Soziale Plastik und Naga: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Documenta_7_Free_International_University_1982.jpg|thumb|right|200px|Das Titelblatt des Veranstaltungsprogramms der Free International University von Beuys zur documenta 7]]
[[Datei:Göttin Manasa in Lehm.jpg|thumb|Nagagöttin Manasa, besonders verehrt in [[Wikipedia:Bengalen|Bengalen]]]]
Die '''Soziale Plastik''', auch genannt die ''soziale Skulptur'', ist eine spezifische Definition eines ''[[Erweiterter Kunstbegriff|erweiterten Kunstbegriff]]s'' des deutschen Künstlers [[Joseph Beuys]]. Beuys nutzte die Begriffe, um damit seine Vorstellung einer gesellschaftsverändernden Kunst zu erläutern. Im ausdrücklichen Gegensatz zu einem formalästhetisch begründeten Verständnis schließt das von Beuys propagierte Kunstkonzept dasjenige menschliche Handeln mit ein, das auf einer Strukturierung und Formung der Gesellschaft ausgerichtet ist. Damit wird der Kunstbegriff nicht mehr nur auf das materiell fassbare Artefakt beschränkt.<ref>Barbara Lange: ''Soziale Plastik'', in: Hubertus Butin: ''DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst'', S. 276.</ref>
[[Datei:Naga Cult Kanchipuram.jpg|thumb|Naga-Kultstätte in Kanchipuram, [[Wikipedia:Tamil Nadu|Tamil Nadu]], Indien]]
[[Datei:Buddha sukhothainagbrok.jpg|thumb|150px|Buddha von Nagas beschirmt]]
[[Datei:Naka.jpg|thumb|Naga am Eingang zum Wat Phra Puttha Baht Si Roi, Mae Rim, [[Wikipedia:Chiang Mai (Provinz)|Provinz Chiang Mai]], Nordthailand]]


== Definition ==
'''Naga''' ([[Sanskrit]], m., नाग, {{IAST|nāga}}, [[Schlangen|Schlange]]) bezeichnet in der [[Indische Mythologie|indischen Mythologie]] ein Schlangenwesen oder eine Schlangengottheit. Es gibt verschiedene Darstellungsformen: Entweder mit vollständiger Schlangengestalt, als Mensch mit Schlangenkopf oder mit menschlichem Körper, der in einer Schlangengestalt ausläuft. Häufig sind auch Darstellungen mit mehrköpfigen Schlangen, beziehungsweise einer mehrköpfigen Kobrahaube.
Die Theorie der „Sozialen Plastik“ besagt, jeder Mensch könne durch kreatives Handeln zum Wohl der Gemeinschaft beitragen und dadurch plastizierend auf die Gesellschaft einwirken. Aus dieser Vorstellung entstand die viel zitierte These der ''„Sozialen Plastik“'': ''„Jeder Mensch ist ein Künstler“'', die Joseph Beuys erstmals 1967 im Rahmen seiner politischen Aktivitäten äußerte.<ref>Wolfgang Zumdick: ''Joseph Beuys als Denker. PAN/XXX/ttt, Sozialphilosophie – Kunsttheorie − Anthroposophie'', Mayer, Stuttgart, Berlin 2002, S. 12</ref> Im Gegensatz dazu werden im üblichen Sprachgebrauch Menschen als Künstler angesehen, die auf dem Gebiet der bildenden oder der [[Darstellende Kunst|darstellenden Kunst]] und der Musik kreativ tätig sind. Sie erschaffen Kunstwerke oder stellen Ideen zu deren Schaffung bereit.


Dem stellte Beuys seine Vorstellung gegenüber, dass jeder daran teilnehmen kann, das Leben insbesondere in Politik und Wirtschaft sozial und kreativ zu gestalten. Hierfür richtete er 1972 auf der [[Wikipedia:documenta 5|documenta 5]] ein Informationsbüro der [[Wikipedia:Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung|Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung]] ein und kandidierte 1979 als Vertreter der [[Wikipedia:Bündnis 90/Die Grünen|Grünen]] für das Europaparlament. Zuvor rief er die [[Wikipedia:Deutsche Studentenpartei|Deutsche Studentenpartei]] (DSP) sowie die [[Wikipedia:Free International University|Free International University]] (FIU) ins Leben, um gesamtgesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Die ''Free International University'' gliederte sich später in die Bewegung ''der Grünen'' ein. Besondere Fähigkeiten zum Künstler als Erschaffer von Kunstwerken seien in diesem Sinne nicht erforderlich. Beuys ging davon aus, dass die notwendigen Fähigkeiten zur Verwirklichung einer Sozialen Plastik – er sprach hierbei oft von einem „Sozialen Organismus” – [[Spiritualität]], Offenheit, [[Kreativität]] und [[Phantasie]] seien, die in jedem Menschen bereits vorhanden sind. Diese Fähigkeiten müssten nur erkannt, ausgebildet und gefördert werden.
== Geistiger Hintergrund ==


Die Grundlage der Idee einer Sozialen Plastik ist der Mensch, der durch Denken und Sprache soziale Strukturen entwickelt. Diese Entwicklung der [[Wikipedia:Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] verstand Joseph Beuys als einen kontinuierlichen kreativen Prozess. Die Aufgabe der Kunst sei es, dem Menschen diesen Prozess bewusst zu machen. Der Gesamtzusammenhang der Sozialen Plastik erklärt sich aus einem sozialen, also das Allgemeinwohl betreffenden Handeln und dem Begriff [[Plastik]], der ein modellierfähiges und formbares Gebilde benennt, das visuell, haptisch, akustisch und thermisch erfahrbar ist und mit der Wahrnehmung der Gesellschaft gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu einem rein formalästhethischen [[Wikipedia:Kunst#Geschichte des Kunstbegriffes|Kunstbegriff]] umfasst die Soziale Plastik als ein [[Wikipedia:Anthropologie|anthropologischer]] Kunstbegriff jegliche kreative menschliche Tätigkeit. Mit allem, was der Mensch gestaltet und somit als eine geistige Leistung schöpferisch hervorbringt, gilt der Einzelne als gesellschaftsverändernd aktiv.
Über die geistige Bedeutung der Nagas sagte [[Rudolf Steiner]]:


Aus dieser Annahme heraus beschränkt sich die Kunst nicht mehr nur auf materielle Artefakte, die in einem Museum oder einer Galerie ausgestellt werden, sondern auf die gesamte Gesellschaft, in welcher in allen Bereichen nach der Forderung von Beuys die Kunst ihren Platz einnehmen muss, um veraltete Lebensformen durch neue zu ersetzen.<ref>Barbara Lange: ''Soziale Plastik'', in: Hubertus Butin: ''DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst'', S. 276.</ref><ref name="fr">Joseph Beuys: ''Aufruf zur Alternative'', Erstveröffentlichung in der ''[[Wikipedia:Frankfurter Rundschau|Frankfurter Rundschau]]'' am 23. Dezember 1978</ref>
{{GZ|Als das Sinnbild des verstandesstrebenden
Menschen hat man die Schlangen angesehen - Naga -, die den Verstand
den Menschen brachten, [sie wurden] deshalb Verführer genannt,
da sie mit Verstand die Freiheit brachten, zu wählen zwischen
Gut und Böse.


