Nordische Mysterien und Kommunikationstheorie: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''nordischen Mysterien''', die vor allem von [[Wikipedia:Liste der germanischen Stämme|germanischen Stämmen]] im Norden [[Europa]]s, von denen auch [[Wikipedia:Tacitus|Tacitus]] berichtet, und namentlich in [[Wikipedia:Skandinavien|Skandinavien]] gepflegt wurden, waren anders geartet als die südlichen Mysterien. Während sich das [[Bewusstsein]] in den südlichen Mysterien unmittelbar in die [[Kosmos|kosmischen Weiten]] richtete, erlebte man in den nordischen Mysterien - ganz besonders in der Winterzeit - die in den Tiefen der [[Erde (Planet)|Erde]] wirkenden kosmischen Kräfte. Wie sich der [[Makrokosmos]] mit der Erde verbindet und in ihr wirkt, erforschten die [[Einweihung|Eingeweihten]] des Nordens. In den südlichen Mysterien wurde ein Weg für das Verständnis des kosmischen [[Christus]] gebahnt, wie es vor allem auch in vielen Strömungen der [[Gnosis]], die mit dem [[Urchristentum]] eng verwoben waren, gesucht wurde. Weniger Verständnis konnte man allerdings in den südlichen Mysterien für die reale [[Inkarnation]] Christi entwickeln. Dafür den Boden zu bereiten, war Aufgabe der nordischen Mysterien. Hier konnte man tiefer das Geheimnis des [[Jesus]] erfassen, in dem sich der Christus inkarnieren sollte. Von hier aus empfing darum auch das Erleben und Gestalten des [[Weihnachtsfest]]es seine wesentlichsten Impulse.
#REDIRECT [[Kommunikationsmodell]]
 
{{GZ|Heute ist das nicht mehr der Fall, aber in älteren Zeiten war
es, namentlich in den nordischen und westlichen Gegenden Europas,
auch in unserer Gegend, der Entwickelung der in diesen Gegenden
wohnenden Menschen durchaus angemessen, durch eine Art
Ekstase in die Geheimnisse der großen Welt eingeführt zu werden.
Aber damit waren sie auch ausgesetzt dem, was man Verlust des Ich
nennen könnte. Doch war dieser Zustand nicht so gefährlich für die
damaligen Menschen, weil sie mit einer gewissen ursprünglichen elementaren,
gesunden Kraft behaftet waren und noch nicht so geschwächt
waren in bezug auf ihre ursprünglichen Seelenkäfte, wie es
die gegenwärtige Menschheit durch ihre hochgradige Intellektualität
ist. So wie diese Menschen waren, haben sie alle diese gesteigerten
Gefühle, die Hoffnungen des Frühlings, das Aufjauchzen des Sommers,
die Wehmut des Herbstes, die Todesschauer des Winters
durchmachen können und haben dennoch bis zu einem gewissen
Grade ihr Ich behalten. Es mußte aber Vorsorge getroffen werden
für diejenigen, welche Lehrer werden sollten für die heutige
Menschheit, daß die Einweihung, das Hineinführen in den Makrokosmos
in einer anderen Weise noch geschehen konnte. Worauf es
ankommt, werden Sie begreifen können, wenn Sie sich vorstellen,
daß ja die Hauptsache bei diesem Hinausleben in den Makrokosmos
der Verlust des Ich ist. Das Ich wird immer schwächer und schwächer;
der Mensch kommt schließlich in einen Zustand, wo er sich
selber als menschliche Wesenheit verliert.
 
Was mußte geschehen, damit der Mensch sich nicht verlor? Es
mußte ihm gerade die Kraft zugeführt werden, die man als die Kraft
des Ich bezeichnet. Die Kraft, die schwächer wurde in seiner eigenen
Seele, die Kraft des Ich, die mußte von außen zugeführt werden.
Und das geschah dadurch, daß diese nordischen Mysterien immer
so verliefen, daß derjenige, der eingeweiht werden sollte, die
Unterstützung genoß von Gehilfen, die den einweihenden geistigen
Führer unterstützten. Ein geistiger Führer mußte da sein, aber es
mußten auch Gehilfen da sein, die diesen geistigen Führer unterstützten.
Und diese Gehilfen kamen auf folgende Weise zustande. Es
wurden Menschen besonders erzogen, besonders vorbereitet in der
Art, daß der eine Mensch zum Beispiel diejenigen inneren Erlebnisse
und Empfindungen besonders stark durchmachte, die man durchmacht,
wenn man sich hingibt alle dem, was man nennen kann die
aufsprießende Natur des Frühlings. Es ist früher gesagt worden, daß
der Einzuweihende das nicht in genügend starkem Maße selber tun
kann. Deshalb wurden Menschen besonders erzogen, welche alle
ihre Seelenkräfte so in den Dienst dieser nordischen Mysterien
stellen mußten, daß sie auf alles übrige verzichteten, also auf das,
was Herbst, Sommer und Winter erleben lassen. Sie sollten alle ihre
Seelenkräfte dazu verwenden, um die Eigenart der aufsprießenden
Frühlingsnatur gefühlsmäßig zu erleben. Andere wurden wiederum
dazu veranlaßt, zu erleben das volle Leben des Sommers, andere
wurden veranlaßt, zu erleben das volle Leben des Herbstes, andere
dasjenige des Winters. Es wurde also auf verschiedene Menschen das
verteilt, was ein Mensch im Laufe des Jahres erleben kann. Dadurch
hatte man Menschen, die ihr Ich in der verschiedensten Weise gestählt,
gestärkt hatten. Sie hatten dadurch, daß sie dieses Ich verstärkt
einseitig hatten, Überfluß an Ich-Kraft. Und nun wurden sie
nach gewissen Regeln mit demjenigen, der eingeweiht werden sollte,
so in Verbindung gebracht, daß sie ihre überschüssige Ich-Kraft ihm
hingaben, daß diese auf ihn zuströmte. So daß der Einzuweihende,
der den Jahreslauf durchmachen sollte, das Jahr so durchlebte, daß
er zu gewissen höheren Erkenntnissen des Makrokosmos hinaufgeführt
wurde, während seinem Ich die Ich-Kräfte des Einweihungspriesters
und seiner Gehilfen zuströmten. Es ergoß sich in die Seele
des Einzuweihenden das, was die anderen ihm geben konnten.
 
