommen kann. Die Spannungsregulation ist nicht nur ein Mittel des Ausgleichs, sondern der Steuerung überhaupt, sie ist für Schmundt der Ansatzpunkt für die Gestaltung der Organisationen und des sozialen Organismus insgesamt, um sie von dem sozialtechnischen bürokratischen Level zu dem des Organischen anheben, umbilden zu können. Durch diese Umbildung wird dann auch die Tendenz der Verselbständigung, der Eigendynamik der Organisationen, deren Strukturen sich Gestaltungsversuchen oft verweigern, überwunden, und sie ordnen sich organisch, ökologisch gewissermaßen, dem Gesamtorganismus ein.


an der ich ablesen kann, was auf der Erde geschieht, benützen. Nur muß ich mir immer klar sein, daß nicht die Sternbilder da dies tun, sondern daß die Sternbilder zum Ablesen da sind. Daraus sehen Sie, daß der Tierkreis uns schon sehr viel sagen kann. Er kann uns soweit etwas sagen, daß wir daraus verstehen können, wie die Sprachen auf der Erde verschieden sind.<br>Wir können also durchaus sagen: Schauen wir auf die Erde. Denken wir uns, da ist die Erde, und da stellen wir uns einen Stuhl hin - es kann ja nicht sein, aber hypothetisch können wir es annehmen -, einen Stuhl ins Weltenall hinaus, schauen uns da an eine Art Sprachenkarte, die verschiedenen Sprachen auf Erden. Dann kriegen wir ein Bild. Und jetzt kehren wir den Stuhl um, jetzt gucken wir da in das Weltenall hinaus. Da kriegen wir ein Bild von den Sternen, und die entsprechen einander. Wenn einer so die südliche Hälfte der Erde anschauen würde und die Sprachen dort anschaute, und dann den Stuhl umkehrt und den südlichen Sternenhimmel anschaut, so ist der ganz anders, als wenn einer bezüglich der nördlichen Hälfte das macht. So daß einer den Sternenhimmel aufzeichnen könnte, und wer das studiert hat, diesen Zusammenhang, der kann angeben aus einem bestimmten Sternbilde, was unter diesem Sternbilde für eine Sprache üblich ist.<br>So sehen Sie also, daß gerade dann, wenn wir anfangen das geistige Leben des Menschen zu beobachten, also da, wo sich durch die Sprache sein Verstand ausbildet, wir hinaufsehen müssen in den Sternenhimmel, wenn wir etwas verstehen wollen. Auf Erden kriegen wir keinen Zu¬sammenhang. Sie können noch so sehr nachdenken, warum die Spra¬chen verschieden sind, und Sie kriegen keine Erklärung.<br>Sehen Sie, wenn Sie wissen wollen, was in Ihrem Bauch vor sich geht, müssen Sie den Erdboden fragen - das, was da drunten ist. Wenn in einer Gegend hauptsächlich Kohl gebaut wird, so werden Sie sich sagen kön¬nen: In dieser Gegend müssen fortwährend die getöteten Kohlfrüchte wiederum belebt werden. - Also wenn Sie wissen wollen, wie in einer Gegend ernährt wird, müssen Sie den Erdboden fragen. Wenn Sie wis¬sen wollen, wie in einer Gegend geatmet wird, da müssen Sie das fragen, was rundherum geschieht im Luftkreis. Und wenn Sie wissen wollen, was da drinnen in diesem Kasten, in dem Gehirnkasten vor sich geht,
Betrachtet man die genannte Spannung genauer, so kann man sie, wenn nicht vollständig, so doch zu einem wesentlichen, sehr relevanten Teil in das Geld gebannt finden.


[25]
{{LZ|In den Skizzen 1 und 2e, die auf das Gestalt-Urbild des sozialen Organismus hindeuten, wurde die Grundpolarität mit den Namen ''"Produktionsbereich"'' und ''"Konsumtionsbereich"'' gekennzeichnet. Die Namen verführen zu der Meinung, es sei damit allein das "Wirtschaftsleben" erfaßt.  "Produktionsbereich" meint das integrale Arbeitsfeld des sozialen Organismus, und dieser Bereich zeigt dann, wenn das Freiheitsprinzip gestaltbestimmend ist, drei relativ selbständige Funktionssysteme: das System der beratenden Kuratorien, das System der rechtsvereinbarenden Gremien, das System der assoziierten Arbeitskollektive. Der "Konsumtionsbereich" weist keine derartige Gliederung auf; die Gegebenheiten und Prozesse, die in ihm je mit dem Charakter des Geisteslebens, des Rechtslebens, des Wirtschaftslebens auftreten, zeigen sich ineinander verwoben und bilden keine makrosozialen Funktionssysteme.|Schmundt, Die Zeit und ihre sozialen Forderungen, S. 78}}


müssen Sie fragen, wie da draußen die Sterne stehen. Und so müssen Sie den Menschen eingliedern können in das ganze Weltenall. Und da wer¬den Sie sehen, daß es allerdings ein Aberglaube ist, wenn aus Über¬bleibseln von dem, was einmal Menschen gewußt haben, bloß gesagt wird: Wenn die Sonne im Widder steht, wird das und das bewirkt. -Das ist gar nichts. Aber wenn man den ganzen Zusammenhang kennt, dann hört die Sache auf, ein gewöhnlicher Aberglaube zu sein, dann wird sie Wissenschaft.<br>Und das ist dasjenige, was uns allmählich vom Verständnis der bloßen Umarbeitung der Stoffe bringt zu dem, was geschieht und was in Zusammenhang steht mit dem ganzen Weltenall draußen.
====== Das Geld als Werkzeug und Rechtstitel ======
== Horizontale und Vertikale Dreigliederung ==
Die in der Dreigliederungsliteratur dokumentierten Versuche, Wilhelm Schmundts Sichtweise mit derjenigen Rudolf Steiners vereinbaren zu können, sind zum Teil darauf hinauslaufend, unterschiedliche Perspektiven auf den ''einen'' Gegenstand in ihrer aufgrund der Perspektivität gegebenen Widersprüchlichkeit von dem Gegenstand selbst, und Widersprüchlichkeiten eines ''inneren'' Verständnisses dieses Gegenstandes, wodurch dieser als verschiedene, mehr oder weniger vereinbare Gegenstände erscheint, zu unterscheiden.
 
Es ist dies ein schwieriges Unterfangen, da das Soziale selbst eben diesen Unterschied von Perspektive und Gegenstand so nicht kennt. Es gehört zum Wesen des Sozialen, daß Perspektive, Sichtweise, Auffassung sich vergegenständlicht, realisiert, und umgekehrt der Gegenstand, das Reale einer Wandlung unterliegt, je nach dem, wie man es auffäßt und versteht, und wie man ja dann auch entsprechend handelt. In Diskussionen und Erörterungen bleibt dabei oft unklar, was nun einer unterschiedlichen Perspektive geschuldet ist, und was einer Rede von unterschiedlichen Gegenständen, von ''verschiedenen Thematiken'' bei ähnlichem Wortschall geschuldet ist.
 
{| class="wikitable center"
!
! Geistesleben
! Rechtsleben
! Wirtschaftsleben
|-
| Geistesleben
| Kreative Produktivität, Erziehung und Bildung
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|-
| Rechtsleben
|
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|
|-
| Wirtschaftsleben
| Konsumtionssphäre
| Geld
| Produktion von Waren und Dienstleistungen
|}
 
Nur ein Beispiel von Zuordnungsmöglichkeiten, um Perspektive und Gegenstand in einen "Kasten" zusammen zu bekommen. Es gibt auch einen dreidimensionales Modell von Alfred Groff<ref>Alfred Groff: "Ich bin" Tetranthropos, der bewusste Mensch. Transpersonale Weisheit, dreidimensionale Dreigliederung und integrale Politik, 2012, ISBN 3848225875</ref>. Der Kasten soll hier nicht weiter ausgefüllt werden, da die "richtige" Befüllung der Fächer doch wieder von Perspektive und Gegenstandsverständnis abhängt, es also auch unterschiedliche Befüllungen möglich sein können. Solche Kästen, es könnte auch ein dreidimensionaler, oder einer mit Viergliederung oder Vierdimensionalität sein, sind Hilfsmittel des Verstandes die Einheit und Differenz von Perspektive und Gegenstand sich darzustellen. Die Richtigkeit oder Brauchbarkeit solcher Modelle kann nur im wirklichen sozialen Leben, in der jeweiligen Lebenspraxis geprüft und bewährt werden. Das Schauen des Urbildes und ein privates Erlebnis der Stimmigkeit genügt nicht. Es muß daher auch eine Ansicht als bloße Ansicht, die Dreigliederungidee sei lediglich das Urbild in Gedanken, zurückgewiesen werden. Nur die konkrete Realisierung im sozialen Leben zeigt das Urbild in seiner wahren Gestalt.
 
== Rezeption ==
Nach einem zwanzigjährigen Studium des [[Nationalökonomie|nationalökonomischen]] Denkens von [[Rudolf Steiner]] veröffentlicht Schmundt im Jahr 1950 einen Aufsatz über die Wandlung des Kapitalbegriffs.<ref>Wilhelm Schmundt: ''Wandlung des Kapitalbegriffs.'' In: die drei. Zeitschrift für Anthroposophie in Wissenschaft, Kunst und sozialem Leben. Heft 2/1950, S. 95ff. (Text auf www.dreigliederung.de [http://www.dreigliederung.de/essays/1950-02-001.html Text]).</ref> Die Beschreibung eines meditativen Gedankenweges erzeugte Widerspruch, insbesondere seines Freundes Hans-Georg Schweppenhäuser. Zustimmung erhielt Schmundt von Rudolf Kreutzer, Fritz Götte, [[Folkert Wilken]] und Hunold Graf von Baudissin<ref>http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1131</ref>. Eine wirksame Rezeption begann jedoch erst ab 1972 durch den [[Achberger Kreis]], an dem sich auch [[Joseph Beuys]] beteiligte.<ref>[http://www.kulturzentrum-achberg.de/files/schliffka-2015-achberger-impuls.pdf Herbert Schliffka: ''Der Achberger Impuls.'']</ref> Auf dem Achberger Jahreskongreß 1973<ref>An dem Achberger Jahreskongress 1973 nahm auch Schweppenhäuser teil. Sein dort gehaltener Vortrag ist in der Veröffentlichung "Die organische Geldordnung" (2010/1975) abgedruckt.</ref> fand die entscheidende Begegnung mit Beuys statt, der danach die Schmundt'schen Arbeitsergebnisse übernahm und in sein Werk integrierte.
[[Joseph Beuys]] nannte ihn schließlich kurz vor seinem Tode "unseren großen Lehrer"<ref>Ulrich Rösch: ''Wilhelm Schmundt''. In: Bodo von Plato, Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biographischen Porträts, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003, S. 719 - 720</ref>. [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1017 Leif Holbaek-Hanssen] verfasste ein umfassendes wirtschaftswissenschaftliches Grundwerk in mehreren Bänden mit dem Schwerpunkt „Marketing“, in dem er die Forschungsergebnisse Wilhelm Schmundts in eigenständiger Weise rezipiert<ref>Metoder og modeller i markedsføringen 1 - 3, Tanum 1973 - 1976. Die Arbeiten Holbaek-Hanssens sind leider bisher nur größtenteils in norwegisch erschienen. (von dem 1., 3. und 4. Kap. von Teil 3 soll es eine deutsche Übersetzung als Manusskript geben. (S. Bausteine 4/80, S. 38).In Rappmann 1993: ''Die Kunst des sozialen Bauens'' findet sich in deutscher Übersetzung: "Urbildgedanken und Entwicklungsfähigkeit in den sozialen Bestrebungen", die Arbeit ''Et samfunn for menneskelig utvikling: bidrag til tenkningen om „Alternativ framtid“'', (Oslo 1984, ISBN 9788251818339, 88 S.) könne als sein "sozialwissenschaftliches Vermächtnis" (Forschungsstelle Kulturimpuls) angesehen werden. </ref>.
 
==Kritik==
{{LZ|Wilhelm Schmundt wollte die soziale Dreigliederung ''ins Rechte'' denken, und das ist ihm leider gelungen. Er hat nämlich alles, was Rudolf Steiner zum Wirtschaftsleben und zum Geld gesagt hat, so umgedeutet, daß es einen rechtlichen Charakter bekommen hat. Er konnte nur in solchen Kategorien wie Rechten und Pflichten denken und mußte die soziale Dreigliederung entsprechend amputieren.
 
Die verheerenden Folgen sieht man noch heute bei seinen Anhängern, die das Geld demokratisieren<ref>vgl. z.B. Lit: Andreas Schurack: Stüttgens Sünden, oder [[Thomas Mayer]]: [[http://www.eurorettung.org/fileadmin/media/Eurorettung/Regiogeld_OMNIBUS_6Seiten.pdf Regiogeld - Ein Schritt zur Demokratisierung des Geldes]], 2004 </ref> wollen, statt das Wirtschaftsleben durch die Schaffung von Assoziationen in die Lage zu versetzen, das Geld wieder an der Realwirtschaft zu koppeln.|<ref>http://www.dreigliederung.de/wilhelmschmundt/</ref>}}
 
Eine knappe Erläuterung der Auffassung Schmundts geben Wilfried Heidt und Ulrich Rösch im Vorwort zu: Wilhelm Schmundt: Revolution und Evolution - Auf dem Wege zu. einer Elementarlehre des sozialen Organismus. Band Nr. 3 der Reihe Wissenschaft;  Verlag edition dritter weg, Achberg 1973:
{{LZ|Im Prozeß des sozialen Gestaltwandels
hebt sich von diesem Wirtschaftsleben
das Rechtsleben, als ein gleichsam über
ihm stehendes Glied, mit einer spezifischen
Aufgabe ab. Die Wertströme des
Wirtschaftslebens - Fähigkeitswerte einerseits
und Konsumwerte andererseits -
werden durch das Geld, den Repräsentanten
des Rechtslebens, gelenkt. Arbeitsteilung
und Fremdversorgung, Produktion
und Konsumtion werden durch
das Geld in Rechtsbeziehung zueinander
gesetzt. Durch das Geld greift also das
Rechtssystem in umfassender Weise in
das Wirtschaftsgeschehen ein.|Revolution und Evolution: Vorwort}}
 
Das [[Geld]] soll also innerhalb des Wirtschaftslebens der Repräsentant des Rechtslebens sein - eine Ansicht und ein Gestaltungsvorschlag, den man so bei Rudolf Steiner nicht findet. Zudem soll dem Geld eine Lenkungsfunktion zukommen, "in umfassender Weise in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen". Das hört sich nach Steuerung der Wirtschaft durch das Rechtsleben an. (Auch von daher kommt der Vorwurf Schweppenhäusers an Schmundt, er vertrete eine Art Planwirtschaft<ref>vgl. z.B. Schweppenhäuser, Fallstudie 5, S. 44: "Schon vor Jahren und immer wieder habe ich WS darauf aufmerksam gemacht, daß seine Elementarlehre nicht den sozialen Organismus in "seiner Freiheitsgestalt", sondern in einer sozialistisch-kommunistischen Zwangsjacke darstellt. Das hat er in Dornach bestätigt und in Hannover freimütig ausgesprochen, sein Modell habe 'Ähnlichkeit mit dem kommunistischen System'."</ref>). Für Rudolf Steiner ist das Geld jedoch lediglich eine "wandelnde Buchhaltung". Die Geldzirkulation bildet in der Buchhaltung den Kreislauf Produktion - Handel - Konsum ab. Sie steuert ihn nicht. Der Erwerb einer Ware führt z.B zu einer Übergabe von Geld. Der Geldschein begründete nur den Anspruch, den Kauf zu tätigen. Durch die Übergang des Geldes an den Verkäufer geschieht ein Buchhaltungsvorgang: Nunmehr hält der Verkäufer eine Anweisung auf Ware in bestimmter Höhe in Händen und kann etwas kaufen. Dies alles sind lt. Rudolf Steiner rein wirtschaftliche Vorgänge. Rechtscharakter hat das Geld nur als Anweisung, Anspruch auf Warenbezug.
 
