Baum der Erkenntnis

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Michelangelo: Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies (Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle)

Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (hebr. עץ הדעת טוב ורע °ez had-da°at tôb wâ-râ, griech. τὸ ξύλον τοῦ εἰδέναι γνωστὸν καλοῦ καὶ πονηροῦ, lat. lignum sapientiae boni et mali) steht nach dem Bericht der Genesis zusammen mit dem Baum des Lebens in der Mitte des Paradiesesgartens. Der Baum der Erkenntnis ist in der Sprache der Elohim, die diese bereits auf der alten Sonne entwickelt haben, der physische Leib des Menschen. Mit dem Baum des Lebens ist hingegen der Ätherleib gemeint (Lit.: GA 253, S 58ff).

Der Paradiesesmensch war noch ein doppelgeschlechtliches, hermaphroditisches Wesen. Durch die luziferische Versuchung wurde er in den Sündenfall verstrickt und nahm einen dichteren physischen Leib an, als ursprünglich vorgesehen war. Nur dadurch aber konnte er ein eigenständiges Ich entwickeln. Dadurch, dass dem Menschen zugleich auch der Zutritt zum Baum des Lebens verwehrt wurde, kam es erst zur Geschlechtertrennung. Tatsächlich sind die Erkenntniskräfte verwandelte bzw. herabgelähmte Fortpflanzungskräfte:

"Physisch haben wir zunächst das Weib, das befruchtet wird von oben. Das Befruchtende war der göttliche Geist im Weibe. Als die Spaltung der Geschlechter stattfand, trat die Differenzierung so ein, daß sich zunächst für das weibliche Geschlecht die geistigen Befruchtungsorgane in Weisheitsorgane verwandelten. Die männliche Kraft, die das Weib in sich hatte, die verwandelte die schöpferische Kraft in die Organe der Weisheit. So blieb dem Weibe die Hälfte der hervorbringenden Kraft; dem Manne blieb die schöpferische physische Kraft. Durch diese Trennung entstanden physisch das Rückenmark und das Gehirn mit den Nervensträngen, dargestellt in dem Baum des Lebens und dem Baum der Erkenntnis. Das Organ der Weisheit ist ausgebildet in den Rückgratringen mit dem Rückenmark und dessen Ausdehnung im Gehirn. Von da an ist eine Zweiheit im Menschen: Das sind die zwei Bäume in der biblischen Urkunde, der Baum der Erkenntnis und der Baum des Lebens. Es wird bekanntlich dem zweigeschlechtlichen Menschen verboten, vom Baume der Erkenntnis zu essen. Die Kraft, die Jahve in den Menschen gelegt hatte, war: seine Weisheit im Weibe wirken zu lassen. «Du sollst nicht essen vom Baume der Erkenntnis», heißt so viel wie: Du sollst nicht die befruchtende Kraft abtrennen und selbständig machen.– Denn dadurch geht dem Weibe die Jahve-Kraft, die befruchtende Kraft verloren. Als das Weib vom Baume der Erkenntnis aß, legte es den Grund dazu, selbständig in der Weisheit zu werden und somit aufzuhören, ein unselbständiges Werkzeug Jahves zu bleiben, wie dieser es geplant hatte. Darauf folgt die Strafe, von Jahve verhängt. Neue Leiber müssen entstehen, die das Karma des vorigen Lebens austragen, der Tod und das Geborenwerden kommen in die Welt." (Lit.: GA 93, S 231ff)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende , GA 93 (1991)
  2. Rudolf Steiner: Probleme des Zusammenlebens in der Anthroposophischen Gesellschaft, GA 253 (1989)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.