Wenn man einen solchen Vorgang verstehen will, dann muß man
sich allerdings einen Begriff davon machen können, mit welcher
Hingabe und Aufopferung in jenen alten Zeiten in den Mysterien
gearbeitet worden war. Von jener Hingabe, von jener Aufopferung
ist in der heutigen exoterischen Welt nicht viel zu finden. Früher
haben sich Menschen willig dazu hergegeben, einseitig ihr Ich zu
verstärken, damit sie die Kraft dieses Ich abgeben konnten an den
einen, der eingeweiht werden sollte und von ihm dann erfahren
konnten, was er erlebt hatte, indem er hinaufstieg in eine Ekstase,
die aber jetzt keine Ekstase mehr war, weil ihm fremde Ich-Kräfte
zugeströmt sind, sondern es war ein bewußtes Hinaufsteigen in den
Makrokosmos. Es waren zwölf Menschen, drei Frühlings-, drei
Sommer-, drei Herbst-, drei Wintermenschen notwendig, welche
verschieden ausgebildete Ich-Kräfte dem Einzuweihenden zusandten,
der sich so in die höheren Welten hinauflebte und der dann aus
den Erfahrungen heraus, die er da machte, mitteilen konnte, wie es
in den höheren Welten aussieht.|119|153ff}}
 
{{GGZ|Durch den Verlust des Ich würde der Mensch also im
Hinausdringen in den Makrokosmos sein ganzes astralisches Wesen
hingießen an solche Wesenheiten, welche die elementarische Welt
als schlechte Wesenheiten durchsetzen. Und die Folge davon würde
sein, daß der Mensch, weil er mit diesen Wesen zusammenkommt,
aber schwächer ist als diese Wesen - denn er hat ja sein Ich verloren,
diese haben aber ein starkes Ich -, ihnen Nahrung zuführt mit
seinen Eigenschaften, wofür sie ihn in negativem Sinne belohnen
würden. Er gibt ihnen geradezu Nahrung aus seinem astralischen
Wesen, sie aber geben ihm, was ihnen von seinen Eigenschaften besonders
eigen ist; und daß er in ihnen gelebt hat, das zeigt sich, wenn
beim Erwachen sein Ich zurückkehrt, in einem verstärkten Hang
zum Schlechten, zum Bösen.|119|161f}}
 
{{GGZ|Daher wurden einem Menschen, der zugelassen werden
sollte zu solcher Mysterieneinweihung, Prüfungen auferlegt, durch
die er alle möglichen Widerwärtigkeiten des Lebens schon im physischen
Dasein überwinden sollte. Starke Gefahren wurden ihm in
den Weg gebracht, und durch die Überwindung dieser Gefahren
sollte er seinen Willen stärken. Ein Überwinder sollte er werden,
der von starker Seele ist und dadurch vorbereitet, daß er dann, wenn
diese Wesenheiten ihm gegenübertreten, stark genug ist, um keine
Anfechtungen zu erleben, um sie zurückdrängen zu können und
nicht sich an sie zu verlieren.|119|162}}
 
