Ernst Lehrs und Utilitarismus: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Utilitarismus''' ([[Latein|lat.]] ''utilitas'', [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzen]], Vorteil) ist eine Form der [[Teleologische Ethik|zweckorientierten (teleologischen) Ethik]], die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d.h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der [[Ethik]] ist der Utilitarismus auch in der [[Sozialphilosophie]] und den [[Wirtschaftswissenschaften]] von Bedeutung.
'''Ernst Lehrs''' (* [[Wikipedia:30. Juli|30. Juli]] [[Wikipedia:1894|1894]] in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]]; † [[Wikipedia:31. Dezember|31. Dezember]] [[Wikipedia:1979|1979]] in [[Wikipedia:Bad Boll|Eckwälden]]) war ein deutscher [[Anthroposophie|Anthroposoph]], der als Lehrer, Vortragsredner und Schriftsteller tätig war.


== Leben ==
Es existieren verschiedene Formen des Utilitarismus, die abhängig von weiteren [[philosophisch]]en Annahmen sind. Der [[Hedonismus|hedonistische]] Utilitarismus etwa setzt das menschliche Wohlergehen dem Empfinden von Lust und Freude und der Abwesenheit von Schmerz und Leid gleich, während andere Formen von Utilitarismus die Erfüllung von individuellen [[Präferenz|Präferenzen]] fordern. Der Handlungsutilitarismus beurteilt Handlungen einzeln nach ihrer Tendenz, gute Folgen zu bewirken, während der Regelutilitarismus das Befolgen von Regeln in den Mittelpunkt stellt. Alle Formen des Utilitarismus haben aber gemein, dass sie das einzige Kriterium für mögliche Folgen und reale Wirkungen moralischer Beurteilung darstellen; demnach ist der Utilitarismus eine [[Konsequentialismus|konsequentialistische]] Ethik. Ferner handelt es sich um eine [[altruistisch]]e und [[Universalismus (Philosophie)|universalistische]] Moraltheorie, denn der Utilitarismus propagiert eine Vergrößerung des Gemeinwohls.
Ernst Lehrs wurde 1894 als Sohn [[Wikipedia:Assimilation (Soziologie)|assimilierter]] jüdisch-protestantischer Eltern in Berlin geboren. Er meldete sich zu Beginn des [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] als [[Wikipedia:Freiwilliger (Militär)|Kriegsfreiwilliger]]. Nach Kriegsende studierte er [[Naturwissenschaft]]en und schloss 1923 mit der [[Wikipedia:Promotion (Doktor)|Promotion]] ab.


Gemeinsam mit anderen jungen Menschen lernte Lehrs um 1920 die [[Anthroposophie]] kennen, die bei ihm sofort auf fruchtbaren Boden fiel. Mit unermüdlichem Eifer widmete er sich auch sein Leben lang dem [[Goetheanismus]], wovon insbesonders sein Hauptwerk ''Mensch und Materie'' zeugt. Er schreibt darüber:
Der utilitaristische Ansatz wurde durch [[Jeremy Bentham]] (1748–1832) und [[John Stuart Mill]] (1806–1873) systematisch entwickelt und auf konkrete Fragen angewandt. Bentham erläutert den zentralen Begriff des Nutzens im ersten Kapitel seiner ''„Introduction to the Principles of Morals and Legislation“'' (zuerst erschienen [[1789]]) folgendermaßen:


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:„Mit dem Prinzip des Nutzens ist jenes Prinzip gemeint, das jede beliebige Handlung gutheißt oder missbilligt entsprechend ihrer Tendenz, das Glück derjenigen Gruppe zu vermehren oder zu vermindern, um deren Interessen es geht […] Mit ‚Nutzen‘ ist diejenige Eigenschaft an einem Objekt gemeint, wodurch es dazu neigt, Wohlergehen, Vorteil, Freude, Gutes oder Glück zu schaffen.
"Vor dem
Beginn der eigentlichen Besprechung optischer Phänomene im Lichtkurs
werden wir auf die Notwendigkeit gewiesen, zu der Erforschung rein
zentrisch orientierter Kraftfelder, wie sie die Wissenschaft bisher
einseitig betrieben hat, diejenige von Kraftfeldern peripherischer
Ordnung hinzuzufügen, das heißt von Kräften, deren Dynamik polar
entgegengesetzt ist derjenigen der Schwerkraft. Im Hinblick auf die
zurzeit noch bestehende Ablehnung der Goethe’schen Farbenlehre heißt
es bei Rudolf Steiner: Man wird vielleicht über die Farben im Sinne
Goethes sprechen, wenn eine andere Burg erstürmt sein wird, die als
noch fester gilt und die eigentlich heute auch schon ins Wanken
gekommen ist. Das ist die Burg der Gravitation. Dieser Hinweis hat mich
veranlasst, streng auf den Bahnen reiner Beobachtung eine Lehre von der
Leichte auszubilden, die die Entwicklung des Begriffes des Magischen
im Unterschied zur mechanischen Verursachung von Vorgängen in der
Natur notwendig macht, sowie des Begriffes der Regheit als einer
autonomen Eigenschaft der Materie gegenüber ihrer heute einseitig
betrachteten Eigenschaft der Trägheit, und die in ihrer weiteren
Ausführung unter anderem auch eine Neuorientierung des Raumbegriffes
auf der Grundlage des von George Adams Kaufmann auf geometrischem
Felde zuerst Erarbeiteten forderte." {{Lit|Lehrs 1953}}
</div>


Nach mehreren persönlichen Begegnungen mit [[Rudolf Steiner]] gab ihm dieser auch eine Reihe von Hinweisen für den [[esoterisch]]en [[Schulungsweg]]. 1922 war Lehrs maßgeblich an der Enstehung des [[Esoterischer Jugendkreis|esoterischen Jugendkreises]] beteiligt.
„Nutzen“ (''benefit'') ist also nicht mit „Nützlichkeit“ (''utility'') gleichzusetzen. Moderne utilitaristische Theorien operieren zudem oft nicht mit dem Begriff des Nutzens, sondern dem weiteren Begriff menschlichen Wohlergehens.


