Adonis

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Adonis, römischer Torso, restauriert und vollendet von François Duquesnoy, heute im Louvre von Paris
Der Tod des Adonis – Museo Gregoriano Etrusco (Vatikanstadt).

Adonis (griech. Ἄδωνις) ist eine Gestalt aus der vorderorientalischen, griechischen und römischen Mythologie und war ursprünglich wohl ein syro-phönizischer Vegetationsgott.

Herkunft

Vermutlich kommt die Gestalt des Adonis aus dem semitisch-sprachigen Raum, weil sein Name von nordwestsemitisch Adon „Herr“ abgeleitet ist. Nach anderer Auffassung ist er ursprünglich eine phrygische Gottheit, dessen Mythos aber schon früh rund um das Mittelmeer verbreitet war. Seine Geschichte ähnelt auch sehr dem Inanna/Dumuzi-Mythos. In Etrurien, wo er oft als Begleiter von Turan dargestellt wurde, war Adonis unter dem Namen Atunis bekannt.

Mythos

Venus an der Leiche des Adonis, Kupferstich nach einem Gemälde von Guercino

In der griechischen Mythologie ist Adonis das Sinnbild oder der Gott der Schönheit und der Vegetation und einer der Geliebten der Aphrodite (oder ihrer römischen Entsprechung Venus). Er wird als wunderschöner Jüngling beschrieben. Da Adonis ein Nachfahre von Pygmalion ist und dessen Beziehung mit dem Fleisch gewordenen Abbild der Aphrodite entstammt, kommt auch hier das Thema Inzucht beim Menschen wieder vor. Ihre Liebe musste Aphrodite allerdings mit Persephone teilen. Zeus verfügte, dass Adonis jeweils den dritten Teil seiner Zeit bei Aphrodite oder Persephone leben sollte. Über das restliche Drittel konnte er frei verfügen. Aphrodite habe der Sage nach sein auf den Boden fallendes Blut in ein Adonisröschen verwandelt, als ihn der eifersüchtige Ares (oder seine römische Entsprechung Mars), der sich in einen wütenden Eber verwandelt hatte, tötete. Aus jedem Blutstropfen soll ein Adonisröschen (Anemone spec.), aus jeder von Aphrodite vergossenen Träne eine Blüte gewachsen sein, die das Blut von Adonis blutrot färbte.

Es gibt viele verschiedene Fassungen dieses Mythos, bei denen Adonis stirbt, ohne sich mit Aphrodite zu vereinigen, und sein Blut Blumen oder einen Fluss im Frühjahr rot färbt[1]. An Stelle von Ares und Mars erscheint auch Apoll in einigen Mythen.

All diese Mythen handeln von unerfüllter Liebe, Tod und Auferstehung und enthalten vielleicht Züge des Glaubens an eine lebensspendende Muttergöttin.

Nach Rudolf Steiner hängt der Adonis-Kult eng mit den Vorstufen zum Mysterium von Golgatha und dem nathanischen Jesus zusammen:

„Der Adoniskultus und der Attiskultus sind mit Recht als prophetische Vorherverkündigungen des Ereignisses von Golgatha gedeutet worden. Aber wenn wir alle diese Feste recht anschauen, so sehen wir immer, daß sie eigentlich das Künftige noch als Meteorologisches darstellen. Der Gott, der da getötet wird als Adonis und wieder aufersteht, wird nicht gedacht als im Fleisch verkörpert, sondern was man als Gott hat, ist zunächst ein Bild: das Bild jenes engelartigen Wesens, das am Ende der atlantischen Zeit von dem Christus durchsetzt worden ist in den geistigen Höhen und das dann zum nathanischen Jesusknaben geworden ist. Das Schicksal des nathanischen Jesusknaben feierte man im Adonis-, im Attisdienst. Und es war welthistorisches Karma — Sie werden vielleicht noch mehr suchen hinter diesem Worte —, daß an der Stätte, an die die Bibel mit einem gewissen Rechte die Geburt des Jesusknaben stellt, daß in Bethlehem vorher ein Adoniskultus verrichtet wurde. Bethlehem war einer der Orte, wo Adoniskulte verrichtet wurden. Oft hat man dort den sterbenden und auferstehenden Adonis gefeiert und so die Aura zubereitet, indem man die Erinnerung hervorrief: Es gab einmal in geistigen Höhen ein Wesen, das dazumal noch zur Hierarchie der Angeloi gehörte, ein Wesen, welches später auf die Erde kommen sollte als nathanischer Jesusknabe, ein Wesen, das aber dazumal am Ende der atlantischen Zeit durchsetzt war von dem Christus. Was damals geschehen war für die Harmonisierung von Denken, Fühlen und Wollen, das feierte man im Adonisfest. Und an der Stätte zu Bethlehem, wo dieses Adonisfest gefeiert worden ist, haben wir die Geburtsstätte auch des nathanischen Jesusknaben.“ (Lit.:GA 149, S. 73f)

