Auge für Auge und Li Livres Dou Trésor: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Auge für Auge''' ({{HeS|עין תּחת עין|ajin tachat ajin}}) bzw. '''Auge um Auge, Zahn um Zahn''' ist ein vor allem aus dem [[Wikipedia:2. Buch Mose|2. Buch Mose]] bekanntes [[Rechtsprinzip]], wonach gemäß des [[Talionsprinzip]]s eine gewisse [[Verhälnismäßigkeitsprinzip|Verhältnismäßigkeit]] zwischen der begangenen [[Tat]] und der verhängten [[Strafe]] hergestellt werden sollte. Das bis dahin (und teilweise heute noch) im alten [[Orient]] vorherrschende, noch ganz in der [[Gruppenseele]] begründete Prinzip der [[Blutrache]] sollte damit entschärft werden.
[[File:Latini - Livres dou Tresor, per Gioan Antonio & fratelli da Sabbio, ad instanza di Nicolo Garanta & Francesco da Salo libbrari & compagni - 4620219 968525 00005.tif|mini|300px|Frontispiz von Brunetto Latinis „Il Tesoro“ in der italienischen Übersetzung von 1528 [http://gutenberg.beic.it/webclient/DeliveryManager?pid=4620219]]]


{{Zitat|23 Entsteht ein dauernder Schaden, so sollst du geben Leben um Leben,
'''Li livres dou Trésor''' ({{FrS}} „Schatzbücher“), kurz auch '''Trésor''' genannt, ist eine von  dem [[italien]]ische [[Dichter]] und Gelehrten [[Brunetto Latini]] (* um 1220; † 1294) in [[Französische Sprache|französischer Sprache]] verfasste [[Enzyklopädie]], die einen auch für [[Laie]]n verständlichen Überblick über das Wissen seiner Zeit gibt und vor allem auch praktisches Wissen übermitteln sollte. Sie entstand in den Jahren 1260 – 1267 während Brunettos Exil in [[Wikipedia:Paris|Paris]]. Er schuf damit die erste bedeutsame volkssprachliche Enzyklopädie für das breite Volk. [[Dante Alighieri]] (1265-1321), der Brunettos Schüler war, erwähnt den ''Trésor'' in seiner „[[Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]]“, wo er Brunetto wie folgt zitiert: ''„Mein Schatz sei dir empfohlen. Ich leb’ in ihm noch – mehr begehr ich nicht.“'' (Inferno 15, 119)
24 Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß,
25 Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Beule um Beule.|[[Wikipedia:2. Buch Mose|Exodus]]|{{BB|Ex|21|23-25|LUT}}}}


== Siehe auch ==
[[Francesco da Barberino]] (1264-1348), ebenfalls ein Schüler Brunettos, hat später mit seinen «[[I Documenti d'Amore]]», die vermutlich zwischen 1309 und 1313 geschrieben wurden, ein einzigartiges [[Enzyklopädie|enzyklopädisches]] Kompendium verfasst, das eine Übersicht über die gesamten literarischen und wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit gibt und damit Brunettos Tradition folgt.


* {{WikipediaDE|Auge für Auge}}
1528 wurde die italienische Übersetzung von Brunettos Werk unter dem Titel „Il Tesor“ gedruckt. 1863 wurde das französische Original in Paris von ''François Adrien Polycarpe Chabeille'' (1796-1863) erneut aufgelegt.


[[Kategorie:Rechtsleben]] [[Kategorie:Tanach]] [[Kategorie:Bibel]] [[Kategorie:Altes Testament]]
== Die drei Bücher des «Trésor» ==
 
''Li livres dou Trésor'' besteht aus drei Büchern, die sich jeweils in mehrere Teile und Kapitel untergliedern. Der Stil von Brunetto Latini ist regelmäßig, klar und schmucklos.
 
* Das erste Buch beschäftigt sich mit dem Ursprung und der Geschichte der Welt, wie sie im [[Altes Testament|Alten]] und [[Neues Testament|Neuen Testament]] beschrieben wird. Weiters wird über die ersten Herrschaftsformen berichtet, ebenso über die [[Astronomie]], die [[Geographie]] und [[Naturgeschichte]], hauptsächlich unter Berufung auf [[Aristoteles]] und [[Plinius der Ältere|Plinius]].
 
* Das zweite Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist ein Auszug aus der [[Moral]]lehre des Aristoteles. Der zweite, wesentlich umfangreichere Teil gibt dazu einen ausführlichen Kommentar, der auf die praktische und logisch folgerichtige Anwendung der Moralprinzipien abzielt.
 