{{GZ|Aber das Geld wird - auch wenn der führende Handelsstaat England an der Goldwährung festhält - zunächst wenigstens im Inlandsverkehr eine andere Bedeutung erhalten. Es wird dasjenige, was heute dem Gelde anhaftet - daß es Ware ist -, das wird wegfallen. Dasjenige, was im Geldwesen vorliegen wird, wird nur eine Art wandelnde Buchhaltung sein über den Warenaustausch der dem Wirtschaftsgebiet angehörenden Menschen. Eine Art aufgeschriebener Guthaben wird man haben in dem, was man als Geldunterlage hat. Und ein Abstreichen dieser Guthaben wird stattfinden, wenn man irgend etwas erlangt, was man zu seinem Bedarf braucht. Eine Art Buchführung, wandelnder Buchführung wird das Geldwesen sein. Das Geld, das heute Ware ist und dessen Gegenwert, das Gold, ja nur eine Scheinware ist, das wird in Zukunft nicht mehr Ware sein.|337a|78f.}}
 
Aber sind solche Differenzen der Verständnisse oder der Gestaltungsvorhaben wirklich so gravierend, daß damit die soziale Dreigliederung, wie sie sich nach Schmundt ergibt, eine Fehldeutung, ein Mißverständnis der von Rudolf Steiner in die Welt gesetzten Idee samt seinen ersten anfänglichen Versuchen, die Dreigliederung des sozialen Organismus zu verwirklichen, wäre? Für einen sozialwissenschaftlichen Anspruch und Ansatz, nicht nur einfach theoretische Voraussetzungen zu machen, sondern in der Wirklichkeit des sozialen Lebens die Entstehungs- Lebens- und Entwicklungsbedingungen eines (heutigen) gesunden sozialen Organismus aufzusuchen, kann man den Forschungsansatz Schmundts und die von ihm vorgelegten Resultate eigentlich nur begrüßen, da sie eine allzu naive, dogmatische Herangehensweise an die Dreigliederungsidee, und ein nur vermeintliches Verstehen, was Rudolf Steiner mit der Dreigliederungsidee gemeint hatte, stoppen. So genügt es einem wissenschaftlichen Anspruch denn auch nicht, Schmundt nachzuweisen, daß sein Forschungsansatz und daraus gewonnene Erkenntnisse mit denen Steiners, und den ''eigenen im Sinne einer dogmatischen Nachbeterei'' nicht übereinstimmen.
 
Möglicherweise ist, um bei der angeführten Differenz zu bleiben, für eine Übergangszeit der Vorschlag Schmundts, von der staatlichen Ebene zunächst steuernd mittels des Geldes in die Wirtschaft einzugreifen, genau das richtige Vorgehen? Es kommt dies doch dem Kontrollbedürfnis des heutigen Bürgers entgegen, der endlich die wahre Demokratie verwirklicht wissen will. Die Vorstellung, daß man der Wirtschaft für ihre Selbstverwaltung auch die Geldhoheit, bzw. deren Abschaffung überlassen könne, überfordert vielleicht noch viele. Es hat sich ein großes Mißtrauen aufgebaut, was natürlich mit der heute noch herrschenden Wirtschaftslehre (sowohl Neoklassik als auch Marxismus) zusammenhängt, die das Egoismusprinzip mit wirtschaftlichem Handeln fest verkoppelte, als müsse es aufgrund der Natur des Menschen und dem Wesen des Ökonomischen so sein.<ref>vgl. auch Christoph Strawe: Bedürfnislohn oder Leistungslohn?, Rundbr. Sozialimpulse 1/94, S.7, [http://www.sozialimpulse.de/fileadmin/sozialimpulse/pdf/Beduerfnislohn_oder_Leistungslohn.pdf PDF]</ref><ref>Allerdings sehen die Vorschläge Rudolf Steiners auch vor, daß Kapital unverkäuflich ist und vom Geistesleben verwaltet wird, vgl. [[Kapitalneutralisierung]]. Dadurch könnten die größten Gefahren gebannt werden, die durch die Geldselbstverwaltung einer staatsunabhängigen globalisierten Wirtschaft entstehen könnten.
 
{{LZ|Statt die Geldpolitik für eine staatliche Aufgabe und die Kapitalzirkulation für eine Marktfrage zu halten, stellt Steiner alles auf den Kopf. Für die Währung soll die Weltwirtschaft selber verantwortlich sein. Das Kapital soll aber durch das Geistesleben übernommen werden und damit unverkäuflich werden. Schaut man sich die Gründe Steiners genauer an, so wird einem bald klar, daß das eine nicht ohne das andere geht. Eine Entstaatlichung der Wirtschaft kann man sich nur leisten, wenn der Kapitalmarkt gleichzeitig abgeschafft wird. Sonst kommt es zu einer Globalisierung, die nicht nur Weltwirtschaft meint, sondern auch Übermacht der Ökonomie, und daher zu Recht bekämpft werden muß. Diesen Zusammenhang haben die meisten Dreigliederer übersehen. Sie haben sich lieber darüber gestritten, ob das Geld eine Ware oder ein Recht ist. Viele schrecken nämlich davor, Geld und Währung zu den Aufgaben des Wirschaftslebens zu rechnen. Die soziale Dreigliederung ist ihnen doch zu radikal. Solche anthroposophischen Versuche, Geld und Währung doch beim Alten, nämlich beim Staat zu lassen, stützen sich meist darauf, daß Steiner aus dem Geld keine Ware wie die anderen machen will. Sie soll eine Ware besonderer Art werden. Dies heißt aber lange nicht, daß Steiner daraus ein Recht machen will, wie es zum Beispiel später Wilhelm Schmundt und Joseph Beuys gemacht haben. Staatliche Währungen koppeln sich nämlich von der realen Wirtschaft ab.|Sylvain Coiplet, Abschnitt Geld und Währung in: [www.dreigliederung.de/sammlungen/s04.html]}}
 
Die größten Schwierigkeiten liegen dabei wohl nicht einmal darin, mittels gesetzlichen Bestimmungen Kapitalhandel zu unterbinden und weitere Regelungen bezüglich des Erbrechts usw. international zu vereinbaren. Hierfür könnte es eine gemeinsame Linie der Staaten geben, wenn die nötige Einsicht, daß Kapital nicht handelbar sein darf, vorhanden wäre. Dann könnte man gegen Zuwiderhandlungen international vorgehen, wie heute gegen Korruption und andere Mißstände, für die ein Konsens hinsichtlich Schädlichkeit und Bekämpfungserfordernis gegeben ist. Aber diese Einsicht der Nichthandelbarkeit, bzw. der Schädlichkeit der Handelbarkeit von Arbeit, Boden und Kapital gibt es allgemein verbreitet erst ansatzweise hinsichtlich der Arbeit. Arbeit soll keine Ware sein. Die Unverkäuflichkeit von Kapital (z.B. in Form von Aktien) gehört nicht zu den Gemeinplätzen von Einsicht. Man denkt allenfalls an eine Einschränkung und Kontrolle des Kapitalverkehrs, aber auch wieder durch die Staaten, nicht durch das Geistesleben.
 
Man wird aber wohl ohnehin zunächst nach praktischen, kleineren Lösungen im Regionalen (global netzwerkartig) suchen müssen. Es gibt für die Kapitalneutralisierung Ansätze, wie z.B. Übertragung an eine Stiftung, die bei geltendem Recht schon funktionieren. Und andererseits gibt es die Möglichkeit zu regionalen Parallelwährungen, die allein von der Wirtschaft verwaltet werden. Praktische Erfahrungen mit der Umsetzung der Dreigliederung im Kleinen mögen letztlich größeren Wert für die Realisierung und Etablierung der Dreigliederungidee haben als große theoretische Entwürfe, Gesamtmodelle, von denen niemand weiß, wie sie sich realisieren lassen sollen und die daher als Utopie erscheinen.
 
Schmundts Modell versteht sich aber als das Ergebnis einer goetheanistischen phänomenologischen Forschung. Er forderte eine Revolutionierung der Begriffe. Es sollen Begriffe gebildet werden für die Erfassung der Wirklichkeit des Sozialen, dieses soll von innen aus sich selbst heraus verstanden werden. Die Dreigliederung des sozialen Organismus ist bei ihm als Ergebnis des Forschens gemeint, nicht als Voraussetzung. Nun weicht das Gesamtmodell als Forschungsergebnis bei ihm von demjenigen Steiners ab. Er kann gar nicht zugeben, daß das, was er sozialwissenschaftlich erforscht hat, darum falsch sein soll, weil es nicht mit allem übereinstimmt, was Rudolf Steiner über den sozialen Organismus gesagt hat. Um Schmundt zu widerlegen, muß man ihm in seiner phänomenologischen Arbeit folgen und ihm seine in ihr befindlichen Denk- oder Beobachtungsfehler nachweisen. Man wird diese finden können. Es mögen schon diese Axiome sein, die er seiner Forschung voraussetzt:
 
{{LZ|Das Gefüge des sozialen Organismus, wie es der heutigen Stufe des Menschentums entspricht, ergibt sich aus den zutage liegenden Phänomenen dann, wenn man drei axiomatische Gegebenheiten beachtet. »Axiome« meint hier Aussagen, welche unmittelbar einleuchten und im Rahmen der Soziologie keiner weiteren Begründung bedürfen. Es handelt sich um das Gestalt-Axiom, um das Demokratie-Axiom und um das Freiheits-Axiom. Das Gestalt-Axiom hat es mit der Gestalt des sozialen Organismus zu tun, wie sie sich von der Vergangenheit her in die Gegenwart herein entwickelt hat. Das Demokratie-Axiom umschließt das Fordern der Gleichheit im Rahmen zwischenmenschlicher Rechtsvereinbarungen. Das Freiheits-Axiom fordert das Erfüllen dessen, was aus der Zukunft auf die Kulturmenschheit zugekommen ist: Daß nämlich der erwachsene Mensch die Möglichkeit freien Handelns habe, - daß es heute keine andere Quelle fruchtbaren Handelns mehr gibt als die sich selbst bestimmende Individualität.|Schmundt, 1981}}
 
Das sind keine Axiome, sondern sehr voraussetzungsreiche Annahmen, und keineswegs solche von der Art, die unmittelbar einleuchten. Schon hier muß die Kritik einsetzen, eine immanente Krtik, die darauf verzichten kann, dogmatisch Schmundt entgegen zu halten, daß Steiner etwas anderes gesagt hatte, oder Steiner anders zu verstehen sei. Aber angenommen, es seien Ideen, Urbilder gemeint, Schmundt spricht ja später auch vom Gestalt-Urbild: Solche Urbilder enthalten geradezu alles, es sind keine Axiome. Vergleicht man diese Axiome Schmundts mit den vier Königen aus Goethes Märchen, ergibt sich folgendes:
Goethe: Gemischter König (Vergangenheit) - Goldener, silberner und ehener König (Zukunft). Schmundt: Gestalt-Axiom (Vergangenheit) - Demokratie-Axiom  - Freiheits-Axiom (Zukunft). Für den ehernen König gibt es bei Schmundt kein entsprechendes Axiom, seine Axiome entsprechen einer Dreiheit des gemischten, silbernen, und goldenen König.
 
Es ergeben sich im Anschluß an eine solche urbildliche Differenz zwischen der Steinerschen und der Schmundtschen Dreigliederung viele Fragen. Eine ist diese: Inwiefern ist der gemischte König in Goethes Märchen tatsächlich der sog. "Einheits''staat''", und was hat es mit diesem angeblichen [[Einheitsstaat]] eigentlich auf sich? Kann man heute noch von solch einem Einheits''staat'' sprechen, oder hat sich der gemischte König längst metamorphosiert zur Einheits''wirtschaft''? Hat Schmundt die drei befreiten bzw. zu befreienden Könige, den ehernen, silbernen und goldenen König nicht in einem historisch gewordenen Einheits''staat'' aufgesucht, sondern in der modernen ''Wirtschafts''gesellschaft, in der das Staats- und Rechtsleben bereits zum Überbau eines alles beherrschenden kapitalistischen Wirtschaftslebens heruntergekommen ist? (In eine ähnliche Richtung hat auch Herbert Witzenmann gedacht, mit seiner Ansicht, die Dreigliederung ließe sich nicht mehr so verwirklichen, wie es nach dem ersten Weltkrieg möglich gewesen wäre, man müsse innerhalb des Wirtschaftslebens nach einer Dreigliederung des sozialen Organismus suchen. (vgl. z.B. Witzenmann: Die organische Geldordnung, Seite 62ff., mit Berufung auf den Nationalökonomischen Kurs und der wohl etwas problematischen Annahme, schon 1922 habe Rudolf Steiner eine Dreigliederung i.S. der Kernpunkte nicht mehr für möglich gehalten: "Die institutionären Machtballungen und mit der Entschlossenheit des Stärkerechts ausgestatteten Gruppenegoismen unserer Zeit geben einer Erwartung, wie man sie damals hegen konnte, nicht mehr Raum. Auch Rudolf Steiner hat der bereits zu seiner Zeit entscheidend veränderten Lage Rechnung getragen. Sein sog. 'nationalökonomischer Kurs' ist der Beweis dafür." (S. 62) "Die erste Variante der Dreigliederungsidee entwickelte die sozialorganische Differenzierung und Integrierung von Menschengruppen innerhalb großer Gegenseitigkeitsgeflechte. Die neue Variante betrifft die Einordnung von Menschen und Menschengruppen in Kooperationssysteme beliebiger Größenordnung. Diese können sich daher auch innerhalb größerer sozialer Zusammenhänge anderer Art bilden." (S. 64)) Wenn der gemischte König längst schon kein Staat mehr ist, sondern totalitärer Kapitalismus, muß möglicherweise die Befreiung der Könige, die Verselbständigung, Selbstverwaltung von Rechtsleben und Geistesleben auf neue Art begriffen werden, - im Sinne Schmundts? Eine andere Frage ist die, ob nicht die schmundtianische Auffassung als eine Teilperspektive angesehen werden könnte, diejenige (oder als eine von möglichen derjenigen) von der Wirtschaft aus? Für die Wirtschaft sagt Rudolf Steiner, daß sich ihre Wirklichkeit je nach Standpunkt unterschiedlich darstelle, man könne deshalb nur gemeinsam im Austausch zu Erkenntnissen der Sachlage, und dann zu sachgerechtem wirtschaftlichen Handeln kommen (Vgl. z.B. hinsichtlich der Frage der Goldwährung GA 79, S. 250f.). Aus der Perspektive der Wirtschaft kommt es, so könnte man folgern, dann auch zu unterschiedlichen Sichtweisen, wie ihr Verhältnis zum Rechts- und Geistesleben zu gestalten sei? Und muß man dann nicht, wenn sich Vertreter der Wirtschaft und Vertreter des Rechtslebens einigen können sollen, auch demokratische Verfahrensweisen mit hinzunehmen, bzw. was demokratisch entschieden worden ist, oder zu entscheiden sein wird, berücksichtigen? </ref>
 
{{LZ|Die neue Elementarlehre von WS [Wilfried Schmundt] ist das Resultat von drei fundamentalen Fehlern. Die drei neuen Begriffe: die Dreigliederung des sozialen Organismus, die Assoziation als soziale Wirtschaftsgestaltung und das Schenkungsgeld sind originäre Begriffe bei Rudolf Steiner. Wissenschaftliche Exaktheit fordert, daß solche eindeutigen Begriffe nicht in unzutreffender Weise verwendet werden. Gerade das aber geschieht, wenn sich WS auf Rudolf Steiner beruft.|Schweppenhäuser: Fallstudien Heft 5, S. 107}}
 
Die Kritik Schweppenhäusers erweckt den Eindruck, daß Schmundts Dreigliederungslehre derart massive Differenzen zu derjenigen Steiners (bzw. wie Schweppenhäuser ihn versteht) hat, daß man nicht mehr von Interpretation der Steinerschen Ideen sprechen kann, sondern von einem (mehr oder weniger) eigenständigen Ansatz Schmundts sprechen muß, der nur Anleihen bei Steiner macht.
 
