Auferstehung im Tod: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Auferstehung im Tod''' ist ein mittlerweile weit verbreitetes [[Theologie|theologisches]] Konzept des [[Wikipedia:20. Jahrhunderts]]a, das von [[Wikipedia:Gisbert Greshake|Gisbert Greshake]] und anderen [[Wikipedia:katholisch|katholisch]] [[Theologe]]n vertreten wird und besagt, dass bereits unmittelbar mit dem [[Tod]] die [[Auferstehung des Leibes]] erfolgt. Der Gedanke der «[[Unsterblichkeit der Seele]]», die in einem leibfreien Zustand auf ihre [[Auferstehung]] beim [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]] am Ende der Zeiten harren müsse, wird damit zugunsten der Auferstehung, die die Unvergänglichkeit von [[Leib]] und [[Seele]] betont, vollständig aufgegeben. Damit werde endgültig jeglicher [[platon]]ische [[Dualismus]], der per se unchristlich sei, vermieden, denn aus [[christlich]]er Sicht bilde der [[Mensch]] eine untrennbare Einheit von Leib ''und'' Seele. Angestoßen wurden solche Erwägungen namentlich auch durch das am [[Wikipedia:1. November|1. November]] [[Wikipedia:1950|1950]] durch [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Pius XII.|Pius XII.]] verkündete [[Dogma]] der [[Leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel|leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel]], das gleichsam für alle Menschen verallgemeinert wurde.
Die '''Auferstehung im Tod''' ist ein mittlerweile weit verbreitetes [[Theologie|theologisches]] Konzept des [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]]s, das von [[Wikipedia:Gisbert Greshake|Gisbert Greshake]] und anderen [[Wikipedia:katholisch|katholisch]] [[Theologe]]n vertreten wird und besagt, dass bereits unmittelbar mit dem [[Tod]] die [[Auferstehung des Leibes]] erfolge. Der Gedanke der «[[Unsterblichkeit der Seele]]», die in einem ''leibfreien'' Zustand auf ihre [[Auferstehung]] beim [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]] am Ende der Zeiten harren müsse, wird damit zugunsten der Auferstehung, die die Unvergänglichkeit von [[Leib]] und [[Seele]] betont, vollständig aufgegeben. Damit werde endgültig jeglicher [[platon]]ische [[Dualismus]], der per se unchristlich sei, vermieden, denn aus [[christlich]]er Sicht bilde der [[Mensch]] eine untrennbare Einheit von Leib ''und'' Seele. Angestoßen wurden solche Erwägungen namentlich auch durch das am [[Wikipedia:1. November|1. November]] [[Wikipedia:1950|1950]] durch [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Pius XII.|Pius XII.]] verkündete [[Dogma]] der [[Leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel|leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel]], das von Greshake gleichsam für alle Menschen verallgemeinert wurde.


Besonders in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde dieses Konzept in theologischen Kreisen heftig diskutiert und fand in [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Joseph Kardinal Ratzinger (Benedikt XVI.)]], der die traditionelle, vornehmlich auf [[Thomas von Aquin]] gestützte kirchliche Lehrmeinung vetrat und bis heute vertritt, ihren entschiedensten Gegner. Ratzinger charakterisierte die von ihm abgelehnte Anschauung Greshakes in seiner «[[Eschatologie]]» so:
Besonders in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde dieses Konzept in theologischen Kreisen heftig diskutiert und fand in [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Joseph Kardinal Ratzinger (Benedikt XVI.)]], der die traditionelle, vornehmlich auf [[Thomas von Aquin]] gestützte kirchliche Lehrmeinung vetrat und bis heute vertritt, ihren entschiedensten Gegner. Ratzinger charakterisierte die von ihm abgelehnte Anschauung Greshakes in seiner «[[Eschatologie]]» so:

Version vom 31. Juli 2016, 17:17 Uhr

Die Auferstehung im Tod ist ein mittlerweile weit verbreitetes theologisches Konzept des 20. Jahrhunderts, das von Gisbert Greshake und anderen katholisch Theologen vertreten wird und besagt, dass bereits unmittelbar mit dem Tod die Auferstehung des Leibes erfolge. Der Gedanke der «Unsterblichkeit der Seele», die in einem leibfreien Zustand auf ihre Auferstehung beim Jüngsten Gericht am Ende der Zeiten harren müsse, wird damit zugunsten der Auferstehung, die die Unvergänglichkeit von Leib und Seele betont, vollständig aufgegeben. Damit werde endgültig jeglicher platonische Dualismus, der per se unchristlich sei, vermieden, denn aus christlicher Sicht bilde der Mensch eine untrennbare Einheit von Leib und Seele. Angestoßen wurden solche Erwägungen namentlich auch durch das am 1. November 1950 durch Papst Pius XII. verkündete Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel, das von Greshake gleichsam für alle Menschen verallgemeinert wurde.

