Tora

Aus AnthroWiki
(Weitergeleitet von Mosaisches Gesetz)
תּוֹרָה
Tora / Fünf Bücher Mose / Pentateuch
  • Bereschit (בְּרֵאשִׁית);
1. Buch Mose; Genesis
  • Schemot (שְׁמוֹת);
2. Buch Mose; Exodus
  • Wajikra (וַיִּקְרָא);
3. Buch Mose; Levitikus
  • Bemidbar (בְּמִדְבַּר);
4. Buch Mose; Numeri
  • Devarim (דְּבָרִים);
5. Buch Mose; Deuteronomium

Die Tora (hebr. תּוֹרָה „Gebot, Weisung, Belehrung“, von jarah „unterweisen“), auch Thora, Torah, bekannt auch als das mosaische Gesetz, dessen Kernstück die Zehn Gebote (2 Mos 20,2-17 LUT; 5 Mos 5,6-21 LUT) sind, bildet den ersten Teil des Tanach, der hebräischen Bibel. Sie besteht aus dem Pentateuch, den fünf Bücher Mose, weshalb sie im Judentum auch chamischa chumsche tora „Die fünf Fünftel der Tora“ und im Griechischen Πεντάτευχος (Pentáteuchos; lat. Pentateuchus) genannt wird.

Die Torarolle

Torarolle mit Jad (Zeigestab)

Mit dem Begriff Tora wird auch die Torarolle bezeichnet. Dies ist eine handgeschriebene Rolle aus Pergament mit dem unpunktierten hebräischen Text der fünf Bücher Mose. Aus einer Torarolle wird in jüdischen Gottesdiensten gelesen, wobei dieses Lesen eher ein Singen nach einer bestimmten Kantillation (hebr. טעמים‎ Teamim) ist. Alle Kapitel (פרשות‎ Paraschot) werden über ein Jahr verteilt gelesen. Die Lesung des letzten Abschnitts des fünften Buches Mose und der Neubeginn der Lesung des ersten Abschnitts des ersten Buches Mose erfolgt an dem jüdischen Feiertag w:Simchat Tora (hebr. שִׂמְחַת תּוֹרָה‎ Freude der Tora).

Die mündliche Tora

Die „mündliche Tora“ ist ein Grundkonzept des rabbinischen Judentums: Gottes Offenbarung am Sinai umfasste nicht nur die schriftliche Tora, sondern auch deren mündlich überlieferte Auslegung, die die schriftliche Tora jeweils aktualisiert und damit auf verschiedene Lebenssituationen anwendbar machte.[1] Neben dieser Vorstellung zweier gleich ursprünglicher Torot gibt es das andere Konzept, wonach die Halacha durch Methoden der Bibelauslegung aus der schriftlichen Tora abgeleitet wurde. Aus heutiger Sicht lassen sich drei verschiedene Arten von Halacha unterscheiden:[2]

  • Gebote, die aus der jüdischen Bibel (Tanach) abgeleitet sind;
  • Gebote, die unabhängig von der Bibel bestehen;
  • Gebote, die unabhängig von der Bibel sind, aber nachträglich eine biblische Begründung erhielten.

Das Phänomen, dass einige Bereiche der Halacha eine schmale Basis in der schriftlichen Tora haben, war für die Rabbinen offensichtlich: „Die Lösung der Gelübde (Num 30,3–16 EU) schwebt in der Luft und hat nichts, worauf sie sich stützen kann. Die Satzungen über den Sabbat, die Festopfer und über die Veruntreuungen (Lev 5,14–16 EU), siehe, die sind wie Berge, die an einem Haar hängen, denn sie bestehen aus wenigen Schriftworten und zahlreichen Bestimmungen. Die Rechtspflege und die Opfergesetze, die Vorschriften über Reinheit und Unreinheit und über Blutschande haben (etwas), worauf sie sich stützen können. Diese sind die Hauptstücke der Tora.“[3]

