Konzeptkunst und Portrait: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Konzeptkunst.jpg|mini|Konzeptkunst von [[Joseph Beuys]]]]
[[Datei:Mia nefertiti.jpg|mini|Porträtbüste der [[Nofretete]] (etwa 1338 v. Chr.)]]
[[Datei:Max Liebermann Bildnis Fräulein Hedwig Ruetz.jpg|mini|[[Max Liebermann]]: ''Bildnis Fräulein Hedwig Ruetz'', 1903]]


'''Konzeptkunst''' ([[Englische Sprache|engl.]] ''Conceptual Art'') ist eine in den 1960er-Jahren durch den US-amerikanischen Künstler [[Henry Flynt]] geprägte Bezeichnung für eine moderne Kunstrichtung.<ref>''The Times Literary Supplement'' vom 6. August 1964, S. 688: "Henry Flynt concept art".</ref><ref>[http://www.henryflynt.org/aesthetics/conart.html Essay on Concept Art.]</ref>
Ein '''Porträt''' oder '''Portrait<!--sic!-->''' (von {{frS|''portrait<!--sic!-->''}}) bzw. '''Bildnis''' ist ein [[Gemälde]], eine [[Fotografie]], eine [[Plastik (Kunst)|Plastik]] oder eine andere Darstellung einer Person.<ref>Vgl. Duden online: [http://www.duden.de/rechtschreibung/Portraet ''Porträt''] und [http://www.duden.de/rechtschreibung/Bildnis ''Bildnis'']</ref> Das Porträt zeigt in der Regel das Gesicht der Person. Bei der Darstellung mehrerer Personen spricht man von einem ''Doppelporträt'' beziehungsweise ''Familienporträt'' oder ''Gruppenporträt''.<ref>Duden online: [http://www.duden.de/rechtschreibung/Doppelportraet ''Doppelporträt'']</ref> ''Porträtieren'' ist die Anfertigung eines Porträts.<ref>Duden online: [http://www.duden.de/rechtschreibung/portraetieren ''porträtieren'']</ref>


== Begriff ==
Im engeren Sinn versteht man unter einem Porträt ein künstlerisches Bildnis. Ein porträtierender Künstler wird als '''Porträtist''' bezeichnet.<ref>Duden online: [http://www.duden.de/rechtschreibung/Portraetist ''Porträtist'']</ref> Ein Porträtist versucht in der Regel, nicht nur das Aussehen einer Person abzubilden, sondern auch ihr Wesen bzw. ihre [[Persönlichkeit]] im Porträt darzustellen (oder zu karikieren, zu übersteigern oder zu idealisieren).


Ursprünglich aus dem [[Minimalismus (Kunst)|Minimalismus]] kommend, steht ''Concept Art'' oder ''Conceptual Art'' letztlich als Sammelbegriff für eine Weiterentwicklung der Tendenzen in der [[Abstrakte Malerei|abstrakten Malerei]] und für unterschiedliche Kunstrichtungen wie [[Objektkunst]] oder [[Happening]], die den Gedanken für die Bedeutung eines Kunstwerks als vorrangig erachten.
Zahlreiche namhafte [[Malerei|Maler]], [[Grafik]]er und [[Bildhauerei|Bildhauer]] haben sich intensiv mit Porträts befasst und dadurch zur Entwicklung einer großen Darstellungsvielfalt beigetragen. Die [[Porträtmalerei]] hat seit dem 17.&nbsp;Jahrhundert sehr stark an Bedeutung gewonnen. Seit dem 19.&nbsp;Jahrhundert hat die [[Porträtfotografie]] die Porträtmalerei ergänzt und ist auch in die Filmkunst als szenisches Element eingegangen.


[[Mel Bochner]]s erste Ausstellung im Jahr 1966 „''Working Drawings and Other Visible Things on Paper Not Necessarily Meant to Be Viewed as Art''“  in der Galerie der [[School of Visual Arts]] in [[New York City|New York]] gilt als erste Ausstellung der Konzeptkunst-Bewegung. 1969 fand im [[Museum Morsbroich]] in [[Leverkusen]] die erste museale Konzeptkunst-Ausstellung in Deutschland statt.<ref>[http://www.museum-morsbroich.de/index.php?id=aktuell&no_cache=1&tx_mbausstellungen_pi1%5Bexhibition%5D=74&tx_mbausstellungen_pi1%5BhideBackLink%5D=1&ftu=cf3bc2e1fb6d2fd787630b34eb782a1c  ''more Konzeption Conception now''], Ausstellung Museum Morsbroich, Leverkusen, 2015</ref>
== Klassifizierung von Porträts ==
Die Darstellungsformen werden nach verschiedenen Aspekten bezeichnet: nach der Anzahl der dargestellten Personen sowie&nbsp;– besonders bei Einzelporträts&nbsp;– nach dem Ausschnitt der Figur und nach der Kopfhaltung im Verhältnis zum Betrachter. Überdies werden Bildnisse auch nach ihrer Funktion differenziert (z.&nbsp;B. [[Herrscherbild|Herrscherporträt]]) oder nach der thematischen Ausrichtung (z.&nbsp;B. Kostümbildnis).


Die Ausführung des [[Kunstwerk]]s ist von untergeordneter Bedeutung und muss nicht durch den Künstler selbst erfolgen. Im Vordergrund stehen [[Entwerfen|Konzept]] und Idee, die für die künstlerische Arbeit als gleichwertig erachtet werden. An Stelle fertiger Bilder und Skulpturen treten in diesem Sinne Skizzen, Schriftstücke, Anleitungstexte oder unter Umständen [[Künstlerbuch|Künstlerbücher]], die eigene ästhetische Qualitäten entfalten, auf. Eines der Ziele ist die „Entmaterialisierung“ des Kunstwerks und die Einbeziehung des Betrachters. Gewohnte Sichtweisen, Begriffe und Zusammenhänge der Welt werden hinterfragt, neue Regeln erfunden. Es wird mit Kontexten, Bedeutungen und [[Assoziation (Psychologie)|Assoziationen]] gearbeitet.
=== Nach der Anzahl der Personen ===
* '''Einzelporträt:''' Eine einzelne Person wird dargestellt. Dies ist der häufigste Typ des Porträts.


Theoretiker der Konzeptkunst sind [[Mel Bochner]], [[Sol LeWitt]], [[Art & Language]], [[Joseph Kosuth]] und [[Victor Burgin]]. Ein künstlerisches Vorbild dieser Bewegung war [[Marcel Duchamp]]. Er grenzte seine Kunst von „[[Netzhaut|retinaler]] Kunst“ ab, die überwiegend (beispielsweise effekthascherisch) auf das Auge einwirkt, statt als Vorstellung oder Verknüpfung von Bedeutung im Denken zu wirken. Dieser Ansatz lässt Konzeptkunst dem Laien oftmals elitär, spröde und schwer zugänglich erscheinen. Manches Werk der Konzeptkunst erschließt sich erst durch die Auseinandersetzung mit dem Künstler und seinem Denken.
* '''Doppelporträt:''' Bei einem Doppelporträt werden zwei Personen in ''einem'' Bild dargestellt. Das Gemälde ''Oberbürgermeister [[Cornelius von Guaita|von Guaita]] und Tochter'', 1817 von [[Johann Baptist Joseph Bastiné]] angefertigt, gilt als das einzige „monumentale Doppelbildnis zu dieser Zeit im [[Rheinland]].“<ref>Felix Kuetgens: ''Johann Baptist Joseph Bastiné.'' In: Aachener Kunstblätter. Heft XIV. La Ruelle, Aachen 1928, S. 93.</ref>
: Zwei einzelne [[Pendant]]-Bilder, meist von Ehepaaren, sind kein Doppelporträt.


Unterschiedlichste Strömungen der Avant-Garde der 1960er Jahre wie die Malerei von [[Robert Ryman]], die Fotobücher von [[Edward Ruscha|Ed Ruscha]], die Skulpturen von [[Carl Andre]], [[Robert Morris (Künstler)|Robert Morris]] oder [[Robert Smithson]] und auch [[Happening]], [[Fluxus]] und [[Wiener Aktionismus]] waren unmittelbare und oft zum Verwechseln ähnliche Vorläufer des Konzeptualismus.  
* '''Gruppenporträt:''' Mehr als zwei Personen werden dargestellt. Hierzu gehört auch das '''Familienporträt''', die Darstellung der gesamten Familie in einem Werk. Dieses Sujet findet sich bei [[Andrea Mantegna]] in der Ausschmückung der Camera degli Sposi des [[Palazzo Ducale (Mantua)|Palazzo Ducale]] in [[Mantua]], bei [[Jakob van Oost der Ältere|Jakob van Oost dem Älteren]] in einem Bild ''Porträt einer [[Brügge]]r Familie'' und 1561 ''Familie Berchem'' von [[Frans Floris]]. Das Familienbild war ein Markenzeichen des [[Biedermeier]]. Dies veranschaulichen die Werke von [[Johann Baptist Joseph Bastiné]] und [[Heinrich Franz Carl Billotte]].


