Kant-Laplace-Theorie und Proprium (Philosophie): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Immanuel Kant (painted portrait).jpg||mini|[[Immanuel Kant]] (1724–1804)]]
Ein '''Proprium''' ({{ELSalt|ἴδιον}} ''idion'' „Merkmal, das Eigentümliche“) bezeichnet in der [[Logik]] seit [[Aristoteles]] ein eigentümliches [[Prädikat (Logik)|logisches Prädikat]]. Ein Proprium ist ein Prädikat, das zwar ausschließlich seinem Subjekt zukommt, aber nicht sein Wesen (''to ti en einai'') bezeichnet.<ref>Aristoteles, ''[[Wikipedia:Topik (Aristoteles)|Topik]]'' I, 5, 102a19-22</ref> So wird in der Aussage „Der Mensch ist der Grammatik fähig“ vom Subjekt „der Mensch“ das Proprium „der Grammatik fähig“ ausgesagt. Denn jeder Mensch ist auch der Grammatik fähig, der Grammatik fähig zu sein bezeichnet nach Aristoteles aber noch nicht das Wesen des Menschen. Daher drückt das Proprium keine notwendige Eigenschaft aus.<ref>[[Wikipedia:Christof Rapp|Rapp]], C.: ''Aristoteles zur Einführung''. Hamburg: Junius, 2001, S. 85</ref>
[[Datei:Pierre-Simon Laplace.jpg|miniatur|[[Wikipedia:Pierre-Simon Laplace|Pierre-Simon Laplace]] (1749–1827)]]
[[Datei:Orion Nebula - Hubble 2006 mosaic.jpg|mini|Der [[Wikipedia:Orionnebel|Orionnebel]], heute eines der aktivsten Gebiete der [[Wikipedia:Sternentstehung|Sternentstehung]] in der galaktischen Nachbarschaft der [[Sonne]], vergleichbar der [[Wikipedia:Urwolke|Urwolke]], aus der sich unser [[Sonnensystem]] gebildet hat.]]
[[Datei:M42proplyds.jpg|mini|Aufnahme vermutlich [[Wikipedia:Protoplanetare Scheibe|protoplanetarer Scheiben]] um junge Sterne im südlichen Teil des Orionnebels (M42)]]


'''Kant-Laplace-Theorie''' werden zwei verwandte, aber unabhängig voneinander entwickelte [[Kosmologie|kosmologische]] [[Hypothese]]n über die Entwicklung des [[Universum]]s, über die [[Wikipedia:Sternentstehung|Sternentstehung]] und insbesondere über die Entstehung unseres [[Planetensystem]]s genannt. [[Immanuel Kant]] beschrieb seine Theorie in der Schrift ''[[Wikipedia:Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels|Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels]]'' ([[Wikipedia:1755|1755]]). Das andere Modell, die [[Nebularhypothese]], wurde von dem französischen Mathematiker und Astronomen [[Wikipedia:Pierre-Simon Laplace|Pierre-Simon Laplace]] erarbeitet und erschien 1796 im letzten Band seines fünfbändigen Werkes ''Exposition du systeme du monde'' (Darstellung des Weltsystems). Schon [[Arthur Schopenhauer]] fasste beide Hypothesen unter dem Namen ''Kant-Laplace’sche Theorie'' zusammen.
Proprium und Subjekt können in der Aussage vertauscht werden. So kann man statt „Mensch“ auch „alles was der Grammatik fähig ist“ sagen.


== Grundzüge der Kant-Laplaceschen Theorie ==
== Porphyrios ==
In der Schrift ''[[Isagoge]]'' des [[Wikipedia:Porphyrios|Porphyrios]] ist das Proprium eine von fünf Arten von allgemein aussagbaren Prädikaten. Die weiteren vier Arten von Prädikaten sind [[Gattung (Philosophie)|Gattung]], [[Art (Philosophie)|Art]], [[Differenz (Philosophie)|Differenz]] und [[Akzidenz]] (siehe [[Prädikabilien]]).<ref>Porphyrios, ''Isagoge'' VI, 4a38 f.</ref>
Die zentrale These der Kant-Laplace-Theorie lautet, dass das heutige [[Sonnensystem]] im Laufe eines Prozesses der „Anziehung und Abstoßung“ entstanden ist. Kant erklärte:
 
{{Zitat|Ich habe, nachdem ich die Welt in das einfachste Chaos versetzt, keine andere Kräfte als die Anziehungs- und Zurückstossungskraft [XLVII] zur Entwickelung der grossen Ordnung der Natur angewandt, zwey Kräfte, welche beyde gleich gewiß, gleich einfach und zugleich gleich ursprünglich und allgemein sind. Beyde sind aus der Newtonischen Weltweisheit entlehnet.|Immanuel Kant|''Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels'', Vorrede (1755) [http://de.wikisource.org/wiki/Allgemeine_Naturgeschichte_und_Theorie_des_Himmels]}}
 
Kant geht in seiner Theorie von einem Grundzustand aus, in dem die [[Materie]] im [[Universum]] verstreut war und sich dann durch Anziehung und Abstoßung in das heutige [[Wikipedia:Gleichgewicht (Physik)|Gleichgewichtsverhältnis]] bewegte. Laplace ging hingegen von der Ausdehnung einer bereits vorhandenen erhitzten [[Sonne]] aus, von der sich schließlich [[Wikipedia:Gasnebel|Gasnebel]] abgelöst und wiederum zu Planeten verdichtet hätten.
 
