Schumann-Resonanz und Fritz Klatt: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Schumann resonance 01 en.png|thumb|200px|right|Räumliche Ausdehnung]]
'''Fritz Klatt''' (* [[22. Mai]] [[1888]] in [[Berlin]]; † [[26. Juli]] [[1945]] in [[Wien]]) war ein deutscher [[Reformpädagogik|Reformpädagoge]], [[Schriftsteller]] und [[Zeichner]].
[[Bild:Schumann resonance 02.png|thumb|right|200px|Spektrale Verteilung]]
[[Datei:Tesla colorado adjusted.jpg|miniatur|200px|Tesla in seinem Labor in [[Wikipedia:Colorado Springs|Colorado Springs]], Dezember 1899. Die Aufnahme stellt eine [[Wikipedia:Mehrfachbelichtung|Mehrfachbelichtung]] dar: Während der Blitzentladungen befand sich Tesla nicht im Raum.]]


Als '''Schumann-Resonanz''' bezeichnet man das Phänomen, dass [[elektromagnetische Welle]]n bestimmter [[Wikipedia:Frequenz|Frequenz]]en entlang des Umfangs der [[Erde (Planet)|Erde]] [[stehende Welle]]n bilden. Die ausreichend [[Wikipedia:Elektrische Leitfähigkeit|leitfähigige]] Erdoberfläche (größtenteils [[Wikipedia:Salzwasser|Salzwasser]]) und die gut leitfähige [[Wikipedia:Ionosphäre|Ionosphäre]] darüber begrenzen einen [[Wikipedia:Hohlraumresonator|Hohlraumresonator]], aus dessen Abmessungen sich mögliche [[Wikipedia:Resonanzfrequenz|Resonanzfrequenz]]en berechnen lassen. Diese können durch [[Blitz]]e angeregt werden, sind aber von so geringer Amplitude, dass sie nur mit sehr empfindlichen Instrumenten nachgewiesen werden können. Dieses ursprünglich von [[Nikola Tesla]] um [[1900]] während seiner in [[Wikipedia:Colorado Springs|Colorado Springs]] durchgeführten Experimente zur drahtlosen Energieübertragung entdeckte Resonanzphänomen geriet lange in Vergessenheit und wurde in den 1950er Jahren von dem deutschen [[Physiker]] [[Winfried Otto Schumann]] an der TU München wiederentdeckt und nach ihm benannt.
== Leben ==
Im Berliner [[w:Westend|Westend]] im bürgerlichen Milieu aufgewachsen, studierte er nach dem Abitur ab 1908 in [[w:Genf|Genf]] und Berlin [[Geschichte]], [[Philosophie]], [[Kunst]] und [[Literatur]], unter anderem bei [[w:Heinrich Wölfflin|Heinrich Wölfflin]], [[w:Alois Riehl|Alois Riehl]], [[w:Gustav von Schmoller (Ökonom)|Gustav von Schmoller]], [[w:Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff|Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff]] und [[w:Kurt Breysig|Kurt Breysig]].