Lehrs wurde Oberstufenlehrer an der ersten [[Waldorfschule]] in [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]]. 1935 emigrierte er zunächst in die Niederlande, wo er an einer Waldorfschule unterrichtete, dann nach Großbritannien. Während seiner Internierung dort begegnete er 1940 [[Karl König (Heilpädagoge)|Karl König]]. 1952 kehrte er nach Deutschland zurück und wirkte als Dozent am neu gegründeten Seminar für anthroposophische [[Heilpädagogik]] in Eckwälden, wo er bis zu seinem Tod 1979 lebte.
{{Wikipedia}}


== Werke ==
*''Man or Matter'', London 1951 [http://www.gutenberg.org/cache/epub/5641/pg5641.html]; deutsch: ''Mensch und Materie''. Klostermann, Frankfurt am Main 1953, 3. A. 1987, ISBN 3-465-00285-7
*''Der [[rosenkreuzer]]ische Impuls im Leben und Werk von [[Wikipedia:Joachim Jungius|Joachim Jungius]] und [[Wikipedia:Thomas Traherne|Thomas Traherne]]''. Freies Geistesleben (Studien und Versuche 5), Stuttgart 1962
*''Vom Geist der Sinne. Zur Diätetik des Wahrnehmens''. Klostermann, Frankfurt am Main 1973, 3. A. 1994, ISBN 3-465-02651-9
*''Spiritual Science, Electricity and [[Wikipedia:Michael Faraday|Michael Faraday]]'', London 1975
*''Rosicrucian Foundations of the Age of Natural Science'', Spring Valley 1976
*''Gelebte Erwartung''. Mellinger, Stuttgart 1979, ISBN 3-88069-088-X


== Weblinks ==
[[Kategorie:Philosophie]][[Kategorie:Ökonomie]]
*{{DNB-Portal|118571184}}
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=366 Biographischer Eintrag] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls''
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118571184|VIAF=72186131}}
 
{{DEFAULTSORT:Lehrs, Ernst}}
[[Kategorie:Anthroposoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Autor (Anthroposophie)]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1894]]
[[Kategorie:Gestorben 1979]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 5. März 2017, 18:56 Uhr

Der Utilitarismus (lat. utilitas, Nutzen, Vorteil) ist eine Form der zweckorientierten (teleologischen) Ethik, die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d.h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der Ethik ist der Utilitarismus auch in der Sozialphilosophie und den Wirtschaftswissenschaften von Bedeutung.

Es existieren verschiedene Formen des Utilitarismus, die abhängig von weiteren philosophischen Annahmen sind. Der hedonistische Utilitarismus etwa setzt das menschliche Wohlergehen dem Empfinden von Lust und Freude und der Abwesenheit von Schmerz und Leid gleich, während andere Formen von Utilitarismus die Erfüllung von individuellen Präferenzen fordern. Der Handlungsutilitarismus beurteilt Handlungen einzeln nach ihrer Tendenz, gute Folgen zu bewirken, während der Regelutilitarismus das Befolgen von Regeln in den Mittelpunkt stellt. Alle Formen des Utilitarismus haben aber gemein, dass sie das einzige Kriterium für mögliche Folgen und reale Wirkungen moralischer Beurteilung darstellen; demnach ist der Utilitarismus eine konsequentialistische Ethik. Ferner handelt es sich um eine altruistische und universalistische Moraltheorie, denn der Utilitarismus propagiert eine Vergrößerung des Gemeinwohls.

Der utilitaristische Ansatz wurde durch Jeremy Bentham (1748–1832) und John Stuart Mill (1806–1873) systematisch entwickelt und auf konkrete Fragen angewandt. Bentham erläutert den zentralen Begriff des Nutzens im ersten Kapitel seiner „Introduction to the Principles of Morals and Legislation“ (zuerst erschienen 1789) folgendermaßen:

„Mit dem Prinzip des Nutzens ist jenes Prinzip gemeint, das jede beliebige Handlung gutheißt oder missbilligt entsprechend ihrer Tendenz, das Glück derjenigen Gruppe zu vermehren oder zu vermindern, um deren Interessen es geht […] Mit ‚Nutzen‘ ist diejenige Eigenschaft an einem Objekt gemeint, wodurch es dazu neigt, Wohlergehen, Vorteil, Freude, Gutes oder Glück zu schaffen.“

„Nutzen“ (benefit) ist also nicht mit „Nützlichkeit“ (utility) gleichzusetzen. Moderne utilitaristische Theorien operieren zudem oft nicht mit dem Begriff des Nutzens, sondern dem weiteren Begriff menschlichen Wohlergehens.


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