Tempel und Markus (Evangelist): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Salomonischer_Tempel.jpg|thumb|350px|Modell des [[Salomonischer Tempel|Salomonischen Tempels]] mit dem [[Ehernes Meer|ehernen Meer]] (links) und dem zentralen Altar (rechts) im Vorhof.]]
Der [[Evangelist]] '''Markus''' ist der Verfasser des [[Markus-Evangelium]]s. Sein [[Wikipedia:Ikonografie|ikonografisches]] [[Symbol]] ist ein geflügelter [[Löwe]], der Markuslöwe (vgl. {{B|Offb|4|7|LUT}}); von den [[vier Paradiesesströme]]n wird ihm der äußerlich meist mit dem [[Wikipedia:Nil|Nil]] identifizierte [[Gihon]] zugeordnet.
[[Datei:Miniaturk 009.jpg|miniatur|350px|Modell des Artemistempels von Ephesos im [[Wikipedia:Miniatürk|Miniatürk]] Park [[Wikipedia:Istanbul|Istanbul]]]]


Der '''Tempel''' ({{ELSalt|τέμενος}} ''témenos''; [[Latein|lat.]] ''templum'' „abgegrenzt, abgeschlossen“) war ursprünglichen ein an heiligen Orten wie Hügeln oder Hainen errichteter, abgegrenzter [[sakral]]er Bereich in dem [[kult]]ische Handlungen durchgeführt wurden, die an die Gottheit oder die Gottheiten gerichtet waren, die hier ihren Wohnsitz genommen hatten. Später wurden an diesen Orten Tempelbauten errichtet, von einfachen aufgeschütetten Erdhügeln bis hin zu umfangreichen Tempelbezirken. Das gemeinsame [[Urbild]] aller Tempelformen ist der [[Leib]] des [[Mensch]]en, der in seiner [[Seele]] den herabsteigenden [[Geist]] empfängt. Ein vollkommenes Beispiel des Tempelbaus war der [[Salomonischer Tempel|salomonische Tempel]].
[[Kategorie:Christentum]] [[Kategorie:Evangelist]] [[Kategorie:Markus (Evangelist)]]
 
{{GZ|Was ist letzten Endes ein vorderasiatischer Tempel?
Wo tritt uns in der Welt ein Vorbild dafür entgegen?
 
Das Vorbild, das uns sogleich Licht wirft auf das, was hier geschehen ist, das ist in Folgendem
gegeben: Sie denken sich einen Menschen am Erdboden liegend und sich mit seinem Vorderleibe
und seinem Antlitze aufrichtend. Und Sie haben in dem Menschen, der am Erdboden liegend sich
aufrichtet, um seinen Körper einfangen zu lassen von den herabströmenden höheren geistigen
Kräften, um sich mit diesen in Verbindung zu setzen, dasjenige gegeben, was die anregende Inspiration
geben kann für einen vorderasiatischen Tempel. Alle die Säulen, die Kapitelle, alle die
merkwürdigen Gestalten dieses Tempels sind Symbole für das, was man empfinden kann, wenn
man sich gegenüberstellt einem so sich aufrichtenden Menschen, mit alledem, was sich in seinen
Handbewegungen, in seinen Gesten und in seinem Antlitze verrät. Würde man nun mit dem
geistigen Blick dieses Antlitz durchbrechen, würde man eindringen in das Innere des Menschen, in
den Mikrokosmos, der ein Abdruck ist des Makrokosmos, so würde man finden - insofern das
menschliche Antlitz ein voller Ausdruck ist für das, was im Innern des Menschen, des Mikrokosmos
ist - dasselbe Verhältnis zwischen dem menschlichen Antlitz und dem Innern, wie zwischen
der Fassade des vorderasiatischen Tempels und dem, was in seinem Innern war. Ein sich aufrichtender
Mensch ist ein vorderasiatischer Tempel; allerdings nicht kopiert, sondern als Motiv
betrachtet mit alle dem, was er in der Seele anregt. Insofern wir physische Menschen sind und die
menschliche Leiblichkeit durch Anthroposophie geistig geschildert werden kann, insofern ist der
vorderasiatische Tempel der Ausdruck des menschlichen Mikrokosmos. So ist aus der Erfassung
des menschlichen Mikrokosmos mit dem Streben nach aufwärts jener Teil der menschlichen Baukunst
erschlossen. Dieser physische Mensch hat seinen getreuen spirituellen Abdruck in jenen
merkwürdigen Tempeln, von denen nicht viel anderes mehr als Trümmer erhalten sind. In allen
Einzelheiten, bis zum geflügelten Rade und den Urformen dieser Dinge würde man nachweisen
können, daß dies so ist. In lauten Tönen sprechen zu uns herüber die Zeiten: Der Tempel ist der
Mensch!
 
