Eine freie Initiative von Menschen bei anthrowiki.at, anthro.world, biodyn.wiki und steiner.wiki mit online Lesekreisen, Übungsgruppen, Vorträgen ... |
Wie Sie die Entwicklung von AnthroWiki durch Ihre Spende unterstützen können, erfahren Sie hier. |
Merleau-Ponty und Druide: Unterschied zwischen den Seiten
imported>Hgp (Die Seite wurde neu angelegt: „mini|Maurice Merleau-Ponty '''Maurice Merleau-Ponty''' (* 14. März 1908 in [[wikipedia:Rochefort (Charente-Maritime)|Roche…“) |
imported>Odyssee |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[ | Die '''Druiden''' wirkten als [[Einweihung|Eingeweihte]] in den '''Druiden-Mysterien''' und in den '''skandinavischen Mysterien''', den sog. '''Drotten-Mysterien''', und bildeten die geistige Elite der [[Kelten]]. Weibliche '''Druidinnen''' wirkten als [[Seherinnen]] und [[Wahrsagerinnen]]. Der Ursprung des Namens ist umstritten. [[Wikipedia:Plinius der Ältere|Plinius der Ältere]] leitet ihn von {{ELSalt|δρυς}} (''drys'', „Eiche“) ab, da die auf den Eichen wachsenden [[Mistel]]n für die Druiden von besonderer [[kult]]ischer und heilkundlicher Bedeutung waren<ref>Plinius: ''Naturalis historia'' 16, 249.</ref> . Auf Plinius geht auch das bekannte Bild der weiß gekleideten Druiden zurück, die mit ihrer goldenen Sichel Misteln von den Bäumen schneiden. [[Wikipedia:Poseidonios|Poseidonios]] (135–51 v. Chr.) charakterisiert die Druiden als weise [[Philosophie|Philosophen]]. Andere antike Autoren schildern allerdings auch, dass die Druiden grausame Opferzeremonien ausrichten<ref>Entgegen der verbreiteter Überlieferung, dass die Druiden die Opfer ''ausführten'', benutzt Cäsar explizit das Wort ''procurare'' („ausrichten“) und nicht ''facere'' („ausführen“). Diese bewusst moderate Wortwahl findet sich auch bei Plinius, Poseidonios, Diodor und Strabon.</ref>, bei denen Menschen durch einen Dolchstich oberhalb des Zwerchfells getötet wurden, um aus ihren Todeszuckungen die Zukunft vorherzusagen<ref>[[Wikipedia:Diodor|Diodor]]: ''Bibliotheca historica'', 5, 31; [[Wikipedia:Strabon|Strabon]]: ''Geographika'', 4, 4, 5</ref> und Menschen in Weidegeflechten, die Abbilder von Göttern darstellen sollten, als Brandopfer dargebracht wurden. Nach [[Wikipedia:Gaius Iulius Caesar|Caesars]] Bericht im ''[[Wikipedia:Gallischer Krieg|Gallischen Krieg]]''<ref>Cäsar: ''Commentarii de bello Gallico'' 6, 13-14.</ref> vertraten die Druiden die [[Reinkarnation|Wiedergeburtslehre]]. Die [[Wikipedia:Kirchenvater|Kirchenväter]] [[Wikipedia:Hippolyt von Rom|Hippolyt von Rom]] und [[Wikipedia:Clemens von Alexandria|Clemens von Alexandria]] sahen einen Zusammenhang mit den Lehren des [[Pythagoras]]. | ||
''' | |||
== | == Die Mysterienstätten der Druiden == | ||
[[Rudolf Steiner]] hat an verschiedenen Stellen ausführlicher über die geistigen Hintergründe dieser Mysterien gesprochen. | |||
<div style="margin-left:20px"> | |||
"Auch in Europa gab es Eingeweihte, die gegen Ende des besprochenen | |||
Zeitraumes Mysterienschulen ausbildeten: man nannte sie | |||
Druiden; Drys bedeutet Eiche. Die starke Eiche war das Symbol | |||
der uralten europäischen Gelehrtenpriester. Denn was im Norden | |||
die Völker beherrschte, war der Gedanke, daß diese ihre alte Kultur | |||
doch untergehen werde. Die Götterdämmerung wurde gelehrt, und | |||
