Selbsterkenntnis und Seele: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Selbsterkenntnis''' ({{ELSalt|Γνῶθι σεαυτόν}} ''[[Gnothi seauton|Gnōthi seautón]]''; [[lat.]] ''Nosce te ipsum'') ist dem [[Mensch]]en durch sein [[Ich]] ermöglicht. Wesen, die über kein eigenständiges Ich verfügen, wie z.B. [[Tier]]e oder [[Elementarwesen]], können naturgemäß keine Selbsterkenntnis erringen. Wahre Selbsterkenntnis ist aber auch dem Menschen nicht schon automatisch durch sein Ich gegeben, sondern muss erst, sowohl [[Menschheit|menschheitlich]] als [[Individuum|individuell]], auf einem langen Entwicklungsweg aktiv errungen werden. Wahre Selbsterkenntnis schreitet über vier Stufen voran, die den vier [[Wesensglieder]]n des [[Mensch]]en, also [[Physischer Leib|physischem Leib]], [[Ätherleib]], [[Astralleib]] und [[Ich]], entsprechen. Einen [[Meditation|meditativ]] zu erarbeitenden Weg dazu hat [[Rudolf Steiner]] exemplarisch vor allem in seinem 1912 erschienenen Werk «[[Ein Weg zur Selbterkenntnis des Menschen]]» ([[GA 16]]) beschrieben.
[[File:Frederic Lord, Leighton - The Bath of Psyche - Google Art Project.jpg|mini|[[Wikipedia:Frederic Leighton|Frederic Leighton]]: ''The Bath of Psyche'', 1890]]
Die '''Seele''' (von [[Wikipedia:Urgermanisch|urgerm.]] ''*saiwalō'' bzw. ''*saiwlō'', vermutlich abgeleitet von ''*saiwaz'', "[[See]]"; {{EnS|soul}}), von den [[Griechisch-Lateinische Kultur|Griechen]] in der [[Wikipedia:Antike|Antike]] '''[[Psyche]]''' ([[Wikipedia:Altgriechische Sprache|griech.]] {{Polytonisch|ψυχή}}, psychḗ = ''[[Atem]], Atemhauch''; [[Latein|lat.]] anima) genannt und darum glegentlich auch als [[Atemseele]] bezeichnet, ist jenes [[Wesensglied]] des [[Mensch]]en, das seine [[leib]]liche und [[geist]]ige [[Existenz]] miteinander verbindet. Diese in ihrer ''vollen'' Entfaltung nur dem Menschen ermöglichte '''seelische Innenwelt''' gliedert sich in drei in der [[Aura]] unterscheidbare Teile. Ihre leibgebundenen Anteile, nämlich die [[Empfindungsseele]], die [[Verstandes- oder Gemütsseele]] und auch der der [[Sinneswelt]] zugewandte Teil der [[Bewusstseinsseele]] unterliegen der [[Sterblichkeit]]; nur der dem [[Geist]] zugewandte Teil der Bewusstseinsseele ist [[unsterblich]]. Dieser unsterbliche Teil der Seele ist aber nicht von vornherein und unverlierbar gegeben, sondern muss aktiv errungen und bewahrt werden (siehe → [[#Unsterblichkeit der Seele|Unsterblichkeit der Seele]]).


== Die erste Stufe der Selbsterkenntnis ==
Ihrer [[Substanz|substanziellen]] Natur nach entstammt die Seele dem [[Astralleib]], der sich seinerseits aus der [[Astralwelt]] herausgegliedert hat. Die Seele ist das Organ des [[Bewusstsein]]s, der [[Trieb]]e und [[Empfindung]]en und der menschlichen [[Seelenfähigkeiten]] des [[Denken]]s, [[Fühlen]]s und [[Wollen]]s, die das [[Seelenleben]] bestimmen. [[Kunst|Künstlerisch]] wird sie meist in [[weiblich]]er Gestalt dargestellt.
ist die, die der Mensch durch das gewöhnliche [[Tagesbewusstsein]] bekommt, indem er sich der physischen Organe bedient und dadurch zum Erkennen der Umgebung kommt. Durch sein Gegenstandsbewusstsein sieht sich der Mensch als [[Subjekt]] einer Welt von [[Objekt]]en gegenübergestellt, an denen sein [[Selbstbewusstsein]] erwacht. Verfehlt wäre es aber, wollte der Mensch nun versuchen, dadurch zur Selbsterkenntnis zu kommen, dass er in sein Inneres hineinbrütet. Was wir heute als Selbst erleben, wenn wir in unser Inneres blicken, und wie es auch die moderne Psychologie beschreibt, weitet uns nicht den Blick zu unserer wahren [[geist]]igen [[Individualität]], sondern ist nur ein selbstgemachtes Konstrukt, ein abstraktes, höchst vergängliches gedankliches Bild, das wir uns von uns selbst machen, das obendrein von mancherlei [[luzifer]]ischem Wunschdenken  einerseits und verschiedensten [[ahriman]]isch begründeten Ängsten anderseits tingiert ist. Daran schließt sich dann in Form des '''Selbstwertgefühls''' eine bloß subjektive Bewertung der eigenen Person, die nicht in der Erkenntnis des realen Urteil gründet, das die geistige Welt über uns fällt und das allein unseren wahren Wert als geistige Individualität begründet. Der ganze Selbsterfahrungs-Humbug unserer Zeit, und mag er sich noch so spirituell gebärden, ist geradezu ein von den [[Widersacher]]mächten aufgeworfenes Hindernis auf dem Weg zu wahrer Selbsterkenntnis. In Wahrheit wird dadurch höchstens das [[Ego]] durch ein gesteigertes Selbstwertgefühl gestärkt, was zwar dem Menschen schmeicheln mag und ihm angenehm erscheinen kann, aber ihn um so sicherer seinem wahren Wesen entfremdet.


== Leib, Seele und Geist ==
Die menschliche Seele wird oft in [[weib]]licher Gestalt [[Personifikation|personifiziert]] dargestellt. Ursprünglich war sie, wie manche [[Gnosis|gnostische]] Schriften andeuten, ein [[androgyn]]es, also doppelgeschlechtliches [[männlich]]-[[weiblich]]es Wesen, das erst durch ihren Sturz in die [[sinnlich]]e Welt ihre eingeschlechtliche weibliche Form annahm. So heißt es etwa in der unter den [[Nag-Hammadi-Schriften]] gefundenen «[[Exegese über die Seele]]»:
{{Zitat|Die Weisen, die vor uns lebten, gaben der Seele einen weiblichen Namen. Tatsächlich ist sie auch ihrer Natur nach eine Frau. Sie hat ebenso wie andere Frauen einen Mutterschoß.<br>
Solange sie sich allein beim Vater befand, war sie eine Jungfrau und mannweiblich von Gestalt. Aber als sie in einen Körper hinabgefallen und in dieses Leben gekommen war, da geriet sie in die Gewalt vieler Räuber. Und die Frevler warfen sie sich gegenseitig zu und schändeten sie. Die einen mißbrauchten sie gewaltsam, während andere so handelten, daß sie sie überredeten mit einem verführerischen Geschenk. Kurz: Sie wurde geschändet, und sie verlor ihre Jungfräulichkeit [...]<br>
Sie aber pflegt eine arme Witwe zu werden, die keine Hilfe hat; sie hat auch keinen, der sie anhört in ihrem Leid; denn sie hatte von ihnen nichts erhalten außer den Schändungen, die sie ihr zugefügt hatten, als sie mit ihr Umgang hatten. Und die Kinder, die sie mit den Ehebrechern hervorgebracht hat, sind stumm und blind und krank.<br>
Aber wenn der Vater, der oben im Himmel ist, sie sucht und auf sie herabblickt und sie seufzen sieht mit ihren Leiden und der Schande und wie sie die Unzucht, die sie getrieben hat, bereut und wie sie beginnt, seinen Namen anzurufen, damit er ihr helfe, wobei sie mit ganzem Herzen ruft und sagt: ,,Rette mich, mein Vater, denn siehe: Ich will dir Rechenschaft ablegen, denn ich habe mein Haus verlassen und und bin aus meinem Jungferngemach geflohen. Hole mich wieder zu dir zurück!``, und wenn er sie sieht, daß sie in diesem Zustand ist, dann wird er sie seines Erbarmens würdig halten; denn zahlreich sind die Schmerzen, die über sie gekommen sind, weil sie ihr Haus verlassen hat.|Exegese über die Seele|(NHC II,6)}}
;Sophia
{{Siehe auch|Sophia (Gnosis)}}
[[Sophia (Gnosis)|Sophia]] ({{ELSalt|Σοφíα}} „Weisheit“) wird in der [[Gnosis]] oft der [[weib]]liche Aspekt der [[Gott]]heit genannt. Als [[Weltseele]] ist sie das [[Makrokosmos|makrokosmische]] Analogon der menschlichen Seele bzw. die [[Gruppenseele]] der [[Menschheit]]. Sie wird oft auch dem (hier weiblich gedachten) [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] gleichgesetzt. Vielfach erscheint sie als der unterste der von der Gottheit [[Emanation|emanierten]] [[Äonen]], die in ihrer Gesamtheit das [[Pleroma]] bilden. Durch ihren Fall wird sie zur Ursache für die Erschaffung der [[Materie|materiellen]] Welt. Oft wird auch zwischen einem höheren und niederen Aspekt der Sophia unterschieden. Die ''niedere'' oder ''untere Sophia'', die außerhalb des Pleromas weilt, wird bei den [[Valentinianismus|Valentinianern]] dann auch als [[Achamoth]] ({{ELSalt|Ἀχαμώθ}}) bezeichnet. Manchmal wird sie auch [[Prunikos]] ({{ELSalt|Προύνικος}}) genannt, was nach [[Wikipedia:Epiphanius von Salamis|Epiphanius von Salamis]] so viel wie „Dirne“ oder „die Lüsterne“ bedeuten soll<ref>Epiphanius: ''Panarion'' XXV 48</ref> - diese Wortbedeutung gilt aber nicht als gesichert.
{{Siehe auch|Jungfrau Sophia}}
Als [[Jungfrau Sophia]] wird in der [[Christliche Esoterik|christlichen Esoterik]] der von niederen sinnlichen Begierden gereinigete und zum [[Geistselbst]] erhöhte [[Astralleib]] bezeichnet, entsprechend der [[Isis]] in vorchristlicher Zeit. Sie steht für die vollkommen reine [[mensch]]liche bzw. [[menschheit]]liche Seele. Im esoterischen Christentum wurde die [[Maria (Mutter Jesu)|Mutter Jesu]] stets als «Jungfrau Sophia» bezeichnet, so auch von [[Johannes (Evangelist)|Johannes]], dem Evangelisten; nur exoterisch nennt er sie die «Mutter des Jesus».
{{Anker|Zwei-Seelen-Lehre}}
;Zwei-Seelen-Lehre
Die noch von dem byzantinischen Patriarchen [[Wikipedia:Photius I.|Photius I.]] vertretene '''Zwei-Seelen-Lehre''', gemäß der dem [[Mensch]]en eine höhere, unsterbliche [[Geist]]-Seele und eine irdische, vergängliche Seele eigen sind, wurde [[869]] auf dem [[Viertes Konzil von Konstantinopel|vierten Konzil von Konstantinopel]] mit dem Bannfluch belegt. Der [[Geist]] sollte [[Gott]] allein vorbehalten sein. Die Lehre von der [[Trichotomie]], wonach der Mensch aus [[Geist]], Seele und [[Leib]] bestehe, gilt seitdem in der [[Wikipedia:Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] als [[Häresie]]. An ihre Stelle trat die [[Dichotomie]], die dem Menschen nur mehr [[Leib]] und Seele zugesteht und seinen selbstständigen [[Geist]] leugnet. Damit wurde, wie sich [[Rudolf Steiner]] öfters ausdrückt, „der Geist abgeschafft“.
;Die unsterbliche Seele
Nach [[anthroposophisch]]er Auffassung ist es aber gerade der [[Unsterblichkeit|unsterbliche]] [[Individuum|individuelle]] [[Geist]], das [[Ich]] des [[Mensch]]en, das sich wiederverkörpert und, von Ausnahmefällen abgesehen<ref>Vgl. dazu das [[Prinzip der spirituellen Ökonomie]].</ref>, ''nicht'' die weitgehend vergängliche Seele, die sich nach dem [[Tod]] durch ihre [[Läuterung]] im [[Kamaloka]] ([[Fegefeuer]]) und in den höheren Bereichen der [[Seelenwelt]] bis auf ihren unvergänglichen Rest ([[Entelechie]]) in der allgemeinen [[Astralwelt]] zerstreut und für die nächste irdische [[Inkarnation]] weitgehend neu und mit anderen Eigenschaften wieder aufgebaut werden muss. Die [[Unsterblichkeit der Seele]] ist nicht von Anfang an gegeben, sondern wird erst mit der auf das [[Geist]]ige ausgerichteten [[Bewusstseinsseele]] durch die Tätigkeit des [[Ich]] erworben. Die Lehre von der [[Reinkarnation]] des Geistes ist darum auch streng zu unterscheiden von  der [[Seelenwanderung]] oder [[Metempsychose]]. Der [[Leib]] unterliegt der [[Vererbung]], die Seele dem in früheren Erdenleben selbstgeschaffenen [[Schicksal]] ([[Karma]]) und der [[Geist]] entwickelt sich durch die aufeinanderfolgenden Inkarnationen weiter.
;Leib und Seele
[[Platon]] empfand noch ganz im orientlisch-vorchristlichen Sinn den Leib als Kerker oder gar als [[Grab]] der Seele ({{ELSalt|τὸ μὲν σῶμά ἐστιν ἡμῖν σῆμα}} ''to men soma estin hemin sema'', wörtlich: „Der Körper ist für uns ein Grab.“<ref>Gorgias 493a2-3</ref>), wodurch sie sich erst im [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt|leibfreien Zustand nach dem Tod]] voll entfalten und in die [[Ewigkeit]] aufschwingen könne. Im [[Christentum]] hingegen erscheint - im schroffen Gegensatz dazu - gerade die inhärente und unauflösliche Leibbezogenheit<ref>Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das im [[Lukasevangelium]] überlieferte [[Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus]], insofern es als eine der wenigen [[Bibel|biblischen]] Stellen eine konkrete Vorstellung vom Dasein der [[Tote]]n in der [[Scheol]], der [[Unterwelt]], gibt und die Seelen hier in durchaus [[körper]]licher [[Gestalt]] und nicht als leibbefreite [[Freiseele]]n gezeichnet werden. Sie erscheinen als konkrete [[Mensch]]en, die sehen und hören, Schmerzen erleiden oder Freude empfinden können. Schon im frühen [[Christentum]] wurde daher dieses Gleichnis gerne als Argument gegen die [[platon]]ische Seelenlehre und die an diese anknüpfende [[Gnosis]] verwendet, die die [[Erlösung]] der Seele gerade in ihrem leibbefreiten Dasein sah. Entsprechend charakterisiert schon [[Tertullian]] († um 220) die Seele so:
{{Zitat|Wir beschreiben also die Seele als entstanden aus Gottes Hauch, unsterblich, wesenhaft, körperlich, von abbildungsfähiger Gestalt, der Substanz nach einfach, durch sich empfindend, in verschiedener Weise fortschreitend, freien Willens, Zufälligkeiten ausgesetzt, von wechselnder Geistesrichtung und Anlage, vernünftig, herrschend, mit Ahnungsvermögen begabt und aus einer Seele hervorgehend.|Tertullian|''Über die Seele (De anima)'', Cap. 22|ref=[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1909-21.htm]}}
Tertullian beschreibt in den folgenden Kapitel sehr detailreich, wie die Seele bei der Zeugung zugleich mit dem Leib erzeugt wird, indem dabei der göttliche Hauch, den einst [[Adam]] empfangen hat, von Generation zu Generation weitergegeben wird (siehe dazu [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1909-26.htm De anima 27]).</ref> der Seele als ihre zentrale Wesenseigenschaft, die sie erst zur wahrhaft ''menschlichen'' Seele macht. Für [[Thomas von Aquin]] ist die wesentlichste Bestimmung der Seele, entsprechend des [[Aristoteles|aristotelischen]] [[Hylemorphismus]], [[Form]] des [[Körper]]s zu sein ({{laS|''anima forma corporis''}})<ref>siehe dazu auch: [https://epub.ub.uni-muenchen.de/10042/1/10042.pdf Richard Heinzmann: ''Anima unica forma corporis - Thomas von Aquin als Überwinder des platonisch-neuplatonischen Dualismus''] in ''Philosophisches Jahrbuch'', 93. Jahrgang, Verlag Karl Alber, Freiburg/München 1986, S. 236ff</ref>. Als unsterbliche [[Substanz]] bleibe sie zwar nach dem Tod erhalten, doch könne sie leiblos nicht ihr volles Potential entfalten und verliere ihr [[Person]]-Sein<ref>„Die vom Leibe getrennte Seele ist eine einzelne für sich bestehende Substanz der vernünftigen Natur. Sie ist aber nicht «Person».“ ([http://www.unifr.ch/bkv/summa/kapitel30-1.htm Summe der Theologie I 29,1,V])</ref>, das sie nur ''im''<ref>''im'' Leib, aber nicht ''durch'' den Leib</ref> Leib habe. Sie habe daher nach dem Tod eine mindere Daseinsweise als im verkörperten Zustand und erführe ihre Vollendung erst durch die [[Auferstehung des Leibes]], die durch die alles übersteigende [[Liebe]] und [[Gnade]] [[Gott]]es dadurch möglich wird, dass Gott selbst in [[Jesus Christus]] Mensch geworden, durch den [[Tod]] auf [[Golgatha]] geschritten und am dritten Tage wieder auferstanden ist.
Mit dem zunehmenden [[Materialismus]] ist mittlerweile nicht nur das Verständnis für den [[Geist]], sondern auch für die Seele, namentlich für ihr Fortbestehen nach dem Tod, weitgehend verloren gegangen. Diese Entwicklung hat auch vor der zeitgenössischen [[Theologie]] nicht haltgemacht, etwa in Form der hauptsächlich von [[Wikipedia:evangelisch|evangelischen]] Theologen vertretenen [[Ganztodtheorie]] oder der in der [[Wikipedia:katholisch|katholisch]]en Theologie seit der Mitte des [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]]s immer verbreiteteren Rede von der unmittelbaren [[Auferstehung im Tod]], womit zugleich auch die [[unsterbliche Seele]] de facto „abgeschafft“ wird.
== Die Seele als Innenwelt ==
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"Leicht kann da geglaubt werden, daß der Mensch nun in sein Inneres blicken muß, daß er sozusagen sich selbst erforschen muß. Da kommen wir nun an alle möglichen Arten der Selbsterkenntnis, die da gepflogen und angeraten werden. Zum Beispiel soll der Mensch beobachten, was er tut, was seine Eigenschaften sind und seine Fehler, er soll hineinbrüten in sein Inneres und zu erkennen suchen, wieviel er wert sei, wie tüchtig er zu dieser oder jener Handlung sei und dergleichen. Hier beginnen schon die Gefahren der falsch verstandenen Selbsterkenntnis, und darum müssen wir von den Gefahren sprechen. Wir haben ja immer im Auge, daß der Mensch versuchen soll, hinaufzukommen in die höheren Welten. Wir wissen auch, daß dieses Hinaufsteigen etwas ist, was aus dem Menschen etwas ganz anderes macht, als er heute ist, und deshalb ist es natürlich, daß da manche Hindernisse in den Weg treten. Durch falsche Selbsterkenntis wird der Aufstieg ebenso gefahrvoll, wie er erst möglich wird durch eine richtige Selbsterkenntnis. Diese Art Selbsterkenntnis, die man eher ein Bebrüten seines alltäglichen Ich nennen möchte, ein Achtgeben auf seine Fehler, ist eine falsche und eine Gefahr, die den Menschen tatsächlich eher zurückwirft, weil nämlich der umfassende Maßstab für das Urteil fehlt.
"Als eigene Innenwelt ist die seelische Wesenheit des Menschen von seiner Leiblichkeit verschieden. Das Eigene tritt sofort entgegen, wenn man die Aufmerksamkeit auf die einfachste Sinnesempfindung lenkt. Niemand kann zunächst wissen, ob ein anderer eine solche einfache Sinnesempfindung in genau der gleichen Art erlebt wie er selbst. Bekannt ist, daß es Menschen gibt, die farbenblind sind. Solche sehen die Dinge nur in verschiedenen Schattierungen von Grau. Andere sind teilweise farbenblind. Sie können daher gewisse Farbennuancen nicht wahrnehmen. Das Weltbild, das ihnen ihr Auge gibt, ist ein anderes als dasjenige sogenannter normaler Menschen. Und ein Gleiches gilt mehr oder weniger für die andern Sinne. Ohne weiteres geht daraus hervor, daß schon die einfache Sinnesempfindung zur Innenwelt gehört. Mit meinen leiblichen Sinnen kann ich den roten Tisch wahrnehmen, den auch der andere wahrnimmt; aber ich kann nicht des andern Empfindung des Roten wahrnehmen. – Man muß demnach die Sinnesempfindung als Seelisches bezeichnen. Wenn man sich diese Tatsache nur ganz klar macht, dann wird man bald aufhören, die Innenerlebnisse als bloße Gehirnvorgänge oder ähnliches anzusehen. – An die Sinnesempfindung schließt sich zunächst das Gefühl. Die eine Empfindung macht dem Menschen Lust, die andere Unlust. Das sind Regungen seines inneren, seines seelischen Lebens. In seinen Gefühlen schafft sich der Mensch eine zweite Welt zu derjenigen hinzu, die von außen auf ihn einwirkt. Und ein Drittes kommt hinzu: der Wille. Durch ihn wirkt der Mensch wieder auf die Außenwelt zurück. Und dadurch prägt er sein inneres Wesen der Außenwelt auf. Die Seele des Menschen fließt in seinen Willenshandlungen gleichsam nach außen. Dadurch unterscheiden sich die Taten des Menschen von den Ereignissen der äußeren Natur, daß die ersteren den Stempel seines Innenlebens tragen. So stellt sich die Seele als das Eigene des Menschen der Außenwelt gegenüber. Er erhält von der Außenwelt die Anregungen; aber er bildet in Gemäßheit dieser Anregungen eine eigene Welt aus. Die Leiblichkeit wird zum Untergrunde des Seelischen." {{Lit|{{G|9|30f}}}}
</div>
 