== Hintergrund und Bedeutung ==
Gottesweisheit war es, die der Mensch besaß vor Mitte der lemurischen
Einen großen Einfluss auf [[Wikipedia:Konzeptkunst|Konzeptkunst]], [[Wikipedia:Happening|Happening]] und [[Wikipedia:Fluxus|Fluxus]] hatte [[Wikipedia:Marcel Duchamp|Marcel Duchamp]]. Zweifelsohne rezipierte Joseph Beuys diesen ''„Inspirator der modernen Kunst“''<ref name="Stachelhaus83">Heiner Stachelhaus: ''Joseph Beuys''. S.83f.</ref> auch über seine Aktion ''Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet'' hinaus, die 1964 in Düsseldorf stattgefunden und in der er Duchamps „Anti-Kunstbegriff“ kritisch zur Disposition gestellt hatte. Duchamp hatte den Alltagsgegenstand zweckentfremdet im Museum eingeführt, Beuys befreite diese Alltagskunst nun aus dem Museum und stellte wiederum Duchamps Ansatz in Frage, der auf tradierten Kunstvorstellungen basierte und verkündete: „Wir werden gemeinsam den sozialen Kunstbegriff entwickeln als ein neugeborenes Kind aus den alten Disziplinen“.<ref name="Stachelhaus83" />
Rasse - Sinnbild: Sonne. Menschenweisheit nach der Mitte der
lemurischen Rasse - Sinnbild: Schlange. Dies ging über auf die nicht
eingeweihten Lehrer: [[Ophiten]] - Verehrer der Schlangen, christlichgnostische
Sekte. Innerhalb der Juden waren [[Pharisäer]] und [[Sadduzäer]]
solche Lehrer weltlicher Weisheit, Nagas.


Beuys erweiterte nun den gewohnten physikalischen Aspekt der Kunst um die geistige, nicht greifbare, aber ebenso formbare ''plastische'' Komponente. Schließlich führte er ein Wechselspiel der Begrifflichkeiten ein, indem er Polaritäten definierte und Kunst und Anti-Kunst gegenüberstellte, was letztlich zu der einfachen Relation ''Alles und nichts ist Kunst'' führte. Als ''sozial'' definierte er dabei die Erkenntnis, dass der Mensch ein schöpferisches, die Welt bestimmendes Wesen sei und gemeinschaftlich an diesem sinnlichen Erlebnis teilhaben solle. Er formulierte diese Erkenntnis in dem oft zusammenhangslos und beliebig zitierten Ausspruch: ''„Jeder Mensch ist ein Künstler“''.
Wer eingeweiht war im Judentum, wurde Prophet genannt. Diese
menschliche Weisheit musste wieder verwandelt werden in göttliche
Weisheit. Daher musste Christus entgegentreten den Pharisäern und
Sadduzäern - den Schlangen; und Johannes, sein Vorläufer, musste
dementsprechend die Pharisäer und Sadduzäer zurückweisen.|91|64}}


== Rezeption und Interpretation ==
== Nagas in der indischen Mythologie ==
Nach Beuys erhält jeder Mensch mit der Forderung der ''Sozialen Plastik'' im weitesten Sinn die innere und individuelle Freiheit, als einzelner innerhalb der Gesellschaft zu handeln; somit sei der Einzelne auch für die gesamte Gesellschaft verantwortlich. Die ''Soziale Plastik'' bringe die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft und insbesondere die Probleme einer Gesellschaft, wie vor allem die militärische Bedrohung, die ökologische Krise oder die Probleme der Wirtschaft, durch eine kreative Gestaltung und Mitverantwortung in eine inhaltliche Überschneidung, die einen „gesunden“ Austausch ermöglichen könne. Er sah dabei den  Gestaltungsbegriff als Möglichkeit, den „sozialen Organismus“ – von ihm auch ''„Sozial-Leib“'' genannt – aus seiner kranken Gestalt in eine gesunde zu überführen.<ref>[http://www.wilfried-heidt.de/2008/08/02/die-umstuelpung-des-demiurgischen-prinzips/ Wilfried Heidt: ''Vortrag zum "Erweiterten Kunstbegriff" und zur "sozialen Plastik" (Die Umstülpung des demiurgischen Prinzips). Sommer 1987''. In: Die unsichtbare Skulptur. Zum erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys, hrsg. von der FIU Kassel, Stuttgart, 1989]. (abgerufen 6. Mai 2009)</ref>
Nagas sind als Wesen mit [[Magie|magischen]] Fähigkeiten bekannt und können jederzeit menschliche Gestalt annehmen. Gelegentlich sollen sie ihr Reich verlassen und sich unter die Menschen mischen. Sie gelten als Wächter von Übergängen, Schwellen und Türen, besonders auch im symbolischen Sinn. Erzfeind der Nagas ist [[Garuda]], das Begleittier von [[Vishnu]]. Darstellungen des Riesenvogels zeigen diesen oft mit Nagas in seinen Klauen.