== Berechnung der Frequenzen ==
Klatt zählt zu den sogenannten ''verlorenen Söhnen des Bürgertums''<ref>Reinhard Preuß, ''Verlorene Söhne des Bürgertums. Linke Strömungen in der deutschen Jugendbewegung 1913-1919'', 1991</ref>, die sich im Zuge ihres Engagements in der [[Jugendbewegung|freideutschen Jugendbewegung]] sozialistisch orientierten. Nach dem frühen Tod seines Vaters und einer schweren Kriegsverletzung als Kriegsfreiwilliger im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] lebte er wieder in der elterlichen Villa in Berlin, wo er zusammen mit weiteren Mitgliedern des sogenannten ''[[w:Westender Kreis|Westender Kreis]]es'' (u.&nbsp;a. [[w:Hans Koch (Unternehmer)|Hans Koch-Dieffenbach]], [[w:Alfred Kurella|Alfred Kurella]]) den Sommer über in einer Wohnkommune lebte, während die Mutter auf dem Lande weilte. Um 1914 gehörten zu diesem Kreis, der den linken Flügel der bürgerlichen [[Jugendbewegung]] zusammenführte,<ref>Anna M. Lazzarino Del Grosso: ''Armut und Reichtum im Denken Gerhohs von Reichersberg''. C. H. Beck, München 1973. S. 83.</ref> auch [[w:Walter Benjamin|Walter Benjamin]], [[w:Ernst Joëll|Ernst Joëll]], die Brüder [[w:Hans Koch (Unternehmer)|Hans]] und Walter Koch, [[w:Hans Kollwitz (Mediziner)|Hans Kollwitz]], [[w:Erich Krems|Erich Krems]] und [[w:Alexander Rüstow|Alexander Rüstow]],<ref name="Koch">Ulrike Koch: ''„Ich erfuhr es von Fritz Klatt“ – Käthe Kollwitz und Fritz Klatt''. In: ''Käthe Kollwitz und ihre Freunde: Katalog zur Sonderausstellung anlässlich des 150. Geburtstages von Käthe Kollwitz''. Hrsg. vom Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Lukas Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-8673-2282-9, S. 65.</ref> im Februar 1917 auch [[w:Hans Blüher|Hans Blüher]], [[w:Kurt Hiller|Kurt Hiller]], [[w:Karl Jerosch|Karl Jerosch]], [[w:Jaap Kool|Jaap Kool]] sowie [[w:Friedrich Bauermeister|Friedrich Bauermeister]]. Klatt war wahrscheinlich der geistige und publizistische Motor dieses Bundes.<ref name="Koch" />
Der mittlere Erdumfang beträgt a = 39.985.427&nbsp;m (am Äquator 40.075&nbsp;km, Polumfang 39.940&nbsp;km). Bei einer [[Wikipedia:Lichtgeschwindigkeit|Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts]] von c = 299.792.458&nbsp;m/s (im Vakuum) ergeben sich für den mittleren Erdumfang dabei rechnerisch c/a = 7,5&nbsp;Hz für die niedrigste Frequenz. Für einen Hohlraumresonator mit ideal leitenden Wänden führen genauere Berechnungen auf die Formel (siehe Literatur: [[#jackson|Jackson, Elektrodynamik]]):


:<math>\omega_{n} =\frac{c}{a}\sqrt{n(n+1)}</math>
Angesichts ihrer politischen Gefährdung und der allgemeinen Ernährungslage beteiligte sich Klatt 1918/19 am Aufbau der Siedlung [[w:Blankenburg (Nordendorf)|Blankenburg]] (heute [[w:Nordendorf|Nordendorf]]) in der Nähe von [[w:Augsburg|Augsburg]]. Aufgrund einer Denunziation, es handele sich bei den Siedlern um Kommunisten, verbrachte auch er einige Tage im Gefängnis.


Da die Erde aber keine ideal leitenden Wände besitzt, muss obige Formel für die beobachteten Werte mit 0,78 multipliziert werden und führt dann für die n-te Frequenz (mit n = 1, 2, 3 ...) zu den Ergebnissen 7,83 (fundamental),<ref>Can Resonant Oscillations of the Earth Ionosphere Influence the Human Brain Biorhythm? - V.D. Rusov, Department of Theoretical and Experimental Nuclear Physics, Odessa National Polytechnic University, Ukraine [http://www.arxiv.org/pdf/1208.4970]</ref> 14,3, 20,8, 27,3 und 33,8&nbsp;Hz.<ref>The electrical nature of storms By D. R. MacGorman, W. D. Rust, W. David Rust. Page 114.</ref><ref>Recent advances in multidisciplinary applied physics By A. Méndez-Vilas. Page 65.</ref> Durch Dispersion, durch Ionosphäreneffekte und andere nicht-ideale Eigenschaften des Systems weichen die Messwerte geringfügig von den theoretischen Werten ab und schwanken jahreszeitenabhängig. Schumann-Resonanzfrequenzen von 3&nbsp;Hz bis 30&nbsp;Hz gehören in den Frequenzbereich, der international als [[Wikipedia:Extremely Low Frequency|Extremely Low Frequency]] (ELF) bezeichnet wird.
Klatt schloss das Zeichenlehrerexamen ab, heiratete die spätere Kinderbuchautorin [[w:Edith Klatt|Edith Klatt, geb. Mischke]] und übernahm 1919 für kurze Zeit die Schriftleitung der von [[w:Knud Ahlborn|Knud Ahlborn]] herausgegebenen Zeitschrift ''Junge Menschen''. Bis 1921 arbeitete er mit Unterbrechungen an der [[w:Folkwang-Schule|Folkwang-Schule]] in [[w:Hagen|Hagen]] und promovierte gleichzeitig an der Berliner Universität mit seinen kunsthistorischen ''Beiträgen zur Geschichte und Darstellung des Gebirges in der schweizerischen Malerei''.