== Die drei seelischen Wesensglieder ==
Die menschliche Seele wird dadurch gebildet, dass das individuelle menschliche [[Ich]] unterbewusst beständig an den unteren, [[leib]]lichen [[Wesensglieder]]n arbeitet und sich diese Arbeit in entsprechenden Veränderungen des Astralleibes widerspiegelt. Entsprechend den drei unteren Wesensgliedern des Menschen werden dem Astralleib dadurch folgende seelische Wesensglieder eingegliedert:
 
:::#[[Empfindungsseele]]
:::#[[Verstandes- oder Gemütsseele]]
:::#[[Bewusstseinsseele]]


Wenn der Mensch durch eine gewöhnliche Erwägung seiner Vorzüge und Fehler sagt: Das hast du richtig gemacht, das hast du unrichtig gemacht, da mußt du dich bessern -, setzt das voraus, daß er einen Maßstab habe, nach dem er sich richten kann. Dieser Maßstab wird sozusagen auch zu einem Wertmesser für dasjenige, was der Mensch auch in der Zukunft darstellen wird. Und auf diese Art wird der Mensch eigentlich niemals über sich selbst hinauskommen, und das ist gerade das, was der Anthroposoph sich immer vorzusagen hat: Nicht stehenbleiben, sondern immer und immer, Schritt für Schritt über diesen Punkt hinauskommen. - Ein Ausspruch, der beherzigt werden sollte, ist: Alles, was du in bezug auf Entwickelung der Seele unternimmst und was dich auf dem Lebenspfade vorwärts bringt, ist gut getan; alles, was dich auf dem Punkte erhält, ist im Grunde genommen für deine Seele ein Verlust. - Keine Selbsterkenntnis, die den Menschen dahin treibt, daß er in Reue zerknirscht ist oder ihn zu einer Selbstbefriedigung führt, kann den Menschen vorwärts bringen." {{Lit|{{G|108|33f}}}}
Die erste Anlage der [[Empfindungsseele]] wurde geschaffen, als sich in der
[[Polarische Zeit|polarischen Zeit]], die in gewisser Weise den [[Alter Saturn|alten Saturnzustand]] wiederholte, die [[Erde (Planet)|Erde]] bis zum [[Feuer]]zustand verdichtete. Sie bildet sich weiter aus durch die unbewusste Arbeit des menschlichen [[Ich]] am [[Astralleib]]. Sie ist ein umgewandelter Teil des Astralleibs. Diese dämmerhafte unbewusste Arbeit am astralischen Leib begann
in der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] und erreichte ihren Höhepunkt in der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|Ägyptisch-Chaldäischen Kultur]]. Als selbstständiges Wesensglied wird die Empfindungsseelemit dem [[21. Lebensjahr]] geboren. [[Aristoteles]] bezeichnete die Empfindungsseele
als [[Orektikon]]. In der hebräischen Überlieferung wird sie [[Nephesch]] genannt.
 
Die [[Verstandes- oder Gemütsseele]] wurde veranlagt, als sich in der polarischen
Zeit die Erde bis zum [[Luft]]zustand verdichtete. Sie stellt eine Modifikation des
Astralleibs dar, die sich dadurch weiter ausbildet, dass das Ich unbewusst am
[[Ätherleib]] arbeitet und das Ergebnis dieser Tätigkeit in den Astralleib zurückgespiegelt
wird. Diese Arbeit begann in der [[Atlantische Zeit|atlantischen Zeit]] und erreichte in der
[[Griechisch-Lateinische Kultur|griechisch-lateinischen Kultur]] ihren Höhepunkt. Aristoteles bezeichnete die Verstandes-oder Gemütsseele als [[Kinetikon]]. In der hebräischen Überlieferung nennt
man sie [[Ruach]]. Als selbstständiges Wesensglied wird die Verstandes- oder Gemütsseele
mit dem [[28. Lebensjahr]] geboren. In der Verstandesseele geht uns erstmals das Ich auf, ohne dass sich dieses aber schon ganz klar seiner selbst bewusst wird. Das geschieht erst durch die Bewusstseinsseele.
 
Die [[Bewusstseinsseele]] ist ein umgewandelter Teil des Astralleibs. Ihre erste Anlage
wurde geschaffen, als sich während der [[Hyperboräische Zeit|hyperboräischen Zeit]] – eine kurze
Wiederholung der [[Alte Sonne|alten Sonnenzeit]] - die Erde bis zum [[Wasser]]zustand verdichtete.
Sie bildet sich dadurch weiter aus, dass das Ich unbewusst umgestaltend am
[[Physischer Leib|physischen Leib]] arbeitet und sich diese Tätigkeit in den Astralleib zurückspiegelt. Diese unbewusste Arbeit des Ich hat am Ende der atlantischen Zeit begonnen und
strebt in unserer gegenwärtigen Kulturepoche einem Höhepunkt zu. Als selbstständiges
Wesensglied wird die Bewusstseinsseele mit dem [[35. Lebensjahr]] geboren. Aristoteles gebrauchte für die Bewusstseinsseele die Bezeichnung [[Dianoetikon]]. In der hebräischen Überlieferung wird sie [[Neschama]] genannt.
 
Im [[Sohar]], dem heiligen Buch der [[Kabbala]], wird diese Dreiheit der Seelenglieder in ihrer grundlegenden Bedeutung so beschrieben:
 
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"Und siehe: »Als der Allheilige den Menschen erschuf, las Er dessen Stoff von den vier Seiten der Welt, stellte den Menschen selbst an den Ort des unteren Heiligtums und zog an ihn Seele des Lebens heran vom oberen Heiligtum. Und die Seele ist zusammengefaßt in drei Stufen, weshalb ihr drei Namen eignen, gemäß oberem Geheimnis: [[Nefesch]], [[Ruach]], [[Neschama]]. Nefesch die untere Stufe. Ruach der Bestand, der über der Seele waltet, in allem bestehend in rechter Weise. Neschama, der höhere Bestand, waltend über allem - heilige, obere Stufe. Diese drei Stufen sind im Menschen zusammengefaßt, bei jenen, welche zum Dienste ihres Herrn gewürdigt sind. Denn im Anfang ist in ihm zur Nefesch, und das ist die heilige Richte, daß in ihr der Mensch zum Rechten sich wandle. Wenn der Mensch auf dieser Stufe zur Läuterung gelangt, kann er aufsteigend an »Ruach« sich veredeln, denn dies ist die heilige Stufe, die über Nefesch ruht, daß mit ihr der Mensch, der würdig geworden, sich veredle. Ist er aber in Nefesch und Ruach aufgestiegen und hat sich im Dienste seines Herrn zum Rechten gewandelt, dann waltet über ihm Neschamah, die obere, heilige, über allen waltende Stufe, daß er mit der oberen, heiligen Stufe sich verschöne - so wird er allvollkommen, vollkommen nach allen Seiten, um würdig zu werden der kommenden Welt, als Gottgeliebter." {{Lit|Sohar, S 127f}}
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Objektive Selbsterkenntnis wird damit beginnen müssen, sich darüber eine lebendige [[Anschauung]] zu verschaffen, was man dem Ort und der Zeit verdankt, in die man hineingeboren wurde:
== Alte und junge Seelen ==


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"Wenn wir nur eine Möglichkeit gewinnen wollen, einzusehen, worauf es ankommt, müssen wir uns die Frage vorlegen: Wovon hängt denn der eigentliche Mensch gewöhnlich ab? -Sie werden sich leicht hineinversetzen in den Gedanken: Wie wäre es denn mit meinen Vorstellungen, meinen Empfindungen und Gefühlen, wenn diese Individualität, die ja von Inkarnation zu Inkarnation gegangen ist und von Inkarnation zu Inkarnation gehen wird, wie wäre es, wenn diese Individualität nicht, sagen wir, vor so und soviel Jahren in Wien geboren wäre, sondern fünfzig Jahre früher etwa in Moskau? Was würde diese Individualität dann für einen Inhalt haben; welche Empfindungen, Gefühle, Vorstellungen, Gedanken und Ideen würden dann diese Individualität durchziehen und ihr den eigentümlichen Grundton geben? Ganz andere! Sie kommen am leichtesten dazu, sich das ganz genau vorzustellen, wenn Sie einmal darüber reflektieren, wie vom Morgen bis zum Abend Ihre Vorstellungen und Empfindungen laufen, wieviel bei diesen abhängt davon, wann und wo Sie in die Welt geraten sind. Versuchen Sie, sich einmal genau eine Rechnung zu machen, ziehen Sie vom Inneren der Seele alles ab, was bedingt ist von dem Wann und Wo der Geburt. Alle diese Vorstellungen werfen Sie aus dem Seelenleben hinaus. Versuchen Sie einmal darüber nachzudenken, was dann noch bleibt, und versuchen Sie vor allen Dingen noch nachzudenken, wieviele von diesen Vorstellungen, die vom Morgen bis zum Abend durch die Seele ziehen, überhaupt Gültigkeit und Wert haben außer durch Ort und Zeit Ihres Lebens zwischen Geburt und Tod. Da werden Sie sehen, wie bedeutsam es ist für das Ich, wohl darauf zu achten, wie weit es unter den Einflüssen des Wann und Wo steht. Das lernen Sie nicht erkennen dadurch, daß Sie in Ihr Inneres hineinbrüten, sondern das lernen Sie erkennen durch eine gute Berücksichtigung des Dichterspruches: Willst du dich selbst betrachten, lerne dich durch die anderen kennen! - durch die Umgebung. Und so werden wir in eigenartiger Weise vom Bebrüten der Seele ab- und dazu geführt, daß wir sagen: Wir müssen, um unser Ich kennenzulernen, uns ein offenes Auge, einen offenen Sinn schaffen für die Eigenart des Weltinhalts, in den wir nach Wann und Wo hineingeboren sind. Je mehr wir uns bemühen, diesen offenen Sinn zu haben für die Außenwelt, für das, was um uns ist, desto mehr kommen wir im geisteswissenschaftlichen Sinne zu dem, was wir auf diesem niedersten Gebiete Selbsterkenntnis nennen können.
"Sie wissen ja aus der Darstellung in meiner «[[Geheimwissenschaft im Umriß]]», daß während des [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeitraums]] der Erdentwickelung
nur ganz wenige Menschen die Ereignisse der Erdentwickelung auf der
Erde selbst sozusagen überdauert haben, daß nur wenige auf der Erde
blieben während des lemurischen Zeitraums; daß die Mehrzahl der
Seelen, bevor die eigentliche Gefahr der Mumifizierung alles Menschlichen
begann, sich von der Erde hinweghob nach anderen Planeten und
weiterlebte auf Mars, Saturn, Venus, Jupiter und so weiter; daß dann
vom Ende des lemurischen Zeitraums an und während des atlantischen
Zeitraums nach und nach diese Seelen wieder herunterkamen auf die
Erde, um unter den veränderten irdischen Verhältnissen sich in irdischen
Leibern zu verkörpern und in immer neuen Inkarnationen zu
erscheinen. Da haben wir also solche Seelen, die verhältnismäßig früh
heruntergekommen sind aus der Planetenwelt, und andere, die spät,
erst in späten Zeiträumen der atlantischen Entwickelung niedergestiegen
sind. Die ersteren Seelen, die also früher heruntergekommen
sind, haben mehr Inkarnationen innerhalb der Erde hinter sich als die
später herniedergestiegenen, und diese können wir daher im Gegensatz
zu den ersteren, jüngere Seelen nennen, Seelen, die also weniger in sich
aufgenommen haben.


