Afrikan Spir und Gehirnsand: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Afrikan Spir.jpg|thumb|200px|Afrikan Spir]]
[[File:Histopathology of brain sand (corpus arenaceum) in cerebral white matter.jpg|thumb|250px|Histopathologie eines Körnchens Hirnsand ([[lat.]] ''corpus arenaceum'') in der [[Weiße Hirnsubstanz|weißen Hirnsubstanz]].]]
'''Afrikan Alexandrowytsch Spir''' ([[Wikipedia:russische Sprache|russisch]] {{lang|ru|Африка́н Алекса́ндрович Спир}}; [[Wikipedia:ukrainische Sprache|ukrainisch]] {{lang|uk|Африкан Олександрович Спір}}; * [[Wikipedia:10. November|10. November]] [[Wikipedia:1837|1837]] bei [[Wikipedia:Kirowohrad|Elisabethgrad]]; † [[Wikipedia:26. März|26. März]] [[Wikipedia:1890|1890]] in [[Wikipedia:Genf|Genf]]) war ein russisch-ukrainischer [[Philosoph]] und [[Logik]]er, der seine Werke in deutscher Sprache verfaßte. Er studierte an der [[Wikipedia:Universität Leipzig|Universität Leipzig]] bei [[Wikipedia:Moritz Wilhelm Drobisch|Moritz Wilhelm Drobisch]].
[[File:Hypophyse und Epiphyse.jpg|thumb|250px|Lage von [[Hypophyse]] (links) und [[Epiphyse]] (rechts) im [[Gehirn]].]]
[[File:CFS - Liquor cerebro spinalis - circulation.jpg|thumb|250px|Strömung des [[Liquor cerebrospinalis]] von den [[w:Plexus choroideus|Plexus choroidei]] der vier [[Hirnventrikel]] in den äußeren Liquorraum.]]


Spir hatte großen Einfluß auf [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]] und [[Wikipedia:Theodor Lessing|Theodor Lessing]], der über ihn seine Doktorarbeit schrieb. Spir verstand Philosophie als eine Disziplin, die als eine Wissenschaft erste Prinzipien begründet. Sie soll die Scheinbilder aufzeigen, welche die wahre Natur der Dinge verbergen. Die Methode einer solchen Philosophie besteht in der Feststellung von Tatsachen.
'''Gehirnsand''' (auch '''Hirnsand'''; [[lat.]] ''Acervulus cerebri'', von ''acervus'' „Haufen“; auch ''Calculus pinealis, Sabulum, Corpora arenacea'') besteht aus gelblichweißen, mit [[Calcium]]- und [[Magnesium]]carbonaten bzw. -[[phosphat]]en und [[Glykoprotein]]en schichtenweise inkrustierten, oft maulbeerförmigen [[Wikipedia:Zyste (Medizin)|Kolloidzysten]]<ref>[https://www.gesundheit.de/lexika/medizin-lexikon/acervulus-cerebri Acervulus cerebri] auf [https://www.gesundheit.de gesundheit.de]</ref><ref>[https://flexikon.doccheck.com Acervulus] auf [https://flexikon.doccheck.com/de/Spezial:Mainpage DocCheck Flexikon]</ref>, die sich vornehmlich in der [[Epiphyse]] (''Zirbeldrüse''), aber auch in  den baumartig verzweigten Adergeflechten der vier  [[Hirnventrikel]]n ablagern, den sog. [[w:Plexus choroideus|Plexus choroidei]], in denen auch die [[Liquor cerebrospinalis|Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit]] (''Liquor cerebrospinalis'') gebildet wird. Die Acervulus-Bildung lässt sich ab der [[Pubertät]] nachweisen und nimmt mit dem Alter zu. Die Ablagerungen sind dann auch im [[Röntgen]]bild sichtbar.


== Rudolf Steiner über Afrikan Spir ==
[[Rudolf Steiner]] hat auf die Bedeutung des Gehirnssands für die Ausbildung des [[Ich-Bewusstsein]]s und des höchsten geistigen [[Geistige Wesensglieder|Wesensgliedes]], des [[Geistesmensch]]en ([[Atma]]) hingewiesen.


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Wir tragen das mineralische Reich in uns. Wir haben sogar im
"Ich will
Gehirn den Gehirnsand. Der ist mineralisch. Wir tragen das Mineralreich
ausgehen von dem interessanten Denker African Spir, der 1890 gestorben
auch in uns.|353|300}}
ist. Nicht viele Menschen kennen den interessanten Denker
African Spir, der in der Mitte der sechziger Jahre in Leipzig begonnen
hat, daran zu denken, eine Art Weltanschauung seinen Mitmenschen
zu geben, der damals mit freimaurerischen Kreisen in Berührung gekommen
ist, ohne daß diese Berührung ihm, außer Äußerlichkeiten,
etwas Besonderes gegeben hätte. Denn African Spir ist ein eigentümlicher
Denker, und wenn wir ihn nur ein wenig betrachten werden,
zunächst so, wie man ihn betrachten kann, wenn man sich etwas in
seine Schriften hineinliest, von denen die bedeutendste 1873 erschienen
ist und den Titel trägt: «Denken und Wirklichkeit», so könnte man
ihn als einen Denker betrachten, der nicht viel von äußeren Anregungen
des neunzehnten Jahrhunderts ausgegangen ist, sondern der eine
eigentümliche innere Wesenheit in seinem Denken, seiner Weltanschauung
zum Ausdruck bringt. Man muß ihn zunächst eben so betrachten,
wie er sich ergibt, wenn man seine Schriften liest. African Spir kommt
gewissermaßen, man möchte sagen, wie intuitiv zu einer, vielleicht sehr
wenig genügenden, aber doch beträchtlichen Erkenntnis vom Denken.
Die Natur des Denkens, die beschäftigt ihn. Was tut der Mensch,
wenn er denkt? Wie steht der Mensch zur äußeren Wirklichkeit der
Sinne und zu der inneren Wirklichkeit des seelischen Erlebens, wenn
er denkt?