== Anregung ==
Er gründete von 1921 an in mehreren Schritten das Volksschulheim [[w:Prerow|Prerow]]. Dort rief er zum Jahreswechsel 1924/25 seinen Kreis zusammen, um eine Denkschrift zur Lehrerbildung zu erarbeiten. Er gehörte zum Beraterkreis des Kultusministers [[w:Carl Heinrich Becker|Carl Heinrich Becker]]. Ab 1925 gehörte er zum [[w:Hohenrodter Bund|Hohenrodter Bund]]. Klatt blieb während dieser pädagogischen Arbeit der [[Jugendbewegung]] immer verbunden. 1930 wurde er Professor für Pädagogik an der [[w:Pädagogische Akademie zu Hamburg|Pädagogischen Akademie zu Hamburg]] und gab von 1930 bis 1933 gemeinsam mit [[w:Paul Tillich|Paul Tillich]] und [[w:Eduard Heimann|Eduard Heimann]] die ''[[w:Neue Blätter für den Sozialismus|Neuen Blätter für den Sozialismus]]'' heraus. 1931 wurde schließlich die sogenannte ''Prerower Formel'' zur freien Erwachsenenbildung verabschiedet.<ref>Wolfgang Scheibe, ''Die reformpädagogische Bewegung, 1900-1932'', 1999, S. 369</ref>
Durch [[Blitz]]e und andere Vorgänge wird in der [[Wikipedia:Erdatmosphäre|Atmosphäre]] und der Ionosphäre ein breites Spektrum elektromagnetischer Wellen ausgesendet, die auch als [[Wikipedia:Sferics|Sferics]] bezeichnet werden. Niederfrequente Wellen breiten sich hauptsächlich in der nur wenig leitfähigen Atmosphäre zwischen dem Erdboden und der Ionosphäre aus, die beide elektrisch ausreichend gut leiten. Wellen, die sich nach einer Erdumrundung wieder in der gleichen Phase befinden (der Erdumfang ist ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge) werden verstärkt, andere löschen sich aus. Dadurch ergibt sich eine tiefste Resonanzfrequenz von durchschnittlich etwa 7,8&nbsp;Hz.


== Entdeckung ==
Nach der Machtergreifung geriet Klatt erneut durch eine Denunziation in Schwierigkeiten und musste das Volksschulheim 1934 in „Freizeit- und Erholungsheim“ umbenennen. Als solches blieb es unter Verzicht auf politische Themen bis 1939 bestehen. Er gehörte zum Kreis um [[w:Anna von Gierke|Anna von Gierke]]. 1941/1942 siedelte Klatt dann nach Wien über, wo er von seinen Vorträgen, dem Verkauf von Gemälden und der Unterstützung von Freunden mehr schlecht als recht leben konnte.
Über seinen Patentanwalt inspiriert, der Anteile an dem Elektrizitätswerk ''El Paso Electric Company'' in [[Wikipedia:Colorado Springs|Colorado Springs]] besaß, baute [[Nikola Tesla]] ab Mai 1899 in dem damals nur dünn besiedelten Gebiet um Colorado Springs ein größeres Labor auf. Tesla wollte mit den geplanten Anlagen bis zur [[Wikipedia:Weltausstellung Paris 1900|Weltausstellung Paris 1900]] drahtlos „Nachrichten und Energie“ von der Ostküste der USA zu einer geplanten Empfangsstation nach Frankreich übertragen. Das aus Holz aufgebaute Labor beinhaltete verschiedene Spulen und Aufbauten und in der Mitte einen bis auf 50&nbsp;m Höhe ausziehbaren Eisenmast, der dazu dienen sollte, Blitzentladungen einzufangen. Tesla bezeichnete in seinem damals geführten Tagebuch dieses Gebilde als {{lang|en|''[[Wikipedia:magnifying transmitter|magnifying transmitter]]''}}, war aber gleichzeitig bemüht, möglichst wenig Information darüber nach außen dringen zu lassen. Sein Labor in Colorado Springs durfte von Außenstehenden nicht betreten werden.