Und der ägyptische und der griechische Tempel?
 
Wir können den Menschen nicht bloß vom anthroposophischen, sondern auch vom psychosophischen
Standpunkte aus schildern, vom Standpunkte der Betrachtung der Seele. Nähern wir
uns dem Menschen, insofern er uns auf der Erde in hauptsächlichster Art als Seelenwesen entgegentritt,
dann ist uns dasjenige, was wir, wenn wir dem Menschen gegenübertreten, betrachten in
seinem Auge, in seinem Antlitz, in seiner Geste, wahrhaftig zunächst ein Rätsel. Und wie mancher
Mensch ist in dieser Beziehung ein großes Rätsel! Wahrhaftig, wenn wir in dieser Beziehung
dem Menschen entgegentreten, so ist das nicht anders, als wenn wir dem ägyptischen Tempel entgegentreten,
der uns das Rätsel darbietet. Und wenn wir in sein Inneres hineintreten, so finden wir
dort des menschlichen Seelischen Allerheiligstes. Aber wir finden es nur zugänglich denjenigen,
die über das Äußere hinübergehen und in das Innere eintreten können. Eine Menschenseele ist
verschlossen in der innersten Cella, wie des Gottes Heiligtum, wie die Mysteriengeheimnisse
selber im ägyptischen Tempel, in der ägyptischen Pyramide.
Aber nicht so verschlossen ist die Seele in dem Menschen, daß sie nicht in der Geste, in alle
dem, was am Menschen uns entgegentreten kann, sich ausdrücken könnte. Der Leib kann, wenn
die Seele ihn in ihrer Eigentümlichkeit durchdringt, zum äußeren Ausdruck der Seele werden.
Dann erscheint uns dieser Menschenleib als etwas im höchsten Maße künstlerisch in sich Vollendetes,
als ein Durchseeltes, als ein in sich vollendetes Unendliches. Und suchen Sie sich etwas in
der ganzen sichtbaren Schöpfung, das in sich ein so Vollendetes darstellen würde, wie der menschliche
Leib es ist, insofern dieser durchseelt ist: Sie werden innerhalb der sichtbaren Schöpfung
nichts finden - nicht in bezug auf Dynamik - außer den griechischen Tempel, ihn, der den Gott
in sich so einschließt, aber auch als Wohnung ihm zum Ausdruck dient in einem in sich vollendeten
Unendlichen, wie der menschliche Leib der menschlichen Seele. Und insofern der Mensch als
Mikrokosmos Seele in einem Leibe ist, ist der ägyptische, ist der griechische Tempel - der
Mensch.|286|22f|30}}
 
