Deutscher Idealismus und Okzitanische Sprache: Unterschied zwischen den Seiten

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[[File:Deutscher_Idealismus.jpg|thumb|Philosophen des deutschen Idealismus. [[Kant]] (oben links), [[Fichte]] (oben rechts), [[Schelling]] (unten links), [[Hegel]] (unten rechts)]]
[[Datei:Langues de la France.svg|miniatur|350px|Karte der Sprachen und Dialekte Frankreichs; rot die okzitanischen Varietäten]]


Der '''deutsche Idealismus''' war eine Epoche der [[neuzeit]]lichen [[Philosophie]], die etwa vom letzten Drittel des [[Wikipedia:18. Jahrhundert|18.]] bis zum Ende des ersten Drittels des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s reichte und vor allem von [[Kant]] und dem Dreigestirn [[Fichte]], [[Schelling]] und [[Hegel]] und deren [[Metaphysik|metaphysischen]] Positionen geprägt wurde. Als Eckdaten werden meist das Erscheinen von Kants ''[[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|Kritik der reinen Vernunft]]'' (1781) und der Tod Hegels (1831) genommen. Sie wurde vielfach als Blütezeit der [[Wikipedia:Deutsche Philosophie|deutschen Philosophie]] angesehen und bildete den wesentlichen geistigen Hintergrund der [[Goethezeit]].
'''Okzitanisch''' (okzitanisch ''occitan'' [{{IPA|utsiˈtɒ}}] / ''lenga d’òc'' [{{IPA|lɛŋgoˈdɔ}}], [[Französische Sprache|französisch]] ''occitan'' bzw. '''langue d’oc''') ist eine [[galloromanische Sprache]], die hauptsächlich im südlichen Drittel [[Frankreich]]s gesprochen wird und das man deshalb auch '''Okzitanien''' ([[Okzitanische Sprache|okzitanisch]] '''''Occitània''''' {{IPA|[utsi'tanjɔ]}}, {{FrS|}} '''''Occitanie''''') nennt. Die besondere geistige Atmosphäre Okzitaniens wurde insbesonders durch die [[Wikipedia:Provence|provenzalischen]] [[Minnesänger]], die [[Trobador]]s, und die [[Katharer]]-Bewegung geprägt. [[Arthur Schult]] schreibt dazu:


{{LZ|Nur eine philosophische Richtung hat den Beinamen
{{LZ|In der Provence begründeten die Minnesänger eine neue, freie Geistigkeit, die sich eng mit den mystisch-religiösen Lehren der provenzalischen [[Katharer]]-Gemeinden verband. Das war die Gaiescience („Gayascienza“), die „Fröhliche Wissenschaft“ der Troubadoure, die [[Friedrich Nietzsche]] bewunderte; er benannte eines seiner grundlegenden Werke „Fröhliche Wissenschaft“. Die Troubadoure impulsierten einen neuen Weg abendländischer Esoterik. Sie forderten nicht mönchische Askese und Weltentsagung, sondern gingen von der Anerkennung der den Menschen verliehenen Sinnennatur aus. Sie ließen das asketische Heiligkeitsideal des christlichen Mönchtums gelten, wie ihre Verbindung mit den asketischen Katharern zeigte; sie selbst aber gingen einen anderen Weg. Nicht durch Abtötung der Erdennatur des Menschen wollten sie den Geist erkraften. Dieses asketische Ideal mönchischer Heiligkeit empfanden sie als vorchristlich-orientalisch. Das wahrhaft christliche Ideal ist nicht Askese, sondern bejaht Leib, Erde und Sinnlichkeit im Vertrauen auf die Verwandlung der Erdennatur durch Christus. Die Troubadoure bejahten daher die im Blut waltenden Kräfte, die den jungen Menschen liebefähig machen. Sie wollten diese leiblichen Kräfte verklären, nicht unterdrücken oder abtöten. So lehrte schon Diotima in Platons Symposion, daß der Eros ein Mittler zum Göttlichen hin sei. So bejaht auch Christus die mystische Erotik, damit der ganze Mensch mit Leib Seele und Geist vom Göttlichen verklärt und zur Auferstehung gebracht werden kann.
«deutsch» erhalten – der deutsche Idealismus. Warum? Einerseits ist
er die intellektuell anspruchsvollste Philosophie gewesen, die
Deutschland hervorgebracht hat; andererseits gelang es ihm, nahezu
alle innovativen Leistungen der früheren deutschen Philosophie in
Form eines Systems, der komplexesten Gestalt des philosophischen
Denkens, zu integrieren. Die religiöse Motivation der drei
Hauptfiguren, die alle Theologie studiert hatten, trug dazu bei, daß
eine weltgeschichtlich neue Form philosophischer Religiosität
entstand, die das deutsche, zumal protestantische, aber in Ansätzen
auch katholische Bildungsbürgertum des 19. Jahrhunderts nachhaltig
prägte, ja, in Ausläufern noch bei Thomas Mann zu spüren ist und zu
der es in anderen europäischen Ländern kaum ein Äquivalent gab.|Hösle, S. 106}}