die Zukunft des Christentums kam bei den nordischen Propheten | |||
großartig zum Ausdruck in dem, was später die Siegfried-Sage | |||
wurde. Vergleichen Sie diese mit der Achilleus-Sage. | |||
[[ | Achill ist unverwundbar am ganzen Leibe, bis auf die Ferse, | ||
Siegfried bis auf die Stelle zwischen den Schultern. Unverwundbarsein | |||
in solcher Weise bedeutet Eingeweihtsein. In Achill haben | |||
Sie den Eingeweihten der vierten Unterrasse, welche im aufsteigenden | |||
Bogen der menschlichen Kulturentwickelung liegt; daher sind | |||
alle höchsten Teile des Achill unverwundbar, nur die Ferse, die | |||
niedere Natur ist verwundbar, ähnlich wie Hephaistos lahm ist. | |||
Der deutsche Siegfried war auch ein Held der vierten Unterrasse, | |||
aber verwundbar zwischen den Schulterblättern. Hier ist seine verwundbare | |||
Stelle, wo erst derjenige, der das Kreuz trägt, sich unverwundbar | |||
macht. In Siegfried geht da das Göttliche zugrunde, die | |||
nordischen Götter gingen dem Untergange entgegen (Götterdämmerung). | |||
Das gibt der nordischen Sage den tragischen Zug, daß sie | |||
nicht nur auf die Vergangenheit hinweist, sondern auf die Götterdämmerung, | |||
auf die Zeit, die kommen soll. Die Druiden gaben | |||
den Menschen die Lehre von den untergehenden nordischen Göttern. | |||
Daher wird noch symbolisch im Kampf des ''[[Wikipedia:Bonifatius|Bonifatius]]'' gegen die | |||
Eiche der Kampf gegen die alte Priesterschaft, die Druiden, dargestellt." {{Lit|{{G|093a|256}}}} | |||
</div> | |||
[[Charles William Heckethorn]], dessen «Geheime Gesellschaften» (1900) auch [[Rudolf Steiner]] vielfach als Referenzquelle dienten, berichtet: | |||
<div style="margin-left:20px"> | |||
"Die Geheimlehren der Druiden ähnelten vielfach denen der | |||
morgenländischen Priester des Altertums und zerfielen in exoterische | |||
und esoterische. Sowohl in Gallien als auch in Britannien | |||
geübt, erlangten die druidischen Riten ihre gröfste Ausbildung | |||
in dem letzteren lande, wo die Insel Anglesey als ihr Hauptsitz | |||
gall Gewöhnlich wird das Wort „Druiden“ vom griechischen | |||
{{polytonisch|δρυς}} (= Eiche) abgeleitet, einem Baum, der als besonders heilig | |||
verehrt wurde; doch lässt es sich auch vom gälischen „druidh“ | |||
ableiten, das einen „weisen Mann“ oder „Zauberer“ bedeutet. | |||
Die Tempel, in denen die Druiden ihr heiliges Feuer aufbewahrten, | |||
standen zumeist auf Anhöhen und in dichten Eichenhainen. | |||
Ihre Bauart war entweder kreuzförmig, weil das Kreuz | |||
als das Sinnbild der Wiedergeburt betrachtet wurde, oder kreisrund, | |||
weil der Kreis das Weltall bedeutete, oder flügelförmig, um | |||
die Bewegung des göttlichen Geistes anzudeuten, oder schlangenartig, | |||
weil die Schlange das Symbol des druidischen [[Osiris]] -· | |||
[[Hu]] - bildete, oder eirund, um an das Welt-Ei zu erinnern, aus | |||
dem nach der Überlieferung vieler Völker das Weltall, nach | |||
anderen Überlieferungen das erste Menschenpaar hervorging. | |||
Der Bau wurde aus unbehauenen Steinen aufgeführt, deren Zahl | |||
sich nach gewissen astronomischen Berechnungen richtete. Der | |||
Mittelstein war größer als alle übrigen und genoss als Vertreter | |||