Hinter der Forderung der ''Sozialen Plastik'' steht daher zudem die Hoffnung, dass die Kunst als [[Wikipedia:Interdisziplinarität|interdisziplinäre]] Sprache zwischen Natur und Mensch in Bezug auf die bestehende Umweltproblematik vermitteln kann und somit die Verwirklichung in allen Lebensbereichen der Gesellschaft das Leben auf der Erde zum Positiven verändert. Die Ausweitung des Kunstbegriffs auf die Politik hatte zur Folge, dass  Beuys’ künstlerisches Schaffen zugleich mit politischen Wertmaßstäben betrachtet wurde, obwohl Beuys nicht vordergründig politische  Wirkung erreichen wollte. Die Universalisierung  des Kunstbegriffs bedingte jedoch gleichermaßen das Politische.<ref>[http://nyitottegyetem.phil-inst.hu/kmfil/MERSCH/kunst_4.htm Beuys humanistischer Kunstbegriff und die Universalisierung des Politischen]. (abgerufen 25. Februar 2008)</ref>
Sehr oft werden die Wörter für Schlangen, Schlangendämonen, Nagas, halb-menschlichen, halb-schlangenhaften Wesen nicht unterschieden. Mehrere wichtige Schlangen jedoch tragen Namen. In der hinduistischen Mythologie etwa ist es [[Shesha]] („der Bleibende, der Rest“), der die Erde trägt, ein anderes Wort ist Ananta („der Unendliche“), die auf dem Wasser liegende Schlange, auf welcher [[Vishnu]] in seiner Form als [[Narayana|Narayan]] in kosmischem Schlaf ruht.
In der buddhistischen Mythologie hingegen beschützte der Nagakönig Mucalinda den [[Buddha]] in seiner mehrere Wochen dauernden Meditation vor Regen und Unwetter, indem er seine vielen Köpfe wie einen Schirm über ihn breitete.


''„Jeder Mensch ist ein Künstler“'' verneinte nicht spezielle Begabungen, wie etwa in der Malerei, und stellte keine Anweisung an Jedermann dar, auch im klassischen Sinn künstlerisch tätig zu werden. Beuys behauptet vielmehr, dass beispielsweise die Gesellschaft, eine Demokratie ebenso als Kunstwerk betrachtet werden kann, zu dessen Gelingen vor allem individuelle [[Spiritualität]], Offenheit, Kreativität und Phantasie notwendig sind, Einstellungen also, die eigentlich eher der Künstler gegenüber seinen Sujets hegt. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten sprach er jedem Menschen zu. Er wandte sich damit gegen eine formalisierte, erstarrende Rollenverteilung in einer spezialisierten Gesellschaft, die der Kunst nur eine Nische zuweisen will, oder wie es die [[Wikipedia:die tageszeitung|taz]] schließlich auf den essayistischen Punkt brachte: ''„So wollte es der erweiterte Kunstbegriff: Raus aus der Nische, [[Wikipedia:7000 Eichen|7.000 Eichen]] pflanzen und Honig in die Politik pumpen!“''<ref>[http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2001/05/12/a0122 ''politik verstehen, kunst leben: joseph beuys zum achtzigsten''] in: ''taz'', 12. Mai 2001</ref>
In der [[Wikipedia:Indische Volksreligion|südindischen Volksreligiosität]] werden Nagas, die als [[Chthonische Götter|chthonische Gottheiten]] vorhinduistischer religiöser Traditionen zu verstehen sind, häufig zum Gegenstand kultischer Verehrung. Diese Kulte fügen sich mehr oder weniger stark in die klassisch-hinduistischen Traditionen ein, beispielsweise räumlich-institutionell wie auf der nebenstehenden Abbildung: Diese Kultstätte, die am Fuß eines verwachsenen Baumes angelegt wurde, liegt auf dem Gelände des [[Vishnuismus|vishnuitischen]] [[Vishnu|Vaigunda-Perumal]]-Tempels in [[Wikipedia:Kanchipuram|Kanchipuram]] und wird offenbar auch von dessen Priestern gepflegt.


== Forschung und Lehre ==
In Südindien zeichnen Frauen oft verschlungene Muster vor die Türen, sogenannte [[Wikipedia:Kolam|Kolam]]s. Zu deren Zweck gehört, die Schlangengottheit Naga einzuladen, ihre schützende, glück- und fruchtbarkeitverheißende Kraft für die Hausbewohner zu entfalten.


An der [[Wikipedia:Oxford Brookes University|Oxford Brookes University]] existiert eine ''Social Sculpture Research Unit (SSRU)'', an der es die Möglichkeit gibt, den Master-Studiengang ''Soziale Plastik'' zu belegen und zu diesem Themenbereich zu promovieren.<ref>[http://www.social-sculpture.org Homepage der Social Sculpture Research Unit (SSRU)]</ref> Mitbegründet wurde diese Forschungseinrichtung von der Beuys-Schülerin Shelley Sacks.<ref>[http://www.oya-online.de/article/read/446-Soziale_Plastik_heute.html Soziale Plastik heute] Interview mit Shelley Sacks in Oya 09/11</ref>
Durch den Kulturaustausch zwischen [[Wikipedia:Tibet|Tibet]] und Indien im Rahmen der Verbreitung des Buddhismus wurden Nagas ebenfalls in die tibetische Mythologie integriert. Dort sind sie unter dem Namen "Klu" bekannt. Sie zählen zu den acht Grundformen der Geister und Dämonen und gehören zu den ältesten dieser Formen. Der größte See Tibets, der [[Wikipedia:Yamzhog Yumco|Yamzhog Yumco]], gilt als eine Wohnstätte der Naga-Könige.


== Kritik ==
== Südostasien ==
An einem Diskussionabend, der mit einem Vortrag [[Ernst Uehli]]is mit dem Thema "Der Künstler im dreigliedrigen Organismus" eingeleitet wurde, wird von einem Teilnehmer folgende Frage gestellt: "In welchem Verhältnis steht der Künstler beziehungsweise  seine  Arbeitsleistung  zur  sozialen  Urzelle?  Hat  er  nicht  auch Arbeitsleistungen  zu  erbringen  in  Zeiten  der  Vorbereitung?" Die Themtik ist dabei, welche Lebens- und Schaffensbedingungen der Künstler in einem dreigegliederten Organismus hat. Rudolf Steiner bemerkt, seine Antwort einleitend, wie folgt:
Nagas sind auch in [[Wikipedia:Südostasien|Südostasien]] bekannt, wohin sie mit der Ausbreitung der [[Wikipedia:Hinduismus|hinduistischen]] Religion spätestens im 6. Jahrhundert gelangt sind. In der [[Wikipedia:Thailand|thailändischen]] Mythologie sind die unzähligen horizontalen Ebenen des mythischen Berges [[Meru]], der Achse des Universums, die Wohnstatt von himmlischen, irdischen und unterirdischen Wesen. Dort hausen in der Unterwelt neben den [[Yaksha]]s, den dämonischen Wächtern, auch Nagas, die als Schlangen und zugleich als [[Drache|Drachen]] verstanden werden. In unserer Welt sollen sie auf dem Grund von Flüssen, Seen und Meeren großartige Paläste bewohnen, reich geschmückt mit Perlen und Edelsteinen. Sie werden auch als Beschützer geistiger Schätze angesehen.


