Maschine

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Eine Maschine (aus frz. machine, von lat. machina, dieses von griech. μηχανή, mechané „Werkzeug, künstliche Vorrichtung, Mittel“) ist ein von Menschen künstlich hergestelltes materielles System aus starren und beweglichen Teilen, wobei letztere von einem oder mehreren Zentren aus durch Zentralkräfte angetrieben werden. Maschinen dienen dem Stoff-, Energie- und Informationstransport (z.B. Rechenmaschinen) und sollen den Menschen bei seiner körperlichen und geistigen Arbeit entlasten.

Maschine und Organismus

Maschinen unterscheiden sich aufgrund ihrer Bauweise in der Funktionsweise grundlegend von den von Universalkräften dezentral von der Peripherie her belebten lebendigen Organismen.

"Dies ist eben der Gegensatz des Organismus zur Maschine. Bei der letzteren ist alles Wechselwirkung der Teile. Es existiert nichts Wirkliches in der Maschine selbst außer dieser Wechselwirkung. Das einheitliche Prinzip, welches das Zusammenwirken jener Teile beherrscht, fehlt im Objekte selbst und liegt außerhalb desselben in dem Kopfe des Konstrukteurs als Plan. Nur die äußerste Kurzsichtigkeit kann leugnen, daß gerade darinnen die Differenz zwischen Organismus und Mechanismus besteht, daß dasjenige Prinzip, welches das Wechselverhältnis der Teile bewirkt, beim letzteren nur außerhalb (abstrakt) vorhanden ist, während es bei ersterem in dem Dinge selbst wirkliches Dasein gewinnt. So erscheinen dann auch die sinnlich wahrnehmbaren Verhältnisse des Organismus nicht als bloße Folge auseinander, sondern als beherrscht von jenem inneren Prinzipe, als Folge eines solchen, das nicht mehr sinnlich wahrnehmbar ist. In dieser Hinsicht ist es ebensowenig sinnlich wahrnehmbar, wie jener Plan im Kopfe des Konstrukteurs, der ja auch nur für den Geist da ist; ja es ist im wesentlichen jener Plan, nur daß er jetzt eingezogen ist in das Innere des Wesens und nicht mehr durch Vermittlung eines Dritten - jenes Konstrukteurs - seine Wirkungen vollzieht, sondern dieses direkt selbst tut." (Lit.: GA 001, S. 73)

räumlicher Mechanismus und zeitlicher Organismus

Bei der Maschine ist die von Anfang an fertig gegebene räumliche Konfiguration bestimmenden für den zeitlichen Ablauf der Bewegungen. Hingegen ist die räumliche Gestalt des Organismus, die sich im Wachsen und Werden erst allmählich herausbildet, ein Abbild der differenziert gestalteten zeitlichen Dynamik, d.h. des für jedes Lebewesen charakteristischen Zeitleibes, der von Rudolf Steiner auch als Ätherleib bezeichnet wird.

"Und so bekommt man auch nur einen richtigen Begriff von dem, was eigentlich physischer Leib des Menschen ist, wenn man trennen kann vom Zeitlichen das Räumliche. Beim Menschen ist es von fundamentaler Bedeutung, weil man überhaupt zu keinem Verständnis kommt, wenn man nicht weiß, daß bei ihm alles Zeitliche als Entität für sich verläuft, und das Räumliche von dem Zeitlichen als von etwas Dynamischem beherrscht wird, während bei einer Maschine das Zeitliche nur eine Funktion ist desjenigen, was räumlich wirkt. Das ist der Unterschied. Beim Menschen ist das Zeitliche ein Reales, während beim Mechanismus das Zeitliche nur eine Funktion des Raumes ist." (Lit.: GA 082, S. 236)

Maschinen sind für den Verstand restlos durchschaubar

Eben aufgrund dieser Bauweise ist die Funktionalität einer Maschine aber auch restlos für den äußeren Verstand durchschaubar.