Der Kant-Laplace-Theorie wird eine hohe [[philosophie]]- und [[Wissenschaft|wissenschaftshistorische]] Bedeutung zugesprochen, da in ihr die Entstehung des Planetensystems ohne Zuhilfenahme einer übernatürlichen Ordnungskraft zu erklären versucht wurde. Noch [[Wikipedia:Isaac Newton|Isaac Newton]] hatte eine solche Erklärung für unmöglich gehalten und somit [[Gott]] als unverzichtbaren Teil jeder [[Kosmogonie]] angenommen.
 
Wenn auch Kant die Entstehung des Sonnensystems auf rein naturgesetzliche Weise zu erklären suchte, so war ihm zugleich gerade die Existenz dieser Naturgesetze, die eine gesetzmäßige Ordnung des [[Kosmos]] ermöglichen, ein unmittelbarer [[Gottesbeweis]]:
 
{{Zitat|Die Materie die der Urstoff aller Dinge ist, ist also an gewisse Gesetze gebunden, welchen sie frey überlassen nothwendig schöne Verbindungen hervorbringen muß. Sie hat keine Freyheit von diesem Plane der Vollkommenheit abzuweichen. Da sie also sich einer höchst weisen Absicht unterworfen befindet, so muß sie nothwendig in solche übereinstimmende Verhältnisse durch eine über sie herrschende erste Ursache versetzt worden seyn, und es ist ein Gott eben deswegen, weil die Natur auch selbst im Chaos nicht anders als regelmäßig und ordentlich verfahren kan.|Immanuel Kant|''Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels'', Vorrede (1755) [http://de.wikisource.org/wiki/Allgemeine_Naturgeschichte_und_Theorie_des_Himmels]}}
 
{{GZ|Den kleinsten
Kindern bringt man heute schon das bei, daß man sagt: Einmal war
die Erde mit dem ganzen Sonnensystem ein riesiger Urnebel (siehe
Zeichnung). Der Nebel, der tut natürlich nichts, wenn er ruhig ist.
 
[[Datei:GA348 151.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 348, S. 151]]
 
Und deshalb sagt man: er dreht sich; also dreht er sich flugs. Wenn sich der
Nebel nun dreht, wird er allmählich dünner; dann spalten sich einzelne
Körper ab, und in der Mitte bleibt der runde Körper zurück. Und man
macht den Kindern das vor, man sagt: Das kann man nachmachen. -
Man nimmt ein Scheibchen aus Kartenpapier, durch das man eine Stecknadel
gesteckt hat, tut einen kleinen Öltropfen in ein Glas Wasser, der
dann oben drauf schwimmt. Nun dreht man die Scheibe, der Öltropfen
kommt in Bewegung, in Drehung, kleine Öltröpfeichen spalten sich ab,
und in der Mitte bleibt der große Öltropfen. Und das ist ein kleines
Planetensystem mit der Sonne. Ihr seht ja, Kinder - so sagt man -, man
kann das im kleinen immer machen. So ist es ganz erklärlich, daß da
einmal ein Nebel war, der hat sich gedreht, und es haben sich allmählich
Weltenkörper abgespalten, und in der Mitte ist der große Weltenkörper
geblieben.
 
Ja, aber, meine Herren, man darf das Wichtigste nicht vergessen.
Warum dreht sich denn der Öltropfen? Weil da der Lehrer ist, der ihn
dreht. Also muß da ein riesiger Schulmeister draußen im Weltenall sein,
auf einem Stuhle sitzen und drehen, und nachher werden sich die Planeten
abspalten! Meine Herren, wenn man das den Kindern in der
Schule von vornherein beibringt, dann werden sie später «gescheite»
Leute; dann sagen sie später, wenn einer logisch sein will und die Sache
anzweifelt: Nun, der ist ein Phantast, ein Narr, denn wir haben ja
schon in der Schule gelernt, wie die ganze Welt entstanden ist!
Sehen Sie, solche Gedanken sind eigentlich gar keine Wirklichkeit,
sie sind keine Wirklichkeit. Dieser Weltennebel, den einmal der ''[[Kant]]''
und der ''[[Laplace]]'' erdacht haben, ist ja keine Wirklichkeit; es ist so
töricht, solche sich drehenden Weltennebel eine Wirklichkeit zu nennen.
Denn der einzige Grund dafür ist vorhanden, daß man mit dem Fernrohr
in den weiten Weltenraum hinaussehen kann, und dann sieht man
angeblich solche Spiralnebel. Gewiß, da draußen sind solche Spiralnebel
(siehe Zeichnung), das ist richtig.
 
