Purusha und Spiritismus: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Purusha''' ([[Sanskrit]], m., पुरुष, {{IAST|puruṣa}}, Mann, Mensch, Menschheit, Person, Urseele) ist ein wichtiger Begriff in der [[Indische Mythologie|indischen Mythologie]], in der [[Sankhya]]-Philosophie (hier als oberstes Prinzip des [[Bewusstsein]]s der erste der 25 [[Tattva]]s oder [[Daseinsfaktor]]en) und im [[Wikipedia:Shivaismus|Shivaismus]]. Seiner Urbedeutung nach ist er der noch [[geist]]ige, [[kosmisch]]e [[Urmensch]], aus dem alles irdische Dasein entstanden ist und damit etwa dem [[Riese Ymir|Riesen Ymir]] der [[Germanische Mythologie|germanischen Mythologie]], dem [[Pangu]] der [[Chinesische Mythologie|chinesischen Mythologie]], dem [[Gayomart]] der [[Persische Mythologie|Persischen Mythologie]] oder dem [[Adam Kadmon]] der [[Kabbala]] vergleichbar. Im weiteren Sinn wird überhaupt das [[Geist]]ig-[[Seele|Seelische]] des [[Mensch]]en als Purusha bezeichnet, dem mit [[Prakriti]] das [[materiell]]e, [[leib]]liche Element gegenübersteht. Ihr Verhältnis zueinander wird durch die drei [[Gunas]] bestimmt.  
'''Spiritismus''' ist die Lehre und Praxis der Beschwörung von Geistern, die sich mit Hilfe eines [[Medium|Mediums]] sinnlich wahrnehmbar mitteilen sollen. Die häufigste Form ist die [[Totenbeschwörung]] oder Nekromantie.  


{{GZ|... in den Formen oder in der Prakriti, die alle Formen vom
==Geschichte==
groben physischen Leib bis hinauf zur Urflut umfaßt, in dieser Prakriti
lebt Purusha, das Geistig-Seelische, das aber in einzelnen Seelen
monadisch vorgestellt wird, so daß die einzelnen Seelenmonaden
sozusagen ebenso anfang- und endlos gedacht werden, wie dieses
materielle Prinzip Prakriti - materiell nicht in unserem materialistischen
Sinn - anfang- und endlos vorgestellt wird. Es stellt sich
diese Philosophie also einen Pluralismus von Seelen vor, die untertauchten
in das Prakritiprinzip und sich herunterentwickelten von
der höchsten, undifferenzierten Form der Urflut, mit der sie sich
umgaben, bis herein in die Einkörperung in den groben physischen
Leib, um dann wiederum die Umkehr zu beginnen, nach der Überwindung
des groben physischen Leibes sich wieder hinaufzuentwikkeln
und wiederum dann zurückzukommen bis zur Urflut, sich
auch von dieser zu befreien, um als freie Seele in das reine Purusha
einzuziehen.|142|39}}


Der Begriff "Purusha" hat im Laufe der Zeit eine interessante Entwicklung durchgemacht:
Geisterbeschwörungen sind eine sehr alte und in vielen Religionen verbreitete Praxis. Die Begründung des modernen Spiritismus wird gewöhnlich den Schwestern [[Wikipedia:Fox-Schwestern|Margaret und Kate Fox]] und ihren Eltern zugeschrieben, die 1848 behaupteten, in einem Haus in Hydesville im US-Staat New York, das sie unlängst neu bezogen hatten, seltsame Klopfgeräusche zu hören, welche sie dem Geist eines ermordeten und im Keller begrabenen [[Wikipedia:Hausierer|Hausierer]]s zuschrieben. Die Familie übernahm die schon lange etablierte Technik der „Kommunikation“ mit derartigen „Klopfgeistern“, bei der jedem Buchstaben im Alphabet eine bestimmte Anzahl von Klopfzeichen zugeordnet wird, und suchte mit großem Erfolg die Öffentlichkeit. Bei der ersten öffentlichen Demonstration der „Fähigkeiten“ der Mädchen in [[Wikipedia:Rochester (New York)|Rochester]], New York, im November 1848 waren 400 zahlende Gäste zugegen. Bald traten auch andernorts solche Medien auf, hauptsächlich im [[Wikipedia:Evangelikalismus|evangelikal]] geprägten Nordosten der USA, und auf dem Höhepunkt dieser Welle um 1855 sollen eine bis mehrere Millionen US-Amerikaner von der Realität der angeblichen Geisterbeschwörungen überzeugt gewesen sein. Dabei verbreiteten sich schnell auch neue Methoden der „Kommunikation“ mit den Geistern wie das „automatische Schreiben“, bei der der Geist vermeintlich die Hand des Mediums führte, oder das Aussprechen der Gedanken der Geister durch in [[Trance]] versetzte Medien.<ref>John Patrick Deveney: ''Spiritualism'', in: Wouter J. Hanegraaff (ed.): ''Dictionary of Gnosis and Western Esotericism'', Leiden 2005, S. 1075f; Kocku von Stuckrad: ''Was ist Esoterik?'', München 2004, S. 201</ref>