"Die Maschine unterscheidet sich von allem übrigen, mit dem es der Mensch zu tun haben kann in seinem äußeren Leben. Ich bitte Sie, betrachten Sie das Tier. Sie werden, indem Sie Ihre wissenschaftlichen oder sonstigen Erkenntnisgedanken auf das Tier anwenden - ich will gar nicht vom Menschen in dem heutigen Zusammenhang sprechen -, noch so viel über das Tier erforschen können, es bleibt immer etwas, ich möchte sagen, Göttlich-Tiefes im Tiere; Sie schöpfen es nicht aus, Sie kommen nicht dahinter. Hinter das, was Sie über das Tier denken, stellt sich immer etwas, was Ihnen unbekannt bleibt. Bei der Pflanze ist es nicht weniger. Und nehmen Sie selbst den Kristall, nehmen Sie die wunderbaren Formen der Kristallwelt, Sie werden sich sagen müssen: Gewiß, man kann das Äußerste begreifen in der Kristallwelt, in ihren Formen und so weiter, wenn man auf diese Sache hin geschult ist, aber es bleibt noch hinlänglich vieles von dem, was der Mensch verehren kann als dasjenige, zu dem er nicht mit dem unmittelbaren, unhellseherischen Verstände dringt.

Nehmen Sie die Maschine, sie ist durch und durch durchsichtig. Man weiß: die Kraft setzt so ein, der Zapfen sitzt so und so in der Öffnung drinnen, die Reibung ist eine so und so große, man kann den Nutzeffekt berechnen, wenn man die einzelnen Elemente kennt - nichts ist hinter der Maschine, welches auffordert dazu, sich zu sagen: Da ist etwas, was nicht durchdrungen werden kann mit dem gewöhnlichen unseherischen menschlichen Verstände. Das bedeutet für den Verkehr des Menschen mit der Maschine sehr viel. Und wenn man wiederum einmal vor Tausenden und Tausenden von Menschen gestanden hat, die es mit der Maschine zu tun haben, dann weiß man, was in die Seelen der Menschen hineinträufelt von dieser geistig durchsichtigen Maschine, von dieser Maschine, die nichts hinter sich hat, was irgendwie vielleicht für den unseherischen Verstand nur geahnt oder nicht durchschaut werden könnte. Das macht den Verkehr mit der Maschine so verheerend für den Menschen, daß die Maschine geistig-seelisch so durchsichtig ist; daß alles, was an Kräften und Kräftezusammenhängen in der Maschine ist, so wasserklar daliegt vor den menschlichen Sinnen und dem menschlichen Verstände. Das ist das, was Herz und Seele der Menschen aussaugt, was den Menschen trocken macht, was den Menschen unmenschlich macht." (Lit.: GA 296, S. 14f)

Maschinen und ahrimanische Elementarwesen

Nicht sichtbar für die äußere Wahrnehmung und den sich daran anschließenden Verstand sind allerdings die ahrimanischen Elementarwesen, die sich mit dem Maschinellen verbinden.

"Man braucht sich nur vorzustellen, was von den Maschinerien der Gegenwart, von den Mechanismen der Gegenwart zur Zeit, als die Jungfrau von Orleans wirkte, vorhanden war. Wir können geradezu sagen, seit jener Zeit hat sich in mechanischer Beziehung die Erde vollkommen verändert, denn alles, was wir an Maschinen erleben, ist erst nachher gekommen. Diejenigen von Ihnen, die einmal aufmerksam nachts in einem Schlafwagen gefahren sind, können eine merkwürdige Erfahrung gemacht haben, die Erfahrung, daß im Aufwachen - und man kann ja bei einer solchen Gelegenheit recht oft aufwachen - etwas nachrumpelt von dem, was ringsherum in der Maschinerie des Zuges ist, und daß gewissermaßen im traumhaften Aufwachen etwas vernommen werden kann von diesem Gekrächze und Gequietsche des Zuges oder des Dampfschiffes, wo man dann ist, wenn man aufwacht. Das kommt davon her, daß unsere Seele eigentlich nicht in unserem Leibe, sondern in der Umgebung des Leibes ist und hineinversetzt ist in diese Mechanismen.