Das Denken kann man ja nur dann in Wirklichkeit begreifen, wenn
{{GZ|Wenn wir die Erdenevolution verfolgen - Wärmemetamorphose,
man es im Menschen als dasjenige ansieht, das überhaupt nicht der
Luftmetamorphose, Wassermetamorphose, mineralische, irdische Metamorphose-:
äußeren sinnlichen Welt angehört, sondern das seinem wahren Dasein —
das menschliche Haupt hat alle diese Metamorphosen mitgemacht,
lassen Sie mich das Wort gebrauchen - , seiner wahren Wesenschaft nach,
die mineralische Metamorphose zunächst nach außen in dem
der spirituellen, der geistigen Welt angehört. Wir erleben schon die
verfallenden, aber eigentlich noch immer mit etwas Vitalität durchsetzten
geistige Welt, wenn wir wirklich denken, nicht bloß nachdenken über
Kopfskelett. Aber in einer noch viel deutlicheren Weise hat dieses
die sinnliche Welt, sondern wenn wir wirklich denken. Es ist das Denken,
menschliche Haupt die irdische mineralische Metamorphose mitgemacht.
das nicht ein bloßes Nachdenken der sinnlichen Welt ist, etwas,
Es gibt in der Mitte des menschlichen Hauptes in der Gehirnbildung ein pyramidenartig gebildetes Organ, die Zirbeldrüse. Diese Zirbeldrüse
das dem Menschen schon die Frage vorlegen kann, weil, wenn sich der
in der Nähe des Vierhügelkörpers und der Sehhügel sondert
Mensch wirklich als Denkender weiß, er sich zu gleicher Zeit wissen
aus sich den sogenannten Gehirnsand ab, zitronengelbe Steinchen, die
muß in einer Welt, die jenseits von Geburt und Tod liegt. Es gibt nichts
wie Häufchen an dem einen Ende der Zirbeldrüse liegen und die wirklich
Gewisseres als dieses, daß, indem der Mensch denkt, er sich als Geistwesen
das Mineralische im Menschenhaupte sind. Liegen sie nicht da,
betätigt, obwohl von dieser Gewißheit gewiß wenig Menschen
trägt der Mensch diesen Gehirnsand, dieses Mineralische nicht in sich,
eine hinreichende Ahnung haben. Darauf kam African Spir. Und er
dann wird er ein Idiot oder ein Kretin. Die Zirbeldrüse ist verhältnismäßig
sagte sich: Wenn ich Gedanken bilde, wenn ich namentlich die höchsten
groß bei den normalen Menschen. Bei Kretins hat man schon
Gedanken bilde, deren meine Seele fähig ist, dann fühle ich mich wie in
bloß hanfkorngroße Zirbeldrüsen gefunden; die können keinen Gehirnsand
einer festen, keinem Raum und keiner Zeit unterworfenen Welt. Ich
absondern.
fühle mich wie in einer ewigen Welt. - Das brachte sich African Spir
zum Bewußtsein. Von diesem Punkte ausgehend sagte er: Schauen wir
aber jetzt die Wirklichkeit an, die wir erleben, wenn wir die Natur auf
uns wirken lassen und über die Natur nachdenken, oder schauen wir
die Wirklichkeit an, in der sich die Menschen bewegen im Laufe der
Geschichte oder innerhalb des sozialen Lebens, diese Welt stimmt nirgends
überein mit unseren Gedanken. - So sagte sich Spir: Die Gedanken
führen mich dahin zu erkennen, daß sie selbst als Gedanken in der
Ewigkeit leben. In der äußeren Welt ist alles vergänglich. Das Irdische
kommt, es geht dahin. Das stimmt mit keinem Gedanken überein. Mein
Denken sagt mir - so gestand sich African Spir - , daß es unbedingt im
Ewigen wurzelt, daher absolute Wirklichkeit ist. - Das war für ihn
feststehend. Da aber die äußere Wirklichkeit, die wir erleben, nicht mit
dieser Wirklichkeit des Denkens übereinstimmt, so ist diese äußere
Wirklichkeit Schein, Täuschung. Und von diesem Gesichtspunkte aus
kam in einer anderen Art als etwa das alte Indertum, auch als gewisse
Mystiker, African Spir dazu, sich zu sagen: Alles dasjenige, was wir
in Raum und Zeit erleben, ist Scheinwelt, ist eigentlich im Grunde
genommen Täuschung. Und er sagte sich noch, um dies zu erhärten von
einer anderen Seite her, etwa das Folgende: Die Menschen, überhaupt
die lebendigen Wesen unterliegen dem Schmerz. Aber der Schmerz, der
auftritt, er zeigt sich selbst nicht als das, was er eigentlich ist, denn er
hat eine Kraft in sich zu seiner Überwindung, er will überwunden sein.
Der Schmerz mag nicht da sein. Daher kann er keine Wahrheit sein.
Daher muß er der Täuschewelt angehören, und dasjenige, was in ihm
strebt, im Schmerze strebt nach der Schmerzlosigkeit, das muß die
wahre Welt sein. Aber nirgends in der äußeren Täuschewelt ist eine
völlig schmerzlose Welt. Daher ist wiederum in der äußeren Täuschewelt
die wahre Welt gar nicht enthalten. Eingetaucht in den Schein,
eingetaucht in den Schmerz ist die wahre, ist die seelische Welt. Daher
erscheint es African Spir so, daß der Mensch nur dadurch zu einer
innerlichen Befriedigung kommen kann, wenn er durch sein eigenes
Entschließen, durch seine innere Tatkraft sich bewußt wird, daß er in
sich eine ewige Welt trägt, die sich ihm im Denken ankündigt; sich ihm
ankündigt in dem stetigen Streben nach der Überwindung des Schmerzes,
ankündigt in dem Streben nach der Seligkeit. Nicht weil ihm, indem
er sie anschaut, die äußere Welt als Scheinwelt erscheint, sagt Spir,
sie sei eine Scheinwelt, sondern weil er die wahre Welt in seinem Denken
unmittelbar zu ergreifen vermeint, und die äußere Welt mit diesem
Denken nicht übereinstimmt, sagt er, sie sei Schein.


Was liegt dem eigentlich zugrunde? Man kann Umschau halten,
In diesem mineralischen Einschluß liegt eigentlich der Geistesmensch,
wenn man für feine Nuancen der Weltanschauungen einen Sinn hat,
da schon andeutend, daß das Lebendige eigentlich zunächst nicht den
so findet man diese Nuance unter den verschiedensten Denkern des
Geist beherbergen kann, sondern daß der Geist im Menschen als seinen
neunzehnten Jahrhunderts sonst nicht in dem Milieu, in dem Spir
Mittelpunkt ein Unlebendiges braucht, also vor allen Dingen als selbständiger
drinnen lebte. Was kann einer solchen Erscheinung zugrunde liegen?
lebendiger Geist da sein muß.|230|107f}}


Betrachten wir einmal die ganze Erscheinung geisteswissenschaftlich,
Wichtig ist aber nicht nur die Bildung des Hirnsands, sondern auch, dass er dann wieder weitgehend aufgelöst wird. Erst dadurch kann sich das klare selbstbewusste wache [[Ich-Bewusstsein]] entfalten. Eine zu starke ([[ahriman]]ische) Verhärtung trübt das [[Bewusstsein]] und erzeugt die Illusion, dass es nur die [[materiell]]e Welt gäbe. Hier zeigt sich die tiefere Bedeutung des [[Alchemie|alchemistischen]] Grundprinzips „[[solve et coagula]]“ ([[lat.]] ''löse und verbinde'').
so müssen wir uns sagen: Indem wir die äußere sinnliche Welt um uns
herum haben, auch die Welt der Geschichte, in der der Mensch lebt,
auch die Welt des Sozialen, sind wir auf dem physischen Plan. Im Denken,
das heißt, wenn wir wirklich im Denken leben, sind wir nicht
mehr auf dem physischen Plan. Nur wenn wir über das äußerlich Sinnliche
denken, wenden wir uns dem physischen Plane zu und verleugnen
unsere eigene Natur. Wenn wir uns aber bewußt werden, was da
eigentlich im Denken lebt, so müssen wir erfühlen, daß wir mit dem
Denken in der geistigen Welt drinnen leben. Also indem er ergreift, ich
möchte sagen, das Abstrakteste, das dem Menschen gegeben ist, das
bloße Denken, fühlte Spir die entschiedene Grenzscheide zwischen der
physischen und der geistigen Welt. Und im Grunde genommen konstatiert
er nichts anderes als: Der Mensch gehört zwei Welten an, der
physischen und der geistigen Welt, und beide stimmen nicht miteinander
überein. Wie aus einem Elementaren in der Natur heraus, kommt
Spir darauf: Es gibt eine geistige Welt. Er spricht das nicht so aus, aber
indem er erklärt, daß alles dasjenige, was im Natur-, Geschichts- und
sozialen Leben um uns herum ist, nur Schein ist, und nicht übereinstimmt
mit einer Welt, die gegeben ist im Denken — wenn auch nur im
abstrakten Denken uns gegeben ist, wenn auch nicht dem Schauen -,
stellt er fest, daß diese zwei Welten durch eine scharfe Grenze voneinander
geschieden sind.


Wenn man dann näher eingeht auf die Art, wie Spir diese seine
{{GZ|Da vom Weltenall
Weltanschauung darlegt, so findet man allerdings, daß sie dem Menschen
herein wirken Kräfte. Die wollen eigentlich nicht zu große, aber mikroskopisch
des neunzehnten Jahrhunderts schwierig werden mußte. Man
kleinwinzige Kristallenen in uns bilden. Wenn diese Kräfte da
verstand ihn natürlich deshalb nicht. Er hatte ja, ich möchte sagen, wie
hereinkommen und diese Kristalle hier bilden, wirken sie auch in uns
in einem Punkt, nämlich in das Denken konzentriert, die ganze geistige
herein, so daß wir von diesen Kräften fortwährend durchsetzt sind,
Welt nur vorgetragen, von dem übrigen der geistigen Welt nichts
und wir müssen in unserem Inneren diejenigen Kräfte entwickeln, die
gewußt, nur scharf betont, daß nach der Art, wie er das Denken erlebte,
diese Sache fortwährend ins Nichts bringen. Wir müssen fortwährend
diese geistige Welt da ist, und daß die andere Welt nicht mit ihr
diesen Kräften entgegenarbeiten. Wir müssen also in uns Kräfte haben,
übereinstimmt. Das hatte zur Folge, daß er sagte: Wir können schon
die diesen Kräften entgegenarbeiten. In uns kommen auch diese Kräfte
die Wahrheit finden, aber niemals in der äußeren Welt. Die äußere
des Weltenalls hinein; aber denen wirken wir entgegen - und besonders
Welt ist überhaupt unwahr; die äußere Welt ist unvollkommen. — Und
stark in den Nerven. In den Nerven würden fortwährend ganz mineralische
in scharfer Weise betonte er das. Er fühlte sich unverstanden, trotzdem
Substanzen entstehen, wenn wir ihnen nicht entgegenarbeiten
er nach seinem eigenen Ausspruch glaubte, daß diese seine Erkenntnis
würden.
die bedeutendste Tat der Geschichte sei, denn sie zeige ein für allemal,
daß in der äußeren Welt keine Wahrheit sein kann. Er fand kein Verständnis.
Er griff sogar zu einem Auskunflsmittel: Er schrieb einen
Preis aus, man solle ihn widerlegen. Um den Preis hat sich niemand
beworben. Man hat nicht versucht, ihn zu widerlegen. Er hat alle
Qualen, die der Denker durchleben kann durch das sogenannte Totschweigen,
durchlebt. Er wurde, nachdem er lange in Tübingen, dann
in Stuttgart gelebt hatte und wegen seiner Lungenkrankheit nach Lausanne
verzogen ist, im Jahre 1890 in Genf begraben. Auf seinem Grabe
liegt als Grabstein das Evangelium, ein in Stein nachgebildetes Buch,
mit den Anfangsworten des Johannes-Evangeliums, das heißt: «Und
das Licht schien in die Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht begriffen.» Und dazu die Worte «fiat lux», die seine letzten Worte waren,
die er gesprochen hat, bevor er dahingeschieden ist." {{Lit|{{G|176|203ff}}}}
</div>