*Der älteste Beleg ist im [[Rigveda]] (RV.10.90), dem sog. [[Purusha#Purusha-Sukta - Rigveda 10,90|Purusha-Sukta]], das auch die Entstehung der Kasten beschreibt. Purusha ist hier eine Art Urriese, der geopfert wird und aus dem die Welt und die [[Varna]]s ([[Kaste]]n) entstehen. Purusha wird mit tausend Köpfen und tausend Füßen beschrieben. Er bedeckte die Erde vollständig und ragte noch darüber hinaus. Er gilt als Herrscher der Unsterblichkeit. Er breitete sich aus und zwar durch Selbstzeugung. Er entließ die [[Viraj]], das weibliches Schöpfungsprinzip, aus sich und ließ dann aus ihr die Welt gebären. Den so geborenen Purusha bringen die Götter als Opfergabe dar. In diesem Opfer wurden die Verse und Gesänge geschaffen. Die Pferde und Kühe wurden geboren. Der Mund von Purusha wurde zu den [[Brahmanen]], die Arme zu den [[Kshatriya]]s ([[Rajanya]]s), die Schenkel zu den [[Vaishya]]s und die Füße zu den [[Shudra]]s. Aus seinem Geist wurde der Mond geboren, aus seinen Augen die Sonne. [[Indra]] und [[Agni]] kamen aus seinem Mund. Aus seinem Kopf entstand der Himmel, aus seinem Nabel das Weltall.
Das Neue, das den modernen Spiritismus gegenüber ähnlichen älteren Praktiken auszeichnete, war das große Interesse, welches ihm eine breite Öffentlichkeit entgegenbrachte. [[Wikipedia:Antoine Faivre|Antoine Faivre]] weist darauf hin, dass der Spiritismus etwa zugleich mit der klassischen [[Wikipedia:Phantastik|fantastischen Literatur]] und mit der sozialen Utopie des [[Wikipedia:Marxismus|Marxismus]] auftrat und dass unmittelbar vor dem großen Medienrummel um die Fox-Schwestern das Buch ''The Principles of Revelation'' von [[Wikipedia:Andrew Jackson Davis|Andrew Jackson Davis]] (1847), ein vielgelesenes Standardwerk des [[Mesmerismus]], in den USA erschienen war. Der Mesmerismus versuchte ebenfalls, wenn auch auf etwas andere Art ([[Animalischer Magnetismus|Magnetisierung]]), mit Hilfe von Medien Informationen aus einer übersinnlichen Welt zu erhalten. Weitere wichtige Aspekte der Vorgeschichte waren die [[Mystik|mystische]] Lehre [[Emanuel Swedenborg]]s und die im französischen Illuminismus des späten 18. Jahrhunderts verbreiteten „Kommunikationen“ mit höheren geistigen Wesen. Im deutschen Sprachraum hatte [[Justinus Kerner]] 1826 beträchtliches Aufsehen erregt, indem er die später so genannte [[Friederike Hauffe|Seherin von Prevorst]] „magnetisierte“ und so dazu brachte, mit den Geistern Verstorbener zu kommunizieren, „Klopfgeister“-Erscheinungen hervorzurufen und von höheren geistigen Wesen empfangene Lehren zu verkünden. Schon 1794 hatte auch [[Johann Caspar Lavater]] von spiritistischen Sitzungen berichtet.<ref>[[Wikipedia:Wouter J. Hanegraaff|Wouter J. Hanegraaff]]: ''New Age Religion and Western Culture'', Leiden 1996, S. 436f; Antoine Faivre: ''Esoterik im Überblick'', Freiburg 2001, S. 109f; Stuckrad, S. 201f</ref>
*In der dualistischen [[Sankhya]]-Philosophie ist Purusha die Urseele, der ewige, metaphysische Weltgeist, der unveränderlich ist. Purusha befindet sich in Gegensatz zur weiblich gedachten [[Prakriti]] (Natur), der Welt der Phänomene. Man stellte die Urseele und die Urmaterie als Mann und Frau gegenüber und leitete ihre Verschiedenheit aus dieser Gegensätzlichkeit her. [[Prakriti]] ist die Frau und daher das schaffende und gebärende Prinzip. Purusha ist der Mann, sein Wesen ist es zu betrachten, zu schauen und zu erkennen. Purusha und [[Prakriti]] sind die zwei unterschiedlichen Prinzipien, auf die die Welt zurückgeführt wird. Purusha ist das Sankhya-Pendant zu [[Atman]] (Weltseele) in der monistischen [[Vedanta]]-Philosophie.
*In den [[Wikipedia:Shivaismus|shivaitischen]] Texten (z.B. Lingapurana) wird [[Shiva]] als höchstes Wesen über Purusha und Prakriti gestellt. Shivas männlicher Aspekt wird mit dem Purusha und dessen weiblicher Aspekt mit der [[Prakriti]] identifiziert. [[Prakriti]] wird als die Grundlage alles Materiellen und alles Dynamischem im Universum begriffen. Auch wird die [[Prakriti]] als seine Gattin, der Purusha als sein [[Lingam]] betrachtet. Ikonografisch wird Shiva als Purusha, als Uma-Maheshvara bezeichnet; die auf seinem linken Schenkel sitzende Uma wird als [[Prakriti]] aufgefasst, also Vater und Mutter der Schöpfung.  


