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Aus dem [[Wikipedia:Chinesisches Altertum|Chinesischen Altertum]] der Zeit Kaiser [[Wikipedia:Yao (Kaiser)|Yaous]] gibt es Sagen, dass sich „Fluten bis zum Himmel türmen“ oder von „Überschwemmungen, die mit ihren Fluten den Himmel bedrohen“.<ref>James Legge: ''Shoo King, the Canon of Yaou'', 1879; Chrétien-Louis-Joseph de Guignes: ''Le Chou-king'', 1770; J. Moryniac: ''Histoire générale de la Chine'', 1877</ref> Diese Sagen werden mit der „Flut des [[Wikipedia:Theben (Griechenland)|Ogyges]]“ gleichgesetzt.<br />
Als chinesische Entsprechung der biblischen Sintflutsage mit Noah wird oft Fo-his gesehen, der als einziger im ganzen Land gerettet wurde.
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Version vom 22. Juni 2022, 11:38 Uhr

Künstlerische Darstellung der Sintflut von Gustave Doré.

Als Sintflut wird im 1. Buch Mose der Bibel[1] eine große weltumspannende Flut bezeichnet, mit der Gott die Menschen für ihr sündiges Leben bestraft haben soll. Gemäß dem biblischen Bericht im Alten Testament (1. Mo 7-8) soll die Sintflut 300 Tage oder 10 Monate gedauert und selbst den höchsten Berg der Welt mit Wasser bedeckt haben, wobei das hebräische Wort "äräts" nicht nur "Welt" sondern auch "Land" (hier: Zweistromland) bedeuten kann. Die gesamte Zeit der Flut wird in vier Phasen beschrieben:
a) Regen ergießt sich 40 Tage und 40 Nächte und das Wasser hebt die Arche an
b) insgesamt schwillt das Wasser 150 Tage lang an und alle „durch die Nase atmenden“ Erdbewohner - Mensch und Tier - werden getötet
c) weitere 150 Tage dauert es, bis die Flut wieder abschwillt
d) weitere 40, sowie nochmals 7 Tage dauert es, bis Noah es wagt, die Arche zu verlassen

Nach masoretischem Text und nach samaritanischem Pentateuch gelang es nur Noach (Noah oder Noe), der auf göttliche Anweisung hin eine Arche gebaut hatte, mit seiner Familie (Frau Hanna, die drei Söhne und die entsprechenden Schwiegertöchter) und vielen Tieren (jeweils sieben Paare von den „reinen“ und ein Paar von den „unreinen“) zu überleben. Nach Septuaginta überlebte aber auch Methusalem, der Grossvater von Noe, die Sintflut um einige Jahre. Die Arche landete schließlich auf dem Gebirge Ararat; von dort verbreitete sich das Leben wieder über die Erde. Der biblische Bericht erzählt davon, dass Gott im Anschluss einen neuen Bund mit Noach und den Menschen schloss, in dem er gelobte, die Menschen nie wieder durch eine Flut zu bestrafen. Das Zeichen dieses Bundes war der Regenbogen.

Der irische Theologe James Ussher berechnete im 17. Jahrhundert in seinen Annales veteris testamenti, a prima mundi origine deducti (Annalen des Alten Testaments, hergeleitet von den frühesten Anfängen der Welt) anhand von Bibelstellen den Zeitpunkt, zu dem die Sintflut stattgefunden haben soll. Er kam auf das Jahr 2501 v. Chr., dies sollte jedoch nicht als feststehendes Datum verstanden werden, handelt es sich bei der Sintfluterzählung doch um einen Mythos.

Wortgeschichte

Das deutsche Wort „Sintflut“ ging aus mittelhochdeutsch „sin(t)vluot“, althochdeutsch „sin(t)fluot“ hervor, das so viel wie „immerwährende Überschwemmung“ bedeutet, es hat also nichts mit dem Wort „Sünde“ zu tun. Die germanische Vorsilbe „sin“ bedeuted „immerwährend, andauernd, umfassend“. Die nicht mehr verstandene Vorsilbe wurde seit dem 13. Jhdt. volksetymologisch zu „Sünd-“ umgedeutet. Im Englischen heißt Sintflut „The Great Flood“ oder - nach dem französischen Wort - „Deluge“, abgeleitet von lat. Diluvium („Überschwemmung“). Französisch heißt es „déluge“, spanisch „diluvio“ und italienisch „diluvio universale“.

