Verlegenheit und Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Verlegenheit''' bezeichnet eine [[Fühlen (Psychologie)|Gemütsbewegung]], die mit [[Befangenheit]] und [[Unsicherheit#Selbstunsicherheit in der Psychologie|Unsicherheit]] einhergeht und in der Regel aus einer fehlenden [[Handlungskompetenz#Psychologie|Handlungskompetenz]] oder einem Eingriff in die [[Intimsphäre]] resultiert. Der Begriff tritt in der Literatur häufig im Zusammenhang mit [[Schamgefühl]] und [[Peinlichkeit]] auf.
'''Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft''' (Abk. MAN) ist der Titel eines Buchs des [[Philosoph]]en [[Immanuel Kant]]. Es erschien 1786, ein Jahr vor Herausgabe der zweiten Auflage der [[Kritik der reinen Vernunft]] (KrV).
Weiterhin meint ''Verlegenheit'' auch die situativen [[Situation#Psychologie|Umstände]], die die [[Emotion|emotionale Befindlichkeit]] auslösen und die als unangenehm wahrgenommen werden<ref>{{Internetquelle|autor=Pierer’s Universal-Lexikon|titel=Verlegenheit|url=http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Verlegenheit|zugriff=2013-11-18}}</ref> wie [[Öffentlichkeit|öffentliche]] Beschimpfung, Bloßstellung, [[Fauxpas]] in [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]]. Der Betroffene glaubt dann, „[[Gesichtsverlust|sein Gesicht zu verlieren]]“. Die umgangssprachlichen Ausdrücke „jemandem aus einer Verlegenheit helfen“ und „jemanden in eine Verlegenheit bringen“ können sich auch auf finanzielle Nöte beziehen<ref>{{Internetquelle|werk=Duden online|titel=Verlegenheit|url=http://www.duden.de/suchen/dudenonline/in%2520einer%2520Verlegenheit|zugriff=2013-11-18}}</ref><ref>{{Internetquelle|werk=The free dictionary|titel=Verlegenheit|url=http://de.thefreedictionary.com/Verlegenheit|zugriff=2013-11-18}}</ref> oder [[sex]]uelle Komponenten aufweisen.<ref>{{Literatur|Autor=Rudolf Hoberg|Titel=Sprache - Erotik - Sexualität|Verlag=[[Erich Schmidt Verlag]]|Jahr=2001|Ort=Berlin|ISBN=978-3-503049905|Seiten=80|Online={{Google Buch|BuchID=AvD2YEmGvBsC|Seite=80}}}}</ref>


== Etymologie ==
Das Buch ist die Anwendung der in der KrV erarbeiteten Prinzipien über die menschliche Erkenntnis auf den Bereich der [[Physik]]. Bereits in der KrV hatte Kant gesagt, dass es sich bei dieser nicht um ein philosophisches [[System]] handele, sondern um einen "Traktat von der [[Methode (Erkenntnistheorie)|Methode]]". Die MAN sind eine Anwendung dieser Methode. Sie zeigen, wie die Grundsätze der Erkenntnis a priori als Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis der Natur gültig sind. Kant ging dabei davon aus, dass die von [[Isaac Newton]] formulierten Gesetze eine tatsächliche Beschreibung der Natur darstellen. Entsprechend der Unterteilung der [[Kategorie (Philosophie)|Kategorien]] suchte Kant nach den Prinzipien, die der Physik a priori zugrunde liegen. Die der MAN zugrunde liegende [[Prämisse]] besagt, Bewegung sei die Grundbestimmung von sinnlich wahrnehmbaren Gegenständen. Daher müsse der Begriff der Materie in Hinblick auf die darin enthaltenen vier Kategorienbereiche untersucht werden. Kant entwickelte entsprechend vier Untersuchungsbereiche.
Das Adjektiv ''verlegen'' für ‘[[Befangenheit|befangen]], beschämt, verwirrt, unsicher’ entstand in der heutigen Bedeutung im 18. Jahrhundert aus dem [[Althochdeutsche Sprache|Althochdeutschen]] ''firlegan'' ‘schwerfällig, träge, ehebrecherisch’, [[Mittelhochdeutsch|mhd.]] auch ''verlegen'' ‘durch zu langes Liegen, durch Nichtstun, durch [[Tändelei]] in Trägheit versunken, verdorben’, zum ahd. ''firliggen'' ‘[[Ehebruch]] treiben’ im 8. Jahrhundert, mhd. ''verligen'' ‘durch Liegen Schaden nehmen, durch zu langes Liegen in Untätigkeit, [[Trägheit]] versinken, erschlaffen, untauglich werden’. Die Bedeutungsentwicklung führte von ‘untätig’ über ‘ratlos, unschlüssig’ zu ‘befangen, beschämt’, wovon sich im 18. Jahrhundert ''Verlegenheit'' (mhd. ''verlegenheit'' ‘schimpfliche Untätigkeit, Trägheit’) für ‘Befangenheit, Verwirrung, Unsicherheit, unangenehme, schwierige Lage’ ableitete.<ref>Etymologisches Wörterbuch nach Pfeifer, [http://www.dwds.de/?qu=Verlegenheit online] im [[DWDS]], abgerufen am 20. November 2013</ref>