Unter anderem durch den Einfluss von Kunstzeitschriften wie Artforum und Avalanche, Parachute, Flash Art, Art Press entstanden sehr bald schnell in Amerika und Europa  Gruppen von Konzeptualisten, die sich an New York orientierten und dennoch eigenständige regionale Zentren bildeten: in Nordamerika etwa San Francisco, Los Angeles, San Diego, Vancouver und Toronto.
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Albrecht Dürer - Portrait of Hieronymus Holzschuher - WGA7022.jpg|[[Albrecht Dürer]], Porträt des Hieronymus Holzschuher, 1526
Brüder Grimm Doppelporträt 1843.jpg|Doppelporträt der Brüder Grimm, 1843
Yalta Conference cropped.jpg|Gruppenporträt, <br /> 1945
</gallery>
 
=== Nach dem Ausschnitt ===
{{Anker|Ganzfigur}}{{Anker|Kniestück}}{{Anker|Hüftbild}}{{Anker|Halbfigur}}{{Anker|Bruststück}}{{Anker|Kopfbild}}
 
* '''Ganzfigur:''' Darstellung stehend oder sitzend. Als [[Plastik (Kunst)|Skulptur]] auch ''[[Statue]] (Standbild)'' oder ''[[Statuette]]'' genannt.
* '''Kniestück:''' mit Einbeziehung der [[Kniegelenk|Knie]], stehend oder sitzend.
* '''Hüftbild:''' Oberkörper bis zum Schritt
* '''Halbfigur:''' Oberkörper bis zur [[Taille]], unter Einbeziehung der angewinkelten Arme mit den Händen.
* '''Bruststück:''' Kopf mit einem Großteil des Oberkörpers, Schultern und ''Armabschnitten''.
* '''Schulterstück''' oder '''Büste''' (Büstenporträt): Die Schulteransätze sind mit einbezogen und das Porträt endet auf Achselhöhe.
* '''Kopfbild:''' Darstellung mit dem [[Hals]] ''(Halsabschnitt)'', ohne jeglichen Teil des [[Rumpf (Anatomie)|Rumpfes]].
 
Zu den analogen Begriffen beim Film siehe [[Einstellungsgröße]].
 
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Agustín Esteve (after Goya) - María Luisa de Borbón-Parma (Prado).jpg|Ganzfigur, stehend <br /> [[Francisco de Goya]]: <br /> ''Porträt der Königin Maria Luisa'', um 1800
Pierre-Auguste Renoir 104.jpg|Kniestück, sitzend <br /> [[Auguste Renoir]]: <br /> ''Porträt der Tilla Durieux'', 1918
Anton Graff Bildnis Elisa von der Recke 1797.jpg|Hüftbild <br /> [[Anton Graff]]: <br /> ''Bildnis Elisa von der Recke'', 1794
H C Kolbe Portrait einer Dame.jpg|Halbfigur <br /> [[Heinrich Christoph Kolbe]]: <br /> ''Porträt einer Dame''
Giorgione 043.jpg|Bruststück <br /> [[Giorgione]]: <br /> ''Laura'', 1506
Albrecht Dürer - Bildnis einer jungen Venezianerin - Google Art Project.jpg|Schulterstück ([[Büste]]) <br /> [[Albrecht Dürer]]: <br /> ''Porträt einer jungen Frau'', um 1506
Study for the Head of Leda.jpg|Kopfbild <br /> [[Leonardo da Vinci]]: <br /> ''Kopf der Leda'', <br /> Studie, um 1507/1509
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=== Nach der Kopfhaltung ===
{{Anker|Frontalansicht}}{{Anker|en face}}{{Anker|Dreiviertelprofil}}{{Anker|Halbprofil}}{{Anker|Viertelprofil}}{{Anker|Profilansicht}}{{Anker|en profil}}{{Anker|Verlorenes Profil}}{{Anker|profil perdu}}
Bezeichnung für die Kopfhaltung des Dargestellten bzw. den [[Blickwinkel]]:
 
* '''Frontalansicht''' (''en fac''e): Das Gesicht ist direkt auf den [[Betrachtung|Betrachter]] gerichtet. Die Darstellung wirkt oft suggestiv<ref>Norbert Schneider: ''Porträtmalerei 1420–1670.'' Köln 1999, S. 6.; zitiert in Else Lowitzer-Hönig: ''Die frühen Porträts von Oskar Kokoschka. Studien zu den Einzelbildnissen von 1906 bis 1925 – Ein bisher unbekanntes Porträt.'' Diplomarbeit Universität Wien, Oktober 2008, S. 17 f. ([http://othes.univie.ac.at/2300/1/2008-10-29_8706125.pdf pdf], othes.univie.ac.at, dort S. 11 f.)</ref> und intim, aber auch etwas steif.
* '''Viertelprofil''' oder '''Dreiviertelprofil/-ansicht:'''{{FN|(x)}} Das Gesicht ist leicht aus der Frontalansicht gedreht. Wegen der Rundung des menschlichen Kopfes wird die dem Betrachter zugewandte Seite des Gesichts voll, die vom Betrachter abgewandte Seite verkürzt wiedergegeben. Sie liegt dann auch oft im Schatten. Der Blick der Figur geht nicht mehr starr geradeaus. Gilt als lebendiger als frontal, auch in der Porträtfotografie wird eine leichte Drehung des Kopfes favorisiert.
* '''Halbprofil:''' Das Gesicht ist von der Seite dargestellt, wobei das zweite Auge noch zu erkennen ist. Die Figur blickt in der Regel zum Betrachter.
* '''Dreiviertelprofil''' oder '''Viertelprofil/-ansicht:'''{{FN|(x)}} Ein Überwiegen von ''en profil'' gegenüber der Halbansicht: Die Nase überragt oft die Kontur, das zweite Auge ist halb verdeckt bis nur angedeutet. Anmutiger als strenges Profil. Falls die Figur den Betrachter anblickt, kann der seitwärts gerichtete Blick tiefgründig wirken.
* '''Profilansicht''' (''en profil''): Das Gesicht wird von der Seite abgebildet. Darstellungen im Profil nach dem Vorbild römischer Kaisermünzen galten als charakter- und würdevollste Darstellung des Menschen. Profilbilder als [[Schattenriss]] wurden seit dem  15.&nbsp;Jahrhundert bis ins 19.&nbsp;Jahrhundert häufig angefertigt.
* '''Verlorenes Profil''' (''profil perdu''): „Dreiviertelansicht von hinten“, es sind nur die Konturen der Wangenknochen erkennbar.
 
: {{FNZ|(x)|''Anmerkung:'' Die Benennung ''Viertel-''/''Dreiviertel-'' ist in der Literatur uneinheitlich.<ref name="Viertel">So gibt etwa der Duden: {{"|Dreiviertelprofil, das: Ansicht des Kopfes, des Gesichts mit nur ganz leichter Drehung zur Seite.}}[http://www.duden.de/rechtschreibung/Dreiviertelprofil Eintrag], Duden online – also „drei Viertel der Frontalansicht“;<br /> abweichend ist auch „drei Viertel der Profilansicht“, also nur leicht zum Betrachter gekehrt, zu finden, so [http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Klimt,+Gustav%3A+Frauenkopf+im+Dreiviertelprofil Klimt, Gustav: ''Frauenkopf im Dreiviertelprofil''], zeno.org; [http://www.klimt.com/en/gallery/drawings-1879-1905/klimt-portrait-eines-mannes-mit-bart-im-dreiviertelprofil-1879.ihtml Gustav Klimt: ''Porträt eines Mannes mit Bart im Dreiviertelprofil'' 1879], klimt.com; [http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/august+wilhelm-dressler/stehender-weiblicher-akt-im-dreiviertelprofil-von-Hi5ZvqlIeq-W4TZU55sVkA2 ''Stehender weiblicher Akt im Dreiviertelprofil von hinten'' von August Wilhelm Dressler], artnet.de<br />teils finden sich auch bei einem einzelnen Autor die ''-ansicht-'' und ''-profil-''-Begriffe unterschieden, also ''Dreiviertelansicht'' „drei Viertel des Antlitz“ = ''Viertelprofil'' „ein Viertel der Profil-Linie“. So in o.&nbsp;g. Diplomarbeit Lowitzer-Hönig: ''Die frühen Porträts …'' 2008, S. 18 zu Abb. 40 {{"|im Dreiviertelprofil nach links gewendet}} resp, S. 76 zu Abb. 134 {{"|Kopf in Dreiviertelansicht leicht rechts gewendet}} (Abb. fehlen im pdf), dort auch der Ausdruck ''Dreiviertelportrait'' für stark abgewendet {{"|von der […] Profildarstellung, über das Dreiviertel- bzw. Halbporträt zum […] En-face-Bildnis}} S. 18, insb. auch S. 35 (pdf S. 41)</ref>}}
 