Bei seinen Experimenten mit Blitzentladungen beschrieb er auch die im niederfrequenten Bereich in der Atmosphäre auftretenden [[Wikipedia:Stehende Welle|stehenden Wellen]]. Er konnte diese Beobachtungen aber nicht systematisch einordnen, auch waren um 1900 der Aufbau der Atmosphäre und die [[Wikipedia:Ionosphäre|Ionosphäre]] noch unbekannt.
== Wirkung ==
Er gilt als Initiator der berufspolitischen Diskussion und, nachdem er in den 1920er Jahren den Begriff ''Freizeitpädagogik'' eingeführt hatte, der modernen Freizeitpädagogik.<ref>Horst W. Opaschowski, ''Pädagogik der freien Lebenszeit'', 1996, S. 272</ref>


[[1952]] wurde das Phänomen von Winfried Otto Schumann und Herbert L. König wiederentdeckt und [[1960]] experimentell untersucht.<ref>R. Barra, D. Llanwyn Jones, C.J. Rodger (2000): ''ELF and VLF radio waves'' in ''Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics 62'', Elsevier</ref>Bereits früher war die Existenz derartiger Resonanzen postuliert worden. In einer Serie von Artikeln in den Jahren 1952–57 behandelte Schumann das Phänomen unter Berücksichtigung von Dämpfung und Anregung der Resonanzen durch [[Blitz]]e.
== Werke ==
 
* Jean Paul als Verkünder von Frieden und Freiheit, 1919; 1947
Die elektromagnetischen Wellen werden lokal leicht durch künstlich erzeugte [[Wikipedia:Wechselfeld|Wechselfeld]]er verdeckt. Bei der Vermessung des Frequenzspektrums in diesem niederfrequenten Bereich kann man auch stärkere künstlich erzeugte Wellen beobachten, so z.&nbsp;B. die Frequenzen des europäischen und des amerikanischen [[Wikipedia:Stromnetz|Stromnetz]]es (50&nbsp;Hz bzw. 60&nbsp;Hz) und amerikanischer bzw. russischer [[Wikipedia:U-Boot#Kommunikation|U-Boot-Kommunikationssysteme]] (76&nbsp;Hz bzw. 82&nbsp;Hz).
* Die schöpferische Pause, Eugen Diederichs Verlag, Jena 1921, 3. – 5. Tsd. 1922
 
* ''Ja, nein und trotzdem''. Gesammelte Aufsätze, Eugen Diederichs Verlag, Jena, 1924
== Mögliche Auswirkungen ==
* Beruf und Bildung, 1929
 
* Freizeitgestaltung, 1929
Die '''Schumann-Frequenzen''' hängen eng mit dem ganzen Wettergeschehen zusammen, vielleicht auch mit der Auslösung von Erdbeben, da diese langwellige Strahlung nahezu ungeschwächt in die Erde eindringen kann. Allerdings transportiert diese Strahlung nur relativ geringe Energiebeträge. Die fundamentale '''Schumann-Frequenz''' stimmt aber auch auffallend mit der Gehirnfrequenz der meisten Säugetiere und namentlich mit den Theta-Wellen des [[mensch]]lichen [[Gehirn]]s überein. Dass diese elektromagnetische Erdresonanz genau mit den Eigenfrequenzen des Gehirns übereinstimmt, dürfte kaum ein Zufall sein und über ihren Einfluß auf das menschliche [[Bewusstsein]] wird viel spekuliert. Mancherorts sieht man sogar in künstlich erregten Schumann-Wellen eine Möglichkeit, sowohl das Wettergeschehen als auch das menschliche Denken zu beeinflussen.
* Die geistige Wendung des Maschinenzeitalters, 1930
* Rainer Maria Rilke. Sein Auftrag in heutiger Zeit, 1936
* Hans Carossa, 1937
* Sieg über die Angst, 1940
* Lebensmächte. Gesetze der geistigen Entwicklung, 1941
* Griechisches Erbe, 1943
* Rainer Maria Rilke, Wien 1948
* Sprache und Verantwortung, 1960
* Biographische Aufzeichnungen, 1965