der Gottheit hohe Ehren. Besonders hervorragend waren die | |||
Steintempel von Stonehenge, Abury und Shap in England." {{Lit|Heckethorn, S 59 [https://archive.org/stream/geheimegesellsc00katsgoog#page/n70/mode/2up]}} | |||
</div> | |||
{{ | == Die skandinavischen Drotten-Mysterien == | ||
In einem am 30. September 1904 in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]] gehaltenen Vortrag, von dem allerdings nur Hörer-Notizen erhalten sind, hat [[Rudolf Steiner]] ausführlicher über die Bedeutung der Drotten-Mysterien gesprochen. | |||
<div style="margin-left:20px"> | |||
"Das geistige Leben | |||
[Europas] ging aus von einer Zentralloge in Skandinavien. Drottenloge, | |||
Druiden = Eiche. Deshalb spricht man äußerlich, daß die alten | |||
Deutschen unter Eichen ihre Weisungen empfingen. | |||
Drotten oder Druiden waren uralte germanische Eingeweihte. In | |||
England bestanden sie bis zu Zeiten der Königin Elisabeth. Alles | |||
was wir in der Edda lesen können und in der uralten germanischen | |||
Sagenwelt finden können, geht zurück bis in die Tempel der Drotten | |||
oder Druiden." {{Lit|{{G|093|42}}}} | |||
</div> | |||
Rudolf Steiner hat bei seiner Darstellung auch auf der Ausführungen Heckethorns zurückgegriffen, der allerding ein zunächst sehr düsteres Bild der Drotten-Mysterien entwirft: | |||
<div style="margin-left:20px"> | |||
"Die altskandinavische Priesterschaft hieß die „Drotten" und | |||
wurde von Sigge ins Leben gerufen, einem skythischen Prinzen, | |||
der nach der Legende später den Namen Odin angenommen | |||
haben soll. Diese Körperschaft bestand aus zwölf Personen, die | |||
übrigens auch das Richteramt versahen; hierin ist der Ursprung | |||
der zuerst in England, später in vielen anderen Ländern aufgekommenen | |||
zwölfgliedrigen Geschwomengerichte zu suchen. | |||
Ihre Macht war so groß, dass sie die zur Opferung bestimmten | |||
Menschen nach Belieben auswählen durften - sogar den Herrscher, | |||
wenn es ihnen passte. Hieraus ergab sich das allseitige | |||
Bestreben, sich mit diesen allmächtigen Priestern auf guten Fuß | |||
zu stellen; und da der Orden auf eine einzige Familie beschränkt | |||
blieb, wurde er ungeheuer reich. Seine Willkürwirtschaft überstieg | |||
schließlich alle Grenzen und nur darum, weil es derselben | |||
ein Ende zu machen versprach, wurde das Christentum in Skandinavien | |||
mit großer Begeisterung aufgenommen. Vom Durst · | |||
nach Rache für die angehäufte Unbill, die sie erlitten, angetrieben, | |||
tötete die Bevölkerung die Drotten, riss ihre Paläste und Tempel· | |||
nieder, zerbrach die Standbilder ihrer Götzen und zerstörte alles | |||
drum und dran des gotischen Aberglaubens. Nur was der | |||
Vernichtung durch Menschenhand widerstand, blieb bestehen: | |||
einige Kromlechs, einige großartige Rohstein-Denkmäler, mehrere | |||
in Naturfelsen gehauene Höhlenreihen und eine kleine Anzahl | |||
natürlicher Grotten, welche Einweihungszwecken gedient hatten. | |||
Das ganze Rituale hatte eine astronomische Bedeutung. | |||
Die Einweihungsstätten waren, wie bei den meisten übrigen | |||
Mysterien, natürliche oder auch künstliche Höhlen und der Aufnahmebewerber | |||
mufste sich den schrecklichsten Erprobungen unterziehen; | |||
diese recht grausam zu gestalten, ließen sich die Priester | |||