Diese Entwicklung wurde laut [[Rudolf Steiner]] möglich durch das stärkere Eingreifen des [[Deutscher Volksgeist|deutschen Volksgeistes]]. Der deutsche Volksgeist hat eine bestimmte Eigentümlichkeit, durch die er sich von anderen [[Volksgeist]]ern unterscheidet. Wenn der Volksgeist allmählich heruntersteigt, ergreift er zunächst das [[Seelisch]]e des [[Mensch]]en und wirkt dann, indem er noch weiter heruntersteigt, bis ins [[Leib]]liche hinein und prägt diesem den Volkscharakter ein. Das ist auch beim deutschen Volksgeist der Fall, aber während sonst der Volksgeist dann für lange Zeit weiter im Leiblichen wirkt, löst er sich vom deutschen [[Volk]] nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder los und steigt wieder auf. Dieses Hin- und wieder Zurückschwingen macht die Eigenart des deutschen Volksgeistes aus.
Der Troubadour Montangayol aus Toulouse sagt: ‚Liebende sollen reinen Herzens sein und nur an Minne denken, denn die Minne ist keine Sünde, sondern eine Tugend, die die Schlechten gut und die Guten besser macht.‘ Echte Minne ist ebenso rein wie das Gebet und hat mit sexueller Gier nichts zu tun.


{{GZ|Wir können nun die Frage aufwerfen: Wie ist das nun mit dem
Wie in der Troubadourbewegung die Sexualität sublimiert wurde zum platonischen Eros, so führten die Katharer das religiöse Erleben auf eine Höhe, die nicht mehr zu überbieten war. Sie wußten, daß Gott Liebe ist und das Göttliche in Wahrheit von keinem Dogma erfaßt werden kann. , Ihnen war es nicht zu tun um die Lehre von Gott, um persönliche Glaubensauffassungen, sondern ihn war einzig wesentlich die Verwirklichung Gottes im persönlichen Leben, die reale Gotteserfahrung. Sie wußten: Gott entzieht sich dem Begriff. Er kann nur durch Schweigen verehrt und durch Läuterung der Seele erfahren werden. Sich seiner würdig machen, ist alles.|Schult, S. 23}}
deutschen Volke? Trat da auch einmal ein Zeitpunkt ein, in dem der
Erzengel eine bestimmte Stufe erlangt hat? - Ein solcher Zeitpunkt
trat schon ein. Aber nun besteht ein gewisser Unterschied gerade des
deutschen Volkes von den andern Völkern. Wir wissen, daß des
Menschen Seele aus Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele
und Bewußtseinsseele besteht. Das können Sie auch schon aus den
Vorträgen über die Volksseelen entnehmen, daß der Erzengel beim
italienischen Volk vorzugsweise nach seiner Macht strebt, in die Empfindungsseele
zu wirken, bei dem französischen Volk in die Verstandes-
oder Gemütsseele und beim britischen Volk in die Bewußtseinsseele,
beim deutschen Volke in das Ich, das über die drei Seelenglieder
seine Macht erstreckt. Daher ist auch das Verhältnis des Erzengels
zu den einzelnen Ichen des deutschen Volkes ein anderes als
bei den westlichen Völkern. Es kam schon ein Zeitpunkt, wo der
Erzengel des deutschen Volkes auch in das physische Leben oder das
niedere Seelenleben, insofern es das Physische ergreift, hineingegriffen
hat. Das ist ungefähr die Zeit zwischen 1750 und, man kann sagen,
1830. Wenn man einmal die Dinge ganz vernünftig studieren wird,
dann wird man ganz wunderbare Aufschlüsse über den Gang der
Völkerentwickelung bekommen. Und wenn jemand sich nur darauf
einlassen würde, den wirklich großartigen, grandiosen Unterschied
zu betrachten, der im deutschen Leben herrscht in den Menschen des
19. und 20. Jahrhunderts und den Menschen, die zweihundert Jahre
vorher gelebt haben, dann würde er sehen, wie gewaltig dieser Unterschied
ist. Dazumal griff der Erzengel in den Nationalcharakter des
deutschen Volkes ein, so wie die Erzengel bei den andern Völkern in
den Zeitpunkten, die ich bezeichnete, eingegriffen haben. Aber, man
möchte sagen, er ließ wieder ab, er prägte nicht so energisch, so
gründlich die Physis um, wie es bei den andern Völkern geschah.|159|140f}}