{{GZ|Wenn es sich um Kunst und soziales Leben handelt,
Bei dem in der [[Wikipedia:Indonesischer Archipel|malaiischen]] Inselwelt weit verbreiteten [[Wikipedia:Kris|Kris]], einem gewellten zeremoniellen Dolch, wird die Verbindung zur mythischen Schlange häufig durch einen Schlangenkopf, gelegentlich auch Elefantenkopf am Schaft ''(ganja)'' deutlich. Die Art, wie der Kris getragen wird, zeigt den gesellschaftlichen Rang seines Besitzers. Auf [[Wikipedia:Java (Insel)|Java]] und besonders [[Wikipedia:Bali|Bali]] wird der Kris als Träger übernatürlicher Kräfte in Zeremonien eingesetzt. Die balinesische Welt ruht auf einer Schildkröte ''(Bedawang)'' und den beiden Schlangen ''Anantabhoga'' und ''Basuki.'' Holzskulpturen zeigen eine gekrönte Nagaschlange auf dem Rücken einer Schildkröte und obenauf die Reisgöttin Devi Sri.<ref>Urs Ramseyer: ''Kultur und Volkskunst in Bali.'' Atlantis Verlag, Zürich 1977, S. 67,101, 161. ISBN 3-7611-0525-8</ref>
so habe ich eigentlich immer ein gewisses unbefriedigendes
Gefühl bei einer diese beiden Dinge betreffenden Diskussion, aus
dem einfachen Grunde, weil schon die ganze Art der Gedankeneinstellung,
der Seeleneinstellung, die in Frage kommt, wenn man
von sozialer Gestaltung, von sozialer Struktur spricht, eine etwas
andere sein muß als diejenige, die man haben muß, wenn man
von Kunst, von ihrem richtigen Hervorgehen aus der Menschennatur
und ihrer Geltendmachung im Leben, vor den Menschen
reden soll.
In einer gewissen Beziehung sind die beiden Gebiete miteinander
nicht recht vergleichbar."|337b|97}}


Später wird diese Ansicht nochmals bekräftigt: Soziales Leben und künstlerisches Leben sind zwei völlig verschiedene Gebiete:
In den [[Kosmogonie|kosmogonischen]] Mythen [[Wikipedia:Indonesien|Indonesien]]s sind die Symboltiere der Unterweltgottheiten meist weiblich und stehen in Gegensatz zu den oberweltlichen männlichen Symbolen wie dem [[Wikipedia:Nashornvögel|Nashornvogel]] oder Hahn. Die im Westen [[Wikipedia:Sumatra|Sumatra]]s liegende Insel [[Wikipedia:Nias|Nias]] wird wie Bali nach indisch-mythologischem Vorbild von einer Naga getragen.


{{GZ|Deshalb ist eine Diskussion über diese Dinge
Über die ehemals hinduistisch beeinflussten Kulturen sind mythologische Vorstellungen von Nagas in die [[Wikipedia:Naturreligion|naturreligiösen]] Glaubensformen mehrerer Ethnien auf den östlichen indonesischen Inseln gelangt. Andere hinduistische Elemente sind dort selten. Auch die örtlichen Bezeichnungen für die mythischen Schlangen gehen nur gelegentlich auf das Sanskritwort ''naga'' oder das [[Wikipedia:Malaiische und indonesische Sprache|indonesische]] ''ular'' („Schlange“) zurück.
eigentlich mißlich, denn es sind zu disparate Gebiete - das soziale
Leben und das künstlerische Leben.|337b|103}}


Rudolf Steiner legt allerdings einen traditionellen Begriff von Kunst und künstlerischem Schaffen zugrunde. Wahre Künstler hätten eine besondere und exklusive genialische Begabung, die sie vom Durchschnittsmenschen unterscheide, und zudem dränge es sie in einer geradezu schicksalhaften Weise, der mitgebrachten Begabung Ausdruck zu verleihen, aller Hindernisse zum Trotz. Trotzdem würde es den Künstlern im verwirklichten dreigegliederten Organismus leichter gemacht, ihr Künstlertum zu leben, indem sie die wünschenswerte Anerkennung erhalten, und auch für ihren Lebensunterhalt gesorgt ist. An einen unmittelbaren Einsatz der künstlerischen Fähigkeiten für die Sozialgestaltung wird nicht gedacht. Der günstige Einfluß auf das soziale Leben, der von den Künstlern und ihrer Kunst ausgeht, ergibt sich eher indirekt über die Rezeption der Kunstwerke durch die Menschen. Die Kunst hat ja bekanntlich positive Auswirkungen auf das Seelenleben. Dies ist ein Vorgang innerhalb des Geisteslebens.  
=== Nagas bei den Dayak ===
Bei den Tuman-[[Wikipedia:Dayak|Dayak]] in [[Wikipedia:Borneo|Borneo]], an der Westgrenze der indonesischen Provinz [[Wikipedia:Kalimantan Tengah|Kalimantan Tengah]], werden beim traditionellen Totenritual ''(tiwah)'' verschiedene Tiermasken getragen, darunter ist eine ''luha nago'' (Naga). Auf einem Pfosten steht eine Nagafigur mit einem Nashornvogel an der Spitze. Wenn während des rituellen Tanzes zu Beginn der Beerdigungszeremonie der hölzerne Sarg aufgedeckt wird, kommt an der Spitze des Sarges, an der die Füße des Verstorbenen liegen, ein großer Nagakopf zum Vorschein. Das hintere Ende wird durch einen gewundenen Nagaschwanz verlängert. Nagas, die für die Elemente Erde und Wasser stehen, überragen oft den [[Wikipedia:Bug (Schiff)|Bug]] an großen Booten. Eine besondere Darstellung der Nagaköpfe bei den Tuman-Dayak belegt möglicherweise deren behauptete Abstammung von den [[Wikipedia:Minangkabau|Minangkabau]] auf [[Wikipedia:Sumatra|Sumatra]]. Die Oberkiefer sind immer ähnlich einem Elefantenstoßzahn weit nach vorn verlängert. Ein musealer Kopf an einem Kanu aus Sumatra stellt eine Mischform aus einer Naga und dem indischen Elefantengott [[Ganesh]] dar.<ref>Herwig Zahorka: [http://www.thefreelibrary.com/A+Tumon+Dayak+burial+ritual+(Ayah+Besar):+description+and...-a093533241 ''A Tumon Dayak burial ritual (Ayah Besar): description and interpretation of its masks, disguises, and ritual practices. (Research Notes).'' Borneo Research Council, 2001]</ref>


