Psychopompos und Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft''' (Abk. MAN) ist der Titel eines Buchs des [[Philosoph]]en [[Immanuel Kant]]. Es erschien 1786, ein Jahr vor Herausgabe der zweiten Auflage der [[Kritik der reinen Vernunft]] (KrV).


Das Wort '''Psychopompos''' (Plural '''Psychopompoi''') oder eingedeutscht der '''Psychopomp''' kommt vom [[Wikipedia:Griechische Sprache|griechischen]] {{lang|el|ψυχοπομπóς}} (männlich; altgriechische Aussprache in etwa ''{{lang|grc-latn|psychopompós}}'') und bedeutet wörtlich übersetzt „Seelengeleiter“: Er geleitet die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits.
Das Buch ist die Anwendung der in der KrV erarbeiteten Prinzipien über die menschliche Erkenntnis auf den Bereich der [[Physik]]. Bereits in der KrV hatte Kant gesagt, dass es sich bei dieser nicht um ein philosophisches [[System]] handele, sondern um einen "Traktat von der [[Methode (Erkenntnistheorie)|Methode]]". Die MAN sind eine Anwendung dieser Methode. Sie zeigen, wie die Grundsätze der Erkenntnis a priori als Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis der Natur gültig sind. Kant ging dabei davon aus, dass die von [[Isaac Newton]] formulierten Gesetze eine tatsächliche Beschreibung der Natur darstellen. Entsprechend der Unterteilung der [[Kategorie (Philosophie)|Kategorien]] suchte Kant nach den Prinzipien, die der Physik a priori zugrunde liegen. Die der MAN zugrunde liegende [[Prämisse]] besagt, Bewegung sei die Grundbestimmung von sinnlich wahrnehmbaren Gegenständen. Daher müsse der Begriff der Materie in Hinblick auf die darin enthaltenen vier Kategorienbereiche untersucht werden. Kant entwickelte entsprechend vier Untersuchungsbereiche.


Psychopompos ist der Titel des griechischen Botengottes [[Hermes]], der dieses Amt von [[Apollon]] übernommen hatte. Diese Vorstellung war aber allgemein verbreitet. So kannten etwa die Ägypter den hunde- oder schakalköpfigen [[Anubis (Ägyptische Mythologie)|Anubis]]. In [[Germanische Mythologie|germanischer Mythologie]] holen die [[Walküre]]n die gefallenen Krieger vom Schlachtfeld nach [[Walhall]]a, bei den Kelten war [[Ogma]] Seelenführer.
* I. Bewegung als [[Quantität]] ist [[Kinematik|Phoronomie]]
*: Richtung und Geschwindigkeit kennzeichnen die relative Position eines Gegenstandes im Raum.


Ihren Ursprung hat diese Vorstellung im archaischen [[Schamanismus]]. Der [[Schamane]] führte die Seelen verstorbener Mitmenschen ins Totenreich.
* II. Bewegung als [[Qualität]] ist [[Dynamik (Physik)|Dynamik]].
*: Anziehung und Zurückstoßung sind die Grundlagen der Raumerfüllung. Die Anziehung ist die Kraft der [[Gravitation]]. Kant (nicht, wie vielfach behauptet wird, Newton) formuliert als Erster das Konzept der ''instantanen Fernwirkung''. Im Zweiten Hauptstück "Dynamik" (ein Terminus von Leibniz, siehe dessen ''Specimen Dynamicum'' von 1695) schreibt Kant in "Lehrsatz 7": "Die ''aller Materie wesentliche Anziehung'' ist eine unmittelbare Wirkung derselben auf andere durch den leeren Raum".


