Andrej Bely und Revolution: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Andrej Belyj.jpg|thumb|Andrej Bely]]
[[Datei:Prise de la Bastille.jpg|mini|hochkant=1.3|Der [[Wikipedia:Sturm auf die Bastille|Sturm auf die Bastille]] am [[Wikipedia:Quatorze Juillet|14. Juli]] 1789 zu Beginn der [[Wikipedia:Französische Revolution|Französischen Revolution]]]]
[[Bild:Bakst bely.jpg|thumb|right|Andrej Bely, Porträt von [[Wikipedia:Leon Bakst|Leon Bakst]].]]
'''Andrei Bely''', eigentlich '''Boris Nikolajewitsch Bugajew''' ({{RuS|Андрей Белый}}, eigentlich Борис {{lang|ru|Николаевич Бугаев}}/''{{lang|ru-Latn|Boris Nikolajewitsch Bugajew}}'', auch ''Andrej Belyj''; * {{JULGREGDATUM|26|10|1880|Link="false"}} in [[Wikipedia:Moskau|Moskau]], † [[Wikipedia:8. Januar|8. Januar]] [[Wikipedia:1934|1934]] ebenda) war ein [[Wikipedia:Russland|russischer]] Dichter und Theoretiker des [[Wikipedia:Symbolismus (Literatur)|Symbolismus]]. [[Wikipedia:Wladimir Nabokow|Wladimir Nabokow]] zählte seinen Roman ''Petersburg'' zusammen mit ''[[Wikipedia:Ulysses|Ulysses]]'' von [[Wikipedia:James Joyce|James Joyce]] und [[Wikipedia: Franz Kafka|Kafkas]] ''[[Wikipedia:Die Verwandlung|Verwandlung]]'' zu den drei bedeutensten Meisterwerken der Prosaliteratur des [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]]s.


== Leben ==
'''Revolution''' ([[Latein|spätlat.]] ''revolutio'' „Umdrehung, Zurückwälzung“) bezeichnet heute im weitesten Sinn einen plötzlichen, oft auch gewaltsamen Wandel in [[geist]]iger, [[wissenschaft]]licher, [[Technik|technischer]], [[Soziales Leben|sozialer]], [[Politik|politischer]] und/oder [[wirtschaft]]licher Hinsicht und bildet damit den Gegenbegriff zur [[Evolution]], die vergleichsweise langsam, stetig und weitgehend friedlich verläuft.  
Andrej Bely wurde als Boris Nikolajewitsch Bugajew am {{JULGREGDATUM|26|10|1880|Link="false"}} in [[Wikipedia:Moskau|Moskau]] geboren. Sein Vater war Professor für Mathematik an der Universität Moskau und hatte für einige Jahre auch das Amt des Dekans der physikalisch-mathematischen Fakultät inne. Er war ein ebenso entschiedener [[Wikipedia:Positivismus|Positivist]], wie Belys Mutter Alexandra Dmitrijewna, geb. Jegorowa, die die Musik und Literatur liebte und ausgezeichnete Klavier spielte, eine glühende [[Wikipedia:Idealismus|Idealistin]] war. Das Spannungsverhältnis zwischen zwei so unterschiedlichen Weltanschauungen und das reiche künstlerische und intellektuelle Umfeld, in das Bely bedingt durch sein Elternhaus schon früh eigetaucht war, prägte sein späteres Leben entscheidend.


Bely besuchte das beste private Gymnasiaum Moskaus und studierte danach von [[Wikipedia:1899|1899]] bis [[Wikipedia:1903|1903]] an der naturwissenschaftlichen Abteilung der physikalisch-mathematischen Fakultät der Moskauer Universität. Nach seinem Abschluss studierte er weiter an der historisch-philologischen Fakultät auf, brach aber bereits nach einem Jahr ab, um sich von nun an völlig der Literatur zu widmen. Schon mit 16 Jahren hatte er, anfangs heimlich, begonnen, Gedichte und Prosa zu schreiben. Als er endlich seinen Vater damit konfrontierte, brachte ihm dieser aber nur Spott und Kritik entgegen. Belys einziger fester Halt in dieser Zeit war die Familie von [[Wladimir Sergejewitsch Solowjow|Wladimir Solowjow]], mit der er seit seinem 15. Lebensjahr verkehrte. Solowjows jüngerer Bruder Michail, Solowjows Frau und sein Sohn Sergej unterstützten lebhaft Belys philosophische und künstlerische Ambitionen und Solowjows Gedankenwelt hinterließ bei ihm einen bleibenden tiefen Eindruck. [[Wikipedia:1900|1900]] wohnte Bely einer Lesung Solowjows bei, wo dieser seine soeben beendete ''„Kurze Erzählung vom Antichrist“'' vortrug. Danach kam er mit ihm ins Gespräch und man plante weitere Zusammentreffen, doch starb Solowjow noch im selben Jahr, so dass es nicht mehr dazu kam.
== Allgemeines ==