{{GZ|Dann, wenn der Betreffende dadurch, daß er längere Zeit solche
Erlebnisse gehabt hatte, fähig geworden war einzusehen, daß alles,
was er wahrnehmen kann in der äußeren Sinneswelt, Erde, Wasser,
Luft und Feuer, Offenbarungen sind von geistigen Wesenheiten, die
dahinter sind, wenn er gelernt hatte, diese Dinge zu unterscheiden,
in der elementarischen Welt sich zurechtzufinden, dann konnte er
um eine Stufe weitergeführt werden, geführt werden dazu, nun kennenzulernen,
wie das aussieht, was hinter diesen Elementen der elementarischen
Welt steckt. Und da wurde der Einzuweihende dann
geführt in die eigentliche geistige Welt. In der geistigen Welt, die
hinter der elementarischen ist, in dieser geistigen Welt, in die man
hineinreift, nachdem man die elementarische Welt eine Zeitlang so
kennengelernt hat, daß man Unterscheidungsvermögen in ihr gewonnen
hat, da erlebt man nun - das kann ja wiederum nur als Mitteilung
der Erlebnisse der Eingeweihten geschildert werden -, daß
tatsächlich Wesenheiten da sind, die hinter unserer sinnlichen und
hinter der elementarischen Welt stehen. Aber diese Wesenheiten, in
deren Welt man sich da hineinlebt, sind ganz unähnlich den Wesenheiten,
die wir als unseresgleichen, als Menschen kennen. Während
die Menschen auf der Erde in sozialen Ordnungen, in bestimmten
gesellschaftlichen Verhältnissen zusammenleben, vollkommenen
oder unvollkommenen, lebt sich der Einzuweihende ein in eine geistige
Welt, in der geistige Wesenheiten sind, die selbstverständlich
keine äußeren Körper haben, sondern geistige Wesenheiten sind, die
miteinander in Beziehung stehen durch Ordnung und Harmonie.
Und nun wird dem Einzuweihenden gezeigt, daß er dasjenige, was
da an Ordnung und Harmonie in dieser geistigen Welt ist, nur verstehen
kann, wenn er für das, was die geistigen Wesenheiten tun, als
einen äußeren Ausdruck nimmt die Welt der Gestirne, namentlich
die Bewegungen der Planeten in unserem Sonnensystem. Wie sich
die Planeten zur Sonne stellen und wie sie in ihren Bewegungen
und Stellungen zueinander sich verhalten, dadurch drücken sie aus,
was die Wesenheiten der geistigen Welten tun.|119|163f}}
 
== Die Mysterien der Ingaevonen und der Nerthus-Kult ==
 
{{Siehe auch|Nerthus}}
 
{{GZ|Das Menschengeheimnis in seinem Zusammenhang
mit allen Geheimnissen des Kosmos, wie es sich abspielt,
wenn der Mensch hier auf der physischen Erde in sein physisches Dasein
tritt, das liegt in einer gewissen Zeit der Erdenentwickelung so tief, wie
sonst nirgends diesen alten nordischen Mysterien, zugrunde.
 
Aber man muß weit zurückgehen, ungefähr bis in das 3. Jahrtausend,
vielleicht noch weiter zurück, um das zu verstehen, was in den Gemütern
lebte, welche später die Jesus-Empfindung aufnahmen. Dort
ungefähr, wo die jütische Halbinsel mit dem heutigen Dänemark ist, da
war das Zentrum, von dem in jenen alten Zeiten bedeutende Mysterienimpulse
ausgingen. Und diese Mysterienimpulse hingen damit zusammen
- das mag der heutige Verstand beurteilen, wie er will -, daß noch
im 3. Jahrtausend vor unserer christlichen Zeitrechnung in diesem
Norden bei bestimmten Stämmen nur derjenige als ein wirklich erdenwürdiger
Mensch angesehen wurde, der in gewissen Wochen der Winterszeit
geboren war. Das kam daher, daß von jener geheimnisvollen
Mysterienstätte auf der jütischen Halbinsel unter den Stämmen, die
sich damals die [[Ingävonen]] nannten, oder von den Römern wenigstens,
von ''Tacitus'', die Ingävonen genannt wurden, der Tempelpriester den
Impuls gab, daß nur zu einer bestimmten Zeit - im ersten Viertel des
Jahres - die geschlechtliche Verbindung der Menschen stattfinden sollte.
Jede geschlechtliche Verbindung der Menschen außer der Zeit, die von
dieser Mysterienstätte aus verfügt wurde, war verpönt; und derjenige
war ein minderwertiger Mensch innerhalb dieses Stammes der Ingävonen,
der nicht in der Zeit der finstersten Nächte, in der kältesten Zeit,
gegen unser Neujahr hin geboren wurde. Denn der Impuls von jener
Mysterienstätte ging aus in der Zeit, in welcher der erste Vollmond
nach der Frühlingssonnenwende war. Da nur durfte unter jenen Menschen,
die sich wirklich verbunden glauben sollten mit den geistigen
Welten, so wie es des Menschen würdig war, in dieser Zeit allein durfte
eine geschlechtliche Verbindung stattfinden. Dadurch, daß die Kräfte,
die in eine solche geschlechtliche Verbindung hineingehen, in der ganzen
übrigen Zeit für die Kraftentwickelung des Menschen aufgespart
wurden, wurde jene eigentümliche Stärke entwickelt, welche - wenigstens
noch in den Nachklängen - Tacitus zu bewundern hatte, der
ein Jahrhundert nach dem Stattfinden des Mysteriums von Golgatha
schrieb.
 
