Druide

Aus AnthroWiki
Version vom 26. März 2015, 11:28 Uhr von imported>Odyssee

Die Druiden wirkten als Eingeweihte in den Druiden-Mysterien und in den skandinavischen Drotten-Mysterien und bildeten die geistige Elite der Kelten. Weibliche Druidinnen wirkten als Seherinnen und Wahrsagerinnen. Der Ursprung des Namens ist umstritten. Plinius der Ältere leitet ihn von griech. δρυς (drys, „Eiche“) ab, da die auf den Eichen wachsenden Misteln für die Druiden von besonderer kultischer und heilkundlicher Bedeutung waren[1] . Auf Plinius geht auch das bekannte Bild der weiß gekleideten Druiden zurück, die mit ihrer goldenen Sichel Misteln von den Bäumen schneiden. Poseidonios (135–51 v. Chr.) charakterisiert die Druiden als weise Philosophen. Andere antike Autoren schildern allerdings auch, dass die Druiden grausame Opferzeremonien ausrichten[2], bei denen Menschen durch einen Dolchstich oberhalb des Zwerchfells getötet wurden, um aus ihren Todeszuckungen die Zukunft vorherzusagen[3] und Menschen in Weidegeflechten, die Abbilder von Göttern darstellen sollten, als Brandopfer dargebracht wurden. Nach Caesars Bericht im Gallischen Krieg[4] vertraten die Druiden die Wiedergeburtslehre. Die Kirchenväter Hippolyt von Rom und Clemens von Alexandria sahen einen Zusammenhang mit den Lehren des Pythagoras.

Charles William Heckethorn, dessen «Geheime Gesellschaften» (1900) auch Rudolf Steiner vielfach als Referenzquelle dienten, berichtet:

"Die Geheimlehren der Druiden ähnelten vielfach denen der morgenländischen Priester des Altertums und zerfielen in exoterische und esoterische. Sowohl in Gallien als auch in Britannien geübt, erlangten die druidischen Riten ihre gröfste Ausbildung in dem letzteren lande, wo die Insel Anglesey als ihr Hauptsitz gall Gewöhnlich wird das Wort „Druiden“ vom griechischen δρυς (= Eiche) abgeleitet, einem Baum, der als besonders heilig verehrt wurde; doch lässt es sich auch vom gälischen „druidh“ ableiten, das einen „weisen Mann“ oder „Zauberer“ bedeutet.

Die Tempel, in denen die Druiden ihr heiliges Feuer aufbewahrten, standen zumeist auf Anhöhen und in dichten Eichenhainen. Ihre Bauart war entweder kreuzförmig, weil das Kreuz als das Sinnbild der Wiedergeburt betrachtet wurde, oder kreisrund, weil der Kreis das Weltall bedeutete, oder flügelförmig, um die Bewegung des göttlichen Geistes anzudeuten, oder schlangenartig, weil die Schlange das Symbol des druidischen OsirisHu - bildete, oder eirund, um an das Welt-Ei zu erinnern, aus dem nach der Überlieferung vieler Völker das Weltall, nach anderen Überlieferungen das erste Menschenpaar hervorging. Der Bau wurde aus unbehauenen Steinen aufgeführt, deren Zahl sich nach gewissen astronomischen Berechnungen richtete. Der Mittelstein war größer als alle übrigen und genoss als Vertreter der Gottheit hohe Ehren. Besonders hervorragend waren die Steintempel von Stonehenge, Abury und Shap in England." (Lit.: Heckethorn, S 59 [1])

Rudolf Steiner hat an verschiedenen Stellen ausführlicher über die geistigen Hintergründe dieser Mysterien gesprochen.

"Wir sehen, wie zum Beispiel in jenen wenig bekannten, geheimnisvollen Mysterien des europäischen Nordens, in den Drotten-Mysterien, vor der Erscheinung des Christentums ein irdisches Symbolum von dem geistigen Tatbestand der Loge der zwölf Bodhisattvas geschaffen wurde. In den Drotten-Mysterien gehörte in den alten Zeiten Europas immer zu denjenigen, die innerhalb der geistigen Entwickelung die Lehrer waren, eine Gemeinschaft von Zwölf. Die hatten zu verkündigen. Und einen Dreizehnten hatten sie, der nicht lehrte, sondern der durch seine bloße Gegenwart die Weisheit ausstrahlte, welche die anderen empfingen. Das war das Bild auf der Erde von einem himmlischen, geistigen Tatbestand." (Lit.: GA 114, S. 144f)

"Auch in Europa gab es Eingeweihte, die gegen Ende des besprochenen Zeitraumes Mysterienschulen ausbildeten: man nannte sie Druiden; Drys bedeutet Eiche. Die starke Eiche war das Symbol der uralten europäischen Gelehrtenpriester. Denn was im Norden die Völker beherrschte, war der Gedanke, daß diese ihre alte Kultur doch untergehen werde. Die Götterdämmerung wurde gelehrt, und die Zukunft des Christentums kam bei den nordischen Propheten großartig zum Ausdruck in dem, was später die Siegfried-Sage wurde. Vergleichen Sie diese mit der Achilleus-Sage.

Achill ist unverwundbar am ganzen Leibe, bis auf die Ferse, Siegfried bis auf die Stelle zwischen den Schultern. Unverwundbarsein in solcher Weise bedeutet Eingeweihtsein. In Achill haben Sie den Eingeweihten der vierten Unterrasse, welche im aufsteigenden Bogen der menschlichen Kulturentwickelung liegt; daher sind alle höchsten Teile des Achill unverwundbar, nur die Ferse, die niedere Natur ist verwundbar, ähnlich wie Hephaistos lahm ist. Der deutsche Siegfried war auch ein Held der vierten Unterrasse, aber verwundbar zwischen den Schulterblättern. Hier ist seine verwundbare Stelle, wo erst derjenige, der das Kreuz trägt, sich unverwundbar macht. In Siegfried geht da das Göttliche zugrunde, die nordischen Götter gingen dem Untergange entgegen (Götterdämmerung). Das gibt der nordischen Sage den tragischen Zug, daß sie nicht nur auf die Vergangenheit hinweist, sondern auf die Götterdämmerung, auf die Zeit, die kommen soll. Die Druiden gaben den Menschen die Lehre von den untergehenden nordischen Göttern. Daher wird noch symbolisch im Kampf des Bonifatius gegen die Eiche der Kampf gegen die alte Priesterschaft, die Druiden, dargestellt." (Lit.: GA 093a, S. 256)

Anmerkungen

  1. Plinius: Naturalis historia 16, 249.
  2. Entgegen der verbreiteter Überlieferung, dass die Druiden die Opfer ausführten, benutzt Cäsar explizit das Wort procurare („ausrichten“) und nicht facere („ausführen“). Diese bewusst moderate Wortwahl findet sich auch bei Plinius, Poseidonios, Diodor und Strabon.
  3. Diodor: Bibliotheca historica, 5, 31; Strabon: Geographika, 4, 4, 5
  4. Cäsar: Commentarii de bello Gallico 6, 13-14.

Literatur

  1. Charles William Heckethorn: Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren, Autorisierte deutsche Ausgabe, bearbeitet von Leopold Katscher, Leipzig, Rengersche Verlagsbuchhandlung 1900 (neu verlegt im Anaconda Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-087-3) [2]
  2. Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik, GA 93a (1987), ISBN 3-7274-0935-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Das Lukas-Evangelium, GA 114 (2001), ISBN 3-7274-1140-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.