[[Johann Christoph Adelung|Adelung]] bezeichnete 1801 ''Verlegenheit'' als Zustand „da man verlegen ist, eine Schwierigkeit nicht zu überwinden, sich nicht zu helfen weiß“.<ref>Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1081.</ref> [[Pierer's Universal-Lexikon]] definierte 1864 ''Verlegenheit'' wie folgend:
* I. Bewegung als [[Quantität]] ist [[Kinematik|Phoronomie]]
{{Zitat|1. der aus der Ungewißheit, wie man in einem gegebenen Falle handeln u. sich benehmen soll, hervorgehende, mit einem lästigen, bisweilen bis zum Seelenschmerz sich steigernden Gefühl von Unsicherheit u. Befangenheit verbundene Zustand; 2. ein Umstand, ein Ereigniß, welches Jemand verlegen macht [...].|Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 490.<ref>Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 490. [http://www.zeno.org/nid/20011207787 online] in [[zeno.org]]</ref>}}
*: Richtung und Geschwindigkeit kennzeichnen die relative Position eines Gegenstandes im Raum.


Der [[Duden]] definiert ''verlegen '' heute als „in einer peinlichen, unangenehmen Situation nicht so recht wissend, wie man sich verhalten soll; Unsicherheit und eine Art von Hilflosigkeit ausdrückend“, bezeichnet den [[Bedeutungswandel]] „von »untätig« über »unschlüssig, ratlos«“ und nennt als [[Synonym]] unter anderem auch ''[[Schüchternheit|schüchtern]]''.<ref>[http://www.duden.de/rechtschreibung/verlegen_befangen_schuechtern ''verlegen''] in duden.de, abgerufen am 2. Dezember 2013</ref>
* II. Bewegung als [[Qualität]] ist [[Dynamik (Physik)|Dynamik]].
*: Anziehung und Zurückstoßung sind die Grundlagen der Raumerfüllung. Die Anziehung ist die Kraft der [[Gravitation]]. Kant (nicht, wie vielfach behauptet wird, Newton) formuliert als Erster das Konzept der ''instantanen Fernwirkung''. Im Zweiten Hauptstück "Dynamik" (ein Terminus von Leibniz, siehe dessen ''Specimen Dynamicum'' von 1695) schreibt Kant in "Lehrsatz 7": "Die ''aller Materie wesentliche Anziehung'' ist eine unmittelbare Wirkung derselben auf andere durch den leeren Raum".