So erlebten jene, die dem Stamme der Ingävonen angehörten, in besonders
intensiver Weise - die andern germanischen Stämme in abgeschwächter
Art - in der ersten Vollmondzeit nach der Frühlingssonnenwende
den Vorgang der Empfängnis: nicht im Wachbewußtsein, sondern
in einer Art von Traumverkündung. Sie wußten jedoch, was das
zu bedeuten hat im Zusammenhange des Menschengeheimnisses mit den
Himmelsgeheimnissen. Ein geistiges Wesen erschien der Empfangenden
und verkündete ihr wie in einem Gesichte den Menschen, der durch sie
auf die Erde kommen sollte. Kein Bewußtsein gab es, sondern nur ein
Halbbewußtsein in der Sphäre, welche die Menschenseelen erlebten,
wenn das Hereintreten des Menschen in die physisch-irdische Welt sich
vollzieht. Unterbewußt wußte man sich regiert von Göttern, die dann
den Namen der «Wanen» erhielten, was zusammenhängt mit «wähnen»,
mit demjenigen, was nicht bei äußerem vollen intellektuellen Bewußtsein
verläuft, sondern in «wissendem Traumesbewußtsein».
 
Dasjenige, was zu einer Zeit da war, und was für diese Zeit angemessen
war, das erhält sich oftmals in späteren Zeiten in äußeren Symbolen.
Und so hat die Tatsache, daß in diesen alten Zeiten das heilige
Geheimnis der Menschwerdung ins Unterbewußte gehüllt war und dazu
geführt hat, daß alle Geburten zusammengedrängt waren in einen bestimmten
Teil der Winterszeit, so daß es wie sündhaft angesehen wurde,
wenn auch zu einer andern Zeit ein Mensch geboren wurde, sich gewissermaßen
erhalten in dem, wovon im Grunde genommen nur Splitter
in das spätere Bewußtsein übergegangen sind, Splitter, deren Sinn
bisher keine Gelehrsamkeit enthüllt hat. Ja, diese gesteht offen ihre
Ohnmacht ein, sie zu enthüllen. Splitter haben sich erhalten in der
sogenannten Herta- oder Erda- oder [[Nerthus|Nertus-Sage]]. Denn im Grunde genommen
ist alles, was man in äußerer Beziehung über die Nertus-Sage
weiß, mit Ausnahme einiger Notizen, im Tacitus enthalten, der über
den Nertus- oder Herta-Dienst das Folgende berichtet:
 
«Die Reudigner, Avionen, Angeln, Variner, Eudosen, Suardonen,
Nuithonen - deutsche Völker zwischen Flüssen und Wäldern wohnend» - das sind ungefähr die einzelnen Stämme, die zu den Ingävonen
gehören - «verehren insbesondere die Nertus, das ist: die
Mutter Erde, und glauben, daß sie sich in die menschlichen Dinge
mischt und zu den Völkern gefahren kommt.»|173|230f}}
 
{{GGZ|Vieles von diesem Mysterienwesen lebte, wenn man die Sache richtig
versteht, gerade in den skandinavischen Mysterien weiter. Dort gibt
es statt der Nerta einen Gott Friggo, der seiner Symbolik nach - aber
man muß es zuerst aus der Geisteswissenschaft wissen - geradezu zum
Verräter wird dessen, was da eigentlich zugrunde lag.
Und noch eines war da, das erwähnt sein soll in bezug auf diese
Mysterienbräuche. Sie können sich denken: Wenn seit der Zeit des
Frühlingsvollmondes bis in die Winterszeit hinein also die Menschenfrucht
herangereift war, gab es in der Regel ein solches Menschenwesen,
das als erstes in der Heiligen Nacht geboren wurde. Dieses Menschenwesen,
das als erstes in der Heiligen Nacht geboren wurde unter den
Stämmen der Ingävonen - in ältesten Zeiten war dies in jedem dritten
Jahre der Fall -, das wurde zum Führer auserkoren, wenn es dreißig
Jahre alt geworden war, und es sollte drei Jahre Führer bleiben, nur
drei Jahre. Was dann mit ihm geschah, darf ich vielleicht in späterer
Zeit einmal mitteilen.
 
Forscht man ganz genau nach, so ist nicht nur Frigg, Frei, Freia
gewissermaßen bloß eine Art Nebenbedeutung für die Nertus, ebenso
wie der nordische Nört, sondern es ist auch der Name Ing selber, von
dem her die Ingävonen sich nennen, ein Nebenname für die Nertus.
Die mit diesem Mysterium Verbundenen, sie nannten sich die zum Gotte
oder zur Göttin Ing Gehörigen: Ingävonen. In der äußeren Welt sind
eben nur Splitter geblieben von dem, was da eigentlich lebte. Einer der
Splitter sind die Worte des Tacitus, die ich Ihnen mitgeteilt habe. Ein
anderer Splitter ist das berühmte angelsächsische Runenlied, welches
nur wenige Zeilen enthält. Diese berühmten Zeilen, die heute jeder Philologe
der Germanistik studiert, kennt, deren Sinn aber keiner versteht,
lauten etwa so:
 
«Ing wurde zuerst bei den Männern der Ostdänen gesehen. Später
ging er nach Osten. Über die Wogen schritt er, und der Wagen rollte
ihm nach.»
 