Lernen wir durch freien Blick sozusagen die ganze Tonfärbung unserer eigenen Zeit kennen; versuchen wir einmal, uns klarzumachen, wie in der mannigfachsten Weise uns zur Verfügung steht das Eigenartige unseres Zeitalters, unseres Ortes, in dem wir leben. Höchst eigenartig ist diese Selbsterkenntnis, die uns hinweist von unserem Selbst auf unsere Umgebung. Lernen wir diese unsere Außenwelt kennen, versuchen wir in ihren Geist einzudringen, das zu erforschen, was uns herauskristallisiert hat, dann werden wir wie ein Spiegelbild unser Ich erkennen. Das ist ein objektiver Weg. Das Hineinschauen in sich selbst ist eine Gefahr. Man soll die Ursachen erkennen, warum man so und so ist. Die kann man in der Umgebung kennenlernen; dadurch werden wir von uns abgelenkt. Da haben wir also zunächst das, was uns die Fähigkeit gibt, uns zu erkennen, soweit wir ein Ich sind, das sich des physischen Organs bedient, um mit seiner Mitwelt zu leben." {{Lit|{{G|108|34}}}}
Eine alte Seele war diejenige Individualität, die sich hinter dem
Namen [[Gilgamesch]] verbirgt, und eine jüngere, die in [[Eabani]] verkörpert
war am Ausgangspunkte der babylonischen Kultur. Ja, in bezug auf
dieses Jüngere oder Ältere der menschlichen Seelen zeigt sich - man
möchte fast sagen selbst zur Überraschung des Okkultisten - etwas sehr
Merkwürdiges. Wenn zum Beispiel irgend jemand heute es so weit gebracht
hat, daß er die Wahrheiten der Geisteswissenschaft ein wenig
zugibt, sonst aber noch immer an den Vorurteilen und Werturteilen der
äußeren Welt hängt, dann wird es ihm ja plausibel erscheinen, daß zum
Beispiel Philosophen- oder Gelehrtenseelen unserer heutigen Zeit zu den
älteren Seelen gerechnet werden müssen. Die okkulte Forschung ergibt
das gerade Gegenteil, so sonderbar es klingt, und es ist für den Okkultisten
selbst überraschend, daß zum Beispiel in [[Kant]] eine junge Seele
lebte. Ja, die Tatsachen sagen es, da ist nichts dagegen zu machen. Und
man könnte nun darauf hinweisen, daß die jüngeren Seelen sich allerdings
in der Mehrzahl in den farbigen Rassen verkörpern, daß also die
farbigen Rassen, namentlich die Negerrasse, vorzugsweise jüngere Seelen
zur Verkörperung bringen. Aber gerade das Eigentümliche jener
menschlichen Denkungsart, die sich in Gelehrsamkeit, in der heutigen
materialistischen Wissenschaft auslebt, die bedingt jüngere Seelen. Und
es ist sogar nachweisbar, daß bei mancher Persönlichkeit, bei der man
es gar nicht voraussetzen würde, die vorhergehende Inkarnation durchaus
bei den Wilden liegt. Ja, das sagen wieder die Tatsachen! Das alles
muß durchaus festgehalten werden, es ist so. Das nimmt natürlich den
Urteilen, die wir über unsere Umwelt haben, nichts von ihrer Bedeutung,
nichts von ihrem Werte; dennoch muß es erfaßt werden zum
Gesamtverständnis dessen, um was es sich handelt. In diesem Sinne
haben wir es mit Eabani im alten Babylonien zu tun mit einer jungen
Seele, in Gilgamesch mit einer alten Seele. Eine solche alte Seele, die
wird ihrer ganzen Natur nach früh erfassen, was gewissermaßen nicht
nur Kulturelement, Kulturfaktor der Gegenwart ist, sondern was als
Kultureinschlag in die Gegenwart hereinfällt und weit hinausblicken
läßt in die Perspektive der Zukunft." {{Lit|{{G|126|34f}}}}
</div>
</div>


== Die zweite Stufe der Selbsterkenntnis ==  
== Das Schicksal der Seele nach dem Tod ==
schaut hin auf das Wirken des Selbstes im [[Ätherleib]]. Im Ätherleib liegen alle Fähigkeiten und Talente, die wir uns in das Erdenleben mitbringen. Wieder wäre es ein Irrweg, wenn wir darauf unseren ummittelbaren Blick richten wollten; zu einer objektiven Erkenntnis kommen wir nur, wenn wir ergründen, was wir unserer Zugehörigkeit zu [[Familie]], [[Rasse]] und [[Volk]] zu verdanken haben:
[[Datei:Rohrbach Altar Allerseelen 2 Altarbild Arme Seelen.jpg|mini|300px|Stadtpfarrkirche Rohrbach. Aller-Seelen-Altar (1700) - Altargemälde: [[Arme Seelen]] im Fegefeuer.]]
 
{{Siehe auch|Leben zwischen Tod und neuer Geburt|Kamaloka}}
 
Unmittelbar nach dem [[Tod]] erlebt der [[Mensch]] zunächst für etwa zwei bis drei Tage ein umfassendes [[Lebenspanorama]], das ihm sein vergangenes Erdenleben in Gleichzeitigkeit vor das [[Bewusstsein]] stellt. Während dieser kurzen, als beglückend empfundenen Zeit zerstreut sich sein [[Ätherleib]] bis auf einen kleinen Rest im [[Weltenäther]]. Erst danach tritt der [[Tote]] in den Zustand des Kamalokas ein, das die 3 bzw. 4 niederen Partien der [[Seelenwelt]] ([[Astralwelt]]) umfasst, in denen der Mensch jene [[Begierde]]n ablegen muss, die nur mittels des mit dem Tode abgelegten [[Physischer Leib|physischen Leibes]] befriedigt werden könnten und die ihn noch an das vergangene Erdenleben fesseln. Ein großer Teil des [[Astralleib|Astralleibs]] wird hier abgelegt und geht in der allgemeinen Astralwelt auf. Im Kamaloka begegnet der Mensch den geistig-kosmischen Kräften der [[Mondensphäre]].


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"Das Selbst nun, wenn es morgens untertaucht in den physischen und in den Ätherleib, wirkt im heutigen Menschheitszyklus in beiden Leibern, also auch im Atherleib. Da kommt dabei nicht dasjenige in Betracht, was Ort und Zeit, das Wann und Wo aus uns machen, sondern da kommt mehr in Betracht. Am Ätherleibe hängt noch etwas ganz anderes, was in gewisser Beziehung noch tiefer mit unserem Selbst verknüpft ist, was schon hinausgeht über Geburt und Tod. Da kommen wir dann zu dem, was in einer gewissen Beziehung dieses Selbst mit sich bringt, was von früher herstammt und in die Zukunft hineinreicht, was dieses Selbst schon hat, wenn es in einem physischen Leibe verkörpert wird. Äußerlich angesehen, indem man einfach den Menschen oberflächlich betrachtet, stellt sich besonders am Ätherleibe dasjenige dar, was wir als Talente, Anlagen, besondere Fähigkeiten des Selbst zu bezeichnen haben, und hier sind wir schon in einer gewissen Beziehung auf einem schwierigeren Gebiete der Selbsterkenntnis. [...]
"Die erste Zeit nach dem Tode — das wurde ja schon gesagt — ist
eigentlich für den Menschen ausgefüllt mit einer Art von Zusammenhang
mit dem letzten Erdenleben. Es ist eine Art von Herauswachsen
aus dem letzten Erdenleben, so daß in der Tat in diesen
ersten Zeiten nach dem Tode alles das fortdauert, was im Erdenleben
den menschlichen Astralleib ergriffen hat. Was diesen
menschlichen Astralleib beschäftigt hat, die Art der Affekte, die Art
der Leidenschaften, die Art der Gefühle, das dauert fort. Und weil
der Mensch hier in der physischen Verkörperung alle diese Dinge
bewußt nur erlebt, wenn er innerhalb seines physischen Leibes ist,
so ist natürlich das Erlebnis all dieser im Astralleib befindlichen
Kräfte wesentlich anders, wenn der Mensch durch das Gebiet
durchgeht, das da liegt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt.
Es ist dieses Erleben im wesentlichen durchzogen in normalen
Fällen — es gibt davon viele Ausnahmen — in den ersten Zeiten
nach dem Tode von einer gewissen Entbehrung, hervorgerufen dadurch,
daß der Mensch in seinem Astralleibe leben muß, ohne
daß ihm der physische Leib zur Verfügung steht. Der Mensch
drängt darnach, noch seinen physischen Leib zu haben; das hält den
Menschen eine kürzere oder längere Zeit — man darf es schon so
nennen - im normalen Falle in der Sphäre der Erde zurück. Alles
Kamaloka verläuft ja eigentlich in der Sphäre zwischen der Erde
und der Mondenbahn; aber das eigentliche für den Menschen bedeutungsvolle
Kamaloka verläuft viel näher der Erde als, sagen wir,
der Mondenbahn." {{Lit|{{G|140|266f}}}}
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In manchen Fällen werden die [[Tote]]n länger als üblich an die [[Erdensphäre]] gebunden. Oft wird dieses für den Toten nur schwer zu ertragende Erlebnis dadurch verursacht, dass der [[Mensch]] es während des Erdenlebens versäumt hat, sich [[Begriffe]] und [[Vorstellung]]en zu bilden, die über das [[irdisch]]e [[Dasein]] hinausreichen. Es können aber auch Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte und Kinder oder unerfüllte Aufgaben sein, die den Toten noch lange an das Erdendasein fesseln. Man kann dann den Toten helfen, indem man ihre Aufgaben und Pflichten übernimmt. Für die Erde selbst und die hier zurückgelassenen Menschen stellen die erdgebundenen Toten ein großes Problem dar, denn ''„vieles von dem, was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese Erdensphäre gebannten Toten.“'' {{Lit|{{G|182|20}}}}
 
{{Siehe auch|Erdgebundene Tote}}
 
== Das Ich-Bewusstsein im Erdenleben und nach dem Tod ==
 
{{Siehe auch|Ich-Bewusstsein}}
 
Die [[Erinnerung]] an den [[Physischer Leib|physischen Leib]], die als [[Gedanke]] auftaucht, wenn sich der Leib auflöst, ermöglicht uns das [[Ich-Bewusstsein]] nach dem [[Tod]]. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Moment des Todes zu, bei dem der physische Leib in einem Augenblick abgelegt wird und dadurch ein ungeheures Bewusstseinslicht aufflammt, dass der Mensch aber, weil es so hell und blendend ist, erst nach und nach zu erfassen vermag. Hier wird nur im Großen fortgesetzt, was im Kleinen schon während des Erdenlebens der Fall war, denn auch da schon beruhte das Ich-Bewusstsein auf kleinen Zerstörungsprozessen im physischen Leib.
 
{{GZ|Das Selbstbewußtsein, das im «Ich» sich zusammenfaßt,
steigt aus dem Bewußtsein auf. Dieses entsteht, wenn
das Geistige in den Menschen dadurch eintritt, daß die
Kräfte des physischen und des ätherischen Leibes diese abbauen.
Im Abbau dieser Leiber wird der Boden geschaffen,
auf dem das Bewußtsein sein Leben entfaltet. Dem Abbau
muß aber, wenn die Organisation nicht zerstört werden
soll, ein Wiederaufbau folgen. So wird, wenn für ein Erleben
des Bewußtseins ein Abbau erfolgt ist, genau das Abgebaute
wieder aufgebaut werden. In der Wahrnehmung
dieses Aufbaues liegt das Erleben des Selbstbewußtseins.
Man kann in innerer Anschauung diesen Vorgang verfolgen.
Man kann empfinden, wie das Bewußte in das Selbstbewußte
dadurch übergeführt wird, daß man aus sich ein
Nachbild des bloß Bewußten schafft. Das bloß Bewußte
hat sein Bild in dem durch den Abbau gewissermaßen leer
Gewordenen des Organismus. Es ist in das Selbstbewußtsein
eingezogen, wenn die Leerheit von innen wieder erfüllt
worden ist. Das Wesenhafte, das zu dieser Erfüllung
fähig ist, wird als «Ich» erlebt.|26|19f}}
 
{{GZ|Im Tode löst sich der physische Leib auf in die Erdenmaterie. Das
ist nun von Bedeutung. Wenn wir schlafen, dann lebt in uns fortwährend
- öfters habe ich das schon erwähnt - die Begierde, wiederum
in den physischen Leib zurückzukehren. Diese Begierde beherrscht
uns vom Einschlafen bis zum Aufwachen, wir sehnen uns gewissermaßen
wiederum nach dem physischen Leib zurück. Wenn wir diesen
im Tode abgelegt haben, dann können wir uns nicht zu ihm zurücksehnen,
können uns nicht wieder in ihn hineinpressen. Daraus aber
geht für uns hervor, daß wir nunmehr diese Begierde, wieder in den
physischen Leib zurückzukehren, nicht entwickeln können. Diese
Begierde fällt jetzt weg, die wir vom Einschlafen bis zum Aufwachen
haben. An die Stelle dieser Begierde tritt etwas anderes. An ihre Stelle
tritt der in unserem Astralleib und namentlich in unserem Ich auftauchende
Gedanke an unseren physischen Leib. Wir schauen unseren
physischen Leib jetzt an. Er lebt in unserem Bewußtsein. Er wird ein
Inhalt unseres Bewußtseins. Und das Auflösen unseres physischen
Leibes in seine Elemente, das bewirkt nun in uns, daß wir das Bewußtsein
unseres physischen Leibes durch die Zeit hindurchtragen,
die zwischen dem Tod und einer neuen Geburt verfließt.
Dadurch aber wissen wir uns, gleichsam uns erinnernd an unseren
physischen Leib, die ganze Zeit zwischen dem Tod und einer neuen
Geburt als ein Ich. Es tritt also an die Stelle des Habens des physischen
Leibes das Wissen vom physischen Leibe. Es tritt ein Bewußtseinszustand,
eine Bewußtseinserscheinung an die Stelle. Dieses ganze Erfühlen
des physischen Leibes, das wir haben von der Geburt bis zum
Tode, das wird ersetzt nach dem Tode durch das Bewußtsein von
unserem physischen Leib. Und durch dieses Bewußtsein, also durch
einen rein geistigen Zustand, hängen wir des weiteren mit dem Erdenleben
genügend zusammen.|163|125}}
 
== Unsterblichkeit der Seele ==
[[File:Madonna on the crescent Spain 17c.jpg|mini|Betende Madonna auf der Mondsichel, [[Wikipedia:Spanien|Spanien]], 17. Jh. (anonym)]]
Die '''Unsterblichkeit der Seele''' besteht nicht einfach im Fortleben dessen, was wir als empirisches Seelenleben aus dem Erdendasein kennen, denn dieses ist weitgehend an die Tätigkeit unserer [[Physischer Leib|physischen Organistation]] gebunden.


