imported>Odyssee |
imported>Joachim Stiller |
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| [[Bild:Michelangelo_Suendenfall.jpg|thumb|350px|[[Wikipedia:Michelangelo|Michelangelo]]: Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies (Deckenfresko in der [[Wikipedia:Sixtinische Kapelle|Sixtinischen Kapelle]])]]
| | '''1. April''' |
| Der '''Baum der Erkenntnis''' von '''[[Gut]]''' und '''[[Böse]]''' ([[Wikipedia:hebräische Sprache|hebr.]] עץ הדעת טוב ורע °ez had-da°at tôb wâ-râ, [[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] τὸ ξύλον τοῦ εἰδέναι γνωστὸν καλοῦ καὶ πονηροῦ, [[Wikipedia:lateinisch|lat.]] lignum sapientiae boni et mali) steht nach dem Bericht der [[Wikipedia:Genesis|Genesis]] zusammen mit dem [[Baum des Lebens]] in der Mitte des [[Paradies]]esgartens. Erstmals wird an dieser Stelle in der [[Wikipedia:Bibel|Bibel]] das [[Böse]] genannt.
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| Der ''Baum der Erkenntnis'' ist in der Sprache der [[Elohim]], die diese bereits auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] entwickelt haben, der [[Physischer Leib|physische Leib]] des [[Mensch]]en. Mit dem [[Baum des Lebens]] ist hingegen der [[Ätherleib]] gemeint {{Lit|{{G|253|58ff}}}}. In einer handschriftlichen Aufzeichnung von [[Marie Steiner]] heißt es: "Baum der Erkenntnis bedeutet menschliches Wissen." {{Lit|{{G|265|342}}}}
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| <div style="margin-left:20px">
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| "Dieser Baum des Lebens und
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| dieser Baum der Erkenntnis muß mit dem Menschenwesen selbst etwas
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| zu tun haben. Das Verbot, von dem Baum der Erkenntnis zu essen,
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| das heißt ja - das werden Sie zuletzt herausbekommen -, daß die
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| Seele des Menschen nicht Erkenntnis suchen soll, die am physischen
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| Leib haftet; daraus ist ja die jetzige sinnliche Anschauung entstanden.
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| «Essen von dem Baum der Erkenntnis» heißt, eben so sich verbinden
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| mit dem physischen Leib, daß dadurch die jetzige - und ich
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| habe sie ja neulich geschildert - von Luzifer bewirkte Art von Erkenntnis
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| entstanden ist. Also meinten die Elohim etwas am Menschenwesen
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| selber, indem sie vom Baum der Erkenntnis sprachen.
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| Und wiederum müssen sie etwas am Menschenwesen selber meinen,
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| wenn sie vom Baum des Lebens sprechen. Da muß man sich
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| fragen: Ja, wodurch sieht denn der Mensch so, wie er heute sieht?
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| Wodurch nimmt er denn so wahr? Indem sein Geistig-Seelisches,
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| durchtränkt von Luzifers Wesenheit, eingebettet ist in den physischen
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| Leib und an diesem zehrt. Dies war nicht von vornherein bestimmt,
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| daß die Seele so wie jetzt eingebettet ist in den physischen
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| Leib. Dieser physische Leib ist der Baum der Erkenntnis, und der
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| Baum des Lebens ist der Ätherleib. Die Menschen sollten, nachdem
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| sie sich von Luzifer haben verführen lassen, ihren physischen Leib
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| zu der uns gewohnten Erkenntnis benützen, nun wenigstens nicht
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| auch noch dazu haben die Erkenntnis durch den Ätherleib. Es wird
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| ihnen dies verwehrt.
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| Wenn man wirklich denkt, meine lieben Freunde, so kann man
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| zu solchen Gedankengängen kommen. Und dann muß man sich fragen:
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| Warum aber nennen denn nun die Götter in ihrer Sprache den
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| physischen Leib den Baum der Erkenntnis? Warum sprechen sie
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| von einem Baum? Und warum nennen sie denn den Ätherleib den
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| Baum des Lebens? Warum sprechen sie denn von Bäumen?