Trotzdem die Thematik nicht diejenige eines Vergleichs von künstlerischer Tätigkeit und Sozialgestaltung ist, muß doch konstatiert werden, daß offenbar nicht einmal die Fragestellung damals eine solche war, daß das Soziale etwas haben könnte, was einem Kunstwerk gleicht. Der soziale dreigegliederte Organismus ist (bei Zugrundelegung der Steinerschen Kunstauffassung) offenbar nicht als Kunstwerk zu verstehen. Die Sozialgestaltung ist mehr eine Sache des Alltags, der nüchternen, praktischen Arbeit. Die entsprechenden Begabungen, die für die Gestaltung des sozialen Lebens erforderlichen kreativen Vermögen, Einsichten und Ausführungs"künste" sind nicht hohe Kunst, die Steiner für eine Blüte des Geisteslebens ansieht. Demgegenüber findet in der sozialen Praxis mehr eine nüchterne Handwerkskunst statt. ''Jeder Mensch ist ein Handwerker'', oder kann es jedenfalls sein, könnte man zugespitzt formulieren: Die Fähigkeiten, Kompetenzen, auch die erforderliche Kreativität für das Soziale kann sich jeder Durchschnittsmensch aneignen. Die hohe Kunst, das Schaffen von Kunstwerken ist Sache nur weniger, besonders begabter und auch zu ihrer Kunst berufener Menschen.
=== Nagas auf den Kleinen Sunda-Inseln ===
Nagas besaßen in der traditionellen Kultur einiger ostindonesischen [[Wikipedia:Kleine Sunda-Inseln|Kleinen Sunda-Inseln]] (besonders [[Wikipedia:Alor|Alor]] und [[Wikipedia:Pantar (Insel)|Pantar]]) eine Schutzfunktion an Gemeinschaftshäusern ([[Wikipedia:Adat|Adat]]-Häusern). Der Glauben an die magischen Kräfte der Nagas ging zum großen Teil durch die Christianisierung verloren. Naga-Darstellungen finden sich noch an einer im Stil eines traditionellen Hauses errichteten [[Wikipedia:Moschee|Moschee]] in Lerabaing (Alor) und verweisen auf die Übernahme alter Geistervorstellungen in den [[islam]]ischen Glauben.<ref>Susanne Rodemeier: [http://www.journal-ethnologie.de/Deutsch/Schwerpunktthemen/Schwerpunktthemen_2008/Welterbe/Von_Schlangendrachen_und_Rankennagas/index.phtml ''Von Schlangendrachen und Rankennagas.'' Museum der Weltkulturen, Frankfurt 2008]</ref>


Freilich ist der von Steiner zugrundegelegte Kunstbegriff strittig, und Beuys gilt als ein Künstler, der die Überwindung einer solchen, eher elitären Auffassung mit am meisten vorangebracht hat. Aber man muß auch darauf sehen, was der Gegenstand, das Gestaltungsobjekt ist. Das soziale Leben ist nicht im gleichen Sinne Material, wie das Material des Künstlers. Nun gibt es heute Aktionskunst, Publikumsintegration in eine Performance und dergleichen. Dennoch ist das Kunstverständnis heute weiter bestimmt durch die klassische Materialauffassung. Der Künstler bearbeitet, gestaltet Material nach seiner Idee, und zwar reichlich gewaltsam, er zwingt dem Material seine Idee auf, allerdings unter Beachtung der Materialgemäßheit. Im sozialen Leben geht das so nicht. Man kann mit anderen Menschen nicht so schalten und walten, wie mit Farben und Tönen. Es gibt solche Praxis, aber sie ist Manipulieren von Menschen, also gerade nicht das, was eine gute Sozialgestaltung ausmacht. Auch wenn daran festgehalten werden soll, von Sozialkunst zu sprechen, so muß doch, was Rudolf Steiner in der Fragenbeantwortung betont hat, beachtet werden, daß es sich um verschiedene Gebiete handelt, die ihre je eigenen, unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten haben, mag man die soziale Praxis ein künstlerisches Tun nennen, oder nicht.
Anfang des 20. Jahrhunderts verbrannten Missionare alle schlangenähnlichen Holzfiguren, die nicht rechtzeitig von der Bevölkerung versteckt wurden. Dadurch sollte die Machtlosigkeit dieser Schutzgeister demonstriert werden. Auf der Insel Alor waren die hölzernen Nagas mit einem sakralen Stein zu Füßen auf dem zentralen Dorfplatz (Festplatz) aufgestellt und wurden ''ulenai'' genannt. Da auch der ''Lego lego''-Tanz verboten wurde, konnten die traditionellen Begräbniszeremonien nicht mehr richtig stattfinden, was dazu führte, dass die [[Wikipedia:Ahnenkult|Ahnen]] aus dem Jenseits ebenso wenig wie die verschwundenen Nagas unterstützend eingreifen konnten und die Bevölkerung nicht wusste, wie sie sich vor dem Einfluss der fremden Nagas schützen sollte.  