Altorientalische Parallelen

Tafel 11 des Gilgamesh-Epos

Die ninivitische Fassung des Gilgamesch-Epos aus dem 12. Jahrhundert v. Chr., die auf einer Urform aus dem 18. Jahrhundert v. Chr. aufbaut, enthält eine Erzählung über die große Flut, die in mancherlei Hinsicht mit der Biblischen Version übereinstimmt. Auch der griechische Deukalion-Mythos, der vermutlich um 1400 v. Chr. entstand, weist Parallelen auf. Manche wollen auch in Platons Atlantis-Erzählung eine Sintflut-Überlieferung sehen, doch wird dies aus philologischen und inhaltlichen Gründen meist zurückgewiesen.

Die älteste bisher bekannte Form der Erzählung bildet das (spät)sumerische Sintflutepos, das etwa aus dem 18. Jahrhundert v. Chr. stammt. Hier zwang die Sintflut den König Ziusudra (griechisch bei Berossus: Xisouthros) von Schurupak zum Umherirren auf einem Boot. Bereits in dieser Urform des Mythos waren verschiedene Details wie die Vorwarnung an Ziusudra durch die Gottheit und das schließliche Dankopfer für die Errettung vorhanden. Im altbabylonischen Atramchasis-Epos (18.-17. Jahrhundert v. Chr.) tritt nun auch das Element der Aussendung der Vögel vor dem Ende der Flut hinzu. Ähnliche Ereignisse von alles zerstörenden Naturkatastrophen, oft auch in Form einer großen Flut, und von wenigen auserwählten Überlebenden, gibt es in vielen Religionen und Kulturen.

Im neuen Testament dient die Sintflut im Lukasevangelium (17, 27) und der entsprechenden Parallelstelle im Evangelium nach Matthäus (24, 38) als Gleichnis für das Kommen des Menschensohns, das als plötzlich und unerwartet prophezeit wird:

Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird's auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes: Sie aßen, sie tranken, sie freiten, sie ließen sich freien bis auf den Tag, da Noah in die Arche ging, und die Sintflut kam und brachte sie alle um.

Gelegentlich ist in diversen Legenden z.B. altorientalischer Völker auch vom Sintbrand, Sintsturm und Sinthunger die Rede. Der Sintbrand soll der Sintflut ebenso vorangegangen sein wie die beiden anderen Katastrophen. Mit dem Sintbrand könnte die Erinnerung an einen Kometeneinschlag verbunden sein.

Bereits 1869 hat Lüken in großer Zahl außerbiblische Schilderungen von Völkern aus verschiedensten Regionen der Erde zusammengetragen, die auffällige Gemeinsamkeiten mit dem biblischen Sintflutbericht aufweisen. 1925 veröffentlichte Riem 268 Sintflutberichte und 21 Regenbogensagen aus aller Welt und wertete diese aus. Er kam dabei zum Ergebnis, dass einige der Überlieferungen so viele Parallelen zum biblischen Bericht aufweisen, dass ein unmittelbarer Zusammenhang bestehen muss. Seine vergleichenden Auswertungen ergaben z. B., dass die Sintflut 77 mal als Flut und 80 mal als Überschwemmung bezeichnet wird (in den anderen Fällen ist von verheerenden Bränden, Erdbeben u.a. die Rede). Immerhin 72 mal geschah die Rettung durch ein Fahrzeug; 53 mal wird als Ursache das Verschulden der Menschen genannt.

Für die biblische Rechtfertigung der Sintflut als einzigartiges Gericht Gottes über die von ihm selber geschaffene und im Schöpfungsbericht der Bibel von ihm selbst als sehr gut angesehene Schöpfung ist die unmittelbar chronologisch vor der Noah-Geschichte stehende Erzählung der Gottessöhne in Genesis Kapitel 5 aufschlussreich:

Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, 2da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. 3Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre. 4Zu der Zeit und auch später noch, als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten.