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| Nun, man kann leicht begreifen, was in der Sprache der Götter
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| gemeint ist, wenn man bedenkt, daß die Götter, von denen die Rede
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| ist, ihre besondere Evolution während der Sonnenzeit hatten, also
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| gerade vom Sonnenwesen etwas Wesentliches aufgenommen haben.
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| Nun überlegen Sie sich einmal: alte Saturnzeit - alles steht auf dem
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| Standpunkt des Mineralischen; alte Sonnenzeit - alles steht auf der
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| Stufe des Pflanzlichen. Wenn die Götter, die wir die Elohim nennen,
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| sich den Charakter ihrer Sprache also während der Sonnenzeit
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| angeeignet haben, so werden sie, wenn sie sich aussprechen, nicht
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| von dem sprechen, was man erst auf dem Mond und auf der Erde erleben
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| kann, sondern von dem, wozu sich der Kosmos bis zur Sonnenzeit
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| entwickelt hat, nämlich dem Pflanzenhaften. Deshalb sprechen
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| sie, wenn sie in ihrer Sprache sprechen, von Bäumen, weil sie
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| in der Sonnensprache sprechen." {{Lit|{{G|253|60f}}}}
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| Der Paradiesesmensch war noch ein doppelgeschlechtliches, [[hermaphrodit]]isches [[Wesen]]. Durch die [[luziferisch]]e [[Versuchung]] wurde er in den [[Sündenfall]] verstrickt und nahm einen dichteren [[Physischer Leib|physischen Leib]] an, als ursprünglich vorgesehen war. Nur dadurch aber konnte er ein eigenständiges [[Ich]] entwickeln. Dadurch, dass dem Menschen zugleich auch der Zutritt zum [[Baum des Lebens]] verwehrt wurde, kam es erst zur [[Geschlechtertrennung]]. Tatsächlich sind die [[Erkenntnis]]kräfte verwandelte bzw. herabgelähmte [[Fortpflanzung]]skräfte:
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| "Physisch haben wir zunächst das Weib, das befruchtet wird
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| von oben. Das Befruchtende war der göttliche Geist im Weibe. Als die Spaltung der
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| Geschlechter stattfand, trat die Differenzierung so ein, daß sich zunächst für das
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| weibliche Geschlecht die geistigen Befruchtungsorgane in Weisheitsorgane verwandelten.
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| Die männliche Kraft, die das Weib in sich hatte, die verwandelte die schöpferische
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| Kraft in die Organe der Weisheit. So blieb dem Weibe die Hälfte der hervorbringenden
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| Kraft; dem Manne blieb die schöpferische physische Kraft. Durch diese
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| Trennung entstanden physisch das Rückenmark und das Gehirn mit den Nervensträngen,
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| dargestellt in dem Baum des Lebens und dem Baum der Erkenntnis. Das
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| Organ der Weisheit ist ausgebildet in den Rückgratringen mit dem Rückenmark und
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| dessen Ausdehnung im Gehirn. Von da an ist eine Zweiheit im Menschen: Das sind
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| die zwei Bäume in der biblischen Urkunde, der Baum der Erkenntnis und der Baum
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| des Lebens. Es wird bekanntlich dem zweigeschlechtlichen Menschen verboten,
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| vom Baume der Erkenntnis zu essen. Die Kraft, die [[Jahve]] in den
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| Menschen gelegt hatte, war: seine Weisheit im Weibe wirken zu lassen. «Du sollst
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| nicht essen vom Baume der Erkenntnis», heißt so viel wie: Du sollst nicht die befruchtende
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| Kraft abtrennen und selbständig machen.– Denn dadurch geht dem Weibe
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| die Jahve-Kraft, die befruchtende Kraft verloren. Als das Weib vom Baume der Erkenntnis
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| aß, legte es den Grund dazu, selbständig in der Weisheit zu werden und somit
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| aufzuhören, ein unselbständiges Werkzeug Jahves zu bleiben, wie dieser es geplant
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| hatte. Darauf folgt die Strafe, von Jahve verhängt. Neue Leiber müssen entstehen,
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| die das Karma des vorigen Lebens austragen, der Tod und das Geborenwerden
| |
| kommen in die Welt." {{Lit|{{G|93|231ff}}}}
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| </div>
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| Das Essen vom Baum der Erkenntnis hängt eng zusammen mit dem Erwachen des [[Ich-Bewusstsein]]s.