[[Datei:GA348 152.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 348, S. 152]]
 
Aber wer dadurch, daß er mit einem Fernrohr da hinausschaut und diese Spiralnebel sieht, sagt: Nun
ja, solch ein Spiralnebel war auch einmal unser ganzes Sonnensystem —,
der ist ungefähr so gescheit, wie wenn einer in der Ferne einen Mückenschwarm
sieht und ihn für eine Staubwolke hält. Man kann ja einen
Mückenschwarm für eine Staubwolke halten; dann vergißt man nur,
daß der Mückenschwarm lebt und die Staubwolke tot ist. Der Spiralnebel
lebt eben draußen, hat Leben in sich. So hatte früher auch das
ganze Sonnensystem sein Leben in sich, seine ganze Geistigkeit in sich.|348|151f}}
 
== Der Urnebel als äußere Offenbarung höherer geistiger Wesenheiten ==
 
Der rein [[Materialismus|materialistischen]] [[Theorie]] der Entstehung unseres Sonnensystems hat [[Rudolf Steiner]] entschieden widersprochen, ohne deswegen die äußerlich rein [[physik]]alisch konstatierbaren Fakten prinzipiell in Frage zu stellen.
 
<div style="margin-left:20px">
"Eine Zeit, welche die Welt herausentstehen läßt
aus dem Kant-Laplaceschen Urnebel, der sich zusammenballt und in
seiner Zusammenballung die Lebewesen und zuletzt die Menschen hervorbringt,
muß sagen: Ein solches Zusammenwirken kann schließlich
auch nur in den Wärmetod hinein verschwinden. Aber dann wird auch
das tot sein, was die Menschen sich moralisch erarbeitet haben! Wenn
man immer wieder versucht hat, den Beweis zu liefern, die moralische
Weltordnung könne Platz haben in einer Welt, an deren Anfange der
sogenannte Kant-Laplacesche Urnebel und an deren Ende der Wärmetod
steht, so ist das nicht aufrichtig. Und schon gar nicht aufrichtig
und gar nicht ehrlich ist es, die moralische Entwickelung so aufzufassen,
daß sie aufsteigt mit den Infusorien und verschwindet, wenn der
Wärmetod den Untergang bewirken wird." {{Lit|{{G|217|187}}}}
</div>
 
Hätte das [[Gesetz von der Erhaltung des Stoffes und der Kraft]] absolute Gültigkeit, hätte sich unser [[Sonnensystem]] nur durch rein [[physik]]alische [[Kraft|Kräfte]] aus dem Kant-Laplaceschen Urnebel herausgebildet, wären alle sittlichen [[Ideal]]e des [[Mensch]]en bloße [[Illusion]]en und könnten nie real wirksame Kräfte werden.
 
<div style="margin-left:20px">
"Da ist die eine Welt, die Welt der Erkenntnis der Naturtatsachen. Sie glaubt, ein grundlegendes Gesetz gefunden zu haben, das als das Ergebnis des 19. Jahrhunderts unerschütterlich dastehen sollte, das Gesetz von der Erhaltung des Stoffes und der Kraft - das Gesetz, das uns besagen soll, daß alles dasjenige, was im Weltenall vor sich geht, aus einer Summe von Kräften heraus geschieht, die sich wohl umwandeln, die aber niemals vermehrt oder vermindert werden können, die unentstanden und unvergänglich sind. Durch das Zusammenwirken dieser Kräfte wird die Gestaltung der Welt hervorgerufen, wird das Weltgeschehen, das sich äußerlich unseren Sinnen darstellt und aus dem wir selbst als physische Menschen herausgewachsen sind, bewirkt. Wenn nun die Kräfte, um die es sich handelt, unentstanden und unvergänglich sind, wenn man im absoluten Sinne sprechen kann von der Erhaltung des Stoffes und der Kraft, dann sind auch alle die Anschauungen, die im Gefolge dieser Ansicht auftreten müssen, nicht von der Stelle zu weisen. Dann kommen wir dazu anzunehmen - aus denselben Denkgewohnheiten heraus, aus denen die Menschheit gedrängt worden ist zu diesem Gesetz von der Erhaltung und Umwandlung des Stoffes und der Kraft -, daß entstanden sei alles dasjenige Irdisch-Kosmische, innerhalb dessen wir stehen, aus dem berühmten Kant-Laplaceschen Urnebel, aus dem sich das ganze Sonnensystem durch Zusammenballung herausgebildet habe, und daß im Verlaufe dieses natürlichen Vorganges sich auch der Mensch entwickelt habe, nachdem er durch die verschiedenen Tierformen hindurchgegangen ist. Und wir kommen dazu anzunehmen, daß in der menschlichen Seele aufblitzen, wie innerliche Lebensillusionen, diejenigen Dinge, die dieser menschlichen Seele vorkommen wie die Kräfte, die allein
dem Menschen seine Würde garantieren können: die sittlichen Ideen und dasjenige, was zum religiösen Bewußtsein führt.
 
