Tattva und Liber Mundi: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Tattvas''' ([[Sanskrit|skrt.]] तत्त्व = ''Dasheit'', ''Prinzip'', ''Wirklichkeit'') sind nach [[Urindische Kultur|indisch]]er Lehre die grundlegenden '''Daseinsfaktoren''', aus denen alles [[Sein]] aufgebaut ist. Die Anzahl der Daseinsfaktoren variiert in den verschiedenen philosophischen Systemen. Die Philosophie des  [[Samkhya]] geht von 25 Daseinsfakoren aus, der [[Wikipedia:Shivaismus|Shivaismus]] zählt 36 Faktoren auf. Die “Indischen Materialisten“ lassen nur 4 bzw. 5 Tattvas gelten, die den [[Vier-Elemente-Lehre|vier Elementen]] bzw. den [[fünf]] Hauptströmungen der [[Äther]]welt entsprechen.
[[Bild:Christian_Rosencreutz.jpg|thumb|200px|[[Christian Rosencreutz]]]]
Das '''Liber Mundi''' ([[Latein|lat.]], "'''Buch der Welt'''"), kurz '''Liber M''' oder '''Buch M''', das Buch der Natur, des Naturwissens, des Wissens vom [[Wesen]] der [[Mineral]]ien, [[Pflanze]]n und [[Tier]]e, war ein stets gegenwärtiges Thema des [[Wikipedia:mittelalteralter|mittelalteralter]]lichen [[Denken]]s. Nach [[christlich]]er Anschauung wurde es durch den [[Weltgeist]], den [[Logos]], selbst geschrieben, so wie es am deutlichsten im Prolog des [[Johannes-Evangelium]]s ausgesprochen wird:


===Tattva in der Lehre des Samkhya===
{{Zitat|vor=|nach=|<poem>1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
In der Lehre des [[Sankhya]] wird von zwei Grundprinzipen ausgegangen, welche die Welt gestalten. Dies sind die rein geistigen, bewussten, unwandelbaren Seelen ([[Purusha]]) und die unbewusse, aktive Urnatur ([[Prakriti]]).
2 Dasselbe war im Anfang bei Gott.
Aus der Prakriti sollen in einem Prozess der “Entfaltung“ alle weiteren Daseinsfaktoren entstehen. Zusammen mit dem Purusha und der Prakriti  ergeben sich so eine Aufzählung von 25  '''tattvas''' (Daseinsfakoren) aus denen  der Gestaltungsprozess der Welt erklärt wird. Diese 25 tattvas sind:
3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen.
6 Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes.
7 Der kam zum Zeugnis, um von dem Licht zu zeugen, damit sie alle durch ihn glaubten.
8 Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.
9 Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
10 Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht.
11 Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,
13 die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.
14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.</poem>|Johannes-Evangelium|{{B|Joh|1|1-14|LUT}}}}