Es lauern da der Selbsterkenntnis die schlimmsten Feinde auf, wenn der Mensch beginnt, sich klarwerden zu wollen über seine Talente und Fähigkeiten durch Selbstbebrütung. Gerade da muß er seine Betrachtungen von sich heraus auf die Umgebung, vom Persönlichen auf das Unpersönliche hinüberziehen. Da haben wir die Betrachtung nunmehr zu lenken, wo es auf das Gebiet des Ätherleibes geht, auf unsere Zusammengehörigkeit mit dieser oder jener Rasse. Da haben wir uns zu fragen, zu welchem Gliede der Menschheit gehörst du eigentlich? Und wir sollen uns bemühen, die Eigenart dieser Menschheitsgruppe, zu der wir gehören durch Familie, Rasse, Volk, im Vergleich mit den universellen Eigenschaften des ganzen Menschengeschlechts zu erforschen. Lernen wir also kennen dasjenige, was sich in der Vererbungslinie hindurchzieht, was vom Urgroßvater auf den Großvater und so weiter sich fortentwickelt, und was das Selbst innerhalb dieser Vererbungslinie eigentümlich färbt, was also nicht zusammenhängt direkt mit Wann und Wo, sondern zusammenhängt mit tieferen Grundgesetzen des Menschendaseins, lernen wir diese Eigentümlichkeiten kennen, dann werden wir wiederum den richtigen Hintergrund finden, um dann erst zu sehen, wie sich unser eigenes Selbst von diesem Hintergrunde abhebt. Aber jedes Selbstbebrüten des Selbst vor Betrachtung dieses Hintergrundes ist vom Übel." {{Lit|{{G|108|36}}}}
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"Diejenigen, die über die Unsterblichkeit der Seele gedacht
haben, haben immer gedacht wie über etwas, was im gewöhnlichen
Leben ist und durch die Pforte des Todes geht; während
man das, was durch die Pforte des Todes geht, eben erst
suchen muß, denn es liegt so tief verborgen in der Seele, daß
es gar nicht beachtet wird, daß die Aufmerksamkeit im gewöhnlichen
Leben nicht darauf gerichtet ist; aber es ist eben
doch da. Und wenn derjenige, der so wirklich, gleichsam chemisch,
abtrennt das Geistig-Seelische vom Leiblichen, wenn er
dieses Geistig-Seelische dann erlebt, wie es geborgen wird in
einer über ihm stehenden, übersinnlichen Welt von geistigen
Wesenheiten, dann weiß er auch, daß er in diesem, sich im
gewöhnlichen Leben Verbergenden der Seele — so wie der Wasserstoff
im Wasser verborgen ist —, daß er in dem etwas hat,
was ganz im geheimen arbeitet, sozusagen zwischen den Zeilen
des Lebens; was so die feinsten Kräfte der Seele, der Erfahrung,
der moralischen Fähigkeiten des Menschen in sich
aufnimmt, wie der kleine Pflanzenkeim aufnimmt aus der
ganzen Pflanze die Kräfte, um sie zu konzentrieren. Und wie
nach dem Abwelken, nachdem die Blätter abwelken und die
Blüte erstirbt, die Pflanze als kleinen Keim das, was in der
vorigen Pflanze gelebt hat, hinüberträgt in die folgende Pflanze,
das, was die Pflanze als Keim hinüber gerettet hat, — so ist es
in der Menschenseele. Wenn man sie so herausdestilliert, so
merkt man: unablässig arbeitet in jedem Augenblick des Lebens,
wachend und schlafend, diese Menschenseele in den
Untergründen des alltäglichen Lebens, arbeitet heraus alles das,
was wir uns an Fähigkeiten aneignen, wird durchdrungen, tief
durchdrungen von dem, was sie getan hat an Unrecht und
Recht, Schön und Häßlich; das trägt sie in sich, wie der Pflanzenkeim
in sich trägt den Keim der ganzen neuen Pflanze.
Und dann weiß man, daß das so verborgen in der Seele
Lebende ein Leben durchmacht zwischen Tod und neuer Geburt
— und wiederum zurückkehrt zum Erdenleben. In dem
Leben zwischen Tod und neuer Geburt sammelt aus einer geistigen
Welt heraus dann der Mensch die Kräfte, die aber
Bildekräfte werden, so daß er sich durch eine neue Geburt
vereinigen kann mit dem, was ihm gegeben wird von Vater
und Mutter, von der Vorfahrenreihe. So durchlebt die Menschenseele
nicht ein Erdenleben, sondern aufeinanderfolgende
Erdenleben." {{Lit|{{G|64|342f}}}}
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Durch konsequentes Sich-Erziehen zur Umbildung von Talenten und Fähigkeiten wird die [[Individualität]] allmählich unabhängig von der [[Vererbung]]slinie. Wahre Selbsterkenntnis gründet sich auf konsequente ''[[Selbsterziehung]]''. Das zeigt sich in deutlichen Veränderungen der [[Aura]]; sie weitet sich, wird innerlich reicher gestaltet und beweglicher.
Vor allem aber ist die Unsterblichkeit der Seele nicht etwas, das dem [[Mensch]]en von vornherein und unverlierbar geben ist, sondern etwas, das er sich aktiv erwerben und ebenso aktiv bewahren muss.


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"In bezug auf seine Talente und Fähigkeiten wird in der Regel nicht viel getan sein, wenn sich der Mensch nur eine Vorstellung über Abstammung und Vererbungslinie bildet, da wird er nicht zu einem Herausgehen kommen. Hier kann nur die geisteswissenschaftliche Erfahrung sprechen. Es handelt sich darum, daß aus der geisteswissenschaftlichen Erfahrung gegeben werde das, was den Menschen unabängig macht von Talenten und Fähigkeiten. Dieses Heilmittel sieht dem, was es erreichen soll, gar nicht ähnlich, doch ist es das Heilmittel: Wenn der Mensch versucht, ein warmes, inniges Gefühl sich anzueignen für das, was ihn zunächst wenig interessiert, für das, was ihm Mühe macht, sich dafür zu interessieren, und namentlich, wenn er sein Interesse vielseitig macht, dann wird er seine Individualität aus den ererbten Fähigkeiten herausarbeiten.
"Innere Aktivität, inneres aktives Mittun mit
dem, was der Mensch aus sich macht, sogar was er aus sich macht als
einem unsterblichen Wesen, das ist notwendig. Der Mensch muß arbeiten
an seiner Unsterblichkeit. Das ist dasjenige, was sich die meisten Menschen
gern wegzaubern lassen möchten. Sie glauben, eine Erkenntnis
kann einen nur etwas von dem lehren, was ja sowieso ist, kann einen
höchstens lehren, der Mensch sei unsterblich [...]


Der erste Schritt, die Erkenntnis der Umgebung, wird verhältnismäßig bald vollzogen sein; der zweite - dieses Sich-Erziehen - bildet nur langsam die Talente um. Ja, es muß sogar darauf aufmerksam gemacht werden, daß zuweilen für diese Inkarnation verzichtet werden muß darauf, daß ein Umschaffen der Talente vollzogen werde, aber der Weg wird eingeleitet, und es ist außerordentlich wichtig, daß wir das wirklich versuchen. Dann wird sich dem hellseherischen Bewußtsein sehr bald zeigen, wie die Aura in sich beweglich wird, wie sie vibrierend wird. Wir werden wenigstens in den ersten Anfängen eine Umwandlung unserer eigenen Natur sehen. In dieser nach und nach erfolgenden Selbsterziehung ergibt sich dann ganz von selbst dasjenige, was wir eine unpersönliche Selbsterkenntnis nennen können." {{Lit|{{G|108|38f}}}}
Das ist im Grunde genommen in Wahrheit ja die christliche Lehre.
Daher soll der Mensch nicht bloß, wie es ein neueres Bekenntnis durchaus
will, den Glauben an Christus haben, sondern er soll das Pauluswort
beherzigen: «Nicht ich, sondern der Christus in mir.» Die Kraft
des Christus in mir, entwickelt muß sie werden wollen und ausgebildet
muß sie werden! Der Glaube als solcher kann durchaus den Menschen
nicht retten, sondern einzig und allein das innere Zusammenarbeiten
mit dem Christus, das innere Sich-Erarbeiten der [[Christuskraft]], die
ja immer da ist, wenn man sie sich erarbeiten will, die aber erarbeitet
werden muß. Initiative, Aktivität, das ist es, womit die Menschheit
sich wird erfüllen müssen. Und einsehen wird sie müssen, daß der bloß
passive Glaube den Menschen einfach zu leicht macht, so daß allmählich
die Unsterblichkeit auf der Erde sterben würde. Das ist das Bestreben
des Ahriman." {{Lit|{{G|205|186f}}}}
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== Die dritte Stufe der Selbsterkenntnis ==
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führt dazu, die Wirkungen des [[Karma]] zu erleben, die sich im [[Astralleib]] ausleben. Wenn wir etwas über unser wahres Selbst erfahren wollen, dann müssen darauf sehen, was wir seit unserer Geburt all den Menschen zu verdanken haben, mit denen wir im Leben zusammengekommen sind: Eltern, Lehrer, Erzieher, Schulkameraden, Berufskollegen, Freunde - und Feinde. Durch ihren fördernden oder hemmenden Einfluss sind wir erst das geworden, was wir heute sind. Den ''Feinden'', die uns die größten Hindernisse in den Weg stellten, haben wir oft am aller meisten zu verdanken. Von außen durch unsere Mitmenschen, mögen sie uns gut oder schlecht gesinnt sein, kommt uns im karmischen Geschehen unser wirkliches Ich zu. Dafür müssen wir dankbar sein. Die bis zur Feindesliebe gesteigerte Nächstenliebe zeigt sich hier von einer ganz speziellen Seite. So wie wir unser Ich durch unsere Mitmenschen empfangen, so tragen wir ihnen umgekehrt die Kräfte ihres Ichs zu – das ist ein beständiger Austausch. Nächstenliebe war schon eine Forderung in vorchristlicher Zeit, doch beschränkte sie sich im wesentlichen auf jene Menschen, mit denen man durch das [[Blut]] verbunden war – die Familie, der Stamm, das Volk. Dadurch öffnet sich aber nur das Tor für das Gruppen-Ich. Erst die allgemeine Menschenliebe, die Blutsverwandte und nicht Verwandte, Freunde und Feinde gleichermaßen, und letztlich die ganze Menschheit umfasst, bereitet den Weg, auf dem uns unser individuelles Ich auf den Schwingen des Schicksals zuströmt. Und indem wir so unser wahres Ich im Schicksalsgeschehen ergreifen, d.h. wenn wir die Samenkörner, die uns durch das Karma eingepflanzt werden, auch zur Reife bringen, dann strömt der Menschheit insgesamt eine stärkende Kraft zu.  
"Platons "Phaidon" will nichts anderes als Seelenewigkeit. Er will Seelenewigkeit
nicht etwa beweisen. Es handelt sich nicht um logische Beweise.
Er bezweckt ein Hinaufleben desjenigen, was sich um Sokrates herumschart,
und ein Einleben in eine neue Welt. Die Seele soll sich erheben dadurch,
dass sie sich abwendet von dem, was man mit Augen sehen und mit Ohren hören
kann. Kurz, die Ewigkeit soll etwas sein, was man erwirbt, was man
durch die Einführung in die Mysterien erwirbt. Platos Schüler sagt: Die
Seele kann unsterblich werden, wenn sie sich erhebt zur Ewigkeitsschau.
Wenn sie das Geistige sieht, nimmt sie Anteil am geistigen Leben. Dadurch
wird sie ewig. Das ist ein Entwicklungsprozess, den wir im platonischen
"Phaidon" durchgemacht haben, auch ein Entwicklungsprozess, den wir im
"Gastmahl" sehen [...]


Diese Stufe der Selbsterkenntnis kann also nur errungen werden, wenn sich der Mensch in richtiger Weise zu seinem Schicksal stellt, und das ist letztlich nur dadurch möglich, dass man zu einer soliden geistigen Erkenntnis Zugang findet. Man muss das Erdenleben mit seinen oft bitteren Schicksalsschlägen von einer höheren, geistigeren Warte überschauen lernen.  
Das ist das, was als Grundelement den platonischen "Phaidon"
durchzieht. Da sagt Plato: Ihr könnt sehen, was Ihr wollt, wenn Ihr aber
nur das wahrnehmt, was Eure Augen, Ohren, die äusseren Sinne geben, dann
könnt Ihr nicht ins Geistige kommen. Das Uebersinnliche ist es, was Euch
die Seelenewigkeit verbürgt. - Er konnte die Seelenewigkeit nicht beweisen
lassen. Die Schüler sollten sie erwerben, sie sollten unsterblich werden.
Das ist die Grundauffassung der platonischen Methode." {{Lit|R. Steiner 1901/1902, 12. Vortrag, [http://www.steiner-klartext.net/pdfs/19020124b-04-01.pdf]}}
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Die [[Persönlichkeit und Individualität|persönliche]] [[Unsterblichkeit]] - das über den [[Tod]] hinaus fortdauernde
[[Bewusstsein]] von der [[Persönlichkeit]] - hat der sich der Mensch überhaupt erst durch die [[Bewusstseinsseele]] errungen.


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"Das ist dasjenige, was dem Menschen möglich macht, im Sinne seines Karma dann von selbst zu leben. Es handelt sich also nunmehr darum, daß der Mensch dazu kommt, die anthroposophische Lehre in die Tatsachen umzusetzen. Es ist notwendig, soll Karma nicht eine abstrakte Idee bleiben, soll sie wirksam werden, daß man daran geht, diese Karmaidee probeweise in das Leben einzuführen, probeweise wenigstens, weil man schon der Mannigfaltigkeit und der Unruhe unseres alltäglichen Lebens wegen nicht ständig in Selbstbeobachtung bleiben kann. Es ist notwendig, daß man sich die Frage vorlegt, was heißt das: karmisch denken?
"In Spanien wurde von den maurischen Gelehrten, vor allen Dingen
von einer solchen Persönlichkeit wie Averroes, gelehrt, wie die
Intelligenz überall waltet, wie die ganze Welt, der Kosmos erfüllt ist
von der allwaltenden Intelligenz. Die Menschen unten auf der Erde,
sie haben verschiedene Eigenschaften, aber sie haben nicht eine eigene,
persönliche Intelligenz. Sondern jedesmal, wenn ein Mensch auf der
Erde wirkt, so geht ein Tropfen der Intelligenz, ein Strahl der Intelligenz
von der allgemeinen Intelligenz aus, senkt sich gewissermaßen
in den Kopf, in den Körper des Menschen, erfüllt ihn, so daß, wenn
ein Mensch auf Erden herumgeht, er etwas hat wie eine Art Teil der
ganz allgemeinen kosmischen Intelligenz. Stirbt dann der Mensch,


Nehmen wir einen radikalen Fall als Beispiel an: Jemand hat einem anderen - mir zum Beispiel - eine Ohrfeige versetzt. Was heißt in einem solchen Falle «karmisch denken»? Ich war in einem früheren Leben da, der andere auch. Ich habe vielleicht damals, in dem früheren Leben, ihm zu seiner jetzigen Handlungsweise die Ursache gegeben, ihn dazu gedrängt, ihn erst gleichsam abgerichtet dazu. Ich will nicht theoretisieren, ich will eine Hypothese aufstellen, die eine Lebenshypothese werden soll. Gibt er mir nun den Schlag, wenn ich so denke? Nein, er gibt ihn mir gar nicht. Ich selbst gebe ihn mir, denn ich habe ihn selbst dahin gestellt auf den Platz, ich habe die Hand, die er gegen mich aufhob, selbst erhoben.
[[Datei:GA237 164.gif|center|800px|Tafel 9]]


Nunmehr kann das Weitere nur die Erfahrung geben, und die gibt folgendes: Wenn der Mensch versucht, ernsthaft so die Karma-idee ins Auge zu fassen, ab und zu solch eine Frage zu stellen, in vollem Ernste und in voller Würde, wird er tatsächlich sehen, daß er einen Erfolg davon hat. Das kann Ihnen kein Mensch beweisen. Sie müssen es sich selbst beweisen, indem Sie es tun. Da werden Sie sehen, daß tatsächlich Ihr inneres Leben ein ganz anderes wird, Sie bekommen ganz andere Gefühle, Willensimpulse über das Leben, und ein ganz anderes inneres Leben zeigt seine Konsequenzen; es wird sich zeigen an einer ganz anderen Stelle. Wo Sie großen Schmerz, Enttäuschungen erfahren hätten, nehmen Sie den Schmerz ruhig hin; Sie sind äquilibriert deswegen, weil Sie das so getan und gedacht haben. Es tritt die Folge ein, daß über das ganze Seelenleben eine merkwürdige Ruhe kommt, eine Art gesetzmäßigen Erfassens der Geschehnisse, keineswegs eines fatalistischen.
geht er durch die Pforte des Todes, so geht das, was er als Intelligenz
gehabt hat, zurück in die allgemeine Intelligenz, fließt zurück. So daß,
was der Mensch während des Lebens zwischen Geburt und Tod an
Gedanken, Begriffen, Ideen hat, in das allgemeine Reservoir der allgemeinen
Intelligenz zurückfließt und man nicht davon sprechen kann,
daß dasjenige, was der Mensch als besonders Wertvolles in seiner Seele
trägt, seine Intelligenz, einer persönlichen Unsterblichkeit unterliegt.