==Werke==
Die mineralischen Substanzen müssen entstehen, denn, sehen Sie, es
* 1866. ''Die Wahrheit''. Leipzig, J.G. Findel (unter Pseud. von “Prais”, Anagram von: A. Spir, 2. Aufl. unter "A. Spir", 1867, Leipzig, Förster und Findel).
gibt Kinder, die blöde bleiben und die früh sterben. Wenn man solche
* 1868. ''Andeutung zu einem widerspruchlosen Denken''. Leipzig, J.G. Findel.
blöde gebliebenen Kinder dann seziert, so findet man oftmals, daß sie
* 1869. ''Erörterung einer philosophischen Grundeinsicht''. Leipzig, J.G. Findel.
zu wenig von dem haben, was man Gehirnsand nennt. Ein bißchen
* 1869. ''Forschung nach der Gewissheit in der Erkenntniss der Wirklichkeit''. Leipzig, J.G. Findel.
Gehirnsand muß jeder in sich haben. Der muß entstehen, der Gehirnsand,
* 1869. ''Kurze Darstellung der Grundzüge einer philosophischen Anschauungsweise''. Leipzig, J.G. Findel.
und er muß immer wieder aufgelöst werden.
* 1869. ''Vorschlag an die Freunde einer vernünftigen Lebensführung''. Leipzig, J.G. Findel (franz. Übersetzung von Hélène Claparède-Spir: ''Projet d'un coenobium laïque''. Ed. del Coenobium, Lugano, 1907).
* 1870. ''Kleine Schriften''. Leipzig, J.G. Findel.
* 1873. ''Denken und Wirklichkeit: Versuch einer Erneuerung der kritischen Philosophie''. 2 Bde., Leipzig, J. G. Findel. [http://archive.org/details/DenkenUndWirklichkeitBd.1 Online Archive]
* 1874. ''Moralität und Religion''. Leipzig, J.G. Findel (ital. Übersetzung von  Odoardo Campa, ''Religione'', Lanciano, Carabba, 1911, Nachdruck 2008).
* 1876. ''Empirie und Philosophie: vier Abhandlungen''. Leipzig, J.G. Findel.
* 1876. "Zu der Frage der ersten Principien". In: ''Philosophische Monatshefte'', XII, S. 49-55.
* 1877. ''Denken und Wirklichkeit: Versuch einer Erneuerung der kritischen Philosophie''. 2. Aufl. Leipzig, J. G. Findel.<br> (franz. Übersetzung von A. Penjon: ''Pensée et réalité: essai d'une réforme de la philosophie critique''. Lille, Au siège des Facultés - Paris, Alcan, 1896).
* 1877. ''Sinn und Folgen der modernen Geistesströmung''. Leipzig, J.G. Findel.
* 1878. ''Moralität und Religion''. 2. Aufl. Leipzig, J.G. Findel.
* 1878. ''Sinn und Folgen der modernen Geistesströmung''. 2. Aufl. Leipzig, J.G. Findel.
* 1879. ''[[Johann Gottlieb Fichte]] nach seinen Briefen''. Leipzig, J. G. Findel.
* 1879. ''Recht und Unrecht: Eine Erörterung der Principien''. Leipzig, J.G. Findel (2. Aufl. 1883; ital. Übersetzung von Cesare Goretti: ''La Giustizia'', Milano, Lombarda, 1930; franz. Übersetzung: ''Principes de justice sociale'', Genève: Éditions du Mon-Blanc (Hg. Hélène Claparède-Spir, Vorwort von Georges Duhamel); engl. Übersetzung von Alexander Frederick Falconer: ''Right and Wrong'', Edinburgh, Oliver and Boyd, 1954).
* 1879. ''Ueber Idealismus und Pessimismus''. Leipzig, J.G. Findel.
* 1879. "Ob eine vierte Dimension des Raums denkbar ist?". In: ''Philosophische Monatshefte'', XV, S. 350-352.
* 1880. ''Vier Grundfragen''. Leipzig, J.G. Findel.
* 1883. ''Studien''. Leipzig, J.G. Findel.
* 1883. ''Über Religion: Ein Gespräch''. Leipzig, J.G. Findel (ital. Übersetzung von O. Campa, Ed. del Coenobium, Lugano, 1910).
* 1883-85. ''Gesammelte Schriften''. Leipzig, J.G. Findel (neue Aufl. 1896 bei Paul Neff, Stuttgart).
* 1885. ''Philosophische Essays''. Leipzig, J.G. Findel (neue Aufl. 1896 bei Paul Neff, Stuttgart).
* 1887. ''Esquisses de philosophie critique''. Paris, Ancienne librairie Germer-Baillière et Cie, F. Alcan éditeur (russ. Übersetzung von N. A. Bracker, Moscow, 1901; ital. Übersetzung von O. Campa, mit einer Einf. von P. Martinetti, Milano, 1913).
* 1890. ''Deux questions vitales: De la Connaissance du bien et du mal; De l'immortalité''. Genève, Stapelmohr (anonym).
* 1895. "Wie gelangen wir zur Freiheit und Harmonie des Denkens?". In: ''Archiv für systematische Philosophie'', Bd. I, Heft 4, S. 457-473.
* 1897. ''Über Religion: Ein Gespräch''. 2. Aufl. Leipzig, J.G. Findel.
* 1899. ''Nouvelles esquisses de philosophie critique (études posthumes)''. Paris, Librairie Félix Alcan, (span. Übersetzung von R. Urbano, Madrid, 1904).
* 1908-09. ''Gesammelte Werke''. Leipzig, J.A. Barth (Hg. Hélène Claparède-Spir).
* 1930. ''Esquisses de philosophie critique''. Paris, Libraire Félix Alcan (neue Aufl. mit einer Einf. von Léon Brunschvicg).
* 1930. ''Propos sur la guerre''. Paris, Editions Truchy-Leroy (Hg. Hélène Claparède-Spir).
* 1937. ''Paroles d'un sage''. Paris-Genève, Je Sers-Labor, 1937 (''Choix de pensées d'African Spir avec une esquisse biografique''. Hg. Hélène Claparède-Spir, 2. Aufl. Paris, Alcan, 1938).
* 1948. ''Lettres inédites de African Spir au professeur Penjon''. Neuchâtel, Éditions du Griffon (Einf von Emile Bréhier).


