Hybernische Mysterien und Eugen Drewermann: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Hybernische Mysterien''', die [[Mysterien]] [[Wikipedia:Irland|Irland]]s ([[Hybernia]]), haben lange Zeit bestanden. Nachklänge der alten [[Atlantis|atlantischen]] [[Initiation]] wirkten hier noch lange nach und verbanden sich später mit dem [[Christentum]], nachdem man im inneren [[geist]]igen Schauen das [[Mysterium von Golgatha]] zeitgleich zu den Ereignissen in [[Wikipedia:Palästina|Palästina]] miterlebt hatte.
[[Datei:Eugen Drewermann 2010.JPG|miniatur|Eugen Drewermann auf der Leipziger Buchmesse 2010]] 
'''Eugen Drewermann''' (* 20. Juni 1940 in Bergkamen) ist ein katholischer Theologe, suspendierter Priester, [[Psychoanalytiker]] und Schriftsteller. Er ist ein wichtiger Vertreter der [[Biblische Exegese#Tiefenpsychologische Exegese|tiefenpsychologischen Exegese]] und als kirchenkritischer Publizist regelmäßig in den Medien präsent.


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== Werke (Auswahl) ==
"Die Mysterien von Hybernia, die irischen Mysterien, haben ja
* 1978: Strukturen des Bösen (zugleich 1977 als Habilitationsschrift angenommene Promotion), Schöningh Verlag 1988 ISBN 3-506-72100-3 (mit Imprimatur Paderborn 1976)
lange Zeit bestanden. Sie haben bestanden noch zur Zeit der Begründung
* 1981: Eugen Drewermann, Ingritt Neuhaus: ''[[Wikipedia:Das Mädchen ohne Hände|Das Mädchen ohne Hände]]. Märchen Nr. 31 aus der Grimmschen Sammlung.'' Walter, Olten, ISBN 3-530-16860-2.
des Christentums, und sie sind diejenigen, welche von
* 1984:
einer gewissen Seite her die alten Weisheitslehren der atlantischen
** [[Psychoanalyse]] und [[Wikipedia:Moraltheologie|Moraltheologie]] (3 Bände), Verlag: M. Grünewald, Mainz; Auflage: N.-A. (1992) ISBN 3-786-70989-0
Bevölkerung am treuesten bewahrt haben. Nun möchte ich Ihnen
** Das Eigentliche ist unsichtbar. [[Wikipedia:Der kleine Prinz|Der kleine Prinz]] tiefenpsychologisch gedeutet, Herder, Freiburg; Auflage: 19 (1984) ISBN 3-451-04894-9
ein Bild geben zunächst über die Erlebnisse, die jemand hatte, der
* 1985: Tiefenpsychologie und Exegese (2 Bände) Walter-Verlag; Auflage: 6. Aufl. (1992), ISBN 3-530-16852-1
in die irischen Mysterien in der nachatlantischen Zeit eingeweiht
* 1988:
worden ist. Derjenige, der diese Weihe, diese Initiation empfangen
** Das [[Markusevangelium]], Walter Distribution, Neuauflage 1992, ISBN 3-530-16871-8
sollte, mußte dazumal in einer strengen Art vorbereitet werden, wie
** ''[[Kleriker]]: Psychogramm eines Ideals'', Walter-Verlag AG, Olten, 7. Auflage 1990, 900 S. ISBN 3-530-16902-1
überhaupt die Vorbereitungen in die Mysterien in alten Zeiten von
** Ich steige hinab in die Barke der Sonne. Meditationen zu Tod und Auferstehung, Walter-Verlag; Auflage: 6., Aufl. (1993) ISBN 3-530-16901-3
einer außerordentlichen Strenge waren. Der Mensch mußte eigentlich
** ''"An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen"'' Antwort auf Rudolf Peschs und Gerhard Lohfinks "Tiefenpsychologie und keine Exegese", Walter-Verlag AG, Olten 1988, ISBN 3-530-16857-2
innerlich in seiner Seelenverfassung, in seiner ganzen menschheitlichen