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Beckwith Mark Twain Portrait.jpg|Frontalansicht<br /> James Carroll Beckwith: ''Porträt des Mark Twain'', 1890
Rokotov orlov.JPG|(Drei-)Viertelprofil{{FN|(x)}} ''Porträt des Grafen I.G. Orlow'', 1762/65
Petrus Christus 007.jpg|Halbprofil<br /> [[Petrus Christus]]: ''Porträt eines Kartäusers'', 1446
Sandro Botticelli - Giuliano de' Medici (Gemäldegalerie Berlin).jpg|(Drei-)Viertelprofil{{FN|(x)}} ''Porträt des Giuliano de Medici'', um 1478
Pisanello 015.jpg|Profil<br />[[Antonio Pisanello|Pisanello]]: ''Porträt des Lionello d’Este'', 1441
Pavel Filonov AutoPortrait.jpg|Verlorenes Profil<br /> [[Pawel Nikolajewitsch Filonow|Pawel Filonow]]: ''Selbstporträt''
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=== Besondere Arten des Porträts ===
==== Selbstporträt ====
Das Porträt eines Künstlers von sich selbst bzw. seinem eigenen Bild ist das ''[[Selbstporträt]]''. Selbstporträts zählen zu den berühmtesten Werken zahlreicher Künstler. Weltweite Verbreitung hat das Selbstporträt in der Fotografie erlangt. In den letzten Jahren wurden Selbstporträts in [[Soziales Netzwerk (Internet)|sozialen Netzen]] vermehrt als [[Selfie]]s verbreitet.
 
==== Idealporträt ====
Das Idealporträt stellte ein dem Künstler nicht persönlich bekanntes Individuum als erfundenen [[Charaktertypen|Charaktertypus]] dar (z.&nbsp;B. Köpfe des sagenhaften [[Homer]]), die das Wesen, nicht jedoch die realistische Gestalt der betreffenden Person versinnbildlichen sollten; diese Bildnisgestaltung ist bereits aus griechischer Zeit bekannt.
 
Ein ''[[Tronie]]'' ist ein Porträtgemälde, das im Gegensatz zu einem vorgegebenen Ideal rein aus der persönlichen Vorstellungskraft des Malers entstand, gelegentlich unter Zuhilfenahme eines Modells, um Position und Proportionen optimal zu gestalten. Diese ''Phantasieporträts'' konnten idealisierend sein, waren es aber nicht zwangsläufig.<ref>Franziska Gottwald: ''Das Tronie. Muster – Studie – Meisterwerk. Die Genese einer Gattung der Malerei vom 15.&nbsp;Jahrhundert bis zu Rembrandt.'' Deutscher Kunstverlag, 2011, ISBN 978-3-422-06930-5.</ref>
 
==== Standesporträt ====
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als man die Herrschaft von Adelsdynastien als
gottgegeben ansah, kam auch dem „Standesporträt“ eine Schlüsselrolle zu. Es vermittelt dem Betrachter das Aussehen des Dargestellten, seinen Stand in der Gesellschaft und der Familienmitglieder. Diese Porträts waren in die „repräsentative Öffentlichkeit“ des Hofs eingebunden. Präsentiert in Ahnengalerien bezeugten sie die vornehme Herkunft der Familie.
 
Zur Charakterisierung des Ranges diente die Kleidung. Im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] war die seit 1497 entworfene und 1530 genehmigte Kleiderordnung maßgebend, die [[Polizeiordnung|Reichspolizeiordnung]] (RPO) für Kleider und Luxusordnung. Auf diese Weise lässt sich anhand der Garderobe und des Schmucks der gesellschaftliche Stand ablesen. Kaiser [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] setzte Anfang des 16.&nbsp;Jahrhunderts sein Porträt zu Propagandazwecken ein. Dieser Bildtyp des „Staatsporträts“ wurde 1519 von [[Albrecht Dürer]] mit seinen Gemälden ''Kaiser Maximilian I.'' und ''Jakob Fugger'' begründet. Die Würde des Dargestellten wird durch eine auf das Wesentliche konzentrierte Wiedergabe verdeutlicht. Auch die [[Physiognomie]]n wurden entsprechend dem Status angepasst. Mit den englischen Touristenporträts des 18.&nbsp;Jahrhunderts beginnt dann das Ende des Standesporträts.<ref>Andrea M. Kluxen: ''Das Ende des Standesporträts.'' Die Bedeutung der englischen Malerei für das deutsche Porträt 1760–1848. Fink, München 1989, S. 175.</ref>
 
==== Touristenporträt ====
 
[[Datei:Wyndham Knatchbull-Wyndham.jpg|mini|Pompeo Batoni: ''Sir Wyndham Knatchbull-Wyndham'', 1759, Los Angeles County Museum of Art]]
 
[[Pompeo Batoni]] ist der Erfinder des ''Touristenporträts''. Er entwickelte diesen Porträttyp für englische [[Touristen]] in Rom, die sich vor Relikten antiker Architektur malen ließen. Eines der bekanntesten Werke dieses Typus ist [[Johann Heinrich Wilhelm Tischbein]]s ''[[Goethe in der Campagna]]'' 1786/7. Das Touristenporträt verbindet gesellschaftliche Attribute und Souvenir-Darstellungen. <!---Seine Auswirkung auf das deutsche Porträt besteht in der Einführung dieses Porträttyps und auf diese Weise des englischen Kunstverständnisses. Beleg?---> Das Touristenporträt stellt eine Stufe des Übergangs vom Standesporträt zum ständeunabhängigen Gesellschaftsporträt dar.<ref>Kluxen, S. 95 f.</ref>
 
==== Miniaturen ====
Zu den persönlichsten Formen des Porträts zählen die [[Miniaturmalerei|Miniaturportraits]], die oft als Erinnerung an einen geliebten Menschen in Auftrag gegeben und geschätzt wurden. Seit dem frühen 16.&nbsp;Jahrhundert spezialisierten sich Künstler auf diese kleinen Porträts auf Papier, [[Pergament]], Metall und vor allem Elfenbein, das für die Wiedergabe des [[Inkarnat]]s besonders geeignet war. Die Porträts wurden oft als [[Medaillon (Behälter)|Medaillon]]s in teure goldene Rahmen gefasst und konnten an einer Kette getragen werden. Blütezeit dieser Miniaturen war das späte 18. und das frühe 19.&nbsp;Jahrhundert, d.&nbsp;h. [[Empire (Stilrichtung)|Empire]] und [[Biedermeier]].
 
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Thomas Wriothesley, 1st Earl of Southampton by Hans Holbein the Younger.jpg|[[Hans Holbein der Jüngere]]: Thomas Wriothesley, um 1535, [[Vellum]] auf Karton aufgezogen, 28×25&nbsp;mm
Pierre Signac - Miniature portrait of Charles XI, King of Sweden 1660-1697, as a child - Google Art Project.jpg|[[Pierre Signac]], [[Karl XI. (Schweden)|Karl XI.]] als Kind, um 1662, Gouache auf Pergament, 38×33&nbsp;mm
John Smart - Portrait of a Boy - Walters 38266.jpg|[[John Smart (Maler)|John Smart]]: Portrait<!--sic!--> of a boy, 1770; Wasserfarbe auf Elfenbein, 31,8×38,1&nbsp;mm
1839 JosuahRichardsonBigelow byGeorgeLBrown MFABoston.jpeg|George Loring Brown: Josuah Richardson Bigelow, 1839; Wasserfarbe auf Elfenbein, 69,8×63&nbsp;mm
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==== Reiterporträt ====
Ein Reiterporträt stellt die Person zu Pferde dar.
 