== Literatur (Auswahl) ==
Nun kann aber auch zu viel liegen bleiben, wenn wir zu wenig Kraft
* Charles Baudouin, "Le philosophe African Spir (1837-1890). A l'occasion de son centenaire". In: ''Action et Pensée'', 1938, juin, S. 65-75.
haben, um ihn aufzulösen. Aber, meine Herren, dasjenige, was Sie fortwährend
* [[Wikipedia:Léon Brunschvicg|Léon Brunschvicg]], "La philosophie religieuse de Spir". In: ''Comptes rendus du II <sup>ème</sup> Congrès international de philosophie''. Genève, 1904, S. 329-334.  
tun in Ihrem Gehirn, das ist, daß sich fortwährend Sand im
* Hélène Claparède-Spir, ''Un précurseur: A. Spir''. Lausanne-Genève, Payot & Cie, 1920.
Gehirn absetzt, wenn Sie die Nahrungsmittel in Ihr Blut hineinkriegen.
* Hélène Claparède-Spir, "Vie de A. Spir". In: ''African Spir. Nouvelles esquisses de philosophie critique''. Paris, Félix Alcan, 1899.
Damit wird er fortwährend abgelagert. Und der Gehirnsand, der da
* Augusto Del Noce, ''Filosofi dell'esistenza e della libertà, Spir, [[Wikipedia:Chestov|Chestov]], Lequier, [[Wikipedia:Renouvier|Renouvier]], Benda, Weil, Vidari, Faggi, Martinetti, Rensi, Juvalta, Mazzantini, Castelli, Capograssi''. Hg. Francesco Mercadante e Bernardino Casadei, Milano, Giuffrè, 1992.  
drinnen ist (es wird gezeichnet), ist den Kräften des Weltenalls geradeso
* Fabrizio Frigerio, ''Catalogue raisonné du fonds African Spir''. Genève, Bibliothèque Publique et Universitaire de Genève, 1990.
ausgesetzt, wie das, was in der Natur draußen ist, so daß sich also da
* Fabrizio Frigerio, "Un philosophe russe à Genève: African Spir (1837-1890)". In: ''Musées de Genève'', 1990, 307, S. 3-7.
drinnen fortwährend winzige Kristalle bilden wollen. Die dürfen sich
* Fabrizio Frigerio, "Spir, Afrikan Alexandrowitsch". In: ''Schweizer Lexikon'', Mengis & Ziehr Ed., Luzern, 1991-1993, Band VI, S. 31.
aber nicht bilden. Wenn wir keinen Gehirnsand haben, werden wir
* Adolphe Ferrière, "African Spir". In: ''Bibliothèque universelle'', 1911, Band 63, S. 166-175.
blöde. Wenn sich die Kristalle bilden würden, würden wir fortwährend
* Alfred Haag, ''Der Substanzbegriff und seine erkentniss-theoretischen Grundlagen in der Philosophie des African Spir, 1837-1890. Historisch-kritischer Beitrag zur neueren Philosophie'', Diss. Würzburg, 1923-24. 
in Ohnmacht fallen, weil wir gewissermaßen Gehirnrheumatismus oder
* Gabriel Huan, ''Essai sur le dualisme de Spir''. Arras, 1913.  
Gehirngicht kriegen würden. Denn im übrigen Körper tut es einem
* ''Humanus'' (Pseudonym von Ernst Eberhardt), ''African Spir: ein Philosoph der Neuzeit''. Leipzig, J.G.Findel, 1892.
bloß weh; wenn aber das Gehirn diese Kriställchen in sich enthält,
* Theodor Lessing, ''African Spirs Erkenntnislehre''. Gießen, Münchow, 1900.
kann man nichts mehr machen und fällt in Ohnmacht. Also Gehirnsand
* [[Wikipedia:Piero Martinetti|Piero Martinetti]], "Africano Spir". In: ''Rassegna nazionale'', 1913, Heft 16 Januar - 11 Februar.
braucht man, aber man muß ihn fortwährend auflösen. Das ist ein
* Piero Martinetti, ''La libertà''. Milano, Lombarda, 1928, über Spir: S. 282-289 (Neue Aufl. Torino, Aragno 2004, über Spir: S. 248-254).
fortwährender Prozeß, daß Gehirnsand abgelagert wird, aufgelöst
* Piero Martinetti, ''Il pensiero di Africano Spir''. Torino, Albert Meynier, 1990.
wird, abgelagert wird, aufgelöst wird.|347|52f}}
* Auguste Penjon, "Spir et sa doctrine". In: ''Revue de métaphysique et de morale'', 1893, S. 216-248.
* ''Rivista di filosofia'', 1937, Jg. XXVIII, Heft 3: ''Africano Spir nel primo centenario della nascita''  : *** "Africano Spir (1837-1890)"; E. Carando, "La religione in Africano Spir"; A. Del Noce, "Osservazioni sul realismo e l'idealismo in A. Spir"; *** "Il dolore nel pesssimismo di A. Spir"; P. Martinetti, "Il dualismo di A. Spir"; A. Poggi, "Luci ed ombre nella morale di Africano Spir"; G. Solari, "Diritto e metafisica nella morale di Africano Spir".
* Joseph Segond, "L'idéalisme des valeurs et la doctrine de Spir". In: ''Revue philosophique de la France et de l'étranger'', 1912, 8, S. 113-139.
* Samuel Spitzer, ''Darstellung und Kritik der Moralphilosophie Spir's''. Raab, 1896.  
* Andreas Zacharoff, ''Spirs theoretische Philosophie dargestellt und erläutert''. Weida i. Th., Thomas & Hubert, 1910.
* Mary-Barbara Zedlin, "Afrikan Alexandrovich Spir". In: Paul Edwards (Hg.), ''Encyclopedia of Philosophy''. New York, Macmillan, 1972.


== Literatur über Nietzsche und Spir (Auswahl) ==
{{GZ|Wir wollen einmal die Dinge ganz anschaulich machen. Nehmen wir an, Sie haben hier den Menschen - ich will es ganz schematisch zeichnen -, hier haben Sie sein Gehirn, hier sein Auge, und hier will ich etwas herzeichnen, das Sie irgendwie anschauen, also, sagen wir, es steht vor Ihrem Auge meinetwillen eine Pflanze.  
* Peter Bornedal, ''Surface and the Abyss, Nietzsche as Philosopher of Mind and Knowledge'', Berlin – New-York, 2010.
* Hélène Claparède-Spir, ''Evocation: Tolstoi, Nietzsche, [[Rainer Maria Rilke]], Spir''. Genève, Georg, 1944.
* Hélène Claparède-Spir, "Friedrich Nietzsche und Afrikan Spir". In: ''Philosophie und Leben'', 1930, 6, S. 242-250.
* Maudemarie Clark & David Dudrick, "Nietzsche's Post-Positivism". In: ''European Journal of Philosophy'', 2004, 12, S. 369-385.
* Karl-Heinz Dickopp, "Zum Wandel von Nietzsches Seinsverständnis: Afrikan Spir und Gustav Teichmüller". In: ''Zeitschrift für philosophische Forschung'', 1970, 24, S. 50-71.
* Paolo D'Iorio, "La superstition des philosophes critiques: Nietzsche et Afrikan Spir". In: ''Nietzsche-Studien'', 1993, 22, S. 257-294.
* Domenico M. Fazio, "Il Pensiero del Giovane Nietzsche e Afrikan Spir". In: ''Bollettino di Storia della Filosofia dell'Università degli Studi di Lecce'', 1986/9, 9, S. 243-262.
* Domenico M. Fazio, ''Nietzsche e il criticismo. Elementi kantiani e neokantiani e critica della dialettica hegeliana nella formazione filosofica del giovane Nietzsche''. Urbino, QuattroVenti, 1991.
* Michael Steven Green, ''Nietzsche and the Transcendental Tradition''. Urbana & Chicago, University of Illinois Press - International Nietzsche Studies Series, 2002.
* Michael Steven Green, "Nietzsche’s Place in Nineteenth Century German Philosophy". In: ''Inquiry'', 2004, 47, S. 168-188.
* Nadeem J. Z. Hussain, "Nietzsche's Positivism". In: ''European Journal of Philosophy'', 2004, 12, S. 326-368.
* Sergio Sánchez, "Logica, verità e credenza: alcune considerazioni in merito alla relazione Nietzsche–Spir". In: Maria Cristina Fornari (Hg.), ''La trama del testo: Su alcune letture di Nietzsche''. Lecce, Millela, 2000, S. 249-282.
* Sergio Sánchez, "Linguaggio, conoscenza e verità nella filosofía del giovane Nietzsche: I frammenti  postumi  del 1873 e le loro fonti". In: ''Annuario Filosofico'', 2000, 16, S. 213-240.
*Sergio Sánchez, ''El problema del conocimiento en la filosofía del joven Nietzsche''. Córdoba (Argentina), 2001.
* Karl Schlechta & Anni Anders, ''Friedrich Nietzsche: Von den verborgenen Anfängen seines Philosophierens''. Stuttgart-Bad Cannstatt, F. Frommann, 1962, S. 119-122, 159-166.
* Robin Small, "Nietzsche, Spir, and Time". In: ''Journal of the History of Philosophy'', 1994, 32, S. 82-102.


