Gerechtigkeit und Christliche Tugend: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Gerechtigkeit''' ({{ELSalt|δικαιοσύνη}} ''dikaiosýne'', [[Latein|lat.]] ''iustitia'', [[Englische Sprache|engl.]] und [[Französische Sprache|franz.]] ''justice'') ist eine der vier von [[Platon]] genannten [[Kardinaltugend]]en. Nach seiner Auffassung ist sie die herausragende [[Tugend]], der gemäß jeder nur das erfüllt, was seine Aufgabe ist (→ [[Idiopragieformel]]) und durch die er die drei [[Seele]]nteile, nämlich das ''Begehrende'', das ''Muthafte'' und das ''Vernünftige'', im rechten Gleichgewicht hält<ref>Platon: [[Wikipedia:Politeia|Politeia]] 443d</ref>. Gerechtigkeit ist derart der Ausdruck der [[Ich-Kraft]], die die [[Seelenkräfte]] des [[Denken]]s, [[Fühlen]]s und [[Wollen]]s in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander bringt. Diese innere Ausgewogenheit ist die notwendige Voraussetzung, um auch im äußeren Leben den anderen Menschen gegenüber Gerechtigkeit walten zu lassen. Die Gerechtigkeit ist darüber hinaus ein Maß dafür, wie wir mit dem Göttlichen zusammenhängen. Insofern die [[Aufrichtekraft]] des Menschen ebenfalls Ausdruck seines [[Ich]]s ist, hängt die Gerechtigkeit auch mit dieser zusammen - nur der ''aufrechte'' Mensch kann gerecht sein. Insofern sich der Mensch nur auf der Grundlage des festen Erdbodens aufrichten kann, hängt die Gerechtigkeit auch mit dem [[Erdelement]] bzw. mit der Verdichtung des [[Materie|Materiellen]] zusammen. Für viele [[Kabbala|Kabbalisten]] ist sogar das [[Gott|göttliche]] [[Din|Gericht]], mit seiner Kraft zu trennen und zu scheiden, die eigentliche Ursache für die [[Schöpfung]] der äußeren materiellen Welt, zugleich aber eben dadurch auch die Wurzel des [[Das Böse|Bösen]], der [[Finsternis|Verfinsterung]] des [[Geist]]igen durch die [[Materie]]. Der [[Zaddik]] ({{HeS|צדיק}}), d.h. ein „Rechtschaffener“ oder „Gerechter“, ein als heilig oder moralisch herausragend geachteten Mann im [[Chassidismus]], ist auch in dieser Finsternis ein sicherer Führer zum geistigen [[Licht]]. Von ihm heißt es: ''„Wenn der Sturm daherbraust, ist der Frevler verloren, der Gerechte ist fest gegründet für immer.“'' {{Bibel|Spr|10|25}}
[[Datei:St.Michael - Deckenfresco Glaube Hoffnung Liebe 1.jpg|mini|300px|Die drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe ( 1780 ) von Johann Georg Unruhe (Pfarrkirche St. Michael in Untergriesbach).<br />Oben der [[Glaube]] mit Kreuz, Kelch und leuchtender Hostie, daneben erhöht das [[Lamm Gottes]]; rechts die [[Liebe]] als weibliche Gestalt mit Kindern und einem flammenden Herz in der rechten Hand, rechts daneben der [[Pelikan]], als Symbol für den [[Christus]], der sich die Brust aufreist und sich hinopfert, um seine Jungen mit seinem eigenen Herzblut zu nähren; links die [[Hoffnung]] mit Anker und Zweig.]]
[[Datei:Schnorr von Carolsfeld - Glaube, Liebe, Hoffnung.jpg|mini|300px|Glaube, Liebe und Hoffnung. Farbige Zeichnung von Julius Schnorr von Carolsfeld.]]