angelegen sein. Der Kandidat hatte aber im Gegensatz zu | |||
den morgenländischen Mysterien - nicht sieben, sondern neun | |||
(neun ist die Quadratzahl der geheimnisvollen Dreizahl) unterirdische | |||
Räume zu durchwandern. Er empfing die Weisung, | |||
den Leichnam [[Balder|Baldrs]], des skandinavischen [[Osiris]], zu suchen, | |||
der von [[Loki]], dem Fürsten der Finsternis, getötet worden war; | |||
und er hatte die Aufgabe, den toten Sonnengott mit Aufbietung | |||
aller Mittel ins Leben zurückzurufen. Dies gelang ihm denn | |||
auch gewöhnlich, worauf er im Allerheiligsten auf ein nacktes | |||
Schwert einen feierlichen Verschwiegenheitseid leisten und denselben | |||
durch das Trinken von Met aus einem Menschenschädel | |||
bekräftigen mufste. Schliefslich wurde ihm das auch von den | |||
Skandinaviern heiliggehaltene Kreuzzeichen aufgedrückt und ein | |||
Zauberring - das Geschenk Baldrs des Guten. - übergeben." {{Lit|Heckethorn, 63ff}} | |||
</div> | |||
Steiner hat die tieferen geistigen Hintergründe dieser Mysterien enthüllt. | |||
<div style="margin-left:20px"> | |||
"Wir sehen, wie | |||
zum Beispiel in jenen wenig bekannten, geheimnisvollen Mysterien des | |||
europäischen Nordens, in den Drotten-Mysterien, vor der Erscheinung | |||
des Christentums ein irdisches Symbolum von dem geistigen Tatbestand | |||
der Loge der zwölf [[Bodhisattva]]s geschaffen wurde. In den | |||
Drotten-Mysterien gehörte in den alten Zeiten Europas immer zu denjenigen, | |||
die innerhalb der geistigen Entwickelung die Lehrer waren, | |||
eine Gemeinschaft von Zwölf. Die hatten zu verkündigen. Und einen | |||
Dreizehnten hatten sie, der nicht lehrte, sondern der durch seine bloße | |||
Gegenwart die Weisheit ausstrahlte, welche die anderen empfingen. | |||
Das war das Bild auf der Erde von einem himmlischen, geistigen Tatbestand." {{Lit|{{G|114|144f}}}} | |||
</div> | |||
== Anmerkungen == | |||
<references/> | |||
== Literatur == | |||
# Charles William Heckethorn: ''Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren'', Autorisierte deutsche Ausgabe, bearbeitet von Leopold Katscher, Leipzig, Rengersche Verlagsbuchhandlung 1900 (neu verlegt im Anaconda Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-087-3) [http://archive.org/details/geheimegesellsc00katsgoog] | |||
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}} | |||
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}} | |||
#Rudolf Steiner: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (2001), ISBN 3-7274-1140-6 {{Vorträge|114}} | |||
{{GA}} | |||
[[Kategorie:Einweihung]] [[Kategorie:Eingeweihter]] [[Kategorie:Mysterien]] [[Kategorie:Kelten]] |
Version vom 26. März 2015, 11:08 Uhr
Die Druiden wirkten als Eingeweihte in den Druiden-Mysterien und in den skandinavischen Mysterien, den sog. Drotten-Mysterien, und bildeten die geistige Elite der Kelten. Weibliche Druidinnen wirkten als Seherinnen und Wahrsagerinnen. Der Ursprung des Namens ist umstritten. Plinius der Ältere leitet ihn von griech. δρυς (drys, „Eiche“) ab, da die auf den Eichen wachsenden Misteln für die Druiden von besonderer kultischer und heilkundlicher Bedeutung waren[1] . Auf Plinius geht auch das bekannte Bild der weiß gekleideten Druiden zurück, die mit ihrer