{{LZ|Auch WS spricht von Dreigliederung. Sein "Ur-Gestaltbild" des sozialen Organismus ist aber keine "horizontale" Dreigliederung im Sinne des Begriffes bei Rudolf Steiner. Unüberhörbar verkündet WS: Sein Urbild des sozialen Organismus ist Wirtschaftsleben schlechthin, auch da wo rein geistige und rein rechtliche Funktionen bestimmend für die sozialen Einrichtungen sind. Von einem autonomen, sich selbst verwaltenden Geistesleben ist bei WS nicht die Rede. Er erläutert (in einem Schreiben vom 17.9.80), was er als Geistesleben versteht: "Die 'beratenden Gremien' ('Kuratorien') sind nicht die 'Assoziationen' bei WS; vielmehr durchziehen sie das assoziative Wirtschaftsleben und vollziehen die Aufgabe des 'freien Geisteslebens', welches die Einsichten zustande bringt, 'die in der Gemeinschaft wirken sollen'. Bei WS wird so die Dreigliederung konkretisiert."
 
Die Dreigliederung ist bei Rudolf Steiner eindeutig durch die relative Selbständigkeit - Selbstverwaltung - der drei Gebiete definiert; WS mißbraucht diesen Begriff: irgendwo ist bei ihm auch Dreigliederung; aber sie ist (...) - in dem Überbau von Rechtsleben und Geistesleben über dem Wirtschaftsorganismus - unkonkret. Er verlangt, daß, wenn man diese "Kuratorien" als Geistesleben begreift, dann bei ihm die Dreigliederung "konkret" wird. Hier wird in unkorrekter Weise mit dem Begriff der Dreigliederung umgegangen. - Bei WS gibt es nur eine materielle "Kultur" - das Wirtschaftsleben ist diese "Kultur": "WS unterscheidet den 'sozialen Organismus' mit seinen drei Gliedern und das 'soziale Leben' mit seinen drei Kulturbereichen - jenen als Grundlage für dieses. HGS [Hans Georg Schweppenhäuser] (sprich Rudolf Steiner!) hat dieses nicht. So sieht WS das öffentliche Bildungswesen, das dem Geistbereich der Kultur angehört, zugleich im 'Tätigkeitsbereich' des sozialen Organismus, also in dessen 'Wirtschaftsleben'. Für HGS ist 'Geistesleben des sozialen Organismus' identisch mit 'Geistbereich der Kultur'."|Fallstudien 5, S. 107f.}}
 
Aber wenn Steiners Begrifflichkeit wirklich so eindeutig ist, wie Schweppenhäuser meint, dann verwundert es doch, daß solche gravierenden Auffassungsunterschiede zustande kommen konnten (und bis heute nicht ausgeräumt sind). Schmundt beharrte auf seinen Ansichten trotz der Kritik, und wurde zum Ideengeber der Achberger Dreigliederer. Durch Joseph Beuys ist dann nochmals eine zusätzliche Verwirrung eingetreten, als seine Idee der [[Soziale Plastik|sozialen Plastik]] eigentlich nur noch an die Erkenntnisfähigkeit und Gestaltungskraft des Einzelnen, bzw. auch Gemeinschaften, gemeinsames Erkennen und Gestalten, appelliert. Sein Spruch "Jeder Mensch ist ein Künstler" läßt sich transponieren in: "Alles ist soziale Plastik"<ref>Also ist auch der "[[gemischter König|gemischte König]]" soziale Plastik, oder etwa nicht? Man könnte die These aufstellen, daß die soziale Plastik die Auflösung des gemischten Königs sei. Dabei hätte die Auflösung eine doppelte Bedeutung: Sie wäre der Weg dorthin und sein Ergebnis. Diese These wird sich aber nicht halten lassen. Der gemischte König ist ebenfalls soziale Plastik, nicht nur in der alten Form des Einheitsstaats, sondern insbesondere auch in seinen vielen ''neuen'' Formen, die vorgeben, keine retardischen im Sinne der Figur des [[Retardus]] zu sein, sondern sich als progressive Neugestalten mit zumindest langfristiger Auflösungsqualität gerieren. Letztlich läßt sich jede soziale Plastik, der keine Auflösungsqualität zukommt (wer kann dies beurteilen?), als eine interpretieren, die auf dem Weg zu solcher Auflösung ist, oder den Weg zur Auflösung des gemischten Königs bzw. die Wegbereitung für den goldenen, silbernen und ehernen König, indirekt unterstützt und dergleichen. Um bei dem Bild zu bleiben, sieht Schweppenhäuser die soziale Plastik Schmundts als mißraten an, die drei Könige wären in Schmundts Lehre nicht vollständig (d.h. auch in ''richtiger'' Relation) befreit, sondern nur teils und auf falsche Weise, und in anderen Hinsichten wieder neu verquickt, vermischt.</ref>. Nimmt man noch verschiedene Viergliederungskonzepte ([[Johannes Heinrichs]], [[Michael Opielka]]) hinzu, möglicherweise auch [[Luhmann]]s Systemtheorie, sowie [[Habermas]] natürlich (Wirtschaft, Politik und Lebenswelt), ist das Disaster perfekt und man sieht sich genötigt, nochmals genauer zu studieren, was Rudolf Steiner eigentlich mit seiner Dreigliederungslehre gemeint hatte, - um dann die reine Lehre Rudolf Steiners zu vertreten, wie man sie selbst versteht, wie sie ''andere'' aber offenbar nicht verstehen können, oder nicht wollen.
 
Dabei hatte Rudolf Steiner zwar eine besondere Schwierigkeit gesehen, brauchbare Ideen für die Gestaltung des sozialen Lebens zu gewinnen, weil dafür höhere Erkenntnisfähigkeiten erforderlich seien. Wären diese Ideen aber in adäquater Sprache mitgeteilt, habe der "gesunde Menschenverstand" keine Probleme mit ihrem Verständnis:
 
{{GZ|Es ist ja heute so, daß dasjenige, was sozial fruchtbar ist an Ideen, eigentlich nur gefunden werden kann von den wenigen Menschen, welche sich gewisser spiritueller Fähigkeiten bedienen können, die die weitaus überwiegende Mehrzahl der Menschen heute nicht gebrauchen will, trotzdem sie in jeder Seele liegen. Aber diese wenigen, die werden sich die Aufgabe setzen müssen, dasjenige, was sie herausholen aus der geistigen Welt gerade mit Bezug auf soziale Ideen, mitzuteilen. Sie werden es übersetzen in die Sprache, in die eben die geistigen Wahrheiten, die in einer anderen Gestalt jenseits der Schwelle geschaut werden, übersetzt werden müssen, wenn sie populär werden sollen. Diejenigen, die aus der Initiation etwas wissen über soziale Ideen, werden die Verpflichtung haben, diese sozialen Ideen der Menschheit mitzuteilen, und die Menschheit wird sich entschließen müssen dazu, über die Sache nachzudenken. Und durch Nachdenken, bloß durch Nachdenken mit Hilfe des gesunden Menschenverstandes, wird schon das Richtige herauskommen.|185a|200f.}}
 
==Einzelnachweise==
 
<references />
 
==Werke (Auswahl)==
''"Vorläufer"''
*''Wandlung des Kapitalbegriffs'' In: Die Drei, Heft 2/1950, S. 95ff. (Text auf www.dreigliederung.de {{VT|16|http://www.dreigliederung.de/essays/1950-02-001.html|Text}})
*''Sozialwissenschaft als Gegenstand des Hauptunterrichts'', in: Erziehungskunst, Juni (Heft 6), 1959, S. 161 - 172, {{VT16|http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1950-1959/1959_Heft_6_Jg_23.pdf#4}}
 
''Grundwerk''
*''Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt'', (Studienmaterial der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft), Philosophisch-Anthroposophischer Vlg. am Goetheanum, Dornach 1977, (1. Aufl.: 1968, die erste Auflage enthält ein Geleitwort von Herbert Witzenmann, S. 5f.), (Neuauflage im FIU-Verlag, Wangen 1993 (3. Auflage))
*''Revolution und Evolution. Auf dem Weg zu einer Elementarlehre des sozialen Organismus'', hrsg. u. mit e. Vorw. vers. von [[Wilfried Heidt]] u. [[Ulrich Rösch]], 1973, ISBN 3-88103-020-4, [http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1970-1979/1975_01_Jg_39.pdf Rezension]
*''Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus. Durch Revolution der Begriffe zur Evolution der Gesellschaft'', Achberger Verlag, Achberg 1982 (Neuauflage 2003), ''(2. erw. und umgestaltete Auflage von "Revolution und Evolution. Auf dem Weg zu einer Elementarlehre des sozialen Organismus")'', (''Aufsatzsammlung, bearbeitet'')
*''Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze''. Über die Rechtsgrundlagen einer nachkapitalistischen, freien Unternehmensordnung >Entwurf einer Einführung<, Achberger Vlg., Achberg 1975, 2. erw. Aufl. 1980, {{VT|16|http://www.impuls21.net/pdf/schmundt-wirtschaftsgesetze.pdf|PDF}}, (kritische Rezension von [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=721 Boris Tullander] in: Bausteine 4/80, S. 46 - 56<ref>"Schumdt spricht stets von wesenhaften Begriffen und goetheanistischer Methode. Weder das eine noch das andere ist gültig für die Texte Schmundts. Seine Formulierungen werden gesteuert von abstrakten, selbstgemachten Worten, und nicht von Phänomenen, nicht von Begriffen. In der Schrift "Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze" wimmelt es von Worten und Ausdrücken, die nicht den Charakter von Begriffen, sondern von irgendwelchen ganz lose erfundenen Bezeichnungen haben. (...) Wo findet man ähnliches in der Nationalökonomie? Man findet es - im größten Ausmaße beim Mißbrauch der Mathematik. Der Mathematiker bestimmt nach seinem Gutachten die Variablen und setzt dafür Buchstaben, Symbole ein. 'Jeder Theoretiker hat seinen eigenen Begriffsapparat' - man charakterisiert es so. Nur sind die wirtschaftlichen Begriffe nicht nominalistisch wie die mathematischen, sondern realistisch. Wenn die Leute dann auf eigene Hand die Definitionen fabrizieren, entsteht eine heillose Sprachverwirrung. Es entsteht eine endlose Diskussion darüber, was jeder 'mit seinen Begriffen meint'. (Boris Tullander in: Bausteine 4/80, S. 54f.) Auch wenn man als Schmundtianer Tullander entgegen halten könnte, er habe Schmundt eben nicht verstanden, bleibt zumindest richtig, folgt man der Ansicht Rudolf Steiners, im Wirtschaftsleben komme es auf Verständigung und ''gemeinsame'' Erkenntnisse an, daß eine gemeinsame Sprache nötig ist, mit klaren Wortbedeutungen, die allgemein bekannt sind und gelten. Es ist schon schwer genug, zu verstehen, was Rudolf Steiner mit "Assoziation" meinte. Wohin soll es dann führen, wenn die verschiedensten Varianten der Wortbedeutung von "Assoziation" in Kurs kommen, ohne daß diese klar in ihrer Differenz zur Steinerschen Bedeutung expliziert sind, oder explizierbar sind. Entweder sollte man dazu stehen, daß man unter Assoziation das gleiche verstehen will wie Steiner (dann läßt sich das untersuchen und ein Verständnis eventuell kritisieren), oder aber man sollte, wenn man einen abweichenden Gegenstand vor Augen hat, wenn das "Phänomen" different ist, ein anderes Wort verwenden. Dies gilt auch für ganze Komplexe von Phänomenen: Wenn diese in ihrer Gesamtheit einen spezifischen differenten Gegenstand ausmachen, verbietet sich die beliebige Übernahme von Bezeichnungen, die aus einem anderen Kontext stammen, da der differente Gegenstand dann in der Auffassung mit dem fremden Kontext verschwimmt.</ref>)
 
''Einzelausgaben, Aspekte, Erläuterung, Vertiefung und Fortführung''
*''Zum Kriterium des Wirklichkeitsgemäßen auf goetheanistischem Erkenntnisfelde'', Math.-Phys. Korrespondenz Nr. 38, Weihn. 1962, S.3-7
*''Physikalische Miniaturen. Ein Gedankenweg zum Bilden wirklichkeitsgemaBer Begriffe im Reich der Physik'', Sonderheft der Mathematische-Physikalischen Korrespondenz, 1971, Vorwort Georg Unger, Hrsg: Mathematisch-Physikalisches Institut
*''Ausblick auf eine Elementarlehre des dreigliedrigen sozialen Organismus'', Manuskript 1971, 30 S., Lehr-Kurs, basiert auf "Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt", {{VT|16|http://www.sozialimpuls.info/assets/pdf/Schmundt-Ausblick.pdf|PDF}}, auch enthalten in: Lit: ''Erkenntnisübungen'', S. 51 - 75
*''Das Unternehmerkapital im sozialen Organismus'', in:  Die Drei, 07-8/1975, (Text auf www.dreigliederung.de {{VT|16|http://www.dreigliederung.de/essays/1975-07-001.html|Text}}), auch in: Lit.: ''Erkenntnisübungen'', S. 204 - 211
*''Die Zeit und ihre sozialen Forderungen'', in Stefan Leber (Hrsg.): Der Mensch in der Gesellschaft, Beiträge zur Anthroposophie 2, 1977, Verlag Freies Geistesleben, ISBN 3772504027, S. 65 - 80
*''Drei Quellen zum Erfüllen des sozialen Hauptgesetzes'', erschienen in: Das Goetheanum, Nr. 32, 6.8.1978, ebenso in: "Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Achberger Verlag, 1982 und 2003", S. 184 - 188 {{VT|16|http://www.sozialimpuls.info/assets/pdf/Schmundt-SHG-1978.pdf|PDF}}
*''Eine Kurzbeschreibung des "Gestalt-Urbildes" des sozialen Organismus. Möglicher Beitrag zu dem Seminar im Institut für soziale Gegenwartsfragen am 8./9. März 1980 zum Thema Geld'', in: Schweppenhäuser, Fallstudie 5, S. 54 -  58, (Darstellung des Urbildes der Elementarlehre in konzentrierter Form, Schmundt nahm an dem Seminar nicht teil)
*''Elementarlehre des sozialen Organismus'', in: Reinhard Giese: ''Sozial handeln - aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute'', Verlag Reinhard Giese, Rabel 1980, ISBN 3922683010, S. 73 - 81
*''Eine Elementarlehre des sozialen Organismus. Wie kann man sie begründen - was vermag sie zu leisten?'',  Die Drei, 05/1981, S.345-354, {{VT|16|http://www.dreigliederung.de/essays/1981-05-001.html|Text}}, auch in Lit: ''Erkenntnisübungen'', S. 33 - 49
*''Die Elementarlehre des sozialen Organismus als Grundlage politischen Wirkens. Oder: Über die Kunst des sozialen Bauens'', in: Lit: Rainer Rappmann (Hrsg.): Die Kunst des sozialen Bauens, S. 97 - 110, (zuerst 1981 in Johannes Stüttgen (Hrsg.): Similia Similibus, Köln 1981)
*''Der soziale Organismus und das Soziale Hauptgesetz'', in: Das Soziale Hauptgesetz, Verlag Freies Geistesleben, 1986 (Reihe Sozialwissenschaftliches Forum Bd. 1, Herausgeber Stefan Leber), S. 54 - 64, ISBN 3772508596, {{VT|16|http://www.sozialimpuls.info/Assets/PDF_Dateien/Schmundt-1986-Soziales-Hauptgesetz.pdf|PDF}}
*''Der Typus der sozialen Organismen'', in: Lit.: Die Kunst es sozialen Bauens, S. 85 - 90, (Ein Entwurf aus dem Jahre 1986, in Form eines fiktiven Interviews)
*''Zwei Grundprobleme des 20. Jahrhunderts. Die Materie und ihr Ursprung. Der Soziale Organismus und sein Krankheitszustand'', Freie Volkshochschule Argental, Wangen 1988, ISBN 3-926673-06-0, ''("Der Autor hat es in hohem Alter ... unternommen, in zwei zusammenfassenden, äußerst dichten Abhandlungen dasjenige zur Darstellung zu bringen, was sich ihm in langen Jahren seines Forschens ergeben, begründet und befestigt hat. (...) Methodisch geht diese Arbeit ... den Weg der goetheanistischen Erkenntnistheorie." (Bernd Volk, Flensburger Hefte Nr. 25, S. 218). "Die Materie und ihr Ursprung" ist eine Arbeit zur Physik. Das Buch enthält außerdem als 3. Teil eine biographische Skizze in Gesprächsform.)''
*''Die Aufgabe Mitteleuropas. Die Lehre vom sozialen Organismus in seiner Freiheitsgestalt als Brückenschlag zwischen Ost und West'', FIU-Verlag, Wangen 1997, ISBN 3-928780-16-6, (2 Vorträge vom 28. und 29. Dezember 1981)
*''Denkschritte - Auf dem Weg zur Idee des sozialen Organismus'', FIU-Verlag, Wangen 1999, (Buch inkl. CD mit Original-Vortrag von Wilhelm Schmundt (72,5 min.) über seinen Lebens- und Forschungsweg, gehalten am 31. Dezember 1976 im Internationalen Kulturzentrum Achberg.), ISBN 9783928780216, {{IT|16|http://fiu-verlag.com/denkschritte|Verlagsauskunft}} , (''Auszüge aus Schmundts Bericht über seinen Lebens- und Forschungsweg sind auch in Lit: Die Kunst des sozialen Bauens enthalten, 1993, unter dem Titel: Auf dem Wege zur Idee des sozialen Organismus. Ein Wanderbericht, S. 111 - 129, mit zahlr. Fotos'')
*''Neuanfänge'', in: Erziehungskunst Nr. 9, Jg. 41, 1977, S. 447f., {{VT16|http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1970-1979/1977_Jg_41_09.pdf#17}} ''(Biographisches, Schmundt als Waldorflehrer)''
*''Rudolf Steiners Erkenntnistheorie für die Chemie fruchtbar gemacht. Gerhard Ott: Grundriß einer Chemie nach phänomenologischer Methode'', Rezension, in: Erziehungskunst, Jg. 25, Heft 6 1961, {{VT16|http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1960-1967/1961_H_6_Jg_25.pdf#25}}
*''Zeichen der Zeit. Über das Wesen der mathematischen Naturwissenschaft'', Rezension zu: A.E. Kornmüller: "Zur Beziehung zwischen Psyche, Gehirn und Natur im Zusammenhang mit dem Naturbild der modernen Physik", in: Erziehungskunst, Jg. 21, 1957, Heft 5, S. 154 - 156, {{VT16|http://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/1950-1959/1957_Heft_5_Jg_21.pdf#28}}
 