== Literatur von Rudolf Steiner ==
[[Datei:GA347 054.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 347, S. 54]]


#Rudolf Steiner: ''Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten. Das Karma des Materialismus.'', [[GA 176]] (1982), ISBN 3-7274-1760-9 {{Vorträge|176}}
Jetzt wenden Sie Ihre Aufmerksamkeit dieser Pflanze zu. Sehen Sie, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit dieser Pflanze zuwenden - Sie können das natürlich nur, wenn da ringsumher Tag ist - und die Pflanze wird beschienen von den Sonnenstrahlen, dann ist sie hell, dann bekommen Sie die Lichtwirkung in Ihr Auge hinein. Durch den Sehnerv aber, der da vom Auge nach rückwärts geht, geht das, was Lichtwirkung ist, in Ihr Gehirn hinein. Wenn Sie also eine Pflanze anschauen, so sind Sie durch Ihr Auge auf die Pflanze gerichtet, und von der Pflanze aus geht die Lichtwirkung durch Ihr Auge nachher ins Gehirn hinein.


{{GA}}
Meine Herren, wenn Sie auf diese Weise die Pflanze anschauen, zum Beispiel eine Blume, da sind Sie auf die Blume aufmerksam. Das heißt aber sehr viel: man ist auf eine Blume aufmerksam. Wenn man auf die Blume aufmerksam ist, dann vergißt man eigentlich auch sich selber. Sie wissen ja, man kann so aufmerksam sein, daß man überhaupt ganz sich selber vergißt. In dem Augenblick, wo man das nur ein ganz klein bißchen vergißt, daß man da hinguckt auf die Blume, entsteht gleich irgendwo im Gehirn die Kraft, welche etwas Gehirnsand absondert. Also hingucken heißt, von innen heraus Gehirnsand absondern.
Dieses Absondern, das müssen Sie sich als einen ganz menschlichen Prozeß vorstellen. Sie werden es schon bemerkt haben, daß man nicht nur schwitzt, wenn man sich sehr anstrengt, sondern auch, wenn man zum Beispiel eine furchtbare Angst vor etwas hat, sondert man nicht gerade Gehirnsand, aber andere Salze, und damit Wasser ab durch seine Haut. Das ist Absonderung. Aber anschauen heißt, fortwährend Gehirnsand absondern. Wenn einer ganz aufmerksam auf etwas hinschaut, dann sondert sich fortwährend Gehirnsand ab. Und da liegt das vor, daß wir diesen Gehirnsand auflösen müssen. Denn würden wir diesen Gehirnsand nicht wieder auflösen, dann würde in uns aus dem Gehirnsand im Gehirn eine winzige kleine Blume entstehen! Die Blume anschauen, das heißt eigentlich, daß sich in uns aus dem Gehirnsand eine ganz kleine, winzige Blume bildet, die dann nur von oben nach unten gerichtet ist, so wie das Bildchen im Auge auch von oben nach unten gerichtet ist. Das ist der Unterschied, meine Herren.|347|54f}}
 
{{GZ|In dieser Beziehung sind wir ganz eigentümlich als Menschen eingerichtet. Wir schauen uns die Welt an. Die Welt will fortwährend in uns solche Gestaltungen bilden, welche so sind wie die Welt, nur umgekehrt. Und wenn wir nicht dabei wären, wenn wir gar nicht anschauen würden, so würden sich - namentlich in der Nacht, wenn wir schlafen, wenn wir von innen heraus die Kraft nicht entwickeln würden, aufzulösen - fortwährend durch dasjenige, was im Weltenall ist, solche Gestaltungen bilden. Diese Gestaltungen bilden sich auch hauptsächlich, wenn die Erde nicht von der Sonne, vom Licht beschienen ist, sondern von Kräften, die von viel weiter herkommen, bilden sich diese. Aber diesen Kräften sind wir immer hingegeben. So daß wir also sagen können: Wenn wir schlafen, dann wollen sich in uns fortwährend durch das Weltenall allerlei mineralische, leblose Gestalten bilden, und wenn wir anschauen, dann wollen sich in uns ebenso Gestalten bilden, die nur so sind wie unsere Umgebung. Wenn wir schlafen, bilden wir das Weltenall nach. Im Weltenall ist alles kristallinisch angeordnet. Das, was wir da (in den Kristallen) sehen, ist deshalb so, weil die Kräfte im Weltenall eben so angeordnet sind wie die Kristalle. Die einen gehen so hin, die anderen gehen so hin, so daß die Kristalle aus dem ganzen Weltenall gebildet werden. Das will aber in uns geschehen. Und wenn wir wahrnehmen, wenn wir unsere unmittelbare Umgebung anschauen, will sich das, was in unserer unmittelbaren Umgebung ist, gestalten. Wir müssen fortwährend verhindern, daß das fest wird, müssen fortwährend auflösen.|347|56}}
 
{{GZ|Wir spüren die Auflösung und sagen dann, weil wir die Auflösung spüren: Ja, da draußen ist der Gegenstand, denn der hat uns ein Bild gebildet, und das Bild, das haben wir aufgelöst. Weil wir das aufgelöst haben, wissen wir, wie der Gegenstand ausschaut. Dadurch kommt uns der Gedanke an den Gegenstand, weil wir zuerst das Bild des Gegenstandes auflösen müssen. Dadurch kommt der Gedanke. Wir würden, wenn wir nur das Bild hätten, in Ohnmacht fallen. Wenn wir aber so stark sind, daß wir das Bild auflösen, dann wissen wir davon. Das ist also der Unterschied zwischen In-Ohnmacht-Fallen, wenn wir etwas sehen, oder ein Wissen haben davon.|347|57}}
 
{{GZ|Damit kommen wir also zu dem, wie der Mensch zu den Kräften im ganzen Weltenall steht. Ich habe Ihnen das letzte Mal gesagt: Wenn der Mensch so zu den Kräften im Weltenall steht, daß in seinem Gehirn die Gehirnzellen fortwährend sterben wollen, dann sind sie ja total unlebendig, dann muß er sie handhaben. Das ist sein Seelisch-Geistiges, mit dem er sie handhabt. Jetzt finden wir sogar die Kraft, die fortwährend die Gehirnzellen auflöst. Der Gehirnsand macht ja die Zellen fortwährend tot. Daß sich da Gehirnsand hereinmischt, das macht die Zellen fortwährend tot. Und wir müssen dem entgegenarbeiten. Und das, sehen Sie, das ist der Grund, warum wir Menschen sind: Damit wir in einer gewissen Weise dem Gehirnsand entgegenarbeiten können.
 
Beim Tiere ist das nicht in derselben Weise der Fall. Das Tier kann nicht so stark, wie wir Menschen, dem Gehirnsand entgegenarbeiten. Daher hat das Tier nicht einen solchen Kopf, wie wir ihn haben, höchstens die höheren Tiere. Wir haben einen solchen Kopf, der alles, was fortwährend in uns hereinkommt, auflösen kann. Dieses Auflösen dessen, was in uns hereinkommt, das ist es, was beim Menschen bewirkt, daß der Mensch sich so empfinden kann, daß er sagt: Ich. - Das ist die stärkste Auflösung des Gehirnsandes, wenn wir sagen: Ich. - Da durchdringen wir unsere Sprache mit dem Bewußtsein. Also der Gehirnsand löst sich auf, überhaupt der ganze Nervensand. Beim Tier ist das nicht der Fall. Daher bringt es das Tier zum Schreien oder zu so etwas ähnlichem, aber nicht zu der wirklichen Sprache. Daher hat kein Tier die Möglichkeit, sich selbst zu empfinden, Ich zu sich zu sagen wie der Mensch, weil der Mensch in einem viel höheren Maße den Gehirnsand auflöst.
 
So daß wir sagen können: Wir arbeiten in uns nicht nur demjenigen entgegen, was auf der Erde ist, sondern wir wirken auch den Kräften des Weltenalls entgegen. Die Kräfte des Weltenalls, die würden uns innerlich kristallisieren. Wir würden innerlich ein Gebirge werden mit allen solchen Übereinanderschichtungen von Kristallen. Wir arbeiten innerlich dem entgegen. Wir lösen das fortwährend auf. Wir wirken fortwährend mit den auflösenden Kräften den Kräften des Weltenalls entgegen.|347|58f}}
 
[[File:Koffein - Caffeine.svg|thumb|Strukturformel von [[Coffein]]. N steht darin für den [[Stickstoff]] (lat. Nitrogenium).]]
Bedeutsam für die Auflösung des Hirnsands ist insbesondere der [[Stickstoff]], welcher der Träger der [[astral]]en Kräfte ist:
 
{{GZ|Mit der Atmung kriegen wir immer eine gewisse Menge Sauerstoff und Stickstoff. Derjenige nun, der den Gehirnsand auflösen muß, der braucht gerade zur Auflösung des Gehirnsandes eine Kraft, die ganz besonders im Stickstoff liegt. Aus dem Stickstoff heraus holen wir uns diese Kraft, um uns den Gehirnsand aufzulösen.|347|60}}
 
Eben darum ist auch [[Kaffee]] förderlich für die klare Gedankenbildung, denn das im Kaffee vorhandene [[Coffein]] enthält ebenfalls Stickstoff.
 