In diesem angelsächsischen Runenlied ist ein Nachklang dessen enthalten,
was geschehen war: was man in dem alten Mysterienbrauch
hatte von der Osterempfängnis im Hinblick auf die Weihnachtsgeburtszeit.
Was da geschah in der geistigen Welt, man wußte es vor allen
Dingen auf der dänischen Halbinsel. Daher sagt das Runenlied mit
Recht: «Ing wurde zuerst bei den Männern der Ostdänen gesehen.»
Dann kamen immer mehr und mehr die Zeiten, wo dieses alte Wissen
in die Korruption verfiel, wo nur Nachklänge, Symbolik vorhanden
war, wo überhaupt innerhalb der Menschheitsentwickelung mehr das
aus den warmen Ländern Stammende sich verbreitete. Und aus den
warmen Ländern stammt dasjenige, was nicht, wie in den kalten Ländern,
damit zusammenhängt, daß die Jahreszeit eine innige Beziehung
hat zu dem, was der Mensch in seinem Innern erlebt. Es kam die Ausstreuung
der Menschenfrucht über das ganze Jahr hin, die selbstverständlich
in diesen Gegenden auch schon da war im alten atavistischen
Hellsehen, wenn auch noch von den alten Prinzipien durchdrungen,
als in der kalten Gegend die Wanengötter herrschten und in den südlichen
Gegenden die Tempelmysterien schon längst an die Stelle der
Naturmysterien getreten waren. Es kam das schon nach Norden, noch
vermischt mit dem Alten, als die Wanengötter ersetzt wurden durch die
Asengötter. Wie die Wanengötter zusammenhängen mit dem «wähnen»,
so die Asengötter mit dem Sein, das heißt mit dem Sein in der äußeren,
der materiellen Welt, das der äußere Verstand ergreifen will. Und als
die nordischen Menschen eingetreten waren in ein Zeitalter, in welchem
der Verstand des einzelnen anfing, sich geltend zu machen, als die Äsen
an die Stelle der Wänen, der Wanen getreten waren, da korrumpierte
sich die alte Mysteriensitte. Sie zog hinüber in einzelne verstreute
Mysteriengemeinschaften des Ostens. Und nur einer noch - derjenige,
in dem erneuert werden sollte der ganze Sinn der Erde - , nur einer, in
dem der Christus wohnen sollte, der sollte das in sich vereinigen, was
einstmals Inhalt der nordischen Mysterien war.
 
Daher müssen wir, wenn uns im Lukas-Evangelium die Erzählung
von dem Erscheinen des Erzengels Gabriel bei der Maria entgegentritt,
deren Ursprung in den wahren Visionen suchen, die auftraten in dem,
was sich einst in dem Nertus-Symbol der alten Nertus-Mysterien spiegelte.
Hinübergezogen war dies nach dem Osten. Die Geisteswissenschaft
enthüllt es uns heute, und sie allein gibt dem angelsächsischen
Runenlied einen Sinn. Denn Nertus und Ing sind dasselbe. Und von
Ing wird ja gesagt: «Ing wurde zuerst bei den Männern der Ostdänen
gesehen, später ging er nach dem Osten. Über die Wogen schritt er, und
der Wagen rollte ihm nach.» Über die Wogen der Wolken selbstverständlich,
so wie die Nerta über die Wogen der Wolken schritt. Was
allgemein gewesen war in den Gegenden der kälteren Zone, das wurde
singulär, wurde ein Einzelnes. Das trat als ein Singuläres, als ein Einzelnes
auf und tritt uns wieder entgegen in der Schilderung des Lukas-Evangeliums.
 
Was aber einmal da ist und sich eingelebt hat, sich verankert hat in
der Auffassung des Gemüts, das bleibt dann im Gemüte, sitzt in der
Seele. Und als man im Norden vom alten römischen Süden her die
Kunde des Christentums erhielt, empfing man damit etwas, was zusammenhing
mit einem nicht mehr im vollen Bewußtsein, sondern im
Unterbewußtsein lebenden und deshalb nur gefühlten alten Mysterienbrauch.
Daher konnte sich dort die Empfindung für den Jesus
besonders stark entwickeln. Ins Unterbewußtsein war schon hinuntergezogen,
was im alten Nertus-Mysterium lebte; doch im Unterbewußtsein
war es vorhanden, wurde gefühlt und empfunden.
 
Wenn einst in alter Zeit die Familien zusammenkamen im hohen
Norden, als die Erde noch von Wäldern bedeckt war, in denen noch
der Auerochs und das Elentier hausten, wenn sie sich in ihren eingeschneiten
Hütten bei brennenden Lichtern um das neugeborene Kind
versammelten und davon sprachen, daß ihnen mit diesem neuen Leben
jenes neue Licht gebracht sei, welches der Himmel ihnen verkündet
hatte in der Vorfrühlingszeit, so war dies das alte Weihnachten. Da
wurde denen, zu welchen die Kunde vom Christentum einstmals kommen
sollte, erzählt, es sei einer in der besonders heiligen Stunde geboren,
der zu Großem ausersehen sei. Das war derjenige, der als der erste nach
der zwölften Stunde in der als heilig bezeichneten Nacht geboren
wurde. Darüber besaß man nicht mehr das alte Wissen, aber das alte
Fühlen regte sich noch, als die Kunde kam, daß so einer im fernen Asien
geboren sei, in welchem der Christus lebte, der von der Sternenwelt zur
Erde heruntergekommen war.|173|234ff}}
 