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| {{GZ|Die Frucht
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| vom Baume der Erkenntnis genießt man, wenn man überhaupt zu
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| sich «Ich» zu sagen vermag.|94|211}}
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| Da das [[Blut]] der [[physisch]]e Träger des [[Ich]]s ist, hat das Essen vom Baum der Erkenntnis auch einen starken Einfluss auf das Blut. Erst mit Beginn der [[Lunge]]natmung entstand das rote Blut, das die Grundlage für das Ich-Bewusstsein und für die bewusste [[Erkenntnis]] überhaupt bildet, aber nun auch von den [[sinnlich]]en [[Begierde]]n ergriffen wurde. Dadurch wurde aber zugleich auch der Baum des Lebens abgetötet. Aus dem roten arteriellen Blut entsteht das blaue venöse Blut. [[Rudolf Steiner]] erläutert das in einem Vortrag über die [[Kreuzesholzlegende]] so:
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| {{GZ|Als Seth, der Sohn, den Gott dem Adam und der Eva anstelle des
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| ermordeten Abel gegeben hat, einstmals ins Paradies hineinging, fand
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| er miteinander verwachsen die beiden Bäume, den Baum der Erkenntnis
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| und den Baum des Lebens; sie schlangen ihre Äste ineinander. Und
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| von diesem Baum nahm Seth drei Samenkörner auf Geheiß des ihn
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| führenden Engels. Er bewahrte sie auf, und als Adam starb, legte er
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| ihm die drei Samenkörner in den Mund. Und aus dem Grabe des Adam
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| wuchs ein Baum heraus; dieser Baum zeigte für den, der hinzuschauen
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| verstand, eine Schrift in Flammenbuchstaben; es waren die Worte:
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| «Ehjeh asher ehjeh - Ich bin, der da war, der da ist, der da sein wird.»
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| Nun nahm Seth Holz von diesem Baume, der aus dem Grabe des Adam
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| herauswuchs, und von diesem Holz wurden mancherlei Dinge geformt:
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| unter andern jener Stab, der Moses' Zauberstab war. Und weiter wurde
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| es fortgepflanzt; geformt wurde daraus die Pforte zum Tempel Salomos,
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| und später, nachdem es verschiedene andere Schicksale erlebt
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| hatte, das Kreuz, an dem der Erlöser gehangen hat.
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| So bringt die Legende zusammen das Holz des Kreuzes von Golgatha
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| mit dem Baume, der aus den Samenkörnern des Paradiesesbaumes
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| aus dem Grabe des Adam herauswuchs.
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| In dieser Legende verbirgt sich dasselbe Geheimnis, das ich Ihnen
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| heute andeutete. Man wollte damit sagen: In Urzeiten war das Menschengeschlecht
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| so, daß es noch nicht heruntergesunken war zu dem
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| von der Begierde erfüllten Fleische, sondern keusch und rein war es,
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| wie die Pflanze, die der Sonne den Blütenkelch entgegenstreckt. Dann
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| kamen die Menschen durch den Sündenfall herunter: ihr Fleisch wurde
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| mit Begierde erfüllt. Aber alles, was der Mensch einst in einem unschuldsvollen
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| Zustand gehabt hat, soll er wieder haben, wenn er sich
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| durch den Erkenntnispfad den begierdelosen Leib erschaffen haben
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| wird, den Leib, wie er einstmals war, bevor der Mensch in die Erkenntnis
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| eingetreten ist; erinnern Sie sich, woher das Ich stammt. Daß er
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| jenen Leib nicht mehr hat, hängt damit zusammen, daß der Mensch ein
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| Lungenatmer geworden ist, daß er sein rotes Blut hat bilden können.
