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'''Fritz Klatt''' (* [[22. Mai]] [[1888]] in [[Berlin]]; † [[26. Juli]] [[1945]] in [[Wien]]) war ein deutscher [[Reformpädagogik|Reformpädagoge]], [[Schriftsteller]] und [[Zeichner]].
== J. W. Goethe - Naturwissenschaftliche Schriften ==


Nachdruck der Ausgabe Berlin und Stuttgart 1883-1897. Mit Einleitungen, Fussnoten und Erläuterungen im Text hrsg. von Rudolf Steiner. 4. Auflage (Sonderausgabe). Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1982.
== Leben ==
Im Berliner [[w:Westend|Westend]] im bürgerlichen Milieu aufgewachsen, studierte er nach dem Abitur ab 1908 in [[w:Genf|Genf]] und Berlin [[Geschichte]], [[Philosophie]], [[Kunst]] und [[Literatur]], unter anderem bei [[w:Heinrich Wölfflin|Heinrich Wölfflin]], [[w:Alois Riehl|Alois Riehl]], [[w:Gustav von Schmoller (Ökonom)|Gustav von Schmoller]], [[w:Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff|Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff]] und [[w:Kurt Breysig|Kurt Breysig]].


=== Inhalt ===
Klatt zählt zu den sogenannten ''verlorenen Söhnen des Bürgertums''<ref>Reinhard Preuß, ''Verlorene Söhne des Bürgertums. Linke Strömungen in der deutschen Jugendbewegung 1913-1919'', 1991</ref>, die sich im Zuge ihres Engagements in der [[Jugendbewegung|freideutschen Jugendbewegung]] sozialistisch orientierten. Nach dem frühen Tod seines Vaters und einer schweren Kriegsverletzung als Kriegsfreiwilliger im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] lebte er wieder in der elterlichen Villa in Berlin, wo er zusammen mit weiteren Mitgliedern des sogenannten ''[[w:Westender Kreis|Westender Kreis]]es'' (u.&nbsp;a. [[w:Hans Koch (Unternehmer)|Hans Koch-Dieffenbach]], [[w:Alfred Kurella|Alfred Kurella]]) den Sommer über in einer Wohnkommune lebte, während die Mutter auf dem Lande weilte. Um 1914 gehörten zu diesem Kreis, der den linken Flügel der bürgerlichen [[Jugendbewegung]] zusammenführte,<ref>Anna M. Lazzarino Del Grosso: ''Armut und Reichtum im Denken Gerhohs von Reichersberg''. C. H. Beck, München 1973. S. 83.</ref> auch [[w:Walter Benjamin|Walter Benjamin]], [[w:Ernst Joëll|Ernst Joëll]], die Brüder [[w:Hans Koch (Unternehmer)|Hans]] und Walter Koch, [[w:Hans Kollwitz (Mediziner)|Hans Kollwitz]], [[w:Erich Krems|Erich Krems]] und [[w:Alexander Rüstow|Alexander Rüstow]],<ref name="Koch">Ulrike Koch: ''„Ich erfuhr es von Fritz Klatt“ – Käthe Kollwitz und Fritz Klatt''. In: ''Käthe Kollwitz und ihre Freunde: Katalog zur Sonderausstellung anlässlich des 150. Geburtstages von Käthe Kollwitz''. Hrsg. vom Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Lukas Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-8673-2282-9, S. 65.</ref> im Februar 1917 auch [[w:Hans Blüher|Hans Blüher]], [[w:Kurt Hiller|Kurt Hiller]], [[w:Karl Jerosch|Karl Jerosch]], [[w:Jaap Kool|Jaap Kool]] sowie [[w:Friedrich Bauermeister|Friedrich Bauermeister]]. Klatt war wahrscheinlich der geistige und publizistische Motor dieses Bundes.<ref name="Koch" />
[[Rudolf Steiner]] besorgte durch Vermittlung von [[Karl Julius Schröer]] in den Jahren 1884 – 1897 die Herausgabe von '''Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften''' für Kürschners «Deutsche National-Litteratur». Die intensive Auseinandersetzung mit der Anschauungsweise [[Goethe]]s war der Ausgangspunkt für Steiners erkenntnistheoretische Arbeiten und hat sich auch auf sein gesamtes Werk ausgewirkt.
 