<gallery mode="packed" heights="300" caption= >
Count-Duke of Olivares.jpg|miniatur|[[Gaspar de Guzmán, Conde de Olivares|Conde Duque de Olivares]] zu Pferde, Ölgemälde von [[Diego Velázquez]], 1634 (Prado, Madrid)
Henry Duke of Cumberland by David Morier 1765.jpg|mini|Henry, Duke of Cumberland and Strathearn (1745–1790) by David Morier (1705–1770), painted around 1765 (126.5cm x 101.0cm)|Reiterporträt von [[Henry, Duke of Cumberland and Strathearn|Henry, Herzog von Cumberland und Strathearn]], gemalt von [[David Morier]] um 1765
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== Geschichte des Porträts in Kunst und Kultur ==
[[Datei:Brassempouy-1-2b.jpg|mini|[[Venus von Brassempouy|Die Dame von Brassempouy]], ca.29-22.000 [[vor Christus|AD]] ]]
'''Prähistorie:''' Die Darstellung der menschlichen Figur gehört zu den ältesten Motiven der Geschichte der Malerei und der Bildhauerei. Individuelle Gesichtszüge wurden zunächst nicht dargestellt, man beschränkte sich darauf Gegenstände wie Speer, Krone, Standesabzeichen als individuelle und persönliche [[Attribut (Kunst)|Attribute]] darzustellen. Gesichter wurden in den Menschendarstellungen der Steinzeit gar nicht oder nur schematisch wiedergegeben.
'''Mykenische Kultur:''' Die wohl bedeutendste Totenmaske ist die sogenannte [[Goldmaske des Agamemnon]]. Diese stellt vermutlich ein idealisiertes Bildnis eines [[Mykene|mykenischen]] Fürsten dar und stammt aus der Zeit um 1500 v.&nbsp;Chr.
 
'''Ägypten:''' In der ägyptischen Kunst entstanden die ersten porträtähnlichen Plastiken und Malereien (Grabmalkunst). Die ersten ägyptischen Porträts hatten religiösen Charakter<ref>[http://d-nb.info/1041346484 Kleopatra in der Kunst]: Das Bild einer Königin zwischen Geschichte und Mythos / Patrick Farsen </ref>, oft wurden auch Könige porträtiert, die als irdische Repräsentanz der Gottheit galten. Bereits 2600–2160 vor Christus gab es Bilder mit individuellen Porträts und Gruppenbilder. Um 1551–1070 vor Christus erreichte die persönliche Porträtdarstellung ihren Höhepunkt in [[Ägypten]], es gab Modellbüsten. Um 1400 v.&nbsp;Chr. entstand das erste tradierte Büstenporträt: die [[Büste der Nofretete]]. Es folgt die Totenmaske des [[Tutanchamun]]. Sie ist kein Abbild einer realistischen [[Physiognomie]], sondern ein zeit- und kulturtypisches ägyptisches Idealantlitz. Während der Zeit der Römer um 50 n. Chr. entstandenen [[Mumienporträt]]s. Sie dienten als Grabbeigaben.
 
'''Griechenland:''' Das Ideal-Porträt charakterisiert die griechische Kunst. In der griechischen Antike legte man erst wenig Wert auf Porträtähnlichkeit. Es sollten eher idealisierte Menschendarstellungen sein und Fantasiedarstellungen ([[Homer]]).
 
'''Hellenismus:''' Im [[Hellenismus]] entstanden die ersten Kopfbilder auf Münzen, z.&nbsp;B. [[Alexander der Große]] als [[Apoll]].
 
[[Datei:Faustina Minor Louvre Ma1144.jpg|mini|links|hochkant|Faustina, Gattin von [[Marc Aurel]]]]
[[Datei:Augustus Bevilacqua Glyptothek Munich 317.jpg|mini|hochkant|[[Augustus]]]]
'''Römische Kunst:''' In römischen Häusern hingen Totenmasken der Vorfahren im [[Atrium]]. „Ihre Taten und Leistungen waren darunter verzeichnet“.<ref>Rudolf Weirich u.&nbsp;a.: ''Grundzüge der Geschichte.'' Bd. 1, Frankfurt am Main  1963, S. 120 f.</ref> Aus den Totenmasken entwickelte sich das Porträt.<ref>[http://d-nb.info/891397590 Römische Porträtstelen in Oberitalien]: Untersuchungen zur Chronologie, Typologie und Ikonographie / von Hermann Pflug. Dt. Archäolog. Inst. </ref>
 
Genaue Porträtähnlichkeit wurde in den Porträtbüsten zunächst nicht angestrebt, Porträts des Kaisers Augustus, die während seiner gesamten Regierungszeit hin entstanden, spiegeln nicht den Alterungsprozess wider. Für die Porträtdarstellung römischer Bürger waren die Porträtbüsten der Kaiser maßgeblich, besonders bei Porträtbüsten der Frauen wurde die Haartracht der Kaiserinnen nachgeahmt. Münzporträts spätrömischer Kaiser zeigen dagegen zunehmend individuelle Züge der Porträtierten.
 
[[Datei:Peter Parler triforium bust.01.jpg|mini|hochkant|[[Peter Parler]], Selbstporträt, 1370/79]]
'''Mittelalter:''' Die ersten [[profan]]<nowiki/>en Porträts lebender Personen sind aus der Zeit nach der [[Antike]] bekannt, in Europa aus der Mitte des 14.&nbsp;Jahrhunderts ([[Spätgotik]]). Das älteste ist das Profilbild König [[Johann II. (Frankreich)|Johanns des Guten]], das als Gegenstück das Porträt seiner Frau Johanna hat. Das älteste Frontalporträt ist das von Herzog [[Rudolf IV. (Österreich)|Rudolf&nbsp;IV. von Österreich]]. Im [[Mittelalter]] bis zum 14.&nbsp;Jahrhundert sind individuellen Porträts eher selten. Ab dem 14.&nbsp;Jahrhundert entwickelte sich das Bedürfnis nach naturnaher Sachtreue, der Wunsch nach Porträtähnlichkeit rückte näher. Beispielhaft sind die Porträtbüste von [[Peter Parler]] im [[Veitsdom]] in [[Prag]] und die Porträts von [[Niccolò Albergati]] (um 1430), [[Giovanni Arnolfini]] (um 1435) oder Margarete van Eyck (1439) von [[Jan van Eyck]].
 
[[Datei:Hans Holbein the Younger - The Ambassadors - Google Art Project.jpg|mini|hochkant|[[Hans Holbein der Jüngere|Hans Holbein d.J.]]: ''Die Gesandten''. 1533.]]
'''Renaissance:''' Im Italien der beginnenden Renaissance wuchs das Interesse an individuellen Porträts nicht nur bei den Herrschenden, sondern auch in den Kreisen der Bankiers und Kaufleute. Verlangt werden vom Künstler sowohl Porträtähnlichkeit als auch eine gewisse Idealisierung und Typisierung in Hinblick auf das jeweils dominante Schönheitsideal. Als Künstler dieser Epoche sind zu nennen: [[Leonardo da Vinci]] mit seiner ([[Mona Lisa]]), [[Raffael]]s Papstporträts von [[Bildnis Papst Julius II.|Julius II.]] und [[Leo X.|Leos X.]] oder Albrecht Dürers [[Selbstbildnis]]se.
 
In Deutschland und den Niederlanden ist die besondere Ausprägung als „Standesporträt“ bzw. als „bürgerliches Porträt“ mit dem beginnenden 16.&nbsp;Jahrhundert anzusetzen.
 
'''1600:''' Um 1600 verlieh die neue Lasurtechnik und der lockere Pinselstrich als Stilmittel den Porträts Lebendigkeit. Exemplarisch sind Werke von [[Rembrandt van Rijn|Rembrandt]] und [[Frans Hals]].
 
'''18. Jahrhundert:''' Die Impulse der höfischen Malerei bestimmen die Porträtdarstellungen im 18.&nbsp;Jahrhundert.
 
'''Klassizismus:''' In Frankreich tritt nach [[Barock]] und [[Rokoko]] das Bedürfnis nach Strenge auf. Im [[Klassizismus]] wenden sich die Maler in Frankreich wieder der porträthaften Idealisierung zu.
 
'''Moderne:''' In der Kunst des 20. Jahrhunderts war das malerische Porträt kein zentrales Thema, Maler der Moderne wie [[Pablo Picasso|Picasso]] oder [[Oskar Kokoschka|Kokoschka]] setzten sich aber immer wieder mit diesem Thema auseinander. [[Alf Bayrle]] begleitete den Ethnologen [[Leo Frobenius]] als Expeditionsmaler. Auf der Reise entstanden einerseits Porträts als ethnografische Studien, andererseits auch als Gastgeschenke für die Einheimischen. Bayrle verarbeitete die Porträtthematik später in seiner Serie ''Köpfe''.
 
Bedeutende Beispiele von Porträtmalerei bis in die Gegenwart gibt es bei [[Francis Bacon (Maler)|Francis Bacon]], [[Lucian Freud]], [[Willi Sitte]] oder [[Luc Tuymans]].
 