Das ist auch der Weg, den man einschlagen muß, wenn man nach und nach die Karmaidee, das Wahrhalten dieser Idee zur Gewißheit ausbilden will. Gegen die Karmaidee läßt sich streiten. Wer Gründe vorbringen will, der kann es. Man kann auch theoretisch so etwas nicht beweisen, sondern nur durch die Probe, und da gibt Ihnen die Erfahrung dasjenige, was dabei herauskommt. Die Erfahrung gibt, wenn sie intensiv wird, die Mittel, Karma zunächst zu begreifen. Dann merkt man aus der Gruppierung der Dinge, daß es wirklich etwas ist, was in den Dingen liegt, so wie man merkt, ob man ein Phantasiebild hat, oder ob man die Wirklichkeit des Bügelstahls hat, wenn man ihn angreift. So muß die Erfahrung selbst jene Zusammenfassung der Tatsachen des Lebens geben, wodurch wir nach und nach unsere Willkür, unsere inneren Willensimpulse eingliedern in unser Karma. Diese Arbeit unseres Lebens, die kompliziert ist, ist etwas, was zu den besten Mitteln zur Erreichung einer dritten Stufe der wahren Selbsterkenntnis gehört. Dadurch lernen Sie nach und nach fühlen, was der Niederschlag im gegenwärtigen aus dem früheren Leben ist." {{Lit|{{G|108|42ff}}}}
Das war auch durchaus gelehrt von den spanisch-maurischen Gelehrten,
daß der Mensch eine persönliche Unsterblichkeit nicht hat.
Er lebt weiter, aber es ist ja das Wichtigste an ihm - so sagten die Gelehrten
-, daß er während des Lebens intelligentes Wissen entfalten
kann. Das geht aber nicht mit seinem Wesen mit. Also kann man nicht
sagen, daß das intelligente Wesen eine persönliche Unsterblichkeit hat.
Sehen Sie, das war, ich möchte sagen, der Furor des Kampfes der
Scholastiker unter den Dominikanern, der Furor, geltendzumachen
die persönliche Unsterblichkeit des Menschen. Es konnte das in jener
Zeit nicht anders auftreten als so, daß diese Dominikaner geltend
machten: Der Mensch ist persönlich unsterblich, und das, was Averroes
lehrt, ist Ketzerei, ist Häresie. Das müssen wir heute anders sagen.
Aber für die damalige Zeit ist begreiflich, daß man einen Menschen,
der die persönliche Unsterblichkeit nicht annahm, wie Averroes in
Spanien, für einen Häretiker erklärte. Heute müssen wir die Sache
der Wirklichkeit, der Realität gemäß betrachten. Wir müssen sagen:
In dem Sinne, wie der Mensch unsterblich geworden ist seiner Bewußtseinsseele
nach, hat er sich diese Unsterblichkeit - dieses fortdauernde
Bewußtsein von der Persönlichkeit -, nachdem er durch
die Pforte des Todes durchgegangen war, erst errungen seit der Zeit,
da eine Bewußtseinsseele im Erdenmenschen Platz greift. Wenn man
also Aristoteles oder Alexander gefragt hätte, wie sie über Unsterblichkeit
denken, wie würden sie geantwortet haben? Auf Worte kommt
es nicht an, aber wenn sie gefragt worden wären und wenn sie in
christlicher Terminologie geantwortet hätten, würden sie gesagt haben:
Unsere Seele wird aufgenommen von Michael, und wir leben fort
in der Gemeinschaft des Michael. - Oder sie würden es kosmologisch
ausgedrückt haben; gerade aus einer solchen Gemeinschaft heraus, wie
die des Alexander oder des Aristoteles war, würde man kosmologisch
gesagt haben, und man hat es auch gesagt: Die Seele des Menschen ist
intelligent auf Erden, aber diese Intelligenz ist ein Tropfen aus der
Fülle dessen, was Michael ergießt wie einen intelligenten Regen, der
die Menschen überströmt. Und dieser Regen geht von der Sonne aus,
die Sonne nimmt in ihr eigenes Wesen wiederum zurück des Menschen
Seele, und die Menschenseele, die da besteht zwischen Geburt und Tod,
sie strahlt aus der Sonne auf die Erde nieder. Michael-Herrschaft hätte
man auf der Sonne gesucht. So würde man kosmologisch geantwortet
haben." {{Lit|{{G|237|163ff}}}}
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Konkret bedeutet das: wir müssen die Anstöße, die uns das Schicksal durch andere Menschen vermittelt, bewusst erkennen und aktiv in Taten umsetzen. In alten Zeiten geschah der karmische Ausgleich gleichsam wie von selbst; heute müssen wir ihn immer mehr aktiv und bewusst vorantreiben. Wir leben in einer Zeit, in der der karmische Ausgleich in der alten Form längst in Unordnung geraten ist, es ist [[Unordnung im Karma]] entstanden. Wenn wir das Schicksal aktiv ergreifen, d.h. wenn wir unsere Schicksalsaufgabe erkennen und bewusst zu verwirklichen beginnen, dann waltet darin auch der [[Christus]]-Impuls, der uns die stärkende Kraft gibt, um diese Aufgabe zu bewältigen. In diesem Sinn ist der Christus der Herr des Karma geworden, und er kann es in dem Maß sein, in dem wir es ''wollen''.  
Eine entsprechende Differenzierung kennt schon die [[Hebräer|hebräische]] Seelenlehre, indem sie zwischen [[nephesch]] ({{HeS|נפש}}; [[Empfindungsseele]]), [[ruach]] ({{HeS|רוח}}; [[Verstandesseele]]) und [[neschama]] ({{HeS|שמה‎נ}}; [[Bewusstseinsseele]]) unterscheidet. Die niederen Seelenglieder ''nephesch'' und ''ruach'' sind sterblich und lösen sich nach dem Tod auf. ''Neschama'' ist der lebendige [[Odem]], der ''„Hauch des Lebens“'', den [[Jahve-Elohim]] dem [[Mensch]]en einbläst {{Bibel|1 Mos|2|7|LUT}}  und bezeichnet in der [[Genesis]] die [[Bewusstseinsseele]], insbesondere in ihrer Verschmelzung mit dem [[Geistselbst]]. Derart ist sie der zwar während der [[irdisch]]en [[Inkarnation]] im [[Leib]] wohnende, aber deswegen doch nicht leibgebundene, [[Unsterblichkeit|unsterbliche]] Teil der Seele.
 
== Seelentod ==
 
{{Siehe auch|Seelentod|Ganztod}}


== Die vierte und höchste Stufe der Selbsterkenntnis ==
Der [[Seelentod]], das Absterben bzw. die völlige Auflösung der Seele, droht jenen [[Mensch]]en, die ihre Seele während des [[Erdenleben]]s nur mit irdisch vergänglichem [[Wissen]] erfüllen. Sie wird zur Zeit des [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gerichts]] der [[Zweiter Tod|zweite Tod]], wenn nicht nur der [[Physischer Leib|physische Leib]], sondern auch der [[Ätherleib]] in seiner der [[Erdentwicklung]] entsprechenden Form endgültig abgelegt wird, besonders hart treffen, da sie nicht über die notwendige Seelensubstanz verfügen, durch die sie ihre weitere Entwicklung auf dem [[Neuer Jupiter|Neuen Jupiter]] - dem [[Neues Jerusalem|Neuen Jerusalem]] aus der [[Apokalypse des Johannes]] - fortführen können. Nur an denjenigen, die ihren [[Astralleib]] erfüllt haben mit der [[Christus|Christus-Wesenheit]], wird der zweite Tod unbemerkt vorüber gehen.


führt uns zur Erkenntnis des Zusammenhanges unserer [[Erde (Planet)|Erde]] mit dem ganzen [[Kosmos]]:
{{GZ|Diejenigen, deren Ätherleib ganz im
Einklang ist mit dem astralischen Leib, die werfen ohne Schmerzen
diesen Ätherleib ab, denn sie bleiben in ihrem astralischen Leibe,
der erfüllt ist von der Christus-Wesenheit, und sie empfinden es als
Entwickelungsnotwendigkeit, daß der Ätherleib abgestreift wird.
Denn sie fühlen in sich die Fähigkeit, ihn wiederum selbst aufzubauen,
weil sie Christus in sich aufgenommen haben. Diejenigen
aber, die in diesem Ätherleib die Begierde nach dem haben, was
vergangen ist, die können diesen Ätherleib auch nicht behalten,
wenn alles astralisch wird. Er wird ihnen genommen werden, wird
aus ihnen gerissen werden, und jetzt empfinden sie das als ein zweites
Sterben, als den «zweiten Tod». Dieser zweite Tod geht an den
anderen, die ihren Ätherleib mit dem astralischen Leib durch Aufnahme
des Christus-Prinzips harmonisch gemacht haben, unvermerkt
vorüber. Über sie hat der zweite Tod keine Macht. Die anderen
empfinden aber den zweiten Tod beim weiteren Hinüberleben
in jene folgende astralische Gestalt. Dann ist die Menschheit in
jenem Zustand, wo diejenigen, die das Ziel der Entwickelung erreicht
haben, ihren astralischen Leib ganz durchdrungen haben mit
Christus. Sie sind reif, hinüberzuleben nach dem Jupiter, sie entwerfen
auf unserer Erde den Plan zur Jupiterentwickelung. Das ist
der Plan, der genannt wird das neue Jerusalem. Sie leben in einem
«neuen Himmel» und einer «neuen Erde»: das ist Jupiter.
Dieser neue Jupiter wird begleitet sein wie von einem Trabanten
von denjenigen, die ausgeschlossen sind von dem Leben im Geistigen,
die den zweiten Tod erlebt haben, die daher keine Möglichkeit
haben, das Jupiterbewußtsein zu erlangen.|104|246f}}


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== Abstammung der Seelen ==
"Wenn Sie sich dasjenige genau vor die Seele führen, was in den Aufsätzen «Aus der Akasha-Chronik» über die Entwickelung der Erde geschildert wird, was scheinbar ganz fremd für die Seele ist, wie es zuletzt mit Notwendigkeit zur heutigen Konfiguration hinführt, dann haben Sie Selbsterkenntnis durch Welterkenntnis! So führt uns die Selbsterkenntnis immer weiter und weiter aus uns heraus, immer zum Unpersönlichen. Wie durch Anwendung des Karma im Leben die Aura heller und lichter wird, so wird durch die eigentliche Erkenntnis der kosmischen Zusammenhänge die Aura kraftvoller und fähig, aus sich heraus ursprünglich freie Impulse zu schaffen. Hier kommen Sie zur Lösung der Frage nach Freiheit und Unfreiheit. Denn Freiheit ist ein Entwickelungsprodukt, und man gelangt zu ihr immer mehr, je mehr man zur Selbsterkenntnis gelangt." {{Lit|{{G|108|47f}}}}
</div>


Wahre Selbsterkenntnis, durch alle vier Stufen hindurch, ist also für den heutigen Menschen nur durch umfassende Welterkenntnis möglich - und wahre Selbsterkenntnis führt den Menschen zur [[Freiheit]].
{{GZ|Alle Seelen stammen ab von Christus, und eine solche Zeit
wird kommen, wo den Seelen das zum Bewußtsein kommt und
wo sie verstehen werden, daß auch der Ausgleich unter den
Seelen nur durch den Christus geschehen kann.|266c|48}} (Aufzeichnung C)


<div align="center">Mensch, erkenne dich selbst! Werde frei!</div>
{{GGZ|Im Urbeginn war eine Seelensubstanz vorhanden,
die sich dann in die unzähligen differenzierten Einzelseelen
teilte; durch diese Differenzierung entstand das [[Karma]], das besteht
in seelischen Zusammenhängen von Mensch zu Mensch. In
der Zeit vor dem Ereignis von Palästina lebten sich diese karmischen
Zusammenhänge in der Blutsverwandtschaft aus, waren an
das Blut gebunden. Aber gerade zur Zeit des Mysteriums von
Golgatha versiegte allmählich diese Seelensubstanz, und die
Menschen wären seelenlos über die Erde dahingegangen am
Ende der Erdenentwicklung, wären in die Tierheit verfallen in
Menschenleibern, die die Karikaturen von Tierleibern sein würden;
und die Iche (denn nicht das Ich stirbt aus, an dieses ist das
Karma gebunden bis zum Ende) würden leer und seelenlos sein,
wenn nicht das Mysterium von Golgatha stattgefunden hätte.
Der Christus ist der geistig-seelische Stammvater der jetzigen
Menschheit, wie Adam es in bezug auf den Leib ist und nur,
indem wir uns mit der Christus-Substanz, dem Christus-Impuls
erfüllen, entgehen wir der Seelenlosigkeit, und das tun wir,
indem wir die Erkenntnisse über das Mysterium von Golgatha
in uns aufnehmen und in uns leben lassen. Immer seelischer
werden dann die Beziehungen und das Zusammenleben von
Mensch und Mensch.|266c|48f}} (Aufzeichnung D)


Indem der Mensch in der Selbsterkenntnis bis zu diesem Punkt voran schreitet, wird er im Erkenntnisakt die engen Schranken seiner irdischen [[Persönlichkeit]], die ihm durch seine Hüllenwesensglieder gesetzt sind, überwinden und im Ich die tätige Schaffenskraft des [[Weltgeist]]es erleben:
== Siehe auch ==


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* [[Psyche]]
"Dem Menschen leuchtet in seinem Ich das höchste Licht. Aber dieses Licht gibt seiner Vorstellungswelt nur den rechten Widerschein, wenn er gewahr wird, daß es nicht sein Selbstlicht ist, sondern das allgemeine Weltlicht. Es gibt daher keine wichtigere Erkenntnis als die Selbsterkenntnis; und es gibt zugleich keine, die so vollkommen über sich selbst hinausführt. Wenn das «Ich» sich recht erkennt, so ist es schon kein «Ich» mehr." {{Lit|{{G|007|71}}}}
</div>


Der Mensch überwindet sein niederes Ich, um sein Selbst auf höherer Stufe wiederzugewinnen. Die Individualität des Menschen wird also keineswegs ausgelöscht, sondern ''erhöht''. Das Ich des Menschen wird zum weit geöffneten Tor in die geistige Welt und durch dieses Tor wird der [[Heiliger Geist|Heilige Geist]] auf den Menschen ausgegossen. In dem neuen, höheren Selbst, das der Mensch dadurch erringt, ist der [[Geist]], der Heilige Geist, tätig. Der Mensch erwirbt sich dadurch ein höheres, geistiges [[Wesensglied]], das Rudolf Steiner zutreffend als [[Geistselbst]] bezeichnet hat. Selbsterkenntnis in diesem Sinn ist nicht bloß beschauliche Betrachtung des eigenen Seins, sondern ein tätiges Hinstreben zum Weltgeist selbst.
==Literatur==


Für einzelne hat diese Entwicklung an jenem [[Pfingstfest]] begonnen, nachdem sich der [[Christus]] durch die [[Himmelfahrt]] dem unmittelbaren Bewusstsein der Jünger entzogen hatte - für immer mehr Menschen kann es sich jetzt und in der nächsten Zukunft verwirklichen. Dies zu erkennen, ist das wichtigste Ziel der Selbsterkenntnis für den heutigen Menschen.
#Rudolf Steiner: ''Das Christentum als mystische Tatsache'', 24 Vorträge, gehalten in Berlin vom 19. Oktober 1901 - 26. April 1902, nicht veröffentlicht in der [[Rudolf Steiner Gesamtausgabe|GA]].
#Rudolf Steiner: ''Theosophie'', [[GA 9]] (2002), Kapitel ''Die seelische Wesenheit des Menschen'', ISBN 3-7274-0090-0
#Rudolf Steiner: ''Aus schicksaltragender Zeit'', [[GA 64]] (1959), ISBN 3-7274-0640-2 {{Vorträge|064}}
#Rudolf Steiner: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985), ISBN 3-7274-1040-X {{Vorträge|104}}
#Rudolf Steiner: ''Okkulte Geschichte'', [[GA 126]] (1992), ISBN 3-7274-1261-5 {{Vorträge|126}}
#Rudolf Steiner: ''Okkulte Untersuchungen über das Leben zwischen Tod und neuer Geburt'', [[GA 140]] (1961) {{Vorträge|140}}
#Rudolf Steiner: ''Zufall, Notwendigkeit und Vorsehung '', [[GA 163]] (1986), ISBN 3-7274-1630-0 {{Vorträge|163}}
#Rudolf Steiner: ''Der Tod als Lebenswandlung'', [[GA 182]] (1996), ISBN 3-7274-1820-6 {{Vorträge|182}}
#Rudolf Steiner: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil'', [[GA 205]] (1987), ISBN 3-7274-2050-2 {{Vorträge|205}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Dritter Band'', [[GA 237]] (1991), ISBN 3-7274-2370-6 {{Vorträge|237}}
#Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923'', [[GA 266/3]] (1998), ISBN 3-7274-2663-2 {{Vorträge|266c}}
#Rudolf Steiner, Harald Haas (Hrsg.): ''Grenzerlebnisse der Seele: Schreck, Scham, Zweifel und schreckvollste Verwirrung (Thementexte)'', Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2016, ISBN 978-3727454158
#[[Aristoteles]], Klaus Corcilius (Hrsg., Übers.): ''Über die Seele. De anima'', 1. Auflage, Meiner 2017, ISBN 978-3787327898
#''Der Sohar. Das heilige Buch der Kabbala'', aus dem Hebräischen übertragen und herausgegeben von Ernst Müller, Diederichs Gelbe Reihe, Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2005, ISBN 3-7205-2643-7


== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung'', [[GA 7]] (1990)
#Rudolf Steiner: ''Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen'', [[GA 16]] (2004), ISBN 3-7274-0160-5; zusammen mit [[GA 17]] in '''Tb 602''', ISBN 978-3-7274-6021-0 {{Schriften|016}}
#Rudolf Steiner: ''Die Schwelle der geistigen Welt'', [[GA 17]] (1987), ISBN 3-7274-0170-2; zusammen mit [[GA 16]] in '''Tb 602''', ISBN 978-3-7274-6021-0 {{Schriften|017}}
#Rudolf Steiner: ''Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie'', [[GA 108]] (1986), ISBN 3-7274-1081-7


{{GA}}
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[[Kategorie:Grundbegriffe]][[Kategorie:Schulungsweg]][[Kategorie:Seelenleben]]
== Weblinks ==
{{Commonscat|Soul}}
{{Wikiquote|Seele}}
{{Wiktionary|Seele}}
 
* [http://www.gerd-albrecht.de/Die%20Gnostischen%20Schriften/Die%20Exegese%20der%20Seele.htm Die Exegese der Seele] (Gerd Albrecht)
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/philosophie5b.html Projekt Antike Seelenlehre] Website
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
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[[Kategorie:Trichotomie]]
[[Kategorie:Astralleib]]
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[[Kategorie:Mensch]]

Version vom 18. Januar 2018, 14:54 Uhr

Frederic Leighton: The Bath of Psyche, 1890

Die Seele (von urgerm. *saiwalō bzw. *saiwlō, vermutlich abgeleitet von *saiwaz, "See"; eng. soul), von den Griechen in der Antike Psyche (griech. ψυχή, psychḗ = Atem, Atemhauch; lat. anima) genannt und darum glegentlich auch als Atemseele bezeichnet, ist jenes Wesensglied des Menschen, das seine leibliche und geistige Existenz miteinander verbindet. Diese in ihrer vollen Entfaltung nur dem Menschen ermöglichte seelische Innenwelt gliedert sich in drei in der Aura unterscheidbare Teile. Ihre leibgebundenen Anteile, nämlich die Empfindungsseele, die Verstandes- oder Gemütsseele und auch der der Sinneswelt zugewandte Teil der Bewusstseinsseele unterliegen der Sterblichkeit; nur der dem Geist zugewandte Teil der Bewusstseinsseele ist unsterblich. Dieser unsterbliche Teil der Seele ist aber nicht von vornherein und unverlierbar gegeben, sondern muss aktiv errungen und bewahrt werden (siehe → Unsterblichkeit der Seele).