{{GZ|Also Sie sehen, wie da das menschliche Ich arbeitet. Das menschliche Ich befördert, weil Sie ja in den Magen hineinkriegen eine stickstoffreiche Nahrung, das Koffein, befördert ins Gehirn hinein diesen Stickstoff, und dadurch wird uns die Auflösung des Gehirnsandes erleichtert, und wir kriegen dadurch die Möglichkeit, einen Gedanken mit dem anderen zusammenzubringen.|347|60}}
 
Wessen Gedanken ohnehin so stark in sich zusammenhängen, dass er kaum von ihnen loslassen kann, sollte den Kaffe hingegen meiden und lieber zum [[Tee]] greifen, der die Gedanken flüchtiger und beweglicher macht. Zwar ist in beiden Coffein der eigentliche Wirkstoff, doch wirkt er unterschiedlich. Im Kaffee ist das Coffein an einen [[w:Chlorogensäure|Chlorogensäure]]-[[w:Kalium|Kalium]]-Komplex gebunden, der nach der Röstung das Coffein wesentlich schneller schon durch die Magensäure freisetzt, während es beim Tee an Polyphenole gebunden ist und erst viel langsamer im Darm freigesetzt wird. Die Wirkung tritt dann erst später ein, hält aber länger an. Kaffee aktiviert überdies stärker und unmittelbarer das [[Gehirn]], während Tee mehr das [[Rhythmisches System|rhythmische System]] aktiviert. [[Kakao]], der ebenfalls Coffein enthält, allerdings nur in geringeren Mengen, wirkt vornehmlich auf das [[Stoffwechsel-System]].
 
Besser als durch äußere Mittel kann der Hirnsand durch [[geistige Übungen]] aufgelöst werden. Die erste [[Nebenübung]], die [[Gedankenkontrolle]], ist hier sicher förderlich, wenn Rudolf Steiner darauf auch nicht gesondert hinweist. Sehr wirksam sind natürlich [[Meditation]]en, wozu aber auch nur ein spärlicher Hinweis Steiners überliefert sein dürfte. In einer nicht wörtlichen Nachschrift zu einer am 5. Januar 1909 in München gehaltenen esoterischen Stunde heißt es dazu:
 
{{GZ|Noch in der frühlemurischen Zeit sah der Mensch, oder besser die Menschenseele, bei der Empfindung der Wärme auch das astrale Licht, das hinter der Wärme steht. Das «Feuertor» stand offen. Es schloß sich, als das «Erdentor» sich bildete. Erde und Feuer stehen in okkulter Beziehung zueinander wie Luft und Wasser. Die Kräfte der Beziehung zwischen Luft und Wasser stehen in Beziehung zu den Keimkräften, die die Atlantier beherrschten. Wir erschließen uns diese Kräfte wieder auf dem Wege der Beziehungen, die Feuer mit Luft und Erde mit Wasser haben. Ersteres durch die Atemübungen. Letzteres durch bestimmte Meditationen (Versenkung?) die auf Erde-Gehirnsand eine Einwirkung haben. Durch die luziferische Einwirkung schloß sich der Mensch früher in der irdisch-physischen Hülle ab, als geschehen wäre, wenn nur die anderen Mächte auf den Menschen eingewirkt hätten. Das Feuer (auch das physische, das mineralische) hätte ihm genommen werden sollen; Luzifer gab es dem Menschen; eine Tatsache, die die Griechen und die altnordischen Völker verstanden und in den Sagen von Prometheus und Loki zum Ausdruck brachten. Das «Feuer» beherrschen wird der Mensch erst auf Vulkan lernen und dadurch schöpferisch werden.|266a|447f}}


== Weblinks ==
== Literatur ==
* {{DNB-Portal|117491632}}
*[http://msgre2.people.wm.edu/Spir.html Biografische Darstellung] - Englisch
* [http://www.library.kr.ua/elmuseum/spir/ Bildnis A. Spir von Ch. Ritter]
*[http://oasis.lib.harvard.edu/oasis/deliver/~hou00287 Claparède-Spir Family  Papers,  Harvard University Library] 
* [http://msgre2.people.wm.edu/Du.W.html A. Spir ''Denken und Wirklichkeit''] (Deutsch)
* [[Theodor Lessing]]: [http://www.scribd.com/doc/36777794/Theodor-Lessing-African-Spirs-Erkenntnislehre ''African Spirs Erkenntnislehre'' (1899)], in: Kantstudien, Bd. 6, Berlin, 1901, S. 102 f.
* [http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k69545q.r=A+Spir.langFR  A. Spir ''Pensée et Réalité'' (franz. übersetzung von ''Denken und Wirklichkeit'', Bibliothèque nationale de France] (Französisch)
* [http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k78015c A. Spir ''Esquisses de Philosophie critique'', Bibliothèque nationale de France] (Französisch)
* [http://msgre2.people.wm.edu/Book.htm  Michael Steven Green, ''Nietzsche and the Transcendental Tradition''] (über African Spir und Nietzsche)


{{Normdaten|PND=117491632|LCCN=n/93/111517|VIAF=100049791}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes'', [[GA 230]] (1993), ISBN 3-7274-2300-5 {{Vorträge|230}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909'', [[GA 266/1]] (1995), ISBN 3-7274-2661-6 {{Schule|266a}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Erkenntnis des Menschenwesens nach Leib, Seele und Geist. Über frühe Erdzustände'', [[GA 347]] (1995), ISBN 3-7274-3470-8 {{Vorträge|347}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Geschichte der Menschheit und die Weltanschauungen der Kulturvölker'', [[GA 353]] (1988), ISBN 3-7274-3532-1 {{Vorträge|353}}


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{{Personendaten
== Einzelnachweise ==
|NAME=Spir, Afrikan
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|ALTERNATIVNAMEN=Spir, Afrikan Olexandrowytsch
|KURZBESCHREIBUNG=ukrainisch-russischer Philosoph und Logiker
|GEBURTSDATUM=10. November 1837
|GEBURTSORT=bei [[Kirovohrad]]
|STERBEDATUM=26. März 1890
|STERBEORT=[[Genf]]
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[[Kategorie:Gehirn]]

Version vom 3. Mai 2022, 08:41 Uhr

Histopathologie eines Körnchens Hirnsand (lat. corpus arenaceum) in der weißen Hirnsubstanz.
Lage von Hypophyse (links) und Epiphyse (rechts) im Gehirn.
Strömung des Liquor cerebrospinalis von den Plexus choroidei der vier Hirnventrikel in den äußeren Liquorraum.

Gehirnsand (auch Hirnsand; lat. Acervulus cerebri, von acervus „Haufen“; auch Calculus pinealis, Sabulum, Corpora arenacea) besteht aus gelblichweißen, mit Calcium- und Magnesiumcarbonaten bzw. -phosphaten und Glykoproteinen schichtenweise inkrustierten, oft maulbeerförmigen Kolloidzysten[1][2], die sich vornehmlich in der Epiphyse (Zirbeldrüse), aber auch in den baumartig verzweigten Adergeflechten der vier Hirnventrikeln ablagern, den sog. Plexus choroidei, in denen auch die Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) gebildet wird. Die Acervulus-Bildung lässt sich ab der Pubertät nachweisen und nimmt mit dem Alter zu. Die Ablagerungen sind dann auch im Röntgenbild sichtbar.

Rudolf Steiner hat auf die Bedeutung des Gehirnssands für die Ausbildung des Ich-Bewusstseins und des höchsten geistigen Wesensgliedes, des Geistesmenschen (Atma) hingewiesen.

„Wir tragen das mineralische Reich in uns. Wir haben sogar im Gehirn den Gehirnsand. Der ist mineralisch. Wir tragen das Mineralreich auch in uns.“ (Lit.:GA 353, S. 300)

„Wenn wir die Erdenevolution verfolgen - Wärmemetamorphose, Luftmetamorphose, Wassermetamorphose, mineralische, irdische Metamorphose-: das menschliche Haupt hat alle diese Metamorphosen mitgemacht, die mineralische Metamorphose zunächst nach außen in dem verfallenden, aber eigentlich noch immer mit etwas Vitalität durchsetzten Kopfskelett. Aber in einer noch viel deutlicheren Weise hat dieses menschliche Haupt die irdische mineralische Metamorphose mitgemacht. Es gibt in der Mitte des menschlichen Hauptes in der Gehirnbildung ein pyramidenartig gebildetes Organ, die Zirbeldrüse. Diese Zirbeldrüse in der Nähe des Vierhügelkörpers und der Sehhügel sondert aus sich den sogenannten Gehirnsand ab, zitronengelbe Steinchen, die wie Häufchen an dem einen Ende der Zirbeldrüse liegen und die wirklich das Mineralische im Menschenhaupte sind. Liegen sie nicht da, trägt der Mensch diesen Gehirnsand, dieses Mineralische nicht in sich, dann wird er ein Idiot oder ein Kretin. Die Zirbeldrüse ist verhältnismäßig groß bei den normalen Menschen. Bei Kretins hat man schon bloß hanfkorngroße Zirbeldrüsen gefunden; die können keinen Gehirnsand absondern.