Angesichts ihrer politischen Gefährdung und der allgemeinen Ernährungslage beteiligte sich Klatt 1918/19 am Aufbau der Siedlung [[w:Blankenburg (Nordendorf)|Blankenburg]] (heute [[w:Nordendorf|Nordendorf]]) in der Nähe von [[w:Augsburg|Augsburg]]. Aufgrund einer Denunziation, es handele sich bei den Siedlern um Kommunisten, verbrachte auch er einige Tage im Gefängnis.
 
Klatt schloss das Zeichenlehrerexamen ab, heiratete die spätere Kinderbuchautorin [[w:Edith Klatt|Edith Klatt, geb. Mischke]] und übernahm 1919 für kurze Zeit die Schriftleitung der von [[w:Knud Ahlborn|Knud Ahlborn]] herausgegebenen Zeitschrift ''Junge Menschen''. Bis 1921 arbeitete er mit Unterbrechungen an der [[w:Folkwang-Schule|Folkwang-Schule]] in [[w:Hagen|Hagen]] und promovierte gleichzeitig an der Berliner Universität mit seinen kunsthistorischen ''Beiträgen zur Geschichte und Darstellung des Gebirges in der schweizerischen Malerei''.
 
Er gründete von 1921 an in mehreren Schritten das Volksschulheim [[w:Prerow|Prerow]]. Dort rief er zum Jahreswechsel 1924/25 seinen Kreis zusammen, um eine Denkschrift zur Lehrerbildung zu erarbeiten. Er gehörte zum Beraterkreis des Kultusministers [[w:Carl Heinrich Becker|Carl Heinrich Becker]]. Ab 1925 gehörte er zum [[w:Hohenrodter Bund|Hohenrodter Bund]]. Klatt blieb während dieser pädagogischen Arbeit der [[Jugendbewegung]] immer verbunden. 1930 wurde er Professor für Pädagogik an der [[w:Pädagogische Akademie zu Hamburg|Pädagogischen Akademie zu Hamburg]] und gab von 1930 bis 1933 gemeinsam mit [[w:Paul Tillich|Paul Tillich]] und [[w:Eduard Heimann|Eduard Heimann]] die ''[[w:Neue Blätter für den Sozialismus|Neuen Blätter für den Sozialismus]]'' heraus. 1931 wurde schließlich die sogenannte ''Prerower Formel'' zur freien Erwachsenenbildung verabschiedet.<ref>Wolfgang Scheibe, ''Die reformpädagogische Bewegung, 1900-1932'', 1999, S. 369</ref>
 
Nach der Machtergreifung geriet Klatt erneut durch eine Denunziation in Schwierigkeiten und musste das Volksschulheim 1934 in „Freizeit- und Erholungsheim“ umbenennen. Als solches blieb es unter Verzicht auf politische Themen bis 1939 bestehen. Er gehörte zum Kreis um [[w:Anna von Gierke|Anna von Gierke]]. 1941/1942 siedelte Klatt dann nach Wien über, wo er von seinen Vorträgen, dem Verkauf von Gemälden und der Unterstützung von Freunden mehr schlecht als recht leben konnte.
 
== Wirkung ==
Er gilt als Initiator der berufspolitischen Diskussion und, nachdem er in den 1920er Jahren den Begriff ''Freizeitpädagogik'' eingeführt hatte, der modernen Freizeitpädagogik.<ref>Horst W. Opaschowski, ''Pädagogik der freien Lebenszeit'', 1996, S. 272</ref>
 
