Drei-Welten-Lehre: Unterschied zwischen den Versionen

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Der [[Wikipedia:Deutschland|deutsche]] [[Logik]]er, [[Mathematiker]] und [[Philosoph]] [[Gottlob Frege]] unterschied in seiner [[Wikipedia:1918|1918]] veröffentlichten Schrift ''«Der Gedanke»'' die Welt der [[physisch]]en Gegenstände, die Welt des (menschlichen) [[Bewusstsein]]s und die Welt der [[an sich]] existierenden objektiven Gedankeninhalte, wie z.B. logische und mathematische Sätze.
Der [[Wikipedia:Deutschland|deutsche]] [[Logik]]er, [[Mathematiker]] und [[Philosoph]] [[Gottlob Frege]] unterschied in seiner [[Wikipedia:1918|1918]] veröffentlichten Schrift ''«Der Gedanke»'' die Welt der [[physisch]]en Gegenstände, die Welt des (menschlichen) [[Bewusstsein]]s und die Welt der [[an sich]] existierenden objektiven Gedankeninhalte, wie z.B. logische und mathematische Sätze.


Eine Drei-Welten-Lehre vertrat auch Sir [[Wikipedia:Karl Raimund Popper|Karl Raimund Popper]]. Die Welt der objektiven Gedankeninhalte, die er schlicht „Welt 3“ nennt, werde zwar vom [[Mensch]]en hervorgebracht, habe aber in der Folge eine eigene von ihm unabhängige, objektive Existenz, wie es ähnlich auch [[Wikipedia:Charles S. Peirce|Charles S. Peirce]] behauptet hatte. Das Bewusstsein vermittelt zwischen der physikalischen Welt und der „Welt 3“.
Eine Drei-Welten-Lehre vertrat insbesondere auch Sir [[Wikipedia:Karl Raimund Popper|Karl Raimund Popper]]. Die Welt der objektiven Gedankeninhalte, die er schlicht „Welt 3“ nennt, werde zwar vom [[Mensch]]en hervorgebracht, habe aber in der Folge eine eigene von ihm unabhängige, objektive Existenz, wie es ähnlich auch [[Wikipedia:Charles S. Peirce|Charles S. Peirce]] behauptet hatte. Das Bewusstsein vermittelt zwischen der physikalischen Welt und der „Welt 3“.


Für den [[Wikipedia:England|englischen]] Mathematiker und [[Wikipedia:Theoretische Physik|theoretischen Physiker]] Sir [[Wikipedia:Roger Penrose|Roger Penrose]] (* 1931) ist die primäre und höchste [[Wirklichkeit]] in dem platonisch-mathematischen [[Logos]] gegeben, von dem die Welt der uns gegebenen [[physikalisch]]en [[Realität]] nur eine kleine Teilmenge sei, da auch noch ganz andere Naturgesetze denkbar wären. Die Entstehung des Bewusstsein, das zwischen diesen beiden, sehr komplex miteinander verwobenen Welten vermittlet, versucht Penrose durch [[Wikipedia:Quantenphysisk|quantenmechanische]] Prozesse im hochentwickelten [[Nervensystem]] des [[Mensch]]en zu erklären. Für diese dritte Welt, die die Welt des bewussten menschlichen Geistes, erscheint Penrose dabei die prinzipielle Möglichkeit, den Logos erkennen zu können, von besonderer Bedeutung.
Für den [[Wikipedia:England|englischen]] Mathematiker und [[Wikipedia:Theoretische Physik|theoretischen Physiker]] Sir [[Wikipedia:Roger Penrose|Roger Penrose]] (* 1931) ist die primäre und höchste [[Wirklichkeit]] in dem platonisch-mathematischen [[Logos]] gegeben, von dem die Welt der uns gegebenen [[physikalisch]]en [[Realität]] nur eine kleine Teilmenge sei, da auch noch ganz andere Naturgesetze denkbar wären. Die Entstehung des Bewusstsein, das zwischen diesen beiden, sehr komplex miteinander verwobenen Welten vermittlet, versucht Penrose durch [[Wikipedia:Quantenphysisk|quantenmechanische]] Prozesse im hochentwickelten [[Nervensystem]] des [[Mensch]]en zu erklären. Für diese dritte Welt, die die Welt des bewussten menschlichen Geistes, erscheint Penrose dabei die prinzipielle Möglichkeit, den Logos erkennen zu können, von besonderer Bedeutung.