[[Datei:GA170_078.gif|thumb|300px|Die 4 [[Kardinaltugend]]en ([[GA 170]], S 78)]]
Die drei '''christlichen''' oder '''theologischen Tugenden''' [[Glaube]], [[Liebe]] und [[Hoffnung]] werden erstmals im [[Wikipedia:1. Brief des Paulus an die Thessalonicher|1. Brief des Paulus an die Thessalonicher]] {{Bibel|1 Thess|1|3|LUT}} erwähnt.  
{{GZ|Dieselbe Kraft,
die wir gebrauchen als Kind, wenn wir uns vom kriechenden Wesen
aufrichten, lebt in uns, wenn wir die Tugend der Gerechtigkeit, die
vierte der von Plato angeführten, haben.


Wer wirklich die Tugend der Gerechtigkeit übt, stellt ein jedes
{{Zitat|2 Wir danken Gott für euch alle, sooft wir in unseren Gebeten an euch denken;
Ding, ein jedes Wesen an den richtigen Platz hin, geht aus sich heraus
3 unablässig erinnern wir uns vor Gott, unserem Vater, an das Werk eures Glaubens, an die Opferbereitschaft eurer Liebe und an die Standhaftigkeit eurer Hoffnung auf Jesus Christus, unseren Herrn.|[[Wikipedia:1. Brief des Paulus an die Thessalonicher|1. Brief des Paulus an die Thessalonicher]]|{{Bibel|1 Thess|1|3}}}}
und in die andern hinein. Das heißt, in der allumfassenden Gerechtigkeit
leben. In der Weisheit leben, heißt, die besten Früchte ziehen aus
den Kräften, die wir in früheren Inkarnationen aufgespeichert haben.
Und wenn wir da schon hinweisen mußten auf dasjenige, was uns in
den früheren Inkarnationen zuteil war, wo noch göttliche Kräfte uns
durchzogen, müssen wir bei der Gerechtigkeit noch mehr darauf hinweisen:
Wir stammen aus dem Kosmos. Gerechtigkeit üben wir,
wenn wir die Kräfte entfalten, durch die wir mit dem ganzen Kosmos,
aber in geistiger Beziehung, zusammenhängen. Die Gerechtigkeit
stellt das Maß dazu dar, wie ein Mensch mit dem Göttlichen zusammenhängt.
Die Ungerechtigkeit ist, praktisch, gleich dem Gottlosen,
gleich dem, der seinen göttlichen Ursprung verloren hat, und wir
lästern Gott, den Gott, von dem wir abstammen, wenn wir irgendeinem
Menschen Unrecht tun.|159|23}}


Mit der Gerechtigkeit strömt die [[Moral]]ität unmittelbar bis in den [[Physischer Leib|physischen Leib]]:
Weitere Erwähnungen finden sich in {{B|1 Kor|13|13}}, {{B|Eph|1|16-18}}, {{B|Kol|1|4}} und {{B|Hebr|10|22-24}}.


{{GZ|Und als vierte umfassende Tugend, die nun in den ganzen physischen
Zusammen mit den vier schon von [[Platon]] genannten [[Kardinaltugend]]en bilden sie im christlich-abendländischen Kulturkreis die sieben hauptsächlichen Tugenden, die den entsprechenden 7 [[Laster|Hauptlastern]] entgegengestellt werden. Am bekanntesten ist ihre Besprechung im [[Wikipedia:Hohelied der Liebe|Hohelied der Liebe]] im [[Wikipedia:1. Brief des Paulus an die Korinther|1. Korintherbrief]]:
Leib strömt, von dem ich Ihnen gestern gezeigt habe, daß er eigentlich
unsichtbar ist, nennt Plato Dikaiosyne. Das müssen wir übersetzen mit
Gerechtigkeit, obwohl das Wort Gerechtigkeit in den modernen Sprachen
nicht vollständig damit übereinstimmt; denn Gerechtigkeit müssen
wir so nehmen: daß der Mensch sich zu richten weiß, gerecht,
richtungsgemäß, daß er einer menschlichen Richtung folgt im Leben.
Also es ist nicht das abstrakte Wort Gerechtigkeit bloß gemeint, sondern
das Sich-Richtung-Gebende, Sich-Auskennende, Sich-Orientierende
im Leben. So daß wir sagen können: Da hat die Einströmung der
Moralitätssphäre in den ganzen physischen Leib Anteil als Gerechtigkeit
(rot).|170|79f}}