Im ersten Buch Henoch, auf das im Judasbrief des Neuen Testamentes Bezug genommen wird, das auch in den Rollen von Qumran gefunden wurde und das heute noch zum kanonischen Schrifttum der (christlichen) äthiopischen Kirche gehört, wird diese Geschichte näher erläutert. Die Sintflut wird als göttliche Reaktion auf die unentschuldbare Rebellion der so genannten Wächterengel unter Führung von Azazel verstanden. Diese gaben sich mit ihrer Nähe zu Gott nicht zufrieden, sondern lehrten die Menschen verschiedene Künste (vgl. Prometheus im griechischen Mythos) und vermischten sich schließlich mit diesen sogar sexuell. Während Azazel mit seinen Mitverschwörern zur Strafe für seinen Hochmut auf die Erde geworfen und gebunden wird bis zum endgültigen Gericht, muss der durch den Samen der abgefallenen Gottessöhne unrettbar verdorbene Teil der Menschheit flächendeckend ausgetilgt werden. Wasser ist dabei ein probates Mittel gegen den sonst in der Wüste in der Trockenheit gedachten Wüstendämon Azazel, der alljährlich den jüdischen Sündenbock anstatt von Menschenfleisch zugeschickt bekam.

Dokumentarisch ist vor allem die Sumerische Königsliste in Zusammenhang mit einer großen Überschwemmung bzw. Sintflut in Sumer bedeutsam. Diese heute in 5 Dokumenten erhaltene Liste weist neben den Königen nach der großen Flut auch 8 bis 10 Herrscher bis zur großen Flut auf (ebenfalls 10 Generationen von Adam bis Noah in der Bibel), die unmenschlich lange Zeit regiert haben sollen. Von diesen kulturbringenden Königen vor der großen Flut wird auch in den überlieferten Fragmenten der Babylonischen Geschichte des Berossos berichtet.

Sintflutsagen in anderen Kulturenkreisen

Aus dem Chinesischen Altertum der Zeit Kaiser Yaous gibt es Sagen, dass sich „Fluten bis zum Himmel türmen“ oder von „Überschwemmungen, die mit ihren Fluten den Himmel bedrohen“.[2] Diese Sagen werden mit der „Flut des Ogyges“ gleichgesetzt.
Als chinesische Entsprechung der biblischen Sintflutsage mit Noah wird oft Fo-his gesehen, der als einziger im ganzen Land gerettet wurde.

Die Inder kennen den Fisch Matsya, der den König Manu zum Bau einer Arche aufforderte, in der er die sieben Rishis rettete.

Auch die Amerikanischen Indianer kennen Geschichten von einer Flut, die die gesamte Erdoberfläche überspült haben soll.[3]

Wissenschaftliche Erklärungsversuche

Für die Sintflut gibt es zahlreiche Erklärungsversuche.[4] Die in der Wissenschaft heute bevorzugte Theorie besagt, dass alle mesopotamischen Flutmythen und damit letztlich auch die biblische Sintflutgeschichte auf die traumatische Erfahrung der unvorhersagbaren und gelegentlich lokal katastrophalen Schwemmfluten von Euphrat und Tigris im Zweistromland zurückgehen. Ein Zusammenhang mit den textlich oft grundverschiedenen Mythen anderer Weltregionen wird meist nicht gesehen.

Andere vermuten, dass steigende Meeresspiegel zum Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren zum Beispiel im Gebiet des Roten oder des Schwarzen Meeres für entsprechende Sagen verantwortlich sind. So gibt es sichere Hinweise auf Ansiedlungen und fruchtbare Gebiete, die heute einige Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Kritiker wenden allerdings ein, dass der Anstieg - obwohl im geologischen Zeitrahmen als schnell zu bezeichnen - gemäß menschlichen Maßstäben kaum als Flut zu bezeichnen gewesen wäre. Auch die Kontinuität der Überlieferung über viele Jahrtausende hinweg wird als äußerst zweifelhaft angesehen. Selbst wenn sich flutartige Überschwemmungen am Ende der letzten Eiszeit nachweisen ließen, wäre äußerst unsicher, ob es sich dabei tatsächlich um die Hintergründe der Sintflutlegende handelt - wichtige Details der biblischen Geschichte wie die wochenlangen Regenfälle lassen sich jedenfalls nicht mit einem reinen Anstieg des Meeresspiegels in Einklang bringen.

