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Dr. med. '''Werner Christian Simonis''' wurde am 02.04.1898 in Altona an der Elbe geboren und starb am 15.01.1984 in Arlesheim (Schweiz).
'''Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft''' (Abk. MAN) ist der Titel eines Buchs des [[Philosoph]]en [[Immanuel Kant]]. Es erschien 1786, ein Jahr vor Herausgabe der zweiten Auflage der [[Kritik der reinen Vernunft]] (KrV).


Er war Arzt, Botaniker und [[Anthroposoph]]. Innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft fühlte er sich dem Kreis um [[Marie Steiner]] sehr verbunden.
Das Buch ist die Anwendung der in der KrV erarbeiteten Prinzipien über die menschliche Erkenntnis auf den Bereich der [[Physik]]. Bereits in der KrV hatte Kant gesagt, dass es sich bei dieser nicht um ein philosophisches [[System]] handele, sondern um einen "Traktat von der [[Methode (Erkenntnistheorie)|Methode]]". Die MAN sind eine Anwendung dieser Methode. Sie zeigen, wie die Grundsätze der Erkenntnis a priori als Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis der Natur gültig sind. Kant ging dabei davon aus, dass die von [[Isaac Newton]] formulierten Gesetze eine tatsächliche Beschreibung der Natur darstellen. Entsprechend der Unterteilung der [[Kategorie (Philosophie)|Kategorien]] suchte Kant nach den Prinzipien, die der Physik a priori zugrunde liegen. Die der MAN zugrunde liegende [[Prämisse]] besagt, Bewegung sei die Grundbestimmung von sinnlich wahrnehmbaren Gegenständen. Daher müsse der Begriff der Materie in Hinblick auf die darin enthaltenen vier Kategorienbereiche untersucht werden. Kant entwickelte entsprechend vier Untersuchungsbereiche.


Sein Wirken galt neben der Tätigkeit als praktischer Arzt, darin für ein breites Publikum aufklärend zugunsten einer natürlichen, vernunftgemäßen Lebensweise zu wirken.
* I. Bewegung als [[Quantität]] ist [[Kinematik|Phoronomie]]
*: Richtung und Geschwindigkeit kennzeichnen die relative Position eines Gegenstandes im Raum.


* II. Bewegung als [[Qualität]] ist [[Dynamik (Physik)|Dynamik]].
*: Anziehung und Zurückstoßung sind die Grundlagen der Raumerfüllung. Die Anziehung ist die Kraft der [[Gravitation]]. Kant (nicht, wie vielfach behauptet wird, Newton) formuliert als Erster das Konzept der ''instantanen Fernwirkung''. Im Zweiten Hauptstück "Dynamik" (ein Terminus von Leibniz, siehe dessen ''Specimen Dynamicum'' von 1695) schreibt Kant in "Lehrsatz 7": "Die ''aller Materie wesentliche Anziehung'' ist eine unmittelbare Wirkung derselben auf andere durch den leeren Raum".


== Werke (Auswahl) ==
* III. Bewegung der [[Relation]] ist [[Mechanik]].
*: In grober Anlehnung an Newton formulierte Kant drei Grundprinzipien der Mechanik.
:# Bei Veränderungen bleibt die Quantität der Materie unverändert.
:# Alle Veränderung von Materie hat eine äußere Ursache.
:# Bei Veränderungen sind Wirkung und Gegenwirkung identisch.


* ''Das verkannte Herz'', J.Ch. Mellinger Vlg., Stuttgart 1975
* IV. Bewegung als [[Modalität (Philosophie)|Modalität]] ist [[Phänomenologie]].
* ''Wege zum Heilpflanzen-Erkennen'', J.Ch. Mellinger Vlg., Stuttgart 1975
*: In Hinblick auf die Modalität wird Materie als möglicher Gegenstand der Erfahrung untersucht.
* ''Im Schutze der Meister'', Vlg. Die Kommenden, Freiburg i.Br. 1977
* ''Aus der kosmischen Pädagogik'', J.Ch. Mellinger Vlg., Stuttgart 1979
* ''Taschenbuch der häuslichen Krankenpflege'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1980
* ''Medizinisch-botanische Wesensdarstellungen'', Bände I, II und III, Schaffhausen 1981/1982/1983
* ''Die ersten sieben Jahre''. Ein Ratgeber zum Verständnis des Kleinkindes, Fischer TB, Frankfurt a. M. 1986


== Weblinks ==
Kant betrachtete Physik als „strenge Wissenschaft“. Hiermit verband er die Auffassung, dass die Prinzipien der Physik vollständig und unbezweifelbar in einer mathematischen Formulierung darstellbar sind. Im Opus postumum Kants finden sich Aufzeichnungen, die zeigen, dass er die in den MAN aufgestellten Prinzipien nicht als endgültig betrachtete. In der Praxis haben die Grundsätze der MAN nur wenig Beachtung gefunden. Insbesondere seit der Aufstellung der [[Relativitätstheorie]] und der [[Quantenphysik]] gelten Kants Überlegungen zu den Grundprinzipien der Physik als überholt.<ref>[[Karen Gloy]]: Kant und die Naturwissenschaften – ihre Bedeutung für die Gegenwart, in: Andreas Lorenz (Hrsg.): Transzendentalphilosophie heute: Breslauer Kant-Symposium 2004, Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, 39–58.</ref>