„Man kann weit, weit zurückgehen: Überall um die Frühlingszeit gibt es ein bestimmtes Fest, wo man in den Mysterien darstellte, wie ein Gott, der in Menschengestalt da ist, stirbt und begraben wird, und wiederum aufersteht nach drei Tagen. Das war eine wirkliche Darstellung, die in den alten Mysterien in der Frühlingszeit immer gegeben worden ist. Da kamen die Leute zusammen. Das Bild dieses Gottes in Menschengestalt war da. Man stellte dar, wie der Gott stirbt; man begrub das Bild. Nach drei Tagen wurde das Bild wiederum herausgenommen aus dem Grab und in feierlicher Prozession, in feierlichem Umzug durch die Gegenden getragen, und alle schrieen: Der Heiland ist uns wiedererstanden! - Während sie in den drei Tagen, in denen der Heiland bildlich im Grabe lag, eine Art Trauerfest hatten, folgte diesem Trauerfest ein Fröhlichkeitsfest. Sehen Sie, meine Herren, das bedeutet viel; denn das bedeutet, daß dasjenige, was dann geschehen ist auf Golgatha, sich im Bild in den Mysterien immer, jedes Jahr, abgespielt hat.

Wenn nun in den Evangelien erzählt wird, daß auf Golgatha das Kreuz war, der Christus da gestorben ist, so ist das ein historisches Ereignis. Aber das Bild davon war da durch das ganze Altertum. Und deshalb empfanden die ersten Christen dasjenige, was sich wirklich zugetragen hat, wie eine erfüllte Prophezeiung. Und sie sagten: Diejenigen, die in den alten Mysterien gelebt haben, das waren die Propheten desjenigen, was sich als Mysterium von Golgatha zugetragen hat.“ (Lit.:GA 353, S. 134)

Zur Abstammung des Adonis existieren unterschiedliche Versionen:

  • Sohn der Myrrha (Smyrna) und ihres Vaters, König Kinyras von Assyrien. Weil Myrrha Aphrodite nicht gebührend huldigte, wurde sie von der Liebesgöttin in blinde Liebe zu ihrem Vater versetzt. Mit der Hilfe ihrer Amme gelang es Myrrha, sich ins Schlafgemach ihres Vaters zu schleichen, ohne dass dieser sie erkannte. Als die Wahrheit ans Licht kam und sich der Vater des begangenen Inzests bewusst wurde, wollte er seine Tochter töten. Diese wurde jedoch von den Göttern in einen Myrrhenbaum verwandelt. Der Baum sprang nach zehn Monaten auf und brachte Adonis hervor, der von Nymphen aufgezogen wurde.[2]
  • Sohn der Alphesiboia (Arsinoë) und des Phoinix.[3]

Rezeption

Ovid, William Shakespeare und andere haben diesen Sagenstoff bearbeitet:

Namensgeber

Nach Adonis ist der Adonis-Komplex benannt.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Adonis - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
  • Carlos Parada, Maicar Förlag: Adonis. In: Greek Mythology Link, 1997 (Englisch, abgerufen am 13. Mai 2013).
  • Aaron J. Atsma: Aphrodite Loves: Adonis In: Theoi Project 2011 (Englisch, abgerufen am 13. Mai 2013).
  • Stichwort Adonis. Aus: Vollmer's Mythologie aller Völker. Stuttgart 1874 (abgerufen am 13. Mai 2013).

Einzelnachweise

  1. So wird vom Fluss Adonis berichtet, dem heutigen Nahr Ibrahim im Libanon.
  2. Stichwort Adonis. Aus: Vollmer's Mythologie aller Völker. Stuttgart 1874.
  3. Stichwort Alphesiböa. Aus: Vollmer's Mythologie aller Völker. Stuttgart 1874.


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