Ähnliches gilt auch für die These der US-amerikanischen Marinegeologen Walter Pitman und William Ryan, die 1997 die Theorie vertraten, die Sintflut gehe auf einen Wassereinbruch in das Schwarze Meer zurück, der stattgefunden haben soll, als sich etwa im 7. Jahrtausend v. Chr. der Meeresspiegel des Mittelmeers hob und das Niveau des Bosporus erreichte. Innerhalb kurzer Zeit soll sich so der Wasserspiegel in der Senke um mehr als 200 Meter erhöht haben. Als Belege galten Funde von Süßwassermuscheln in Tiefen von bis zu 120 Metern, die mit der Radiokarbonmethode datiert wurden; auch Siedlungsfunde im Küstenbereich des Schwarzen Meeres wurden angeführt, um diese Fluthypothese zu stärken. Pitmans und Ryans Ansicht wird jedoch von wissenschaftlicher Seite heute mehrheitlich abgelehnt und kaum noch vertreten, da mittlerweile zahlreiche Hinweise darauf vorliegen, dass der Wasserfluss seit dem Ende der letzten Eiszeit aus dem Schwarzmeerbecken heraus gerichtet war und damit der sintflutartige Einbruch aus dem Mittelmeer wohl niemals stattgefunden hat. Andere hingegen vertreten die These vom „Wassersturz am Bosporus“ weiterhin vehement (s. die Weblinks).

In einem weiteren Erklärungsversuch werden die Geschehnisse der Sintflut auf die Explosion des Santorin und den nachfolgenden Tsunami in der Zeit der Minoer zurückgeführt. Dabei wird zusätzlich darauf hingewiesen, dass die Sintflutgeschichte den entsprechenden Sagen der Griechen und Kreter stark ähnelt und vermittelt durch die küstenbewohnenden Philister von den Hebräern übernommen worden sein könnte. Die meisten Judaisten schließen dies wegen der intensiven Feindschaft zwischen Hebräern und Philistern aus.

Die umstrittenste Theorie besagt, dass ein oder mehrere Meteoriten oder Asteroiden durch einen Einschlag im Meer genug Wasser aufwirbelten, um große Gebiete tage- oder wochenlang mit Regen zu übergießen. So soll es unter anderem einen großen Einschlag vor ungefähr 7600 Jahren und einen kleineren vor etwa 3150 Jahren gegeben haben, jedes Mal mit katastrophalen Folgen für die Menschheit; auch diese These hat sich bisher jedoch in der Wissenschaft nicht durchsetzen können. Es ist allerdings äußerst wahrscheinlich, dass in den letzten 10.000 Jahren zahlreiche Meteoriten in den Ozean eingeschlagen sind - unklar ist hingegen, welche Folgen diese Einschläge hatten. Am unumstrittensten ist noch, dass jeder Impakt eine vom Einschlagsort ausgehende Flutwelle, einen so genannten Tsunami ausgelöst hätte, der auch in entfernt liegenden Küstenregionen noch starke Verwüstungen hätte anrichten können; weitergehende Angaben gelten dagegen weithin als Spekulation, so dass eine Anerkennung der These in größeren Teilen der Wissenschaft bisher auf sich warten lässt.

Archäologische Antwort

Für eine Art von „Sintflut“ fanden die Wissenschaftler des Bremer Forschungszentrums Ozeanränder jüngst die Belege. Bei der Analyse von Meeresablagerungen im nördlichen Roten Meer fanden sie heraus, dass diese damals (nach der Eiszeit) wie heute sehr trockene Region zwischen 7.000 und 4.500 v. Chr. von einem monsunartigen Klima geprägt war. Spezifisch dafür sind regelhafte Winde, die ihre Richtung im Laufe des Jahres um 120 oder mehr Grad ändern. Sie sind durch ihre Luftfeuchte bzw. Wärme klimabestimmend.

Der etwa 7.000 v. Chr. einsetzende Monsun könnte das Vorbild für die Geschichte von der „Großen Flut“ (laut AT waren es 40 Tage Regen) gewesen sein. Noah steht für den Neuen Bund, den Bund nach der Flut, wird aber logischerweise wie zuvor Adam sogleich mit dem Ackerbau verbunden. Der Monsunbeginn fällt mit dem Untergang der "alten Plätze" in der Levante zusammen. Archäologisch feststellbar geschah dieser offenbar gewaltsam und stellt ein real erfolgtes Schisma dar, das das AT mit Noah personifiziert. Die Arche wäre bei dieser Sachlage reine Fiktion.