Bely wandte sich nun vorübergehend dem [[Buddhismus]] zu und studierte die Philosophie [[Wikipedia:Arthur Schopenhauer|Arthur Schopenhauers]], was ihn allerdings nicht endgültig befriedigen konnte, um schließlich in [[Wikipedia:Friedrich Nietzsche|Friedrich Nietzsche]]s Denken neben Solowjow eine zweite tragende Säule für seine Weltanschauung zu finden, die von der geradezu mystischen Ahnung beseelt war, dass schon bald ein neues geistiges Zeitalter anbrechen würde, für das er seinen Beitrag leisten wollte. Das Jahr [[Wikipedia:1901|1901]] erlebt Bely sehr intensiv und erfüllt mit höchster schöpferischer Spannkraft. In diesem Jahr findet Bely seine individuelle Grundlage für sein späteres künstlerisches Schaffen. Er entwickelte eine neue eigenständige literarische Gattung, die er als "Sinfonie" bezeichnete. Das sind Prosadichtungen, die mit durchgehenden Themen, wiederkehrenden Leitmotiven und einem besonderen Handlungsverlauf ähnlich streng gebaut sind, wie musikalischen Kompositionen. Erstmals lernte Bely nun auch die [[Theosophie]] kennen, ohne sich aber näher mit dieser Geistesströmung zu verbinden.
Das Wort ist seit dem [[Wikipedia:15. Jahrhundert|15. Jahrhundert]] gebräuchlich und bezeichnete zunächst in der [[Astronomie]] die Umdrehung der [[Himmelskörper]]. In diesem Sinn wurde es auch von [[Nikolaus Kopernikus]] in seinem auch im geistesgeschichtlich revolutionären Werk ''[[Wikipedia:De revolutionibus orbium coelestium|De revolutionibus orbium coelestium]]'' (1543) verwendet. Im [[Wikipedia:England|England]] des [[Wikipedia:17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]] wurde der Begriff für die Wiederherstellung („Zurückwälzung“) der alten vorabsolutistischen Herrschaftsform durch die [[Wikipedia:Glorious Revolution|Glorious Revolution]] (1688). Im Sinne eines gewaltsamen sozialen und politischen Umsturzes von unten, d.h. durch die breite Volksmasse, wird der Begriff erst seit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] verstanden.


Mit der [[Wikipedia:1902|1902]] veröffentlichten zweiten "Sinfonie" gelang Bely der erhoffte literarische Durchbruch. Das Werk fand weithin große Anerkennung, ganz besonders bei den [[Wikipedia:Symbolismus|Symbolisten]], denen sich Bely von nun an als bedeutender Vertreter zuzählen durfte.
== Anthroposophie und Revolution ==


Von [[Wikipedia:1903|1903]] bis zu dessen Tod 1921 verband Bely eine sehr wechselhafte Freundschaft mit dem Dichter [[Wikipedia:Alexander Alexandrowitsch Blok|Alexander Blok]], die immer wieder zwischen tiefem gegenseitigen Verständnis und offen ausgetragener Feindschaft - bis hin zu einer zweimaligen Forderung zum Duell - schwankte.
Angesichts der [[Wikipedia:Russische Revolution|Russischen Revolution]] (1917) bemerkte [[Rudolf Steiner]]:


Ab [[Wikipedia:1904|1904]] arbeitet Bely an der theoretischen Begründung des Symbolismus. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der Philosophie [[Wikipedia:Immanuel Kant|Immanuel Kant]]s. Von [[Wikipedia:1912|1912]] bis [[Wikipedia:1916|1916]] beschäftigte sich Bely intensiv mit der [[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner]]s, dessen persönlicher Schüler er wurde. Er arbeitete an der Errichtung des ersten [[Goetheanum]]s mit. In den zwanziger Jahren wandte er sich wieder von Steiner ab und kritisierte ihn in seinen späten Werken deutlich.
{{GZ|Aber mit diesen Revolutionen hat es seine Eigentümlichkeit.
Revolutionen waren in der Welt da. Eine der größten
Revolutionen war diejenige, die durch das Heraufkommen des
Christentums sich vollzogen hat. Was war das für eine Revolution?
Eine geistige Revolution war das. Dasjenige, was umgewandelt worden
ist, das waren die Verhältnisse im geistigen Leben. Was Neues in
der Menschheit wirklich heraufkommen kann auf diesem Wege
durch eine Metamorphose in der Entwickelung, das können nur geistige
Impulse zunächst sein.