{{GZ|Wenn wir nun auf die Entwickelung des deutschen Volksgeistes
Hinzu kommen auf dem Territorium [[Spanien]]s die [[Wikipedia:Katalonien|nordwestkatalanische]] Region [[Wikipedia:Val d’Aran|Val d’Aran]] im Quellgebiet der [[Wikipedia:Garonne|Garonne]] und im Norden [[Italien]]s einige [[Wikipedia:piemont|piemont]]esische Alpentäler, außerdem durch Auswanderung entstandene Sprachinseln im Süden Italiens ([[Wikipedia:Guardia Piemontese|Guardia Piemontese]]), in Nordamerika ([[Wikipedia:Valdese|Valdese]] in [[Wikipedia:North Carolina|North Carolina]]) und in Südamerika ([[Wikipedia:Colonia Valdense|Colonia Valdense]] in [[Wikipedia:Uruguay|Uruguay]]). In den [[Waldenser|waldenser Siedlungen]] Süddeutschlands sind die okzitanischen [[Wikipedia:Sprachinsel|Sprachinseln]] im 20. Jahrhundert verschwunden.<ref>Ernst HIRSCH. ''Beiträge zur Sprachgeschichte der württembergischen Waldenser.'' Stuttgart: Kohlhammer, 1962</ref><ref>Laura SCHRÖEDER. "Les petjades occitanes dels valdesos a Alemanya" in Aitor CARRERA BAIGET, Isabel GRIFOLL, hrsg. ''Occitània en Catalonha: de tempses novèls, de novèlas perspectivas. Actes de l'XIen Congrès de l'Associacion Internacionala d'Estudis Occitans. (Lhèida, del 16 al 21 de junh de 2014)''. Barcelona: Generalitat de Catalunya, departament de Cultura. 2017. Biblioteca técnica de política lingüística, 21. Documents occitans, ISBN 978-84-393-9567-6. [http://llengua.gencat.cat/web/.content/documents/publicacions/btpl/arxius/21_Occitania_en_Catalonha.pdf Online lesen].</ref>
sehen, so nehmen wir etwas Ähnliches wahr in der Zeit ungefähr
zwischen den Jahren 1750 bis 1850. Aber wir müssen hier kurioserweise
sagen: dieser Volksgeist steigt da herunter, aber er steigt
wieder hinauf. Und das ist das Bedeutsame. Einen Prozeß, der sich
abgespielt hat bei den westlichen Völkern, können wir nur so verfolgen,
daß wir die Volksgeister sich senken und die Völker ergreifen
sehen. Beim deutschen Volke sehen wir, wie der Volksgeist sich
auch senkt um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, wie aber
dieser Volksgeist in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wieder
hinaufsteigt, so daß hier ein ganz anderes Verhältnis da ist. Es wird
nur ein Anlauf genommen, den deutschen Charakter zu einem
eminenten Volkscharakter auszubilden, aber das wird nur eine
Weile gemacht. Nachdem einiges hierin getan ist, steigt der Volksgeist
wiederum zurück, hinauf, um wiederum bloß auf das Seelische
zu wirken.