== Porträtfotografie ==
[[Datei:Black and White 1 - Augusto De Luca photographer.jpg|mini|hochkant|Eine Porträtfotografie (Fotograf: [[Augusto De Luca]])]]
{{Hauptartikel|Porträtfotografie}}
Seit 1843 entstand der Porträtentwurf oftmals durch die Fotokamera. Die Idee soll von Sir [[David Brewster]] stammen. Vermutlich als Erster nutzte der schottische Maler [[David Octavius Hill]] diese Methode für sein monumentales Gruppenporträt von 470 Personen in den Jahren 1843–1866. In der modernen [[Auftragsmalerei]] wird das Ölporträt auf Basis einer – gegebenenfalls im Computer verfremdeten oder bearbeiteten – Fotografie ausgeführt. Es kam zu einer neuen künstlerischen Arbeitsteilung. Ausgeführt wird das Porträt als Ölgemälde durch den Künstler, während das Motiv selbst durch einen Fotografen oder den privaten Auftraggeber selbst genau vorgegeben wird.
 
Die Fotografie gilt mit ihren Weichzeichnungs-Effekten als Vorläufer des [[Impressionismus]]. Zur großen Beliebtheit des fotografischen Porträts trug ca. ab 1860 die Idee des [[Visitformat|Visitformats]] des französischen Fotografen [[André Adolphe-Eugène Disdéri]] bei.
 
Die Dargestellten wurden anfangs wie auf einer Bühne umgeben von Requisiten aufgenommen. [[Nadar]] war der erste, der die einzelne Persönlichkeit darstellte.
 
== Funktionen des Porträts ==
[[Datei:Paul-Louis Weiller, Aliki Diplarakou, 1932.jpg|mini|links|hochkant|Hochzeitsfoto, 1932]]
[[Datei:CN-Beijing Tiananmen Gate.jpg|mini|hochkant|[[Mao-Bildnis auf dem Tian’anmen-Platz|Staatsporträt Mao Zedongs]] am [[Tor des Himmlischen Friedens]] in Peking]]
Porträts können mehrere Funktionen haben; diese hängen von ihren Gebrauchskontexten ab. Viele Gebrauchsweisen sind durch den memorialen Aspekt des Porträts bestimmt, sind also mit der [[Erinnerung (Psychologie)|Erinnerung]] an einen individuellen Menschen verbunden, der durch seinen sozialen Rang, seine Persönlichkeit oder seine besonderen Taten bildniswürdig erscheint. Beispiele dafür sind ägyptische Mumienporträts, [[Stifterbild]]er, [[Totenmaske]]n und Porträts mit [[zeremonie]]llem Bezug wie etwa Hochzeitsfotos oder die [[Inthronisation]]sporträts.
 
In der Politik wird ein [[Herrscherbild]] oder das Porträt eines Regierungschefs oft als [[staatliches Symbol]] gebraucht, es ziert öffentliche Gebäude, Münzen, Banknoten oder auch Briefmarken und kann auch Ziel oder Mittel eines [[Personenkult]]s sein.
 
Ein wichtiger Gebrauchskontext ist der soziale Tausch von Porträts: Bildnisse auf transportablen [[Bildträger]]n werden etwa in der frühen Neuzeit zwischen den Fürstenhäusern ausgetauscht, in Form von diplomatischen Geschenken. In der bürgerlichen Briefkultur zur Zeit der Aufklärung, der Romantik bis zur Moderne und Gegenwart dienten beigelegte Porträts zur Befestigung familiärer oder freundschaftlicher Beziehungen.
 
== Porträts im weiteren Sinn ==
[[Datei:Dillingerwantedposter.jpg|mini|hochkant|Steckbrief [[John Dillinger]], 25. Juni 1934]]
Im weiteren Sinn kann nahezu jede Abbildung eines Menschen, auch ohne künstlerischen Charakter, als Porträt bezeichnet werden, sofern sie nur den Abgebildeten gut erkennbar macht, z.&nbsp;B. ein [[Fahndungsfoto]], ein gewöhnliches [[Passbild]], ein [[Schnappschussfotografie|Schnappschuss]] – oder auch ein [[Selfie]] als moderne Form des Selbstporträts (Selfies sind oft daraus ausgerichtet, sich selbst zu charakterisieren oder die eigene emotionale Stimmung zu übermitteln).
 
Darüber hinaus gibt es Tierporträts – Tierbilder, die das Tier oder mehrere Tiere besonders charaktervoll und detailreich darstellen – und Landschaftsporträts.<ref>Vgl. Duden online: [http://www.duden.de/rechtschreibung/Tierbild ''Tierbild''] und [http://www.duden.de/rechtschreibung/Landschaftsbild ''Landschaftsbild'']</ref>
 
{{WikipediaDE|Tiermalerei|Tierfotografie}}
{{WikipediaDE|Landschaftsmalerei|Landschaftsfotografie}}
 
Im übertragenen Sinne wird auch eine schriftliche Beschreibung eines Menschen, etwa eine kurze [[Biografie]], als „Porträt“ bezeichnet. Auch bei textlichen Beschreibungen wird der Begriff ausgeweitet auf die detailreiche Darstellung verschiedenster Gegenstände, denen man einen Charakter zuschreibt, z.&nbsp;B. „Porträts“ von Landschaften, Ländern, Städten, Firmen, Tieren usw.<ref>Im Internet sind zahllose Belege zu finden, etwa für ''Porträt einer Landschaft'' oder ''Porträt einer Stadt'' oder ''Porträt eines Unternehmens''.</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Konzeptkunst}}
* {{WikipediaDE|Porträt}}
* {{WikipediaDE|Porträtmalerei}}
* {{WikipediaDE|Herrscherbild}}
* {{WikipediaDE|Porträtbüste}}
* {{WikipediaDE|Bildnis (Recht)}}} – zum Urheberrecht
* {{WikipediaDE|Recht am eigenen Bild}} – zum Persönlichkeitsrecht
 
== Literatur ==
* {{Literatur|Autor=Torsten Krämer|Titel=Porträtmalerei-Werkbetrachtung von der Antike bis zur Gegenwart|Verlag=Klett Verlag|Ort=Stuttgart/Leipzig|Jahr=2010|ISBN=978-3-12-205121-1}}
* {{Literatur|Autor=Dagmar Hirschfelder|Titel=Tronie und Porträt in der niederländischen Malerei des 17.&nbsp;Jahrhunderts|Ort=Berlin|Jahr=2008|ISBN=978-3-7861-2567-9}}
* {{Literatur|Autor=Sylvia Asmus, Brita Eckert|Titel=„Meinem besten Porträtisten&nbsp;…“ – Porträtfotografien und -zeichnungen aus den Beständen des Deutschen Exilarchivs 1933–1945. Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 und der Deutschen Bibliothek|Verlag=Die Deutsche Bibliothek|Ort=Leipzig/Frankfurt am Main/ Berlin|Jahr=2005}}
* {{Literatur|Autor=Daniel Spanke|Titel=[http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00043406_00001.html?prox=true&subjectSWD={Geschichte}{Bildnis}&context=&ngram=true&hl=scan&mode=simple Porträt – Ikone – Kunst]|Verlag=Fink|Ort=München|Jahr=2004|ISBN=3-7705-3908-7}}
* {{Literatur|Autor=Andreas Beyer|Titel=Das Porträt in der Malerei|Verlag=Hirmer|Ort=München|Jahr=2002|ISBN=3-7774-9490-9}}
* {{Literatur|Autor=Philipp Zitzlsperger|Titel=Gianlorenzo Bernini. Die Papst- und Herrscherporträts|Ort=München|Jahr=2002|ISBN=3-7774-9240-X}}
* [http://d-nb.info/891397590 Römische Porträtstelen in Oberitalien]: Untersuchungen zur Chronologie, Typologie und Ikonographie / von Hermann Pflug. Dt. Archäolog. Inst. ISBN 3-8053-0988-0; Deutsche Nationalbibliothek.
* {{Literatur|Autor=Andreas Köstler, Ernst Seidl|Titel=Bildnis und Image. Das Porträt zwischen Intention und Rezeption|Ort=Köln|Jahr=1998|ISBN=3-412-02698-0}}
* Andrea M. Kluxen: ''Das Ende des Standesporträts. Die Bedeutung der englischen Malerei für das deutsche Porträt 1760–1848.'' München 1989, ISBN 3-7705-2545-0.
* ''Miniaturen aus der Sammlung Tansey''. Miniaturensammlung Tansey im Bomann-Museum Celle. 5 Bände. Hirmer, München 2000–2013, ISBN 978-3-7774-9021-2, ISBN 978-3-7774-4335-5, ISBN 3-7774-2475-7, ISBN 3-7774-8710-4, ISBN 3-7774-9570-0.
 