Ihrer substanziellen Natur nach entstammt die Seele dem Astralleib, der sich seinerseits aus der Astralwelt herausgegliedert hat. Die Seele ist das Organ des Bewusstseins, der Triebe und Empfindungen und der menschlichen Seelenfähigkeiten des Denkens, Fühlens und Wollens, die das Seelenleben bestimmen. Künstlerisch wird sie meist in weiblicher Gestalt dargestellt.

Leib, Seele und Geist

Die menschliche Seele wird oft in weiblicher Gestalt personifiziert dargestellt. Ursprünglich war sie, wie manche gnostische Schriften andeuten, ein androgynes, also doppelgeschlechtliches männlich-weibliches Wesen, das erst durch ihren Sturz in die sinnliche Welt ihre eingeschlechtliche weibliche Form annahm. So heißt es etwa in der unter den Nag-Hammadi-Schriften gefundenen «Exegese über die Seele»:

„Die Weisen, die vor uns lebten, gaben der Seele einen weiblichen Namen. Tatsächlich ist sie auch ihrer Natur nach eine Frau. Sie hat ebenso wie andere Frauen einen Mutterschoß.
Solange sie sich allein beim Vater befand, war sie eine Jungfrau und mannweiblich von Gestalt. Aber als sie in einen Körper hinabgefallen und in dieses Leben gekommen war, da geriet sie in die Gewalt vieler Räuber. Und die Frevler warfen sie sich gegenseitig zu und schändeten sie. Die einen mißbrauchten sie gewaltsam, während andere so handelten, daß sie sie überredeten mit einem verführerischen Geschenk. Kurz: Sie wurde geschändet, und sie verlor ihre Jungfräulichkeit [...]
Sie aber pflegt eine arme Witwe zu werden, die keine Hilfe hat; sie hat auch keinen, der sie anhört in ihrem Leid; denn sie hatte von ihnen nichts erhalten außer den Schändungen, die sie ihr zugefügt hatten, als sie mit ihr Umgang hatten. Und die Kinder, die sie mit den Ehebrechern hervorgebracht hat, sind stumm und blind und krank.
Aber wenn der Vater, der oben im Himmel ist, sie sucht und auf sie herabblickt und sie seufzen sieht mit ihren Leiden und der Schande und wie sie die Unzucht, die sie getrieben hat, bereut und wie sie beginnt, seinen Namen anzurufen, damit er ihr helfe, wobei sie mit ganzem Herzen ruft und sagt: ,,Rette mich, mein Vater, denn siehe: Ich will dir Rechenschaft ablegen, denn ich habe mein Haus verlassen und und bin aus meinem Jungferngemach geflohen. Hole mich wieder zu dir zurück!``, und wenn er sie sieht, daß sie in diesem Zustand ist, dann wird er sie seines Erbarmens würdig halten; denn zahlreich sind die Schmerzen, die über sie gekommen sind, weil sie ihr Haus verlassen hat.“

Exegese über die Seele: (NHC II,6)
Sophia
Siehe auch: Sophia (Gnosis)

Sophia (griech. Σοφíα „Weisheit“) wird in der Gnosis oft der weibliche Aspekt der Gottheit genannt. Als Weltseele ist sie das makrokosmische Analogon der menschlichen Seele bzw. die Gruppenseele der Menschheit. Sie wird oft auch dem (hier weiblich gedachten) Heiligen Geist gleichgesetzt. Vielfach erscheint sie als der unterste der von der Gottheit emanierten Äonen, die in ihrer Gesamtheit das Pleroma bilden. Durch ihren Fall wird sie zur Ursache für die Erschaffung der materiellen Welt. Oft wird auch zwischen einem höheren und niederen Aspekt der Sophia unterschieden. Die niedere oder untere Sophia, die außerhalb des Pleromas weilt, wird bei den Valentinianern dann auch als Achamoth (griech. Ἀχαμώθ) bezeichnet. Manchmal wird sie auch Prunikos (griech. Προύνικος) genannt, was nach Epiphanius von Salamis so viel wie „Dirne“ oder „die Lüsterne“ bedeuten soll[1] - diese Wortbedeutung gilt aber nicht als gesichert.

Siehe auch: Jungfrau Sophia

Als Jungfrau Sophia wird in der christlichen Esoterik der von niederen sinnlichen Begierden gereinigete und zum Geistselbst erhöhte Astralleib bezeichnet, entsprechend der Isis in vorchristlicher Zeit. Sie steht für die vollkommen reine menschliche bzw. menschheitliche Seele. Im esoterischen Christentum wurde die Mutter Jesu stets als «Jungfrau Sophia» bezeichnet, so auch von Johannes, dem Evangelisten; nur exoterisch nennt er sie die «Mutter des Jesus».

Zwei-Seelen-Lehre

Die noch von dem byzantinischen Patriarchen Photius I. vertretene Zwei-Seelen-Lehre, gemäß der dem Menschen eine höhere, unsterbliche Geist-Seele und eine irdische, vergängliche Seele eigen sind, wurde 869 auf dem vierten Konzil von Konstantinopel mit dem Bannfluch belegt. Der Geist sollte Gott allein vorbehalten sein. Die Lehre von der Trichotomie, wonach der Mensch aus Geist, Seele und Leib bestehe, gilt seitdem in der römisch-katholischen Kirche als Häresie. An ihre Stelle trat die Dichotomie, die dem Menschen nur mehr Leib und Seele zugesteht und seinen selbstständigen Geist leugnet. Damit wurde, wie sich Rudolf Steiner öfters ausdrückt, „der Geist abgeschafft“.

Die unsterbliche Seele

Nach anthroposophischer Auffassung ist es aber gerade der unsterbliche individuelle Geist, das Ich des Menschen, das sich wiederverkörpert und, von Ausnahmefällen abgesehen[2], nicht die weitgehend vergängliche Seele, die sich nach dem Tod durch ihre Läuterung im Kamaloka (Fegefeuer) und in den höheren Bereichen der Seelenwelt bis auf ihren unvergänglichen Rest (Entelechie) in der allgemeinen Astralwelt zerstreut und für die nächste irdische Inkarnation weitgehend neu und mit anderen Eigenschaften wieder aufgebaut werden muss. Die Unsterblichkeit der Seele ist nicht von Anfang an gegeben, sondern wird erst mit der auf das Geistige ausgerichteten Bewusstseinsseele durch die Tätigkeit des Ich erworben. Die Lehre von der Reinkarnation des Geistes ist darum auch streng zu unterscheiden von der Seelenwanderung oder Metempsychose. Der Leib unterliegt der Vererbung, die Seele dem in früheren Erdenleben selbstgeschaffenen Schicksal (Karma) und der Geist entwickelt sich durch die aufeinanderfolgenden Inkarnationen weiter.

Leib und Seele

Platon empfand noch ganz im orientlisch-vorchristlichen Sinn den Leib als Kerker oder gar als Grab der Seele (griech. τὸ μὲν σῶμά ἐστιν ἡμῖν σῆμα to men soma estin hemin sema, wörtlich: „Der Körper ist für uns ein Grab.“[3]), wodurch sie sich erst im leibfreien Zustand nach dem Tod voll entfalten und in die Ewigkeit aufschwingen könne. Im Christentum hingegen erscheint - im schroffen Gegensatz dazu - gerade die inhärente und unauflösliche Leibbezogenheit[4] der Seele als ihre zentrale Wesenseigenschaft, die sie erst zur wahrhaft menschlichen Seele macht. Für Thomas von Aquin ist die wesentlichste Bestimmung der Seele, entsprechend des aristotelischen Hylemorphismus, Form des Körpers zu sein (lat. anima forma corporis)[5]. Als unsterbliche Substanz bleibe sie zwar nach dem Tod erhalten, doch könne sie leiblos nicht ihr volles Potential entfalten und verliere ihr Person-Sein[6], das sie nur im[7] Leib habe. Sie habe daher nach dem Tod eine mindere Daseinsweise als im verkörperten Zustand und erführe ihre Vollendung erst durch die Auferstehung des Leibes, die durch die alles übersteigende Liebe und Gnade Gottes dadurch möglich wird, dass Gott selbst in Jesus Christus Mensch geworden, durch den Tod auf Golgatha geschritten und am dritten Tage wieder auferstanden ist.

Mit dem zunehmenden Materialismus ist mittlerweile nicht nur das Verständnis für den Geist, sondern auch für die Seele, namentlich für ihr Fortbestehen nach dem Tod, weitgehend verloren gegangen. Diese Entwicklung hat auch vor der zeitgenössischen Theologie nicht haltgemacht, etwa in Form der hauptsächlich von evangelischen Theologen vertretenen Ganztodtheorie oder der in der katholischen Theologie seit der Mitte des 20. Jahrhunderts immer verbreiteteren Rede von der unmittelbaren Auferstehung im Tod, womit zugleich auch die unsterbliche Seele de facto „abgeschafft“ wird.

Die Seele als Innenwelt

"Als eigene Innenwelt ist die seelische Wesenheit des Menschen von seiner Leiblichkeit verschieden. Das Eigene tritt sofort entgegen, wenn man die Aufmerksamkeit auf die einfachste Sinnesempfindung lenkt. Niemand kann zunächst wissen, ob ein anderer eine solche einfache Sinnesempfindung in genau der gleichen Art erlebt wie er selbst. Bekannt ist, daß es Menschen gibt, die farbenblind sind. Solche sehen die Dinge nur in verschiedenen Schattierungen von Grau. Andere sind teilweise farbenblind. Sie können daher gewisse Farbennuancen nicht wahrnehmen. Das Weltbild, das ihnen ihr Auge gibt, ist ein anderes als dasjenige sogenannter normaler Menschen. Und ein Gleiches gilt mehr oder weniger für die andern Sinne. Ohne weiteres geht daraus hervor, daß schon die einfache Sinnesempfindung zur Innenwelt gehört. Mit meinen leiblichen Sinnen kann ich den roten Tisch wahrnehmen, den auch der andere wahrnimmt; aber ich kann nicht des andern Empfindung des Roten wahrnehmen. – Man muß demnach die Sinnesempfindung als Seelisches bezeichnen. Wenn man sich diese Tatsache nur ganz klar macht, dann wird man bald aufhören, die Innenerlebnisse als bloße Gehirnvorgänge oder ähnliches anzusehen. – An die Sinnesempfindung schließt sich zunächst das Gefühl. Die eine Empfindung macht dem Menschen Lust, die andere Unlust. Das sind Regungen seines inneren, seines seelischen Lebens. In seinen Gefühlen schafft sich der Mensch eine zweite Welt zu derjenigen hinzu, die von außen auf ihn einwirkt. Und ein Drittes kommt hinzu: der Wille. Durch ihn wirkt der Mensch wieder auf die Außenwelt zurück. Und dadurch prägt er sein inneres Wesen der Außenwelt auf. Die Seele des Menschen fließt in seinen Willenshandlungen gleichsam nach außen. Dadurch unterscheiden sich die Taten des Menschen von den Ereignissen der äußeren Natur, daß die ersteren den Stempel seines Innenlebens tragen. So stellt sich die Seele als das Eigene des Menschen der Außenwelt gegenüber. Er erhält von der Außenwelt die Anregungen; aber er bildet in Gemäßheit dieser Anregungen eine eigene Welt aus. Die Leiblichkeit wird zum Untergrunde des Seelischen." (Lit.: GA 9, S. 30f)

Die drei seelischen Wesensglieder

Die menschliche Seele wird dadurch gebildet, dass das individuelle menschliche Ich unterbewusst beständig an den unteren, leiblichen Wesensgliedern arbeitet und sich diese Arbeit in entsprechenden Veränderungen des Astralleibes widerspiegelt. Entsprechend den drei unteren Wesensgliedern des Menschen werden dem Astralleib dadurch folgende seelische Wesensglieder eingegliedert:

  1. Empfindungsseele
  2. Verstandes- oder Gemütsseele
  3. Bewusstseinsseele

Die erste Anlage der Empfindungsseele wurde geschaffen, als sich in der polarischen Zeit, die in gewisser Weise den alten Saturnzustand wiederholte, die Erde bis zum Feuerzustand verdichtete. Sie bildet sich weiter aus durch die unbewusste Arbeit des menschlichen Ich am Astralleib. Sie ist ein umgewandelter Teil des Astralleibs. Diese dämmerhafte unbewusste Arbeit am astralischen Leib begann in der lemurischen Zeit und erreichte ihren Höhepunkt in der Ägyptisch-Chaldäischen Kultur. Als selbstständiges Wesensglied wird die Empfindungsseelemit dem 21. Lebensjahr geboren. Aristoteles bezeichnete die Empfindungsseele als Orektikon. In der hebräischen Überlieferung wird sie Nephesch genannt.

Die Verstandes- oder Gemütsseele wurde veranlagt, als sich in der polarischen Zeit die Erde bis zum Luftzustand verdichtete. Sie stellt eine Modifikation des Astralleibs dar, die sich dadurch weiter ausbildet, dass das Ich unbewusst am Ätherleib arbeitet und das Ergebnis dieser Tätigkeit in den Astralleib zurückgespiegelt wird. Diese Arbeit begann in der atlantischen Zeit und erreichte in der griechisch-lateinischen Kultur ihren Höhepunkt. Aristoteles bezeichnete die Verstandes-oder Gemütsseele als Kinetikon. In der hebräischen Überlieferung nennt man sie Ruach. Als selbstständiges Wesensglied wird die Verstandes- oder Gemütsseele mit dem 28. Lebensjahr geboren. In der Verstandesseele geht uns erstmals das Ich auf, ohne dass sich dieses aber schon ganz klar seiner selbst bewusst wird. Das geschieht erst durch die Bewusstseinsseele.

Die Bewusstseinsseele ist ein umgewandelter Teil des Astralleibs. Ihre erste Anlage wurde geschaffen, als sich während der hyperboräischen Zeit – eine kurze Wiederholung der alten Sonnenzeit - die Erde bis zum Wasserzustand verdichtete. Sie bildet sich dadurch weiter aus, dass das Ich unbewusst umgestaltend am physischen Leib arbeitet und sich diese Tätigkeit in den Astralleib zurückspiegelt. Diese unbewusste Arbeit des Ich hat am Ende der atlantischen Zeit begonnen und strebt in unserer gegenwärtigen Kulturepoche einem Höhepunkt zu. Als selbstständiges Wesensglied wird die Bewusstseinsseele mit dem 35. Lebensjahr geboren. Aristoteles gebrauchte für die Bewusstseinsseele die Bezeichnung Dianoetikon. In der hebräischen Überlieferung wird sie Neschama genannt.