 
[[Naturwissenschaft]] im Sinne des mittelalterlichen Denkens bestand darin, im Buch der Natur [[lesen]] zu lernen.  
{| class="prettytable" width="800px"
|'''Sanskrit''' ||'''Transliteration [[Wikipedia:IAST|IAST]]''' ||'''Bedeutung'''|| '''Daseinsgruppe''' ||'''Daseinsfaktor'''
|-
| पुरुष||[[Purusha|puruṣa]] ||Seele, Bewusstsein || || eins
|-
| प्रकृति||[[Prakriti|prakṛti]] ||aktive Urnatur || || zwei
|-
|बुद्धि|| [[buddhi]] || Intelligenz ||  || drei
|-
| अहंकार||[[ahaṃkāra]] || Ich-Bewusstsein ||  || vier
|-
| मनस् ||[[manas]]||  sinnengebundenes Denken||  || fünf
|-
|  शृनोति ||śṛnoti|| hören|| Erkenntnisvermögen (buddhîndriya) || sechs
|-
|त्वच् || tvac || berühren || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya) || sieben
|-
|चक्षण ||cakṣaṇa || sehen || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya)  || acht
|-
| रस ||rasa|| schmecken || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya)  || neun
|-
| घ्राण||ghrāṇa|| riechen || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya)  || zehn
|-
|वाच् ||vāc|| sprechen || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || elf
|-
|पाणि ||pāṇi || greifen || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || zwölf
|-
|पाद ||pāda || Gehbewegung || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || dreizehn
|-
|पायु ||pāyu || Ausscheidung || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || vierzehn
|-
|उपस्थ ||upastha ||  Zeugung || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || fünfzehn
|-
| शब्द ||śabda ||Klang ||subtiles Element (tanmātra) || sechzehn
|-
| स्पर्श ||sparśa ||Berührung ||subtiles Element (tanmātra) || siebzehn
|-
| रूप || rūpa|| Form ||subtiles Element (tanmātra) || achtzehn
|-
| रस ||rasa || Geschmack|| subtiles Element (tanmātra)|| neunzehn
|-
|गन्ध || gandha||Geruch ||subtiles Element (tanmātra) || zwanzig
|-
| आकाश ||ākāśa ||Raum, Äther ||grobstoffliches Element (mahābhūta)  ||einundzwanzig
|-
|वयु ||vayu ||Luft ||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| zweiundzwanzig
|-
|तेजस् ||tejas ||Feuer||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| dreiundzwanzig
|-
| अप् ||ap ||Wasser ||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| vierundzwanzig
|-
|पृथिवी ||pṛthivī  ||Erde ||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| fünfundzwanzig
|-
|}
 
Die fünf untersten Tattvas (21 bis 25) bilden die als [[Pentagramm]] organisierten fünf Hauptströmungen des [[mensch]]lichen [[Ätherleib]]s {{Lit|{{G|266a|173ff}}}}
 
===Tattva in der Lehre des Shivaismus===
 
Der Shivaismus bedient sich der 25 Prinzipien des Sankhya und versieht sie mit einem Überbau von 11 weiteren, deren Urgrund [[Shiva]] ist.
 
Diese werden in drei Gruppen unterteilt:
 
*Shuddha Tattvas
Die ersten fünf Tattvas sind als shuddha oder 'reine' Tattvas. Sie sind auch bekannt als Tattvas universaler Erfahrung.
 
*Shuddha-ashuddha oder Shuddha-shuddah Tattvas
Die nächsten sieben Tattvas (6–12) sind als shuddha-ashuddha oder 'Rein-Unrein'- Tattvas oder als Shuddhashuddha Tattvas mit den fünf Kanchukas (Kalā, Vidyā, Rāga, Kāla, Niyati) bekannt. Sie sind die Tattvas der begrenzten oder individuellen Erfahrung.
 
*Ashuddha tattvas
Die weiteren 24 Tattvas (13–36) sind bekannt als  ashuddha or 'Unrein'- Tattvas. Deren erste ist [[Prakriti]], und sie beinhalten die Tattvas der mentalen Tätigkeit, der sinnlichen Erfahrung und der Materie.
 
===Tattva in der Lehre der Materialisten===
 
Die Lehre der Indischen Materialisten, die auch als  [[Wikipedia:Charvaka|Charvaka]]s<ref>Die [[Wikipedia:Barhaspati Sutras|Barhaspati Sutras]], die die Grundlage der Schule bilden, wurden vermutlich in der [[Wikipedia:Maurya|Maurya]]-Periode zwischen 320 und 180 v. Chr. geschrieben, sind aber nur in einzelnen Zitatfragmenten erhalten.</ref> bezeichnet werden, nehmen eine Vielheit von ewig existierenden Elementen an, die durch Vermischung alles hervorbringen. Als Grundlage gelten die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft (die [[Mahabhuta|Mahābhūta]]) und eventuell als [[fünftes Element]] [[Akasha]], wie etwa schon im [[Vaisheshika]] des [[Kanada (Hinduismus)|Kanada]], der auch die indische [[Kanada (Hinduismus)#Atomlehre|Atomlehre]] begründete. Diese fünf Tattvas entsprechen nach [[Rudolf Steiner]] den fünf Hauptströmungen der [[Äther]]welt bzw. des [[mensch]]lichen [[Ätherleib]]s.


