Grüner Löwe und Hermaphrodit: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Gruener_Loewe.jpg|thumb|Grüner Löwe]]
[[Datei:Hermaphrodit.jpg|mini|300px|[[Wikipedia:Michael Maschka|Michael Maschka]]: ''Hermaphrodit'']]
Der [[Grüner Löwe|grüne Löwe]] ist ein vielschichtiges [[alchemistisch]]es Symbol, das verschiedendlich auch für äußere Substanzen gebraucht wurde. So wird häufig das grüne [[Eisenvitriol]] als ''grüner Löwe'' bezeichnet.


Nimmt man den ''grünen Löwen'' aber nach seiner tieferen Bedeutung, so ist damit die [[prima materia]] gemeint, der rohe Ausgangsstoff zur Bereitung des [[Stein der Weisen|Steins der Weisen]]. Damit ist keine bestimmte konkrete Substanz gemeint, sondern die in ''allen'' Stoffen wirksame [[jungfräulich]]e, aber noch ungeläuterte Ursubstanz. In einer Darstellung aus dem [[Rosarium Philosophorum]] frißt der grüne Löwe die [[Sonne]], den philosophischen [[Sulphur]], und das [[Blut]], der philosophische [[Mercurius]], rinnt herunter, womit die Läuterung der ''prima materia'' beginnt, darunter steht:
Als '''Hermaphrodit''' ({{ELSalt|Ἑρμαφρόδιτος}}) wird, in Anlehnung an den [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen]] [[Hermaphroditos]]-Mythos, ein doppelgeschlechtliches (hermaphroditisches bzw. [[androgyn]]es) [[Wesen]] bezeichnet, das die Merkmale, Eigenschaften und Kräfte beider Geschlechter in sich vereinigt.


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Vor dem [[Sündenfall]] und der damit verbundenen [[Geschlechtertrennung]] war der [[Mensch]] ein ''männlich-weibliches'' [[Wesen]]. In der Zukunft wird der Mensch die Geschlechtertrennung überwinden und wieder ein hermaphroditisches Wesen werden, das allerdings nicht mehr in einem dichten stofflichen, sondern in einem vergeistigten [[Physischer Leib|physischen Leib]] leben wird. Die Vergeistigung des physischen Leibes war auch das eigentliche Ziel, dem die [[Alchemist]]en mit der Bereitung des [[Stein der Weisen|Steins der Weisen]] zustrebten. Der Hermaphrodit gilt daher auch als Symbol für den ''Stein der Weisen''.
Ich bin der wahre grüne und Goldene Löwe ohne Sorgen,<br>
In mir sind alle Geheimnisse der Weisen verborgen.
</td></tr></table>


In Adam Friedrich Böhmes ''Hermes Trismegistos wahrer alter Naturweg'' heißt es:
{{GZ|Wenn wir zurückgehen in der Menschheitsentwickelung durch
die ganze atlantische und Teile der lemurischen Zeit und noch weiter
zurück, so würden wir da einen Menschenleib finden, der noch
deutlich Pflanzenorgane an sich trug. Teile des menschlichen Leibes
waren schon umgewandelt in Fleisch, als andere noch pflanzlicher
Natur waren. Alle diejenigen Organe des Menschenleibes, die die
Begierden weniger stark in sich tragen, sind am frühesten in Fleisch
umgewandelt worden; und die, welche die Begierden am stärksten in
sich tragen, die Sexualorgane, sind am spätesten umgewandelt worden.
Sie waren lange, lange pflanzlicher Natur, und sie werden auch
am frühesten wieder zur pflanzlichen Natur zurückkehren. Erst als
in der Entwickelung des Menschen das Ich schon tief in den Astralleib
hinuntergestiegen war und die eigensüchtigen Begierden tief
eingedrungen waren, da gestalteten sich die ehemals pflanzlichen
Organe um und wurden fleischliche Organe.