*[[Sri Aurobindo]] stellt in seinem Werk "Die Synthese des Yoga" die Behauptung auf, dass es immer der beiden Kräfte Purusha (Seele) und [[Prakriti]] (Natur) bedarf um  die Manifestationen des Kosmos zu erstellen. Weiterhin führt er aus, dass der Suchende im Yoga feststellt, dass die Einwirkungen der Natur auf ihn nur durch eine Einwilligung oder Sanktionierung seiner  Seele möglich sind und dass eine "schweigende" Seele dieses nicht zulassen muss.
Die von den Fox-Schwestern ausgelöste Spiritismus-Welle verbreitete sich schnell auch in Europa, wo der Franzose [[Allan Kardec]] (1804-1869), der erste bedeutende Theoretiker dieser Bewegung, eine auf dem Spiritismus und auf dem Glauben an die [[Reinkarnation]] basierende Religion stiftete. In Deutschland fasste die Bewegung relativ langsam Fuß und entwickelte sich nicht zu einer Massenbewegung, stieß andererseits aber stärker als in anderen Ländern auf Interesse in intellektuellen und wissenschaftlichen Kreisen (z.B. bei [[Karl Friedrich Zöllner]] und [[Gustav Theodor Fechner]]). Heute wird die Anhängerschaft des Spiritismus weltweit auf über 100 Millionen geschätzt, wovon die meisten in Südamerika leben.<ref>Deveney, S. 1079-1081; Stuckrad, S. 202; Faivre, S. 109f</ref>