goldenen Sichel Misteln von den Bäumen schneiden. Poseidonios (135–51 v. Chr.) charakterisiert die Druiden als weise Philosophen. Andere antike Autoren schildern allerdings auch, dass die Druiden grausame Opferzeremonien ausrichten[2], bei denen Menschen durch einen Dolchstich oberhalb des Zwerchfells getötet wurden, um aus ihren Todeszuckungen die Zukunft vorherzusagen[3] und Menschen in Weidegeflechten, die Abbilder von Göttern darstellen sollten, als Brandopfer dargebracht wurden. Nach Caesars Bericht im Gallischen Krieg[4] vertraten die Druiden die Wiedergeburtslehre. Die Kirchenväter Hippolyt von Rom und Clemens von Alexandria sahen einen Zusammenhang mit den Lehren des Pythagoras.
Die Mysterienstätten der Druiden
Rudolf Steiner hat an verschiedenen Stellen ausführlicher über die geistigen Hintergründe dieser Mysterien gesprochen.
"Auch in Europa gab es Eingeweihte, die gegen Ende des besprochenen Zeitraumes Mysterienschulen ausbildeten: man nannte sie Druiden; Drys bedeutet Eiche. Die starke Eiche war das Symbol der uralten europäischen Gelehrtenpriester. Denn was im Norden die Völker beherrschte, war der Gedanke, daß diese ihre alte Kultur doch untergehen werde. Die Götterdämmerung wurde gelehrt, und die Zukunft des Christentums kam bei den nordischen Propheten großartig zum Ausdruck in dem, was später die Siegfried-Sage wurde. Vergleichen Sie diese mit der Achilleus-Sage.
Achill ist unverwundbar am ganzen Leibe, bis auf die Ferse, Siegfried bis auf die Stelle zwischen den Schultern. Unverwundbarsein in solcher Weise bedeutet Eingeweihtsein. In Achill haben Sie den Eingeweihten der vierten Unterrasse, welche im aufsteigenden Bogen der menschlichen Kulturentwickelung liegt; daher sind alle höchsten Teile des Achill unverwundbar, nur die Ferse, die niedere Natur ist verwundbar, ähnlich wie Hephaistos lahm ist. Der deutsche Siegfried war auch ein Held der vierten Unterrasse, aber verwundbar zwischen den Schulterblättern. Hier ist seine verwundbare Stelle, wo erst derjenige, der das Kreuz trägt, sich unverwundbar macht. In Siegfried geht da das Göttliche zugrunde, die nordischen Götter gingen dem Untergange entgegen (Götterdämmerung). Das gibt der nordischen Sage den tragischen Zug, daß sie nicht nur auf die Vergangenheit hinweist, sondern auf die Götterdämmerung, auf die Zeit, die kommen soll. Die Druiden gaben den Menschen die Lehre von den untergehenden nordischen Göttern. Daher wird noch symbolisch im Kampf des Bonifatius gegen die Eiche der Kampf gegen die alte Priesterschaft, die Druiden, dargestellt." (Lit.: GA 093a, S. 256)
Charles William Heckethorn, dessen «Geheime Gesellschaften» (1900) auch Rudolf Steiner vielfach als Referenzquelle dienten, berichtet:
"Die Geheimlehren der Druiden ähnelten vielfach denen der morgenländischen Priester des Altertums und zerfielen in exoterische und esoterische. Sowohl in Gallien als auch in Britannien geübt, erlangten die druidischen Riten ihre gröfste Ausbildung in dem letzteren lande, wo die Insel Anglesey als ihr Hauptsitz gall Gewöhnlich wird das Wort „Druiden“ vom griechischen δρυς (= Eiche) abgeleitet, einem Baum, der als besonders heilig verehrt wurde; doch lässt es sich auch vom gälischen „druidh“ ableiten, das einen „weisen Mann“ oder „Zauberer“ bedeutet.