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur
* Ullrich Amlung, Nicole Hoffmann, Bettina I. Reimers (Hrsg.): ''Adolf Reichwein und Fritz Klatt. Ein Studien- und Quellenband zu Erwachsenenbildung und Reformpädagogik in der Weimarer Republik'', 2007, ISBN 978-3-7799-1619-2 (darin: Nicole Hoffmann, Nadja Opper, ''Biographisches Kurzportrait: Fritz Klatt'', S. 95ff.)
|Autor = Kristian Schlegel, Martin Füllekrug
* {{NDB|11|710|711|Klatt, Fritz|[[Winfried Böhm]]|116205938}}
|Titel = Weltweite Ortung von Blitzen: 50 Jahre Schumann-Resonanzen
|Verlag = Physik in unserer Zeit 33(6) | Seiten = 256 – 261 | Jahr = 2002 | ISSN = 0031-9252}}
* {{anker|jackson}}{{Literatur
|Autor = John David Jackson
|Übersetzer = Kurt Müller, Christopher Witte
|Titel = [[Wikipedia:Classical Electrodynamics (Jackson)|Klassische Elektrodynamik]]
|Verlag = Gruyter | Ort = Berlin | Auflage = 4. | Jahr = 2005 | ISBN = 978-3110189704}}
 
== Weblinks ==
* [http://fosar-bludorf.com/schumann_gruppen/ Schumann-Frequenzen, Gruppenbewußtsein und Individualität]
* [http://www.brainscanner.de/therapie/biblio/de/BS_Schumann.pdf Die Schumann-Frequenz]
* [http://www.vlf.it/inductor/inductor.htm A description of a homebrew ELF magnetic field detector experiment]
* [http://quake.geo.berkeley.edu/ncedc/em.intro.html Magnetic activity and Schumann resonance]
 
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Erdmagnetfeld|Erdmagnetfeld]]
* [[Wikipedia:Eigenschwingungen der Erde|Eigenschwingungen der Erde]]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />


[[Kategorie:Geophysik]]
{{Normdaten|TYP=p|GND=116205938|LCCN=n/2008/60713|VIAF=17350484}}
[[Kategorie:Schwingungslehre|!]]
[[Kategorie:Schwingung]]
[[Kategorie:Physik]]


{{SORTIERUNG:Klatt, Fritz}}
[[Kategorie:Reformpädagoge]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1888]]
[[Kategorie:Gestorben 1945]]
[[Kategorie:Mann]]
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 17. November 2020, 13:14 Uhr

Fritz Klatt (* 22. Mai 1888 in Berlin; † 26. Juli 1945 in Wien) war ein deutscher Reformpädagoge, Schriftsteller und Zeichner.

Leben

Im Berliner Westend im bürgerlichen Milieu aufgewachsen, studierte er nach dem Abitur ab 1908 in Genf und Berlin Geschichte, Philosophie, Kunst und Literatur, unter anderem bei Heinrich Wölfflin, Alois Riehl, Gustav von Schmoller, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff und Kurt Breysig.

Klatt zählt zu den sogenannten verlorenen Söhnen des Bürgertums[1], die sich im Zuge ihres Engagements in der freideutschen Jugendbewegung sozialistisch orientierten. Nach dem frühen Tod seines Vaters und einer schweren Kriegsverletzung als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg lebte er wieder in der elterlichen Villa in Berlin, wo er zusammen mit weiteren Mitgliedern des sogenannten Westender Kreises (u. a. Hans Koch-Dieffenbach, Alfred Kurella) den Sommer über in einer Wohnkommune lebte, während die Mutter auf dem Lande weilte. Um 1914 gehörten zu diesem Kreis, der den linken Flügel der bürgerlichen Jugendbewegung zusammenführte,[2] auch Walter Benjamin, Ernst Joëll, die Brüder Hans und Walter Koch, Hans Kollwitz, Erich Krems und Alexander Rüstow,[3] im Februar 1917 auch Hans Blüher, Kurt Hiller, Karl Jerosch, Jaap Kool sowie Friedrich Bauermeister. Klatt war wahrscheinlich der geistige und publizistische Motor dieses Bundes.[3]

Angesichts ihrer politischen Gefährdung und der allgemeinen Ernährungslage beteiligte sich Klatt 1918/19 am Aufbau der Siedlung Blankenburg (heute Nordendorf) in der Nähe von Augsburg. Aufgrund einer Denunziation, es handele sich bei den Siedlern um Kommunisten, verbrachte auch er einige Tage im Gefängnis.