Im Sohar, dem heiligen Buch der Kabbala, wird diese Dreiheit der Seelenglieder in ihrer grundlegenden Bedeutung so beschrieben:

"Und siehe: »Als der Allheilige den Menschen erschuf, las Er dessen Stoff von den vier Seiten der Welt, stellte den Menschen selbst an den Ort des unteren Heiligtums und zog an ihn Seele des Lebens heran vom oberen Heiligtum. Und die Seele ist zusammengefaßt in drei Stufen, weshalb ihr drei Namen eignen, gemäß oberem Geheimnis: Nefesch, Ruach, Neschama. Nefesch die untere Stufe. Ruach der Bestand, der über der Seele waltet, in allem bestehend in rechter Weise. Neschama, der höhere Bestand, waltend über allem - heilige, obere Stufe. Diese drei Stufen sind im Menschen zusammengefaßt, bei jenen, welche zum Dienste ihres Herrn gewürdigt sind. Denn im Anfang ist in ihm zur Nefesch, und das ist die heilige Richte, daß in ihr der Mensch zum Rechten sich wandle. Wenn der Mensch auf dieser Stufe zur Läuterung gelangt, kann er aufsteigend an »Ruach« sich veredeln, denn dies ist die heilige Stufe, die über Nefesch ruht, daß mit ihr der Mensch, der würdig geworden, sich veredle. Ist er aber in Nefesch und Ruach aufgestiegen und hat sich im Dienste seines Herrn zum Rechten gewandelt, dann waltet über ihm Neschamah, die obere, heilige, über allen waltende Stufe, daß er mit der oberen, heiligen Stufe sich verschöne - so wird er allvollkommen, vollkommen nach allen Seiten, um würdig zu werden der kommenden Welt, als Gottgeliebter." (Lit.: Sohar, S 127f)

Alte und junge Seelen

"Sie wissen ja aus der Darstellung in meiner «Geheimwissenschaft im Umriß», daß während des lemurischen Zeitraums der Erdentwickelung nur ganz wenige Menschen die Ereignisse der Erdentwickelung auf der Erde selbst sozusagen überdauert haben, daß nur wenige auf der Erde blieben während des lemurischen Zeitraums; daß die Mehrzahl der Seelen, bevor die eigentliche Gefahr der Mumifizierung alles Menschlichen begann, sich von der Erde hinweghob nach anderen Planeten und weiterlebte auf Mars, Saturn, Venus, Jupiter und so weiter; daß dann vom Ende des lemurischen Zeitraums an und während des atlantischen Zeitraums nach und nach diese Seelen wieder herunterkamen auf die Erde, um unter den veränderten irdischen Verhältnissen sich in irdischen Leibern zu verkörpern und in immer neuen Inkarnationen zu erscheinen. Da haben wir also solche Seelen, die verhältnismäßig früh heruntergekommen sind aus der Planetenwelt, und andere, die spät, erst in späten Zeiträumen der atlantischen Entwickelung niedergestiegen sind. Die ersteren Seelen, die also früher heruntergekommen sind, haben mehr Inkarnationen innerhalb der Erde hinter sich als die später herniedergestiegenen, und diese können wir daher im Gegensatz zu den ersteren, jüngere Seelen nennen, Seelen, die also weniger in sich aufgenommen haben.

Eine alte Seele war diejenige Individualität, die sich hinter dem Namen Gilgamesch verbirgt, und eine jüngere, die in Eabani verkörpert war am Ausgangspunkte der babylonischen Kultur. Ja, in bezug auf dieses Jüngere oder Ältere der menschlichen Seelen zeigt sich - man möchte fast sagen selbst zur Überraschung des Okkultisten - etwas sehr Merkwürdiges. Wenn zum Beispiel irgend jemand heute es so weit gebracht hat, daß er die Wahrheiten der Geisteswissenschaft ein wenig zugibt, sonst aber noch immer an den Vorurteilen und Werturteilen der äußeren Welt hängt, dann wird es ihm ja plausibel erscheinen, daß zum Beispiel Philosophen- oder Gelehrtenseelen unserer heutigen Zeit zu den älteren Seelen gerechnet werden müssen. Die okkulte Forschung ergibt das gerade Gegenteil, so sonderbar es klingt, und es ist für den Okkultisten selbst überraschend, daß zum Beispiel in Kant eine junge Seele lebte. Ja, die Tatsachen sagen es, da ist nichts dagegen zu machen. Und man könnte nun darauf hinweisen, daß die jüngeren Seelen sich allerdings in der Mehrzahl in den farbigen Rassen verkörpern, daß also die farbigen Rassen, namentlich die Negerrasse, vorzugsweise jüngere Seelen zur Verkörperung bringen. Aber gerade das Eigentümliche jener menschlichen Denkungsart, die sich in Gelehrsamkeit, in der heutigen materialistischen Wissenschaft auslebt, die bedingt jüngere Seelen. Und es ist sogar nachweisbar, daß bei mancher Persönlichkeit, bei der man es gar nicht voraussetzen würde, die vorhergehende Inkarnation durchaus bei den Wilden liegt. Ja, das sagen wieder die Tatsachen! Das alles muß durchaus festgehalten werden, es ist so. Das nimmt natürlich den Urteilen, die wir über unsere Umwelt haben, nichts von ihrer Bedeutung, nichts von ihrem Werte; dennoch muß es erfaßt werden zum Gesamtverständnis dessen, um was es sich handelt. In diesem Sinne haben wir es mit Eabani im alten Babylonien zu tun mit einer jungen Seele, in Gilgamesch mit einer alten Seele. Eine solche alte Seele, die wird ihrer ganzen Natur nach früh erfassen, was gewissermaßen nicht nur Kulturelement, Kulturfaktor der Gegenwart ist, sondern was als Kultureinschlag in die Gegenwart hereinfällt und weit hinausblicken läßt in die Perspektive der Zukunft." (Lit.: GA 126, S. 34f)

Das Schicksal der Seele nach dem Tod

Stadtpfarrkirche Rohrbach. Aller-Seelen-Altar (1700) - Altargemälde: Arme Seelen im Fegefeuer.

Unmittelbar nach dem Tod erlebt der Mensch zunächst für etwa zwei bis drei Tage ein umfassendes Lebenspanorama, das ihm sein vergangenes Erdenleben in Gleichzeitigkeit vor das Bewusstsein stellt. Während dieser kurzen, als beglückend empfundenen Zeit zerstreut sich sein Ätherleib bis auf einen kleinen Rest im Weltenäther. Erst danach tritt der Tote in den Zustand des Kamalokas ein, das die 3 bzw. 4 niederen Partien der Seelenwelt (Astralwelt) umfasst, in denen der Mensch jene Begierden ablegen muss, die nur mittels des mit dem Tode abgelegten physischen Leibes befriedigt werden könnten und die ihn noch an das vergangene Erdenleben fesseln. Ein großer Teil des Astralleibs wird hier abgelegt und geht in der allgemeinen Astralwelt auf. Im Kamaloka begegnet der Mensch den geistig-kosmischen Kräften der Mondensphäre.

"Die erste Zeit nach dem Tode — das wurde ja schon gesagt — ist eigentlich für den Menschen ausgefüllt mit einer Art von Zusammenhang mit dem letzten Erdenleben. Es ist eine Art von Herauswachsen aus dem letzten Erdenleben, so daß in der Tat in diesen ersten Zeiten nach dem Tode alles das fortdauert, was im Erdenleben den menschlichen Astralleib ergriffen hat. Was diesen menschlichen Astralleib beschäftigt hat, die Art der Affekte, die Art der Leidenschaften, die Art der Gefühle, das dauert fort. Und weil der Mensch hier in der physischen Verkörperung alle diese Dinge bewußt nur erlebt, wenn er innerhalb seines physischen Leibes ist, so ist natürlich das Erlebnis all dieser im Astralleib befindlichen Kräfte wesentlich anders, wenn der Mensch durch das Gebiet durchgeht, das da liegt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Es ist dieses Erleben im wesentlichen durchzogen in normalen Fällen — es gibt davon viele Ausnahmen — in den ersten Zeiten nach dem Tode von einer gewissen Entbehrung, hervorgerufen dadurch, daß der Mensch in seinem Astralleibe leben muß, ohne daß ihm der physische Leib zur Verfügung steht. Der Mensch drängt darnach, noch seinen physischen Leib zu haben; das hält den Menschen eine kürzere oder längere Zeit — man darf es schon so nennen - im normalen Falle in der Sphäre der Erde zurück. Alles Kamaloka verläuft ja eigentlich in der Sphäre zwischen der Erde und der Mondenbahn; aber das eigentliche für den Menschen bedeutungsvolle Kamaloka verläuft viel näher der Erde als, sagen wir, der Mondenbahn." (Lit.: GA 140, S. 266f)

In manchen Fällen werden die Toten länger als üblich an die Erdensphäre gebunden. Oft wird dieses für den Toten nur schwer zu ertragende Erlebnis dadurch verursacht, dass der Mensch es während des Erdenlebens versäumt hat, sich Begriffe und Vorstellungen zu bilden, die über das irdische Dasein hinausreichen. Es können aber auch Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte und Kinder oder unerfüllte Aufgaben sein, die den Toten noch lange an das Erdendasein fesseln. Man kann dann den Toten helfen, indem man ihre Aufgaben und Pflichten übernimmt. Für die Erde selbst und die hier zurückgelassenen Menschen stellen die erdgebundenen Toten ein großes Problem dar, denn „vieles von dem, was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese Erdensphäre gebannten Toten.“ (Lit.: GA 182, S. 20)

Siehe auch: Erdgebundene Tote

Das Ich-Bewusstsein im Erdenleben und nach dem Tod

Siehe auch: Ich-Bewusstsein

Die Erinnerung an den physischen Leib, die als Gedanke auftaucht, wenn sich der Leib auflöst, ermöglicht uns das Ich-Bewusstsein nach dem Tod. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Moment des Todes zu, bei dem der physische Leib in einem Augenblick abgelegt wird und dadurch ein ungeheures Bewusstseinslicht aufflammt, dass der Mensch aber, weil es so hell und blendend ist, erst nach und nach zu erfassen vermag. Hier wird nur im Großen fortgesetzt, was im Kleinen schon während des Erdenlebens der Fall war, denn auch da schon beruhte das Ich-Bewusstsein auf kleinen Zerstörungsprozessen im physischen Leib.

„Das Selbstbewußtsein, das im «Ich» sich zusammenfaßt, steigt aus dem Bewußtsein auf. Dieses entsteht, wenn das Geistige in den Menschen dadurch eintritt, daß die Kräfte des physischen und des ätherischen Leibes diese abbauen. Im Abbau dieser Leiber wird der Boden geschaffen, auf dem das Bewußtsein sein Leben entfaltet. Dem Abbau muß aber, wenn die Organisation nicht zerstört werden soll, ein Wiederaufbau folgen. So wird, wenn für ein Erleben des Bewußtseins ein Abbau erfolgt ist, genau das Abgebaute wieder aufgebaut werden. In der Wahrnehmung dieses Aufbaues liegt das Erleben des Selbstbewußtseins. Man kann in innerer Anschauung diesen Vorgang verfolgen. Man kann empfinden, wie das Bewußte in das Selbstbewußte dadurch übergeführt wird, daß man aus sich ein Nachbild des bloß Bewußten schafft. Das bloß Bewußte hat sein Bild in dem durch den Abbau gewissermaßen leer Gewordenen des Organismus. Es ist in das Selbstbewußtsein eingezogen, wenn die Leerheit von innen wieder erfüllt worden ist. Das Wesenhafte, das zu dieser Erfüllung fähig ist, wird als «Ich» erlebt.“ (Lit.:GA 26, S. 19f)

„Im Tode löst sich der physische Leib auf in die Erdenmaterie. Das ist nun von Bedeutung. Wenn wir schlafen, dann lebt in uns fortwährend - öfters habe ich das schon erwähnt - die Begierde, wiederum in den physischen Leib zurückzukehren. Diese Begierde beherrscht uns vom Einschlafen bis zum Aufwachen, wir sehnen uns gewissermaßen wiederum nach dem physischen Leib zurück. Wenn wir diesen im Tode abgelegt haben, dann können wir uns nicht zu ihm zurücksehnen, können uns nicht wieder in ihn hineinpressen. Daraus aber geht für uns hervor, daß wir nunmehr diese Begierde, wieder in den physischen Leib zurückzukehren, nicht entwickeln können. Diese Begierde fällt jetzt weg, die wir vom Einschlafen bis zum Aufwachen haben. An die Stelle dieser Begierde tritt etwas anderes. An ihre Stelle tritt der in unserem Astralleib und namentlich in unserem Ich auftauchende Gedanke an unseren physischen Leib. Wir schauen unseren physischen Leib jetzt an. Er lebt in unserem Bewußtsein. Er wird ein Inhalt unseres Bewußtseins. Und das Auflösen unseres physischen Leibes in seine Elemente, das bewirkt nun in uns, daß wir das Bewußtsein unseres physischen Leibes durch die Zeit hindurchtragen, die zwischen dem Tod und einer neuen Geburt verfließt. Dadurch aber wissen wir uns, gleichsam uns erinnernd an unseren physischen Leib, die ganze Zeit zwischen dem Tod und einer neuen Geburt als ein Ich. Es tritt also an die Stelle des Habens des physischen Leibes das Wissen vom physischen Leibe. Es tritt ein Bewußtseinszustand, eine Bewußtseinserscheinung an die Stelle. Dieses ganze Erfühlen des physischen Leibes, das wir haben von der Geburt bis zum Tode, das wird ersetzt nach dem Tode durch das Bewußtsein von unserem physischen Leib. Und durch dieses Bewußtsein, also durch einen rein geistigen Zustand, hängen wir des weiteren mit dem Erdenleben genügend zusammen.“ (Lit.:GA 163, S. 125)

Unsterblichkeit der Seele

Betende Madonna auf der Mondsichel, Spanien, 17. Jh. (anonym)

Die Unsterblichkeit der Seele besteht nicht einfach im Fortleben dessen, was wir als empirisches Seelenleben aus dem Erdendasein kennen, denn dieses ist weitgehend an die Tätigkeit unserer physischen Organistation gebunden.

"Diejenigen, die über die Unsterblichkeit der Seele gedacht haben, haben immer gedacht wie über etwas, was im gewöhnlichen Leben ist und durch die Pforte des Todes geht; während man das, was durch die Pforte des Todes geht, eben erst suchen muß, denn es liegt so tief verborgen in der Seele, daß es gar nicht beachtet wird, daß die Aufmerksamkeit im gewöhnlichen Leben nicht darauf gerichtet ist; aber es ist eben doch da. Und wenn derjenige, der so wirklich, gleichsam chemisch, abtrennt das Geistig-Seelische vom Leiblichen, wenn er dieses Geistig-Seelische dann erlebt, wie es geborgen wird in einer über ihm stehenden, übersinnlichen Welt von geistigen Wesenheiten, dann weiß er auch, daß er in diesem, sich im gewöhnlichen Leben Verbergenden der Seele — so wie der Wasserstoff im Wasser verborgen ist —, daß er in dem etwas hat, was ganz im geheimen arbeitet, sozusagen zwischen den Zeilen des Lebens; was so die feinsten Kräfte der Seele, der Erfahrung, der moralischen Fähigkeiten des Menschen in sich aufnimmt, wie der kleine Pflanzenkeim aufnimmt aus der ganzen Pflanze die Kräfte, um sie zu konzentrieren. Und wie nach dem Abwelken, nachdem die Blätter abwelken und die Blüte erstirbt, die Pflanze als kleinen Keim das, was in der vorigen Pflanze gelebt hat, hinüberträgt in die folgende Pflanze, das, was die Pflanze als Keim hinüber gerettet hat, — so ist es in der Menschenseele. Wenn man sie so herausdestilliert, so merkt man: unablässig arbeitet in jedem Augenblick des Lebens, wachend und schlafend, diese Menschenseele in den Untergründen des alltäglichen Lebens, arbeitet heraus alles das, was wir uns an Fähigkeiten aneignen, wird durchdrungen, tief durchdrungen von dem, was sie getan hat an Unrecht und Recht, Schön und Häßlich; das trägt sie in sich, wie der Pflanzenkeim in sich trägt den Keim der ganzen neuen Pflanze. Und dann weiß man, daß das so verborgen in der Seele Lebende ein Leben durchmacht zwischen Tod und neuer Geburt — und wiederum zurückkehrt zum Erdenleben. In dem Leben zwischen Tod und neuer Geburt sammelt aus einer geistigen Welt heraus dann der Mensch die Kräfte, die aber Bildekräfte werden, so daß er sich durch eine neue Geburt vereinigen kann mit dem, was ihm gegeben wird von Vater und Mutter, von der Vorfahrenreihe. So durchlebt die Menschenseele nicht ein Erdenleben, sondern aufeinanderfolgende Erdenleben." (Lit.: GA 64, S. 342f)

Vor allem aber ist die Unsterblichkeit der Seele nicht etwas, das dem Menschen von vornherein und unverlierbar geben ist, sondern etwas, das er sich aktiv erwerben und ebenso aktiv bewahren muss.

"Innere Aktivität, inneres aktives Mittun mit dem, was der Mensch aus sich macht, sogar was er aus sich macht als einem unsterblichen Wesen, das ist notwendig. Der Mensch muß arbeiten an seiner Unsterblichkeit. Das ist dasjenige, was sich die meisten Menschen gern wegzaubern lassen möchten. Sie glauben, eine Erkenntnis kann einen nur etwas von dem lehren, was ja sowieso ist, kann einen höchstens lehren, der Mensch sei unsterblich [...]