Die Blütezeit des deutschen Geisteslebens fällt in die Zeit, wo der
Der Name Okzitanisch ist abgeleitet von ''òc'', der okzitanischen Bejahungspartikel, die aus dem [[Wikipedia:Neutrum|Neutrum]] ''hoc'' des lateinischen [[Wikipedia:Demonstrativpronomen|Demonstrativpronomen]]s ''hic'' entstand. Unter den [[Galloromanische Sprachen|galloromanischen Sprachen]] werden die Varietäten des Okzitanischen als ''langue d’oc'' abgegrenzt von der/den ''[[Wikipedia:Langues d’oïl|langue(s) d’oïl]]'' Nordfrankreichs, den Varietäten des Altfranzösischen im weiteren Sinne. Letztere sind nach der altfranzösischen Bejahungspartikel ''oïl'' ‚ja‘ benannt, die aus ''o'' ‚ja‘ und ''il'' ‚er‘ zusammengerückt und im Mittel- und Neufranzösischen zu ''oui'' wurde. Von der Sprachbezeichnung ''langue d’oc'' kommt auch der Name für die Region [[Wikipedia:Languedoc|Languedoc]], die nur ein Teil des okzitanischen Sprachgebietes ist.
Volksgeist am tiefsten heruntergestiegen war. Selbstverständlich
 
bleibt der Volksgeist seinem Volke. Aber er hält sich jetzt wieder in
Als [[Wikipedia:Amtssprache|Amtssprache]] ist Okzitanisch nur in [[Wikipedia:Katalonien|Katalonien]] (neben Kastilisch und Katalanisch) anerkannt – in seiner dortigen Variante [[Wikipedia:Aranesische Sprache|Aranesisch]] aus dem Val d’Aran. In Frankreich ist (Nord-)[[Französische Sprache|Französisch]] seit [[Wikipedia:Edikt von Villers-Cotterêts|1539]] alleinige Amtssprache, während Okzitanisch lediglich zu den vom französischen Staat 1999 mit einigen Einschränkungen anerkannten Regional- oder Minderheitensprachen gemäß der [[Wikipedia:Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen|Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen]] gehört.
geistigen Höhen auf. Das ist das Eigentümliche des deutschen
Volksgeistes. Auch früher ist er schon heruntergestiegen, hat aber
dann wieder abgelassen von einem zu starken Nationalisieren. Ein
solches Kristallisieren in der Nationalität, wie bei den westlichen
Völkern, kann beim deutschen Volke durch die Eigentümlichkeit
des deutschen Volksgeistes gar nicht eintreten. Daher muß das
deutsche Wesen immer universeller bleiben als andere Volkswesen.
Es hängen diese Dinge in der Tat mit tiefen Wahrheiten der geistigen
Welten zusammen. Würde man in der Zeit Goethes den deutschen
Volksgeist gesucht haben, würde man ihn etwa auf demselben
Niveau gefunden haben, wo man den englischen oder französischen
oder italienischen Volksgeist gefunden hätte. Sucht man ihn
heute, dann muß man höher hinaufsteigen. Es werden wieder Zeiten
kommen, wo er heruntersteigt, es werden wieder Zeiten kommen,
wo er hinaufsteigt. Das Hin- und Herschwingen ist das
Eigentümliche des deutschen Volksgeistes.|157|224f}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==


* [[Deutscher Volksgeist]]
* {{WikipediaDE|Okzitanische Sprache}}


== Literatur ==
== Literatur ==


* [[Vittorio Hösle]]: ''Eine kurze Geschichte der deutschen Philosophie: Rückblick auf den deutschen Geist'', Verlag C.H.Beck 2013, ISBN 978-3406648649, eBook ASIN B00B5PD0P6
* [[Arthur Schult]]: ''Dantes Divina Commedia als Zeugnis der Tempelritter-Esoterik'', Turm-Verlag, Bietigheim 1979, ISBN 978-3799901840
* Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
 