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Auf jene uralte heilige Zeit blickt die Geisteswissenschaft zurück,
"Der grüne Löwe; mit der Grüne wollen sie sein Wachstum anzeigen. Einen Löwen aber nennen sie ihn gleichnisweise, seiner Kraft und Stärke halben, weil er alles umzubringen und zu tödten vermag." {{Lit|Böhme, S 27}}
als der Mensch noch nichts von den sexuellen Kräften wußte. In den
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alten Mysterien wurde ein Bild verehrt, das den Menschen darstellt,
der noch ungeschlechtlich war, bei dem noch nicht umgestaltet war
das Geschlechtliche. An der Stelle des Leibes, wo heute die Sexualorgane
sind, können wir rankenartige, pflanzliche Organe erblikken,
die bloß vom Ätherleib durchzogen sind und noch nichts vom
Astralleib in sich tragen. Der Hermaphrodit der antiken Kunst tritt
uns so entgegen. Er wurde so abgebildet, wie man den früheren
Menschen auch aus der Geistesforschung heraus schildern kann. Er
hat Pflanzenorgane an der Stelle der jetzigen Fortpflanzungsorgane,
und aus seinem Rücken treiben rankenförmige Pflanzengebilde heraus.
Jetzt begreifen wir - in anderer Weise, als es die kindliche Art
ist, in der man dies gewöhnlich versteht -, warum die alten Mythen
und die biblische Geschichte vom Feigenblatt sprechen: Nicht um
etwas zu verdecken, zu verhüllen, sondern um auf eine wirkliche
Tatsache in der Menschheitsentwickelung hinzudeuten, auf jenen
uralten heiligen Zustand, von dem die Alten noch wußten, daß der
Mensch da auf einer höheren Stufe gestanden hatte und die Organe
an dieser Stelle noch pflanzlicher Natur gewesen waren.|101|58f}}


In anderen Werken wird die noch ungeläuterte Ursubstanz auch als [[grüner Drache]] dargestellt oder als [[grüner Vitriol]] bezeichnet.
{{GZ|Die ganze befruchtende und fruchtbringende Kraft, die einen neuen
Menschen hervorbringt, war früher in einem Geschlecht vereinigt.
Dann wird der Mensch geteilt in männlich und weiblich. Welchem
Geschlecht kommt der eigentliche Anspruch auf die Zeugungskraft
zu? Es ist das Weibliche. Daher wird in der ältesten griechischen
Mythologie Zeus, der als Vater der Menschheit verehrt wurde, mit
einer Frauenbüste, mit einer weiblichen Büste dargestellt. Zeus als
übermenschliches Wesen war dem weiblichen Geschlecht näher. Das
weibliche Geschlecht war also das erste, das frühere, und hatte damals
in sich die Kraft, das ganze menschliche Individuum hervorzubringen.
Diese hervorbringende Kraft war vorhanden in dem eingeschlechtlichen
Menschen, der in seiner physischen äußeren Form sich eben
mehr der Form des Weibes näherte. In diesem eingeschlechtlichen
Menschen war das Befruchtende die Weisheit, das Geistige selbst,
und eine spätere Wiederholung davon ist die Befruchtung des weiblichen
Geistes mit inspirierter Weisheit. Dieser Mensch der eingeschlechtlichen
Zeit war das Ergebnis des im Weibe gegebenen Stoffes
und der Befruchtung mit dem göttlichen Geiste.|93|231}}


== Literatur ==
== Literatur ==
#Adam Friedrich Böme: ''Des Hermes Trismegistos wahrer alter N a t u r w e g. Oder: G e h e i m n i s z  wie die grosze Universaltinktur ohne Gläser, auf Menschen und Metalle zu bereiten.'', Leipzig 1782


== Weblinks ==
Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/bibliothek/alchemie/Boehme-Hermes_Trismegistos_Naturweg.pdf Adam Friedrich Böme: ''Des Hermes Trismegistos wahrer alter Naturweg]
#Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
#[http://www.alchemywebsite.com/rosary0.html The Rosary of the Philosophers] - eine englische Übersetzung des ''Rosariums'' aus dem 18. Jahrhundert.


[[Kategorie:Alchemie]]
{{GA}}
 
[[Kategorie:Allgemein]] [[Kategorie:Alchemie]]

Version vom 19. Februar 2017, 17:04 Uhr

Michael Maschka: Hermaphrodit

Als Hermaphrodit (griech. Ἑρμαφρόδιτος) wird, in Anlehnung an den griechischen Hermaphroditos-Mythos, ein doppelgeschlechtliches (hermaphroditisches bzw. androgynes) Wesen bezeichnet, das die Merkmale, Eigenschaften und Kräfte beider Geschlechter in sich vereinigt.