Aber derjenige, der mit allen Konsequenzen festhält an dieser Welt, die also aus dem Kant-Laplaceschen Urnebel sich herausgeballt hat, der muß auch über das Weltenende so denken. Er muß denken, daß diese Welt sich hineinverwandelt in eine solche, in der alles das, was die Menschheit darbietet, auch alles, was jemals in Menschenseelen und Menschengeistern gelebt hat, verschwindet; er muß denken, daß innerhalb eines großen kosmischen Vorgehens das ganze Menschheitswähnen von einer Sittlichkeit, von Göttlichkeit lediglich etwas ist, was herausgeboren wird aus der Naturgesetzmäßigkeit - so wie aus der Naturgesetzmäßigkeit herausgeboren wird Blitz und Donner, der Wechsel von Tag und Nacht und so weiter. Und so sehen wir auf ein ungeistiges, unseelisches Weltentstehen hin, so sehen wir auf ein ungeistiges, unseelisches Weltenende hin. Für den, [der mit allen Konsequenzen festhält an dieser Welt,] ist das Beste, was die Menschheit denkt, geträumt, ist eingesponnen in die Vorgänge, die zwischen diesen beiden Enden - Weltentstehen und Weltenende - liegen; das Beste, was diese Menschheit wähnt, es ist für ihn nur eine Episode, verschwindend im rein natürlichen All.
 
Meine sehr verehrten Anwesenden, mit dem besten Willen ist nichts zu halten von all den Quacksalbereien, die die Menschen noch vorbringen möchten für die Gültigkeit einer sittlichen und religiösen Welt, wenn sie mit allen Konsequenzen zugeben dasjenige, dem diese naturwissenschaftliche Gesinnung zugrunde liegt. Ich weiß, wieviel heute nach der Richtung hin gepredigt wird, daß ja trotz dieser naturwissenschaftlichen Gesinnung eine ideale Weltanschauung möglich sei. Sie ist nur für den möglich, der nicht bis zu den Konsequenzen des Denkens wirklich gehen will." {{Lit|{{G|335|133f|113}}}}
</div>
 
Die Wirklichkeit sieht nach [[Rudolf Steiner]] aber ganz anders aus. Tatsächlich sei unser Plantensystem ursprünglich aus einem rein [[geist]]igen Zustand hervorgegangen, aus dem sog. [[Pralaya]], und habe sich erst nach und nach zur physischen Erscheinung verdichtet und durch die Taten [[Geistige Wesen|geistiger Wesen]] zu der heute gegeben konkreten Gestalt geformt, aber ohne dass dabei die äußeren Naturgsetze durch einen gleichsam übernatürlichen Eingriff aufgehoben wurden - sowenig wie wir die Naturgesetze verletzen, wenn wir durch unseren [[Wille]]n, also durch einen geistigen Impuls, unseren Arm bewegen. Das äußerlich sichtbare Planetensystem sei demnach nur die Hülle, das Kleid, einer Fülle von geistigen Wesenheiten. Unserem heutigen Planetensystem seien dabei noch frühere planetarische [[Weltentwicklungsstufen]] vorangegangen, weitere werden in der Zukunft folgen. So ging nach Rudolf Steiner der [[Erdentwicklung]] der sog. [[Alter Mond|alte Mond]] voraus und der [[Neuer Jupiter|neue Juptiter]] (das ind der [[Apokalypse des Johannes]] erwähnte [[Neues Jerusalem|Neue Jerusalem]]) wird unserer planetarischen Entwicklung nachfolgen.
 