== Purusha-Sukta - Rigveda 10,90 ==
== Spiritismus als Religion ==
;An Purusa
<poem>
1. Tausendköpfig, tausendäugig, tausendfüßig ist Purusa; er bedeckte vollständig die Erde und
erhob sich zehn Finger hoch darüber.
2. Purusa allein ist diese ganze Welt, die vergangene und die zukünftige, und er ist der Herr
über die Unsterblichkeit und auch über das, was durch Speise noch weiter wächst.
3. Solches ist seine Größe und noch gewaltiger als dies ist Purusa. Ein Viertel von ihm sind alle
Geschöpfe, drei Viertel von ihm ist das Unsterbliche im Himmel.
4. Zu drei Vierteln stieg Purusa empor, ein Viertel von ihm verjüngte sich hienieden. Von dem
aus ging er nach allen Seiten auseinander und erstreckte sich über alles was Speise ißt und
was nicht ißt.
5. Aus ihm ward die Viraj geboren, aus der Viraj der Purusa. Geboren ragte er hinten und vorn
über die Erde hinaus.
6. Als die Götter mit Purusa das Opfer vollzogen, da war der Frühling dessen Schmelzbutter,
der Sommer das Brennholz, der Herbst die Opfergabe.
7. Ihn besprengten, weihten sie als Opfer auf dem Barhis, den am Anfang geborenen Purusa.
Diesen brachten die Götter, die Sadhya´s und die Rishi´s sich zum Opfer.
8. Aus diesem vollständig geopferten Opfer wurde das Opferschmalz gewonnen. Das machte er
zu den in der Luft, im Wald und im Dorfe lebenden Tieren.
9. Aus diesem vollständig geopferten Opfer entstanden die Verse und Sangesweisen, aus ihm
entstanden die Metren, aus ihm entstand der Opferspruch.
10. Aus ihm entstanden die Rosse und alle Tiere mit doppelter Zahnreihe, aus ihm entstanden die
Rinder, aus ihm sind die Ziegen und Schafe entstanden.
11. Als sie den Purusa auseinander legten, in wie viele Teile teilten sie ihn? Was ward sein Mund,
was seine Arme, was werden seine Schenkel, was seine Füße genannt?
12. Sein Mund ward zum Brahmanen, seine beiden Arme wurden zum Rajanya gemacht, seine
beiden Schenkel zum Vaisya, aus seinen Füßen entstand der Sudra.
13. Der Mond ist aus seinem Geist entstanden, die Sonne entstand aus seinem Auge; aus seinem
Munde Indra und Agni, aus seinem Aushauch entstand der Wind.
14. Aus dem Nabel ward der Luftraum, aus dem Haupte ging der Himmel hervor, aus den Füßen
die Erde, aus dem Ohre die Weltgegenden. So regelten sie die Welten.
15. Sieben waren seine Umleghölzer, dreimal sieben Brennhölzer wurden gemacht, als die Götter
das Opfer vollzogen und Purusa als Opfertier anbanden.
16. Mit dem Opfer opferten die Götter dem Opfer. Dies waren die ersten Normen des Opfers.
Diese Mächte schlossen sich dem Himmel an, in dem die früheren Götter, die Sadhya´s, sich
befinden.<ref>Karl Friedrich Geldner: ''Rig-Veda: Das Heilige Wissen Indiens'', 1923, vollständige Übersetzung, neu herausgegeben von Peter Michel, Marix-Verlag, 2008. ISBN 978-3-86539-165-0
</ref>
</poem>