Vor dem Sündenfall und der damit verbundenen Geschlechtertrennung war der Mensch ein männlich-weibliches Wesen. In der Zukunft wird der Mensch die Geschlechtertrennung überwinden und wieder ein hermaphroditisches Wesen werden, das allerdings nicht mehr in einem dichten stofflichen, sondern in einem vergeistigten physischen Leib leben wird. Die Vergeistigung des physischen Leibes war auch das eigentliche Ziel, dem die Alchemisten mit der Bereitung des Steins der Weisen zustrebten. Der Hermaphrodit gilt daher auch als Symbol für den Stein der Weisen.

„Wenn wir zurückgehen in der Menschheitsentwickelung durch die ganze atlantische und Teile der lemurischen Zeit und noch weiter zurück, so würden wir da einen Menschenleib finden, der noch deutlich Pflanzenorgane an sich trug. Teile des menschlichen Leibes waren schon umgewandelt in Fleisch, als andere noch pflanzlicher Natur waren. Alle diejenigen Organe des Menschenleibes, die die Begierden weniger stark in sich tragen, sind am frühesten in Fleisch umgewandelt worden; und die, welche die Begierden am stärksten in sich tragen, die Sexualorgane, sind am spätesten umgewandelt worden. Sie waren lange, lange pflanzlicher Natur, und sie werden auch am frühesten wieder zur pflanzlichen Natur zurückkehren. Erst als in der Entwickelung des Menschen das Ich schon tief in den Astralleib hinuntergestiegen war und die eigensüchtigen Begierden tief eingedrungen waren, da gestalteten sich die ehemals pflanzlichen Organe um und wurden fleischliche Organe.

Auf jene uralte heilige Zeit blickt die Geisteswissenschaft zurück, als der Mensch noch nichts von den sexuellen Kräften wußte. In den alten Mysterien wurde ein Bild verehrt, das den Menschen darstellt, der noch ungeschlechtlich war, bei dem noch nicht umgestaltet war das Geschlechtliche. An der Stelle des Leibes, wo heute die Sexualorgane sind, können wir rankenartige, pflanzliche Organe erblikken, die bloß vom Ätherleib durchzogen sind und noch nichts vom Astralleib in sich tragen. Der Hermaphrodit der antiken Kunst tritt uns so entgegen. Er wurde so abgebildet, wie man den früheren Menschen auch aus der Geistesforschung heraus schildern kann. Er hat Pflanzenorgane an der Stelle der jetzigen Fortpflanzungsorgane, und aus seinem Rücken treiben rankenförmige Pflanzengebilde heraus. Jetzt begreifen wir - in anderer Weise, als es die kindliche Art ist, in der man dies gewöhnlich versteht -, warum die alten Mythen und die biblische Geschichte vom Feigenblatt sprechen: Nicht um etwas zu verdecken, zu verhüllen, sondern um auf eine wirkliche Tatsache in der Menschheitsentwickelung hinzudeuten, auf jenen uralten heiligen Zustand, von dem die Alten noch wußten, daß der Mensch da auf einer höheren Stufe gestanden hatte und die Organe an dieser Stelle noch pflanzlicher Natur gewesen waren.“ (Lit.:GA 101, S. 58f)

„Die ganze befruchtende und fruchtbringende Kraft, die einen neuen Menschen hervorbringt, war früher in einem Geschlecht vereinigt. Dann wird der Mensch geteilt in männlich und weiblich. Welchem Geschlecht kommt der eigentliche Anspruch auf die Zeugungskraft zu? Es ist das Weibliche. Daher wird in der ältesten griechischen Mythologie Zeus, der als Vater der Menschheit verehrt wurde, mit einer Frauenbüste, mit einer weiblichen Büste dargestellt. Zeus als übermenschliches Wesen war dem weiblichen Geschlecht näher. Das weibliche Geschlecht war also das erste, das frühere, und hatte damals in sich die Kraft, das ganze menschliche Individuum hervorzubringen. Diese hervorbringende Kraft war vorhanden in dem eingeschlechtlichen Menschen, der in seiner physischen äußeren Form sich eben mehr der Form des Weibes näherte. In diesem eingeschlechtlichen Menschen war das Befruchtende die Weisheit, das Geistige selbst, und eine spätere Wiederholung davon ist die Befruchtung des weiblichen Geistes mit inspirierter Weisheit. Dieser Mensch der eingeschlechtlichen Zeit war das Ergebnis des im Weibe gegebenen Stoffes und der Befruchtung mit dem göttlichen Geiste.“ (Lit.:GA 93, S. 231)

Literatur

Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende , GA 93 (1991), ISBN 3-7274-0930-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org

  1. Rudolf Steiner: Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole, GA 101 (1992), ISBN 3-7274-1010-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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