{{GGZ|... das Christus-Verständnis der Gnosis
verglomm; das Jesus-Verständnis entwickelte sich im Zusammenhange
mit dem alten Nertus-Dienst nur unbewußt. In der Zukunft aber wird
die Menschheit die beiden unbewußten Strömungen sich zum Bewußtsein
bringen und sie verbinden müssen. Dann wird immer mehr und
mehr ein Christus-Verständnis auf der Erde Platz greifen können, das
die Verbindung sein wird der Mysterienerkenntnis mit einer erneuerten
großen Gnosis.|173|239}}
 
{{GGZ|So kam es, daß im Süden die Gnosis, ich möchte sagen, das Ostermysterium,
das Christus-Mysterium mehr begriff. Nur wurde der Begriff
davon, wie ich angedeutet habe, durch die Dogmatik ausgerottet.
Im Norden hingegen faßte man mehr, wenn auch nicht in den Vorstellungen,
die ja nicht mehr lebten, aber in den Empfindungen, die die
Vorstellungen überdauern, das Jesus-Mysterium, die Empfindung von
dem Kinde, das in die Welt hereinkommt zur Erlösung der Menschheit.
Und das konnte man erfassen, eben weil die Empfindung der alten Einrichtungen
fortwirkte. So kam es, daß während es im Süden die Aufgabe
der Kirche war, das Christus-Mysterium auszurotten, es im Norden
ihre Aufgabe wurde, das Weihnachtsmysterium auszurotten und es
mehr, ich möchte sagen, in das Harmlose zu verwandeln, wodurch
später im Mittelalter als Weihnachtsvorstellung das herauskam, was
wirklich in vieler Beziehung rechnet, ich möchte sagen, mit dem immer
mehr und mehr für die materialistische Zeit heraufdämmernden Biedermeiertum
der neueren Zeit. Denn alles Biedermeierische ist durchaus
eine Parallelerscheinung des Materialismus. Aber wir müssen uns schon
vorstellen, daß größere, bedeutungsvollere Begriffe in der Form von
Empfindungen bis ins 8., 9., wohl auch bis ins 10. Jahrhundert in Mitteleuropa
lebten, weil sich diese Empfindungen eben anknüpften an das,
was von den alten Einrichtungen noch vorhanden war: an Umzüge
und dergleichen, die sich im Volksgebrauch erhalten hatten.
 
Diese alten Einrichtungen will ich Ihnen kurz noch einmal skizzieren.
Sie bestanden darin, daß bei den Ingävonen von den bezeichneten
Mysterienstätten aus das Leben der Menschen insofern streng geregelt
wurde, als die Zeit besonders bestimmt war, in welcher für die Fortpflanzung
gesorgt werden durfte: Die Verbindung des Mannes mit dem
Weibe durfte nur in den Frühlingstagen stattfinden, ungefähr in den
Tagen, wenn nach der Frühlingssonnenwende der erste Vollmond war.
Es war ungefähr die Zeit, die wir jetzt die Osterzeit nennen. Die übrige
Zeit des Jahres war verpönt für die menschliche Fortpflanzung, und
derjenige wurde gewissermaßen als nicht ganz ehrlicher Mensch angesehen,
welcher zu einer solchen Zeit geboren wurde, daß er nicht in
der bezeichneten Zeit empfangen sein konnte.
 
Dadurch fielen die Geburten der richtig empfangenen Menschen
alle in die Winterszeit, nach unserer jetzigen Weihnachtszeit, so daß
dazumal derjenige, der als ein vollwertiger Mensch unter den Ingävonen
angesehen werden sollte, in dieser Zeit geboren werden mußte.
Die Geburten mußten also in die Zeit der finsteren Wintertage fallen,
in die Zeit, wo draußen der Schnee die Bäume bedeckte, die Menschen
in ihren Heimstätten, ihren primitiven Wohnungen waren. Und in einer
gewissen Weise, wenn wir die heutige Sprechart anwenden, war jedes
Kind ein Weihnachtskind, ein Wintersonnenwendekind.
 
Dieses wirkte auf die ganze Gemütsverfassung, auf die Seelenverfassung
der Menschen. Dadurch, daß von Fortpflanzungswesen nichts
vorhanden war in den andern Zeiten des Jahres, dadurch konnte sich
das alte traumhafte Hellsehen erhalten. Und wenn die Zeit der Empfängnis,
also die entsprechenden Frühlingstage, heranrückte, dann stellten
sich die Unbewußtheitszustände ein. Die Empfängnis wurde durchaus
im Unbewußtheitszustand, nicht im Tagesbewußtsein, zustande
gebracht. Dadurch aber war real bewußt für die Empfangende die Erscheinung,
die visionäre Erscheinung des Herabkommens einer Geistgestalt
aus den geistigen Welten, welche ankündigte das kommende
Kind. Ja, bei den Frauen war es so, daß sie wohl auch das Gesicht des
kommenden Kindes voraussahen. Und diese Verkündigung, haben wir
gesehen, klingt nach in der Zeit des Lukas-Evangeliums in der Verkündigung
an Maria durch den Erzengel Gabriel. Wir haben gesehen, daß
sogar in einem angelsächsischen Runenliede ein Fragment vorhanden
ist desjenigen, was im alten Bewußtsein vorhanden war, daß wirklich
auf der jütischen Halbinsel diese Einrichtungen gelebt haben, daß sie
nach dem Osten hinübergezogen sind.
 