Nun sind wir nicht nur bei so außerordentlichen Gelegenheiten in das ganze Getriebe unserer Zeit hineinversetzt, sondern man darf sagen: das maschinelle Leben erstreckt sich ja in der heutigen Zeit auch hinaus auf das Land, und wir sind im Grunde genommen immer in dieses maschinelle Leben der Zeit hineinversetzt. Unsere Seele im schlafenden Zustande geht auf in alles, was Mechanismen sind. Solche Mechanismen haben wir aber auf erbaut. Ein Mechanismus, den wir auf erbaut haben, ist aber etwas ganz anderes als die Natur draußen, die auferbaut ist von den Elementargeistern. Draußen, wenn wir zum Beispiel im Walde sind, wo alles aufgebaut ist von den Naturgeistern, da sind wir in einer ganz anderen Umgebung, als wenn wir in der Umgebung der Mechanismen sind, die wir auferbaut haben. Denn was tun wir, indem wir das, was wir der Natur entnehmen, mechanisch zusammenfügen für unser Leben zu Maschinen und Geräten? Da fügen wir nicht nur die Teile der Materie zusammen. Sondern dadurch, daß wir Teile der Materie zusammenfügen, geben wir jedesmal Gelegenheit, daß ein ahrimanisch- dämonischer Diener sich mit der Maschine vereinigt. Bei jeder Maschine, bei jedem Mechanismus, bei allem, was in dieser Beziehung zum heutigen Kulturleben gehört, vollziehen wir das, daß wir dämonischen Elementargeistern, den ahrimanischen Naturen angehörenden Dienern einen Ansatzpunkt geben. Und indem wir in dieser Umgebung der Maschinen leben, leben wir dann zusammen mit diesen dämonisch-ahrimanischen Elementargeistern. Wir durchdringen uns mit ihnen; wir durchdringen uns nicht nur mit dem Gequietsche und Geknarre der Mechanismen, sondern auch mit dem, was im eminentesten Sinne für unseren Geist, für unsere Seele etwas Zerstörendes hat.

Wohlgemerkt - ich habe bei ähnlichen Gelegenheiten oftmals eine ähnliche Bemerkung gemacht -, es soll das, was ich sage, nicht eine Kritik unseres ahrimanischen Zeitalters sein. Denn das muß so sein, daß wir überall Dämonen hineinströmen lassen und uns von ihnen umgeben lassen. Das liegt in der Entwickelung der Menschheit. Und weil wir es einfach als notwendig anerkennen müssen, deshalb werden wir, wenn wir den eigentlichen Impuls der Geisteswissenschaft verstehen, nun nicht etwa ein Lob anstimmen auf die, welche da sagen: Also muß man sich möglichst schützen vor den Dämonen und die Kultur fliehen, muß sich möglichst in der Einsamkeit eine Kolonie erbauen, so daß man nichts mit diesen dämonisch-ahrimanischen Elementargeistern zu tun hat. Das ist nie der Tenor gewesen, den ich bei meinen Ausführungen angeschlagen habe, sondern ich habe immer gesagt, daß das, was die Notwendigkeit der Entwickelung über uns bringt, voll hingenommen werde, daß man sich nicht zur Flucht vor der Welt dadurch verleiten laßt. Aber ins Auge gefaßt, verstanden muß es werden, daß unser Zeitalter dazu angetan ist, daß wir unsere Umgebung immer mehr mit dämonischen Naturen durchdringen, daß wir immer mehr zu tun haben mit dem, was unsere Kultur mechanisiert. Ein solches Zeitalter erfordert etwas ganz anderes, als jenes Zeitalter erfordert hat, aus dem die Jungfrau von Orleans zu ihrer Wirksamkeit berufen worden ist." (Lit.: GA 157, S. 96ff)