== Weblinks ==
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* [https://www.klett.de/web/uploads/DO01205121_S8_9.pdf Porträttypen] klett.de (PDF)
* [http://www.portraitindex.de/ Digitaler Portraitindex der Frühen Neuzeit]
* [http://www.tripota.uni-trier.de/projekt.php Tripota Porträtsammlungen: Porträtgrafik in Büchern des 16. bis 19. Jahrhunderts im Original und in digitaler Reproduktion] tripota.uni-trier.de
* [http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=541 Porträts der Goethezeit] Aus der Druckgrafiksammlung des Kunsthistorischen Instituts der LMU München
* [http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_1146.html Bildnis] und [http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_7159.html Porträt] in: Das grosse<!--sic!--> Kunstlexikon von P. W. Hartmann


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 12. Dezember 2019, 01:43 Uhr

Porträtbüste der Nofretete (etwa 1338 v. Chr.)
Max Liebermann: Bildnis Fräulein Hedwig Ruetz, 1903

Ein Porträt oder Portrait (von franz. portrait) bzw. Bildnis ist ein Gemälde, eine Fotografie, eine Plastik oder eine andere Darstellung einer Person.[1] Das Porträt zeigt in der Regel das Gesicht der Person. Bei der Darstellung mehrerer Personen spricht man von einem Doppelporträt beziehungsweise Familienporträt oder Gruppenporträt.[2] Porträtieren ist die Anfertigung eines Porträts.[3]

Im engeren Sinn versteht man unter einem Porträt ein künstlerisches Bildnis. Ein porträtierender Künstler wird als Porträtist bezeichnet.[4] Ein Porträtist versucht in der Regel, nicht nur das Aussehen einer Person abzubilden, sondern auch ihr Wesen bzw. ihre Persönlichkeit im Porträt darzustellen (oder zu karikieren, zu übersteigern oder zu idealisieren).

Zahlreiche namhafte Maler, Grafiker und Bildhauer haben sich intensiv mit Porträts befasst und dadurch zur Entwicklung einer großen Darstellungsvielfalt beigetragen. Die Porträtmalerei hat seit dem 17. Jahrhundert sehr stark an Bedeutung gewonnen. Seit dem 19. Jahrhundert hat die Porträtfotografie die Porträtmalerei ergänzt und ist auch in die Filmkunst als szenisches Element eingegangen.

Klassifizierung von Porträts

Die Darstellungsformen werden nach verschiedenen Aspekten bezeichnet: nach der Anzahl der dargestellten Personen sowie – besonders bei Einzelporträts – nach dem Ausschnitt der Figur und nach der Kopfhaltung im Verhältnis zum Betrachter. Überdies werden Bildnisse auch nach ihrer Funktion differenziert (z. B. Herrscherporträt) oder nach der thematischen Ausrichtung (z. B. Kostümbildnis).

Nach der Anzahl der Personen

  • Einzelporträt: Eine einzelne Person wird dargestellt. Dies ist der häufigste Typ des Porträts.
  • Doppelporträt: Bei einem Doppelporträt werden zwei Personen in einem Bild dargestellt. Das Gemälde Oberbürgermeister von Guaita und Tochter, 1817 von Johann Baptist Joseph Bastiné angefertigt, gilt als das einzige „monumentale Doppelbildnis zu dieser Zeit im Rheinland.“[5]
Zwei einzelne Pendant-Bilder, meist von Ehepaaren, sind kein Doppelporträt.

Nach dem Ausschnitt

  • Ganzfigur: Darstellung stehend oder sitzend. Als Skulptur auch Statue (Standbild) oder Statuette genannt.
  • Kniestück: mit Einbeziehung der Knie, stehend oder sitzend.
  • Hüftbild: Oberkörper bis zum Schritt
  • Halbfigur: Oberkörper bis zur Taille, unter Einbeziehung der angewinkelten Arme mit den Händen.
  • Bruststück: Kopf mit einem Großteil des Oberkörpers, Schultern und Armabschnitten.
  • Schulterstück oder Büste (Büstenporträt): Die Schulteransätze sind mit einbezogen und das Porträt endet auf Achselhöhe.
  • Kopfbild: Darstellung mit dem Hals (Halsabschnitt), ohne jeglichen Teil des Rumpfes.

Zu den analogen Begriffen beim Film siehe Einstellungsgröße.

Nach der Kopfhaltung

Bezeichnung für die Kopfhaltung des Dargestellten bzw. den Blickwinkel:

  • Frontalansicht (en face): Das Gesicht ist direkt auf den Betrachter gerichtet. Die Darstellung wirkt oft suggestiv[6] und intim, aber auch etwas steif.
  • Viertelprofil oder Dreiviertelprofil/-ansicht:(x) Das Gesicht ist leicht aus der Frontalansicht gedreht. Wegen der Rundung des menschlichen Kopfes wird die dem Betrachter zugewandte Seite des Gesichts voll, die vom Betrachter abgewandte Seite verkürzt wiedergegeben. Sie liegt dann auch oft im Schatten. Der Blick der Figur geht nicht mehr starr geradeaus. Gilt als lebendiger als frontal, auch in der Porträtfotografie wird eine leichte Drehung des Kopfes favorisiert.
  • Halbprofil: Das Gesicht ist von der Seite dargestellt, wobei das zweite Auge noch zu erkennen ist. Die Figur blickt in der Regel zum Betrachter.
  • Dreiviertelprofil oder Viertelprofil/-ansicht:(x) Ein Überwiegen von en profil gegenüber der Halbansicht: Die Nase überragt oft die Kontur, das zweite Auge ist halb verdeckt bis nur angedeutet. Anmutiger als strenges Profil. Falls die Figur den Betrachter anblickt, kann der seitwärts gerichtete Blick tiefgründig wirken.
  • Profilansicht (en profil): Das Gesicht wird von der Seite abgebildet. Darstellungen im Profil nach dem Vorbild römischer Kaisermünzen galten als charakter- und würdevollste Darstellung des Menschen. Profilbilder als Schattenriss wurden seit dem 15. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert häufig angefertigt.
  • Verlorenes Profil (profil perdu): „Dreiviertelansicht von hinten“, es sind nur die Konturen der Wangenknochen erkennbar.
(x) Anmerkung: Die Benennung Viertel-/Dreiviertel- ist in der Literatur uneinheitlich.[7]

Besondere Arten des Porträts

Selbstporträt

Das Porträt eines Künstlers von sich selbst bzw. seinem eigenen Bild ist das Selbstporträt. Selbstporträts zählen zu den berühmtesten Werken zahlreicher Künstler. Weltweite Verbreitung hat das Selbstporträt in der Fotografie erlangt. In den letzten Jahren wurden Selbstporträts in sozialen Netzen vermehrt als Selfies verbreitet.

Idealporträt

Das Idealporträt stellte ein dem Künstler nicht persönlich bekanntes Individuum als erfundenen Charaktertypus dar (z. B. Köpfe des sagenhaften Homer), die das Wesen, nicht jedoch die realistische Gestalt der betreffenden Person versinnbildlichen sollten; diese Bildnisgestaltung ist bereits aus griechischer Zeit bekannt.

Ein Tronie ist ein Porträtgemälde, das im Gegensatz zu einem vorgegebenen Ideal rein aus der persönlichen Vorstellungskraft des Malers entstand, gelegentlich unter Zuhilfenahme eines Modells, um Position und Proportionen optimal zu gestalten. Diese Phantasieporträts konnten idealisierend sein, waren es aber nicht zwangsläufig.[8]

Standesporträt

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als man die Herrschaft von Adelsdynastien als gottgegeben ansah, kam auch dem „Standesporträt“ eine Schlüsselrolle zu. Es vermittelt dem Betrachter das Aussehen des Dargestellten, seinen Stand in der Gesellschaft und der Familienmitglieder. Diese Porträts waren in die „repräsentative Öffentlichkeit“ des Hofs eingebunden. Präsentiert in Ahnengalerien bezeugten sie die vornehme Herkunft der Familie.