== Quellen ==
Als Religion ist der Spiritismus durch eine ausgeprägte [[Wikipedia:Szientismus|szientistische]] Haltung und durch eine scharfe Ablehnung des traditionellen [[Christentum]]s charakterisiert. Grundlegend ist die Überzeugung, dass die menschliche Seele nach dem Tod weiter existiert und dass es mit Hilfe von [[Medium|Medien]] möglich ist, mit den Seelen Verstorbener zu kommunizieren. Die Verstorbenen unterscheiden sich demnach nur wenig von ihrer früheren irdischen Existenz, behalten ihre Eigenheiten, und auch die „andere Welt“, in der sie leben, ähnelt dem Diesseits, ist allerdings in mancherlei Hinsicht „besser“. Damit verbunden war ursprünglich die Überzeugung, dass die Existenz der Seelen oder Geister mittels wissenschaftlicher Experimente nachgewiesen werden könne. [[Wikipedia:Wilhelm Wundt|Wilhelm Wundt]] bezeichnete den Spiritismus daher als eine Form des Materialismus, die sich zwar „[[Spiritualität|spirituell]]“ nenne und eine Alternative zum herkömmlichen Materialismus sein wolle, aber das Spirituelle materiell vorstelle. Ähnlich ambivalent ist das Verhältnis zum Christentum, da Spiritisten sich vielfach selbst als Christen bezeichnen, aber das traditionelle Christentum entschieden ablehnen.<ref>Hanegraaff, S. 438-441</ref>
 
== Spiritismus und Anthroposophie ==
 
Obwohl [[Rudolf Steiner]] dem Spiritismus ausgesprochen skeptisch bis feindselig gegenüberstand (vgl. [[GA 243]], S. 151f), hielt er dennoch den Verkehr mit den Toten für möglich und für zulässig. So unterstützte er z.B. die Kontakte und Impulse von [[Sigwart]] ins Reich der Lebenden ("Brücke über den Strom").
 
== Bekannte Spiritisten ==
[[Wikipedia:Allan Kardec|Allan Kardec]], [[Wikipedia:Daniel Dunglas Home|Daniel Dunglas Home]], [[Wikipedia:Arthur Conan Doyle|Arthur Conan Doyle]] (der Erfinder von Sherlock Holmes), [[Helena Petrovna Blavatsky]], [[Karl Friedrich Zöllner]], [[Wikipedia:Alfred Russel Wallace|Alfred Russel Wallace]], Sir [[Oliver Lodge]], [[Wikipedia:Theodate Pope Riddle|Theodate Pope Riddle]], [[Wikipedia:Mina Crandon|Mina "Margery" Crandon]], Alexander Aksakov, Léon Denis, [[Wikipedia:Johannes Greber|Johannes Greber]], [[Wikipedia:Chico Xavier|Chico Xavier]]


<references/>
== Bekannte Gegner des Spiritismus ==
[[Wikipedia:John Nevil Maskelyne|John Nevil Maskelyne]], [[Wikipedia:Harry Houdini|Harry Houdini]], [[Wikipedia:James Randi|James Randi]], [[Wikipedia:Carl Sagan|Carl Sagan]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Rudolf Steiner: ''Die Bhagavad Gita und die Paulusbriefe'', [[GA 142]] (1982), ISBN 3-7274-1420-0 {{Vorträge|142}}


{{GA}}
* Ruth Brandon: ''The Spiritualists: The Passion for the Occult in the Nineteenth and Twentieth Centuries'', Buffalo 1983
* R. Laurence Moore: ''Spiritualism'', in: ''The Rise of Adventism: Religion and Society in Mid-Nineteenth-Century America'', New York 1974, S. 79-103
[[Kategorie:Indische Mythologie]]
* Ders.: ''In Search of White Crows – Spiritualism, Parapsychology, and American Culture'', New York 1977
[[Kategorie:Indische Philosophie]]
* Geoffrey K. Nelson: ''Spiritualism and Society'', London 1969
[[Kategorie:Yoga]]
* Janet Oppenheim: ''The Other World: Spiritualism and Psychical Research in England, 1850-1914'', Cambridge 1985
* Diethard Sawicki: ''Leben mit den Toten: Geisterglauben und die Entstehung des Spiritismus in Deutschland 1770-1990'', Paderborn 2001
 
== Siehe auch ==
[[Okkultismus]], [[Séance]]
 
== Quellen ==
<references />
 
== Weblinks ==
* http://www.spiritismus.org/index.html
* [http://www.spiritist.org/ Internationaler Spiritistischer Rat]
* [http://www.febnet.org.br/file/946.pdf Spiritismus und Esperanto] (auf Esperanto)
 
[[Kategorie:Spiritismus]]
[[Kategorie:Okkultismus]][[Kategorie:Hellsehen]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 11. März 2017, 10:18 Uhr

Spiritismus ist die Lehre und Praxis der Beschwörung von Geistern, die sich mit Hilfe eines Mediums sinnlich wahrnehmbar mitteilen sollen. Die häufigste Form ist die Totenbeschwörung oder Nekromantie.

Geschichte

Geisterbeschwörungen sind eine sehr alte und in vielen Religionen verbreitete Praxis. Die Begründung des modernen Spiritismus wird gewöhnlich den Schwestern Margaret und Kate Fox und ihren Eltern zugeschrieben, die 1848 behaupteten, in einem Haus in Hydesville im US-Staat New York, das sie unlängst neu bezogen hatten, seltsame Klopfgeräusche zu hören, welche sie dem Geist eines ermordeten und im Keller begrabenen Hausierers zuschrieben. Die Familie übernahm die schon lange etablierte Technik der „Kommunikation“ mit derartigen „Klopfgeistern“, bei der jedem Buchstaben im Alphabet eine bestimmte Anzahl von Klopfzeichen zugeordnet wird, und suchte mit großem Erfolg die Öffentlichkeit. Bei der ersten öffentlichen Demonstration der „Fähigkeiten“ der Mädchen in Rochester, New York, im November 1848 waren 400 zahlende Gäste zugegen. Bald traten auch andernorts solche Medien auf, hauptsächlich im evangelikal geprägten Nordosten der USA, und auf dem Höhepunkt dieser Welle um 1855 sollen eine bis mehrere Millionen US-Amerikaner von der Realität der angeblichen Geisterbeschwörungen überzeugt gewesen sein. Dabei verbreiteten sich schnell auch neue Methoden der „Kommunikation“ mit den Geistern wie das „automatische Schreiben“, bei der der Geist vermeintlich die Hand des Mediums führte, oder das Aussprechen der Gedanken der Geister durch in Trance versetzte Medien.[1]

Das Neue, das den modernen Spiritismus gegenüber ähnlichen älteren Praktiken auszeichnete, war das große Interesse, welches ihm eine breite Öffentlichkeit entgegenbrachte. Antoine Faivre weist darauf hin, dass der Spiritismus etwa zugleich mit der klassischen fantastischen Literatur und mit der sozialen Utopie des Marxismus auftrat und dass unmittelbar vor dem großen Medienrummel um die Fox-Schwestern das Buch The Principles of Revelation von Andrew Jackson Davis (1847), ein vielgelesenes Standardwerk des Mesmerismus, in den USA erschienen war. Der Mesmerismus versuchte ebenfalls, wenn auch auf etwas andere Art („Magnetisierung“), mit Hilfe von Medien Informationen aus einer übersinnlichen Welt zu erhalten. Weitere wichtige Aspekte der Vorgeschichte waren die mystische Lehre Emanuel Swedenborgs und die im französischen Illuminismus des späten 18. Jahrhunderts verbreiteten „Kommunikationen“ mit höheren geistigen Wesen. Im deutschen Sprachraum hatte Justinus Kerner 1826 beträchtliches Aufsehen erregt, indem er die später so genannte Seherin von Prevorst „magnetisierte“ und so dazu brachte, mit den Geistern Verstorbener zu kommunizieren, „Klopfgeister“-Erscheinungen hervorzurufen und von höheren geistigen Wesen empfangene Lehren zu verkünden. Schon 1794 hatte auch Johann Caspar Lavater von spiritistischen Sitzungen berichtet.[2]

Die von den Fox-Schwestern ausgelöste Spiritismus-Welle verbreitete sich schnell auch in Europa, wo der Franzose Allan Kardec (1804-1869), der erste bedeutende Theoretiker dieser Bewegung, eine auf dem Spiritismus und auf dem Glauben an die Reinkarnation basierende Religion stiftete. In Deutschland fasste die Bewegung relativ langsam Fuß und entwickelte sich nicht zu einer Massenbewegung, stieß andererseits aber stärker als in anderen Ländern auf Interesse in intellektuellen und wissenschaftlichen Kreisen (z.B. bei Karl Friedrich Zöllner und Gustav Theodor Fechner). Heute wird die Anhängerschaft des Spiritismus weltweit auf über 100 Millionen geschätzt, wovon die meisten in Südamerika leben.[3]