== Siehe auch ==
Die eigene Naga kann vor den übelwollenden Nagas anderer Menschen schützen. Die Ursache für diese Kraft liegt im Schöpfungsmythos der ersten Menschen begründet. Der Urahn ''Manimoti'' versuchte in zwei Anläufen, Menschen zu erschaffen. Auf Anweisung des obersten Schöpfergottes ''Lahatala'' schnitzte er zwei Naga-Holzfiguren und legte sie unter einen Steinhaufen. Als Lahatala ihnen Atem gab, fingen sie an zu summen, regten sich aber ansonsten nicht. Erst der zweite Versuch verlief erfolgreich. Dabei formte er die ersten Menschen, drei Männer und drei Frauen, aus Reis- und Maismehl, das mit Wachs und Wasser vermischt wurde. [[Wikipedia:Gong|Gong]]-Musik erweckte sie zum Leben. Nagas sind laut diesem Mythos eng mit den Menschen verbunden, es sind unvollendete Menschen, die durch den Atem zwar eine Seele erhalten haben, denen aber die Fähigkeit, selbständig leben zu können noch fehlt.
*[[Wikipedia:Theorie der Kunst|Theorie der Kunst]]  
 
*[[Soziale Dreigliederung]]
Ernst Vatter fand um 1930 zwei Arten von Nagas auf den Kleinen Sunda-Inseln:<ref>Ernst Vatter: ''Ata Kiwan. Unbekannte Bergvölker im tropischen Holland. Ein Reisebericht.'' Bibliographisches Institut, Leipzig 1932</ref> naturalistische Holzfiguren und abstrahierte „Rankennagas“, bei denen die Schlangenform noch annähernd zu erkennen war. Die naturalistischen Figuren besaßen ein weit geöffnetes Maul mit spitzen Zähnen, unterhalb war ein Schälchen für Opfergaben aus dem Holz geformt, das bei den Rankennagas fehlte. Der Schwanz der naturalistischen Nagas endete manchmal in einer Vogelfigur, der in der indonesischen Mythologie häufig anzutreffenden Verbindung Schlange–Vogel.<ref>Susanne Rodemeier: [http://www.opus-bayern.de/uni-passau/volltexte/2007/87/pdf/Rodemeier_Mag_1993_2006.pdf ''Lego-lego Platz und naga-Darstellung. Jenseitige Kräfte im Zentrum einer Quellenstudie über die ostindonesische Insel Alor.'' (Magisterarbeit 1993) Universität Passau 2007]</ref>
*[[Kunst im Sozialen]]


== Literatur ==
== Literatur ==
''Schriften von Joseph Beuys''  
* Alexander M. Dubianski: ''Ritual and Mythological Sources of the Early Tamil Poetry.'' Egbert Forsten, Groningen 2000, ISBN 90-6980-110-8 (''Gonda Indological Studies'' 8), (Übersetzung von: ''Ритуально-мифологические истоки древнетамильской лирики.'' Наука, Москва 1989, ISBN 5-02-016976-5).
* Heiner Uber, Papu Pramod Mondhe: ''WeltSchlangen SchlangenWelten. Auf den Spuren eines Reptils durch Mythos und Magie.'' Frederking & Thaler, München 2002, ISBN 3-89405-399-2.
* [[Wikipedia:Heinrich Zimmer (Indologe)|Heinrich Zimmer]]: ''Indische Mythen und Symbole.'' Diederichs, Düsseldorf 1981, ISBN 3-424-00693-9.
* Rudolf Steiner: ''Kosmologie und menschliche Evolution. Einführung in die Theosophie – Farbenlehre'', [[GA 91]] (2018), ISBN 978-3-7274-0910-3


* Joseph Beuys: ''Jeder Mensch ein Künstler – Auf dem Weg zur Freiheitsgestalt des sozialen Organismus'' ([[Wikipedia:FIU-Verlag|FIU-Verlag]]), ISBN 3-928780-52-2
* Joseph Beuys: ''Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der sozialen Kunst'', Wangen 1987 (FIU-Verlag), ISBN 3-926673-02-8
* Joseph Beuys: ''Eintritt in ein Lebewesen – Vortrag u. Diskussion v. 6.8.77'' anläßl. Honigpumpe am Arbeitsplatz, zwei CDs in kt. Hülle; Wangen 2005 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-51-4
* Joseph Beuys: ''KUNST = KAPITAL – Achberger Vorträge'', Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-03-4
''Darstellungen''
* Volker Harlan, [[Rainer Rappmann]], Peter Schata: ''Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys'', Achberg 1976 (Achberger Verlagsanstalt), ISBN 3-88103-065-4
* [[Thomas Mayer]] & [[Johannes Stüttgen]] ''Kunstwerk Volksabstimmung'', Wangen 2004 (FIU-Verlag), ISBN 3-9287-80239
* Volker Harlan: ''Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Joseph Beuys'' , Stuttgart 1986 (Urachhaus), ISBN 3-87838-482-3
* Hiltrud Oman: ''Joseph Beuys. Die Kunst auf dem Weg zum Leben'', München 1998, (Heyne), ISBN 3-453-14135-0
* Wolfgang Zumdick: ''Über das Denken bei Josef Beuys und Rudolf Steiner'', Basel 1995 (Wiese Verlag), ISBN 3909164285
''Weitere Literatur''
*Rudolf Steiner: ''Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band II: Diskussionsabende des Schweizer Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus'', [[GA 337b]] (1999), ISBN 3-7274-3372-8 {{Vorträge|337b}}, 6. Diskussionsabend: Der Künstler im dreigliedrigen sozialen Organismus, S. 97 - 109
{{GA}}
{{GA}}
== Weblinks ==
* [http://www.social-sculpture.org Homepage der Social Sculpture Research Unit (SSRU)]
* [http://www.fiu-verlag.com/fiu-alt/textekunst.php?zweig=textekunst&liste=va_list_brd.php Johannes Stüttgen Vortrag über den Erweiterten Kunstbegriff (5. Juni 1982)]
* [http://www.wilfried-heidt.de/2008/08/02/die-umstuelpung-des-demiurgischen-prinzips/ Wilfried Heidt Vortrag zum "Erweiterten Kunstbegriff" und zur "sozialen Plastik" (Die Umstülpung des demiurgischen Prinzips). Kassel, Sommer 1987]
*[http://www.oya-online.de/article/read/446-soziale_plastik_heute.html Soziale Plastik heute. Hildegard Kurt sprach mit Shelley Sacks über die Arbeit am Forschungszentrum für Soziale Plastik an der Brookes University in Oxford und über ein neues ­Verständnis von Ästhetik (2011)] (abgerufen am 9.7.2016)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>


[[Kategorie:Kunst der Neuzeit]]
[[Kategorie:Indische Mythologie]]
[[Kategorie:Kunststil]]
[[Kategorie:Ästhetik]]
[[Kategorie:Joseph Beuys]]
[[Kategorie:Sozialphilosophie]]
[[Kategorie:Soziales Leben]]
[[Kategorie:Kunst]]
[[Kategorie:Philosophie]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia1|Naga_(Mythologie)}}