== Literaturpreis ==
Die christliche Umwälzung war eine geistige. Und was sie in ihrem
Seit 1978 wird in Russland ein nach Andrej Bely benannter Literaturpreis verliehen.
Gefolge hatte an Rechtsleben und an Wirtschaftsleben, war eine
Folge der geistigen Umwälzung, die durch das Christentum sich
vollzogen hat. Daher war sie, diese Umwälzung, eine große, und
derjenige, der die Entwickelung des Christentums kennt, der weiß,
wie tief einschneidend dasjenige war, was durch das Christentum als
eine geistige Umwälzung in die Welt gekommen ist.


== Werke ==
Betrachten wir aber jetzt eine Umwälzung der Rechtsverhältnisse,
* ''Die silberne Taube'',Roman (1909)
der politischen Verhältnisse: Wir finden solche Umwälzungen in der
* ''Petersburg'', Roman (1913)
Französischen Revolution oder in der kontinentalen Revolution des
* ''Kotik Letajew'', autobiographischer Roman (1922)
Jahres 1848. Man studiere diese Revolutionen und man wird finden:
Einiges haben sie erreicht, einiges haben sie an die Stelle des Alten gesetzt;
aber vieles ist zurückgeblieben, das durchaus nicht eine Lösung
vorher erhobener Forderungen war, sondern eine Lösung früher
aufgestellter Forderungen war, Reste, die zurückblieben von diesen
politischen Revolutionen, von den drei Elementen des menschlichen
Lebens. Man kann sie verfolgen, die Umwälzungen auf geistigem
Gebiete, auf politisch-rechtlichem Gebiete; eine Umwälzung auf geistigem
Gebiete, diejenige durch das Christentum; eine Umwälzung
auf politisch-rechtlichem Gebiete, die Umwälzung der Französischen
Revolution und der Revolution des Jahres 1848. Jetzt will
man eine Umwälzung auf wirtschaftlichem Gebiete. Das wirtschaftliche
Leben aus sich selber heraus kann sich mechanisieren, kann
sich aus sich selber nicht umgestalten. Wer weltgeschichtliche Zusammenhänge
kennt, der weiß, daß es geistige Umwälzungen geben
kann, weil vom Geiste aus alles übrige Leben befruchtet werden
kann, daß auch noch etwas bleibt von den Rechtsverhältnissen, die
im seelischen Zusammenleben der Menschen begründet sind, wenn
sie sich in einer Umwälzung vollziehen. Wenn aber das Äußere
selbst, rein aus sich gebildet, umgestaltet werden soll, so ist dies eine
Illusion. Es ist einfach ein Gesetz der weltgeschichtlichen Entwickelung,
daß da, wo eine bloß wirtschaftliche Revolution vollzogen
werden soll, wie im gegenwärtigen Rußland, diese wirtschaftliche
Revolution der Totengräber sein muß der modernen Zivilisation,
ehe sie nicht wieder aufnimmt etwas wirklich Geistiges.
 
Wahr ist es, ''Lenin'' und ''Trotzki'' sind die letzten konsequenten Ausbildner
dessen, was im [[Darwinismus]] der Masse seit Jahrzehnten gelebt
hat. Aber indem man versucht, das zu verwirklichen, was man
in den Ideen als bloße Wirtschaftsideen einseitig ausbilden konnte,
und woran man glauben konnte, solange es nicht praktisch wurde,
wird man im selben Augenblicke, wo man es ins Leben einführen
will, zum Totengräber der Zivilisation. Und Tod nur könnte sich im
europäischen Osten ausdehnen unter dem Einflüsse solcher Ideen,
wenn nicht eingesehen würde, daß wir nötig haben in unserer Zeit
etwas ganz anderes: eine Erneuerung des geistigen Lebens.|329|213ff}}
 