* Das dritte Buch behandelt speziell die Politik und Regierung der Stadt Florenz und beginnt mit einer langen Abhandlung über die [[Rhetorik]]. Brunetto stützt sich dabei vornehmlich auf [[Cicero]], dessen ''De Inventione'' er bereits zuvor übersetzt und weitläufig kommentiert hatte und als eine der wichtigsten Quellen der altitalienischen Sprache gilt. Daneben werden auch andere [[antike]] Autoren ausführlich zitiert. Der letzte Abschnitt ist einer der kürzesten, aber zweifellos der originellste und interessanteste von allen. Hier geht es nicht um die Politik im Allgemeinen, sondern speziell um die Regierungen der italienischen Republiken gegen Ende des elften Jahrhunderts. Dieser Teil enthält unter anderem eine sehr bemerkenswerte Passage über die Folter. Diese solle nur für Gewaltdelikte und nur bei entsprechenden aussagekräftigen Beweisen angewendet werden. Die Art und Weise der Befragung solle dabei zugunsten des Angeklagten geführt werden. Die letzten drei Kapitel zeigen eine merkwürdige Annäherung an einen Artikel der Verordnung von Saint Louis von 1254 zur Reform der Moral.
 
== Weblinks ==
 
* [http://archive.org/details/lilivresdoutreso00latiuoft ''Li livres dou Trésor, par Brunetto Latini''], Paris 1863 auf: [http://archive.org archive.org]
 
[[Kategorie:Literatur]] [[Kategorie:Wissen]] [[Kategorie:Dante]]

Version vom 13. November 2017, 16:22 Uhr

Frontispiz von Brunetto Latinis „Il Tesoro“ in der italienischen Übersetzung von 1528 [1]

Li livres dou Trésor (franz. „Schatzbücher“), kurz auch Trésor genannt, ist eine von dem italienische Dichter und Gelehrten Brunetto Latini (* um 1220; † 1294) in französischer Sprache verfasste Enzyklopädie, die einen auch für Laien verständlichen Überblick über das Wissen seiner Zeit gibt und vor allem auch praktisches Wissen übermitteln sollte. Sie entstand in den Jahren 1260 – 1267 während Brunettos Exil in Paris. Er schuf damit die erste bedeutsame volkssprachliche Enzyklopädie für das breite Volk. Dante Alighieri (1265-1321), der Brunettos Schüler war, erwähnt den Trésor in seiner „Göttlichen Komödie“, wo er Brunetto wie folgt zitiert: „Mein Schatz sei dir empfohlen. Ich leb’ in ihm noch – mehr begehr ich nicht.“ (Inferno 15, 119)

Francesco da Barberino (1264-1348), ebenfalls ein Schüler Brunettos, hat später mit seinen «I Documenti d'Amore», die vermutlich zwischen 1309 und 1313 geschrieben wurden, ein einzigartiges enzyklopädisches Kompendium verfasst, das eine Übersicht über die gesamten literarischen und wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit gibt und damit Brunettos Tradition folgt.

1528 wurde die italienische Übersetzung von Brunettos Werk unter dem Titel „Il Tesor“ gedruckt. 1863 wurde das französische Original in Paris von François Adrien Polycarpe Chabeille (1796-1863) erneut aufgelegt.

Die drei Bücher des «Trésor»

Li livres dou Trésor besteht aus drei Büchern, die sich jeweils in mehrere Teile und Kapitel untergliedern. Der Stil von Brunetto Latini ist regelmäßig, klar und schmucklos.

  • Das zweite Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist ein Auszug aus der Morallehre des Aristoteles. Der zweite, wesentlich umfangreichere Teil gibt dazu einen ausführlichen Kommentar, der auf die praktische und logisch folgerichtige Anwendung der Moralprinzipien abzielt.
  • Das dritte Buch behandelt speziell die Politik und Regierung der Stadt Florenz und beginnt mit einer langen Abhandlung über die Rhetorik. Brunetto stützt sich dabei vornehmlich auf Cicero, dessen De Inventione er bereits zuvor übersetzt und weitläufig kommentiert hatte und als eine der wichtigsten Quellen der altitalienischen Sprache gilt. Daneben werden auch andere antike Autoren ausführlich zitiert. Der letzte Abschnitt ist einer der kürzesten, aber zweifellos der originellste und interessanteste von allen. Hier geht es nicht um die Politik im Allgemeinen, sondern speziell um die Regierungen der italienischen Republiken gegen Ende des elften Jahrhunderts. Dieser Teil enthält unter anderem eine sehr bemerkenswerte Passage über die Folter. Diese solle nur für Gewaltdelikte und nur bei entsprechenden aussagekräftigen Beweisen angewendet werden. Die Art und Weise der Befragung solle dabei zugunsten des Angeklagten geführt werden. Die letzten drei Kapitel zeigen eine merkwürdige Annäherung an einen Artikel der Verordnung von Saint Louis von 1254 zur Reform der Moral.

Weblinks