Version vom 8. Mai 2015, 18:21 Uhr

Die Drei-Welten-Lehre beruht auf der ontologischen Annahme von drei Welten und ist bereits in der klassischen griechischen Philosophie vorgebildet, wo schon zwischen Physis, Psyche und Logos unterschieden wurde.

Der deutsche Logiker, Mathematiker und Philosoph Gottlob Frege unterschied in seiner 1918 veröffentlichten Schrift «Der Gedanke» die Welt der physischen Gegenstände, die Welt des (menschlichen) Bewusstseins und die Welt der an sich existierenden objektiven Gedankeninhalte, wie z.B. logische und mathematische Sätze.

Eine Drei-Welten-Lehre vertrat insbesondere auch Sir Karl Raimund Popper. Die Welt der objektiven Gedankeninhalte, die er schlicht „Welt 3“ nennt, werde zwar vom Menschen hervorgebracht, habe aber in der Folge eine eigene von ihm unabhängige, objektive Existenz, wie es ähnlich auch Charles S. Peirce behauptet hatte. Das Bewusstsein vermittelt zwischen der physikalischen Welt und der „Welt 3“.

Für den englischen Mathematiker und theoretischen Physiker Sir Roger Penrose (* 1931) ist die primäre und höchste Wirklichkeit in dem platonisch-mathematischen Logos gegeben, von dem die Welt der uns gegebenen physikalischen Realität nur eine kleine Teilmenge sei, da auch noch ganz andere Naturgesetze denkbar wären. Die Entstehung des Bewusstsein, das zwischen diesen beiden, sehr komplex miteinander verwobenen Welten vermittlet, versucht Penrose durch quantenmechanische Prozesse im hochentwickelten Nervensystem des Menschen zu erklären. Für diese dritte Welt, die die Welt des bewussten menschlichen Geistes, erscheint Penrose dabei die prinzipielle Möglichkeit, den Logos erkennen zu können, von besonderer Bedeutung.

Literatur

  • Gottlob Frege: Der Gedanke: eine logische Untersuchung, in: Beiträge zur Philosophie des deutschen Idealismus I, 2 (1918), S. 58 (69), in: Gottlob Frege: Logische Untersuchungen, 3. Aufl. (1986) - ISBN 3-525-33518-0, S. 30 (43)
  • Karl R. Popper: Objektive Erkenntnis, (1972)
  • Karl R. Popper, John C. Eccles: Das Ich und sein Gehirn (1977)
  • Karl R. Popper: Three Worlds: The Tanner Lecture on Human Values at the University of Michigan, April 7, 1978 (PDF; 177 kB).
  • Karl R. Popper: Das offene Universum (1982)
  • Karl R. Popper: Knowledge and the Body-Mind Problem (1994), dt. siehe Popper (2012)
  • Karl R. Popper: Gesammelte Werke, Band 12, Wissen und das Leib-Seele-Problem, Tübingen, Mohr Siebeck (2012). Das Buch enthält in neuer Übersetzung Knowledge and the Body-Mind Problem (1994) und den Popperteil aus Karl R. Popper, John C. Eccles: Das Ich und sein Gehirn (1977), editorische Bemerkungen und ein Nachwort des Herausgebers mit einer Übersicht über ca. 40 weitere Arbeiten zur Dreiweltenlehre.
  • Roger Penrose: The Emperor's New Mind. Concerning Computers, Minds, and the Laws of Physics. Oxford University Press, 1989, ISBN 0-14-014534-6.
    • dt. Ausgabe: Computerdenken. Des Kaisers neue Kleider oder Die Debatte um Künstliche Intelligenz, Bewusstsein und die Gesetze der Natur. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1991, ISBN 3-8274-1332-X.
  • Shadows of the Mind. A Search for the Missing Science of Consciousness. Oxford University Press, 1994, ISBN 0-19-853978-9.
    • dt. Ausgabe: Schatten des Geistes. Wege zu einer neuen Physik des Bewusstseins. Spektrum, Heidelberg/ Berlin/ Oxford 1995, ISBN 3-86025-260-7.
  • The Large, the Small and the Human Mind. Cambridge University Press, 1997, ISBN 0-521-56330-5.
    • dt. Ausgabe: Das Große, das Kleine und der menschliche Geist. Spektrum, Heidelberg/ Berlin 2002