Zur Charakterisierung des Ranges diente die Kleidung. Im Heiligen Römischen Reich war die seit 1497 entworfene und 1530 genehmigte Kleiderordnung maßgebend, die Reichspolizeiordnung (RPO) für Kleider und Luxusordnung. Auf diese Weise lässt sich anhand der Garderobe und des Schmucks der gesellschaftliche Stand ablesen. Kaiser Maximilian I. setzte Anfang des 16. Jahrhunderts sein Porträt zu Propagandazwecken ein. Dieser Bildtyp des „Staatsporträts“ wurde 1519 von Albrecht Dürer mit seinen Gemälden Kaiser Maximilian I. und Jakob Fugger begründet. Die Würde des Dargestellten wird durch eine auf das Wesentliche konzentrierte Wiedergabe verdeutlicht. Auch die Physiognomien wurden entsprechend dem Status angepasst. Mit den englischen Touristenporträts des 18. Jahrhunderts beginnt dann das Ende des Standesporträts.[9]

Touristenporträt

Pompeo Batoni: Sir Wyndham Knatchbull-Wyndham, 1759, Los Angeles County Museum of Art

Pompeo Batoni ist der Erfinder des Touristenporträts. Er entwickelte diesen Porträttyp für englische Touristen in Rom, die sich vor Relikten antiker Architektur malen ließen. Eines der bekanntesten Werke dieses Typus ist Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins Goethe in der Campagna 1786/7. Das Touristenporträt verbindet gesellschaftliche Attribute und Souvenir-Darstellungen. Das Touristenporträt stellt eine Stufe des Übergangs vom Standesporträt zum ständeunabhängigen Gesellschaftsporträt dar.[10]

Miniaturen

Zu den persönlichsten Formen des Porträts zählen die Miniaturportraits, die oft als Erinnerung an einen geliebten Menschen in Auftrag gegeben und geschätzt wurden. Seit dem frühen 16. Jahrhundert spezialisierten sich Künstler auf diese kleinen Porträts auf Papier, Pergament, Metall und vor allem Elfenbein, das für die Wiedergabe des Inkarnats besonders geeignet war. Die Porträts wurden oft als Medaillons in teure goldene Rahmen gefasst und konnten an einer Kette getragen werden. Blütezeit dieser Miniaturen war das späte 18. und das frühe 19. Jahrhundert, d. h. Empire und Biedermeier.

Reiterporträt

Ein Reiterporträt stellt die Person zu Pferde dar.

Geschichte des Porträts in Kunst und Kultur

Die Dame von Brassempouy, ca.29-22.000 AD

Prähistorie: Die Darstellung der menschlichen Figur gehört zu den ältesten Motiven der Geschichte der Malerei und der Bildhauerei. Individuelle Gesichtszüge wurden zunächst nicht dargestellt, man beschränkte sich darauf Gegenstände wie Speer, Krone, Standesabzeichen als individuelle und persönliche Attribute darzustellen. Gesichter wurden in den Menschendarstellungen der Steinzeit gar nicht oder nur schematisch wiedergegeben.

Mykenische Kultur: Die wohl bedeutendste Totenmaske ist die sogenannte Goldmaske des Agamemnon. Diese stellt vermutlich ein idealisiertes Bildnis eines mykenischen Fürsten dar und stammt aus der Zeit um 1500 v. Chr.

Ägypten: In der ägyptischen Kunst entstanden die ersten porträtähnlichen Plastiken und Malereien (Grabmalkunst). Die ersten ägyptischen Porträts hatten religiösen Charakter[11], oft wurden auch Könige porträtiert, die als irdische Repräsentanz der Gottheit galten. Bereits 2600–2160 vor Christus gab es Bilder mit individuellen Porträts und Gruppenbilder. Um 1551–1070 vor Christus erreichte die persönliche Porträtdarstellung ihren Höhepunkt in Ägypten, es gab Modellbüsten. Um 1400 v. Chr. entstand das erste tradierte Büstenporträt: die Büste der Nofretete. Es folgt die Totenmaske des Tutanchamun. Sie ist kein Abbild einer realistischen Physiognomie, sondern ein zeit- und kulturtypisches ägyptisches Idealantlitz. Während der Zeit der Römer um 50 n. Chr. entstandenen Mumienporträts. Sie dienten als Grabbeigaben.

Griechenland: Das Ideal-Porträt charakterisiert die griechische Kunst. In der griechischen Antike legte man erst wenig Wert auf Porträtähnlichkeit. Es sollten eher idealisierte Menschendarstellungen sein und Fantasiedarstellungen (Homer).

Hellenismus: Im Hellenismus entstanden die ersten Kopfbilder auf Münzen, z. B. Alexander der Große als Apoll.

Faustina, Gattin von Marc Aurel
Augustus

Römische Kunst: In römischen Häusern hingen Totenmasken der Vorfahren im Atrium. „Ihre Taten und Leistungen waren darunter verzeichnet“.[12] Aus den Totenmasken entwickelte sich das Porträt.[13]

Genaue Porträtähnlichkeit wurde in den Porträtbüsten zunächst nicht angestrebt, Porträts des Kaisers Augustus, die während seiner gesamten Regierungszeit hin entstanden, spiegeln nicht den Alterungsprozess wider. Für die Porträtdarstellung römischer Bürger waren die Porträtbüsten der Kaiser maßgeblich, besonders bei Porträtbüsten der Frauen wurde die Haartracht der Kaiserinnen nachgeahmt. Münzporträts spätrömischer Kaiser zeigen dagegen zunehmend individuelle Züge der Porträtierten.

Peter Parler, Selbstporträt, 1370/79

Mittelalter: Die ersten profanen Porträts lebender Personen sind aus der Zeit nach der Antike bekannt, in Europa aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (Spätgotik). Das älteste ist das Profilbild König Johanns des Guten, das als Gegenstück das Porträt seiner Frau Johanna hat. Das älteste Frontalporträt ist das von Herzog Rudolf IV. von Österreich. Im Mittelalter bis zum 14. Jahrhundert sind individuellen Porträts eher selten. Ab dem 14. Jahrhundert entwickelte sich das Bedürfnis nach naturnaher Sachtreue, der Wunsch nach Porträtähnlichkeit rückte näher. Beispielhaft sind die Porträtbüste von Peter Parler im Veitsdom in Prag und die Porträts von Niccolò Albergati (um 1430), Giovanni Arnolfini (um 1435) oder Margarete van Eyck (1439) von Jan van Eyck.

Hans Holbein d.J.: Die Gesandten. 1533.

Renaissance: Im Italien der beginnenden Renaissance wuchs das Interesse an individuellen Porträts nicht nur bei den Herrschenden, sondern auch in den Kreisen der Bankiers und Kaufleute. Verlangt werden vom Künstler sowohl Porträtähnlichkeit als auch eine gewisse Idealisierung und Typisierung in Hinblick auf das jeweils dominante Schönheitsideal. Als Künstler dieser Epoche sind zu nennen: Leonardo da Vinci mit seiner (Mona Lisa), Raffaels Papstporträts von Julius II. und Leos X. oder Albrecht Dürers Selbstbildnisse.

In Deutschland und den Niederlanden ist die besondere Ausprägung als „Standesporträt“ bzw. als „bürgerliches Porträt“ mit dem beginnenden 16. Jahrhundert anzusetzen.

1600: Um 1600 verlieh die neue Lasurtechnik und der lockere Pinselstrich als Stilmittel den Porträts Lebendigkeit. Exemplarisch sind Werke von Rembrandt und Frans Hals.

18. Jahrhundert: Die Impulse der höfischen Malerei bestimmen die Porträtdarstellungen im 18. Jahrhundert.

Klassizismus: In Frankreich tritt nach Barock und Rokoko das Bedürfnis nach Strenge auf. Im Klassizismus wenden sich die Maler in Frankreich wieder der porträthaften Idealisierung zu.

Moderne: In der Kunst des 20. Jahrhunderts war das malerische Porträt kein zentrales Thema, Maler der Moderne wie Picasso oder Kokoschka setzten sich aber immer wieder mit diesem Thema auseinander. Alf Bayrle begleitete den Ethnologen Leo Frobenius als Expeditionsmaler. Auf der Reise entstanden einerseits Porträts als ethnografische Studien, andererseits auch als Gastgeschenke für die Einheimischen. Bayrle verarbeitete die Porträtthematik später in seiner Serie Köpfe.

Bedeutende Beispiele von Porträtmalerei bis in die Gegenwart gibt es bei Francis Bacon, Lucian Freud, Willi Sitte oder Luc Tuymans.

Porträtfotografie

Eine Porträtfotografie (Fotograf: Augusto De Luca)
Hauptartikel: Porträtfotografie

Seit 1843 entstand der Porträtentwurf oftmals durch die Fotokamera. Die Idee soll von Sir David Brewster stammen. Vermutlich als Erster nutzte der schottische Maler David Octavius Hill diese Methode für sein monumentales Gruppenporträt von 470 Personen in den Jahren 1843–1866. In der modernen Auftragsmalerei wird das Ölporträt auf Basis einer – gegebenenfalls im Computer verfremdeten oder bearbeiteten – Fotografie ausgeführt. Es kam zu einer neuen künstlerischen Arbeitsteilung. Ausgeführt wird das Porträt als Ölgemälde durch den Künstler, während das Motiv selbst durch einen Fotografen oder den privaten Auftraggeber selbst genau vorgegeben wird.

Die Fotografie gilt mit ihren Weichzeichnungs-Effekten als Vorläufer des Impressionismus. Zur großen Beliebtheit des fotografischen Porträts trug ca. ab 1860 die Idee des Visitformats des französischen Fotografen André Adolphe-Eugène Disdéri bei.