* Rudolf Steiner: ''Menschenschicksale und Völkerschicksale'', [[GA 157]] (1981), ISBN 3-7274-1571-1 {{Vorträge|157}}
== Weblinks ==
* Rudolf Steiner: ''Das Geheimnis des Todes. Wesen und Bedeutung Mitteleuropas und die europäischen Volksgeister'', [[GA 159]] [GA 159/160] (1980), ISBN 3-7274-1590-8 {{Vorträge|159}}
 
{{Wiktionary|Kategorie:Okzitanisch|Wörterbuch Okzitanisch–Deutsch}}
{{Wiktionary|Wiktionary:Okzitanisch/Wörterbücher|Wörterbücher der okzitanischen Sprache}}
{{Wikisource|Wörterbücher#Okzitanisch|Okzitanische Wörterbücher}}
{{Commonscat|Occitan language|Okzitanische Sprache}}


{{GA}}
== Einzelnachweise ==


== Weblinks ==
<references />
* [http://timmsrc.uni-tuebingen.de/Player/PlayerFlow/UT_20160111_001_philogl_0001 Johannes Brachtendorf: Gotteslehre des deutschen Idealismus Videovorlesung]
 
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/philosophie7b.html Projekt Deutscher Idealismus] Website
[[Kategorie:Geographie]]
[[Kategorie:Kultur]]
[[Kategorie:Sprache]]
[[Kategorie:Einzelsprache]]
[[Kategorie:Romanische Sprachen]]


[[Kategorie:Idealismus]]
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[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Philosophie nach Richtung]]
[[Kategorie:Philosophische Richtung]]
[[Kategorie:Philosophie der Aufklärung]]
[[Kategorie:Deutscher Idealismus|!]]

Version vom 10. November 2017, 11:35 Uhr

Karte der Sprachen und Dialekte Frankreichs; rot die okzitanischen Varietäten

Okzitanisch (okzitanisch occitan [utsiˈtɒ] / lenga d’òc [lɛŋgoˈdɔ], französisch occitan bzw. langue d’oc) ist eine galloromanische Sprache, die hauptsächlich im südlichen Drittel Frankreichs gesprochen wird und das man deshalb auch Okzitanien (okzitanisch Occitània [utsi'tanjɔ], franz. Occitanie) nennt. Die besondere geistige Atmosphäre Okzitaniens wurde insbesonders durch die provenzalischen Minnesänger, die Trobadors, und die Katharer-Bewegung geprägt. Arthur Schult schreibt dazu:

„In der Provence begründeten die Minnesänger eine neue, freie Geistigkeit, die sich eng mit den mystisch-religiösen Lehren der provenzalischen Katharer-Gemeinden verband. Das war die Gaiescience („Gayascienza“), die „Fröhliche Wissenschaft“ der Troubadoure, die Friedrich Nietzsche bewunderte; er benannte eines seiner grundlegenden Werke „Fröhliche Wissenschaft“. Die Troubadoure impulsierten einen neuen Weg abendländischer Esoterik. Sie forderten nicht mönchische Askese und Weltentsagung, sondern gingen von der Anerkennung der den Menschen verliehenen Sinnennatur aus. Sie ließen das asketische Heiligkeitsideal des christlichen Mönchtums gelten, wie ihre Verbindung mit den asketischen Katharern zeigte; sie selbst aber gingen einen anderen Weg. Nicht durch Abtötung der Erdennatur des Menschen wollten sie den Geist erkraften. Dieses asketische Ideal mönchischer Heiligkeit empfanden sie als vorchristlich-orientalisch. Das wahrhaft christliche Ideal ist nicht Askese, sondern bejaht Leib, Erde und Sinnlichkeit im Vertrauen auf die Verwandlung der Erdennatur durch Christus. Die Troubadoure bejahten daher die im Blut waltenden Kräfte, die den jungen Menschen liebefähig machen. Sie wollten diese leiblichen Kräfte verklären, nicht unterdrücken oder abtöten. So lehrte schon Diotima in Platons Symposion, daß der Eros ein Mittler zum Göttlichen hin sei. So bejaht auch Christus die mystische Erotik, damit der ganze Mensch mit Leib Seele und Geist vom Göttlichen verklärt und zur Auferstehung gebracht werden kann.

