Nervus facialis

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Nervus facialis

Der paarige Nervus facialis[1] (von lateinisch facies ‚Gesicht‘, so „Gesichtsnerv“) oder siebte Hirnnerv, N. VII, ist entwicklungsgeschichtlich der dem zweiten Kiemenbogen zugeordnete Nerv. Er führt sensible, sensorische, motorische und parasympathische Fasern und innerviert weite Teile des Kopfes.

Der N. VII tritt mit dem N. VIII von der Schädelhöhle in die Öffnung des inneren Gehörgangs. Im langen Verlauf durch das Felsenbein trennt sich vom Hauptteil des Nervus facialis ein Nervus intermedius genannter Teil mit sensibel/sensorischen und parasympathischen Fasern und teilt sich in die Portionen von N. petrosus major und Chorda tympani auf. Zur genaueren Kennzeichnung wird der gesamte VII. Hirnnerv daher auch Nervus intermediusfacialis genannt.

Ursprung

Ausgewählte Strukturen des Mittel- und Innenohrs mit Gehirnnerven VII und VIII.
1 Nervus vestibularis
2 Nervus cochlearis
3 Nervus facialis
4 äußeres Fazialisknie/Ggl. geniculi
5 Chorda tympani
6 Hörschnecke
7 Bogengänge
8 Hammerstiel
9 Trommelfell
10 Eustachi-Röhre

Die motorischen Kerne (Nuclei motorii nervi facialis) liegen im Pons, also im Metencephalon (Hinterhirn). Bevor sich die motorischen Fasern mit denen der anderen Qualitäten verbinden, umlaufen sie den motorischen Kern des Nervus abducens, was als „inneres Fazialisknie“ bezeichnet wird.

Der parasympathische Ursprungskern, Nucleus salivatorius superior, liegt im Myelencephalon (Nachhirn).

Felsenbeinpyramide des Menschen mit Fazialiskanal (Nr. 13)

Die sensiblen Fasern projizieren aus der Peripherie wahrscheinlich zum Nucleus spinalis nervi trigemini und auch zum Nucleus pontinus nervi trigemini, während die sensorischen Fasern zum Nucleus tractus solitarii geleitet werden.

Der Nervus facialis tritt am Kleinhirnbrückenwinkel zusammen mit dem Nervus vestibulocochlearis an die Gehirnoberfläche und zieht über den Porus acusticus internus in das Felsenbein, einem Teil des Schläfenbeins, in dem auch Innen- und Mittelohr beheimatet sind. Innerhalb des Felsenbeins verläuft er in einem knöchernen Kanal, der deshalb als Fazialiskanal (Canalis n. facialis) bezeichnet wird. In diesem Kanal vollzieht der Nerv eine scharfe Wendung von vorn nach hinten. Dieser Knick wird als „äußeres Fazialisknie“ bezeichnet. An dieser Stelle ist ein Ganglion eingeschaltet, das Ganglion geniculi. In ihm liegen die sensiblen und sensorischen pseudounipolaren Nervenzellkörper des Facialis. Es ist vergleichbar dem Spinalganglion eines Spinalnervens.

Noch innerhalb des Fazialiskanals trennt sich der Intermediusanteil vom Facialis. Darüber hinaus wird der Nervus stapedius abgegeben. Der Rest des Nervus facialis tritt durch das Foramen stylomastoideum aus dem Felsenbein aus.

Nervus intermedius

Der Intermedius (der „Dazwischenliegende“, nach seiner räumlichen Lage an der Gehirnoberfläche zwischen dem Facialis selbst und dem VIII. Hirnnerven) hat zwei Hauptäste, wobei sich an seinen ersten Hauptast auch einige motorische Fasern anlagern.

N. facialis und N. intermedius
(Schema der Verzweigungen)

Nervus petrosus major

Der Nervus petrosus major („großer Felsenbeinnerv“) geht im Ganglion geniculi ab und ist parasympathisch, motorisch und sensorisch. Er verbindet sich mit sympathischen Fasern des Nervus petrosus profundus und zieht als Nervus canalis pterygoidei zum Ganglion pterygopalatinum. In diesem Ganglion werden die präganglionären parasympathischen Fasern auf postganglionäre Fasern umgeschaltet und gelangen zusammen mit den sympathischen Fasern größtenteils unter Nutzung von Ästen des Nervus maxillaris zu ihren Erfolgsorganen:

Die sensorischen Fasern innervieren die Geschmacksknospen des weichen Gaumen.

Chorda tympani

Die Chorda tympani („Paukensaite“) zieht durch das Mittelohr, verlässt den Schädel an der Fissura petrotympanica und besitzt parasympathische Fasern, welche die Sekretion der unteren Speicheldrüsen (Unterkiefer- und Unterzungendrüse) sowie der Zungendrüsen anregen (efferent). Darüber leitet sie sensorische Geschmacksreize aus den vorderen zwei Dritteln der Zunge.

Nervus stapedius

Der Nervus stapedius innerviert den Musculus stapedius (Steigbügelmuskel) im Mittelohr. Dieser kleine Muskel ist einer der beiden Muskeln, die die Kette der Gehörknöchelchen in ihrem Schwingungsverhalten beeinflussen und damit die Schallleitung – zum Beispiel bei großem Lärm – herabsetzen. Der Nervus facialis ist damit auch efferenter Schenkel des Stapediusreflexes. Eine erhöhte Schallempfindlichkeit (Hyperakusis) kann bei einer Schädigung des Nervus facialis und damit des N. stapedius auftreten.

Gesichtsäste

Verlauf der Nervenäste

Nach dem Austritt aus dem Foramen stylomastoideum zieht der Nervus facialis unter der Ohrspeicheldrüse nach vorn und tritt am Hinterrand des Unterkiefers an die Oberfläche. Dort liegt er direkt unter der Haut. Dadurch ist er nur wenig geschützt und kann leicht durch äußere Einwirkungen geschädigt werden. Dies kann zur peripheren Fazialislähmung führen.

Im Einzelnen werden folgende Äste abgegeben:

  • Nervus auricularis posterior (bei Tieren Nervus auricularis caudalis): innerviert die hinteren Ohrmuskeln; hat einige sensible Fasern, die die Huntsche Zone innervieren
  • Nervus auricularis internus: versorgt bei Tieren die Innenseite der Ohrmuschel
  • Ramus digastricus: für den hinteren Bauch (Venter posterior) des Musculus digastricus
  • Ramus stylohyoideus: für den Musculus stylohyoideus

Folgende Äste innervieren motorisch die mimische Gesichtsmuskulatur und werden als Abgänge aus dem Plexus intraparotideus, einem Nervengeflecht in der Ohrspeicheldrüse, angesehen:

Siehe auch

Weblinks

Commons: Nervus facialis - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Nervus facialis – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Federative Committee on Anatomical Terminology (1998). Terminologia Anatomica. Stuttgart: Thieme.

Literatur

  • Martin Trepel: Neuroanatomie. Struktur und Funktion. 3., neu bearbeitete Auflage. Urban & Fischer, München u. a. 2004, ISBN 3-437-41297-3.
  • Franz-Viktor Salomon: Nervensystem, Systema nervosum. In: Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke, Stuttgart 2005, ISBN 3-8304-1007-7, S. 464–577.
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