Im Christentum sind es der [[Michael (Erzengel)|Erzengel Michael]], der [[Schutzengel]] oder der Riese [[Christophorus]]<ref name=Nourry>P. Saintyves: St Christophe, Successeur d'Anubis, d'Hermes et d'Heracles (Rev. anthropologique 1935)</ref><ref>D.Williams Deformed Discourse, The Function of the Monster in Medieval Thought and Literature (1996)</ref>; an der Pforte zum Himmel erwartet [[Simon Petrus|Petrus]] die Seele, die Einlass begehrt. Christophorus findet sich auf frühchristlichen [[Ikone]]n – wie sein ägyptisches [[Pendant]] Anubis – hundsköpfig dargestellt<ref name=Nourry></ref>.
* III. Bewegung der [[Relation]] ist [[Mechanik]].
*: In grober Anlehnung an Newton formulierte Kant drei Grundprinzipien der Mechanik.
:# Bei Veränderungen bleibt die Quantität der Materie unverändert.
:# Alle Veränderung von Materie hat eine äußere Ursache.
:# Bei Veränderungen sind Wirkung und Gegenwirkung identisch.


Im Islam ist es der Engel [[Azrael]], der von [[Allah]] eine Liste mit den zum Tode bestimmten Menschen erhält und in den darauffolgenden 40 Tagen ihre Seelen vom Körper trennt.
* IV. Bewegung als [[Modalität (Philosophie)|Modalität]] ist [[Phänomenologie]].
*: In Hinblick auf die Modalität wird Materie als möglicher Gegenstand der Erfahrung untersucht.


Helfer des Psychopompos sind die [[Schutztier]]e. In der Kultur einiger nordamerikanischer Stämme wird der Psychopompos durch die [[Totemtier]]e symbolisiert.
Kant betrachtete Physik als „strenge Wissenschaft“. Hiermit verband er die Auffassung, dass die Prinzipien der Physik vollständig und unbezweifelbar in einer mathematischen Formulierung darstellbar sind. Im Opus postumum Kants finden sich Aufzeichnungen, die zeigen, dass er die in den MAN aufgestellten Prinzipien nicht als endgültig betrachtete. In der Praxis haben die Grundsätze der MAN nur wenig Beachtung gefunden. Insbesondere seit der Aufstellung der [[Relativitätstheorie]] und der [[Quantenphysik]] gelten Kants Überlegungen zu den Grundprinzipien der Physik als überholt.<ref>[[Karen Gloy]]: Kant und die Naturwissenschaften – ihre Bedeutung für die Gegenwart, in: Andreas Lorenz (Hrsg.): Transzendentalphilosophie heute: Breslauer Kant-Symposium 2004, Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, 39–58.</ref>


Allgemein ist der Psychopomp eine mögliche Form der Personifikation des Todes. Generell können [[Naturgeist|Geister]], [[Gottheit]]en, [[Dämon]]en oder [[Engel]] die Aufgabe eines Psychopompos übernehmen. Seine Bedeutung ist neben dem Transport der Seele vor allem der Prozess der Akzeptanz der Sterblichkeit. Er ist vor allem ein Führer und Helfer.
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Metaphyische Anfangsgründe der Naturwissenschaft}}


==In der Literatur & Medien==
== Literatur ==
Beispiele für Psychopompoi in der Literatur sind [[Vergil]] in [[Göttliche_Komödie#Inhalt_der_drei_Teile|Dantes ''Inferno'']] oder die [[Wikipedia:Sperling|Sperling]]e in [[Wikipedia:Stephen King|Stephen King]]s Roman [[Wikipedia:Stark – The Dark Half|Stark – The Dark Half]] oder die im bayerischen Raum immer noch aufgeführtes und populäres Theaterstück nach einer Erzählung aus dem späten 19.&nbsp;Jhdt. des [[Wikipedia:Der Brandner Kaspar|Der Brandner Kaspar]].
* [[Immanuel Kant]]: [http://www.philosophiebuch.de/metannat.htm Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft] bei Philosophiebuch.de
* Erich Adickes: ''Kants Opus postumum'', dargestellt und beurteilt - Berlin : Reuther & Reichard, 1920. (Kant-Studien. Ergänzungshefte ; Nr. 50) - 855 Seiten
* [[Otfried Höffe]]: ''Immanuel Kant'', 7. Aufl. Beck, München 2007, ISBN 978-3406547621
* Holger Lyre: [http://www.lyre.de/Lyre-DZPhil2006.pdf Kants „Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft“: gestern und heute] (PDF; 281&nbsp;kB), in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 54 (3 /2006), 1–16