== Nachweise, Anmerkungen ==
<references />
 
==Literatur==
 
* [[Rainer Rappmann]] (Hrsg): ''Die Kunst des sozialen Bauens''. Beiträge zu Wilhelm Schmundt, mit Beiträgen von Wilhelm Schmundt, Rainer Rappmann (Einführung), Johannes Stüttgen, Ulrich Rösch, Leif Holbaek-Hanssen, Bernd Volk, Frank Meyer, Günther Lierschof, FIU-Verlag, Wangen 1993
* [[Rainer Rappmann]] (Hrsg.): ''Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt. Vier Leben für Freiheit, Demokratie und Sozialismus'', FIU-Verlag, Wangen 1996
* [[Johannes Stüttgen]]: ''Ökonomie/Wirtschaftsleben''. In: Harald Szeemann (Hrsg.): Beuysnobiscum, Fundus/Vlg. der Kunst, Amsterdam; Dresden 1997, S. 269 - 281
* [[Hans Georg Schweppenhäuser]]: ''Die soziale Dreigliederung von Rudolf Steiner und die Elementarlehre des sozialen Organismus von Wilhelm Schmundt. Fallstudien Heft 5.'', Freiburg 1980, 122 S., [http://anthrowiki.at/images/3/3f/Hgs-fallstudien5-inh-verz.pdf Inhaltsverzeichnis]
* Hans Georg Schweppenhäuser: ''Die Elementarlehre von Wilhelm Schmundt. - Ein Briefwechsel als Dokumentation über eine Kontroverse zur sozialen Dreigliederung. Fallstudien. Heft 6a und 6b.'', Freiburg 1981, 116 und 100 S.
*Hans Georg Schweppenhäuser: ''"Fähigkeiten"- oder "Erfahrungs"- Wirtschaft?'', Bausteine, 4.Jg., 4/1980, S.40-45, (Zur Kontroverse Schmundt Schweppenhäuser)
*Redaktion (Reinhard Giese): ''Zitate Rudolf Steiners und Hans Georg Schweppenhäusers mit Erläuterungen zum Thema'', in: Beiträge zur Dreigliederung des sozialen Organismus, 24.Jg., Nr.36, Dez.1983, S.13-33, Thema: ''Zur assoziativen Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. In Memoriam Hans Georg Schweppenhäuser'', (''enthält einen Exkurs zur Kontroverse Schweppenhäuser - Schmundt S. 23 - 25, in dem insbesondere auf den Begriff der [[Assoziation (Wirtschaft)|Assoziation]] eingegangen wird. Schmundt und im Anschluß auch [[Ulrich Rösch]] und [[Benediktus Hardorp]]<ref>vgl. z.B. Hardorp: Anthroposophie und Dreigliederung, wo Hardorp S. 91ff. Schmundts "Gestaltbild" ohne den leisesten Anflug von kritischer Distanz übernimmt, und zu einer Beschreibung der Assoziation übergeht, in der die Konsumentenseite nicht vorkommt. Hardorp identifiziert diese schmundtische Auffassung von Assoziation mit derjenigen Steiners (S. 95), verweist für seinen eigenen Assoziationsbegriff allerdings auch auf seine Dissertation "Elemente einer Neubestimmung ...(S. 277ff.)"  und auf [[Wolfgang Latrille|Latrille]]. "Assoziation" sei: "ein soziales Organ, das es möglich macht, Sachgegebenheiten und Gestaltungsmöglichkeiten einer gegebenen sozialen Lage in gemeinsamer Urteilsbildung der Beteiligten zu gemeinsamer Urteilsschau verfügbar zu machen, um so ein sinnvolles Handeln aller an diesem Wirtschaftsprozeß Beteiligten möglich zu machen." (Mit Wirtschaftsprozeß ist der Produktionsprozeß in Arbeitskollektven gemeint. Konsumenten, die einen Bedarf im Hinblick auf eine bedarfsorientierte Produktion geltend machen, kommen nicht vor.) "Das Wesen dessen, was in der anthroposophischen Literatur zur Dreigliederung als Assoziation geschildert worden ist, scheint uns damit auf den entscheidenden Punkt gebracht zu sein." (96f.) Dabei bringt Hardorp in keiner Weise auch nur andeutungsweise zum Ausdruck, daß in der anthroposophischen Literatur und von ihm selbst von dem Steinerschen Assoziationsbegriff abgewichen werde. Man glaubt mit "Assoziation" dasselbe zu meinen, was Rudolf Steiner mit dem Begriff gemeint hatte.</ref>u.a. würden einen Assoziationsbegriff zugrundelegen, der von demjenigen Steiners und Schweppenhäusers abweiche, mit auch Konsequenzen für die dann unterschiedliche Gesamtauffassung der sozialen Dreigliederungidee, die von derjenigen Steiners und Schweppenhäusers abweichen würde, obwohl manchmal nach dem Wortlaut der Darlegungen eine Übereinstimmung scheinbar gegeben ist.'')
*Andreas Schurack: ''Stüttgens Sünden wider die soziale Dreigliederung'', 2014, [http://www.dreigliederung.de/essays/2014-07-002.html Text], [http://blog.dreigliederung.de/2014/07/stuettgen-soziale-dreigliederung.html Ein Kommentar]
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=721 Boris Tullander]: ''Bedauerliche Blätter'', in: Jedermensch Nr. 648, Herbst 2008, {{VT16|http://www.jedermensch.net/jedermensch648_web.pdf#15}}
*[[Herbert Witzenmann]]: ''Zum Geleit'', in: Schmundt: Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, 1. Aufl. 1968, S. 5f. (Dieses Geleitwort ist nur in der 1. Auflage enthalten. Ersetzt in der zweiten Auflage 1977 durch eine Widmung an bzw. Hinweis auf Hunold Graf v. Baudissin und Prof. Adolf Reichwein, und eine leere Seite)
*[[Benediktus Hardorp]]: ''Anthroposophie und Dreigliederung. Das soziale Leben als Entwicklungsfeld des Menschen'', Verlag Freies Geistesleben, 1986, ISBN 3772508731, {{IT|16|http://anthrowiki.at/images/a/a6/Hardorp-3gl.pdf|Inhaltsverzeichnis}}
 
== Nachweise, Anmerkungen ==
<references />
 
==Weblinks==
 
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1131 Forschungsstelle Kulturimpuls zu ''Wilhelm Schmundt'']
*[http://fiu-verlag.com/die-demokratische-bank-dvd/ Verein Soziale Skulptur (Hg.): ''Die demokratische Bank'' (DVD)]
 
 
 
[[Kategorie:Mann]][[Kategorie:Anthroposoph]][[Kategorie:Autor]][[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Sozialwissenschaftler]][[Kategorie:Soziale Dreigliederung (Person)]]
{{wikipedia}}

Version vom 9. August 2016, 12:44 Uhr

Wilhelm Schmundt

Wilhelm Schmundt (* 10.1.1898 in Metz/Lothringen, † 23.4.1992 in Hannover) war ein deutscher Unternehmer, Ingenieur, Sozialwissenschaftler, Waldorflehrer und Anthroposoph.

Leben

Wilhelm Schmundt wurde im damals deutschen Metz in eine ostpreußische Offiziersfamilie hineingeboren und durchlebte eine unbeschwerte Kindheit und Jugend. Mit 17 Jahren kam er zum Militär. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst begann er noch 1918 ein Studium an der TH Berlin-Charlottenburg. Durch Kommilitonen gewann er Anschluß an die Jugendbewegung der Wandervögel. Dort wurde viel gelesen und diskutiert. Auch Rudolf Steiners Werk "Die Kernpunkte der sozialen Frage" fand dort Beachtung. Nach dem Diplom-Abschluß des Studiums blieb Wilhelm Schmundt noch für zwei Jahre als Assistent am Institut für Physik an der Technischen Hochschule.

1926 besuchte er das erste Mal das Goetheanum anläßlich einer Tagung der Jugendsektion.

Rundbriefe, die Ende der 20er Jahre von Bernhard Behrens (Hamburg) verschickt worden waren, weckten bei Wilhelm Schmundt das Interesse sich mit Fragen des Geldes und des Kapitals aus anthroposophischer Sicht zu beschäftigen.

Wilhelm Schmundt machte Karriere beim Ostpreußenwerk und gründete eine Familie. 1940 lernte er den in der Elektrizitätsversorgung Schleswig-Holsteins tätigen Anthroposophen Hans-Georg Schweppenhäuser kennen, woraus sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte.

Auf Bitten von Wolfgang Rudolph übernahm Wilhelm Schmundt nach Ende des 2. Weltkrieges eine Lehrtätigkeit an der Freien Waldorfschule Hannover in den Fächern Mathematik und Physik. Er war bis zu seiner Pensionierung 1965 als Lehrer tätig.

Seit 1950 widmete er sich in Aufsätzen und Studien der Sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners. Auf dem Achberger Jahreskongreß 1973 fand die entscheidende Begegnung mit Joseph Beuys statt, der danach die Schmundt'schen Arbeitsergebnisse übernahm und in sein Werk integrierte. Joseph Beuys nannte ihn schließlich kurz vor seinem Tode "unseren großen Lehrer"[1].

Wilhelm Schmundt entfaltete nun eine rege Reise- und Vortragstätigkeit bis in das hohe Alter hinein und publizierte seine entscheidenden Schriften.

Am 23.4.1992 starb er, mittlerweile zurückgezogen von der Öffentlichkeit, in einem anthroposophischen Altersheim.

Ein Wilhelm Schmundt-Archiv wird in Wangen im Allgäu von Bernd Volk verwaltet[2].

Werk

Schmundts Elementarlehre des sozialen Organismus versteht sich als eine Darstellung der fundamentalen gesamtgesellschaftlichen Ordnungs- und Funktionszusammenhänge.[3]

Die goethanistisch phänomenologische Methode

Schmundt charakterisiert das von ihm angewandte Forschungsverfahren 1980 folgendermaßen:

„Von vorherein steht gar nicht zu erwarten, daß die Methode, welche zum Erkennen des sozialen Organismus als einer begrifflich zu fassenden Ganzheit führt, eine andere sein kann als die des »Goetheanismus«. Dieses Erkenntnisverfahren läßt sich so charakterisieren: es wahrt die Strenge der positivistischen Wissenschaften, aber - über den Kantianismus hinausschreitend - stellt es zugleich die Frage nach dem Wesen. Der Erkenntnisprozeß geht von den Sinneserscheinungen aus, sucht einen ersten Begriff, mit welchem sich das Ganze des zu Erforschenden fassen läßt, geht mit ihm wiederum in die Erscheinungen hinein, ihn realisierend und modifizierend, und gelangt im Fortschreiten zuletzt zur »Idee« des Ganzen, die im denkenden Anschauen mit dem Charakter des Realen, des in sich selbst Gründenden, erfahren wird. Im Umgehen mit solcher Idee erweist sie sich durch ihre Fruchtbarkeit als wirklichkeitsgemäß.

Im folgenden soll ein Gedankenweg gegangen werden, der zu dem Begriff des sozialen Organismus führt. Jeder einzelne Schritt dieses Weges zeigt sich als gewichtig und fordert auf, ihn durch mannigfache Erfahrungen zu beleben und zu bestätigen. Auch wird man bemerken, daß das Gehen des Weges ein ziemliches Maß an Unbefangenheit voraussetzt.“ (Lit.: Schmundt: Elementarlehre des sozialen Organismus, in Giese: Sozial handeln, S. 73)

Die Frage, ob dies die goetheanistische Methode zutreffend beschreibt, außen vor gelassen, scheint eine Art hermeneutisches Vorgehen, ein mehrmaliges qualitatives Induzieren und Deduzieren, bis die reine Idee gewonnen ist, ein Bestandteil des methodischen Vorgehens Schmundts zu sein. Als Kriterium dafür, daß die gewonnene Idee auch die wahre ist, wird deren "Fruchtbarkeit" angeführt.