In diesem mineralischen Einschluß liegt eigentlich der Geistesmensch, da schon andeutend, daß das Lebendige eigentlich zunächst nicht den Geist beherbergen kann, sondern daß der Geist im Menschen als seinen Mittelpunkt ein Unlebendiges braucht, also vor allen Dingen als selbständiger lebendiger Geist da sein muß.“ (Lit.:GA 230, S. 107f)

Wichtig ist aber nicht nur die Bildung des Hirnsands, sondern auch, dass er dann wieder weitgehend aufgelöst wird. Erst dadurch kann sich das klare selbstbewusste wache Ich-Bewusstsein entfalten. Eine zu starke (ahrimanische) Verhärtung trübt das Bewusstsein und erzeugt die Illusion, dass es nur die materielle Welt gäbe. Hier zeigt sich die tiefere Bedeutung des alchemistischen Grundprinzips „solve et coagula“ (lat. löse und verbinde).

„Da vom Weltenall herein wirken Kräfte. Die wollen eigentlich nicht zu große, aber mikroskopisch kleinwinzige Kristallenen in uns bilden. Wenn diese Kräfte da hereinkommen und diese Kristalle hier bilden, wirken sie auch in uns herein, so daß wir von diesen Kräften fortwährend durchsetzt sind, und wir müssen in unserem Inneren diejenigen Kräfte entwickeln, die diese Sache fortwährend ins Nichts bringen. Wir müssen fortwährend diesen Kräften entgegenarbeiten. Wir müssen also in uns Kräfte haben, die diesen Kräften entgegenarbeiten. In uns kommen auch diese Kräfte des Weltenalls hinein; aber denen wirken wir entgegen - und besonders stark in den Nerven. In den Nerven würden fortwährend ganz mineralische Substanzen entstehen, wenn wir ihnen nicht entgegenarbeiten würden.

Die mineralischen Substanzen müssen entstehen, denn, sehen Sie, es gibt Kinder, die blöde bleiben und die früh sterben. Wenn man solche blöde gebliebenen Kinder dann seziert, so findet man oftmals, daß sie zu wenig von dem haben, was man Gehirnsand nennt. Ein bißchen Gehirnsand muß jeder in sich haben. Der muß entstehen, der Gehirnsand, und er muß immer wieder aufgelöst werden.

Nun kann aber auch zu viel liegen bleiben, wenn wir zu wenig Kraft haben, um ihn aufzulösen. Aber, meine Herren, dasjenige, was Sie fortwährend tun in Ihrem Gehirn, das ist, daß sich fortwährend Sand im Gehirn absetzt, wenn Sie die Nahrungsmittel in Ihr Blut hineinkriegen. Damit wird er fortwährend abgelagert. Und der Gehirnsand, der da drinnen ist (es wird gezeichnet), ist den Kräften des Weltenalls geradeso ausgesetzt, wie das, was in der Natur draußen ist, so daß sich also da drinnen fortwährend winzige Kristalle bilden wollen. Die dürfen sich aber nicht bilden. Wenn wir keinen Gehirnsand haben, werden wir blöde. Wenn sich die Kristalle bilden würden, würden wir fortwährend in Ohnmacht fallen, weil wir gewissermaßen Gehirnrheumatismus oder Gehirngicht kriegen würden. Denn im übrigen Körper tut es einem bloß weh; wenn aber das Gehirn diese Kriställchen in sich enthält, kann man nichts mehr machen und fällt in Ohnmacht. Also Gehirnsand braucht man, aber man muß ihn fortwährend auflösen. Das ist ein fortwährender Prozeß, daß Gehirnsand abgelagert wird, aufgelöst wird, abgelagert wird, aufgelöst wird.“ (Lit.:GA 347, S. 52f)

„Wir wollen einmal die Dinge ganz anschaulich machen. Nehmen wir an, Sie haben hier den Menschen - ich will es ganz schematisch zeichnen -, hier haben Sie sein Gehirn, hier sein Auge, und hier will ich etwas herzeichnen, das Sie irgendwie anschauen, also, sagen wir, es steht vor Ihrem Auge meinetwillen eine Pflanze.

Zeichnung aus GA 347, S. 54
Zeichnung aus GA 347, S. 54

Jetzt wenden Sie Ihre Aufmerksamkeit dieser Pflanze zu. Sehen Sie, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit dieser Pflanze zuwenden - Sie können das natürlich nur, wenn da ringsumher Tag ist - und die Pflanze wird beschienen von den Sonnenstrahlen, dann ist sie hell, dann bekommen Sie die Lichtwirkung in Ihr Auge hinein. Durch den Sehnerv aber, der da vom Auge nach rückwärts geht, geht das, was Lichtwirkung ist, in Ihr Gehirn hinein. Wenn Sie also eine Pflanze anschauen, so sind Sie durch Ihr Auge auf die Pflanze gerichtet, und von der Pflanze aus geht die Lichtwirkung durch Ihr Auge nachher ins Gehirn hinein.

Meine Herren, wenn Sie auf diese Weise die Pflanze anschauen, zum Beispiel eine Blume, da sind Sie auf die Blume aufmerksam. Das heißt aber sehr viel: man ist auf eine Blume aufmerksam. Wenn man auf die Blume aufmerksam ist, dann vergißt man eigentlich auch sich selber. Sie wissen ja, man kann so aufmerksam sein, daß man überhaupt ganz sich selber vergißt. In dem Augenblick, wo man das nur ein ganz klein bißchen vergißt, daß man da hinguckt auf die Blume, entsteht gleich irgendwo im Gehirn die Kraft, welche etwas Gehirnsand absondert. Also hingucken heißt, von innen heraus Gehirnsand absondern.

Dieses Absondern, das müssen Sie sich als einen ganz menschlichen Prozeß vorstellen. Sie werden es schon bemerkt haben, daß man nicht nur schwitzt, wenn man sich sehr anstrengt, sondern auch, wenn man zum Beispiel eine furchtbare Angst vor etwas hat, sondert man nicht gerade Gehirnsand, aber andere Salze, und damit Wasser ab durch seine Haut. Das ist Absonderung. Aber anschauen heißt, fortwährend Gehirnsand absondern. Wenn einer ganz aufmerksam auf etwas hinschaut, dann sondert sich fortwährend Gehirnsand ab. Und da liegt das vor, daß wir diesen Gehirnsand auflösen müssen. Denn würden wir diesen Gehirnsand nicht wieder auflösen, dann würde in uns aus dem Gehirnsand im Gehirn eine winzige kleine Blume entstehen! Die Blume anschauen, das heißt eigentlich, daß sich in uns aus dem Gehirnsand eine ganz kleine, winzige Blume bildet, die dann nur von oben nach unten gerichtet ist, so wie das Bildchen im Auge auch von oben nach unten gerichtet ist. Das ist der Unterschied, meine Herren.“ (Lit.:GA 347, S. 54f)

„In dieser Beziehung sind wir ganz eigentümlich als Menschen eingerichtet. Wir schauen uns die Welt an. Die Welt will fortwährend in uns solche Gestaltungen bilden, welche so sind wie die Welt, nur umgekehrt. Und wenn wir nicht dabei wären, wenn wir gar nicht anschauen würden, so würden sich - namentlich in der Nacht, wenn wir schlafen, wenn wir von innen heraus die Kraft nicht entwickeln würden, aufzulösen - fortwährend durch dasjenige, was im Weltenall ist, solche Gestaltungen bilden. Diese Gestaltungen bilden sich auch hauptsächlich, wenn die Erde nicht von der Sonne, vom Licht beschienen ist, sondern von Kräften, die von viel weiter herkommen, bilden sich diese. Aber diesen Kräften sind wir immer hingegeben. So daß wir also sagen können: Wenn wir schlafen, dann wollen sich in uns fortwährend durch das Weltenall allerlei mineralische, leblose Gestalten bilden, und wenn wir anschauen, dann wollen sich in uns ebenso Gestalten bilden, die nur so sind wie unsere Umgebung. Wenn wir schlafen, bilden wir das Weltenall nach. Im Weltenall ist alles kristallinisch angeordnet. Das, was wir da (in den Kristallen) sehen, ist deshalb so, weil die Kräfte im Weltenall eben so angeordnet sind wie die Kristalle. Die einen gehen so hin, die anderen gehen so hin, so daß die Kristalle aus dem ganzen Weltenall gebildet werden. Das will aber in uns geschehen. Und wenn wir wahrnehmen, wenn wir unsere unmittelbare Umgebung anschauen, will sich das, was in unserer unmittelbaren Umgebung ist, gestalten. Wir müssen fortwährend verhindern, daß das fest wird, müssen fortwährend auflösen.“ (Lit.:GA 347, S. 56)