Die Tempel, in denen die Druiden ihr heiliges Feuer aufbewahrten, standen zumeist auf Anhöhen und in dichten Eichenhainen. Ihre Bauart war entweder kreuzförmig, weil das Kreuz als das Sinnbild der Wiedergeburt betrachtet wurde, oder kreisrund, weil der Kreis das Weltall bedeutete, oder flügelförmig, um die Bewegung des göttlichen Geistes anzudeuten, oder schlangenartig, weil die Schlange das Symbol des druidischen Osiris -· Hu - bildete, oder eirund, um an das Welt-Ei zu erinnern, aus dem nach der Überlieferung vieler Völker das Weltall, nach anderen Überlieferungen das erste Menschenpaar hervorging. Der Bau wurde aus unbehauenen Steinen aufgeführt, deren Zahl sich nach gewissen astronomischen Berechnungen richtete. Der Mittelstein war größer als alle übrigen und genoss als Vertreter der Gottheit hohe Ehren. Besonders hervorragend waren die Steintempel von Stonehenge, Abury und Shap in England." (Lit.: Heckethorn, S 59 [1])
In einem am 30. September 1904 in Berlin gehaltenen Vortrag, von dem allerdings nur Hörer-Notizen erhalten sind, hat Rudolf Steiner ausführlicher über die Bedeutung der Drotten-Mysterien gesprochen.
"Das geistige Leben [Europas] ging aus von einer Zentralloge in Skandinavien. Drottenloge, Druiden = Eiche. Deshalb spricht man äußerlich, daß die alten Deutschen unter Eichen ihre Weisungen empfingen.
Drotten oder Druiden waren uralte germanische Eingeweihte. In England bestanden sie bis zu Zeiten der Königin Elisabeth. Alles was wir in der Edda lesen können und in der uralten germanischen Sagenwelt finden können, geht zurück bis in die Tempel der Drotten oder Druiden." (Lit.: GA 093, S. 42)
Rudolf Steiner hat bei seiner Darstellung auch auf der Ausführungen Heckethorns zurückgegriffen, der allerding ein zunächst sehr düsteres Bild der Drotten-Mysterien entwirft:
"Die altskandinavische Priesterschaft hieß die „Drotten" und wurde von Sigge ins Leben gerufen, einem skythischen Prinzen, der nach der Legende später den Namen Odin angenommen haben soll. Diese Körperschaft bestand aus zwölf Personen, die übrigens auch das Richteramt versahen; hierin ist der Ursprung der zuerst in England, später in vielen anderen Ländern aufgekommenen zwölfgliedrigen Geschwomengerichte zu suchen. Ihre Macht war so groß, dass sie die zur Opferung bestimmten Menschen nach Belieben auswählen durften - sogar den Herrscher, wenn es ihnen passte. Hieraus ergab sich das allseitige Bestreben, sich mit diesen allmächtigen Priestern auf guten Fuß zu stellen; und da der Orden auf eine einzige Familie beschränkt blieb, wurde er ungeheuer reich. Seine Willkürwirtschaft überstieg schließlich alle Grenzen und nur darum, weil es derselben ein Ende zu machen versprach, wurde das Christentum in Skandinavien mit großer Begeisterung aufgenommen. Vom Durst · nach Rache für die angehäufte Unbill, die sie erlitten, angetrieben, tötete die Bevölkerung die Drotten, riss ihre Paläste und Tempel· nieder, zerbrach die Standbilder ihrer Götzen und zerstörte alles drum und dran des gotischen Aberglaubens. Nur was der Vernichtung durch Menschenhand widerstand, blieb bestehen: einige Kromlechs, einige großartige Rohstein-Denkmäler, mehrere in Naturfelsen gehauene Höhlenreihen und eine kleine Anzahl natürlicher Grotten, welche Einweihungszwecken gedient hatten.