== Psychologie ==
* III. Bewegung der [[Relation]] ist [[Mechanik]].
=== Begriffsabgrenzungen ===
*: In grober Anlehnung an Newton formulierte Kant drei Grundprinzipien der Mechanik.
Verlegenheit, Peinlichkeit und Scham werden teilweise synonym verwendet,<ref name="ReferenceA">{{Literatur|Autor=Christine Pernlochner-Kügler|Titel=Körperscham und Ekel: Wesentlich menschliche Gefühle|Verlag=[[Lit Verlag]]|Ort=Münster|Jahr=2004|ISBN=978-3-825874926|Seiten=36|Online={{Google Buch|BuchID=dkWfhN9WXiQC|Seite=36}}}}</ref> wobei ein Unterscheidungsmerkmal in der Intensität der Gefühle liegen könnte. Scham kann nicht ohne Peinlichkeit und Verlegenheit auftreten, letztere aber ohne Scham.<ref>{{Literatur|Autor=Christine Pernlochner-Kügler|Titel=Körperscham und Ekel: Wesentlich menschliche Gefühle|Verlag=Lit Verlag|Ort=Münster|Jahr=2004|ISBN=978-3-825874926|Seiten=37|Online={{Google Buch|BuchID=dkWfhN9WXiQC|Seite=37}}}}</ref>
:# Bei Veränderungen bleibt die Quantität der Materie unverändert.
:# Alle Veränderung von Materie hat eine äußere Ursache.
:# Bei Veränderungen sind Wirkung und Gegenwirkung identisch.


==== Abgrenzung zu „Scham“ ====
* IV. Bewegung als [[Modalität (Philosophie)|Modalität]] ist [[Phänomenologie]].
Verlegenheit kann aus Sicht von Emotionsforschern wie [[Paul Ekman]] zur [[Emotion]]sfamilie „Scham“ gezählt werden. Das bedeutet, dass Verlegenheit eine Variation von Scham darstellt. Während Scham durchgestanden werden muss, zeigt Verlegenheit einen Weg auf, mit dieser Situation umzugehen. Wird beispielsweise ein Kind beim heimlichen Schokoladeessen mit verschmierten Händen von den Eltern erwischt, kann es sich die Hände waschen.<ref name="ReferenceB">{{Literatur|Autor=Reto Stern|Titel=Scham in der Beratung: Zum Umgang mit Scham der Coachee im Coachingprozess|Verlag=Lit Verlag|Ort=Münster|Jahr=2012|ISBN=978-3-864350047|Seiten=173|Online={{Google Buch|BuchID=3ER3l3sMyHMC|Seite=173}}}}</ref>
*: In Hinblick auf die Modalität wird Materie als möglicher Gegenstand der Erfahrung untersucht.
Der amerikanische Psychologe [[David Buss]] zählt Verlegenheit und Scham zu den sogenannten [[Soziale Phobie|sozialen Ängsten]]. Verlegenheit tritt dann auf, wenn eine Person glaubt, einen sozialen Fehler begangen zu haben, der in der Öffentlichkeit bemerkt wurde, wie beispielsweise unpassend zu einem Schulfest gekleidet zu sein. Scham entsteht bei eigenem Fehlverhalten in Form einer Normverletzung oder Nichterfüllung einer Erwartung, zum Beispiel beim Klauen erwischt zu werden.<ref>{{Literatur|Autor=Hans Georg Zapotoczky, Peter Kurt Fischhof|Titel=Psychiatrie Der Lebensabschnitte: Ein Kompendium|Verlag=[[Axel Springer AG|Springer Verlag]]|Ort=Berlin|Jahr=2002|ISBN=978-3-709161685|Seiten=44|Online={{Google Buch|BuchID=zIIfI4MywVgC&pg=PA45|Seite=44}}}}</ref>
Verlegenheit und Scham lassen sich weiterhin in ihrer [[Entstehung|Genese]] unterscheiden: Während Verlegenheit eher als ‚vorausschauend‘, wird Scham tendenziell als ‚zurückblickend‘ charakterisiert.<ref name="ReferenceC">{{Literatur|Autor=[[Dirk Eilert]]|Titel=Mimikresonanz: Gefühle sehen. Menschen verstehen|Verlag=[[Junfermann]]|Ort=Paderborn|Jahr=2013|ISBN=978-3-873879614|Seiten=83|Online={{Google Buch|BuchID=3YALAQAAQBAJ|Seite=83}}}}</ref>