<div style="margin-left:20px">
"Als unsere Erde aus dem rein geistigen, devachanischen Zustand
hervortrat, als sie zum erstenmal eine Art von äußerlich wahrnehmbarem
Dasein erhielt, war sie nicht so, wie sie heute ist; sondern da war
sie so, daß sie, äußerlich angesehen, wirklich etwa wie ein großer Urnebel
aufgefaßt werden könnte, wie ihn die äußere, physische Wissenschaft
schildert. Nur müssen wir uns diesen Urnebel groß, weit
größer als die heutige Erde denken, und daß er weit über die äußersten
Planeten hinausreichte, die heute zu unserem Sonnensystem gehören,
bis weit über den Uranus hinaus. Geisteswissenschaftlich stellen wir
uns die Sache so vor, daß das, was wir hervorkommen sehen aus einem
geistigen Zustand, nicht lediglich eine Art physischer Urnebel ist. Wer
das, was da hervorkommt, als eine Art physischen Urnebel und als
sonst nichts weiter schildert, ist etwa ebenso weise wie ein Mensch,
der einen anderen Menschen gesehen hat und nun, wenn er gefragt
wird, was er gesehen hat, sagt: Muskeln, die an Knochen hängen, und
Blut habe ich gesehen! - der also nur das Physische beschreibt. Denn
in dem Urnebel sind eine Fülle von geistigen Kräften und geistigen
Wesenheiten enthalten. Die gehören dazu, und was in dem Urnebel
geschieht, ist eine Folge der Taten der geistigen Wesenheiten. Alles,
was der Physiker beschreibt, ist so, wie wenn er sich einen Stuhl in
den Weltenraum hinausstellt und die ganze Geschichte sich anschaut.
Er beschreibt wirklich so wie jener Beobachter, der den Zorn und die
Leidenschaft, die eine Ohrfeige hervorrufen, leugnet und nur die sich
bewegende Hand sieht. In Wahrheit ist das, was da geschieht, das
Heraustreten von Weltkörpern und Weltkugeln, Tat von geistigen
Wesenheiten; so daß wir in dem Urnebel das Kleid, die äußere Offenbarung
einer Fülle von geistigen Wesenheiten sehen." {{Lit|{{G|102|48f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Sie wissen ja, daß das sich mehr
an das. Materielle haltende Denken den Ursprung unseres Weltensystems
in einer Art Urnebel sieht, das heißt, man kommt mit dem
rein an das Materielle gebundenen Denken dazu, sich vorzustellen,
daß unser Kosmos, so wie wir ihn überschauen, daß unser Sonnensystem
hervorgegangen ist aus einer Art Urnebel (weiß), der sich
dann geballt und zusammengezogen hat zu demjenigen, was eben das
Sonnensystem darstellt.
 
[[Datei:GA213_047.gif|center|500px|Zeichnung aus GA 213, S 47]]
 
Nun ist es Ihnen ja wohl von vorneherein klar, nach allem, was Sie
auf dem Boden der Anthroposophie gehört haben, daß dies nicht eine
restlose Darstellung des Vorganges sein kann. Wie sehr man diese
materielle Ausdeutung des Weltgeschehens auch modifiziert, sie mit
Kräften durchsetzt und dergleichen: dasjenige, was wirklich ist, kann
damit nicht erschöpft sein, aus dem Grunde nicht, weil ja aus allem,
was so ein Kant-Laplacescher oder ein anderer Urnebel enthält, und
was er nach den Gesetzen der Gas- oder Luftmechanik aus sich heraus
entwickeln kann, niemals dasjenige sich bilden könnte, was auf
der Erde als Tier- und Menschenseelen, ja nicht einmal was als Pflanzen-
Wachstumskräfte lebt. Wir haben es, wenn wir eine solche Ausdeutung
vollziehen, eben zu tun mit einer Abstraktion, wenn diese
Abstraktion auch eine materialistische Abstraktion ist. Es muß klar sein,
daß dem, was da von dem materialistischen Denken als Urnebeimasse
gedachtist, schon innewohnt ein Geistiges (s. Zeichnung S. 49 links, rot),
und daß diese Urnebeimasse nur der äußere materielle Ausdruck eines
Geistigen ist. Also es muß, wenn die Vorstellung eine vollständige ist,
darinnen das Weben und Wesen von Geistigem gedacht werden. So
daß wir, wenn wir auf diesen Kant-Laplaceschen Urnebel hinschauen,
ihn ergänzen müssen dadurch, daß wir ihn als den Leib ansehen eines
Geistig-Seelischen, eines Geistig-Seelischen allerdings, das nicht jene
Einheitsnatur ist, wie der Mensch sie hat, sondern das mannigfaltig,
vielgestaltig ist, aber das eben doch ein Geistig-Seelisches ist.
 