Ab ca. 4.600 v. Chr. kam es zu einem Ende des Monsun-Klimas im Mittelmeerraum. Das mediterrane Klima wurde trockener.

Historisch-kritische Analyse und kirchliche Wertung

Die historisch-kritische Analyse sieht im vorliegenden biblischen Text mindestens zwei Quellen mit zum Teil unterschiedlichen Angaben unverbunden ineinandergefügt.

Viele heutige Exegeten bestehen nicht auf einer Historizität der Genesistexte, sondern weisen ihnen den Charakter eines Mythos zu, in dem sich Glaubenserfahrung ausdrückt. Von römisch-katholischer oder protestantisch-landeskirchlicher Seite wird eine Geschichtlichkeit der Sintflut nicht als notwendiger Bestandteil christlichen Glaubens angesehen. In Kreisen evangelikaler Christen gilt die Sintflut dagegen bis heute als historisches Ereignis.

Theologische Deutung

Die Sintflut wirft in theologischer Hinsicht die Frage auf, warum ein allwissender und gütiger Gott es überhaupt zur Sintflut kommen lassen konnte. Nicht nur Atheisten stellen die Frage, warum Gott dem biblischen Bericht gemäß in der Sintflut seine eigene Schöpfung nahezu vollständig verwarf.

Das Judentum hat darauf unter anderem im Raschi-Kommentar die Antwort gegeben, dass die harte Strafe Gottes wegen des Umfangs der menschlichen Verbrechen und der Bosheit der vorsintflutlichen Geschlechter notwendig wurde. Es kam demnach zum Brudermord sowie zu massiver Gewalt zwischen den Menschen, insbesondere gegenüber Frauen, so dass das Recht des Stärkeren herrschte. Zum Beleg dient unter anderem eine Textstelle aus dem 1. Buch Mose 6:2, in der es heißt: „Sie nahmen sich zu Weibern, welche sie nur wollten“.

Das Urteil Gottes lautete daher: „Alles Trachten ihres Herzens war die ganze Zeit nur böse“ (6:5) und „Die Erde war voller Gewalttat“ (6:11), womit im konkreten Fall besonders schändliche Gewalt wie etwa Raub bezeichnet wurde. Die Reaktion Gottes versteht das Judentum daher als Antwort auf die so bezeichneten Greuel: „Das Ende allen Fleisches ist bei mir beschlossen.“ (6:13). Gewalttätiges Verbrechertum, Raub und Vergewaltigungen, sind, folgt man der Sintflutgeschichte, in theologischer Hinsicht die größte Sünde.

In den Worten des Rabbi Jochanan findet diese Ansicht in den Worten

Kommt und seht, wie schrecklich ist die Macht der Gewalt! Denn seht, die Generation der Flut beging jede denkbare Sünde, aber ihr Schicksal wurde erst besiegelt, als sie ihre Hände zum Raub ausstreckten, wie es heißt: „Denn voll ist die Erde durch Gewalttat durch sie, und ich will sie verderben mit der Erde.“

ihren Ausdruck. Der Midrasch betrachtet es als korrumpierende Natur der „Gewalt, die fähig ist, das Gute im Menschen zu demoralisieren und die als unüberwindbare Barriere zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer steht“. Die Frage, warum Gott den Tod der Sünder wünscht und nicht deren Umkehr, wird also durch die unrettbar durch Gewalt korrumpierte Menschheit begründet. Nur mit einem neuen, aus einem Gerechten hervorgegangenen Menschengeschlecht war demnach ein Neuanfang möglich.

Die Tatsache, dass der Gerechte seine Rettung, die Arche, selber bauen und danach durch schwieriges Wasser führen musste, ist ein theologisches Bild. Es wird manchmal von modernen Theologen aufgegriffen, wenn ein aufgeklärter Humanismus als heutige Entsprechung eines solchen Archebaus dargestellt wird.

An der Verpflichtung dem Mitmenschen gegenüber treffen sich jüdische, christliche und muslimische Exegeten bei der Interpretation der Sintflutgeschichte.

