Mathematismus

Aus AnthroWiki
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Der Mathematismus oder Mathematizismus ist eine der zwölf grundlegenden Weltanschauungen, die Rudolf Steiner unterschieden hat und steht zwischen Materialismus und Rationalismus. Im Tierkreis entspricht ihm das Zeichen der Zwillinge. Der Mathematismus lässt nur mehr mathematische Beziehungen und Ideen als Grundlage der Wirklichkeit gelten und ist derart zugleich eine einsetig verwandelte, abstrakte Form des Idealismus. Die moderne Physik bewegt sich zunehmend in diese Richtung.

„Zwischen dem Materialismus und dem Idealismus ist ein gewisser Übergang. Der ganz grobe Materialismus - man kann ihn ja besonders in unserer Zeit, obwohl er heute schon im Abfluten ist, gut beobachten - wird darin bestehen, daß man bis zum Extrem ausbildet das Kantische Diktum - Kant selber hat es nicht getan! -, daß in den einzelnen Wissenschaften nur so viel wirkliche Wissenschaft ist, als darin Mathematik ist. Das heißt, man kann vom Materialisten zum Rechenknecht des Universums werden, indem man nichts anderes gelten läßt als die Welt, angefüllt mit materiellen Atomen. Sie stoßen sich, wirbeln durcheinander, und man rechnet dann aus, wie die Atome durcheinanderwirbeln. Da bekommt man sehr schöne Resultate heraus, was bezeugen mag, daß diese Weltanschauung ihre volle Berechtigung hat. So bekommt man zum Beispiel die Schwingungszahlen für Blau, für Rot und so weiter; man bekommt die ganze Welt wie eine Art von mechanischem Apparat und kann diesen fein berechnen. Man kann aber etwas irre werden an dieser Sache. Man kann sich zum Beispiel sagen: Ja, aber wenn man eine noch so komplizierte Maschine hat, so kann doch aus dieser Maschine niemals, selbst wenn sie noch so kompliziert sich bewegt, hervorgehen, wie man etwa Blau, Rot und so weiter empfindet. Wenn also das Gehirn nur eine komplizierte Maschine ist, so kann doch aus dem Gehirn nicht das hervorgehen, was man als Seelenerlebnisse hat. Aber man kann dann sagen, wie einstmals Du Bois-Reymondgesagt hat: Man wird, wenn man die Welt nur mathematisch erklären will, zwar die einfachste Empfindung nicht erklären können; will man aber bei der mathematischen Erklärung nicht stehenbleiben, so wird man unwissenschaftlich. - Der grobe Materialist würde sagen: Nein, ich rechne auch nicht; denn das setzt schon einen Aberglauben voraus, den Aberglauben, daß ich annehme, daß die Dinge nach Maß und Zahl geordnet sind. Und wer nun über diesen groben Materialismus sich erhebt, wird ein mathematischer Kopf und läßt nur das als wirklich gelten, was eben in Rechenformeln gebracht werden kann. Das ergibt eine Weltanschauung, die eigentlich nichts gelten läßt als die mathematische Formel. Man kann sie Mathematizismus nennen.“ (Lit.:GA 151, S. 38f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.