Die bloß materialistische Denkbetrachtung, die bloß materialistische
Hypothesenbildung kommt ja nicht weiter zurück als zu diesem Urnebel.
Nun stellen wir uns einmal vor, nicht wir, sondern andere Wesen,
Wesen der Zukunft würden sich einmal aus einem solchen materialistischen
Denken heraus Vorstellungen machen über die Entstehung
des Weltensystems, in welchem sie sind oder sein werden. Es
hängt gar nichts davon ab, ob das, was ich jetzt darstelle, eine Wirklichkeit
darstellt, es soll nur zur Verdeutlichung eines Gedankens
dienen. Wir nehmen also an, es würde Wesen in einer fernen Zukunft
geben, die einen solchen Kant-Laplaceschen Urnebel an dem Ausgangspunkt
der Weltenentstehung sehen. Wohin würde er in dem
Zeitenlaufe fallen? Es müßte doch, wenn solche Zukunftswesen zurückschauen,
angenommen werden, damit der Gedanke richtig verdeutlicht
werden kann, unsere Erde, das heißt unser Sonnensystem,
wäre längst zugrunde gegangen, der Raum wäre gewissermaßen frei
geworden, und in diesem frei gewordenen Räume würde dann angenommen
werden müssen das Kant-Laplacesche Urnebeisystem einer
zukünftigen Welt. Denn solange unser Sonnensystem da ist, könnte ja
in ihrem Raum dieser Kant-Laplacesche Urnebel selbstverständlich
nicht angenommen werden. Ich will das Beispiel so gestalten, daß die
Wesen, die dann eine solche materialistische Zukunftstheorie ausbilden,
ihren Kant-Laplaceschen Urnebel an die Stelle unseres Weltensystems
hinsetzen. Nach dem, was wir eben gesagt haben, müßte aber
auch in diesem Kant-Laplaceschen Zukunftsnebel Geistig-Seelisches
enthalten sein. Er müßte nur die körperliche Ausgestaltung eines
kosmischen Geistig-Seelischen sein. Woher würde dieses Geistig-Seelische
kommen? Was würde es mit diesem Geistig-Seelischen für eine
Bewandtnis haben? Ich will schematisch zeichnen.
 
Das hier (siehe Zeichnung links) wäre das Geistig-Seelisch-Physische
unseres Kant-Laplaceschen Urnebels; und da wäre in einem
Zukunftsmomente der Kant-Laplacesche Urnebel jener Zukunftswesen,
von denen ich eben gesprochen habe (rechts). In diesem Kant-
Laplaceschen Urnebel müßte nun auch wiederum ein Geistig-Seelisches
enthalten sein (rot). Woher würde denn das kommen? Nun,
wenn dieser Kant-Laplacesche Urnebel (rechts) gewissermaßen an der
Stelle wäre, wo unser Sonnensystem gestanden hat, dann würde er
sich gebildet haben; er würde ein kosmisches Geistig-Seelisches
umkleidet haben. Aber dieses kosmische Geistig-Seelische wäre dasjenige,
was übriggeblieben ist von dem Sonnensystem, in dem wir
gelebt haben. Wir würden also unser Sonnensystem, wie wir es jetzt
haben, zu Ende leben. Das würde zerstäuben im Weltenraum. Übrigbleiben
würde das Geistig-Seelische, und das würde sich verkörpern
 
[[Datei:GA213_049.gif|center|500px|Zeichnung aus GA 213, S 49]]
 
in einem neuen Kant-Laplaceschen Urnebel. Mit anderen Worten: Was
ich hier geschildert habe (Zeichnung S. 49 rechts), würde die Jupiterentwickelung
darstellen. Aber innerhalb dieser Jupiterentwickelung
würde sich als Geistig-Seelisches dasjenige finden, was bereitet worden
ist während des Erdendaseins der Menschheit. Und ebenso muß
man eigentlich von dem Kant-Laplaceschen Urnebel der Erde wiederum
weiter zurückgehen zu dem Geistig-Seelischen, das er enthält.
Und das ist von den Wesenheiten des Mondendaseins bereitet worden.
Wenn Sie also hinausschauen, das gegenwärtige Sonnensystem anschauen,
so ist das gewissermaßen die äußere Körperlichkeit desjenigen,
was vom Mondendasein verschwunden ist oder sich vom
Mondendasein verwandelt hat zu dem Erdendasein. Und wiederum,
was wir heute hinaussenden in unseren Weltenraum, das bereitet das
Jupiterdasein vor. Wir haben also, indem wir das äußere Sonnensystem
anschauen, eigentlich immer etwas, was das Werk einer früheren
Daseinsstufe ist." {{Lit|{{G|213|47ff}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Man hat es ja niemals mit abstraktem
Raum bei konkreten Erscheinungen zu tun, sondern es sind ja
überall die konkreten Dinge auch da, und man muß sie mitrechnen.
Sonst kommt es eben dahin, das Himmelssystem in seiner Entstehung
nach dem Muster zu erklären, wie man das tut: Man nimmt
ein kleines Öltröpfchen, das im Wasser schwimmt, schneidet ein
Kartenblatt in Kreisform aus, schiebt es hinein, steckt von oben eine
Stecknadel durch und fängt nun an zu drehen. Das öltröpfchen
plattet sich ab, sondert kleine Tröpfchen ab: Ein Planetensystem
ist entstanden! Man erklärt das den Zuhörern und sagt ihnen: Da,
seht Ihr, das ist das Planetensystem. - Das vergleicht man mit dem
Planetensystem draußen, mit dem kopernikanischen System, und
sagt: Das ist das gleiche. - Nun schön, aber man darf nicht vergessen,
der Herr Lehrer war ja da und hat gedreht. Also man muß auch,
wenn man nicht unwahr sein will, diesen Riesendämon dazusetzen,
der da draußen die Weltenachse dreht, sonst entsteht ja nicht dasjenige,
wovon man erklärt hat, daß es entstünde. Sonst dürfte man ja
nicht die Sache als Versinnlichung anführen, wenn man da draußen
nicht den Riesendämon hätte. Man muß auch in der wissenschaftlichen
Erklärung ehrlicher und auch bedachter werden, als man es
heute eigentlich im Grunde ist." {{Lit|{{G|323|337}}}}
</div>
 
== Die kosmologische Bedeutung des Mysteriums von Golgatha ==
 
[[Rudolf Steiner]] hat in diesem Zusammenhang auf die [[Kosmologie|kosmologische]] Bedeutung des [[Mysterium von Golgatha|Mysteriums von Golgatha]] hingewiesen:
 
<div style="margin-left:20px">
"Alles aber hängt daran, daß der Christus
nicht bloß seinem Lehrinhalt nach genommen werde, sondern
daß das Mysterium von Golgatha in seiner Realität, in seiner Wirklichkeit
geschaut wird, daß geschaut wird, daß da tatsächlich etwas Überirdisches
durch die Person des Jesus von Nazareth sich mit dem Irdischen
verbunden hat. Denn dann wird man darauf kommen, daß das
Moralische nicht bloß dasjenige ist, was verweht und vergeht, wenn die
Erde oder selbst das Himmelsgebäude ein Grab geworden ist, sondern
daß die gegenwärtige Erde und das gegenwärtige Himmelsgebäude ein
Grab werden kann, wie die gegenwärtige Pflanze zu Staub wird. Aber
wie in der gegenwärtigen Pflanze der Keim zu der nächsten darinnensteckt,
so steckt in der gegenwärtigen Welt der Keim zu der nächsten
darinnen. Und die Menschen sind mit diesem Keim verbunden. Nur
bedarf dieser Keim des Zusammenhanges mit dem Christus, damit er
nicht, wie etwa der Pflanzenkeim, wenn er nicht befruchtet wird, mit
dem Staub der Pflanze zerfällt, so mit dem Grabe der Erde zerfällt.
Daß die moralische Weltenordnung in der Gegenwart die Keimkraft
künftiger Naturordnung ist, das ist der realste Gedanke, den es geben
kann. Das Moralische ist nicht bloß etwas Ausgedachtes; das Moralische
ist jetzt, wenn es wirklichkeitsgetränkt ist, als Keim vorhanden für
spätere äußere Realitäten.
 
Zu diesem Gedanken kommt keine solche Weltanschauung, von der
Herman Grimm sagte, daß ein Stück Aasknochen, um den ein hungriger
Hund herumschleicht, ein appetitlicherer Anblick sei als die Kant-
Laplacesche Weltordnung. Zu diesem Gedanken, daß das Moralische in
sich die Kraft hat, ein Natürliches zu werden, daß es der Keim des Natürlichen
ist, des Natürlichen der Zukunft, zu dem dringt die mechanische
Weltenordnung niemals. Und warum nicht? Ja, sie muß ja in der
Täuschung leben. Denn stellen Sie sich vor, das Mysterium von Golgatha
hätte nicht stattgefunden, dann wäre es so, wie die Kant-Laplacesche
Theorie es sich vorstellt. Sie brauchen bloß das Mysterium von
Golgatha von der Erde wegzudenken, dann wäre diese Theorie richtig.
Denn die Erde mußte in einen Zustand einmal kommen, der, wenn er,
sich selbst überlassen, weiterlaufen würde, das Menschliche in der Grabesöde
enden ließe. Das mußte so geschehen, damit der Mensch durch
Erdenverwandtheit die Freiheit erringen könne. Er findet dieses Grab
nicht, weil die Erde in dem Augenblick, in dem die Krisis war, befruchtet
wurde durch den Christus, weil der Christus heruntergestiegen
ist - und weil der Christus die umgekehrte Kraft ist gegenüber der zum
Grabesende führenden, das nämlich, was Keimeskraft ist - , hinaufzutragen
den Menschen in die geistige Welt; das heißt, wenn die Erde
Grab wird, wenn sie ihrem Schicksal nach der Kant-Laplaceschen
Theorie folgt, das nicht mit zugrunde gehen zu lassen, was als Keim in
ihr liegt, sondern es hinüberzutragen in die Zukunft. So daß die christlich-
moralische Weltordnung dasjenige denkt, was Goethe die «höhere
Natur in der Natur» nennt, und man sagen kann: Wer das Mysterium
von Golgatha in der richtigen Weise als eine Realität denken kann, der
kann auch real denken, der kann sich auch wirklichkeitsgesättigte
Begriffe machen." {{Lit|{{G|175|87ff}}}}
</div>
 