Nun ist die Menschheit natürlich in Entwickelung. Entwickelung
ist in der Menschheit. Und diese Einrichtung konnte nur in recht alten
Zeiten bestehen, denn hätte sie fortbestanden, es hätte sich nicht jenes
Bewußtsein, jene Bewußtseinsart entwickeln können, welche dann die
Aufgabe der vierten, der fünften nachatlantischen Entwickelungszeit
war. Die Einrichtung selbst wird für hellseherisches Bewußtsein in
den nördlichen Gegenden, in denen sie verbreitet war und unter den
verschiedenen Stämmen gelebt hat, schon im 2. Jahrtausend kaum
noch gefunden werden und nimmt vollständig ab gegen das 1. Jahrtausend
hin, wo eben das menschliche Empfangen- und Geborenwerden
gewissermaßen über das ganze Jahr verteilt wird, wo nicht
mehr gewußt wird von dem Herabkommen aus der kosmischen Welt
durch die Sternkonstellationen, und daß für das Geborenwerden
des Menschen auf der Erde, für sein Schicksal, viel abhängt davon,
daß er unter einer gewissen Sternkonstellation herabkommt. Das
Empfangenwerden und Geborenwerden des Menschen ist auf das
ganze Jahr verteilt.
 
Eine Parallelerscheinung damit ist das Heraufkommen des neueren
Bewußtseins, das Heraufkommen der Freiheitsmöglichkeit für den
Menschen und so weiter. - Ein Letztes ist nun aber geblieben, indem
dasjenige, was in der Gegend des heutigen Dänemark bestanden hat,
von Stamm zu Stamm gezogen ist, hinübergezogen ist nach dem Osten,
und in einem Leib, der noch in einem solchen Zusammenhange gedacht
wurde, dann verkörpert sein sollte: die Christus-Wesenheit. Derjenige,
der der Erstling wurde unter vielen Brüdern, wurde gewissermaßen als
der Letztling geboren unter denjenigen, die mit der kosmischen Sternkonstellation
zusammen gedacht waren. Immer verbindet sich in der
Evolution dasjenige, was übrigbleibt aus dem Alten, mit dem Neuen.
Aber weil man in nördlichen Gegenden jene Empfindungen entwickelt
hatte, daß in der Weihezeit der Mensch auf der Erde erscheine, konnte
auch in diesen nördlichen Gegenden - ich möchte sagen unter dem atavistischen
Nachklang jener Empfindungen - insbesondere die Jesus-Empfindung sich ausbilden. Daher werden Sie finden, daß man in diesen
nördlichen Gegenden vorzugsweise für das Lukas-Evangelium die
nötige Empfindung, das bessere Verständnis hatte, daß da das Weihnachtsmysterium
mehr wirkte als das Ostermysterium, das ja in die
Geheimnisse der Kirche eingeschlossen war, während das Weihnachtsmysterium
allgemein wurde.|173|244ff}}
 
== Schauen der Sonne um Mitternacht ==
 
{{Hauptartikel|Schauen der Sonne um Mitternacht}}
 
{{GZ|Während der Mystiker in sein Inneres
hinuntergeführt wird, wird derjenige, der den entgegengesetzten
Weg gehen will, hinausgeführt in den Kreislauf der großen Natur
und so erzogen, daß er miterlebt die Ereignisse der großen Natur.
Seine Seele wird so behandelt, daß er dasjenige, was man im gewöhnlichen
Leben schwach fühlt im Frühling, lernt, allmählich in
starkem Maße zu fühlen, so daß er mitzuempfinden lernt das ganze
Aufsprießen der Vegetation im Frühling. Wenn er sich da ganz hineinzuversetzen
vermag, sich selbst zu vergessen vermag und mit der
Frühlingsnatur mitzuerleben vermag, dann wird dieses Erleben
gegen den Sommer hin etwas ganz Besonderes. Es wird von der erwachenden
Hoffnung im Frühling zu einem völligen inneren Aufjauchzen
im Sommer. Dazu wird derjenige, der sozusagen ein umgekehrter
Mystiker ist, erzogen. Und wiederum, wenn der Mensch so
weit ist, daß er in Selbstvergessenheit, ins höchste gesteigert, die
Wehmut des Herbstes zu erleben gelernt hat, dann kann er auch fähig
werden, die Steigerung des Gefühls zu erleben von der Wehmut
des Herbstes bis zum Mitempfinden des Todes der ganzen Natur in
der Wintermitte.
 