Weiter sagt Schmundt in dem Aufsatz, aus dem zitiert wurde abschließend:

„Warum diese Lehre [die Elementarlehre des sozialen Organismus] in manchen, vom Verfasser geschätzten, maßgebenden Kreisen bislang wenig Eingang fand, hat etwas Rätselhaftes. Man wird die Erklärung dieses Rätselhaften in den Tiefenschichten schicksalhafter Zusammenhänge suchen müssen und wohl auch darin, daß das Zeitnotwendige goethescher Erkenntnisart auf dem Felde der Sozialwissenschaft noch wenig bemerkt wird.“ (Lit.: e.d., S. 78)

Andere Sozialwissenschaftler seiner Zeit wie Hans Georg Schweppenhäuser, der vermutlich angesprochen ist, verwendeten also offenbar die goetheanistische Methode, nach Schmundt die einzig mögliche, noch nicht, und hatten auch noch nicht die Einsicht, daß dies nötig sei, und mußten dann auch zu unzureichenden Erkenntnissen über den "sozialen Organismus" kommen, dessen Urbild Schmundt zu schauen vermochte. Und diese Kreise hatten auch nicht das Vermögen, das von Schmundt entdeckte Urbild dann wenigstens zu übernehmen und mit ihm weiter zu arbeiten, wie es jedoch Joseph Beuys vermochte:

„Als ein eigenartiges Phänomen sei erwähnt, daß Joseph Beuys, der bekannte Düsseldorfer Bildhauer, als er vor Jahren mit dem, was hier als Elementarlehre des sozialen Organismus geschildert ist, bekannt wurde, diese sogleich, souverän in ihr waltend, in die Grundlagen seines volkspädagogischen Wirkens aufnahm.“ (Lit.: e.d., S. 81, Fußnote)

Der soziale Organismus

„Es gehört ... zu den Grundeinsichten ..., daß es einen "sozialen Organismus gibt, daß er eine - freilich noch weitgehend unbekannte - Wirklichkeit ist. Er liegt dem sozialen Leben so zugrunde wie der Leibesorganismus des Menschen seinem Seelenleben. Entdeckt wurde er von Rudolf Steiner in den Monaten um die Jahreswende 1918/19, mitgeteilt wurde diese Entdeckung von ihm in der Schrift "Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft. (...) Zur Gesundheit dieses Organismus gehört, daß er seinem Wesen nach entsprechend dreigliederig gestaltet sein muß. Die wesentlichen Gedanken, die dazu führen können, ein Ideenbild des sozialen Organismus zu gewinnen, sollen im Folgenden dargestellt werden.“ (Lit.: Zwei Grundprobleme, S. 49)

Schmundt macht zunächst geltend, daß sein Ideenbild des sozialen Organismus dasjenige ist, das Rudolf Steiner in seinen "Kernpunkten" schildert. Der soziale Organismus soll dem sozialen Leben so zugrunde liegen, wie der Leib des Menschen seinem Seelenleben zugrunde liegt. Es wird von Schmundt unterschieden zwischen dem sozialen Organismus und dem sozialen Leben, wie zwischen Seele und Leib. Dabei ist fraglich, ob diese Unterscheidung so auch von Steiner vorgenommen wurde[4].

Rudolf Steiner ordnete das öffentliche Leben dem sozialen Organismus zu, das öffentliche Leben solle sich in drei sich selbst verwaltende Glieder Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben scheiden. Eine Unterscheidung zwischen Privatheit und Öffentlichkeit ist zunächst nicht ohne weiteres mit einer Unterscheidung von sozialem Leben und sozialem Organismus als der "Leiblichkeit" des sozialen Lebens gleichzusetzen.

Weiter sieht Schmundt den sozialen Organismus auch in seinem Krankheitszustand als lebend an. Demgegenüber könnte man sich vorstellen, daß ein kranker sozialer Organismus insoweit nicht lebt, als er krank ist. Krank würde bedeuten: unorganisch, unlebendig, also nicht das lebendige Urbild des sozialen Organismus im realen Leben zum Ausdruck bringend. Doch gibt es nach Schmundt diesen Organismus insofern er noch nicht dreigegliedert ist, dennoch als einen kranken, der lebt, insofern er an seinem Urbild auch als kranker (schon oder noch) teilhat. Solche Unklarheiten sind jedoch unvermeidlich dem Lebensbegriff und Organismusbegriff selbst geschuldet. Man spricht vom sozialen Leben, als wäre es ein organisches wie das pflanzliche, tierische und menschliche Leben. Gemeint ist aber, daß im sozialen Leben lebendige Gedanken walten: dadurch ist das soziale "Leben" lebendig und gesund. Das Urbild des sozialen Organismus ist als Idee (im ideenrealistischen Sinne) ein lebendiges. Das soziale Leben ist in seiner Auffassung mit lebendigen Gedanken ein lebendes gesundes Leben, in Auffassung mit toten, abstrakten Gedanken ein unlebendiges, krankes, totes Leben.

Sozialer Organismus ist Organismus, durch die lebendige, organische Auffassung des Sozialen. Das Leben liegt in den Gedanken, im Geistigen. Daher fordert Schmundt auch konsequent eine "Revolutionierung" der Begriffe. Denn aus diesen zu gewinnenden, lebendigen, gesunden Gedanken (aus dem Urbild heraus) erhält das soziale Leben seine innere Lebendigkeit, ist es erst wirklich Organismus, im Unterschied zu mechanischen, sozialtechnischen Vorgängen, wie sie z.B. bürokratischen Vorgängen zu grunde liegen, die als tote angesehen werden müssen, aber in etwa wie ein Knochenskelett, sich in den Gesamtorganismus sinnvoll und mit notwendiger Funktion einfügen.

Produktion und Konsumtion

Der Gedankengang, den Schmundt vorschlägt zu gehen, um schließlich zum Innewerden des Urbildes des sozialen Organismus zu führen, beginnt mit der in der Art der Grenzführung reichlich umstrittenen Zweiteilung des Wirtschaftslebens in die Konsumptions- und Produktionssphäre. Schmundt nimmt scheinbar willkürliche Zuordnungen vor, Schulen etwa wären Unternehmen, Arbeitskollektive, und kleine Handwerksbetriebe wären dem Konsumptionsbereich zuzuordnen, wie auch die freien Berufe Rechtsanswalt und dergleichen.

„Wohl aber gibt es im heutigen Wirtschaftsleben eine Tatsache, die geeignet ist, Produktion und Konsumtion je als Gesamtbereiche des Wirtschaftslebens einander gegenüberzustellen und einander zuzuordnen: Das ist die durchgehende Arbeitsteiligkeit. Mit dieser Tatsache kann man einen greifbaren Charakterunterschied fassen, der es erlaubt, zwei einander polar zugeordnete Bereiche des Wirtschaftslebens zu unterscheiden: den Bereich der Konsumtion mit dem privatwirtschaftlichen Charakter der "Haushalte" und den Bereich der Produktion mit dem Charakter des Arbeitsteiligen.“ (Lit.: e.d., S. 49f.)

Wie kommt Schmundt zu diesen Zuordnungen? Ein Verständnisansatz könnte darin bestehen, die Rede der heutigen Soziologie von einer durchgängigen Organisationsgesellschaft heranzuziehen. Die Schmundtschen Unternehmen, Arbeitskollektive sind die Organisationen der Gesellschaft ab einer gewissen Größenordnung. Man kennt z.B. das Phänomen, daß alternative Betriebe, solange sie klein sind, oft ganz gut ihre idealen Vorstellungen guten Wirtschaftens hinsichtlich Kollegialität, flachen Hierachien, Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit usw. verwirklichen können, solange sie eben klein, mit wenigen Mitarbeitern nur, tätig sind. Aber ab einer gewissen Größe wird es formeller, es bilden sich organisatorische Strukturen, die ein Eigenleben entwickeln, denen sich dann die Alternativbetriebler ausgeliefert fühlen. Es ist solcher Wandel von einem losen Arbeitszusammenhang zu einem organisierten Gebilde mit formellen Verfahrensweisen usw. nicht allein der Größe geschuldet, aber je größer das Unternehmen, desto mehr machen sich die genannten Strukturzwänge geltend.

Bedenklich stimmt jedoch, daß Schmundt diese Tatsache der Großorganisiertheit heutiger Arbeitszusammenhänge als ein gegebenes, hinzunehmendes, und sogar in vielen Hinsichten wünschenswertes Faktum hinstellt, das sich aus dem Urbild des sozialen Organismus, wie es sich im 19. Jh. herausgebildet habe, ergäbe, und Ausdruck der fortschreiten Arbeitsteilung sei.

Denn auch Kleinbetriebe können arbeitsteilig zusammenarbeiten, und sie sind oft flexibler und können sich an den Konsumentenbedarf schneller und besser anpassen als schwerfällige Großorganisationen. Die Hinzurechnung von Schulen und Universitäten zu den Großorganisationen mag zwar der Wirklichkeit abgelesen sein, - aber ist es die Wirklichkeit des lebendigen Urbilds des sozialen Organismus, wenn Schulen nach dem Muster straffer Großorganisationen gebildet sind? Müßte man nicht vielmehr für ein funktionierendes Bildungswesen, für ein freies Geistesleben den hohen Grad der Organisiertheit, der freilich als ein trauriges Faktum auch für Schulen heute zu konstatieren ist, zurückfahren, zu überwinden, rückgängig zu machen suchen, wenigstens im Interesse der Freiheit permament bekämpfen?[5] Muß nicht gemäß einem wahren Urbild des sozialen Organismus das Geistesleben gerade nicht so organisiert sein, wie es Schmundt als heraufgekommene Tatsache des gesellschaftlichen Lebens für die großen Unternehmen, Arbeitskollektive feststellt?

Eine weitere Frage ist, wie "organisch", wie urbildlich die Zurordnung des Produktiven zum hoch Organisierten, das Konsumptive zum nicht oder weniger organisierten ist. Kleinbetriebe sind doch auch produktiv? Schmundt will aber wohl auf das Typische hinaus, und dann mag sein Bild zutreffen. Es gibt in der Tat einen hoch organisierten Komplex in der Gesellschaft, Schmundt nennt ihn die Unternehmen, Arbeitkollektive, in ihrem Zusammenhang und demgegenüber Lebensgebiete, die solche Organisiertheit im Hinblick auf "Aufgaben", also produktive Tätigkeit, so nicht haben, wo aber der Aspekt des konsumptiven, des Produkteverbrauchs, hervorsticht[6]. Man kann Schmundt auch darin folgen, daß dies eine wenn nicht notwendige Entwicklung, so doch durch die Gesamtentwicklung des sozialen Lebens seit Beginn der Neuzeit mit bedingte ist, nämlich als eine der Auswirkungen von Rationalisierung (in dem Sinne von Einsatz des rationalen, auch ökonomischen Denkens für die Organisation, das Management, die Sozialtechnologie). Man kann für den Organisierungsprozeß wohl nicht Rationalisierung mit Arbeitsteiligkeit gleichsetzen, aber sie drückt sich typischerweise in ihr (mit) aus.

Der Prozeß dieser Organisation und fortschreitenden Höherorganisation erzeugt eine Spannung zwischen dem Hochorganisierten und dem weniger oder nicht organisierten. Schmundt richtet nun das Augenmerk auf diese Spannung. Er sieht in ihr den Ansatzpunkt, wo der Mensch den gewordenen arbeitsteiligen Apparat gewissermaßen unter Kontrolle, in den Griff bekommen kann. Die Spannungsregulation ist nicht nur ein Mittel des Ausgleichs, sondern der Steuerung überhaupt, sie ist für Schmundt der Ansatzpunkt für die Gestaltung der Organisationen und des sozialen Organismus insgesamt, um sie von dem sozialtechnischen bürokratischen Level zu dem des Organischen anheben, umbilden zu können. Durch diese Umbildung wird dann auch die Tendenz der Verselbständigung, der Eigendynamik der Organisationen, deren Strukturen sich Gestaltungsversuchen oft verweigern, überwunden, und sie ordnen sich organisch, ökologisch gewissermaßen, dem Gesamtorganismus ein.

Betrachtet man die genannte Spannung genauer, so kann man sie, wenn nicht vollständig, so doch zu einem wesentlichen, sehr relevanten Teil in das Geld gebannt finden.

„In den Skizzen 1 und 2e, die auf das Gestalt-Urbild des sozialen Organismus hindeuten, wurde die Grundpolarität mit den Namen "Produktionsbereich" und "Konsumtionsbereich" gekennzeichnet. Die Namen verführen zu der Meinung, es sei damit allein das "Wirtschaftsleben" erfaßt. "Produktionsbereich" meint das integrale Arbeitsfeld des sozialen Organismus, und dieser Bereich zeigt dann, wenn das Freiheitsprinzip gestaltbestimmend ist, drei relativ selbständige Funktionssysteme: das System der beratenden Kuratorien, das System der rechtsvereinbarenden Gremien, das System der assoziierten Arbeitskollektive. Der "Konsumtionsbereich" weist keine derartige Gliederung auf; die Gegebenheiten und Prozesse, die in ihm je mit dem Charakter des Geisteslebens, des Rechtslebens, des Wirtschaftslebens auftreten, zeigen sich ineinander verwoben und bilden keine makrosozialen Funktionssysteme.“ (Lit.: Schmundt, Die Zeit und ihre sozialen Forderungen, S. 78)

Das Geld als Werkzeug und Rechtstitel

Horizontale und Vertikale Dreigliederung

Die in der Dreigliederungsliteratur dokumentierten Versuche, Wilhelm Schmundts Sichtweise mit derjenigen Rudolf Steiners vereinbaren zu können, sind zum Teil darauf hinauslaufend, unterschiedliche Perspektiven auf den einen Gegenstand in ihrer aufgrund der Perspektivität gegebenen Widersprüchlichkeit von dem Gegenstand selbst, und Widersprüchlichkeiten eines inneren Verständnisses dieses Gegenstandes, wodurch dieser als verschiedene, mehr oder weniger vereinbare Gegenstände erscheint, zu unterscheiden.

Es ist dies ein schwieriges Unterfangen, da das Soziale selbst eben diesen Unterschied von Perspektive und Gegenstand so nicht kennt. Es gehört zum Wesen des Sozialen, daß Perspektive, Sichtweise, Auffassung sich vergegenständlicht, realisiert, und umgekehrt der Gegenstand, das Reale einer Wandlung unterliegt, je nach dem, wie man es auffäßt und versteht, und wie man ja dann auch entsprechend handelt. In Diskussionen und Erörterungen bleibt dabei oft unklar, was nun einer unterschiedlichen Perspektive geschuldet ist, und was einer Rede von unterschiedlichen Gegenständen, von verschiedenen Thematiken bei ähnlichem Wortschall geschuldet ist.

Geistesleben Rechtsleben Wirtschaftsleben
Geistesleben Kreative Produktivität, Erziehung und Bildung
Rechtsleben
Wirtschaftsleben Konsumtionssphäre Geld Produktion von Waren und Dienstleistungen

Nur ein Beispiel von Zuordnungsmöglichkeiten, um Perspektive und Gegenstand in einen "Kasten" zusammen zu bekommen. Es gibt auch einen dreidimensionales Modell von Alfred Groff[7]. Der Kasten soll hier nicht weiter ausgefüllt werden, da die "richtige" Befüllung der Fächer doch wieder von Perspektive und Gegenstandsverständnis abhängt, es also auch unterschiedliche Befüllungen möglich sein können. Solche Kästen, es könnte auch ein dreidimensionaler, oder einer mit Viergliederung oder Vierdimensionalität sein, sind Hilfsmittel des Verstandes die Einheit und Differenz von Perspektive und Gegenstand sich darzustellen. Die Richtigkeit oder Brauchbarkeit solcher Modelle kann nur im wirklichen sozialen Leben, in der jeweiligen Lebenspraxis geprüft und bewährt werden. Das Schauen des Urbildes und ein privates Erlebnis der Stimmigkeit genügt nicht. Es muß daher auch eine Ansicht als bloße Ansicht, die Dreigliederungidee sei lediglich das Urbild in Gedanken, zurückgewiesen werden. Nur die konkrete Realisierung im sozialen Leben zeigt das Urbild in seiner wahren Gestalt.