Besonders in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde dieses Konzept in theologischen Kreisen heftig diskutiert und fand in Joseph Kardinal Ratzinger (Benedikt XVI.), der die traditionelle, vornehmlich auf Thomas von Aquin gestützte kirchliche Lehrmeinung vetrat und bis heute vertritt, ihren entschiedensten Gegner. Ratzinger charakterisierte die von ihm abgelehnte Anschauung Greshakes in seiner «Eschatologie» so:

„Das Anstößige der Behauptung, ein Mensch - Maria - sei jetzt schon dem Leib nach auferstanden, forderte förmlich dazu heraus, generell das Verhältnis von Tod und Zeit sowie das Wesen menschlicher Leiblichkeit neu zu bedenken. Wenn es möglich war, das marianische Dogma als Modellfall des menschlichen Geschicks überhaupt zu lesen, waren zwei Probleme zugleich bereinigt: Auf der einen Seite war dann der ökumenische und denkerische Skandal des Dogmas überwunden, auf der anderen Seite hatte es selbst dazu geholfen, die bisherigen Vorstellungen über Unsterblichkeit und Auferstehung zugunsten biblischerer und modernerer Auffassungen zu korrigieren. Deutliche und konsequente Durchführungen des neuen Gedankens sucht man freilich in der Literatur vergebens; man kann aber sagen, daß sich im großen und ganzen folgendes Bild durchsetzte: Zeit ist eine Form des leiblichen Lebens. Der Tod bedeutet das Heraustreten aus der Zeit in die Ewigkeit, in ihr einiges »Heute«. Folglich ist das Problem des »Zwischenzustandes« zwischen Tod und Auferstehung ein Scheinproblem. Das »Zwischen« gibt es nur in unserer Perspektive. In Wahrheit ist das »Ende der Zeiten« unzeitlich; wer stirbt tritt in die Gegenwart des Jüngsten Tages, des Gerichtes, der Auferstehung und der Wiederkunft des Herrn hinein. »Damit kann dann auch die Auferstehung im Tod und nicht erst am >Jüngsten Tag< angesetzt werden« (Greshake, Auferstehung der Toten 387). Diese Auffassung, daß die Auferstehung im Augenblicke des Todes erfolge, hat sich inzwischen so weitgehend durchgesetzt, daß sie mit einigen Verklausulierungen auch in den Holländischen Katechismus aufgenommen wurde: »Das Leben nach dem Tode ist also schon so etwas wie die Auferweckung des neuen Leibes« (525). Das heißt: Was das Dogma von Maria sagt, gilt von jedem Menschen; aufgrund der Unzeitlichkeit, die jenseits des Todes herrscht, ist jedes Sterben Hineintreten in den neuen Himmel und die neue Erde, Eintreten in die Parusie und Auferstehung.“ (Lit.: Ratzinger, S. 93f)

Siehe auch

Literatur

  1. Gisbert Greshake: Auferstehung der Toten. Ein Beitrag zur gegenwärtigen theologischen Diskussion über die Zukunft der Geschichte. Ludgerus, Essen, zugleich eine Dissertation unter dem Titel: Die Auferstehung der Toten in der gegenwärtigen theologischen Diskussion an der Universität Münster (Westfalen) 1969.
  2. Gisbert Greshake: Tod - und dann? Ende - Reinkarnation - Auferstehung; der Streit der Hoffnungen. Herder, Freiburg im Breisgau / Basel / Wien 1988, ISBN 3-451-08504-6
  3. Gisbert Greshake, Jacob Kremer: Resurrectio mortuorum: zum theologischen Verständnis der leiblichen Auferstehung. WBG, Darmstadt 1986, ISBN 3-534-07037-2
  4. Benedikt XVI./Joseph Ratzinger: Eschatologie - Tod und ewiges Leben, 2. Aufl., Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2012, ISBN 978-3791720708