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"In der uns umgebenden Welt, überall auf der Erde sind wir
"So lernt man schon allmählich, in der physischen Welt zu lesen...
stets von fünf Ätherströmungen umgeben. Die Ätherströmungen
So lernt
werden folgendermaßen im Sinne der Rosenkreuzer-Schulen bezeichnet:
man allmählich entziffern, erdeuten, wesenhaft lesen und ergreifen
Erde-Äther, Wasser-Äther, Feuer-Äther, Luft-Äther und
dasjenige, was die Welt wirklich ist, und von dem die physische
Gedanken-Äther. Die entsprechenden indischen Bezeichnungen
Welt nicht mehr ist als ein beschriebenes Blatt, das vor uns liegt und
lauten: Prithivi Tattwa, Apas Tattwa, Tejas oder Agni Tattwa,
das wir nicht nur angaffen, sondern lesen müssen, sonst wissen wir
Vaju Tattwa und Akasha Tattwa. So wie nun in der uns umgebenden
nicht, was darauf steht. Ebensowenig wissen wir von der Welt, wenn
Natur diese Ätherströmungen stets vorhanden sind, so
wir sie nur anschauen mit dem, was die physische Wahrnehmung
sind auch im Menschen in einer ganz bestimmten Art und Weise
gibt und nicht gewahr werden, daß wir sie entziffern und in sie eindringen
diese Ätherströmungen in Tätigkeit, und zwar geht der ErdeÄther
müssen, geradeso wie wir ja ein beschriebenes Blatt nicht
vom Kopfe aus zum rechten Fuß, von da aus der WasserÄther
nur anstarren, sondern es lesen müssen, um den Sinn zu verstehen.
zur linken Hand, dann von der linken Hand aus der
Wenn wir immer mehr und mehr so das Bewußtsein davon aufnehmen,
Feuer-Äther zur rechten Hand, von da aus der Luft-Äther zum
daß die Welt ein Buch ist, welches die Hierarchien für uns
linken Fuße, und von dort aus der Gedanken-Äther zum Kopfe
geschrieben haben, damit wir darin lesen, dann werden wir im vollsten
zurück. Dadurch entsteht folgende Figur:
Sinn des Wortes erst ganz Mensch werden." {{Lit|{{G|156|84}}}}
</div>


<center>
Für die christlichen Denker eröffnete sich dadurch zugleich das Verständnis dafür, wie der schaffende Logos, der [[Christus]], zur [[Erdensphäre]] herabgestiegen ist, um sich in einem [[Mensch]]en als der [[Christus Jesus]] zu [[Inkarnation|inkarnieren]]. Wie dieses Lesen zu verstehen ist und welcher [[Gesinnung]] es dazu bedarf, deutet [[Paulus]] im [[Wikipedia:1. Brief des Paulus an die Korinther|1. Korintherbrief]] im [[Hohelied der Liebe]] an:
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Dieses ist das Pentagramm der Okkultisten, das heilige Fünfeck,
{{Zitat|vor=|nach=|<poem>1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
«das Zeichen des Menschen». Seine Spitze ist nach oben
2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
gerichtet, und es wird dadurch angedeutet, daß das Geistige aus
3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
der Höhe dem Menschen entgegenströmt [...]
4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,
5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,
6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;
7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
8 Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.
9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.
10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.
11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.
12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.
13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.</poem>|Paulus von Tarsus|1. Korintherbrief {{Bibel|1 Kor|13|1-13|LUT}}}}