== Werke ==
* Jean Paul als Verkünder von Frieden und Freiheit, 1919; 1947
* Die schöpferische Pause, Eugen Diederichs Verlag, Jena 1921, 3. – 5. Tsd. 1922
* ''Ja, nein und trotzdem''. Gesammelte Aufsätze, Eugen Diederichs Verlag, Jena, 1924
* Beruf und Bildung, 1929
* Freizeitgestaltung, 1929
* Die geistige Wendung des Maschinenzeitalters, 1930
* Rainer Maria Rilke. Sein Auftrag in heutiger Zeit, 1936
* Hans Carossa, 1937
* Sieg über die Angst, 1940
* Lebensmächte. Gesetze der geistigen Entwicklung, 1941
* Griechisches Erbe, 1943
* Rainer Maria Rilke, Wien 1948
* Sprache und Verantwortung, 1960
* Biographische Aufzeichnungen, 1965


== Literatur ==
== Literatur ==
* Ullrich Amlung, Nicole Hoffmann, Bettina I. Reimers (Hrsg.): ''Adolf Reichwein und Fritz Klatt. Ein Studien- und Quellenband zu Erwachsenenbildung und Reformpädagogik in der Weimarer Republik'', 2007, ISBN 978-3-7799-1619-2 (darin: Nicole Hoffmann, Nadja Opper, ''Biographisches Kurzportrait: Fritz Klatt'', S. 95ff.)
* {{NDB|11|710|711|Klatt, Fritz|[[Winfried Böhm]]|116205938}}


* [[J. W. Goethe]], [[Rudolf Steiner]] (Hrsg.): ''Naturwissenschaftliche Schriften'', [[GA 1a-e]] (1982), 5 Bände, 4. Auflage, ISBN 978-3727452109
== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1888]]
[[Kategorie:Gestorben 1945]]
[[Kategorie:Mann]]
{{Wikipedia}}

Version vom 17. November 2020, 14:14 Uhr

Fritz Klatt (* 22. Mai 1888 in Berlin; † 26. Juli 1945 in Wien) war ein deutscher Reformpädagoge, Schriftsteller und Zeichner.

Leben

Im Berliner Westend im bürgerlichen Milieu aufgewachsen, studierte er nach dem Abitur ab 1908 in Genf und Berlin Geschichte, Philosophie, Kunst und Literatur, unter anderem bei Heinrich Wölfflin, Alois Riehl, Gustav von Schmoller, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff und Kurt Breysig.

Klatt zählt zu den sogenannten verlorenen Söhnen des Bürgertums[1], die sich im Zuge ihres Engagements in der freideutschen Jugendbewegung sozialistisch orientierten. Nach dem frühen Tod seines Vaters und einer schweren Kriegsverletzung als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg lebte er wieder in der elterlichen Villa in Berlin, wo er zusammen mit weiteren Mitgliedern des sogenannten Westender Kreises (u. a. Hans Koch-Dieffenbach, Alfred Kurella) den Sommer über in einer Wohnkommune lebte, während die Mutter auf dem Lande weilte. Um 1914 gehörten zu diesem Kreis, der den linken Flügel der bürgerlichen Jugendbewegung zusammenführte,[2] auch Walter Benjamin, Ernst Joëll, die Brüder Hans und Walter Koch, Hans Kollwitz, Erich Krems und Alexander Rüstow,[3] im Februar 1917 auch Hans Blüher, Kurt Hiller, Karl Jerosch, Jaap Kool sowie Friedrich Bauermeister. Klatt war wahrscheinlich der geistige und publizistische Motor dieses Bundes.[3]

Angesichts ihrer politischen Gefährdung und der allgemeinen Ernährungslage beteiligte sich Klatt 1918/19 am Aufbau der Siedlung Blankenburg (heute Nordendorf) in der Nähe von Augsburg. Aufgrund einer Denunziation, es handele sich bei den Siedlern um Kommunisten, verbrachte auch er einige Tage im Gefängnis.

Klatt schloss das Zeichenlehrerexamen ab, heiratete die spätere Kinderbuchautorin Edith Klatt, geb. Mischke und übernahm 1919 für kurze Zeit die Schriftleitung der von Knud Ahlborn herausgegebenen Zeitschrift Junge Menschen. Bis 1921 arbeitete er mit Unterbrechungen an der Folkwang-Schule in Hagen und promovierte gleichzeitig an der Berliner Universität mit seinen kunsthistorischen Beiträgen zur Geschichte und Darstellung des Gebirges in der schweizerischen Malerei.