Rezeption

Nach einem zwanzigjährigen Studium des nationalökonomischen Denkens von Rudolf Steiner veröffentlicht Schmundt im Jahr 1950 einen Aufsatz über die Wandlung des Kapitalbegriffs.[8] Die Beschreibung eines meditativen Gedankenweges erzeugte Widerspruch, insbesondere seines Freundes Hans-Georg Schweppenhäuser. Zustimmung erhielt Schmundt von Rudolf Kreutzer, Fritz Götte, Folkert Wilken und Hunold Graf von Baudissin[9]. Eine wirksame Rezeption begann jedoch erst ab 1972 durch den Achberger Kreis, an dem sich auch Joseph Beuys beteiligte.[10] Auf dem Achberger Jahreskongreß 1973[11] fand die entscheidende Begegnung mit Beuys statt, der danach die Schmundt'schen Arbeitsergebnisse übernahm und in sein Werk integrierte. Joseph Beuys nannte ihn schließlich kurz vor seinem Tode "unseren großen Lehrer"[12]. Leif Holbaek-Hanssen verfasste ein umfassendes wirtschaftswissenschaftliches Grundwerk in mehreren Bänden mit dem Schwerpunkt „Marketing“, in dem er die Forschungsergebnisse Wilhelm Schmundts in eigenständiger Weise rezipiert[13].

Kritik

„Wilhelm Schmundt wollte die soziale Dreigliederung ins Rechte denken, und das ist ihm leider gelungen. Er hat nämlich alles, was Rudolf Steiner zum Wirtschaftsleben und zum Geld gesagt hat, so umgedeutet, daß es einen rechtlichen Charakter bekommen hat. Er konnte nur in solchen Kategorien wie Rechten und Pflichten denken und mußte die soziale Dreigliederung entsprechend amputieren.

Die verheerenden Folgen sieht man noch heute bei seinen Anhängern, die das Geld demokratisieren[14] wollen, statt das Wirtschaftsleben durch die Schaffung von Assoziationen in die Lage zu versetzen, das Geld wieder an der Realwirtschaft zu koppeln.“ (Lit.: [15])

Eine knappe Erläuterung der Auffassung Schmundts geben Wilfried Heidt und Ulrich Rösch im Vorwort zu: Wilhelm Schmundt: Revolution und Evolution - Auf dem Wege zu. einer Elementarlehre des sozialen Organismus. Band Nr. 3 der Reihe Wissenschaft; Verlag edition dritter weg, Achberg 1973:

„Im Prozeß des sozialen Gestaltwandels hebt sich von diesem Wirtschaftsleben das Rechtsleben, als ein gleichsam über ihm stehendes Glied, mit einer spezifischen Aufgabe ab. Die Wertströme des Wirtschaftslebens - Fähigkeitswerte einerseits und Konsumwerte andererseits - werden durch das Geld, den Repräsentanten des Rechtslebens, gelenkt. Arbeitsteilung und Fremdversorgung, Produktion und Konsumtion werden durch das Geld in Rechtsbeziehung zueinander gesetzt. Durch das Geld greift also das Rechtssystem in umfassender Weise in das Wirtschaftsgeschehen ein.“ (Lit.: Revolution und Evolution: Vorwort)

Das Geld soll also innerhalb des Wirtschaftslebens der Repräsentant des Rechtslebens sein - eine Ansicht und ein Gestaltungsvorschlag, den man so bei Rudolf Steiner nicht findet. Zudem soll dem Geld eine Lenkungsfunktion zukommen, "in umfassender Weise in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen". Das hört sich nach Steuerung der Wirtschaft durch das Rechtsleben an. (Auch von daher kommt der Vorwurf Schweppenhäusers an Schmundt, er vertrete eine Art Planwirtschaft[16]). Für Rudolf Steiner ist das Geld jedoch lediglich eine "wandelnde Buchhaltung". Die Geldzirkulation bildet in der Buchhaltung den Kreislauf Produktion - Handel - Konsum ab. Sie steuert ihn nicht. Der Erwerb einer Ware führt z.B zu einer Übergabe von Geld. Der Geldschein begründete nur den Anspruch, den Kauf zu tätigen. Durch die Übergang des Geldes an den Verkäufer geschieht ein Buchhaltungsvorgang: Nunmehr hält der Verkäufer eine Anweisung auf Ware in bestimmter Höhe in Händen und kann etwas kaufen. Dies alles sind lt. Rudolf Steiner rein wirtschaftliche Vorgänge. Rechtscharakter hat das Geld nur als Anweisung, Anspruch auf Warenbezug.

„Aber das Geld wird - auch wenn der führende Handelsstaat England an der Goldwährung festhält - zunächst wenigstens im Inlandsverkehr eine andere Bedeutung erhalten. Es wird dasjenige, was heute dem Gelde anhaftet - daß es Ware ist -, das wird wegfallen. Dasjenige, was im Geldwesen vorliegen wird, wird nur eine Art wandelnde Buchhaltung sein über den Warenaustausch der dem Wirtschaftsgebiet angehörenden Menschen. Eine Art aufgeschriebener Guthaben wird man haben in dem, was man als Geldunterlage hat. Und ein Abstreichen dieser Guthaben wird stattfinden, wenn man irgend etwas erlangt, was man zu seinem Bedarf braucht. Eine Art Buchführung, wandelnder Buchführung wird das Geldwesen sein. Das Geld, das heute Ware ist und dessen Gegenwert, das Gold, ja nur eine Scheinware ist, das wird in Zukunft nicht mehr Ware sein.“ (Lit.:GA 337a, S. 78f.)

Aber sind solche Differenzen der Verständnisse oder der Gestaltungsvorhaben wirklich so gravierend, daß damit die soziale Dreigliederung, wie sie sich nach Schmundt ergibt, eine Fehldeutung, ein Mißverständnis der von Rudolf Steiner in die Welt gesetzten Idee samt seinen ersten anfänglichen Versuchen, die Dreigliederung des sozialen Organismus zu verwirklichen, wäre? Für einen sozialwissenschaftlichen Anspruch und Ansatz, nicht nur einfach theoretische Voraussetzungen zu machen, sondern in der Wirklichkeit des sozialen Lebens die Entstehungs- Lebens- und Entwicklungsbedingungen eines (heutigen) gesunden sozialen Organismus aufzusuchen, kann man den Forschungsansatz Schmundts und die von ihm vorgelegten Resultate eigentlich nur begrüßen, da sie eine allzu naive, dogmatische Herangehensweise an die Dreigliederungsidee, und ein nur vermeintliches Verstehen, was Rudolf Steiner mit der Dreigliederungsidee gemeint hatte, stoppen. So genügt es einem wissenschaftlichen Anspruch denn auch nicht, Schmundt nachzuweisen, daß sein Forschungsansatz und daraus gewonnene Erkenntnisse mit denen Steiners, und den eigenen im Sinne einer dogmatischen Nachbeterei nicht übereinstimmen.

Möglicherweise ist, um bei der angeführten Differenz zu bleiben, für eine Übergangszeit der Vorschlag Schmundts, von der staatlichen Ebene zunächst steuernd mittels des Geldes in die Wirtschaft einzugreifen, genau das richtige Vorgehen? Es kommt dies doch dem Kontrollbedürfnis des heutigen Bürgers entgegen, der endlich die wahre Demokratie verwirklicht wissen will. Die Vorstellung, daß man der Wirtschaft für ihre Selbstverwaltung auch die Geldhoheit, bzw. deren Abschaffung überlassen könne, überfordert vielleicht noch viele. Es hat sich ein großes Mißtrauen aufgebaut, was natürlich mit der heute noch herrschenden Wirtschaftslehre (sowohl Neoklassik als auch Marxismus) zusammenhängt, die das Egoismusprinzip mit wirtschaftlichem Handeln fest verkoppelte, als müsse es aufgrund der Natur des Menschen und dem Wesen des Ökonomischen so sein.[17][18]

„Die neue Elementarlehre von WS [Wilfried Schmundt] ist das Resultat von drei fundamentalen Fehlern. Die drei neuen Begriffe: die Dreigliederung des sozialen Organismus, die Assoziation als soziale Wirtschaftsgestaltung und das Schenkungsgeld sind originäre Begriffe bei Rudolf Steiner. Wissenschaftliche Exaktheit fordert, daß solche eindeutigen Begriffe nicht in unzutreffender Weise verwendet werden. Gerade das aber geschieht, wenn sich WS auf Rudolf Steiner beruft.“ (Lit.: Schweppenhäuser: Fallstudien Heft 5, S. 107)

Die Kritik Schweppenhäusers erweckt den Eindruck, daß Schmundts Dreigliederungslehre derart massive Differenzen zu derjenigen Steiners (bzw. wie Schweppenhäuser ihn versteht) hat, daß man nicht mehr von Interpretation der Steinerschen Ideen sprechen kann, sondern von einem (mehr oder weniger) eigenständigen Ansatz Schmundts sprechen muß, der nur Anleihen bei Steiner macht.

„Auch WS spricht von Dreigliederung. Sein "Ur-Gestaltbild" des sozialen Organismus ist aber keine "horizontale" Dreigliederung im Sinne des Begriffes bei Rudolf Steiner. Unüberhörbar verkündet WS: Sein Urbild des sozialen Organismus ist Wirtschaftsleben schlechthin, auch da wo rein geistige und rein rechtliche Funktionen bestimmend für die sozialen Einrichtungen sind. Von einem autonomen, sich selbst verwaltenden Geistesleben ist bei WS nicht die Rede. Er erläutert (in einem Schreiben vom 17.9.80), was er als Geistesleben versteht: "Die 'beratenden Gremien' ('Kuratorien') sind nicht die 'Assoziationen' bei WS; vielmehr durchziehen sie das assoziative Wirtschaftsleben und vollziehen die Aufgabe des 'freien Geisteslebens', welches die Einsichten zustande bringt, 'die in der Gemeinschaft wirken sollen'. Bei WS wird so die Dreigliederung konkretisiert."

Die Dreigliederung ist bei Rudolf Steiner eindeutig durch die relative Selbständigkeit - Selbstverwaltung - der drei Gebiete definiert; WS mißbraucht diesen Begriff: irgendwo ist bei ihm auch Dreigliederung; aber sie ist (...) - in dem Überbau von Rechtsleben und Geistesleben über dem Wirtschaftsorganismus - unkonkret. Er verlangt, daß, wenn man diese "Kuratorien" als Geistesleben begreift, dann bei ihm die Dreigliederung "konkret" wird. Hier wird in unkorrekter Weise mit dem Begriff der Dreigliederung umgegangen. - Bei WS gibt es nur eine materielle "Kultur" - das Wirtschaftsleben ist diese "Kultur": "WS unterscheidet den 'sozialen Organismus' mit seinen drei Gliedern und das 'soziale Leben' mit seinen drei Kulturbereichen - jenen als Grundlage für dieses. HGS [Hans Georg Schweppenhäuser] (sprich Rudolf Steiner!) hat dieses nicht. So sieht WS das öffentliche Bildungswesen, das dem Geistbereich der Kultur angehört, zugleich im 'Tätigkeitsbereich' des sozialen Organismus, also in dessen 'Wirtschaftsleben'. Für HGS ist 'Geistesleben des sozialen Organismus' identisch mit 'Geistbereich der Kultur'."“ (Lit.: Fallstudien 5, S. 107f.)

Aber wenn Steiners Begrifflichkeit wirklich so eindeutig ist, wie Schweppenhäuser meint, dann verwundert es doch, daß solche gravierenden Auffassungsunterschiede zustande kommen konnten (und bis heute nicht ausgeräumt sind). Schmundt beharrte auf seinen Ansichten trotz der Kritik, und wurde zum Ideengeber der Achberger Dreigliederer. Durch Joseph Beuys ist dann nochmals eine zusätzliche Verwirrung eingetreten, als seine Idee der sozialen Plastik eigentlich nur noch an die Erkenntnisfähigkeit und Gestaltungskraft des Einzelnen, bzw. auch Gemeinschaften, gemeinsames Erkennen und Gestalten, appelliert. Sein Spruch "Jeder Mensch ist ein Künstler" läßt sich transponieren in: "Alles ist soziale Plastik"[19]. Nimmt man noch verschiedene Viergliederungskonzepte (Johannes Heinrichs, Michael Opielka) hinzu, möglicherweise auch Luhmanns Systemtheorie, sowie Habermas natürlich (Wirtschaft, Politik und Lebenswelt), ist das Disaster perfekt und man sieht sich genötigt, nochmals genauer zu studieren, was Rudolf Steiner eigentlich mit seiner Dreigliederungslehre gemeint hatte, - um dann die reine Lehre Rudolf Steiners zu vertreten, wie man sie selbst versteht, wie sie andere aber offenbar nicht verstehen können, oder nicht wollen.

Dabei hatte Rudolf Steiner zwar eine besondere Schwierigkeit gesehen, brauchbare Ideen für die Gestaltung des sozialen Lebens zu gewinnen, weil dafür höhere Erkenntnisfähigkeiten erforderlich seien. Wären diese Ideen aber in adäquater Sprache mitgeteilt, habe der "gesunde Menschenverstand" keine Probleme mit ihrem Verständnis:

„Es ist ja heute so, daß dasjenige, was sozial fruchtbar ist an Ideen, eigentlich nur gefunden werden kann von den wenigen Menschen, welche sich gewisser spiritueller Fähigkeiten bedienen können, die die weitaus überwiegende Mehrzahl der Menschen heute nicht gebrauchen will, trotzdem sie in jeder Seele liegen. Aber diese wenigen, die werden sich die Aufgabe setzen müssen, dasjenige, was sie herausholen aus der geistigen Welt gerade mit Bezug auf soziale Ideen, mitzuteilen. Sie werden es übersetzen in die Sprache, in die eben die geistigen Wahrheiten, die in einer anderen Gestalt jenseits der Schwelle geschaut werden, übersetzt werden müssen, wenn sie populär werden sollen. Diejenigen, die aus der Initiation etwas wissen über soziale Ideen, werden die Verpflichtung haben, diese sozialen Ideen der Menschheit mitzuteilen, und die Menschheit wird sich entschließen müssen dazu, über die Sache nachzudenken. Und durch Nachdenken, bloß durch Nachdenken mit Hilfe des gesunden Menschenverstandes, wird schon das Richtige herauskommen.“ (Lit.:GA 185a, S. 200f.)