{{GGZ|Wir hören von dem salomonischen Tempel bei mancherlei Gelegenheiten als von jenem Tempel,
von dem wir wissen, daß in ihm zum Ausdruck kommen sollte der ganze Geist der Menschheitsentwickelung.
Wir hören davon; an die Menschen der physischen Erde stellt man aber - und
das ist das Rätselhafte an der Sache - die ganz vergebliche Frage: wer hat jenen salomonischen
Tempel, von dem wir als einer grandiosen Wahrheit sprechen - wenn wir überhaupt im Ernst
davon sprechen -, wer hat ihn mit physischen Augen gesehen? Ja, es ist ein Rätsel, was ich da
sage! ''Herodot'' hat wenige Jahrhunderte, nachdem der salomonische Tempel aufgebaut gewesen
sein mußte, Ägypten bereist, hat Vorderasien bereist. Aus seinen Reiseschilderungen, die sich
wahrhaftig über viel Geringeres hermachen als über das, was der salomonische Tempel gewesen
sein muß, wissen wir, daß er nur wenige Meilen vorbeigegangen sein mußte am salomonischen
Tempel - aber er hat ihn nicht gesehen. Den salomonischen Tempel hatten die Leute noch nicht
gesehen!
 
Das Rätselvolle ist nun, daß ich über etwas sprechen muß, was doch da war und was die Leute
nicht gesehen haben. Aber es ist so. Nun, es gibt auch in der Natur etwas, was da sein kann und
was die Leute doch nicht sehen. Der Vergleich ist aber nicht vollständig, und wer ihn ausnützen
wollte, würde ganz danebenschießen. Es sind die Pflanzen, die in ihrem Samen enthalten sind;
aber die Menschen sehen die Pflanzen in ihrem Samen nicht. Es sollte aber nun niemand weitergehen
in diesem Vergleich, denn wer jetzt darnach den salomonischen Tempel interpretieren würde,
der würde gleich etwas Falsches sagen. Soweit ich es selbst gesagt habe, ist der Vergleich durchaus
richtig, der Vergleich des Pflanzensamens mit dem salomonischen Tempel.
 
Was will der salomonische Tempel? Er will dasselbe, was der Tempel der Zukunft wollen soll
und allein wollen kann.
 
Man kann den physischen Menschen darstellen in der Anthroposophie. Man kann den Menschen,
insofern er der Tempel der Seele selber ist und von der Seele durchseelt ist, darstellen in der
Psychosophie. Und man kann den Menschen darstellen durch Pneumatosophie, insofern der
Mensch Geist ist. Der geistige Mensch, dürfen wir ihn denn nicht so vor uns hinstellen, daß wir
sagen: Zuerst erblicken wir den Menschen, der, am Boden liegend, sich aufrichtet; dann den Menschen,
der in sich selbst geschlossen wie ein in sich gegründetes Unendliches vor uns steht mit dem
gerade vor sich hingerichteten Blick; und dann erblicken wir den Menschen, der nach oben
schaut, seelisch in sich gegründet, aber die Seele zum Geiste erhebend und den Geist empfangend.
«Der Geist ist spirituell», das ist eine Tautologie, aber sie kann uns doch klarmachen, was wir zu
sagen haben: Der Geist ist das Übersinnliche, die Kunst kann nur im Sinnlichen formen und im
Sinnlichen überhaupt zum Ausdruck kommen. Mit anderen Worten: Was die Seele als Geist empfängt,
muß in die Form sich ergießen können. So wie der sich aufrichtende Mensch, der in sich
gefestigte Mensch zum Tempel geworden ist, so muß die Seele zum Tempel werden können, die
den Geist empfängt. Dazu ist unser Zeitalter da, daß es den Anfang macht mit einer Tempelkunst,
die laut zu den Menschen der Zukunft sprechen kann:
 
Der Tempel, das ist der Mensch, der Mensch, der in seiner Seele den Geist empfängt!|286|23f|31}}
 
== Literatur ==
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Wege zu einem neuen Baustil'', [[GA 286]] (1982), ISBN 3-7274-2860-0 {{Vorträge|286}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Tempel|!]]
[[Kategorie:Architektur]]
[[en:Temple]]

Version vom 2. Januar 2017, 15:49 Uhr

Der Evangelist Markus ist der Verfasser des Markus-Evangeliums. Sein ikonografisches Symbol ist ein geflügelter Löwe, der Markuslöwe (vgl. Offb 4,7 LUT); von den vier Paradiesesströmen wird ihm der äußerlich meist mit dem Nil identifizierte Gihon zugeordnet.