Die Gerechtigkeit wird auch in der vierten [[Seligpreisung]] der [[Bergpredigt]] angesprochen.
{{Zitat|1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen1 und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,
5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,
6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;
7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
8 Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.
9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.
10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.
11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.
12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.
13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.|Paulus von Tarsus|{{Bibel|1 Kor|13|1-13|LUT}}}}


{{Zitat|Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.|[[Matthäusevangelium]]|{{BB|Mt|5|6}}}}
Anders als die [[zehn Gebote]] sind sie keine Handlungsgebote bzw. -verbote, sondern beziehen sich unmittelbar auf die zentralen und sorgsam zu pflegenden [[Tugend]]en unserer [[leib]]lichen [[Wesensglieder]]. Der [[Glaube]] ist die höchste Tugend des [[Astralleib]]s; die [[Liebe]]kraft soll den [[Ätherleib]] durchströmen, und die [[Hoffnung]] bezieht sich auf den [[Physischer Leib|physischen Leib]] {{Lit|{{G|130|172ff}}}}.


Sie bezieht sich laut [[Rudolf Steiner]] auf die [[Empfindungsseele]], in der bereits das [[Ich]] zu wirken beginnt, wodurch der Hunger und Durst nach Gerechtigkeit erwacht:
[[Wikipedia:Ikonographie|Ikonographisch]] wird der [[Glaube]] durch ein [[Kreuz]] oder einen [[Wikipedia:Kelch (Liturgie)|Kelch]] mit [[Hostie]] symbolisiert, die [[Liebe]] durch das [[Herz]] oder eine Frau mit Kindern und die [[Hoffnung]] durch einen Anker, einen Vogel oder einen Zweig.


{{GZ|Wenn wir jetzt zu dem Ich hinauf kommen, so wissen wir, daß
Die drei paulinischen Tugenden korrespondieren darüber hinaus mit den 3 höchsten Regionen der [[Seelenwelt]]:
dieses Ich arbeitet in der Empfindungsseele, in der Verstandesseele
und in der Bewußtseinsseele. Das Ich arbeitet in der Empfindungsseele,
das heißt, es vergeistigt die Empfindungsseele. Dadurch wird
für den Menschen in der äußeren Welt dasjenige zu einer wichtigen
Angelegenheit, was gerade durch das Christentum verbreitet werden
soll: die Allgerechtigkeit ausgießende menschliche Bruderliebe. Was
sonst die Empfindungsseele nur im Physischen empfindet, Durst
und Hunger, das muß sie durch das Christentum in bezug auf das
Geistige zu empfinden lernen: Durst und Hunger nach der allwaltenden
Gerechtigkeit. Diejenigen, welche so das Zentrum des Menschen
im Ich finden, werden dadurch, daß sie an sich selber arbeiten,
befriedigt werden für ihr Verlangen in der Empfindungsseele nach
allwaltender irdischer Gerechtigkeit. Gotterfüllt werden sie sein, die
durch den Christus-Impuls lernen nach Gerechtigkeit zu dürsten
und zu hungern, wie man nach physischer Nahrung hungert und
dürstet, denn durch die starke Kraft in ihrem Innern werden sie dadurch,
daß sie arbeiten an der Gerechtigkeit in der Welt, in sich selber
finden die Sattheit für diese Eigenschaft!|116|89f}}


== Literatur ==
*[[Glaube]] ([[Latein|lat.]] fides) - [[Region des Seelenlichtes]]
*[[Hoffnung]] ([[Latein|lat.]] spes) - [[Region der tätigen Seelenkraft]]
*[[Liebe]] ([[Latein|lat.]] caritas) - [[Region des Seelenlebens]]


* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_gerechtigkeit.pdf Über die Gerechtigkeit] (PDF)
== Siehe auch ==
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_widerlegung_harsanyi_und_rawls.pdf Die Widerlegung von Harsanyi und Rawls] (PDF)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins'', [[GA 116]] (1982), ISBN 3-7274-1160-0 {{Vorträge|116}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Geheimnis des Todes. Wesen und Bedeutung Mitteleuropas und die europäischen Volksgeister'', [[GA 159]] [GA 159/160] (1980), ISBN 3-7274-1590-8 {{Vorträge|159}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte'', [[GA 170]] (1992), ISBN 3-7274-1700-5 {{Vorträge|170}}


{{GA}}
* [[Tugend]]
* [[Kardinaltugend]]


== Einzelnachweise ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit'', [[GA 130]] (1995), ISBN 3-7274-1300-X {{Vorträge|130}}


<references/>
{{GA}}


[[Kategorie:Tugend|2015]]
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Ethik]] [[Kategorie:Christentum]]
[[Kategorie:Gerechtigkeit|!]]
[[Kategorie:Ethisches Gut]]
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[[Kategorie:Ethisches Prinzip]]
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[[Kategorie:Sozialphilosophie]]
[[Kategorie:Philosophie des Sozialen]]
[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Ethik]]
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[[Kategorie:Sechsgliedrige Tugendlehre|102]]
[[Kategorie:Existentialien]]
[[Kategorie:Achtheit]]

Version vom 16. Juni 2015, 11:24 Uhr

Die drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe ( 1780 ) von Johann Georg Unruhe (Pfarrkirche St. Michael in Untergriesbach).
Oben der Glaube mit Kreuz, Kelch und leuchtender Hostie, daneben erhöht das Lamm Gottes; rechts die Liebe als weibliche Gestalt mit Kindern und einem flammenden Herz in der rechten Hand, rechts daneben der Pelikan, als Symbol für den Christus, der sich die Brust aufreist und sich hinopfert, um seine Jungen mit seinem eigenen Herzblut zu nähren; links die Hoffnung mit Anker und Zweig.
Glaube, Liebe und Hoffnung. Farbige Zeichnung von Julius Schnorr von Carolsfeld.

Die drei christlichen oder theologischen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung werden erstmals im 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher (1 Thess 1,3 LUT) erwähnt.

„2 Wir danken Gott für euch alle, sooft wir in unseren Gebeten an euch denken; 3 unablässig erinnern wir uns vor Gott, unserem Vater, an das Werk eures Glaubens, an die Opferbereitschaft eurer Liebe und an die Standhaftigkeit eurer Hoffnung auf Jesus Christus, unseren Herrn.“

Weitere Erwähnungen finden sich in 1 Kor 13,13 EU, Eph 1,16-18 EU, Kol 1,4 EU und Hebr 10,22-24 EU.

Zusammen mit den vier schon von Platon genannten Kardinaltugenden bilden sie im christlich-abendländischen Kulturkreis die sieben hauptsächlichen Tugenden, die den entsprechenden 7 Hauptlastern entgegengestellt werden. Am bekanntesten ist ihre Besprechung im Hohelied der Liebe im 1. Korintherbrief:

„1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. 2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen1 und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze. 4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, 5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, 6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. 8 Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. 9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. 10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. 11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

Paulus von Tarsus: (1 Kor 13,1-13 LUT)

Anders als die zehn Gebote sind sie keine Handlungsgebote bzw. -verbote, sondern beziehen sich unmittelbar auf die zentralen und sorgsam zu pflegenden Tugenden unserer leiblichen Wesensglieder. Der Glaube ist die höchste Tugend des Astralleibs; die Liebekraft soll den Ätherleib durchströmen, und die Hoffnung bezieht sich auf den physischen Leib (Lit.: GA 130, S. 172ff).

Ikonographisch wird der Glaube durch ein Kreuz oder einen Kelch mit Hostie symbolisiert, die Liebe durch das Herz oder eine Frau mit Kindern und die Hoffnung durch einen Anker, einen Vogel oder einen Zweig.

Die drei paulinischen Tugenden korrespondieren darüber hinaus mit den 3 höchsten Regionen der Seelenwelt:

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit, GA 130 (1995), ISBN 3-7274-1300-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.