Der Psychologe [[Jonathan Haidt]] zählt Verlegenheit wie Scham zur Gruppe der [[moral]]ischen Emotionen mit [[Dominanz (Psychologie)|dominanzhierachischer]] Funktionalität, wobei die Scham tiefer geht. Er stellte die These auf, dass Verlegenheit dazu dient, [[Unterwürfigkeit|Unterwerfung]] und Besänftigung zu fördern. Er beobachtete, dass Verlegenheit in der Regel in der Gegenwart von ranghöheren Menschen auftritt, selten gegenüber Personen mit niedrigerem Status.<ref name="Menschenrechte 1973">{{Literatur|Autor=Jürgen Eilert|Titel=Psychologie der Menschenrechte: Menschenrechtsverletzungen im deutschen Heimsystem (1945-1973)|Ort=Göttingen|Verlag=V&R unipress |Jahr=2011|ISBN=978-3-899719024|Seiten=389–390|Online={{Google Buch|BuchID=goBOSdQVEM4C|Seite=389}}}}</ref>
Kant betrachtete Physik als „strenge Wissenschaft“. Hiermit verband er die Auffassung, dass die Prinzipien der Physik vollständig und unbezweifelbar in einer mathematischen Formulierung darstellbar sind. Im Opus postumum Kants finden sich Aufzeichnungen, die zeigen, dass er die in den MAN aufgestellten Prinzipien nicht als endgültig betrachtete. In der Praxis haben die Grundsätze der MAN nur wenig Beachtung gefunden. Insbesondere seit der Aufstellung der [[Relativitätstheorie]] und der [[Quantenphysik]] gelten Kants Überlegungen zu den Grundprinzipien der Physik als überholt.<ref>[[Karen Gloy]]: Kant und die Naturwissenschaften – ihre Bedeutung für die Gegenwart, in: Andreas Lorenz (Hrsg.): Transzendentalphilosophie heute: Breslauer Kant-Symposium 2004, Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, 39–58.</ref>
 
==== Abgrenzung zu „Peinlichkeit“ ====
Während von der sprachgeschichtlichen Bedeutung her [[Peinlichkeit]] eher mit den mittelalterlichen [[Inquisition]]sritualen assoziiert wird, die als qualvoll, schmerzhaft und als öffentliche Bloßstellung beschrieben werden, und Scham ein negatives, sittliches [[Werturteil]] anderer voraussetzt, fehlt bei Verlegenheit aufgrund der subjektiven Bewertung die eindeutig negative Besetzung.<ref name="ReferenceA"/>
 
=== Entwicklungspsychologische Entstehung ===
Körpersprachliche Indikatoren von Verlegenheit lassen sich [[Entwicklungspsychologie|entwicklungspsychologisch]] bei Kindern gegen Ende des zweiten Lebensjahres beobachten.<ref>{{Literatur|Autor=Laura E. Berk|Titel=Entwicklungspsychologie|Verlag=Pearson Deutschland GmbH|Jahr=2011|Ort=Hallbergmoos|ISBN=9783868940497|Seiten=249|Online={{Google Buch|BuchID=8f6uuBU0wZoC|Seite=249}}}}</ref> Nach dem [[Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung]] von [[Erik H. Erikson]] befindet sich das Kind im Kleinkindalter. Zu der Zeit begreift es sich als separates Individuum und es hat bereits ein [[Ichbewusstsein]] entwickelt.
 
=== Körpersprache ===
Von der [[Körpersprache]] her betrachtet lässt sich Scham aufgrund des nahezu identischen [[Mimik|Gesichtsausdrucks]] und [[Gestik|körperlichen Reaktionsschemas]] in die Emotionsfamilie [[Trauer]] einordnen, nicht aber Verlegenheit.<ref name="ReferenceC"/>
 
Es gibt eine Reihe von [[nonverbale Kommunikation|nonverbalen Signalen]], die bei Verlegenheit einzeln oder in Kombination beobachtet werden können.
* Es erfolgt ein Wechsel aus Hin- und Wegschauen oder Senken des Blicks nach (meist seitlich links) unten. Ursache der Blickrichtung könnte Studien zufolge darin liegen, dass die rechte [[Hemisphärenmodell|Gehirnhemisphäre]] aktiviert wird, die bei negativen Gefühlen mit dem Wunsch zu fliehen assozoziert wird.<ref>{{Literatur|Autor=Dirk Eilert|Titel=Mimikresonanz: Gefühle sehen. Menschen verstehen|Verlag=Junfermann|Ort=Paderborn|Jahr=2013|ISBN=978-3-873879614|Seiten=84|Online={{Google Buch|BuchID=3YALAQAAQBAJ|Seite=84}}}}</ref>
* Dem Blick des Gegenübers wird ausgewichen; oft ist dies mit einem Lächeln verbunden.
* Der Kopf wird schräg geneigt bzw. gedreht.
* Die Lippen werden zusammengepresst, um ein Lächeln zu unterdrücken.
* Das Gesicht wird mit den Händen berührt, bedeckt oder verdeckt.
Der Ausdruck der Verlegenheit sollte mindestens fünf Sekunden andauern.<ref name="ReferenceB"/>
Der verbale Ausdruck ist häufig gekennzeichnet durch ein Stocken des Redeflusses, Schlucken, Stottern, Äußern von Ähm-Lauten, gepaart mit [[Erröten]].
 