Einzelnachweise

  1. Ulrich Rösch: Wilhelm Schmundt. In: Bodo von Plato, Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biographischen Porträts, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003, S. 719 - 720
  2. [1]
  3. Lit.: Schmundt: Erkenntnisübungen, S. 10 (Vorwort von Heidt/Rösch zur. 1. Aufl. 1973)
  4. In Erkenntnisübungen wählt Schmundt folgende Formulierung: "Der soziale Organismus liegt dem Leben der Menschheitskultur so zugrunde, wie der Leibesorganismus des einzelnen Menschen seinem Seelenleben. Der soziale Organismus muß so eingerichtet sein, daß er ein gesundes Kulturleben ermöglicht. Er muß so gestaltet sein, daß er die Menschen in Zusammenhänge bringt, die es ihnen erlauben, das soziale Leben vernunftgemäß zu führen." (S. 35f.)
  5. Diese Aufgabe, die die Freiheit einschränkende oder gar unterdrückende Organisiertheit ständig zu bekämpfen, dürfte derjenigen Aufgabe, daß der Erzieher im Interesse des pädagogischen Erfolges Erziehung#Selbsterziehung zu üben habe, analog sein.
  6. Ein Vergleich mit dem sonst in den Sozialwissenschaften thematisierten Konflikt zwischen System und Lebenswelt liegt nahe, kann aber hier nicht weiter verfolgt werden. Man wird aber wohl, um eine "Kompatibilität" des Schmundtschen Gestaltbildes mit demjenigen Rudolf Steiners denken zu können (Schmundt behauptet ja sogar eine urbildliche Identität), das Geistesleben im Sinne der Bildungsinstitutionen usw. dem Konsum-, dem Haushaltsbereich zuschlagen müssen, also der Lebenswelt, der weniger oder möglichst gar nicht organisierten, oder anders organisierten Sphäre des sozialen Lebens. ("Organisation" ist ja im übrigen ein sehr unklarer, vieldeutiger Begriff, für den es unzählige Definitionen gibt.) Auch Benediktus Hardorp, der sich mit seinem Unternehmensbegriff an der Seite Schmundts sieht, zieht nicht in Betracht, ob nicht die Bildungsinstitutionen aus dem Komplex der Großorganisiertheit herausgelöst sein müßten, um ein freies Geistesleben entfalten zu können. Die Unternehmen des Bildungsbereichs unterscheiden sich von denjenigen, die Waren für den Konsum herstellen, für ihn lediglich durch ihre Unternehmensziele, und durch die Art ihrer Finanzierung. Die Zuordnung der Schulen zum Bereich Geistesleben des dreigegliederten Organismus ergäbe sich "aus der Würdigung des Unternehmenszieles durch die soziale Umwelt. Diese Würdigung zeigt sich am deutlichsten und raschesten in der Art der Finanzierung dieses Unternehmens." (Hardorp: Anthroposophie und Dreigliederung, 1986, S 117.)
  7. Alfred Groff: "Ich bin" Tetranthropos, der bewusste Mensch. Transpersonale Weisheit, dreidimensionale Dreigliederung und integrale Politik, 2012, ISBN 3848225875
  8. Wilhelm Schmundt: Wandlung des Kapitalbegriffs. In: die drei. Zeitschrift für Anthroposophie in Wissenschaft, Kunst und sozialem Leben. Heft 2/1950, S. 95ff. (Text auf www.dreigliederung.de Text).
  9. http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1131
  10. Herbert Schliffka: Der Achberger Impuls.
  11. An dem Achberger Jahreskongress 1973 nahm auch Schweppenhäuser teil. Sein dort gehaltener Vortrag ist in der Veröffentlichung "Die organische Geldordnung" (2010/1975) abgedruckt.
  12. Ulrich Rösch: Wilhelm Schmundt. In: Bodo von Plato, Anthroposophie im 20. Jahrhundert. Ein Kulturimpuls in biographischen Porträts, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003, S. 719 - 720
  13. Metoder og modeller i markedsføringen 1 - 3, Tanum 1973 - 1976. Die Arbeiten Holbaek-Hanssens sind leider bisher nur größtenteils in norwegisch erschienen. (von dem 1., 3. und 4. Kap. von Teil 3 soll es eine deutsche Übersetzung als Manusskript geben. (S. Bausteine 4/80, S. 38).In Rappmann 1993: Die Kunst des sozialen Bauens findet sich in deutscher Übersetzung: "Urbildgedanken und Entwicklungsfähigkeit in den sozialen Bestrebungen", die Arbeit Et samfunn for menneskelig utvikling: bidrag til tenkningen om „Alternativ framtid“, (Oslo 1984, ISBN 9788251818339, 88 S.) könne als sein "sozialwissenschaftliches Vermächtnis" (Forschungsstelle Kulturimpuls) angesehen werden.
  14. vgl. z.B. Lit: Andreas Schurack: Stüttgens Sünden, oder Thomas Mayer: [Regiogeld - Ein Schritt zur Demokratisierung des Geldes], 2004
  15. http://www.dreigliederung.de/wilhelmschmundt/
  16. vgl. z.B. Schweppenhäuser, Fallstudie 5, S. 44: "Schon vor Jahren und immer wieder habe ich WS darauf aufmerksam gemacht, daß seine Elementarlehre nicht den sozialen Organismus in "seiner Freiheitsgestalt", sondern in einer sozialistisch-kommunistischen Zwangsjacke darstellt. Das hat er in Dornach bestätigt und in Hannover freimütig ausgesprochen, sein Modell habe 'Ähnlichkeit mit dem kommunistischen System'."
  17. vgl. auch Christoph Strawe: Bedürfnislohn oder Leistungslohn?, Rundbr. Sozialimpulse 1/94, S.7, PDF
  18. Allerdings sehen die Vorschläge Rudolf Steiners auch vor, daß Kapital unverkäuflich ist und vom Geistesleben verwaltet wird, vgl. Kapitalneutralisierung. Dadurch könnten die größten Gefahren gebannt werden, die durch die Geldselbstverwaltung einer staatsunabhängigen globalisierten Wirtschaft entstehen könnten.

    „Statt die Geldpolitik für eine staatliche Aufgabe und die Kapitalzirkulation für eine Marktfrage zu halten, stellt Steiner alles auf den Kopf. Für die Währung soll die Weltwirtschaft selber verantwortlich sein. Das Kapital soll aber durch das Geistesleben übernommen werden und damit unverkäuflich werden. Schaut man sich die Gründe Steiners genauer an, so wird einem bald klar, daß das eine nicht ohne das andere geht. Eine Entstaatlichung der Wirtschaft kann man sich nur leisten, wenn der Kapitalmarkt gleichzeitig abgeschafft wird. Sonst kommt es zu einer Globalisierung, die nicht nur Weltwirtschaft meint, sondern auch Übermacht der Ökonomie, und daher zu Recht bekämpft werden muß. Diesen Zusammenhang haben die meisten Dreigliederer übersehen. Sie haben sich lieber darüber gestritten, ob das Geld eine Ware oder ein Recht ist. Viele schrecken nämlich davor, Geld und Währung zu den Aufgaben des Wirschaftslebens zu rechnen. Die soziale Dreigliederung ist ihnen doch zu radikal. Solche anthroposophischen Versuche, Geld und Währung doch beim Alten, nämlich beim Staat zu lassen, stützen sich meist darauf, daß Steiner aus dem Geld keine Ware wie die anderen machen will. Sie soll eine Ware besonderer Art werden. Dies heißt aber lange nicht, daß Steiner daraus ein Recht machen will, wie es zum Beispiel später Wilhelm Schmundt und Joseph Beuys gemacht haben. Staatliche Währungen koppeln sich nämlich von der realen Wirtschaft ab.“ (Lit.: Sylvain Coiplet, Abschnitt Geld und Währung in: [www.dreigliederung.de/sammlungen/s04.html])

    Die größten Schwierigkeiten liegen dabei wohl nicht einmal darin, mittels gesetzlichen Bestimmungen Kapitalhandel zu unterbinden und weitere Regelungen bezüglich des Erbrechts usw. international zu vereinbaren. Hierfür könnte es eine gemeinsame Linie der Staaten geben, wenn die nötige Einsicht, daß Kapital nicht handelbar sein darf, vorhanden wäre. Dann könnte man gegen Zuwiderhandlungen international vorgehen, wie heute gegen Korruption und andere Mißstände, für die ein Konsens hinsichtlich Schädlichkeit und Bekämpfungserfordernis gegeben ist. Aber diese Einsicht der Nichthandelbarkeit, bzw. der Schädlichkeit der Handelbarkeit von Arbeit, Boden und Kapital gibt es allgemein verbreitet erst ansatzweise hinsichtlich der Arbeit. Arbeit soll keine Ware sein. Die Unverkäuflichkeit von Kapital (z.B. in Form von Aktien) gehört nicht zu den Gemeinplätzen von Einsicht. Man denkt allenfalls an eine Einschränkung und Kontrolle des Kapitalverkehrs, aber auch wieder durch die Staaten, nicht durch das Geistesleben.

    Man wird aber wohl ohnehin zunächst nach praktischen, kleineren Lösungen im Regionalen (global netzwerkartig) suchen müssen. Es gibt für die Kapitalneutralisierung Ansätze, wie z.B. Übertragung an eine Stiftung, die bei geltendem Recht schon funktionieren. Und andererseits gibt es die Möglichkeit zu regionalen Parallelwährungen, die allein von der Wirtschaft verwaltet werden. Praktische Erfahrungen mit der Umsetzung der Dreigliederung im Kleinen mögen letztlich größeren Wert für die Realisierung und Etablierung der Dreigliederungidee haben als große theoretische Entwürfe, Gesamtmodelle, von denen niemand weiß, wie sie sich realisieren lassen sollen und die daher als Utopie erscheinen.

    Schmundts Modell versteht sich aber als das Ergebnis einer goetheanistischen phänomenologischen Forschung. Er forderte eine Revolutionierung der Begriffe. Es sollen Begriffe gebildet werden für die Erfassung der Wirklichkeit des Sozialen, dieses soll von innen aus sich selbst heraus verstanden werden. Die Dreigliederung des sozialen Organismus ist bei ihm als Ergebnis des Forschens gemeint, nicht als Voraussetzung. Nun weicht das Gesamtmodell als Forschungsergebnis bei ihm von demjenigen Steiners ab. Er kann gar nicht zugeben, daß das, was er sozialwissenschaftlich erforscht hat, darum falsch sein soll, weil es nicht mit allem übereinstimmt, was Rudolf Steiner über den sozialen Organismus gesagt hat. Um Schmundt zu widerlegen, muß man ihm in seiner phänomenologischen Arbeit folgen und ihm seine in ihr befindlichen Denk- oder Beobachtungsfehler nachweisen. Man wird diese finden können. Es mögen schon diese Axiome sein, die er seiner Forschung voraussetzt:

    „Das Gefüge des sozialen Organismus, wie es der heutigen Stufe des Menschentums entspricht, ergibt sich aus den zutage liegenden Phänomenen dann, wenn man drei axiomatische Gegebenheiten beachtet. »Axiome« meint hier Aussagen, welche unmittelbar einleuchten und im Rahmen der Soziologie keiner weiteren Begründung bedürfen. Es handelt sich um das Gestalt-Axiom, um das Demokratie-Axiom und um das Freiheits-Axiom. Das Gestalt-Axiom hat es mit der Gestalt des sozialen Organismus zu tun, wie sie sich von der Vergangenheit her in die Gegenwart herein entwickelt hat. Das Demokratie-Axiom umschließt das Fordern der Gleichheit im Rahmen zwischenmenschlicher Rechtsvereinbarungen. Das Freiheits-Axiom fordert das Erfüllen dessen, was aus der Zukunft auf die Kulturmenschheit zugekommen ist: Daß nämlich der erwachsene Mensch die Möglichkeit freien Handelns habe, - daß es heute keine andere Quelle fruchtbaren Handelns mehr gibt als die sich selbst bestimmende Individualität.“ (Lit.: Schmundt, 1981)

    Das sind keine Axiome, sondern sehr voraussetzungsreiche Annahmen, und keineswegs solche von der Art, die unmittelbar einleuchten. Schon hier muß die Kritik einsetzen, eine immanente Krtik, die darauf verzichten kann, dogmatisch Schmundt entgegen zu halten, daß Steiner etwas anderes gesagt hatte, oder Steiner anders zu verstehen sei. Aber angenommen, es seien Ideen, Urbilder gemeint, Schmundt spricht ja später auch vom Gestalt-Urbild: Solche Urbilder enthalten geradezu alles, es sind keine Axiome. Vergleicht man diese Axiome Schmundts mit den vier Königen aus Goethes Märchen, ergibt sich folgendes: Goethe: Gemischter König (Vergangenheit) - Goldener, silberner und ehener König (Zukunft). Schmundt: Gestalt-Axiom (Vergangenheit) - Demokratie-Axiom - Freiheits-Axiom (Zukunft). Für den ehernen König gibt es bei Schmundt kein entsprechendes Axiom, seine Axiome entsprechen einer Dreiheit des gemischten, silbernen, und goldenen König.

    Es ergeben sich im Anschluß an eine solche urbildliche Differenz zwischen der Steinerschen und der Schmundtschen Dreigliederung viele Fragen. Eine ist diese: Inwiefern ist der gemischte König in Goethes Märchen tatsächlich der sog. "Einheitsstaat", und was hat es mit diesem angeblichen Einheitsstaat eigentlich auf sich? Kann man heute noch von solch einem Einheitsstaat sprechen, oder hat sich der gemischte König längst metamorphosiert zur Einheitswirtschaft? Hat Schmundt die drei befreiten bzw. zu befreienden Könige, den ehernen, silbernen und goldenen König nicht in einem historisch gewordenen Einheitsstaat aufgesucht, sondern in der modernen Wirtschaftsgesellschaft, in der das Staats- und Rechtsleben bereits zum Überbau eines alles beherrschenden kapitalistischen Wirtschaftslebens heruntergekommen ist? (In eine ähnliche Richtung hat auch Herbert Witzenmann gedacht, mit seiner Ansicht, die Dreigliederung ließe sich nicht mehr so verwirklichen, wie es nach dem ersten Weltkrieg möglich gewesen wäre, man müsse innerhalb des Wirtschaftslebens nach einer Dreigliederung des sozialen Organismus suchen. (vgl. z.B. Witzenmann: Die organische Geldordnung, Seite 62ff., mit Berufung auf den Nationalökonomischen Kurs und der wohl etwas problematischen Annahme, schon 1922 habe Rudolf Steiner eine Dreigliederung i.S. der Kernpunkte nicht mehr für möglich gehalten: "Die institutionären Machtballungen und mit der Entschlossenheit des Stärkerechts ausgestatteten Gruppenegoismen unserer Zeit geben einer Erwartung, wie man sie damals hegen konnte, nicht mehr Raum. Auch Rudolf Steiner hat der bereits zu seiner Zeit entscheidend veränderten Lage Rechnung getragen. Sein sog. 'nationalökonomischer Kurs' ist der Beweis dafür." (S. 62) "Die erste Variante der Dreigliederungsidee entwickelte die sozialorganische Differenzierung und Integrierung von Menschengruppen innerhalb großer Gegenseitigkeitsgeflechte. Die neue Variante betrifft die Einordnung von Menschen und Menschengruppen in Kooperationssysteme beliebiger Größenordnung. Diese können sich daher auch innerhalb größerer sozialer Zusammenhänge anderer Art bilden." (S. 64)) Wenn der gemischte König längst schon kein Staat mehr ist, sondern totalitärer Kapitalismus, muß möglicherweise die Befreiung der Könige, die Verselbständigung, Selbstverwaltung von Rechtsleben und Geistesleben auf neue Art begriffen werden, - im Sinne Schmundts? Eine andere Frage ist die, ob nicht die schmundtianische Auffassung als eine Teilperspektive angesehen werden könnte, diejenige (oder als eine von möglichen derjenigen) von der Wirtschaft aus? Für die Wirtschaft sagt Rudolf Steiner, daß sich ihre Wirklichkeit je nach Standpunkt unterschiedlich darstelle, man könne deshalb nur gemeinsam im Austausch zu Erkenntnissen der Sachlage, und dann zu sachgerechtem wirtschaftlichen Handeln kommen (Vgl. z.B. hinsichtlich der Frage der Goldwährung GA 79, S. 250f.). Aus der Perspektive der Wirtschaft kommt es, so könnte man folgern, dann auch zu unterschiedlichen Sichtweisen, wie ihr Verhältnis zum Rechts- und Geistesleben zu gestalten sei? Und muß man dann nicht, wenn sich Vertreter der Wirtschaft und Vertreter des Rechtslebens einigen können sollen, auch demokratische Verfahrensweisen mit hinzunehmen, bzw. was demokratisch entschieden worden ist, oder zu entscheiden sein wird, berücksichtigen?

  19. Also ist auch der "gemischte König" soziale Plastik, oder etwa nicht? Man könnte die These aufstellen, daß die soziale Plastik die Auflösung des gemischten Königs sei. Dabei hätte die Auflösung eine doppelte Bedeutung: Sie wäre der Weg dorthin und sein Ergebnis. Diese These wird sich aber nicht halten lassen. Der gemischte König ist ebenfalls soziale Plastik, nicht nur in der alten Form des Einheitsstaats, sondern insbesondere auch in seinen vielen neuen Formen, die vorgeben, keine retardischen im Sinne der Figur des Retardus zu sein, sondern sich als progressive Neugestalten mit zumindest langfristiger Auflösungsqualität gerieren. Letztlich läßt sich jede soziale Plastik, der keine Auflösungsqualität zukommt (wer kann dies beurteilen?), als eine interpretieren, die auf dem Weg zu solcher Auflösung ist, oder den Weg zur Auflösung des gemischten Königs bzw. die Wegbereitung für den goldenen, silbernen und ehernen König, indirekt unterstützt und dergleichen. Um bei dem Bild zu bleiben, sieht Schweppenhäuser die soziale Plastik Schmundts als mißraten an, die drei Könige wären in Schmundts Lehre nicht vollständig (d.h. auch in richtiger Relation) befreit, sondern nur teils und auf falsche Weise, und in anderen Hinsichten wieder neu verquickt, vermischt.

