Meisterbriefe

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Die sogenannten Meisterbriefe (eng. Mahatma Letters) stehen in engem Zusammenhang mit der Ende 1875 von Helena Petrovna Blavatsky, Henry Steel Olcott und William Quan Judge in New York gegründeten Theosophischen Gesellschaft (TG).

Die wesentlichen Impulse dazu seien laut Blavatsky auf spirituelle Meister zurückzuführen, die auf dem spirituellen Pfad schon sehr weit fortgeschritten wären und bestrebt seien, das spirituelle, intellektuelle, psychische und ethische Wohl der Menschheit zu fördern. Nach eigenen Angaben habe Blavatksy bereits 1851 an ihrem zwanzigsten Geburtstag in LondonMeister Morya“ getroffen, den sie schon in Visionen in ihrer Kindheit gesehen haben wollte. 1868 reiste Blavatsky nach eigenen Angaben nach Tibet, wo sie den „Meister Koot Hoomi“ zum ersten Mal getroffen haben will. In Griechenland will sie den „Meister Hilarion“ getroffen haben.

Nachdem die TG gegründet worden war, machte Blavatsky regelmäßig Schlagzeilen durch paranormale Phänomene, die sie vorgeführt haben soll. Ebenso lieferte Blavatsky, wie auch die TG, Gesprächsstoff durch mehrere Meister der Weisheit, die angeblich Antworten auf anstehende Fragen und Probleme geliefert haben sollen. Obwohl sie physisch nicht anwesend waren hätten sie diesbezügliche Briefe mit den Antworten aus dem Nichts heraus erscheinen lassen. Diese Meisterbriefe erschienen meist in einem bestimmten Schrank, der als „shrine“ (= Schrein) bezeichnet wurde.

Im Rahmen der Coulomb-Affäre kam es zur Veröffentlichung von Briefen, welche Blavatsky als Schwindlerin und Fälscherin belasteten. Der kurz darauf stattfindende Hodgson Report untermauerte diese Behauptungen, und beides ruinierte hauptsächlich den Ruf der TG. Erst 1986 und 1997 wurde der Hodgson Report von Vernon Harrison als ungerechtfertigt kritisiert und widerlegt.[1]

„Der Hodgson-Bericht ist keine wissenschaftliche Studie. Er gleicht eher der Ansprache eines Staatsanwalts, der nur an Beweisen interessiert ist, die, wie zweifelhaft sie auch sein mögen, seine Ansichten stützen können. Hodgson zeigt, dass er die Grundprinzipien der englischen Justiz entweder nicht kennt oder verachtet - und die übrigen Mitglieder des Ausschusses schienen kaum besser zu sein. Wie gesagt, zitiert er mündliche und unbestätigte Aussagen von ungenannten Zeugen; er zitiert Dokumente, die weder in seinem Bericht wiedergegeben noch identifizierbar sind; er stellt Vermutungen als gesicherte Tatsachen hin; und er bringt seine Handschriftenexperten dazu, ihre Meinung zu ändern, bis sie ihm die Antworten geben, die er haben will. Die Möglichkeit, dass jemand anderes als HPB die Mahatma-Briefe geschrieben haben könnte, wurde nie in Betracht gezogen. Allein diese Liste von Vergehen würde den Hodgson-Bericht vor Gericht unzulässig machen...

Ich finde keine Beweise für einen gemeinsamen Ursprung der KH- und M-Schriften und der gewöhnlichen, bewusst angefertigten Handschrift von HPB. Das heißt, ich finde keinen Beweis dafür, dass die Mahatma-Briefe von Madame Blavatsky in einer getarnten Form ihrer gewöhnlichen Schrift zu betrügerischen Zwecken verfasst wurden. Was in Trance, Verrenkung oder anderen Formen veränderten Bewusstseins durch ihre Hand gegangen sein mag, ist eine andere Sache; aber eine so entstandene Schrift kann weder als Betrug noch als Hochstapelei eingestuft werden.“

Harrison 1997[2]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Horst E. Miers: Lexikon des Geheimwissens (= Esoterik. Bd. 12179). Original-Ausgabe; sowie 3. aktualisierte Auflage, beide Goldmann, München 1993, ISBN 3-442-12179-5, S. 298.
  2. Im englischen Original:
    „The Hodgson Report is not a scientific study. It is more like the address of a counsel for the prosecution who is interested only in evidence, however dubious, which can be made to support his views. Hodgson shows that he was either ignorant or contemptuous of the basic principles of English justice — and the rest of the Committee seemed little better. As said, he quotes verbal and uncorroborated statements of unnamed witnesses; he cites documents which are neither reproduced in his report nor identifiable; he advances conjecture as established fact; and he makes his handwriting experts change their minds until they give him the answers he wants. The possibility that someone other than HPB could have written the Mahatma Letters was never considered. This list of misdemeanors alone would render the Hodgson Report inadmissible in a court of law...
    I find no evidence of common origin of the KH and M scripts and HPB's ordinary, consciously-made handwriting. That is to say, I find no evidence that the Mahatma Letters were written by Madame Blavatsky in a disguised form of her ordinary writing made for fraudulent purposes. What may have come through her hand in trance, dislocation, or other forms of altered consciousness is another matter; but writing so made cannot be classed as either fraud or imposture.“
    Harrison, Vernon H. P. Blavatsky and the SPR (1997) ISBN 1-55700-119-7. Abgerufen am 19. Januar 2023