Im Folgenden sind einige noch besonders bemerkenswerte
In umfassender Weise lernte [[Christian Rosenkreutz]] im ''Buch der Natur'' zu lesen, wie es die [[Fama Fraternitatis]] des [[Johann Valentin Andreae]] berichtet. 1378 am Ufer des Rheins als Sohn gleichwohl adeliger, aber verarmten Eltern geboren, wurde er im 5. Lebensjahr in ein Kloster gegeben, wo er [[Wikipedia:Griechische Sprache|Griechisch]] und [[Wikipedia:Latein|Latein]] lernte. Auf seine drängende Bitte hin durfte er seinen Mitbruder P.A.L. auf eine Reise zum Heiligen Grab begleiten, doch der andere Bruder starb in [[Wikipedia:Zypern|Zypern]]. Christian Rosenkreutz, damals erst 16 Jahre alt, setzte allein die Reise fort und kam so nach [[Wikipedia:Damaskus|Damaskus]], wo er, noch körperlich geschwächt, für einige Zeit blieb. Hier erlebte er, wie uns [[Rudolf Steiner]] berichtet, nochmals das Paulus-Ereignis und "wissende Männer" offenbarten ihm manche okkulten Geheimnisse und brachten ihn schließlich auf sein dringendes Ersuchen zu ihrem Ordens-Tempel nach ''Damkar'' (Dam-Car), das heißt auf [[Hebräische Sprache|Hebräisch]]: ''das Blut des Lammes'' (Dam = {{HeS|דָּם|Blut}}; Car = {{HeS|כר|Lamm}}; als CR zugleich die Initialen von Christian Rosenkreutz). Die dort versammelten Weisen empfingen ihn nicht wie einen Fremden, sondern wie einen, auf den sie lange gewartet hatten. Sie nannten ihn nicht nur beim rechten Namen, sondern zeigten ihm, zu seinem großen Erstaunen, auch sonst manche Geheimnisse aus seinem Kloster an. Nicht nur viele "Wunder" offenbarten ihm die Weisen, sie zeigten ihm vor allem auch, wie sich ihnen die Sprache der Natur enthüllte. Christian Rosenkreutz lernte nun [[Wikipedia:Arabische Sprache|Arabisch]], studierte [[Medizin]] und [[Mathematik]] und ein Jahr später übertrug er schließlich das ''Liber Mundi'' ins Lateinische, d.h., er hielt in [[mensch]]licher [[Sprache]] die der Natur eingeschriebene [[Weisheit]] fest.
Eigenschaften und Beziehungen der Ätherströmungen tabellarisch
aufgeführt. Wir finden da die Querschnitte der fünf verschiedenen
Strömungen, ihre Beziehungen zu dem Geschmack, zur Farbe
etc.
" {{Lit|{{G|266a|183f}}}}
[[Bild:GA266a_185b.gif|center|600px|Tabelle aus GA 266a, S 185]]
</div>


==Anmerkungen ==
==Literatur==
* [[Johann Valentin Andreae]]: ''Die Bruderschaft der Rosenkreuzer. Esoterische Texte'' (Diederichs Gelbe Reihe; 53). Diederichs, München 1995, ISBN 3-424-00793-5 (hrsg. von Gerhard Wehr)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Okkultes Lesen und okkultes Hören'', [[GA 156]] (2003), ISBN 3-7274-1561-4 {{Vorträge|156}}


<references/>
{{GA}}


== Literatur ==
== Weblinks ==
#Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909'', [[GA 266a]] (1995), ISBN 3-7274-2661-6 {{Schule|266a}}
{{GA}}


[[Kategorie:Hinduismus]]  
* [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/bibliothek/Alchemie/Fama_Fraternitatis.pdf Fama Fraternitatis]
[[Kategorie:Indische Philosophie]]
* [http://www.minerva.mic.ul.ie//vol3/liber.html Berkeley and Liber Mundi] - Essay by Costica Bradatan
* [http://fordham.universitypressscholarship.com/view/10.5422/fso/9780823226931.001.0001/upso-9780823226931 Costica Bradatan: ''The Other Bishop Berkeley: An Exercise in Reenchantment''] (2007)


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Rosenkreuzerisches Werk|K]]

Aktuelle Version vom 23. Dezember 2020, 00:09 Uhr

Christian Rosencreutz

Das Liber Mundi (lat., "Buch der Welt"), kurz Liber M oder Buch M, das Buch der Natur, des Naturwissens, des Wissens vom Wesen der Mineralien, Pflanzen und Tiere, war ein stets gegenwärtiges Thema des mittelalteralterlichen Denkens. Nach christlicher Anschauung wurde es durch den Weltgeist, den Logos, selbst geschrieben, so wie es am deutlichsten im Prolog des Johannes-Evangeliums ausgesprochen wird:

1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
2 Dasselbe war im Anfang bei Gott.
3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen.
6 Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes.
7 Der kam zum Zeugnis, um von dem Licht zu zeugen, damit sie alle durch ihn glaubten.
8 Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.
9 Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
10 Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht.
11 Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,
13 die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.
14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Johannes-Evangelium: Joh 1,1-14 LUT

Naturwissenschaft im Sinne des mittelalterlichen Denkens bestand darin, im Buch der Natur lesen zu lernen.