* [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=605 Biographischer Eintrag im Online-Projekt der Forschungsstelle Kulturimpuls]
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Metaphyische Anfangsgründe der Naturwissenschaft}}
 
== Literatur ==
* [[Immanuel Kant]]: [http://www.philosophiebuch.de/metannat.htm Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft] bei Philosophiebuch.de
* Erich Adickes: ''Kants Opus postumum'', dargestellt und beurteilt - Berlin : Reuther & Reichard, 1920. (Kant-Studien. Ergänzungshefte ; Nr. 50) - 855 Seiten
* [[Otfried Höffe]]: ''Immanuel Kant'', 7. Aufl. Beck, München 2007, ISBN 978-3406547621
* Holger Lyre: [http://www.lyre.de/Lyre-DZPhil2006.pdf Kants „Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft“: gestern und heute] (PDF; 281&nbsp;kB), in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 54 (3 /2006), 1–16
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
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Version vom 13. März 2022, 20:17 Uhr

Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft (Abk. MAN) ist der Titel eines Buchs des Philosophen Immanuel Kant. Es erschien 1786, ein Jahr vor Herausgabe der zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft (KrV).

Das Buch ist die Anwendung der in der KrV erarbeiteten Prinzipien über die menschliche Erkenntnis auf den Bereich der Physik. Bereits in der KrV hatte Kant gesagt, dass es sich bei dieser nicht um ein philosophisches System handele, sondern um einen "Traktat von der Methode". Die MAN sind eine Anwendung dieser Methode. Sie zeigen, wie die Grundsätze der Erkenntnis a priori als Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis der Natur gültig sind. Kant ging dabei davon aus, dass die von Isaac Newton formulierten Gesetze eine tatsächliche Beschreibung der Natur darstellen. Entsprechend der Unterteilung der Kategorien suchte Kant nach den Prinzipien, die der Physik a priori zugrunde liegen. Die der MAN zugrunde liegende Prämisse besagt, Bewegung sei die Grundbestimmung von sinnlich wahrnehmbaren Gegenständen. Daher müsse der Begriff der Materie in Hinblick auf die darin enthaltenen vier Kategorienbereiche untersucht werden. Kant entwickelte entsprechend vier Untersuchungsbereiche.

  • I. Bewegung als Quantität ist Phoronomie
    Richtung und Geschwindigkeit kennzeichnen die relative Position eines Gegenstandes im Raum.
  • II. Bewegung als Qualität ist Dynamik.
    Anziehung und Zurückstoßung sind die Grundlagen der Raumerfüllung. Die Anziehung ist die Kraft der Gravitation. Kant (nicht, wie vielfach behauptet wird, Newton) formuliert als Erster das Konzept der instantanen Fernwirkung. Im Zweiten Hauptstück "Dynamik" (ein Terminus von Leibniz, siehe dessen Specimen Dynamicum von 1695) schreibt Kant in "Lehrsatz 7": "Die aller Materie wesentliche Anziehung ist eine unmittelbare Wirkung derselben auf andere durch den leeren Raum".
  • III. Bewegung der Relation ist Mechanik.
    In grober Anlehnung an Newton formulierte Kant drei Grundprinzipien der Mechanik.
  1. Bei Veränderungen bleibt die Quantität der Materie unverändert.
  2. Alle Veränderung von Materie hat eine äußere Ursache.
  3. Bei Veränderungen sind Wirkung und Gegenwirkung identisch.
  • IV. Bewegung als Modalität ist Phänomenologie.
    In Hinblick auf die Modalität wird Materie als möglicher Gegenstand der Erfahrung untersucht.

Kant betrachtete Physik als „strenge Wissenschaft“. Hiermit verband er die Auffassung, dass die Prinzipien der Physik vollständig und unbezweifelbar in einer mathematischen Formulierung darstellbar sind. Im Opus postumum Kants finden sich Aufzeichnungen, die zeigen, dass er die in den MAN aufgestellten Prinzipien nicht als endgültig betrachtete. In der Praxis haben die Grundsätze der MAN nur wenig Beachtung gefunden. Insbesondere seit der Aufstellung der Relativitätstheorie und der Quantenphysik gelten Kants Überlegungen zu den Grundprinzipien der Physik als überholt.[1]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Karen Gloy: Kant und die Naturwissenschaften – ihre Bedeutung für die Gegenwart, in: Andreas Lorenz (Hrsg.): Transzendentalphilosophie heute: Breslauer Kant-Symposium 2004, Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, 39–58.
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