Werke (Auswahl)

"Vorläufer"

  • Wandlung des Kapitalbegriffs In: Die Drei, Heft 2/1950, S. 95ff. (Text auf www.dreigliederung.de Text)
  • Sozialwissenschaft als Gegenstand des Hauptunterrichts, in: Erziehungskunst, Juni (Heft 6), 1959, S. 161 - 172, Volltext

Grundwerk

  • Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, (Studienmaterial der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft), Philosophisch-Anthroposophischer Vlg. am Goetheanum, Dornach 1977, (1. Aufl.: 1968, die erste Auflage enthält ein Geleitwort von Herbert Witzenmann, S. 5f.), (Neuauflage im FIU-Verlag, Wangen 1993 (3. Auflage))
  • Revolution und Evolution. Auf dem Weg zu einer Elementarlehre des sozialen Organismus, hrsg. u. mit e. Vorw. vers. von Wilfried Heidt u. Ulrich Rösch, 1973, ISBN 3-88103-020-4, Rezension
  • Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus. Durch Revolution der Begriffe zur Evolution der Gesellschaft, Achberger Verlag, Achberg 1982 (Neuauflage 2003), (2. erw. und umgestaltete Auflage von "Revolution und Evolution. Auf dem Weg zu einer Elementarlehre des sozialen Organismus"), (Aufsatzsammlung, bearbeitet)
  • Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze. Über die Rechtsgrundlagen einer nachkapitalistischen, freien Unternehmensordnung >Entwurf einer Einführung<, Achberger Vlg., Achberg 1975, 2. erw. Aufl. 1980, PDF, (kritische Rezension von Boris Tullander in: Bausteine 4/80, S. 46 - 56[1])

Einzelausgaben, Aspekte, Erläuterung, Vertiefung und Fortführung

  • Zum Kriterium des Wirklichkeitsgemäßen auf goetheanistischem Erkenntnisfelde, Math.-Phys. Korrespondenz Nr. 38, Weihn. 1962, S.3-7
  • Physikalische Miniaturen. Ein Gedankenweg zum Bilden wirklichkeitsgemaBer Begriffe im Reich der Physik, Sonderheft der Mathematische-Physikalischen Korrespondenz, 1971, Vorwort Georg Unger, Hrsg: Mathematisch-Physikalisches Institut
  • Ausblick auf eine Elementarlehre des dreigliedrigen sozialen Organismus, Manuskript 1971, 30 S., Lehr-Kurs, basiert auf "Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt", PDF, auch enthalten in: Lit: Erkenntnisübungen, S. 51 - 75
  • Das Unternehmerkapital im sozialen Organismus, in: Die Drei, 07-8/1975, (Text auf www.dreigliederung.de Text), auch in: Lit.: Erkenntnisübungen, S. 204 - 211
  • Die Zeit und ihre sozialen Forderungen, in Stefan Leber (Hrsg.): Der Mensch in der Gesellschaft, Beiträge zur Anthroposophie 2, 1977, Verlag Freies Geistesleben, ISBN 3772504027, S. 65 - 80
  • Drei Quellen zum Erfüllen des sozialen Hauptgesetzes, erschienen in: Das Goetheanum, Nr. 32, 6.8.1978, ebenso in: "Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Achberger Verlag, 1982 und 2003", S. 184 - 188 PDF
  • Eine Kurzbeschreibung des "Gestalt-Urbildes" des sozialen Organismus. Möglicher Beitrag zu dem Seminar im Institut für soziale Gegenwartsfragen am 8./9. März 1980 zum Thema Geld, in: Schweppenhäuser, Fallstudie 5, S. 54 - 58, (Darstellung des Urbildes der Elementarlehre in konzentrierter Form, Schmundt nahm an dem Seminar nicht teil)
  • Elementarlehre des sozialen Organismus, in: Reinhard Giese: Sozial handeln - aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute, Verlag Reinhard Giese, Rabel 1980, ISBN 3922683010, S. 73 - 81
  • Eine Elementarlehre des sozialen Organismus. Wie kann man sie begründen - was vermag sie zu leisten?, Die Drei, 05/1981, S.345-354, Text, auch in Lit: Erkenntnisübungen, S. 33 - 49
  • Die Elementarlehre des sozialen Organismus als Grundlage politischen Wirkens. Oder: Über die Kunst des sozialen Bauens, in: Lit: Rainer Rappmann (Hrsg.): Die Kunst des sozialen Bauens, S. 97 - 110, (zuerst 1981 in Johannes Stüttgen (Hrsg.): Similia Similibus, Köln 1981)
  • Der soziale Organismus und das Soziale Hauptgesetz, in: Das Soziale Hauptgesetz, Verlag Freies Geistesleben, 1986 (Reihe Sozialwissenschaftliches Forum Bd. 1, Herausgeber Stefan Leber), S. 54 - 64, ISBN 3772508596, PDF
  • Der Typus der sozialen Organismen, in: Lit.: Die Kunst es sozialen Bauens, S. 85 - 90, (Ein Entwurf aus dem Jahre 1986, in Form eines fiktiven Interviews)
  • Zwei Grundprobleme des 20. Jahrhunderts. Die Materie und ihr Ursprung. Der Soziale Organismus und sein Krankheitszustand, Freie Volkshochschule Argental, Wangen 1988, ISBN 3-926673-06-0, ("Der Autor hat es in hohem Alter ... unternommen, in zwei zusammenfassenden, äußerst dichten Abhandlungen dasjenige zur Darstellung zu bringen, was sich ihm in langen Jahren seines Forschens ergeben, begründet und befestigt hat. (...) Methodisch geht diese Arbeit ... den Weg der goetheanistischen Erkenntnistheorie." (Bernd Volk, Flensburger Hefte Nr. 25, S. 218). "Die Materie und ihr Ursprung" ist eine Arbeit zur Physik. Das Buch enthält außerdem als 3. Teil eine biographische Skizze in Gesprächsform.)
  • Die Aufgabe Mitteleuropas. Die Lehre vom sozialen Organismus in seiner Freiheitsgestalt als Brückenschlag zwischen Ost und West, FIU-Verlag, Wangen 1997, ISBN 3-928780-16-6, (2 Vorträge vom 28. und 29. Dezember 1981)
  • Denkschritte - Auf dem Weg zur Idee des sozialen Organismus, FIU-Verlag, Wangen 1999, (Buch inkl. CD mit Original-Vortrag von Wilhelm Schmundt (72,5 min.) über seinen Lebens- und Forschungsweg, gehalten am 31. Dezember 1976 im Internationalen Kulturzentrum Achberg.), ISBN 9783928780216, Verlagsauskunft , (Auszüge aus Schmundts Bericht über seinen Lebens- und Forschungsweg sind auch in Lit: Die Kunst des sozialen Bauens enthalten, 1993, unter dem Titel: Auf dem Wege zur Idee des sozialen Organismus. Ein Wanderbericht, S. 111 - 129, mit zahlr. Fotos)
  • Neuanfänge, in: Erziehungskunst Nr. 9, Jg. 41, 1977, S. 447f., Volltext (Biographisches, Schmundt als Waldorflehrer)
  • Rudolf Steiners Erkenntnistheorie für die Chemie fruchtbar gemacht. Gerhard Ott: Grundriß einer Chemie nach phänomenologischer Methode, Rezension, in: Erziehungskunst, Jg. 25, Heft 6 1961, Volltext
  • Zeichen der Zeit. Über das Wesen der mathematischen Naturwissenschaft, Rezension zu: A.E. Kornmüller: "Zur Beziehung zwischen Psyche, Gehirn und Natur im Zusammenhang mit dem Naturbild der modernen Physik", in: Erziehungskunst, Jg. 21, 1957, Heft 5, S. 154 - 156, Volltext

Nachweise, Anmerkungen

  1. "Schumdt spricht stets von wesenhaften Begriffen und goetheanistischer Methode. Weder das eine noch das andere ist gültig für die Texte Schmundts. Seine Formulierungen werden gesteuert von abstrakten, selbstgemachten Worten, und nicht von Phänomenen, nicht von Begriffen. In der Schrift "Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze" wimmelt es von Worten und Ausdrücken, die nicht den Charakter von Begriffen, sondern von irgendwelchen ganz lose erfundenen Bezeichnungen haben. (...) Wo findet man ähnliches in der Nationalökonomie? Man findet es - im größten Ausmaße beim Mißbrauch der Mathematik. Der Mathematiker bestimmt nach seinem Gutachten die Variablen und setzt dafür Buchstaben, Symbole ein. 'Jeder Theoretiker hat seinen eigenen Begriffsapparat' - man charakterisiert es so. Nur sind die wirtschaftlichen Begriffe nicht nominalistisch wie die mathematischen, sondern realistisch. Wenn die Leute dann auf eigene Hand die Definitionen fabrizieren, entsteht eine heillose Sprachverwirrung. Es entsteht eine endlose Diskussion darüber, was jeder 'mit seinen Begriffen meint'. (Boris Tullander in: Bausteine 4/80, S. 54f.) Auch wenn man als Schmundtianer Tullander entgegen halten könnte, er habe Schmundt eben nicht verstanden, bleibt zumindest richtig, folgt man der Ansicht Rudolf Steiners, im Wirtschaftsleben komme es auf Verständigung und gemeinsame Erkenntnisse an, daß eine gemeinsame Sprache nötig ist, mit klaren Wortbedeutungen, die allgemein bekannt sind und gelten. Es ist schon schwer genug, zu verstehen, was Rudolf Steiner mit "Assoziation" meinte. Wohin soll es dann führen, wenn die verschiedensten Varianten der Wortbedeutung von "Assoziation" in Kurs kommen, ohne daß diese klar in ihrer Differenz zur Steinerschen Bedeutung expliziert sind, oder explizierbar sind. Entweder sollte man dazu stehen, daß man unter Assoziation das gleiche verstehen will wie Steiner (dann läßt sich das untersuchen und ein Verständnis eventuell kritisieren), oder aber man sollte, wenn man einen abweichenden Gegenstand vor Augen hat, wenn das "Phänomen" different ist, ein anderes Wort verwenden. Dies gilt auch für ganze Komplexe von Phänomenen: Wenn diese in ihrer Gesamtheit einen spezifischen differenten Gegenstand ausmachen, verbietet sich die beliebige Übernahme von Bezeichnungen, die aus einem anderen Kontext stammen, da der differente Gegenstand dann in der Auffassung mit dem fremden Kontext verschwimmt.

Literatur

  • Rainer Rappmann (Hrsg): Die Kunst des sozialen Bauens. Beiträge zu Wilhelm Schmundt, mit Beiträgen von Wilhelm Schmundt, Rainer Rappmann (Einführung), Johannes Stüttgen, Ulrich Rösch, Leif Holbaek-Hanssen, Bernd Volk, Frank Meyer, Günther Lierschof, FIU-Verlag, Wangen 1993
  • Rainer Rappmann (Hrsg.): Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt. Vier Leben für Freiheit, Demokratie und Sozialismus, FIU-Verlag, Wangen 1996
  • Johannes Stüttgen: Ökonomie/Wirtschaftsleben. In: Harald Szeemann (Hrsg.): Beuysnobiscum, Fundus/Vlg. der Kunst, Amsterdam; Dresden 1997, S. 269 - 281
  • Hans Georg Schweppenhäuser: Die soziale Dreigliederung von Rudolf Steiner und die Elementarlehre des sozialen Organismus von Wilhelm Schmundt. Fallstudien Heft 5., Freiburg 1980, 122 S., Inhaltsverzeichnis
  • Hans Georg Schweppenhäuser: Die Elementarlehre von Wilhelm Schmundt. - Ein Briefwechsel als Dokumentation über eine Kontroverse zur sozialen Dreigliederung. Fallstudien. Heft 6a und 6b., Freiburg 1981, 116 und 100 S.
  • Hans Georg Schweppenhäuser: "Fähigkeiten"- oder "Erfahrungs"- Wirtschaft?, Bausteine, 4.Jg., 4/1980, S.40-45, (Zur Kontroverse Schmundt Schweppenhäuser)
  • Redaktion (Reinhard Giese): Zitate Rudolf Steiners und Hans Georg Schweppenhäusers mit Erläuterungen zum Thema, in: Beiträge zur Dreigliederung des sozialen Organismus, 24.Jg., Nr.36, Dez.1983, S.13-33, Thema: Zur assoziativen Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. In Memoriam Hans Georg Schweppenhäuser, (enthält einen Exkurs zur Kontroverse Schweppenhäuser - Schmundt S. 23 - 25, in dem insbesondere auf den Begriff der Assoziation eingegangen wird. Schmundt und im Anschluß auch Ulrich Rösch und Benediktus Hardorp[1]u.a. würden einen Assoziationsbegriff zugrundelegen, der von demjenigen Steiners und Schweppenhäusers abweiche, mit auch Konsequenzen für die dann unterschiedliche Gesamtauffassung der sozialen Dreigliederungidee, die von derjenigen Steiners und Schweppenhäusers abweichen würde, obwohl manchmal nach dem Wortlaut der Darlegungen eine Übereinstimmung scheinbar gegeben ist.)
  • Andreas Schurack: Stüttgens Sünden wider die soziale Dreigliederung, 2014, Text, Ein Kommentar
  • Boris Tullander: Bedauerliche Blätter, in: Jedermensch Nr. 648, Herbst 2008, Volltext
  • Herbert Witzenmann: Zum Geleit, in: Schmundt: Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, 1. Aufl. 1968, S. 5f. (Dieses Geleitwort ist nur in der 1. Auflage enthalten. Ersetzt in der zweiten Auflage 1977 durch eine Widmung an bzw. Hinweis auf Hunold Graf v. Baudissin und Prof. Adolf Reichwein, und eine leere Seite)
  • Benediktus Hardorp: Anthroposophie und Dreigliederung. Das soziale Leben als Entwicklungsfeld des Menschen, Verlag Freies Geistesleben, 1986, ISBN 3772508731, Inhaltsverzeichnis

Nachweise, Anmerkungen

  1. vgl. z.B. Hardorp: Anthroposophie und Dreigliederung, wo Hardorp S. 91ff. Schmundts "Gestaltbild" ohne den leisesten Anflug von kritischer Distanz übernimmt, und zu einer Beschreibung der Assoziation übergeht, in der die Konsumentenseite nicht vorkommt. Hardorp identifiziert diese schmundtische Auffassung von Assoziation mit derjenigen Steiners (S. 95), verweist für seinen eigenen Assoziationsbegriff allerdings auch auf seine Dissertation "Elemente einer Neubestimmung ...(S. 277ff.)" und auf Latrille. "Assoziation" sei: "ein soziales Organ, das es möglich macht, Sachgegebenheiten und Gestaltungsmöglichkeiten einer gegebenen sozialen Lage in gemeinsamer Urteilsbildung der Beteiligten zu gemeinsamer Urteilsschau verfügbar zu machen, um so ein sinnvolles Handeln aller an diesem Wirtschaftsprozeß Beteiligten möglich zu machen." (Mit Wirtschaftsprozeß ist der Produktionsprozeß in Arbeitskollektven gemeint. Konsumenten, die einen Bedarf im Hinblick auf eine bedarfsorientierte Produktion geltend machen, kommen nicht vor.) "Das Wesen dessen, was in der anthroposophischen Literatur zur Dreigliederung als Assoziation geschildert worden ist, scheint uns damit auf den entscheidenden Punkt gebracht zu sein." (96f.) Dabei bringt Hardorp in keiner Weise auch nur andeutungsweise zum Ausdruck, daß in der anthroposophischen Literatur und von ihm selbst von dem Steinerschen Assoziationsbegriff abgewichen werde. Man glaubt mit "Assoziation" dasselbe zu meinen, was Rudolf Steiner mit dem Begriff gemeint hatte.

Weblinks

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