== Es wird nie wieder eine Revolution geben ==
 
: "Es wird nie wieder eine Revolution geben, denn die würde eine völlige Verelendung praktisch der gesamten Bevölkerung voraussetzen. Aber in dem Moment, wo die Verelendung beginnt, und sie wird beginnen, allein schon auf Grund der fortschreitenen Umweltzerstörung, des fortschreitenden Klimawandels und der fortschreitenden Überbefölkerung, wird man irgendwann Gegenmaßnahmen ergreifen, und die graben dem Revolutionsdruck unweigerlich das Wasser ab. Jedenfalls wird man niemals bis zur Revolution warten. Schon das Kapital selbst hat an einer drohenden Revolution kein Interess und wird sofort Zugeständnisse machen, um den Revolutionsdruck zu mindern. Die Revolution hat also an sich keine Chance mer. Aber wir brauchen natürlich Kompensation für die leider nicht merh mögliche Weltrevolution." ([[Joachim Stiller]])  
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Revolution}}
* {{WikipediaDE|Weltrevolution}}
 
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Befreiung des Menschenwesens als Grundlage für eine soziale Neugestaltung. Altes Denken und neues soziales Wollen.'', [[GA 329]] (1985), ISBN 3-7274-3290-X {{Vorträge|329}}
 
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{PND|118508806}}
{{Commonscat|Revolutions|Revolution}}
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=53 Biografischer Eintrag] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls''
{{Wiktionary|Revolution}}
* [http://imwerden.de/cat/modules.php?name=books&pa=showbook&pid=248 Die Stimme vom Andrei Bely in mp3 «Голос прошлого - Stimme der Vergangenheit»] in [http://imwerden.de ELibrary "ImWerden"];
{{Wikiquote|Revolution}}
 
{{Personendaten
|NAME=Bely, Andrei
|ALTERNATIVNAMEN=eigentlich Boris Nikolajewitsch Bugajew
|KURZBESCHREIBUNG=russischer Dichter und Theoretiker des [[Symbolismus]]
|GEBURTSDATUM=26. Oktober 1880
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|STERBEDATUM=8. Januar 1934
|STERBEORT=[[Moskau]]
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[[Kategorie:Menschheitsentwicklung]] [[Kategorie:Politik]] [[Kategorie:Marxismus]] [[Kategorie:Kommunismus]] [[Kategorie:Sozialismus]]
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[[Kategorie:Russe]]
[[Kategorie:Autor]]
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[[Kategorie:Geboren 1880]]
[[Kategorie:Gestorben 1934]]
[[Kategorie:Person (Moskau)]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 8. April 2019, 17:38 Uhr

Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 zu Beginn der Französischen Revolution

Revolution (spätlat. revolutio „Umdrehung, Zurückwälzung“) bezeichnet heute im weitesten Sinn einen plötzlichen, oft auch gewaltsamen Wandel in geistiger, wissenschaftlicher, technischer, sozialer, politischer und/oder wirtschaftlicher Hinsicht und bildet damit den Gegenbegriff zur Evolution, die vergleichsweise langsam, stetig und weitgehend friedlich verläuft.

Allgemeines

Das Wort ist seit dem 15. Jahrhundert gebräuchlich und bezeichnete zunächst in der Astronomie die Umdrehung der Himmelskörper. In diesem Sinn wurde es auch von Nikolaus Kopernikus in seinem auch im geistesgeschichtlich revolutionären Werk De revolutionibus orbium coelestium (1543) verwendet. Im England des 17. Jahrhundert wurde der Begriff für die Wiederherstellung („Zurückwälzung“) der alten vorabsolutistischen Herrschaftsform durch die Glorious Revolution (1688). Im Sinne eines gewaltsamen sozialen und politischen Umsturzes von unten, d.h. durch die breite Volksmasse, wird der Begriff erst seit der Französischen Revolution verstanden.

Anthroposophie und Revolution

Angesichts der Russischen Revolution (1917) bemerkte Rudolf Steiner:

„Aber mit diesen Revolutionen hat es seine Eigentümlichkeit. Revolutionen waren in der Welt da. Eine der größten Revolutionen war diejenige, die durch das Heraufkommen des Christentums sich vollzogen hat. Was war das für eine Revolution? Eine geistige Revolution war das. Dasjenige, was umgewandelt worden ist, das waren die Verhältnisse im geistigen Leben. Was Neues in der Menschheit wirklich heraufkommen kann auf diesem Wege durch eine Metamorphose in der Entwickelung, das können nur geistige Impulse zunächst sein.

Die christliche Umwälzung war eine geistige. Und was sie in ihrem Gefolge hatte an Rechtsleben und an Wirtschaftsleben, war eine Folge der geistigen Umwälzung, die durch das Christentum sich vollzogen hat. Daher war sie, diese Umwälzung, eine große, und derjenige, der die Entwickelung des Christentums kennt, der weiß, wie tief einschneidend dasjenige war, was durch das Christentum als eine geistige Umwälzung in die Welt gekommen ist.

Betrachten wir aber jetzt eine Umwälzung der Rechtsverhältnisse, der politischen Verhältnisse: Wir finden solche Umwälzungen in der Französischen Revolution oder in der kontinentalen Revolution des Jahres 1848. Man studiere diese Revolutionen und man wird finden: Einiges haben sie erreicht, einiges haben sie an die Stelle des Alten gesetzt; aber vieles ist zurückgeblieben, das durchaus nicht eine Lösung vorher erhobener Forderungen war, sondern eine Lösung früher aufgestellter Forderungen war, Reste, die zurückblieben von diesen politischen Revolutionen, von den drei Elementen des menschlichen Lebens. Man kann sie verfolgen, die Umwälzungen auf geistigem Gebiete, auf politisch-rechtlichem Gebiete; eine Umwälzung auf geistigem Gebiete, diejenige durch das Christentum; eine Umwälzung auf politisch-rechtlichem Gebiete, die Umwälzung der Französischen Revolution und der Revolution des Jahres 1848. Jetzt will man eine Umwälzung auf wirtschaftlichem Gebiete. Das wirtschaftliche Leben aus sich selber heraus kann sich mechanisieren, kann sich aus sich selber nicht umgestalten. Wer weltgeschichtliche Zusammenhänge kennt, der weiß, daß es geistige Umwälzungen geben kann, weil vom Geiste aus alles übrige Leben befruchtet werden kann, daß auch noch etwas bleibt von den Rechtsverhältnissen, die im seelischen Zusammenleben der Menschen begründet sind, wenn sie sich in einer Umwälzung vollziehen. Wenn aber das Äußere selbst, rein aus sich gebildet, umgestaltet werden soll, so ist dies eine Illusion. Es ist einfach ein Gesetz der weltgeschichtlichen Entwickelung, daß da, wo eine bloß wirtschaftliche Revolution vollzogen werden soll, wie im gegenwärtigen Rußland, diese wirtschaftliche Revolution der Totengräber sein muß der modernen Zivilisation, ehe sie nicht wieder aufnimmt etwas wirklich Geistiges.

Wahr ist es, Lenin und Trotzki sind die letzten konsequenten Ausbildner dessen, was im Darwinismus der Masse seit Jahrzehnten gelebt hat. Aber indem man versucht, das zu verwirklichen, was man in den Ideen als bloße Wirtschaftsideen einseitig ausbilden konnte, und woran man glauben konnte, solange es nicht praktisch wurde, wird man im selben Augenblicke, wo man es ins Leben einführen will, zum Totengräber der Zivilisation. Und Tod nur könnte sich im europäischen Osten ausdehnen unter dem Einflüsse solcher Ideen, wenn nicht eingesehen würde, daß wir nötig haben in unserer Zeit etwas ganz anderes: eine Erneuerung des geistigen Lebens.“ (Lit.:GA 329, S. 213ff)

Es wird nie wieder eine Revolution geben

"Es wird nie wieder eine Revolution geben, denn die würde eine völlige Verelendung praktisch der gesamten Bevölkerung voraussetzen. Aber in dem Moment, wo die Verelendung beginnt, und sie wird beginnen, allein schon auf Grund der fortschreitenen Umweltzerstörung, des fortschreitenden Klimawandels und der fortschreitenden Überbefölkerung, wird man irgendwann Gegenmaßnahmen ergreifen, und die graben dem Revolutionsdruck unweigerlich das Wasser ab. Jedenfalls wird man niemals bis zur Revolution warten. Schon das Kapital selbst hat an einer drohenden Revolution kein Interess und wird sofort Zugeständnisse machen, um den Revolutionsdruck zu mindern. Die Revolution hat also an sich keine Chance mer. Aber wir brauchen natürlich Kompensation für die leider nicht merh mögliche Weltrevolution." (Joachim Stiller)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Revolution - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Revolution – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Revolution – Zitate


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