Version vom 4. Januar 2022, 13:23 Uhr

Nagagöttin Manasa, besonders verehrt in Bengalen
Naga-Kultstätte in Kanchipuram, Tamil Nadu, Indien
Buddha von Nagas beschirmt
Naga am Eingang zum Wat Phra Puttha Baht Si Roi, Mae Rim, Provinz Chiang Mai, Nordthailand

Naga (Sanskrit, m., नाग, nāga, Schlange) bezeichnet in der indischen Mythologie ein Schlangenwesen oder eine Schlangengottheit. Es gibt verschiedene Darstellungsformen: Entweder mit vollständiger Schlangengestalt, als Mensch mit Schlangenkopf oder mit menschlichem Körper, der in einer Schlangengestalt ausläuft. Häufig sind auch Darstellungen mit mehrköpfigen Schlangen, beziehungsweise einer mehrköpfigen Kobrahaube.

Geistiger Hintergrund

Über die geistige Bedeutung der Nagas sagte Rudolf Steiner:

„Als das Sinnbild des verstandesstrebenden Menschen hat man die Schlangen angesehen - Naga -, die den Verstand den Menschen brachten, [sie wurden] deshalb Verführer genannt, da sie mit Verstand die Freiheit brachten, zu wählen zwischen Gut und Böse.

Gottesweisheit war es, die der Mensch besaß vor Mitte der lemurischen Rasse - Sinnbild: Sonne. Menschenweisheit nach der Mitte der lemurischen Rasse - Sinnbild: Schlange. Dies ging über auf die nicht eingeweihten Lehrer: Ophiten - Verehrer der Schlangen, christlichgnostische Sekte. Innerhalb der Juden waren Pharisäer und Sadduzäer solche Lehrer weltlicher Weisheit, Nagas.

Wer eingeweiht war im Judentum, wurde Prophet genannt. Diese menschliche Weisheit musste wieder verwandelt werden in göttliche Weisheit. Daher musste Christus entgegentreten den Pharisäern und Sadduzäern - den Schlangen; und Johannes, sein Vorläufer, musste dementsprechend die Pharisäer und Sadduzäer zurückweisen.“ (Lit.:GA 91, S. 64)

Nagas in der indischen Mythologie

Nagas sind als Wesen mit magischen Fähigkeiten bekannt und können jederzeit menschliche Gestalt annehmen. Gelegentlich sollen sie ihr Reich verlassen und sich unter die Menschen mischen. Sie gelten als Wächter von Übergängen, Schwellen und Türen, besonders auch im symbolischen Sinn. Erzfeind der Nagas ist Garuda, das Begleittier von Vishnu. Darstellungen des Riesenvogels zeigen diesen oft mit Nagas in seinen Klauen.

Sehr oft werden die Wörter für Schlangen, Schlangendämonen, Nagas, halb-menschlichen, halb-schlangenhaften Wesen nicht unterschieden. Mehrere wichtige Schlangen jedoch tragen Namen. In der hinduistischen Mythologie etwa ist es Shesha („der Bleibende, der Rest“), der die Erde trägt, ein anderes Wort ist Ananta („der Unendliche“), die auf dem Wasser liegende Schlange, auf welcher Vishnu in seiner Form als Narayan in kosmischem Schlaf ruht. In der buddhistischen Mythologie hingegen beschützte der Nagakönig Mucalinda den Buddha in seiner mehrere Wochen dauernden Meditation vor Regen und Unwetter, indem er seine vielen Köpfe wie einen Schirm über ihn breitete.

In der südindischen Volksreligiosität werden Nagas, die als chthonische Gottheiten vorhinduistischer religiöser Traditionen zu verstehen sind, häufig zum Gegenstand kultischer Verehrung. Diese Kulte fügen sich mehr oder weniger stark in die klassisch-hinduistischen Traditionen ein, beispielsweise räumlich-institutionell wie auf der nebenstehenden Abbildung: Diese Kultstätte, die am Fuß eines verwachsenen Baumes angelegt wurde, liegt auf dem Gelände des vishnuitischen Vaigunda-Perumal-Tempels in Kanchipuram und wird offenbar auch von dessen Priestern gepflegt.

In Südindien zeichnen Frauen oft verschlungene Muster vor die Türen, sogenannte Kolams. Zu deren Zweck gehört, die Schlangengottheit Naga einzuladen, ihre schützende, glück- und fruchtbarkeitverheißende Kraft für die Hausbewohner zu entfalten.

Durch den Kulturaustausch zwischen Tibet und Indien im Rahmen der Verbreitung des Buddhismus wurden Nagas ebenfalls in die tibetische Mythologie integriert. Dort sind sie unter dem Namen "Klu" bekannt. Sie zählen zu den acht Grundformen der Geister und Dämonen und gehören zu den ältesten dieser Formen. Der größte See Tibets, der Yamzhog Yumco, gilt als eine Wohnstätte der Naga-Könige.

Südostasien

Nagas sind auch in Südostasien bekannt, wohin sie mit der Ausbreitung der hinduistischen Religion spätestens im 6. Jahrhundert gelangt sind. In der thailändischen Mythologie sind die unzähligen horizontalen Ebenen des mythischen Berges Meru, der Achse des Universums, die Wohnstatt von himmlischen, irdischen und unterirdischen Wesen. Dort hausen in der Unterwelt neben den Yakshas, den dämonischen Wächtern, auch Nagas, die als Schlangen und zugleich als Drachen verstanden werden. In unserer Welt sollen sie auf dem Grund von Flüssen, Seen und Meeren großartige Paläste bewohnen, reich geschmückt mit Perlen und Edelsteinen. Sie werden auch als Beschützer geistiger Schätze angesehen.

Bei dem in der malaiischen Inselwelt weit verbreiteten Kris, einem gewellten zeremoniellen Dolch, wird die Verbindung zur mythischen Schlange häufig durch einen Schlangenkopf, gelegentlich auch Elefantenkopf am Schaft (ganja) deutlich. Die Art, wie der Kris getragen wird, zeigt den gesellschaftlichen Rang seines Besitzers. Auf Java und besonders Bali wird der Kris als Träger übernatürlicher Kräfte in Zeremonien eingesetzt. Die balinesische Welt ruht auf einer Schildkröte (Bedawang) und den beiden Schlangen Anantabhoga und Basuki. Holzskulpturen zeigen eine gekrönte Nagaschlange auf dem Rücken einer Schildkröte und obenauf die Reisgöttin Devi Sri.[1]

In den kosmogonischen Mythen Indonesiens sind die Symboltiere der Unterweltgottheiten meist weiblich und stehen in Gegensatz zu den oberweltlichen männlichen Symbolen wie dem Nashornvogel oder Hahn. Die im Westen Sumatras liegende Insel Nias wird wie Bali nach indisch-mythologischem Vorbild von einer Naga getragen.