Er gründete von 1921 an in mehreren Schritten das Volksschulheim Prerow. Dort rief er zum Jahreswechsel 1924/25 seinen Kreis zusammen, um eine Denkschrift zur Lehrerbildung zu erarbeiten. Er gehörte zum Beraterkreis des Kultusministers Carl Heinrich Becker. Ab 1925 gehörte er zum Hohenrodter Bund. Klatt blieb während dieser pädagogischen Arbeit der Jugendbewegung immer verbunden. 1930 wurde er Professor für Pädagogik an der Pädagogischen Akademie zu Hamburg und gab von 1930 bis 1933 gemeinsam mit Paul Tillich und Eduard Heimann die Neuen Blätter für den Sozialismus heraus. 1931 wurde schließlich die sogenannte Prerower Formel zur freien Erwachsenenbildung verabschiedet.[4]

Nach der Machtergreifung geriet Klatt erneut durch eine Denunziation in Schwierigkeiten und musste das Volksschulheim 1934 in „Freizeit- und Erholungsheim“ umbenennen. Als solches blieb es unter Verzicht auf politische Themen bis 1939 bestehen. Er gehörte zum Kreis um Anna von Gierke. 1941/1942 siedelte Klatt dann nach Wien über, wo er von seinen Vorträgen, dem Verkauf von Gemälden und der Unterstützung von Freunden mehr schlecht als recht leben konnte.

Wirkung

Er gilt als Initiator der berufspolitischen Diskussion und, nachdem er in den 1920er Jahren den Begriff Freizeitpädagogik eingeführt hatte, der modernen Freizeitpädagogik.[5]

Werke

  • Jean Paul als Verkünder von Frieden und Freiheit, 1919; 1947
  • Die schöpferische Pause, Eugen Diederichs Verlag, Jena 1921, 3. – 5. Tsd. 1922
  • Ja, nein und trotzdem. Gesammelte Aufsätze, Eugen Diederichs Verlag, Jena, 1924
  • Beruf und Bildung, 1929
  • Freizeitgestaltung, 1929
  • Die geistige Wendung des Maschinenzeitalters, 1930
  • Rainer Maria Rilke. Sein Auftrag in heutiger Zeit, 1936
  • Hans Carossa, 1937
  • Sieg über die Angst, 1940
  • Lebensmächte. Gesetze der geistigen Entwicklung, 1941
  • Griechisches Erbe, 1943
  • Rainer Maria Rilke, Wien 1948
  • Sprache und Verantwortung, 1960
  • Biographische Aufzeichnungen, 1965

Literatur

  • Ullrich Amlung, Nicole Hoffmann, Bettina I. Reimers (Hrsg.): Adolf Reichwein und Fritz Klatt. Ein Studien- und Quellenband zu Erwachsenenbildung und Reformpädagogik in der Weimarer Republik, 2007, ISBN 978-3-7799-1619-2 (darin: Nicole Hoffmann, Nadja Opper, Biographisches Kurzportrait: Fritz Klatt, S. 95ff.)
  • Winfried BöhmKlatt, Fritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, S. 710 f. (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Reinhard Preuß, Verlorene Söhne des Bürgertums. Linke Strömungen in der deutschen Jugendbewegung 1913-1919, 1991
  2. Anna M. Lazzarino Del Grosso: Armut und Reichtum im Denken Gerhohs von Reichersberg. C. H. Beck, München 1973. S. 83.
  3. 3,0 3,1 Ulrike Koch: „Ich erfuhr es von Fritz Klatt“ – Käthe Kollwitz und Fritz Klatt. In: Käthe Kollwitz und ihre Freunde: Katalog zur Sonderausstellung anlässlich des 150. Geburtstages von Käthe Kollwitz. Hrsg. vom Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Lukas Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-8673-2282-9, S. 65.
  4. Wolfgang Scheibe, Die reformpädagogische Bewegung, 1900-1932, 1999, S. 369
  5. Horst W. Opaschowski, Pädagogik der freien Lebenszeit, 1996, S. 272
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Fritz Klatt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.