„Wir spüren die Auflösung und sagen dann, weil wir die Auflösung spüren: Ja, da draußen ist der Gegenstand, denn der hat uns ein Bild gebildet, und das Bild, das haben wir aufgelöst. Weil wir das aufgelöst haben, wissen wir, wie der Gegenstand ausschaut. Dadurch kommt uns der Gedanke an den Gegenstand, weil wir zuerst das Bild des Gegenstandes auflösen müssen. Dadurch kommt der Gedanke. Wir würden, wenn wir nur das Bild hätten, in Ohnmacht fallen. Wenn wir aber so stark sind, daß wir das Bild auflösen, dann wissen wir davon. Das ist also der Unterschied zwischen In-Ohnmacht-Fallen, wenn wir etwas sehen, oder ein Wissen haben davon.“ (Lit.:GA 347, S. 57)

„Damit kommen wir also zu dem, wie der Mensch zu den Kräften im ganzen Weltenall steht. Ich habe Ihnen das letzte Mal gesagt: Wenn der Mensch so zu den Kräften im Weltenall steht, daß in seinem Gehirn die Gehirnzellen fortwährend sterben wollen, dann sind sie ja total unlebendig, dann muß er sie handhaben. Das ist sein Seelisch-Geistiges, mit dem er sie handhabt. Jetzt finden wir sogar die Kraft, die fortwährend die Gehirnzellen auflöst. Der Gehirnsand macht ja die Zellen fortwährend tot. Daß sich da Gehirnsand hereinmischt, das macht die Zellen fortwährend tot. Und wir müssen dem entgegenarbeiten. Und das, sehen Sie, das ist der Grund, warum wir Menschen sind: Damit wir in einer gewissen Weise dem Gehirnsand entgegenarbeiten können.

Beim Tiere ist das nicht in derselben Weise der Fall. Das Tier kann nicht so stark, wie wir Menschen, dem Gehirnsand entgegenarbeiten. Daher hat das Tier nicht einen solchen Kopf, wie wir ihn haben, höchstens die höheren Tiere. Wir haben einen solchen Kopf, der alles, was fortwährend in uns hereinkommt, auflösen kann. Dieses Auflösen dessen, was in uns hereinkommt, das ist es, was beim Menschen bewirkt, daß der Mensch sich so empfinden kann, daß er sagt: Ich. - Das ist die stärkste Auflösung des Gehirnsandes, wenn wir sagen: Ich. - Da durchdringen wir unsere Sprache mit dem Bewußtsein. Also der Gehirnsand löst sich auf, überhaupt der ganze Nervensand. Beim Tier ist das nicht der Fall. Daher bringt es das Tier zum Schreien oder zu so etwas ähnlichem, aber nicht zu der wirklichen Sprache. Daher hat kein Tier die Möglichkeit, sich selbst zu empfinden, Ich zu sich zu sagen wie der Mensch, weil der Mensch in einem viel höheren Maße den Gehirnsand auflöst.

So daß wir sagen können: Wir arbeiten in uns nicht nur demjenigen entgegen, was auf der Erde ist, sondern wir wirken auch den Kräften des Weltenalls entgegen. Die Kräfte des Weltenalls, die würden uns innerlich kristallisieren. Wir würden innerlich ein Gebirge werden mit allen solchen Übereinanderschichtungen von Kristallen. Wir arbeiten innerlich dem entgegen. Wir lösen das fortwährend auf. Wir wirken fortwährend mit den auflösenden Kräften den Kräften des Weltenalls entgegen.“ (Lit.:GA 347, S. 58f)

Strukturformel von Coffein. N steht darin für den Stickstoff (lat. Nitrogenium).

Bedeutsam für die Auflösung des Hirnsands ist insbesondere der Stickstoff, welcher der Träger der astralen Kräfte ist:

„Mit der Atmung kriegen wir immer eine gewisse Menge Sauerstoff und Stickstoff. Derjenige nun, der den Gehirnsand auflösen muß, der braucht gerade zur Auflösung des Gehirnsandes eine Kraft, die ganz besonders im Stickstoff liegt. Aus dem Stickstoff heraus holen wir uns diese Kraft, um uns den Gehirnsand aufzulösen.“ (Lit.:GA 347, S. 60)

Eben darum ist auch Kaffee förderlich für die klare Gedankenbildung, denn das im Kaffee vorhandene Coffein enthält ebenfalls Stickstoff.

„Also Sie sehen, wie da das menschliche Ich arbeitet. Das menschliche Ich befördert, weil Sie ja in den Magen hineinkriegen eine stickstoffreiche Nahrung, das Koffein, befördert ins Gehirn hinein diesen Stickstoff, und dadurch wird uns die Auflösung des Gehirnsandes erleichtert, und wir kriegen dadurch die Möglichkeit, einen Gedanken mit dem anderen zusammenzubringen.“ (Lit.:GA 347, S. 60)

Wessen Gedanken ohnehin so stark in sich zusammenhängen, dass er kaum von ihnen loslassen kann, sollte den Kaffe hingegen meiden und lieber zum Tee greifen, der die Gedanken flüchtiger und beweglicher macht. Zwar ist in beiden Coffein der eigentliche Wirkstoff, doch wirkt er unterschiedlich. Im Kaffee ist das Coffein an einen Chlorogensäure-Kalium-Komplex gebunden, der nach der Röstung das Coffein wesentlich schneller schon durch die Magensäure freisetzt, während es beim Tee an Polyphenole gebunden ist und erst viel langsamer im Darm freigesetzt wird. Die Wirkung tritt dann erst später ein, hält aber länger an. Kaffee aktiviert überdies stärker und unmittelbarer das Gehirn, während Tee mehr das rhythmische System aktiviert. Kakao, der ebenfalls Coffein enthält, allerdings nur in geringeren Mengen, wirkt vornehmlich auf das Stoffwechsel-System.

Besser als durch äußere Mittel kann der Hirnsand durch geistige Übungen aufgelöst werden. Die erste Nebenübung, die Gedankenkontrolle, ist hier sicher förderlich, wenn Rudolf Steiner darauf auch nicht gesondert hinweist. Sehr wirksam sind natürlich Meditationen, wozu aber auch nur ein spärlicher Hinweis Steiners überliefert sein dürfte. In einer nicht wörtlichen Nachschrift zu einer am 5. Januar 1909 in München gehaltenen esoterischen Stunde heißt es dazu:

„Noch in der frühlemurischen Zeit sah der Mensch, oder besser die Menschenseele, bei der Empfindung der Wärme auch das astrale Licht, das hinter der Wärme steht. Das «Feuertor» stand offen. Es schloß sich, als das «Erdentor» sich bildete. Erde und Feuer stehen in okkulter Beziehung zueinander wie Luft und Wasser. Die Kräfte der Beziehung zwischen Luft und Wasser stehen in Beziehung zu den Keimkräften, die die Atlantier beherrschten. Wir erschließen uns diese Kräfte wieder auf dem Wege der Beziehungen, die Feuer mit Luft und Erde mit Wasser haben. Ersteres durch die Atemübungen. Letzteres durch bestimmte Meditationen (Versenkung?) die auf Erde-Gehirnsand eine Einwirkung haben. Durch die luziferische Einwirkung schloß sich der Mensch früher in der irdisch-physischen Hülle ab, als geschehen wäre, wenn nur die anderen Mächte auf den Menschen eingewirkt hätten. Das Feuer (auch das physische, das mineralische) hätte ihm genommen werden sollen; Luzifer gab es dem Menschen; eine Tatsache, die die Griechen und die altnordischen Völker verstanden und in den Sagen von Prometheus und Loki zum Ausdruck brachten. Das «Feuer» beherrschen wird der Mensch erst auf Vulkan lernen und dadurch schöpferisch werden.“ (Lit.:GA 266a, S. 447f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
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Einzelnachweise