Anthroposophische Erklärung

Die Sintflut war aus geisteswissenschaftlicher Sicht das Ende von Atlantis.

"Daraus ging ein Geschlecht hervor, das gewöhnlich in den öffentlichen Büchern des Alten Testamentes nicht einmal erwähnt, sondern nur angedeutet wird: ein Geschlecht, das für physische Augen nicht wahrnehmbar ist. Es wird in der okkulten Sprache «Rakshasas» genannt und ist ähnlich den «Asuras» der Inder. Es sind das teuflische Wesen, die wirklich vorhanden waren und verführend auf die Menschen wirkten, so dass das menschliche Geschlecht selbst herabkam. Diese «Poussade» der Göttersöhne mit den Töchtern der Menschen gab ein Geschlecht, welches besonders verführend wurde für die vierte Unterrasse der Atlantier, die Turanier, und zum Untergange des Menschengeschlechtes führte. Einiges wird hinübergerettet in die neue Welt. Die Sintflut ist die Flut, welche Atlantis vernichtet hat. Die Menschen, die verführt waren von den Rakshasas, waren nach und nach verschwunden." (Lit.: GA 93)

"Den Versuchungen von Seiten niederer Geistwesen unterlagen nicht nur gewöhnliche Menschen, sondern auch ein Teil der Eingeweihten. Sie kamen dazu, die genannten übersinnlichen Kräfte in einen Dienst zu stellen, welcher der Entwickelung der Menschheit zuwiderlief. Und sie suchten sich zu diesem Dienst Genossen, die nicht eingeweiht waren und welche ganz im niederen Sinne die Geheimnisse des übersinnlichen Naturwirkens anwandten. Die Folge war eine große Verderbnis der Menschheit. Das Übel breitete sich immer mehr und mehr aus. Und weil die Wachstums- und Fortpflanzungskräfte dann, wenn sie ihrem Mutterboden entrissen und selbständig verwendet werden, in einem geheimnisvollen Zusammenhange stehen mit gewissen Kräften, die in Luft und Wasser wirken, so wurden durch die menschlichen Taten gewaltige verderbliche Naturmächte entfesselt. Das führte zur allmählichen Zerstörung des atlantischen Gebietes durch Luft- und Wasserkatastrophen der Erde. Die atlantische Menschheit musste auswandern, insofern sie in den Stürmen nicht zugrunde ging." (Lit.: GA 13, S. 267)

Noch weiterreichender und detaillierter sind hierzu die Angaben von Andreas Delor aus seinen Atlantis-Büchern.[5]

Literatur

Zu weltweit verbreiteten Sintflutberichten:

  • Andree: Die Flutsagen ethnographisch betrachtet Verlag Friedrich Vieweg und Sohn, 1891
  • Buchner & Buchner: Klima und Kulturen. Die Geschichte von Paradies und Sintflut. Verlag Bernhard Albert Greiner, 2005
  • Lüken: Die Traditionen der Menschengeschichte Münster 1856 und 1869
  • Riem: Die Sintflut in Sage und Wissenschaft Hamburg 1925
  • Noack: Die Sintflut: Zusammenschau ihres inneren Sinnes 2003, Download

Zu den Beziehungen zwischen orientalischer, biblischer und antiker Sintfluttradition:

  • Caduff, Gian Andrea: Antike Sintflutsagen, Göttingen 1986.
  • Interpretations of the Flood, ed. by Florentino García Martínez ... [et al.], Leiden 1999.

Aus der Rudolf Steiner Gesamtausgabe:

  • Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende, GA 93, Rudolf Steiner Verlag, 1991

Siehe auch

Weblinks

Einzelnschweise

  1. vgl. die Bibel online
  2. James Legge: Shoo King, the Canon of Yaou, 1879; Chrétien-Louis-Joseph de Guignes: Le Chou-king, 1770; J. Moryniac: Histoire générale de la Chine, 1877
  3. Hartley Burr Alexander: North American Mythology, 1916 und Latin American Mythology, 1920
  4. „Und die Sintflut fand doch nicht statt“ in Die Zeit
  5. Vgl. http://www.andreas-delor.com/tl_files/andreas1/pdf/atlantis/dieSintflut.pdf
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