Das ist im Grunde genommen in Wahrheit ja die christliche Lehre. Daher soll der Mensch nicht bloß, wie es ein neueres Bekenntnis durchaus will, den Glauben an Christus haben, sondern er soll das Pauluswort beherzigen: «Nicht ich, sondern der Christus in mir.» Die Kraft des Christus in mir, entwickelt muß sie werden wollen und ausgebildet muß sie werden! Der Glaube als solcher kann durchaus den Menschen nicht retten, sondern einzig und allein das innere Zusammenarbeiten mit dem Christus, das innere Sich-Erarbeiten der Christuskraft, die ja immer da ist, wenn man sie sich erarbeiten will, die aber erarbeitet werden muß. Initiative, Aktivität, das ist es, womit die Menschheit sich wird erfüllen müssen. Und einsehen wird sie müssen, daß der bloß passive Glaube den Menschen einfach zu leicht macht, so daß allmählich die Unsterblichkeit auf der Erde sterben würde. Das ist das Bestreben des Ahriman." (Lit.: GA 205, S. 186f)

"Platons "Phaidon" will nichts anderes als Seelenewigkeit. Er will Seelenewigkeit nicht etwa beweisen. Es handelt sich nicht um logische Beweise. Er bezweckt ein Hinaufleben desjenigen, was sich um Sokrates herumschart, und ein Einleben in eine neue Welt. Die Seele soll sich erheben dadurch, dass sie sich abwendet von dem, was man mit Augen sehen und mit Ohren hören kann. Kurz, die Ewigkeit soll etwas sein, was man erwirbt, was man durch die Einführung in die Mysterien erwirbt. Platos Schüler sagt: Die Seele kann unsterblich werden, wenn sie sich erhebt zur Ewigkeitsschau. Wenn sie das Geistige sieht, nimmt sie Anteil am geistigen Leben. Dadurch wird sie ewig. Das ist ein Entwicklungsprozess, den wir im platonischen "Phaidon" durchgemacht haben, auch ein Entwicklungsprozess, den wir im "Gastmahl" sehen [...]

Das ist das, was als Grundelement den platonischen "Phaidon" durchzieht. Da sagt Plato: Ihr könnt sehen, was Ihr wollt, wenn Ihr aber nur das wahrnehmt, was Eure Augen, Ohren, die äusseren Sinne geben, dann könnt Ihr nicht ins Geistige kommen. Das Uebersinnliche ist es, was Euch die Seelenewigkeit verbürgt. - Er konnte die Seelenewigkeit nicht beweisen lassen. Die Schüler sollten sie erwerben, sie sollten unsterblich werden. Das ist die Grundauffassung der platonischen Methode." (Lit.: R. Steiner 1901/1902, 12. Vortrag, [2])

Die persönliche Unsterblichkeit - das über den Tod hinaus fortdauernde Bewusstsein von der Persönlichkeit - hat der sich der Mensch überhaupt erst durch die Bewusstseinsseele errungen.

"In Spanien wurde von den maurischen Gelehrten, vor allen Dingen von einer solchen Persönlichkeit wie Averroes, gelehrt, wie die Intelligenz überall waltet, wie die ganze Welt, der Kosmos erfüllt ist von der allwaltenden Intelligenz. Die Menschen unten auf der Erde, sie haben verschiedene Eigenschaften, aber sie haben nicht eine eigene, persönliche Intelligenz. Sondern jedesmal, wenn ein Mensch auf der Erde wirkt, so geht ein Tropfen der Intelligenz, ein Strahl der Intelligenz von der allgemeinen Intelligenz aus, senkt sich gewissermaßen in den Kopf, in den Körper des Menschen, erfüllt ihn, so daß, wenn ein Mensch auf Erden herumgeht, er etwas hat wie eine Art Teil der ganz allgemeinen kosmischen Intelligenz. Stirbt dann der Mensch,

Tafel 9
Tafel 9

geht er durch die Pforte des Todes, so geht das, was er als Intelligenz gehabt hat, zurück in die allgemeine Intelligenz, fließt zurück. So daß, was der Mensch während des Lebens zwischen Geburt und Tod an Gedanken, Begriffen, Ideen hat, in das allgemeine Reservoir der allgemeinen Intelligenz zurückfließt und man nicht davon sprechen kann, daß dasjenige, was der Mensch als besonders Wertvolles in seiner Seele trägt, seine Intelligenz, einer persönlichen Unsterblichkeit unterliegt.

Das war auch durchaus gelehrt von den spanisch-maurischen Gelehrten, daß der Mensch eine persönliche Unsterblichkeit nicht hat. Er lebt weiter, aber es ist ja das Wichtigste an ihm - so sagten die Gelehrten -, daß er während des Lebens intelligentes Wissen entfalten kann. Das geht aber nicht mit seinem Wesen mit. Also kann man nicht sagen, daß das intelligente Wesen eine persönliche Unsterblichkeit hat. Sehen Sie, das war, ich möchte sagen, der Furor des Kampfes der Scholastiker unter den Dominikanern, der Furor, geltendzumachen die persönliche Unsterblichkeit des Menschen. Es konnte das in jener Zeit nicht anders auftreten als so, daß diese Dominikaner geltend machten: Der Mensch ist persönlich unsterblich, und das, was Averroes lehrt, ist Ketzerei, ist Häresie. Das müssen wir heute anders sagen. Aber für die damalige Zeit ist begreiflich, daß man einen Menschen, der die persönliche Unsterblichkeit nicht annahm, wie Averroes in Spanien, für einen Häretiker erklärte. Heute müssen wir die Sache der Wirklichkeit, der Realität gemäß betrachten. Wir müssen sagen: In dem Sinne, wie der Mensch unsterblich geworden ist seiner Bewußtseinsseele nach, hat er sich diese Unsterblichkeit - dieses fortdauernde Bewußtsein von der Persönlichkeit -, nachdem er durch die Pforte des Todes durchgegangen war, erst errungen seit der Zeit, da eine Bewußtseinsseele im Erdenmenschen Platz greift. Wenn man also Aristoteles oder Alexander gefragt hätte, wie sie über Unsterblichkeit denken, wie würden sie geantwortet haben? Auf Worte kommt es nicht an, aber wenn sie gefragt worden wären und wenn sie in christlicher Terminologie geantwortet hätten, würden sie gesagt haben: Unsere Seele wird aufgenommen von Michael, und wir leben fort in der Gemeinschaft des Michael. - Oder sie würden es kosmologisch ausgedrückt haben; gerade aus einer solchen Gemeinschaft heraus, wie die des Alexander oder des Aristoteles war, würde man kosmologisch gesagt haben, und man hat es auch gesagt: Die Seele des Menschen ist intelligent auf Erden, aber diese Intelligenz ist ein Tropfen aus der Fülle dessen, was Michael ergießt wie einen intelligenten Regen, der die Menschen überströmt. Und dieser Regen geht von der Sonne aus, die Sonne nimmt in ihr eigenes Wesen wiederum zurück des Menschen Seele, und die Menschenseele, die da besteht zwischen Geburt und Tod, sie strahlt aus der Sonne auf die Erde nieder. Michael-Herrschaft hätte man auf der Sonne gesucht. So würde man kosmologisch geantwortet haben." (Lit.: GA 237, S. 163ff)

Eine entsprechende Differenzierung kennt schon die hebräische Seelenlehre, indem sie zwischen nephesch (hebr. נפש; Empfindungsseele), ruach (hebr. רוח; Verstandesseele) und neschama (hebr. שמה‎נ; Bewusstseinsseele) unterscheidet. Die niederen Seelenglieder nephesch und ruach sind sterblich und lösen sich nach dem Tod auf. Neschama ist der lebendige Odem, der „Hauch des Lebens“, den Jahve-Elohim dem Menschen einbläst (1 Mos 2,7 LUT) und bezeichnet in der Genesis die Bewusstseinsseele, insbesondere in ihrer Verschmelzung mit dem Geistselbst. Derart ist sie der zwar während der irdischen Inkarnation im Leib wohnende, aber deswegen doch nicht leibgebundene, unsterbliche Teil der Seele.

Seelentod

Siehe auch: Seelentod und Ganztod

Der Seelentod, das Absterben bzw. die völlige Auflösung der Seele, droht jenen Menschen, die ihre Seele während des Erdenlebens nur mit irdisch vergänglichem Wissen erfüllen. Sie wird zur Zeit des Jüngsten Gerichts der zweite Tod, wenn nicht nur der physische Leib, sondern auch der Ätherleib in seiner der Erdentwicklung entsprechenden Form endgültig abgelegt wird, besonders hart treffen, da sie nicht über die notwendige Seelensubstanz verfügen, durch die sie ihre weitere Entwicklung auf dem Neuen Jupiter - dem Neuen Jerusalem aus der Apokalypse des Johannes - fortführen können. Nur an denjenigen, die ihren Astralleib erfüllt haben mit der Christus-Wesenheit, wird der zweite Tod unbemerkt vorüber gehen.

„Diejenigen, deren Ätherleib ganz im Einklang ist mit dem astralischen Leib, die werfen ohne Schmerzen diesen Ätherleib ab, denn sie bleiben in ihrem astralischen Leibe, der erfüllt ist von der Christus-Wesenheit, und sie empfinden es als Entwickelungsnotwendigkeit, daß der Ätherleib abgestreift wird. Denn sie fühlen in sich die Fähigkeit, ihn wiederum selbst aufzubauen, weil sie Christus in sich aufgenommen haben. Diejenigen aber, die in diesem Ätherleib die Begierde nach dem haben, was vergangen ist, die können diesen Ätherleib auch nicht behalten, wenn alles astralisch wird. Er wird ihnen genommen werden, wird aus ihnen gerissen werden, und jetzt empfinden sie das als ein zweites Sterben, als den «zweiten Tod». Dieser zweite Tod geht an den anderen, die ihren Ätherleib mit dem astralischen Leib durch Aufnahme des Christus-Prinzips harmonisch gemacht haben, unvermerkt vorüber. Über sie hat der zweite Tod keine Macht. Die anderen empfinden aber den zweiten Tod beim weiteren Hinüberleben in jene folgende astralische Gestalt. Dann ist die Menschheit in jenem Zustand, wo diejenigen, die das Ziel der Entwickelung erreicht haben, ihren astralischen Leib ganz durchdrungen haben mit Christus. Sie sind reif, hinüberzuleben nach dem Jupiter, sie entwerfen auf unserer Erde den Plan zur Jupiterentwickelung. Das ist der Plan, der genannt wird das neue Jerusalem. Sie leben in einem «neuen Himmel» und einer «neuen Erde»: das ist Jupiter. Dieser neue Jupiter wird begleitet sein wie von einem Trabanten von denjenigen, die ausgeschlossen sind von dem Leben im Geistigen, die den zweiten Tod erlebt haben, die daher keine Möglichkeit haben, das Jupiterbewußtsein zu erlangen.“ (Lit.:GA 104, S. 246f)

Abstammung der Seelen

„Alle Seelen stammen ab von Christus, und eine solche Zeit wird kommen, wo den Seelen das zum Bewußtsein kommt und wo sie verstehen werden, daß auch der Ausgleich unter den Seelen nur durch den Christus geschehen kann.“ (Lit.:GA 266c, S. 48)

(Aufzeichnung C)

„Im Urbeginn war eine Seelensubstanz vorhanden, die sich dann in die unzähligen differenzierten Einzelseelen teilte; durch diese Differenzierung entstand das Karma, das besteht in seelischen Zusammenhängen von Mensch zu Mensch. In der Zeit vor dem Ereignis von Palästina lebten sich diese karmischen Zusammenhänge in der Blutsverwandtschaft aus, waren an das Blut gebunden. Aber gerade zur Zeit des Mysteriums von Golgatha versiegte allmählich diese Seelensubstanz, und die Menschen wären seelenlos über die Erde dahingegangen am Ende der Erdenentwicklung, wären in die Tierheit verfallen in Menschenleibern, die die Karikaturen von Tierleibern sein würden; und die Iche (denn nicht das Ich stirbt aus, an dieses ist das Karma gebunden bis zum Ende) würden leer und seelenlos sein, wenn nicht das Mysterium von Golgatha stattgefunden hätte. Der Christus ist der geistig-seelische Stammvater der jetzigen Menschheit, wie Adam es in bezug auf den Leib ist und nur, indem wir uns mit der Christus-Substanz, dem Christus-Impuls erfüllen, entgehen wir der Seelenlosigkeit, und das tun wir, indem wir die Erkenntnisse über das Mysterium von Golgatha in uns aufnehmen und in uns leben lassen. Immer seelischer werden dann die Beziehungen und das Zusammenleben von Mensch und Mensch.“ (S. 48f)

(Aufzeichnung D)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Christentum als mystische Tatsache, 24 Vorträge, gehalten in Berlin vom 19. Oktober 1901 - 26. April 1902, nicht veröffentlicht in der GA.
  2. Rudolf Steiner: Theosophie, GA 9 (2002), Kapitel Die seelische Wesenheit des Menschen, ISBN 3-7274-0090-0
  3. Rudolf Steiner: Aus schicksaltragender Zeit, GA 64 (1959), ISBN 3-7274-0640-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Okkulte Geschichte, GA 126 (1992), ISBN 3-7274-1261-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Okkulte Untersuchungen über das Leben zwischen Tod und neuer Geburt, GA 140 (1961) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Rudolf Steiner: Zufall, Notwendigkeit und Vorsehung , GA 163 (1986), ISBN 3-7274-1630-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  8. Rudolf Steiner: Der Tod als Lebenswandlung, GA 182 (1996), ISBN 3-7274-1820-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  9. Rudolf Steiner: Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil, GA 205 (1987), ISBN 3-7274-2050-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  10. Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Dritter Band, GA 237 (1991), ISBN 3-7274-2370-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  11. Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923, GA 266/3 (1998), ISBN 3-7274-2663-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  12. Rudolf Steiner, Harald Haas (Hrsg.): Grenzerlebnisse der Seele: Schreck, Scham, Zweifel und schreckvollste Verwirrung (Thementexte), Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2016, ISBN 978-3727454158
  13. Aristoteles, Klaus Corcilius (Hrsg., Übers.): Über die Seele. De anima, 1. Auflage, Meiner 2017, ISBN 978-3787327898
  14. Der Sohar. Das heilige Buch der Kabbala, aus dem Hebräischen übertragen und herausgegeben von Ernst Müller, Diederichs Gelbe Reihe, Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2005, ISBN 3-7205-2643-7


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Einzelnachweise

  1. Epiphanius: Panarion XXV 48
  2. Vgl. dazu das Prinzip der spirituellen Ökonomie.
  3. Gorgias 493a2-3
  4. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das im Lukasevangelium überlieferte Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus, insofern es als eine der wenigen biblischen Stellen eine konkrete Vorstellung vom Dasein der Toten in der Scheol, der Unterwelt, gibt und die Seelen hier in durchaus körperlicher Gestalt und nicht als leibbefreite Freiseelen gezeichnet werden. Sie erscheinen als konkrete Menschen, die sehen und hören, Schmerzen erleiden oder Freude empfinden können. Schon im frühen Christentum wurde daher dieses Gleichnis gerne als Argument gegen die platonische Seelenlehre und die an diese anknüpfende Gnosis verwendet, die die Erlösung der Seele gerade in ihrem leibbefreiten Dasein sah. Entsprechend charakterisiert schon Tertullian († um 220) die Seele so:

    „Wir beschreiben also die Seele als entstanden aus Gottes Hauch, unsterblich, wesenhaft, körperlich, von abbildungsfähiger Gestalt, der Substanz nach einfach, durch sich empfindend, in verschiedener Weise fortschreitend, freien Willens, Zufälligkeiten ausgesetzt, von wechselnder Geistesrichtung und Anlage, vernünftig, herrschend, mit Ahnungsvermögen begabt und aus einer Seele hervorgehend.“

    Tertullian: Über die Seele (De anima), Cap. 22[1]

    Tertullian beschreibt in den folgenden Kapitel sehr detailreich, wie die Seele bei der Zeugung zugleich mit dem Leib erzeugt wird, indem dabei der göttliche Hauch, den einst Adam empfangen hat, von Generation zu Generation weitergegeben wird (siehe dazu De anima 27).

  5. siehe dazu auch: Richard Heinzmann: Anima unica forma corporis - Thomas von Aquin als Überwinder des platonisch-neuplatonischen Dualismus in Philosophisches Jahrbuch, 93. Jahrgang, Verlag Karl Alber, Freiburg/München 1986, S. 236ff
  6. „Die vom Leibe getrennte Seele ist eine einzelne für sich bestehende Substanz der vernünftigen Natur. Sie ist aber nicht «Person».“ (Summe der Theologie I 29,1,V)
  7. im Leib, aber nicht durch den Leib