=== Situative Auslöser ===
[[Trigger (Medizin)|Auslöser („Trigger“)]] von Verlegenheit sind im Wesentlichen durch Verletzungen von [[Soziale Norm|sozialen Konventionen]] gekennzeichnet. Verstärkt wird dies durch Akte der Beschämung durch andere Menschen: Gesten der Rangverminderung, Relevanzmissachtung, Distanzlosigkeiten und Grenzüberschreitungen, deren Opfer jemand wird. Hieraus resultiert der Wunsch sich zu verstecken. Die [[Präsenz#Präsenz (Person)|soziale Präsenz]] sinkt. Dies lässt sich auch aus Berichten von [[Heimerziehung|Heimkindern]] heraus lesen.<ref name="Menschenrechte 1973"/>
 
Der Psychologie-Professor [[John Sabini (Psychologe)|John Sabini]] unterscheidet drei situative Haupttrigger für Verlegenheit:
# ''Benimm-Ausrutscher'' wie [[Rülpsen|Aufstoßen]] während eines Geschäftsessens,
# ''Plötzlich im Mittelpunkt stehen'' wie spontane Darbietung eines Geburtstagsständchen oder (vermeintlich unverdientes) Lob und
# ''Heikle Situation'' wie ein selbstverschuldeter Misserfolg.
Hier ist die Anwesenheit von mindestens einer anderen Person erforderlich. Ein Schamgefühl kann hingegen auch unabhängig von weiteren Menschen entstehen.<ref name="ReferenceC"/>
 
Ob eine Alltagssituation Verlegenheit auslöst oder nicht, hängt von der subjektiven Bewertung desjenigen ab, der sich in dieser Situation befindet. Auslöser von Verlegenheit können ebenso (vermeintlich unverdientes) Lob oder Komplimente sein, sofern hiermit vom Gesprächspartner (bewusst oder unbewusst) ein latent vorhandenes Bewusstsein eigener Mängel angesprochen wird. Die Angst vor einer Verlegenheit auslösenden Situation kann zu Vermeidungsstrategien bis hin zur Gesundheitsgefährdung führen.<ref>{{Internetquelle|titel=Die Pein der Verlegenheit|autor=Christine R. Harris|url=http://www.spektrum.de/alias/emotionen/die-pein-der-verlegenheit/869368|zugriff=2013-11-17}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Verlegenheit}}
* {{WikipediaDE|Metaphyische Anfangsgründe der Naturwissenschaft}}


== Literatur ==
== Literatur ==
Hans Lipps: ''Die menschliche Natur.'' 2. Auflage. Vittorio Klostermann, Frankfurt  1977.
* [[Immanuel Kant]]: [http://www.philosophiebuch.de/metannat.htm Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft] bei Philosophiebuch.de
 
* Erich Adickes: ''Kants Opus postumum'', dargestellt und beurteilt - Berlin : Reuther & Reichard, 1920. (Kant-Studien. Ergänzungshefte ; Nr. 50) - 855 Seiten
== Weblinks ==
* [[Otfried Höffe]]: ''Immanuel Kant'', 7. Aufl. Beck, München 2007, ISBN 978-3406547621
{{Wiktionary|Verlegenheit}}
* Holger Lyre: [http://www.lyre.de/Lyre-DZPhil2006.pdf Kants „Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft“: gestern und heute] (PDF; 281&nbsp;kB), in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 54 (3 /2006), 1–16