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| So hängt zusammen mit Atmung und Blutkreislauf die heutige Gestalt
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| des Menschen, und daß er ein Erkenntnisträger in der heutigen Art
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| werden konnte.
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| Versetzen Sie sich nun in den heutigen Leib. Da können Sie sich ein
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| Bild davon machen, wie der Sauerstoff hineinströmt, wie er das rote
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| Blut erregt, wie das rote Blut gleich einem sich verästelnden Baum
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| durch den ganzen Leib läuft, wie das blaue Blut dann zurückläuft, mit
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| Kohlensäure angefüllt.
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| Zwei Bäume haben Sie in sich: den roten und den blauen Blutbaum.
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| Ohne diese beiden könnte es den Menschen nicht als einen Ich-Träger
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| geben. Dazu muß das rote Blut aufgenommen werden; das ist der Weg,
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| wie unsere heutige Erkenntnis hervorgerufen wird. Aber es war verknüpft
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| damit der Tod; denn Sie wandeln ja das rote Blut um in das
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| blaue, kohlensäureerfüllte Blut. Daher sagte der alttestamentliche Geheimlehrer:
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| Sieh dich an, du hast in dir den roten Blutbaum; hättest du
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| diesen Baum nicht bekommen, du wärest nie ein erkennender Mensch
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| geworden. Du hast genossen von dem Baume der Erkenntnis; aber
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| damit ist dir zu gleicher Zeit die Möglichkeit genommen worden, aus
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| dir selbst dir das Leben zu geben.
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| Aus dem, was früher ein Lebensbaum war, ist ein tötender Baum geworden;
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| daher ist der blaue Blutbaum in uns der Baum des Todes. Das
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| ist der gegenwärtige Zustand. Für den Eingeweihten stellt sich aber ein
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| Zukunftszustand vor die Seele, wo der Mensch die Pflanzennatur in
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| sich hat, wo er durch den Herzapparat in sich das blaue Blut zurückverwandeln
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| wird in rotes Blut. Dann wird er den Baum des Todes verwandelt
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| haben in einen Baum des Lebens. Der Mensch ist dann ein unsterbliches
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| Wesen geworden; was er auf einer untergeordneten Stufe
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| war, wird er auf einer höheren wieder sein. Den Apparat, der heute in
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| der Pflanze ist, wird er dann in sich selber haben. - So daß man in dem
| |
| Paradies einen Endzustand der Menschheit hat. Und Seths Sendung
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| wurde so aufgefaßt, daß er das sieht, was am Ende der Zeiten ist: das
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| Sich-Ausgleichen der beiden Prinzipien im Menschen selber.|100|182ff}}
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| == Siehe auch == | | == Siehe auch == |
| * [[Paradieses-Imagination]] | | * {{WikipediaDE|1. April}} |
| * [[Paradiesesbaum]]
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| * [[Lebensbaum]]
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| * [[Weltenbaum]]
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| * [[Weltesche Yggdrasil]]
| |
| * [[Ask und Embla]]
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| == Literatur ==
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| #Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991) {{Vorträge|93}}
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| #Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|094}}
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| #Rudolf Steiner: ''Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis'', [[GA 100]] (1981), ISBN 3-7274-1000-0 {{Vorträge|100}}
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| #Rudolf Steiner: ''Probleme des Zusammenlebens in der Anthroposophischen Gesellschaft'', [[GA 253]] (1989) {{Vorträge|253}}
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| #Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Schule|265}}
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| {{GA}}
| | [[Kategorie:Datum|D01]] |
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| [[Kategorie:Grundbegriffe]]
| | {{Wikipedia}} |