So wurden unter anderem erzogen diejenigen Schüler, welche
mitgemacht haben den Empfindungsunterricht in den alten nordischen
Mysterien, die heute der Außenwelt schon nur mehr der Tradition
nach, nur äußerlich bekannt sind. Da wurden die Schüler so
erzogen, daß sie durch besondere Methoden lernten, den jährlichen
Gang der Natur in ihrem Empfinden, in ihrer Seele mitzumachen.
Und alles das, was der Schüler im Sommer zur Zeit der Johannisnacht
erlebte, das bedeutete ein Mit jauchzen mit der ganzen Natur.
Die Feuer der Johannisnacht waren etwas wie ein Andeuten der
Steigerung des Hoffnungsgefühls im Frühling zu einem Mit jauchzen
mit der Natur im Sommer, wenn man den den ganzen Kosmos
durchziehenden Lebenshauch miterlebte. Und in der Wintersonnenwende
empfand der Schüler in tiefster Seele mit das Hinsterben
der Natur, unendlich steigernd das Wehmutsgefühl des Herbstes bis
zum Mitempfinden des Todes.
 
So waren die Empfindungserlebnisse, die in der Tat in dieser Stärke
kaum mehr von dem heutigen Menschen erlebt werden können.
Denn der heutige Mensch ist durch die Fortschritte des intellektuellen
Lebens der letzten Jahrhunderte im wesentlichen unfähig zu
jenen großen, gewaltigen Erlebnissen, welche die Seele der ursprünglichen
Naturvölker des europäischen Festlandes, namentlich der
nördlichen und mittleren Gebiete Europas, durchmachten. Dann
aber, wenn so etwas durchgemacht worden war, zeigte sich in der
Tat für diejenigen Menschen, die so ihre inneren Seelenerlebnisse
gesteigert hatten, etwas sehr Eigentümliches. Sie erlangten eine bestimmte
Fähigkeit. Wie der Mystiker die Fähigkeit hat, in sein eigenes
Inneres hinunterzusteigen, so erlangten sie die Fähigkeit - so sonderbar
das auch klingt, es ist aber der Fall, ich schildere nur Dinge, welche
unzählige Menschen erlebt haben und noch erleben können -,
sie erlangten die Fähigkeit, die Materie zu durchschauen, das heißt,
sie konnten nicht bloß das sehen, was man als Oberfläche wahrnimmt,
sondern sie konnten durch diese hindurchschauen, vor allen
Dingen vermochten sie in der Zeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang
durch unsere Erde hindurchzuschauen, und durch die durchsichtige
Erde hindurch erglänzte ihnen lebendig die Sonne. Das
nannte man in den alten Mysterien das Schauen der Sonne um Mitternacht.
Allerdings konnte die Sonne in ihrer größten Fülle und
Herrlichkeit nur dann geschaut werden, wenn man sich mit seiner
Seele in der Zeit der Wintersonnenwende jenem Zustande genähert
hatte, wo der ganze äußere Sinnesteppich abgestorben war. Dann
hatte man die Fähigkeit errungen, die Sonne zu schauen, jetzt nicht
als eine blendende Wesenheit, wie sie bei Tag erscheint, sondern alles
Blendende an der Sonne war abgeschwächt; man sah die Sonne nicht
mehr als physisches Wesen draußen, sondern als geistiges Wesen. Man
schaute den Sonnengeist. Was als physische Wirkung wie eine Blendung
wirkte, war ausgelöscht durch die Materie der Erde. Diese war
durchsichtig geworden, und sie ließ nur das Geistige der Sonne durch.
Aber mit diesem Schauen der Sonne war etwas wesentlich anderes
verbunden, mit diesem Schauen der Sonne zeigte sich jetzt etwas
höchst Merkwürdiges. Es zeigte sich nämlich jetzt in seiner Wahrheit
dasjenige, worauf wir gestern in abstrakter Weise hingedeutet
haben, daß tatsächlich eine lebendige Wechselwirkung besteht zwischen
all dem, was zu unserem Sonnensystem gehört als Planeten,
und der Sonne selber, dadurch, daß fortdauernd Ströme gehen von
den Planeten zur Sonne und von der Sonne zu den Planeten. Kurz,
es zeigte sich da draußen geistig etwas, was sich vergleichen läßt mit
etwas im Leben, was jeder kennt, nämlich mit dem Zirkulieren des
Blutes im menschlichen Leibe. Wie das Blut von dem Herzen zu den
Organen geht und von den Organen wiederum zurück zum Herzen
in lebendigem Kreislauf, wie dieser lebendige Blutkreislauf, so zeigt
sich die Sonne als der Mittelpunkt lebendiger Geistesströmungen,
welche von der Sonne zu den Planeten und von den Planeten zurück
zur Sonne fließen. Das ganze Sonnensystem zeigt sich als lebendiges
geistiges System; wir erblicken in der Tat unser Sonnensystem als
Geistiges, von dem das Äußere wirklich nur ein Gleichnis ist.|119|97ff}}
 
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Makrokosmos und Mikrokosmos'', [[GA 119]] (1988), ISBN 3-7274-1192-9 {{Vorträge|119}}
#Rudolf Steiner: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil'', [[GA 173]] (1978), ISBN 3-7274-1730-7 {{Vorträge|173}}
#Rudolf Steiner: ''Nordische und mitteleuropäische Geistimpulse'', [[GA 209]] (1982), ISBN 3-7274-2090-1 {{Vorträge|209}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Mysterien]] [[Kategorie:Nordische Mysterien]] [[Kategorie:Germanische Mythologie]] [[Kategorie:Nordische Mythologie]]

Aktuelle Version vom 21. Juli 2018, 09:04 Uhr

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