Spiritismus als Religion

Als Religion ist der Spiritismus durch eine ausgeprägte szientistische Haltung und durch eine scharfe Ablehnung des traditionellen Christentums charakterisiert. Grundlegend ist die Überzeugung, dass die menschliche Seele nach dem Tod weiter existiert und dass es mit Hilfe von Medien möglich ist, mit den Seelen Verstorbener zu kommunizieren. Die Verstorbenen unterscheiden sich demnach nur wenig von ihrer früheren irdischen Existenz, behalten ihre Eigenheiten, und auch die „andere Welt“, in der sie leben, ähnelt dem Diesseits, ist allerdings in mancherlei Hinsicht „besser“. Damit verbunden war ursprünglich die Überzeugung, dass die Existenz der Seelen oder Geister mittels wissenschaftlicher Experimente nachgewiesen werden könne. Wilhelm Wundt bezeichnete den Spiritismus daher als eine Form des Materialismus, die sich zwar „spirituell“ nenne und eine Alternative zum herkömmlichen Materialismus sein wolle, aber das Spirituelle materiell vorstelle. Ähnlich ambivalent ist das Verhältnis zum Christentum, da Spiritisten sich vielfach selbst als Christen bezeichnen, aber das traditionelle Christentum entschieden ablehnen.[4]

Spiritismus und Anthroposophie

Obwohl Rudolf Steiner dem Spiritismus ausgesprochen skeptisch bis feindselig gegenüberstand (vgl. GA 243, S. 151f), hielt er dennoch den Verkehr mit den Toten für möglich und für zulässig. So unterstützte er z.B. die Kontakte und Impulse von Sigwart ins Reich der Lebenden ("Brücke über den Strom").

Bekannte Spiritisten

Allan Kardec, Daniel Dunglas Home, Arthur Conan Doyle (der Erfinder von Sherlock Holmes), Helena Petrovna Blavatsky, Karl Friedrich Zöllner, Alfred Russel Wallace, Sir Oliver Lodge, Theodate Pope Riddle, Mina "Margery" Crandon, Alexander Aksakov, Léon Denis, Johannes Greber, Chico Xavier

Bekannte Gegner des Spiritismus

John Nevil Maskelyne, Harry Houdini, James Randi, Carl Sagan

Literatur

  • Ruth Brandon: The Spiritualists: The Passion for the Occult in the Nineteenth and Twentieth Centuries, Buffalo 1983
  • R. Laurence Moore: Spiritualism, in: The Rise of Adventism: Religion and Society in Mid-Nineteenth-Century America, New York 1974, S. 79-103
  • Ders.: In Search of White Crows – Spiritualism, Parapsychology, and American Culture, New York 1977
  • Geoffrey K. Nelson: Spiritualism and Society, London 1969
  • Janet Oppenheim: The Other World: Spiritualism and Psychical Research in England, 1850-1914, Cambridge 1985
  • Diethard Sawicki: Leben mit den Toten: Geisterglauben und die Entstehung des Spiritismus in Deutschland 1770-1990, Paderborn 2001

Siehe auch

Okkultismus, Séance

Quellen

  1. John Patrick Deveney: Spiritualism, in: Wouter J. Hanegraaff (ed.): Dictionary of Gnosis and Western Esotericism, Leiden 2005, S. 1075f; Kocku von Stuckrad: Was ist Esoterik?, München 2004, S. 201
  2. Wouter J. Hanegraaff: New Age Religion and Western Culture, Leiden 1996, S. 436f; Antoine Faivre: Esoterik im Überblick, Freiburg 2001, S. 109f; Stuckrad, S. 201f
  3. Deveney, S. 1079-1081; Stuckrad, S. 202; Faivre, S. 109f
  4. Hanegraaff, S. 438-441

Weblinks


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