Die Dargestellten wurden anfangs wie auf einer Bühne umgeben von Requisiten aufgenommen. Nadar war der erste, der die einzelne Persönlichkeit darstellte.

Funktionen des Porträts

Hochzeitsfoto, 1932
Staatsporträt Mao Zedongs am Tor des Himmlischen Friedens in Peking

Porträts können mehrere Funktionen haben; diese hängen von ihren Gebrauchskontexten ab. Viele Gebrauchsweisen sind durch den memorialen Aspekt des Porträts bestimmt, sind also mit der Erinnerung an einen individuellen Menschen verbunden, der durch seinen sozialen Rang, seine Persönlichkeit oder seine besonderen Taten bildniswürdig erscheint. Beispiele dafür sind ägyptische Mumienporträts, Stifterbilder, Totenmasken und Porträts mit zeremoniellem Bezug wie etwa Hochzeitsfotos oder die Inthronisationsporträts.

In der Politik wird ein Herrscherbild oder das Porträt eines Regierungschefs oft als staatliches Symbol gebraucht, es ziert öffentliche Gebäude, Münzen, Banknoten oder auch Briefmarken und kann auch Ziel oder Mittel eines Personenkults sein.

Ein wichtiger Gebrauchskontext ist der soziale Tausch von Porträts: Bildnisse auf transportablen Bildträgern werden etwa in der frühen Neuzeit zwischen den Fürstenhäusern ausgetauscht, in Form von diplomatischen Geschenken. In der bürgerlichen Briefkultur zur Zeit der Aufklärung, der Romantik bis zur Moderne und Gegenwart dienten beigelegte Porträts zur Befestigung familiärer oder freundschaftlicher Beziehungen.

Porträts im weiteren Sinn

Steckbrief John Dillinger, 25. Juni 1934

Im weiteren Sinn kann nahezu jede Abbildung eines Menschen, auch ohne künstlerischen Charakter, als Porträt bezeichnet werden, sofern sie nur den Abgebildeten gut erkennbar macht, z. B. ein Fahndungsfoto, ein gewöhnliches Passbild, ein Schnappschuss – oder auch ein Selfie als moderne Form des Selbstporträts (Selfies sind oft daraus ausgerichtet, sich selbst zu charakterisieren oder die eigene emotionale Stimmung zu übermitteln).

Darüber hinaus gibt es Tierporträts – Tierbilder, die das Tier oder mehrere Tiere besonders charaktervoll und detailreich darstellen – und Landschaftsporträts.[14]

Tierfotografie - Artikel in der deutschen Wikipedia Landschaftsfotografie - Artikel in der deutschen Wikipedia

Im übertragenen Sinne wird auch eine schriftliche Beschreibung eines Menschen, etwa eine kurze Biografie, als „Porträt“ bezeichnet. Auch bei textlichen Beschreibungen wird der Begriff ausgeweitet auf die detailreiche Darstellung verschiedenster Gegenstände, denen man einen Charakter zuschreibt, z. B. „Porträts“ von Landschaften, Ländern, Städten, Firmen, Tieren usw.[15]

Siehe auch

Literatur

  •  Torsten Krämer: Porträtmalerei-Werkbetrachtung von der Antike bis zur Gegenwart. Klett Verlag, Stuttgart/Leipzig 2010, ISBN 978-3-12-205121-1.
  •  Dagmar Hirschfelder: Tronie und Porträt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Berlin 2008, ISBN 978-3-7861-2567-9.
  •  Sylvia Asmus, Brita Eckert: „Meinem besten Porträtisten …“ – Porträtfotografien und -zeichnungen aus den Beständen des Deutschen Exilarchivs 1933–1945. Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 und der Deutschen Bibliothek. Die Deutsche Bibliothek, Leipzig/Frankfurt am Main/ Berlin 2005.
  •  Daniel Spanke: Porträt – Ikone – Kunst. Fink, München 2004, ISBN 3-7705-3908-7.
  •  Andreas Beyer: Das Porträt in der Malerei. Hirmer, München 2002, ISBN 3-7774-9490-9.
  •  Philipp Zitzlsperger: Gianlorenzo Bernini. Die Papst- und Herrscherporträts. München 2002, ISBN 3-7774-9240-X.
  • Römische Porträtstelen in Oberitalien: Untersuchungen zur Chronologie, Typologie und Ikonographie / von Hermann Pflug. Dt. Archäolog. Inst. ISBN 3-8053-0988-0; Deutsche Nationalbibliothek.
  •  Andreas Köstler, Ernst Seidl: Bildnis und Image. Das Porträt zwischen Intention und Rezeption. Köln 1998, ISBN 3-412-02698-0.
  • Andrea M. Kluxen: Das Ende des Standesporträts. Die Bedeutung der englischen Malerei für das deutsche Porträt 1760–1848. München 1989, ISBN 3-7705-2545-0.
  • Miniaturen aus der Sammlung Tansey. Miniaturensammlung Tansey im Bomann-Museum Celle. 5 Bände. Hirmer, München 2000–2013, ISBN 978-3-7774-9021-2, ISBN 978-3-7774-4335-5, ISBN 3-7774-2475-7, ISBN 3-7774-8710-4, ISBN 3-7774-9570-0.

Weblinks

 Wiktionary: Portrait – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Porträts - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikiquote: Portrait – Zitate

Einzelnachweise

  1. Vgl. Duden online: Porträt und Bildnis
  2. Duden online: Doppelporträt
  3. Duden online: porträtieren
  4. Duden online: Porträtist
  5. Felix Kuetgens: Johann Baptist Joseph Bastiné. In: Aachener Kunstblätter. Heft XIV. La Ruelle, Aachen 1928, S. 93.
  6. Norbert Schneider: Porträtmalerei 1420–1670. Köln 1999, S. 6.; zitiert in Else Lowitzer-Hönig: Die frühen Porträts von Oskar Kokoschka. Studien zu den Einzelbildnissen von 1906 bis 1925 – Ein bisher unbekanntes Porträt. Diplomarbeit Universität Wien, Oktober 2008, S. 17 f. (pdf, othes.univie.ac.at, dort S. 11 f.)
  7. So gibt etwa der Duden: „Dreiviertelprofil, das: Ansicht des Kopfes, des Gesichts mit nur ganz leichter Drehung zur Seite.“Eintrag, Duden online – also „drei Viertel der Frontalansicht“;
    abweichend ist auch „drei Viertel der Profilansicht“, also nur leicht zum Betrachter gekehrt, zu finden, so Klimt, Gustav: Frauenkopf im Dreiviertelprofil, zeno.org; Gustav Klimt: Porträt eines Mannes mit Bart im Dreiviertelprofil 1879, klimt.com; Stehender weiblicher Akt im Dreiviertelprofil von hinten von August Wilhelm Dressler, artnet.de
    teils finden sich auch bei einem einzelnen Autor die -ansicht- und -profil--Begriffe unterschieden, also Dreiviertelansicht „drei Viertel des Antlitz“ = Viertelprofil „ein Viertel der Profil-Linie“. So in o. g. Diplomarbeit Lowitzer-Hönig: Die frühen Porträts … 2008, S. 18 zu Abb. 40 „im Dreiviertelprofil nach links gewendet“ resp, S. 76 zu Abb. 134 „Kopf in Dreiviertelansicht leicht rechts gewendet“ (Abb. fehlen im pdf), dort auch der Ausdruck Dreiviertelportrait für stark abgewendet „von der […] Profildarstellung, über das Dreiviertel- bzw. Halbporträt zum […] En-face-Bildnis“ S. 18, insb. auch S. 35 (pdf S. 41)
  8. Franziska Gottwald: Das Tronie. Muster – Studie – Meisterwerk. Die Genese einer Gattung der Malerei vom 15. Jahrhundert bis zu Rembrandt. Deutscher Kunstverlag, 2011, ISBN 978-3-422-06930-5.
  9. Andrea M. Kluxen: Das Ende des Standesporträts. Die Bedeutung der englischen Malerei für das deutsche Porträt 1760–1848. Fink, München 1989, S. 175.
  10. Kluxen, S. 95 f.
  11. Kleopatra in der Kunst: Das Bild einer Königin zwischen Geschichte und Mythos / Patrick Farsen
  12. Rudolf Weirich u. a.: Grundzüge der Geschichte. Bd. 1, Frankfurt am Main 1963, S. 120 f.
  13. Römische Porträtstelen in Oberitalien: Untersuchungen zur Chronologie, Typologie und Ikonographie / von Hermann Pflug. Dt. Archäolog. Inst.
  14. Vgl. Duden online: Tierbild und Landschaftsbild
  15. Im Internet sind zahllose Belege zu finden, etwa für Porträt einer Landschaft oder Porträt einer Stadt oder Porträt eines Unternehmens.


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