Über die ehemals hinduistisch beeinflussten Kulturen sind mythologische Vorstellungen von Nagas in die naturreligiösen Glaubensformen mehrerer Ethnien auf den östlichen indonesischen Inseln gelangt. Andere hinduistische Elemente sind dort selten. Auch die örtlichen Bezeichnungen für die mythischen Schlangen gehen nur gelegentlich auf das Sanskritwort naga oder das indonesische ular („Schlange“) zurück.

Nagas bei den Dayak

Bei den Tuman-Dayak in Borneo, an der Westgrenze der indonesischen Provinz Kalimantan Tengah, werden beim traditionellen Totenritual (tiwah) verschiedene Tiermasken getragen, darunter ist eine luha nago (Naga). Auf einem Pfosten steht eine Nagafigur mit einem Nashornvogel an der Spitze. Wenn während des rituellen Tanzes zu Beginn der Beerdigungszeremonie der hölzerne Sarg aufgedeckt wird, kommt an der Spitze des Sarges, an der die Füße des Verstorbenen liegen, ein großer Nagakopf zum Vorschein. Das hintere Ende wird durch einen gewundenen Nagaschwanz verlängert. Nagas, die für die Elemente Erde und Wasser stehen, überragen oft den Bug an großen Booten. Eine besondere Darstellung der Nagaköpfe bei den Tuman-Dayak belegt möglicherweise deren behauptete Abstammung von den Minangkabau auf Sumatra. Die Oberkiefer sind immer ähnlich einem Elefantenstoßzahn weit nach vorn verlängert. Ein musealer Kopf an einem Kanu aus Sumatra stellt eine Mischform aus einer Naga und dem indischen Elefantengott Ganesh dar.[2]

Nagas auf den Kleinen Sunda-Inseln

Nagas besaßen in der traditionellen Kultur einiger ostindonesischen Kleinen Sunda-Inseln (besonders Alor und Pantar) eine Schutzfunktion an Gemeinschaftshäusern (Adat-Häusern). Der Glauben an die magischen Kräfte der Nagas ging zum großen Teil durch die Christianisierung verloren. Naga-Darstellungen finden sich noch an einer im Stil eines traditionellen Hauses errichteten Moschee in Lerabaing (Alor) und verweisen auf die Übernahme alter Geistervorstellungen in den islamischen Glauben.[3]

Anfang des 20. Jahrhunderts verbrannten Missionare alle schlangenähnlichen Holzfiguren, die nicht rechtzeitig von der Bevölkerung versteckt wurden. Dadurch sollte die Machtlosigkeit dieser Schutzgeister demonstriert werden. Auf der Insel Alor waren die hölzernen Nagas mit einem sakralen Stein zu Füßen auf dem zentralen Dorfplatz (Festplatz) aufgestellt und wurden ulenai genannt. Da auch der Lego lego-Tanz verboten wurde, konnten die traditionellen Begräbniszeremonien nicht mehr richtig stattfinden, was dazu führte, dass die Ahnen aus dem Jenseits ebenso wenig wie die verschwundenen Nagas unterstützend eingreifen konnten und die Bevölkerung nicht wusste, wie sie sich vor dem Einfluss der fremden Nagas schützen sollte.

Die eigene Naga kann vor den übelwollenden Nagas anderer Menschen schützen. Die Ursache für diese Kraft liegt im Schöpfungsmythos der ersten Menschen begründet. Der Urahn Manimoti versuchte in zwei Anläufen, Menschen zu erschaffen. Auf Anweisung des obersten Schöpfergottes Lahatala schnitzte er zwei Naga-Holzfiguren und legte sie unter einen Steinhaufen. Als Lahatala ihnen Atem gab, fingen sie an zu summen, regten sich aber ansonsten nicht. Erst der zweite Versuch verlief erfolgreich. Dabei formte er die ersten Menschen, drei Männer und drei Frauen, aus Reis- und Maismehl, das mit Wachs und Wasser vermischt wurde. Gong-Musik erweckte sie zum Leben. Nagas sind laut diesem Mythos eng mit den Menschen verbunden, es sind unvollendete Menschen, die durch den Atem zwar eine Seele erhalten haben, denen aber die Fähigkeit, selbständig leben zu können noch fehlt.

Ernst Vatter fand um 1930 zwei Arten von Nagas auf den Kleinen Sunda-Inseln:[4] naturalistische Holzfiguren und abstrahierte „Rankennagas“, bei denen die Schlangenform noch annähernd zu erkennen war. Die naturalistischen Figuren besaßen ein weit geöffnetes Maul mit spitzen Zähnen, unterhalb war ein Schälchen für Opfergaben aus dem Holz geformt, das bei den Rankennagas fehlte. Der Schwanz der naturalistischen Nagas endete manchmal in einer Vogelfigur, der in der indonesischen Mythologie häufig anzutreffenden Verbindung Schlange–Vogel.[5]

Literatur

  • Alexander M. Dubianski: Ritual and Mythological Sources of the Early Tamil Poetry. Egbert Forsten, Groningen 2000, ISBN 90-6980-110-8 (Gonda Indological Studies 8), (Übersetzung von: Ритуально-мифологические истоки древнетамильской лирики. Наука, Москва 1989, ISBN 5-02-016976-5).
  • Heiner Uber, Papu Pramod Mondhe: WeltSchlangen SchlangenWelten. Auf den Spuren eines Reptils durch Mythos und Magie. Frederking & Thaler, München 2002, ISBN 3-89405-399-2.
  • Heinrich Zimmer: Indische Mythen und Symbole. Diederichs, Düsseldorf 1981, ISBN 3-424-00693-9.
  • Rudolf Steiner: Kosmologie und menschliche Evolution. Einführung in die Theosophie – Farbenlehre, GA 91 (2018), ISBN 978-3-7274-0910-3
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

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