Physikalismus

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Als Physikalismus wird die in der Philosophie und Wissenschaftstheorie heute häufig vertretene monistische metaphysische These bezeichnet, wonach das gesamte Weltgeschehen, auch Leben und Bewusstsein, auf rein physikalischen Prinzipien beruhe und aus diesen letztlich vollständig erklärbar sei. Zugleich ist der Physikalismus zwar nicht deckungsgleich, aber doch eng verschwistert mit dem Materialismus. Jegliche eigenständige seelische oder geistige Wirklichkeit wird damit selbstverständlich in das Reich der Illusionen verwiesen und zu einem bloßen Epiphänomen des physikalisch-chemischen Geschehens erklärt.

In Konsequenz bedeutet das für sämtliche Naturwissenschaften, dass grundsätzlich nur eine reduktionistisch-physikalistische Betrachtungsweise als wissenschaftlich vertretbar angesehen wird, die sich ausschließlich auf physisch konstatierbare Tatsachen und eine weitgehend materialistisch-mechanistische Erklärungsweise beschränkt. Dieser Ansatz ist allerdings gerade in der modernen Physik, namentlich in der Quantenphysik, die die Grenzen des materialistisch-mechanistischen Weltbildes längst gesprengt hat, mehr als problematisch geworden. Darauf haben u.a. Hans-Peter Dürr, Daniel Dahm und Rudolf zur Lippe in ihrem 2005 veröffentlichten und vielbeachteten Potsdamer Manifest 2005 nachdrücklich hingewiesen.

„Die Einsichten der modernen Physik, der ‚Quantenphysik’, legen eine Weltdeutung nahe, die grundsätzlich aus dem materialistisch-mechanischen Weltbild herausführt. Anstelle der bisher angenommenen Welt, einer mechanistischen, dinglichen (objektivierbaren), zeitlich determinierten ‚Realität’ entpuppt sich die eigentliche Wirklichkeit (eine Welt, die wirkt) im Grunde als ‚Potenzialität’, ein nicht-auftrennbares, immaterielles, zeitlich wesentlich indeterminiertes und genuin kreatives Beziehungsgefüge, das nur gewichtete Kann-Möglichkeiten, differenziertes Vermögen (Potenzial) für eine materiell-energetische Realisierung festlegt. Die im Grunde offene, kreative, immaterielle Allverbundenheit der Wirklichkeit, erlaubt die unbelebte und auch die belebte Welt als nur verschiedene – nämlich statisch stabile bzw. offene, statisch instabile, aber dynamisch stabilisierte – Artikulationen eines ‚prä-lebendigen’ Kosmos aufzufassen.“

Potsdamer Manifest 2005