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Fühlen]]
{{Navigationsleiste Immanuel Kant}}
[[Kategorie:Handlung und Verhalten]]
{{Normdaten|TYP=w|GND=4290889-9|LCCN=n/94/008533|VIAF=178303536}}
 
{{SORTIERUNG:Metaphysische Anfangsgrunde Der Naturwissenschaft}}
[[Kategorie:Sachliteratur (Physik)]]
[[Kategorie:Geschichte der Physik]]
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]
[[Kategorie:Werk von Immanuel Kant]]
[[Kategorie:Philosophisches Werk]]
[[Kategorie:Metaphysik]]
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 13. März 2022, 20:17 Uhr

Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft (Abk. MAN) ist der Titel eines Buchs des Philosophen Immanuel Kant. Es erschien 1786, ein Jahr vor Herausgabe der zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft (KrV).

Das Buch ist die Anwendung der in der KrV erarbeiteten Prinzipien über die menschliche Erkenntnis auf den Bereich der Physik. Bereits in der KrV hatte Kant gesagt, dass es sich bei dieser nicht um ein philosophisches System handele, sondern um einen "Traktat von der Methode". Die MAN sind eine Anwendung dieser Methode. Sie zeigen, wie die Grundsätze der Erkenntnis a priori als Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis der Natur gültig sind. Kant ging dabei davon aus, dass die von Isaac Newton formulierten Gesetze eine tatsächliche Beschreibung der Natur darstellen. Entsprechend der Unterteilung der Kategorien suchte Kant nach den Prinzipien, die der Physik a priori zugrunde liegen. Die der MAN zugrunde liegende Prämisse besagt, Bewegung sei die Grundbestimmung von sinnlich wahrnehmbaren Gegenständen. Daher müsse der Begriff der Materie in Hinblick auf die darin enthaltenen vier Kategorienbereiche untersucht werden. Kant entwickelte entsprechend vier Untersuchungsbereiche.

  • I. Bewegung als Quantität ist Phoronomie
    Richtung und Geschwindigkeit kennzeichnen die relative Position eines Gegenstandes im Raum.
  • II. Bewegung als Qualität ist Dynamik.
    Anziehung und Zurückstoßung sind die Grundlagen der Raumerfüllung. Die Anziehung ist die Kraft der Gravitation. Kant (nicht, wie vielfach behauptet wird, Newton) formuliert als Erster das Konzept der instantanen Fernwirkung. Im Zweiten Hauptstück "Dynamik" (ein Terminus von Leibniz, siehe dessen Specimen Dynamicum von 1695) schreibt Kant in "Lehrsatz 7": "Die aller Materie wesentliche Anziehung ist eine unmittelbare Wirkung derselben auf andere durch den leeren Raum".
  • III. Bewegung der Relation ist Mechanik.
    In grober Anlehnung an Newton formulierte Kant drei Grundprinzipien der Mechanik.
  1. Bei Veränderungen bleibt die Quantität der Materie unverändert.
  2. Alle Veränderung von Materie hat eine äußere Ursache.
  3. Bei Veränderungen sind Wirkung und Gegenwirkung identisch.
  • IV. Bewegung als Modalität ist Phänomenologie.
    In Hinblick auf die Modalität wird Materie als möglicher Gegenstand der Erfahrung untersucht.

Kant betrachtete Physik als „strenge Wissenschaft“. Hiermit verband er die Auffassung, dass die Prinzipien der Physik vollständig und unbezweifelbar in einer mathematischen Formulierung darstellbar sind. Im Opus postumum Kants finden sich Aufzeichnungen, die zeigen, dass er die in den MAN aufgestellten Prinzipien nicht als endgültig betrachtete. In der Praxis haben die Grundsätze der MAN nur wenig Beachtung gefunden. Insbesondere seit der Aufstellung der Relativitätstheorie und der Quantenphysik gelten Kants Überlegungen zu den Grundprinzipien der Physik als überholt.[1]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Karen Gloy: Kant und die Naturwissenschaften – ihre Bedeutung für die Gegenwart, in: Andreas Lorenz (Hrsg.): Transzendentalphilosophie heute: Breslauer Kant-Symposium 2004, Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, 39–58.
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