Sufismus

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Der Sufismus (arab. تصوف tasawwuf, DMG taṣauwuf, sufiya arab. صوفية sufiya, DMG ṣūfīya), veraltet auch als Sufitum oder Sufik bezeichnet, ist eine asketisch-spirituelle Strömung, die sich selbst heute dem Islam zuordnet, tatsächlich aber wesentlich älteren Ursprungs als dieser ist und gelegentlich auch mit dem Gnostizismus in Zusammenhang gebracht wird. Auch Goethe wurde in seiner Islam-Rezeption entscheidend durch den Sufismus beeinflusst. In einem neueren Lexikon der Esoterik heißt es zum Schulungsweg des Sufismus: "Vorbereitet durch Askese, steigt die Seele auf einer Stufenleiter empor, bis sie über alle Leidenschaften triumphiert und sich in einer Art Ekstase mit Gott vereint. Einzelne Richtungen des Sufismus gehen so weit zu behaupten, daß der Mensch von Allah abstamme und seiner Natur nach göttlich werden könne. Man unterscheidet folgende Stufen: Erkenntnis, Verweilen und ruhen in Gott, Entwerdung seiner Selbst und mystische Vereinigung mit Gott. Spätere Formen des Sufismus betonen Ekstase, Musik, Tanz (Derwische) und Murmelmeditation (...)." (Lit.: M. Roberts, S. 427). Gerade Musik und Tanz werden aber innerhalb des orthodoxen (sunnitischen, z.T. auch schiitischen) Islam als a-religiös verfolgt und zuweilen mit drakonischen Strafen belegt. "Vor- und außerislamische Einflüsse sind wahrscheinlich aber die Sufis selber führen ihre Bewegung auf den Propheten Mohammed und die ihm zuteil gewordenen Offenbarungen im Koran zurück. Nachdem in der frühesten Zeit eine sinnenfeindliche Haltung der Bewegung charakteristisch war, begründete Rabi'a al-Addawiyya von Basra (gest. 801) die Liebesmystik, die seither für das Gepräge der Sufik bestimmend ist. (...) In den sich seit dem 11. Jahrhundert bildenden sufistischen Orden spielt das Prinzip der Initiation eine wichtige Rolle, ebenso wie ekstatische Techniken." (Lit.: J. Iwersen, S. 234 - 235). Neben den dem Islam zuzuordnenden Sufi-Orden gibt es neuerdings auch solche, die sich als überkonfessionell verstehen. Gerhard Wehr allerdings beschreibt den Sufismus als rein islamische "Mystik und Esoterik".

Literatur

  • Johann Wolfgang von Goethe: West-östlicher Diwan
  • Marc Roberts: Das neue Lexikon der Esoterik, Goldmann TB, München 1995, S. 427
  • Julia Iwersen: Lexikon der Esoterik, Artemis & Winkler, Düsseldorf und Zürich 2001, S. 234 - 235
  • Gerhard Wehr: Wörterbuch der Esoterik, Herder Vlg., Freiburg im Breisgau 1989, S. 125 - 126
  • Eric-Emmanuel Schmitt: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. Fischer Vlg., Frankfurt a.M. 2004

Weblinks