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Urwolke|Urwolke]]
* [[Sonnennebel]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Immanuel Kant: ''Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels''. Deutsch, Frankfurt/M. 2005, ISBN 3-8171-3415-0
* [[Wikipedia:Hans Michael Baumgartner|Hans Michael Baumgartner]], P. Kolmer: ''Proprium''. In: [[Wikipedia:Joachim Ritter|Joachim Ritter]] u. a. (Hrsg.): ''[[Wikipedia:Historisches Wörterbuch der Philosophie|Historisches Wörterbuch der Philosophie]]''. Band 7,  Schwabe, Basel 1972, Sp. 1525–1527
* Pierre S. Laplace: ''Celestial mechanics''. Chelsea Publications, Bronx, N.Y. 1976, ISBN 0-8284-0214-0 (5 Bde.)
* Pierre S. Laplace: ''„Darstellung des Weltsystems Band 1, Bücher 1–3: Von der scheinbaren Bewegung der Himmelskörper / Von der wahren Bewegung der Himmelskörper / Von den Gesetzen der Bewegung“'', übersetzt von Manfred Jacobi, Franz Kerschbaum, Reihe Ostwalds Klassiker, Bd. 301, Harri Deutsch, 2008, ISBN 978-3-8171-3301-7
* Pierre S. Laplace: ''„Darstellung des Weltsystems Band 2, Bücher 4–5: Von der Theorie der allgemeinen Schwere / Abriss der Geschichte der Astronomie“'', übersetzt von Manfred Jacobi, Franz Kerschbaum, Reihe Ostwalds Klassiker, Bd. 302, Harri Deutsch, 2008, ISBN 978-3-8171-3302-4
* [[Wikipedia:Joachim Ritter|Joachim Ritter]] (Hrsg.): ''[[Wikipedia:Historisches Wörterbuch der Philosophie|Historisches Wörterbuch der Philosophie]]''. Schwabe Verlag, Basel 1998, ISBN 3-7965-0115-X (12 Bde.)
* Rudolf Steiner: ''Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen'', [[GA 102]] (2001), ISBN 3-7274-1020-5 {{Vorträge|102}}
* Rudolf Steiner: ''Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha'', [[GA 175]] (1996), ISBN 3-7274-1750-1 {{Vorträge|175}}
* Rudolf Steiner: ''Geistige Wirkenskräfte im Zusammenleben von alter und junger Generation. Pädagogischer Jugendkurs.'', [[GA 217]] (1988), ISBN 3-7274-2170-3 {{Vorträge|217}}
* Rudolf Steiner: ''Menschenfragen und Weltenantworten'', [[GA 213]] (1987), ISBN 3-7274-2130-4 {{Vorträge|213}}
* Rudolf Steiner: ''Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie'', [[GA 323]] (1997), ISBN 3-7274-3230-6 {{Vorträge|323}}
*Rudolf Steiner: ''Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken'', [[GA 335]] (2005), ISBN 3-7274-3350-7 {{Vorträge|335}}
*Rudolf Steiner: ''Über Gesundheit und Krankheit. Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre'', [[GA 348]] (1997), ISBN 3-7274-3480-5 {{Vorträge|348}}
 
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* [http://www.korpora.org/Kant/aa01/215.html Text nach der Akademieausgabe]


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Version vom 22. September 2016, 10:28 Uhr

Ein Proprium (griech. ἴδιον idion „Merkmal, das Eigentümliche“) bezeichnet in der Logik seit Aristoteles ein eigentümliches logisches Prädikat. Ein Proprium ist ein Prädikat, das zwar ausschließlich seinem Subjekt zukommt, aber nicht sein Wesen (to ti en einai) bezeichnet.[1] So wird in der Aussage „Der Mensch ist der Grammatik fähig“ vom Subjekt „der Mensch“ das Proprium „der Grammatik fähig“ ausgesagt. Denn jeder Mensch ist auch der Grammatik fähig, der Grammatik fähig zu sein bezeichnet nach Aristoteles aber noch nicht das Wesen des Menschen. Daher drückt das Proprium keine notwendige Eigenschaft aus.[2]

Proprium und Subjekt können in der Aussage vertauscht werden. So kann man statt „Mensch“ auch „alles was der Grammatik fähig ist“ sagen.

Porphyrios

In der Schrift Isagoge des Porphyrios ist das Proprium eine von fünf Arten von allgemein aussagbaren Prädikaten. Die weiteren vier Arten von Prädikaten sind Gattung, Art, Differenz und Akzidenz (siehe Prädikabilien).[3]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Aristoteles, Topik I, 5, 102a19-22
  2. Rapp, C.: Aristoteles zur Einführung. Hamburg: Junius, 2001, S. 85
  3. Porphyrios, Isagoge VI, 4a38 f.


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