Um das Jahr 200 n. Chr. wurde das ganze bis dahin entwickelte Religionsgesetz in ein System von sechs Ordnungen gebracht und in einer Rabbi Jehuda ha-Nasi zugeschriebenen Sammlung schriftlich fixiert.[4] Man sieht hier das unterschiedliche Verhältnis der halachischen Stoffe zur schriftlichen Tora; Beispiele:[5]

  • Die 5. Ordnung der Mischna (Kodaschim, „Heiliges“) ist weithin ein Kommentar zu den kultischen Vorschriften der Tora, aber mit Ausnahme der Traktate Tamid und Middot, die Beschreibungen von Ritualen und baulichen Details des Herodianischen Tempels enthalten.
  • Die 6. Ordnung der Mischna (Toharot, „Reinheiten“) entwickelt Regeln für den Umgang mit kultischer Unreinheit, die von anderen Prämissen ausgehen als die schriftliche Tora, zum Beispiel dass die Reinheitsvorschriften nicht nur im Kontext des Tempelbesuchs, sondern auch im normalen Alltag gelten.

Diese erste schriftliche Fixierung der mündlichen Tora, die Mischna, wurde zum Standardkanon. Mit dem Namen Jehuda ha-Nasi ist im Geschichtsbild der rabbinischen Literatur der Abschluss einer Epoche verbunden; trotzdem wurde die Mischna in ihrem Bestand auch nach dem Tod Jehuda ha-Nasis ergänzt.[6]

Die Mischna wird ausführlich in den Talmuden diskutiert und erklärt. Talmud ist die Bezeichnung für das gesamte Werk, das aus Mischna und deren Diskussion (Gemara) besteht; es gibt einen Babylonischen Talmud und einen Jerusalemer Talmud. Die Gemara wurde bis zum 6. Jahrhundert schriftlich fixiert. Im Talmud finden sich Überlegungen zur Zahl der Mitzwot, die im Gegensatz zu konkreten religionsgesetzlichen Entscheiden, den Halachot, als ewig gelten. Die klassische Formulierung, wonach es 613 Ge- und Verbote gebe (365 Verbote, nach den Tagen des Jahres, und 248 positive Gebote, nach der Zahl der Knochen des menschlichen Körpers), steht im Babylonischen Talmud (Makkot 23b) und wird dort Rabbi Simlai (3. Jahrhundert) zugeschrieben. Aber noch wurde diese Zahl nicht durch eine entsprechende Liste von Mitzwot konkretisiert. Das unternahm erstmals das Kompendium Halachot Gedolot (9. Jahrhundert).[7]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Günter Stemberger: Einleitung in Talmud und Midrasch, C.H.Beck, 9., völlig neu bearbeitete Auflage, München 2011, S. 44.
  2. Günter Stemberger: Einleitung in Talmud und Midrasch, C.H.Beck, 9., völlig neu bearbeitete Auflage, München 2011, S. 145.
  3. Mischna Chagiga I 8, hier zit. nach: Die Mischna ins Deutsche übertragen, mit einer Einleitung und Anmerkungen von Dietrich Correns. Marix, Wiesbaden 2005, S. 285.
  4. Günter Stemberger: Einleitung in Talmud und Midrasch, C.H.Beck, 9., völlig neu bearbeitete Auflage, München 2011, S. 126.
  5. Günter Stemberger: Einleitung in Talmud und Midrasch, C.H.Beck, 9., völlig neu bearbeitete Auflage, München 2011, S. 146.
  6. Günter Stemberger: Einleitung in Talmud und Midrasch, C.H.Beck, 9., völlig neu bearbeitete Auflage, München 2011, S. 151.
  7. Michael Pitkowsky: Art. Mizwot. In: Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur. Im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig herausgegeben von Dan Diner. Band 4, Metzler, Stuttgart 2013, S. 216 ff. hier S. 217.
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Tora aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.