"So lernt man schon allmählich, in der physischen Welt zu lesen... So lernt man allmählich entziffern, erdeuten, wesenhaft lesen und ergreifen dasjenige, was die Welt wirklich ist, und von dem die physische Welt nicht mehr ist als ein beschriebenes Blatt, das vor uns liegt und das wir nicht nur angaffen, sondern lesen müssen, sonst wissen wir nicht, was darauf steht. Ebensowenig wissen wir von der Welt, wenn wir sie nur anschauen mit dem, was die physische Wahrnehmung gibt und nicht gewahr werden, daß wir sie entziffern und in sie eindringen müssen, geradeso wie wir ja ein beschriebenes Blatt nicht nur anstarren, sondern es lesen müssen, um den Sinn zu verstehen. Wenn wir immer mehr und mehr so das Bewußtsein davon aufnehmen, daß die Welt ein Buch ist, welches die Hierarchien für uns geschrieben haben, damit wir darin lesen, dann werden wir im vollsten Sinn des Wortes erst ganz Mensch werden." (Lit.: GA 156, S. 84)

Für die christlichen Denker eröffnete sich dadurch zugleich das Verständnis dafür, wie der schaffende Logos, der Christus, zur Erdensphäre herabgestiegen ist, um sich in einem Menschen als der Christus Jesus zu inkarnieren. Wie dieses Lesen zu verstehen ist und welcher Gesinnung es dazu bedarf, deutet Paulus im 1. Korintherbrief im Hohelied der Liebe an:

1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,
5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,
6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;
7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
8 Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.
9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.
10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.
11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.
12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.
13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Paulus von Tarsus: 1. Korintherbrief (1 Kor 13,1-13 LUT)

In umfassender Weise lernte Christian Rosenkreutz im Buch der Natur zu lesen, wie es die Fama Fraternitatis des Johann Valentin Andreae berichtet. 1378 am Ufer des Rheins als Sohn gleichwohl adeliger, aber verarmten Eltern geboren, wurde er im 5. Lebensjahr in ein Kloster gegeben, wo er Griechisch und Latein lernte. Auf seine drängende Bitte hin durfte er seinen Mitbruder P.A.L. auf eine Reise zum Heiligen Grab begleiten, doch der andere Bruder starb in Zypern. Christian Rosenkreutz, damals erst 16 Jahre alt, setzte allein die Reise fort und kam so nach Damaskus, wo er, noch körperlich geschwächt, für einige Zeit blieb. Hier erlebte er, wie uns Rudolf Steiner berichtet, nochmals das Paulus-Ereignis und "wissende Männer" offenbarten ihm manche okkulten Geheimnisse und brachten ihn schließlich auf sein dringendes Ersuchen zu ihrem Ordens-Tempel nach Damkar (Dam-Car), das heißt auf Hebräisch: das Blut des Lammes (Dam = hebr. דָּם Blut; Car = hebr. כר Lamm; als CR zugleich die Initialen von Christian Rosenkreutz). Die dort versammelten Weisen empfingen ihn nicht wie einen Fremden, sondern wie einen, auf den sie lange gewartet hatten. Sie nannten ihn nicht nur beim rechten Namen, sondern zeigten ihm, zu seinem großen Erstaunen, auch sonst manche Geheimnisse aus seinem Kloster an. Nicht nur viele "Wunder" offenbarten ihm die Weisen, sie zeigten ihm vor allem auch, wie sich ihnen die Sprache der Natur enthüllte. Christian Rosenkreutz lernte nun Arabisch, studierte Medizin und Mathematik und ein Jahr später übertrug er schließlich das Liber Mundi ins Lateinische, d.h., er hielt in menschlicher Sprache die der Natur eingeschriebene Weisheit fest.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks