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Bely wandte sich nun vorübergehend dem [[Buddhismus]] zu und studierte die Philosophie [[Wikipedia:Arthur Schopenhauer|Arthur Schopenhauers]], was ihn allerdings nicht endgültig befriedigen konnte, um schließlich in [[Wikipedia:Friedrich Nietzsche|Friedrich Nietzsche]]s Denken neben Solowjow eine zweite tragende Säule für seine Weltanschauung zu finden, die von der geradezu mystischen Ahnung beseelt war, dass schon bald ein neues geistiges Zeitalter anbrechen würde, für das er seinen Beitrag leisten wollte. Das Jahr [[Wikipedia:1901|1901]] erlebte Bely sehr intensiv und erfüllt mit höchster schöpferischer Spannkraft. In diesem Jahr fand er die Grundlage für sein späteres künstlerisches Schaffen. Unter dem starken Einfluss [[Wikipedia:Richard Wagner|Richard Wagner]]s und [[Alexander Nikolajewitsch Skrjabin]]s, der Mitglied der [[Theosophische Gesellschaft Adyar|Theosophischen Gesellschaft Adyar]] in [[Wikipedia:Belgien|Belgien]] war, schuf Belyj eine neue eigenständige literarische Gattung, die er als ''"Dramatische Symphonie"'' bezeichnete. Das sind Prosadichtungen, die mit durchgehenden Themen, wiederkehrenden Leitmotiven und einem besonderen Handlungsverlauf ähnlich streng gebaut sind, wie musikalischen Kompositionen. Erstmals lernte Bely nun auch die [[Theosophie]] kennen, ohne sich aber näher mit dieser Geistesströmung zu verbinden.
Bely wandte sich nun vorübergehend dem [[Buddhismus]] zu und studierte die Philosophie [[Wikipedia:Arthur Schopenhauer|Arthur Schopenhauers]], was ihn allerdings nicht endgültig befriedigen konnte, um schließlich in [[Wikipedia:Friedrich Nietzsche|Friedrich Nietzsche]]s Denken neben Solowjow eine zweite tragende Säule für seine Weltanschauung zu finden, die von der geradezu mystischen Ahnung beseelt war, dass schon bald ein neues geistiges Zeitalter anbrechen würde, für das er seinen Beitrag leisten wollte. Das Jahr [[Wikipedia:1901|1901]] erlebte Bely sehr intensiv und erfüllt mit höchster schöpferischer Spannkraft. In diesem Jahr fand er die Grundlage für sein späteres künstlerisches Schaffen. Unter dem starken Einfluss [[Wikipedia:Richard Wagner|Richard Wagner]]s und [[Alexander Nikolajewitsch Skrjabin]]s, der Mitglied der [[Theosophische Gesellschaft Adyar|Theosophischen Gesellschaft Adyar]] in [[Wikipedia:Belgien|Belgien]] war, schuf Belyj eine neue eigenständige literarische Gattung, die er als ''"Dramatische Symphonie"'' bezeichnete. Das sind Prosadichtungen, die mit durchgehenden Themen, wiederkehrenden Leitmotiven und einem besonderen Handlungsverlauf ähnlich streng gebaut sind, wie musikalischen Kompositionen. Erstmals lernte Bely nun auch die [[Theosophie]] kennen, ohne sich aber näher mit dieser Geistesströmung zu verbinden.


Mit der [[Wikipedia:1902|1902]] veröffentlichten zweiten "Sinfonie" gelang Bely der erhoffte literarische Durchbruch. Das Werk fand weithin große Anerkennung, ganz besonders bei den [[Wikipedia:Symbolismus|Symbolisten]], denen sich Bely von nun an als bedeutender Vertreter zuzählen durfte. Einige der bekanntesten russischen Schriftsteller seiner Zeit zählen nun zu seinen Bekannten, so [[Wikipedia:Dmitri Mereshkowski|Dmitri Mereshkowski]], [[Wikipedia:Sinaida Hippius|Sinaida Hippius]], [[Wikipedia:Valeri Brjussow|Valeri Brjussow]] und [[Wikipedia:Konstantin Balmont|Konstantin Balmont]]. Am bedeutendsten für Bely wurde aber die sehr wechselhafte Freundschaft mit dem Dichter [[Wikipedia:Alexander Alexandrowitsch Blok|Alexander Blok]], die die beiden von [[Wikipedia:1903|1903]] bis zu Bloks Tod 1921 verband. Diese Freundschaft ging durch alle Höhen und Tiefen und schwankte immer wieder zwischen tiefem gegenseitigen Verständnis und offen ausgetragener Feindschaft - bis hin zu einer zweimaligen Forderung zum Duell.
Mit der [[Wikipedia:1902|1902]] veröffentlichten zweiten "Sinfonie" gelang Bely der erhoffte literarische Durchbruch. Das Werk fand weithin große Anerkennung, ganz besonders bei den [[Wikipedia:Symbolismus|Symbolisten]], denen sich Bely von nun an als bedeutender Vertreter zuzählen durfte. Einige der bekanntesten russischen Schriftsteller und Schriftstellerinnen seiner Zeit zählen nun zu seinen Bekannten, so [[Wikipedia:Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski|Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski]], [[Wikipedia:Sinaida Hippius|Sinaida Hippius]], [[Wikipedia:Waleri Jakowlewitsch Brjussow|Waleri Jakowlewitsch Brjussow]] und [[Wikipedia:Konstantin Dmitrijewitsch Balmont|Konstantin Dmitrijewitsch Balmont]]. Am bedeutendsten für Bely wurde aber die sehr wechselhafte Freundschaft mit dem Dichter [[Wikipedia:Alexander Alexandrowitsch Blok|Alexander Blok]], die die beiden von [[Wikipedia:1903|1903]] bis zu Bloks Tod [[Wikipedia:1921]] verband. Diese Freundschaft ging durch alle Höhen und Tiefen und schwankte immer wieder zwischen tiefem gegenseitigen Verständnis und offen ausgetragener Feindschaft - bis hin zu einer zweimaligen Forderung zum Duell.


Ab [[Wikipedia:1904|1904]] arbeitet Bely an der theoretischen Begründung des Symbolismus. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der Philosophie [[Wikipedia:Immanuel Kant|Immanuel Kant]]s. Von [[Wikipedia:1912|1912]] bis [[Wikipedia:1916|1916]] beschäftigte sich Bely intensiv mit der [[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner]]s, dessen persönlicher Schüler er wurde. Er arbeitete an der Errichtung des ersten [[Goetheanum]]s mit. In den zwanziger Jahren wandte er sich wieder von Steiner ab und kritisierte ihn in seinen späten Werken deutlich.
Schon [[Wikipedia:1904|1904]] wandelt sich Belys Höhenflug zur inneren Krise; er beginnt an seinen neuen Dichterfreunden zu zweifeln. Sie scheinen ihm zu abgehoben, blasiert und allzu sehr der [[Wikipedia:Décadence|Décadence]] verfallen. Eine wirklich tragfähige geistige Basis scheint ihrem Wirken zu mangeln. Bely sucht nach einer neuen geistigen Stütze und wendet sich der nüchternen, aber exakten, wissenschaftlich gründlichen Philosophie [[Wikipedia:Immanuel Kant|Immanuel Kant]]s zu. Daneben interessiert er sich für [[Wikipedia:Psychologie|Psychologie]] und arbeitet intensiv an der theoretischen Begründung des [[Wikipedia:Symbolismus (Literatur)|Symbolismus]]. In der führenden symbolistischen Zeitschrift «Wessy» (Waage) erscheinen zahlreiche Artikel Belys, in denen er ein mystisch-poetische Bild Russlands zeichnet, das zu einem zentralen und bleibenden Thema seines künstlerischen Schaffens wird. Im selben Jahr liest Bely erstmals [[Rudolf Steiner]]s [[GA 8|Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des
Altertums]], ohne dass davon zunächst ein bleibender Eindruck zurückbleibt.
 
In der Zeit von [[Wikipedia:1906|1906]] bis [[Wikipedia:1907|1907]] bricht Bely zu ersten Auslandsreisen auf, die ihn nach [[Wikipedia:München|München]] und [[Wikipedia:Paris|Paris]] führen. In München trifft die in [[Wikipedia:Moskau|Moskau]] weithin bekannte [[Okkultist]]in [[Anna Minzlowa]], die im rät, Vorträge [[Rudolf Steiner]]s zu besuchen, was Bely aber ablehnt. Dennoch erwacht in den folgenden Jahren ein wachsendes Interesse für Steiners Wirken und er studiert alle Nachrichten, die darüber zu ihm vordringen.
 
Von [[Wikipedia:1908|1908]] an arbeitete Bely vorwiegend an seinen beiden Gedichtbänden ''"Asche"'' und ''"Die Urne"''. [[1909]] veröffentlicht er seinen Roman ''"Die silberne Taube"''. Im selben Jahr heiratet er auch die Grafikerin [[Assja Turgenieff]], eine Großnichte des Dichters [[Wikipedia:Inwan Turgenieff]]s, die er in [[Wikipedia:Paris|Paris]] kennengelernt hat. Ihr geistiger Einfluss gibt seinem Schaffen unverkennbar neue Impulse.  
 
Von [[Wikipedia:1912|1912]] bis [[Wikipedia:1916|1916]] beschäftigte sich Bely intensiv mit der [[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner]]s, dessen persönlicher Schüler er wurde. Er arbeitete an der Errichtung des ersten [[Goetheanum]]s mit. In den zwanziger Jahren wandte er sich wieder von Steiner ab und kritisierte ihn in seinen späten Werken deutlich.


== Literaturpreis ==
== Literaturpreis ==

Version vom 10. April 2008, 09:35 Uhr

Andrej Bely

Datei:Bakst bely.jpg Andrej Bely, mit bürgerlichem Namen eigentlich Boris Nikolajewitsch Bugajew (russisch Андрей Белый (Pseudonym), eigentlich Борис Николаевич Бугаев/Boris Nikolajewitsch Bugajew, auch Andrej Belyj; * 14. Oktoberjul. / 26. Oktober 1880greg. in Moskau, † 8. Januar 1934 ebenda) war ein russischer Dichter und Theoretiker des Symbolismus. Wladimir Nabokow zählte seinen Roman Petersburg zusammen mit Ulysses von James Joyce und Kafkas Verwandlung zu den drei bedeutensten Meisterwerken der Prosaliteratur des 20. Jahrhunderts.

Leben

Andrej Bely wurde als Boris Nikolajewitsch Bugajew am 14. Oktoberjul. / 26. Oktober 1880greg. in Moskau geboren. Sein Vater war Professor für Mathematik an der Universität Moskau und hatte für einige Jahre auch das Amt des Dekans der physikalisch-mathematischen Fakultät inne. Er war ein ebenso entschiedener Positivist, wie Belys Mutter Alexandra Dmitrijewna, geb. Jegorowa, die die Musik und Literatur liebte und ausgezeichnete Klavier spielte, eine glühende Idealistin war. Das Spannungsverhältnis zwischen zwei so unterschiedlichen Weltanschauungen und das reiche künstlerische und intellektuelle Umfeld, in das Bely bedingt durch sein Elternhaus schon früh eigetaucht war, prägte sein späteres Leben entscheidend.

Bely besuchte das beste private Gymnasiaum Moskaus und studierte danach von 1899 bis 1903 an der naturwissenschaftlichen Abteilung der physikalisch-mathematischen Fakultät der Moskauer Universität. Nach seinem Abschluss studierte er weiter an der historisch-philologischen Fakultät auf, brach aber bereits nach einem Jahr ab, um sich von nun an völlig der Literatur zu widmen. Schon mit 16 Jahren hatte er, anfangs heimlich, begonnen, Gedichte und Prosa zu schreiben. Als er endlich seinen Vater damit konfrontierte, brachte ihm dieser aber nur Spott und Kritik entgegen. Belys einziger fester Halt in dieser Zeit war die Familie von Wladimir Solowjow, mit der er seit seinem 15. Lebensjahr verkehrte. Solowjows jüngerer Bruder Michail, Solowjows Frau und sein Sohn Sergej unterstützten lebhaft Belys philosophische und künstlerische Ambitionen und Solowjows Gedankenwelt hinterließ bei ihm einen bleibenden tiefen Eindruck. 1900 wohnte Bely einer Lesung Solowjows bei, wo dieser seine soeben beendete „Kurze Erzählung vom Antichrist“ vortrug. Danach kam er mit ihm ins Gespräch und man plante weitere Zusammentreffen, doch starb Solowjow noch im selben Jahr, so dass es nicht mehr dazu kam.

Bely wandte sich nun vorübergehend dem Buddhismus zu und studierte die Philosophie Arthur Schopenhauers, was ihn allerdings nicht endgültig befriedigen konnte, um schließlich in Friedrich Nietzsches Denken neben Solowjow eine zweite tragende Säule für seine Weltanschauung zu finden, die von der geradezu mystischen Ahnung beseelt war, dass schon bald ein neues geistiges Zeitalter anbrechen würde, für das er seinen Beitrag leisten wollte. Das Jahr 1901 erlebte Bely sehr intensiv und erfüllt mit höchster schöpferischer Spannkraft. In diesem Jahr fand er die Grundlage für sein späteres künstlerisches Schaffen. Unter dem starken Einfluss Richard Wagners und Alexander Nikolajewitsch Skrjabins, der Mitglied der Theosophischen Gesellschaft Adyar in Belgien war, schuf Belyj eine neue eigenständige literarische Gattung, die er als "Dramatische Symphonie" bezeichnete. Das sind Prosadichtungen, die mit durchgehenden Themen, wiederkehrenden Leitmotiven und einem besonderen Handlungsverlauf ähnlich streng gebaut sind, wie musikalischen Kompositionen. Erstmals lernte Bely nun auch die Theosophie kennen, ohne sich aber näher mit dieser Geistesströmung zu verbinden.

Mit der 1902 veröffentlichten zweiten "Sinfonie" gelang Bely der erhoffte literarische Durchbruch. Das Werk fand weithin große Anerkennung, ganz besonders bei den Symbolisten, denen sich Bely von nun an als bedeutender Vertreter zuzählen durfte. Einige der bekanntesten russischen Schriftsteller und Schriftstellerinnen seiner Zeit zählen nun zu seinen Bekannten, so Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski, Sinaida Hippius, Waleri Jakowlewitsch Brjussow und Konstantin Dmitrijewitsch Balmont. Am bedeutendsten für Bely wurde aber die sehr wechselhafte Freundschaft mit dem Dichter Alexander Blok, die die beiden von 1903 bis zu Bloks Tod Wikipedia:1921 verband. Diese Freundschaft ging durch alle Höhen und Tiefen und schwankte immer wieder zwischen tiefem gegenseitigen Verständnis und offen ausgetragener Feindschaft - bis hin zu einer zweimaligen Forderung zum Duell.

Schon 1904 wandelt sich Belys Höhenflug zur inneren Krise; er beginnt an seinen neuen Dichterfreunden zu zweifeln. Sie scheinen ihm zu abgehoben, blasiert und allzu sehr der Décadence verfallen. Eine wirklich tragfähige geistige Basis scheint ihrem Wirken zu mangeln. Bely sucht nach einer neuen geistigen Stütze und wendet sich der nüchternen, aber exakten, wissenschaftlich gründlichen Philosophie Immanuel Kants zu. Daneben interessiert er sich für Psychologie und arbeitet intensiv an der theoretischen Begründung des Symbolismus. In der führenden symbolistischen Zeitschrift «Wessy» (Waage) erscheinen zahlreiche Artikel Belys, in denen er ein mystisch-poetische Bild Russlands zeichnet, das zu einem zentralen und bleibenden Thema seines künstlerischen Schaffens wird. Im selben Jahr liest Bely erstmals Rudolf Steiners Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums, ohne dass davon zunächst ein bleibender Eindruck zurückbleibt.

In der Zeit von 1906 bis 1907 bricht Bely zu ersten Auslandsreisen auf, die ihn nach München und Paris führen. In München trifft die in Moskau weithin bekannte Okkultistin Anna Minzlowa, die im rät, Vorträge Rudolf Steiners zu besuchen, was Bely aber ablehnt. Dennoch erwacht in den folgenden Jahren ein wachsendes Interesse für Steiners Wirken und er studiert alle Nachrichten, die darüber zu ihm vordringen.

Von 1908 an arbeitete Bely vorwiegend an seinen beiden Gedichtbänden "Asche" und "Die Urne". 1909 veröffentlicht er seinen Roman "Die silberne Taube". Im selben Jahr heiratet er auch die Grafikerin Assja Turgenieff, eine Großnichte des Dichters Wikipedia:Inwan Turgenieffs, die er in Paris kennengelernt hat. Ihr geistiger Einfluss gibt seinem Schaffen unverkennbar neue Impulse.

Von 1912 bis 1916 beschäftigte sich Bely intensiv mit der Anthroposophie Rudolf Steiners, dessen persönlicher Schüler er wurde. Er arbeitete an der Errichtung des ersten Goetheanums mit. In den zwanziger Jahren wandte er sich wieder von Steiner ab und kritisierte ihn in seinen späten Werken deutlich.

Literaturpreis

Seit 1978 wird in Russland ein nach Andrej Bely benannter Literaturpreis verliehen.

Werke

  • Die silberne Taube,Roman (1909)
  • Petersburg, Roman (1913)
  • Kotik Letajew, autobiographischer Roman (1922)

Weblinks


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