In der Fernsehserie [[Wikipedia:Dead Like Me – So gut wie tot|Dead Like Me – So gut wie tot]] kann man die Seelensammler (engl. ''grim reaper'') als Psychopompoi bezeichnen. Sie lösen die Seele vom Körper, machen die Seelen mit ihrer neuen Situation vertraut und führen sie schließlich ''ins Licht''.
== Einzelnachweise ==
 
== Quellen ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Totengeist]]
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[[Kategorie:Kult des Hermes]]
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[[Kategorie:Philosophisches Werk]]
[[Kategorie:Metaphysik]]
{{Wikipedia}}
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Version vom 13. März 2022, 20:17 Uhr

Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft (Abk. MAN) ist der Titel eines Buchs des Philosophen Immanuel Kant. Es erschien 1786, ein Jahr vor Herausgabe der zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft (KrV).

Das Buch ist die Anwendung der in der KrV erarbeiteten Prinzipien über die menschliche Erkenntnis auf den Bereich der Physik. Bereits in der KrV hatte Kant gesagt, dass es sich bei dieser nicht um ein philosophisches System handele, sondern um einen "Traktat von der Methode". Die MAN sind eine Anwendung dieser Methode. Sie zeigen, wie die Grundsätze der Erkenntnis a priori als Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis der Natur gültig sind. Kant ging dabei davon aus, dass die von Isaac Newton formulierten Gesetze eine tatsächliche Beschreibung der Natur darstellen. Entsprechend der Unterteilung der Kategorien suchte Kant nach den Prinzipien, die der Physik a priori zugrunde liegen. Die der MAN zugrunde liegende Prämisse besagt, Bewegung sei die Grundbestimmung von sinnlich wahrnehmbaren Gegenständen. Daher müsse der Begriff der Materie in Hinblick auf die darin enthaltenen vier Kategorienbereiche untersucht werden. Kant entwickelte entsprechend vier Untersuchungsbereiche.

  • I. Bewegung als Quantität ist Phoronomie
    Richtung und Geschwindigkeit kennzeichnen die relative Position eines Gegenstandes im Raum.
  • II. Bewegung als Qualität ist Dynamik.
    Anziehung und Zurückstoßung sind die Grundlagen der Raumerfüllung. Die Anziehung ist die Kraft der Gravitation. Kant (nicht, wie vielfach behauptet wird, Newton) formuliert als Erster das Konzept der instantanen Fernwirkung. Im Zweiten Hauptstück "Dynamik" (ein Terminus von Leibniz, siehe dessen Specimen Dynamicum von 1695) schreibt Kant in "Lehrsatz 7": "Die aller Materie wesentliche Anziehung ist eine unmittelbare Wirkung derselben auf andere durch den leeren Raum".
  • III. Bewegung der Relation ist Mechanik.
    In grober Anlehnung an Newton formulierte Kant drei Grundprinzipien der Mechanik.
  1. Bei Veränderungen bleibt die Quantität der Materie unverändert.
  2. Alle Veränderung von Materie hat eine äußere Ursache.
  3. Bei Veränderungen sind Wirkung und Gegenwirkung identisch.
  • IV. Bewegung als Modalität ist Phänomenologie.
    In Hinblick auf die Modalität wird Materie als möglicher Gegenstand der Erfahrung untersucht.

Kant betrachtete Physik als „strenge Wissenschaft“. Hiermit verband er die Auffassung, dass die Prinzipien der Physik vollständig und unbezweifelbar in einer mathematischen Formulierung darstellbar sind. Im Opus postumum Kants finden sich Aufzeichnungen, die zeigen, dass er die in den MAN aufgestellten Prinzipien nicht als endgültig betrachtete. In der Praxis haben die Grundsätze der MAN nur wenig Beachtung gefunden. Insbesondere seit der Aufstellung der Relativitätstheorie und der Quantenphysik gelten Kants Überlegungen zu den Grundprinzipien der Physik als überholt.[1]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Karen Gloy: Kant und die Naturwissenschaften – ihre Bedeutung für die Gegenwart, in: Andreas Lorenz (Hrsg.): Transzendentalphilosophie heute: Breslauer Kant-Symposium 2004, Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, 39–58.
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