Technik der Zukunft

"... wenn Anthroposophie einmal so weit sein wird, daß sie in unsere Schulen eindringt, daß sie überall die Dinge geltend macht, wird etwas anderes noch kommen. Dann wird man nämlich wissen, welche Bewegungen beim Menschen für seine Gesundheit und seine ganze Stoffwechselentwickelung richtig und welche falsch sind. Dann wird die Zeit kommen, wo man die Arbeit nach dem Menschen richten wird. Heute richtet man die Arbeit nach den Maschinen. Heute muß der Mensch so sich bewegen, wie es die Leute, welche die Maschine entdeckt haben, angemessen finden. Später wird man finden: Nicht dasjenige, was von den Maschinen kommt, ist die Hauptsache, sondern der Mensch ist die Hauptsache. Deshalb darf es nur solche Maschinen geben, die hergerichtet sind für den Menschen. Das wird man einmal nur können, wenn die Anthroposophie ganz angenommen sein wird. Dann wird man sagen können: Es muß alles Maschinelle sich nach dem Menschen richten.

Aber dazu ist etwas notwendig. Zuerst muß man verstehen, wie das Herz nichts Maschinelles ist, sondern sich nach dem Menschen richtet. Dann wird man auch für die äußere Maschine die Grundlage finden können, die sie so gestaltet, daß sie sich nach dem Menschen richtet. Aber eine Wissenschaft, die es sich so bequem gemacht hat, daß sie das Herz so beschreibt, als wenn der Mensch in seiner Blutzirkulation nur eine Pumpe hätte, die macht sich kein Gewissen daraus, auch die Maschine so zu machen, daß sich der Mensch darnach richten muß. Mit dieser falschen Ansicht in der Wissenschaft hängt nämlich unsere ganze falsche soziale Lage zusammen. Und deshalb muß man schon begreifen, daß erst ein richtiges Denken über den Menschen kommen muß; dann kann erst ein richtiges soziales Leben anfangen. Solange man glaubt, das Herz sei eine Pumpe, solange wird man auch im äußeren Leben nicht richtig sich einstellen können. Erst dann, wenn man weiß, der unsichtbare Mensch ist höher als sein Herz, er ist es, der sein Herz bewegt, dann wird man auch die Maschinen nach dem Menschen richten. Das muß man erst anfangen einzusehen." (Lit.: GA 350, S. 68f)

Der Strader-Apparat, der in Rudolf Steiners drittem Mysteriendrama «Der Hüter der Schwelle» als eine Erfindung des Doktor Strader beschrieben wird, soll einen Hinweis auf diese künftig zu entwickelnde moderne Technik geben, die nicht, wie alle derzeit gebräuchlichen Maschinen, ausschließlich auf Energie verschlingenden physischen Zentralkräften beruht, sondern die potentialfreien ätherischen Universalkräfte nutzbar machen kann. Straders Intention ist es, dem technischen Fortschritt eine solche Richtung geben, dass damit zugleich Kräfte frei werden, durch die die Menschen ihre geistige Entwicklung voranbringen können:

Es reihte dann Versuch sich an Versuch,
bis endlich der Zusammenklang von Kräften
auf meinem Arbeitstische sich ergab,
der einst in seiner vollen Ausgestaltung
rein technisch jene Freiheit bringen wird,
in welcher Seelen sich entfalten können.
Nicht weiter wird man Menschen zwingen müssen,
in enger Arbeitsstätte würdelos
ihr Dasein pflanzenähnlich zu verträumen.
Man wird der Technik Kräfte so verteilen,
dass jeder Mensch behaglich nutzen kann,
was er zu seiner Arbeit nötig hat
im eignen Heim, das er nach sich gestaltet.
Der Hüter der Schwelle, 1. Bild

Strader scheitert allerdings mit seiner Erfindung und stirbt gegen Ende des vierten Dramas («Der Seelen Erwachen»).

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften, GA 1 (1987), ISBN 3-7274-0011-0; Tb 649, ISBN 978-3-7274-6490-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Damit der Mensch ganz Mensch werde, GA 82 (1994), ISBN 3-7274-0820-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Menschenschicksale und Völkerschicksale, GA 157 (1981), ISBN 3-7274-1571-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Die Erziehungsfrage als soziale Frage, GA 296 (1991), ISBN 3-7274-2960-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Rhythmen im Kosmos und im Menschenwesen. Wie kommt man zum Schauen der geistigen Welt?, GA 350 (1991), ISBN 3-7274-3500-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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