Klatt schloss das Zeichenlehrerexamen ab, heiratete die spätere Kinderbuchautorin Edith Klatt, geb. Mischke und übernahm 1919 für kurze Zeit die Schriftleitung der von Knud Ahlborn herausgegebenen Zeitschrift Junge Menschen. Bis 1921 arbeitete er mit Unterbrechungen an der Folkwang-Schule in Hagen und promovierte gleichzeitig an der Berliner Universität mit seinen kunsthistorischen Beiträgen zur Geschichte und Darstellung des Gebirges in der schweizerischen Malerei.

Er gründete von 1921 an in mehreren Schritten das Volksschulheim Prerow. Dort rief er zum Jahreswechsel 1924/25 seinen Kreis zusammen, um eine Denkschrift zur Lehrerbildung zu erarbeiten. Er gehörte zum Beraterkreis des Kultusministers Carl Heinrich Becker. Ab 1925 gehörte er zum Hohenrodter Bund. Klatt blieb während dieser pädagogischen Arbeit der Jugendbewegung immer verbunden. 1930 wurde er Professor für Pädagogik an der Pädagogischen Akademie zu Hamburg und gab von 1930 bis 1933 gemeinsam mit Paul Tillich und Eduard Heimann die Neuen Blätter für den Sozialismus heraus. 1931 wurde schließlich die sogenannte Prerower Formel zur freien Erwachsenenbildung verabschiedet.[4]

Nach der Machtergreifung geriet Klatt erneut durch eine Denunziation in Schwierigkeiten und musste das Volksschulheim 1934 in „Freizeit- und Erholungsheim“ umbenennen. Als solches blieb es unter Verzicht auf politische Themen bis 1939 bestehen. Er gehörte zum Kreis um Anna von Gierke. 1941/1942 siedelte Klatt dann nach Wien über, wo er von seinen Vorträgen, dem Verkauf von Gemälden und der Unterstützung von Freunden mehr schlecht als recht leben konnte.

Wirkung

Er gilt als Initiator der berufspolitischen Diskussion und, nachdem er in den 1920er Jahren den Begriff Freizeitpädagogik eingeführt hatte, der modernen Freizeitpädagogik.[5]

Werke

  • Jean Paul als Verkünder von Frieden und Freiheit, 1919; 1947
  • Die schöpferische Pause, Eugen Diederichs Verlag, Jena 1921, 3. – 5. Tsd. 1922
  • Ja, nein und trotzdem. Gesammelte Aufsätze, Eugen Diederichs Verlag, Jena, 1924
  • Beruf und Bildung, 1929
  • Freizeitgestaltung, 1929
  • Die geistige Wendung des Maschinenzeitalters, 1930
  • Rainer Maria Rilke. Sein Auftrag in heutiger Zeit, 1936
  • Hans Carossa, 1937
  • Sieg über die Angst, 1940
  • Lebensmächte. Gesetze der geistigen Entwicklung, 1941
  • Griechisches Erbe, 1943
  • Rainer Maria Rilke, Wien 1948
  • Sprache und Verantwortung, 1960
  • Biographische Aufzeichnungen, 1965

Literatur

  • Ullrich Amlung, Nicole Hoffmann, Bettina I. Reimers (Hrsg.): Adolf Reichwein und Fritz Klatt. Ein Studien- und Quellenband zu Erwachsenenbildung und Reformpädagogik in der Weimarer Republik, 2007, ISBN 978-3-7799-1619-2 (darin: Nicole Hoffmann, Nadja Opper, Biographisches Kurzportrait: Fritz Klatt, S. 95ff.)
  • Winfried BöhmKlatt, Fritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, S. 710 f. (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Reinhard Preuß, Verlorene Söhne des Bürgertums. Linke Strömungen in der deutschen Jugendbewegung 1913-1919, 1991
  2. Anna M. Lazzarino Del Grosso: Armut und Reichtum im Denken Gerhohs von Reichersberg. C. H. Beck, München 1973. S. 83.
  3. 3,0 3,1 Ulrike Koch: „Ich erfuhr es von Fritz Klatt“ – Käthe Kollwitz und Fritz Klatt. In: Käthe Kollwitz und ihre Freunde: Katalog zur Sonderausstellung anlässlich des 150. Geburtstages von Käthe Kollwitz. Hrsg. vom Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Lukas Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-8673-2282-9, S. 65.
  4. Wolfgang Scheibe, Die reformpädagogische Bewegung, 1900-1932, 1999, S. 369
  5. Horst W. Opaschowski, Pädagogik der freien Lebenszeit, 1996, S. 272
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Fritz Klatt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.