Liberale Anthroposophie und Utilitarismus: Unterschied zwischen den Seiten

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Unter dem wohlklingenden Namen '''Liberale Anthroposophie''' kommt neuerdings eine Denkrichtung aus dem Hause der [[Info 3]]-Redaktion<ref>Vgl. auch Béla Szoradi: Anthroposophische Gesellschaft minus "Anthroposophie" gleich info3... In: Ein Nachrichtenblatt Nr. 18 vom 15. September 2019, S. 10 - 11</ref> daher, welche Aussagen [[Rudolf Steiner]]s immer mehr aufweicht, um auch intellektualistisch anschlußfähig an neuere akademische Denkrichtungen zu sein, wie die [[Rassismus]]- und [[Antisemitismus]]-Forschung, den [[Gender-Mainstreaming]]-Lifestyle, die religiöse Indifferenz eines "[[Weltethos]]", den [[Ken Wilber]]ismus, den [[Utilitarismus]] und [[Hedonismus]] und ähnliches mehr.
Der '''Utilitarismus''' ([[Latein|lat.]] ''utilitas'', [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzen]], Vorteil) ist eine Form der [[Teleologische Ethik|zweckorientierten (teleologischen) Ethik]], die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d.h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der [[Ethik]] ist der Utilitarismus auch in der [[Sozialphilosophie]] und den [[Wirtschaftswissenschaften]] von Bedeutung.


So wird [[Rudolf Steiner]]s Geistesforschung zurechtgestutzt und als im wesentlichen nicht neue Interpretation und Wiedergabe längst publizierter akademischer und historischer Texte dargestellt. Der ureigene Beitrag aus Steiners originärer Geistesforschung wird dabei auf eine Vermengung der Resultate des Deutschen [[Idealismus]] und europäischer [[Mystik]] verengt.  
Es existieren verschiedene Formen des Utilitarismus, die abhängig von weiteren [[philosophisch]]en Annahmen sind. Der [[Hedonismus|hedonistische]] Utilitarismus etwa setzt das menschliche Wohlergehen dem Empfinden von Lust und Freude und der Abwesenheit von Schmerz und Leid gleich, während andere Formen von Utilitarismus die Erfüllung von individuellen [[Präferenz|Präferenzen]] fordern. Der Handlungsutilitarismus beurteilt Handlungen einzeln nach ihrer Tendenz, gute Folgen zu bewirken, während der Regelutilitarismus das Befolgen von Regeln in den Mittelpunkt stellt. Alle Formen des Utilitarismus haben aber gemein, dass sie das einzige Kriterium für mögliche Folgen und reale Wirkungen moralischer Beurteilung darstellen; demnach ist der Utilitarismus eine [[Konsequentialismus|konsequentialistische]] Ethik. Ferner handelt es sich um eine [[altruistisch]]e und [[Universalismus (Philosophie)|universalistische]] Moraltheorie, denn der Utilitarismus propagiert eine Vergrößerung des Gemeinwohls.


{{Zitat|Helmut Zander geht zweifelsohne zutreffend davon aus, dass die Steiner-Interpretation individualisiert und pluralisiert werde – in rein selektiver Aneignung, vermischt mit anderen esoterischen Weltanschauungen oder durch die Sprachgrenzen einer sich globalisierenden anthroposophischen Gemeinde. Ich meine zusätzlich, dass man – für den deutschsprachigen Raum – aber durchaus ideologische Konturen sehen kann, in denen sich so manche „Individualisierung“ und „Pluralisierung“ einpendelt. Die Alternative lautet nicht: orthodoxe [[Anthroposophie]] oder irgendwie geartete Erosion. Die „liberale“ Anthroposophie, die sich als solche von den traditional-anthroposophischen Dogmen loslöst, ist nicht mit dem Unsichtbarwerden von Anthroposophie identisch. Sondern hier formen sich ganz eigene Dogmen: Betont wird ein verkitschtes Steinersches „Frühwerk“, das als einzige legitime Urteilsgrundlage für die gesamte Steinerdeutung gelten soll. Ferner werden die höheren Wesen und Welten Steiners als Bilder und Veranschaulichungen ins Subjekt hineingelegt. Schließlich werden so auch Steiners Selbstdeutungen relativiert: Aus dem „[[Mysterium von Golgatha]]“ werden biographisch-psychologische Phasen des Gurus gemacht.| Quelle=[[Ansgar Martins]]: ''Anthroposophische Reformation. Dogmen der liberalen Anthroposophie'' | ref=<ref>https://waldorfblog.wordpress.com/2015/01/12/anthroposophische-reformation</ref> }}
Der utilitaristische Ansatz wurde durch [[Jeremy Bentham]] (1748–1832) und [[John Stuart Mill]] (1806–1873) systematisch entwickelt und auf konkrete Fragen angewandt. Bentham erläutert den zentralen Begriff des Nutzens im ersten Kapitel seiner ''„Introduction to the Principles of Morals and Legislation“'' (zuerst erschienen [[1789]]) folgendermaßen:


Diese Vorgehensweise kommt einer Einsargung der Anthroposophie gleich, wie [[Pietro Archiati]] in seinem Werk „Der Intellektualismus und die Anthroposophie“<ref>Pietro Archiati: ''Der Intellektualismus und die Anthroposophie. Eine Einführung in die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners'', Rudolf Steiner Ausgaben, Bad Liebenzell, 4. erweiterte Auflage 2014</ref> kritisch anmerkt. Eine Verintellektualisierung der Anthroposophie, ja mehr noch, auch die Loslösung des Wesens [[Anthroposophia]] von der Anthroposophischen Gesellschaft droht, indem von dieser solche Fehlentwicklungen unkritisch gefördert werden. Auch die von [[Christian Clement]] herausgegebene neue [[SKA]] wird in dieser Hinsicht von vielen Anthroposophen kritisch angesehen, obwohl hier eine differenziertere Betrachtungsweise geboten erscheint. In den Einleitungen und in den Kommentaren der textkritischen Ausgabe versucht er dem ''Werden'' und der ''Wandlung'' von Steiners Werk durch die von ihm so genannte «genetisch-morphologische» Methode gerecht zu werden. Er wirft dadurch zugleich ein erhellendes Licht auf die ungebrochene Kontinuität in der Entwicklung von Steiners Denken und dessen organischem Zusammenhang mit der abendländischen Geistesgeschichte. Seine Betrachtungsweise entspricht jenem „[[Mitfühlender Empirismus|mitfühlenden Empirismus]]“ ({{EnS|sympathetic empiricism}}), wie ihn [[Arthur Versluis]] (* 1959) von der [[Wikipedia:Michigan State University|Michigan State University]], der sich intensiv mit Esoterikforschung auf wissenschaftlichem Niveau beschäftigt, vorgeschlagen hat.
:„Mit dem Prinzip des Nutzens ist jenes Prinzip gemeint, das jede beliebige Handlung gutheißt oder missbilligt entsprechend ihrer Tendenz, das Glück derjenigen Gruppe zu vermehren oder zu vermindern, um deren Interessen es geht [] Mit ‚Nutzen‘ ist diejenige Eigenschaft an einem Objekt gemeint, wodurch es dazu neigt, Wohlergehen, Vorteil, Freude, Gutes oder Glück zu schaffen.
{{Zitat|[Jens] Heisterkamp ist ein Vorreiter derer, die sich bewusst und kraftvoll von Steiner distanzieren. Man kann sagen: Sie stellen sich auf seine Schultern und treten ihn in den Schlamm. So sei zum Beispiel neben vielem anderen Steiners „sprachliche Diktion“ heute überholt. Aber natürlich darf auch der übliche Seitenhieb auf Steiners „Rassismus“ nicht fehlen: Es gelte, „den zeitlichen Abstand zu einer Gründerfigur aus der Spätkolonialzeit“ ins Bewusstsein zu rufen. Gleichzeitig beruft er sich aber auf den „Humanismus und Individualismus in Steiners Denken...


Eine konkrete geistige (Welt) mit realen Wesen wird ... einfach nicht mehr ertragen. Ebenso wenig aber eine konkrete Geschichte, die neben der Bewusstseinsgeschichte sehr wohl immer bestimmte Völker kannte, die jeweils spezifische Impulse in die Menschheitsentwicklung einfließen ließen. Aber all dies ist ja „diskriminierend“ – und die Existenz höherer geistiger Wesenheiten wäre ja ebenfalls „diskriminierend“. Bottom-up ist das Stichwort: Nichts außer dem Menschen und einem abstrakten „Geist“. Unter diesen Prämissen fühlt sich das „post-post-moderne“ Bewusstsein wieder wohl...
„Nutzen“ (''benefit'') ist also nicht mit „Nützlichkeit“ (''utility'') gleichzusetzen. Moderne utilitaristische Theorien operieren zudem oft nicht mit dem Begriff des Nutzens, sondern dem weiteren Begriff menschlichen Wohlergehens.