Der Troubadour Montangayol aus Toulouse sagt: ‚Liebende sollen reinen Herzens sein und nur an Minne denken, denn die Minne ist keine Sünde, sondern eine Tugend, die die Schlechten gut und die Guten besser macht.‘ Echte Minne ist ebenso rein wie das Gebet und hat mit sexueller Gier nichts zu tun.

Wie in der Troubadourbewegung die Sexualität sublimiert wurde zum platonischen Eros, so führten die Katharer das religiöse Erleben auf eine Höhe, die nicht mehr zu überbieten war. Sie wußten, daß Gott Liebe ist und das Göttliche in Wahrheit von keinem Dogma erfaßt werden kann. , Ihnen war es nicht zu tun um die Lehre von Gott, um persönliche Glaubensauffassungen, sondern ihn war einzig wesentlich die Verwirklichung Gottes im persönlichen Leben, die reale Gotteserfahrung. Sie wußten: Gott entzieht sich dem Begriff. Er kann nur durch Schweigen verehrt und durch Läuterung der Seele erfahren werden. Sich seiner würdig machen, ist alles.“ (Lit.: Schult, S. 23)

Hinzu kommen auf dem Territorium Spaniens die nordwestkatalanische Region Val d’Aran im Quellgebiet der Garonne und im Norden Italiens einige piemontesische Alpentäler, außerdem durch Auswanderung entstandene Sprachinseln im Süden Italiens (Guardia Piemontese), in Nordamerika (Valdese in North Carolina) und in Südamerika (Colonia Valdense in Uruguay). In den waldenser Siedlungen Süddeutschlands sind die okzitanischen Sprachinseln im 20. Jahrhundert verschwunden.[1][2]

Der Name Okzitanisch ist abgeleitet von òc, der okzitanischen Bejahungspartikel, die aus dem Neutrum hoc des lateinischen Demonstrativpronomens hic entstand. Unter den galloromanischen Sprachen werden die Varietäten des Okzitanischen als langue d’oc abgegrenzt von der/den langue(s) d’oïl Nordfrankreichs, den Varietäten des Altfranzösischen im weiteren Sinne. Letztere sind nach der altfranzösischen Bejahungspartikel oïl ‚ja‘ benannt, die aus o ‚ja‘ und il ‚er‘ zusammengerückt und im Mittel- und Neufranzösischen zu oui wurde. Von der Sprachbezeichnung langue d’oc kommt auch der Name für die Region Languedoc, die nur ein Teil des okzitanischen Sprachgebietes ist.

Als Amtssprache ist Okzitanisch nur in Katalonien (neben Kastilisch und Katalanisch) anerkannt – in seiner dortigen Variante Aranesisch aus dem Val d’Aran. In Frankreich ist (Nord-)Französisch seit 1539 alleinige Amtssprache, während Okzitanisch lediglich zu den vom französischen Staat 1999 mit einigen Einschränkungen anerkannten Regional- oder Minderheitensprachen gemäß der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen gehört.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Wiktionary: Wörterbuch Okzitanisch–Deutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Wörterbücher der okzitanischen Sprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikisource: Okzitanische Wörterbücher – Quellen und Volltexte
Commons: Okzitanische Sprache - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Ernst HIRSCH. Beiträge zur Sprachgeschichte der württembergischen Waldenser. Stuttgart: Kohlhammer, 1962
  2. Laura SCHRÖEDER. "Les petjades occitanes dels valdesos a Alemanya" in Aitor CARRERA BAIGET, Isabel GRIFOLL, hrsg. Occitània en Catalonha: de tempses novèls, de novèlas perspectivas. Actes de l'XIen Congrès de l'Associacion Internacionala d'Estudis Occitans. (Lhèida, del 16 al 21 de junh de 2014). Barcelona: Generalitat de Catalunya, departament de Cultura. 2017. Biblioteca técnica de política lingüística, 21. Documents occitans, ISBN 978-84-393-9567-6. Online lesen.


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