Das ganze Rituale hatte eine astronomische Bedeutung. Die Einweihungsstätten waren, wie bei den meisten übrigen Mysterien, natürliche oder auch künstliche Höhlen und der Aufnahmebewerber mufste sich den schrecklichsten Erprobungen unterziehen; diese recht grausam zu gestalten, ließen sich die Priester angelegen sein. Der Kandidat hatte aber im Gegensatz zu den morgenländischen Mysterien - nicht sieben, sondern neun (neun ist die Quadratzahl der geheimnisvollen Dreizahl) unterirdische Räume zu durchwandern. Er empfing die Weisung, den Leichnam Baldrs, des skandinavischen Osiris, zu suchen, der von Loki, dem Fürsten der Finsternis, getötet worden war; und er hatte die Aufgabe, den toten Sonnengott mit Aufbietung aller Mittel ins Leben zurückzurufen. Dies gelang ihm denn auch gewöhnlich, worauf er im Allerheiligsten auf ein nacktes Schwert einen feierlichen Verschwiegenheitseid leisten und denselben durch das Trinken von Met aus einem Menschenschädel bekräftigen mufste. Schliefslich wurde ihm das auch von den Skandinaviern heiliggehaltene Kreuzzeichen aufgedrückt und ein Zauberring - das Geschenk Baldrs des Guten. - übergeben." (Lit.: Heckethorn, 63ff)
Steiner hat die tieferen geistigen Hintergründe dieser Mysterien enthüllt.
"Wir sehen, wie zum Beispiel in jenen wenig bekannten, geheimnisvollen Mysterien des europäischen Nordens, in den Drotten-Mysterien, vor der Erscheinung des Christentums ein irdisches Symbolum von dem geistigen Tatbestand der Loge der zwölf Bodhisattvas geschaffen wurde. In den Drotten-Mysterien gehörte in den alten Zeiten Europas immer zu denjenigen, die innerhalb der geistigen Entwickelung die Lehrer waren, eine Gemeinschaft von Zwölf. Die hatten zu verkündigen. Und einen Dreizehnten hatten sie, der nicht lehrte, sondern der durch seine bloße Gegenwart die Weisheit ausstrahlte, welche die anderen empfingen. Das war das Bild auf der Erde von einem himmlischen, geistigen Tatbestand." (Lit.: GA 114, S. 144f)
Anmerkungen
- ↑ Plinius: Naturalis historia 16, 249.
- ↑ Entgegen der verbreiteter Überlieferung, dass die Druiden die Opfer ausführten, benutzt Cäsar explizit das Wort procurare („ausrichten“) und nicht facere („ausführen“). Diese bewusst moderate Wortwahl findet sich auch bei Plinius, Poseidonios, Diodor und Strabon.
- ↑ Diodor: Bibliotheca historica, 5, 31; Strabon: Geographika, 4, 4, 5
- ↑ Cäsar: Commentarii de bello Gallico 6, 13-14.
Literatur
- Charles William Heckethorn: Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren, Autorisierte deutsche Ausgabe, bearbeitet von Leopold Katscher, Leipzig, Rengersche Verlagsbuchhandlung 1900 (neu verlegt im Anaconda Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-087-3) [2]
- Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende , GA 93 (1991), ISBN 3-7274-0930-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik, GA 93a (1987), ISBN 3-7274-0935-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Das Lukas-Evangelium, GA 114 (2001), ISBN 3-7274-1140-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv. Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen. Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners. |