Letztlich dekonstruiert Heisterkamp in seinem Eifer für eine neue New-Age-Anthroposophie im Zeichen Ken Wilbers sogar die zentrale Idee der Reinkarnation...
{{Wikipedia}}
Damit sind wir fast bei der völligen Leugnung des individuellen Geistes angekommen – dem eigentlichen Geheimnis des Christentums. Heisterkamp erweist sich wie die meisten New-Age-Anhänger als Vertreter derjenigen arabistischen Anschauung, die den individuellen Geist allenfalls zeitweise gelten ließen, ihn nach dem Tod aber wieder in den All-Geist zurückkehren wissen wollten. Die Individualität und ihre Ewigkeit wird ausgelöscht. An ihre Stelle tritt ein abstraktes „anthropisches Prinzip“ und ein abstraktes, seichtes Gerede von einem „schöpferischen Spiel entwickelter, reifer und immer umfassender werdender Individuen...| Quelle=Holger Niederhausen: ''Was schreibt Clement außerhalb der SKA?'' |ref=<ref>http://www.holger-niederhausen.de/index.php?id=951</ref> }}
Rudolf Steiner selbst wies auf die drohende Gefahr bereits 1919 hin:
{{Zitat|Text="Es könnte möglich sein, daß sich einmal die Anthroposophie von der Anthroposophischen Gesellschaft lösen müßte. Es dürfte nicht sein, aber die Möglichkeit dazu wird bestehen.
Wenn ich einmal nicht mehr da bin, wird eine Verintellektualisierung der anthroposophischen Geisteswissenschaft kommen. Das ist eine große Gefahr. Denn das bedeutet die Stagnation der ganzen Bewegung."| Quelle= Rudolf Steiner, zitiert nach Adelheid Petersen | ref=<ref>Rudolf Steiner über Vortragstätigkeit und Zweigarbeit. In: Erika Beltle/Kurt Vierl (Hg.): ''Erinnerungen an Rudolf Steiner'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2001, Seite 237</ref>}}


== Einzelnachweise ==
<references/>


[[Kategorie:Anthroposophie-Kritik]]
[[Kategorie:Philosophie]][[Kategorie:Ökonomie]]
[[Kategorie:Anthroposophie]]

Version vom 5. März 2017, 17:56 Uhr

Der Utilitarismus (lat. utilitas, Nutzen, Vorteil) ist eine Form der zweckorientierten (teleologischen) Ethik, die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d.h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der Ethik ist der Utilitarismus auch in der Sozialphilosophie und den Wirtschaftswissenschaften von Bedeutung.

Es existieren verschiedene Formen des Utilitarismus, die abhängig von weiteren philosophischen Annahmen sind. Der hedonistische Utilitarismus etwa setzt das menschliche Wohlergehen dem Empfinden von Lust und Freude und der Abwesenheit von Schmerz und Leid gleich, während andere Formen von Utilitarismus die Erfüllung von individuellen Präferenzen fordern. Der Handlungsutilitarismus beurteilt Handlungen einzeln nach ihrer Tendenz, gute Folgen zu bewirken, während der Regelutilitarismus das Befolgen von Regeln in den Mittelpunkt stellt. Alle Formen des Utilitarismus haben aber gemein, dass sie das einzige Kriterium für mögliche Folgen und reale Wirkungen moralischer Beurteilung darstellen; demnach ist der Utilitarismus eine konsequentialistische Ethik. Ferner handelt es sich um eine altruistische und universalistische Moraltheorie, denn der Utilitarismus propagiert eine Vergrößerung des Gemeinwohls.

Der utilitaristische Ansatz wurde durch Jeremy Bentham (1748–1832) und John Stuart Mill (1806–1873) systematisch entwickelt und auf konkrete Fragen angewandt. Bentham erläutert den zentralen Begriff des Nutzens im ersten Kapitel seiner „Introduction to the Principles of Morals and Legislation“ (zuerst erschienen 1789) folgendermaßen:

„Mit dem Prinzip des Nutzens ist jenes Prinzip gemeint, das jede beliebige Handlung gutheißt oder missbilligt entsprechend ihrer Tendenz, das Glück derjenigen Gruppe zu vermehren oder zu vermindern, um deren Interessen es geht […] Mit ‚Nutzen‘ ist diejenige Eigenschaft an einem Objekt gemeint, wodurch es dazu neigt, Wohlergehen, Vorteil, Freude, Gutes oder Glück zu schaffen.“

„Nutzen“ (benefit) ist also nicht mit „Nützlichkeit“ (utility) gleichzusetzen. Moderne utilitaristische Theorien operieren zudem oft nicht mit dem Begriff des Nutzens, sondern dem weiteren Begriff menschlichen Wohlergehens.


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