* 1990: Über die Unsterblichkeit der Tiere, Walter-Verlag, ISBN 3-530-16874-2
Verfassung umgestaltet werden. Dann handelte es sich
* 1991:
darum, daß bei den Mysterien von Hybernia der Mensch zunächst so
** Die Spirale der Angst. Der Krieg und das Christentum Herder, Freiburg. ISBN 3-451-04003-4
vorbereitet wurde, daß er aufmerksam wurde, in starken inneren
** Reden gegen den Krieg: Patmos (erweiterte Neuauflage 2002). ISBN 3-491-72466-X
Erlebnissen aufmerksam wurde auf dasjenige, was trügerisch ist in
* 1992:
dem den Menschen umgebenden Sein, in allen den Dingen, die den
** ''Worum es eigentlich geht. Protokoll einer Verurteilung''. 2. Auflage 1992 (21-40Tsd.), Kösel Verlag GmbH & Co., München, 511 S., ISBN 3-466-20356-2
Menschen so umgeben, daß er ihnen zunächst der Sinneswahrnehmung
** Giordano Bruno oder Der Spiegel des Unendlichen. Roman Dtv (1999) ISBN 3-423-30747-1
nach das Sein zuschreibt. Und der Mensch wurde ferner aufmerksam
** Wenn der Himmel die Erde berührt. Meditationen zu den Gleichnissen Jesu Patmos; Überarb. Neuausg. (Januar 2004) ISBN 3-491-69407-8
gemacht auf all die Schwierigkeiten und Hemmnisse, die
* 1993: Glauben in Freiheit oder Tiefenpsychologie und Dogmatik, Band 1, 1. Auflage, ISBN 3-530-16896-3, 2.te Auflage 1993 Walter Verlag AG, 719 S.
sich ihm gegenüberstellen, wenn er nach der Wahrheit, nach der
* 1998: Band 2 Jesus von Nazareth, Befreiung zum Frieden, 819 S. ISBN 3-530-16897-1,
wirklichen Wahrheit strebt. Der Mensch wurde aufmerksam gemacht,
* 1998: Daß auch der Allerniedrigste mein Bruder sei: [[Dostojewski]] – Dichter der Menschlichkeit. Walter, ISBN 3-530-40048-3
daß im Grunde genommen alles, was uns in der Sinneswelt
* 1998: Von Tieren und Menschen. Moderne Fabeln. Walter, Neuauflage 2002 Patmos, ISBN 3491690471
umgibt, eine Illusion ist, daß die Sinne ein Illusionäres geben und
* 1999: und es geschah so – Die moderne Biologie und die Frage nach Gott.
daß sich die Wahrheit verbirgt hinter der Illusion, daß also eigentlich
* 2002: Im Anfang…, Glaube in Freiheit, bisher 6 Bände
das wahre Sein vom Menschen durch die Sinneswahrnehmung
* 2003:
nicht zu erreichen ist." {{Lit|{{G|233|62f}}}}
** Religiös bedingte neurotische Erkrankungen, Pabst Science Publishers, 2003 ISBN 978-3-89967-045-5
</div>
** Eugen Drewermann – Rebell oder Prophet? Der unbequeme Theologe im Gespräch mit Felizitas von Schönborn (edition q)
* 2004:
** Moby Dick oder Vom Ungeheuren, ein Mensch zu sein, Patmos, ISBN 3-530-17010-0
** Wenn die Sterne Götter wären. Moderne Kosmologie und Glaube. Im Gespräch mit Jürgen Hoeren. Herder, ISBN 3-451-28348-4
* 2006
** Atem des Lebens – Band 1: Das Gehirn. Die moderne Neurologie und die Frage nach Gott. Patmos, ISBN 3-491-21000-3
* 2007:
** Atem des Lebens – Band 2: Die Seele. Patmos Verlag, Düsseldorf ISBN 3-491-21001-1
** Von der Macht des Geldes oder Märchen der Ökonomie, Patmos Verlag, Düsseldorf ISBN 3-491-21002-X
** Die Rechtlosigkeit der Kreatur im christlichen Abendland oder: von einer wichtigen Ausnahme. Beitrag Drewermanns in: Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft Tierethik (Hrsg.). ''Tierrechte – Eine interdisziplinäre Herausforderung.'' Erlangen 2007. ISBN 978-3-89131-417-3
* 2008:
** Jesus von Nazareth – Bild eines Menschen, Patmos Verlag, Düsseldorf ISBN 3-491-21003-8
* 2009:
** Das Lukas-Evangelium: Band 1: Lukas 1,1 - 12,1 / Bilder erinnerter Zukunft, Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 3-491-21006-2
** Das Lukas-Evangelium: Band 2: Lukas 12 - 24 / Bilder erinnerter Zukunft, Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-21007-3
* 2010:
** Woran ich glaube: Wir glauben, weil wir lieben, Patmos Verlag, 2010, ISBN 978-3-491-72549-2
** Heimkehrer aus der Hölle, Patmos-Verlag der Schwabenverlag AG, 2010, ISBN 978-3-491-72568-3
* 2011:
** Nur die Liebe lehrt uns Glauben, Publik-Forum Streitschrift , 2011, 978-3880952188
** Das Lukas-Evangelium: Band 3: Die Apostelgeschichte / Bilder erinnerter Zukunft, Patmos Verlag, Düsseldorf 2011, ISBN 978-3-491-21009-7
* 2012:
** Die großen Fragen - oder: Menschlich von Gott reden, mit Michael Albus, PatmosVerlag, Düsseldorf 2012, ISBN 978-3-843-60143-6
** Die sieben Tugenden, Patmos Verlag, Düsseldorf 2012, ISBN 978-3-843-60173-3
** Wege zur Menschlichkeit. Von der absoluten Notwendigkeit der Gnade. (Basierend auf dem am 18. Mai 2012 während des Alternativprogrammes zum Katholikentag in Mannheim gehaltenen Vortrag (der auch als DVD oder Hör-CD erhältlich ist).  


Wenn der [[Geistesschüler]] das durchlebt hatte, dieses Spannungsfeld von [[Illusion]] und [[Wahrheit]], dann wurde er vor zwei Bildsäulen geführt, eine [[männlich]]e und eine [[weiblich]]e. Die männliche Bildsäule, die '''[[Sonne]]nsäule''', war hohl und aus einem elastischen Stoff gefertigt und alle Gestaltungskräfte schienen hier vom [[Kopf]] auszugehen:
{{DEFAULTSORT:Drewermann, Eugen}}
[[Kategorie:Katholischer Theologe]]
[[Kategorie:Psychoanalytiker]]
[[Kategorie:Psychologe]]  
[[Kategorie:Autor (Christentum)]]
[[Kategirie|Autor (Psychologie)]]  
[[Kategorie:Schriftsteller]]
[[Kategorie:Deutscher]]  
[[Kategorie:Geboren 1940]]  
[[Kategorie:Mann]]


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{{Wikipedia}}
"Und die eine dieser
Bildsäulen von gigantischer Größe, sie war so, daß sie innerlich hohl
war; die Außenfläche, die den Hohlraum umgab, also die Gesamtsubstanz,
aus der die Bildsäule bestand, war ein durchaus elastischer
Stoff, so daß überall, wo man drückte, man hineindrücken konnte
in die Bildsäule. Aber in dem Augenblicke, wo man mit dem
Drücken nachließ, da stellte sich die Form wieder her. Die ganze
Bildsäule war so gemacht, daß vorzugsweise das Haupt ausgebildet
war und daß man, indem man ihr entgegentrat, das Gefühl
hatte: vom Haupte aus strahlen die Kräfte in den übrigen kolossalen
Körper, denn den hohlen Innenraum sah man natürlich
nicht, nahm ihn nicht wahr, merkte ihn nur, wenn man drückte.
Und man wurde angehalten zu drücken. Man hatte das Gefühl,
daß der ganze übrige Körper außer dem Kopfe von den Kräften
des Kopfes ausgestrahlt wird, daß der Kopf alles tut an dieser
Bildsäule." {{Lit|{{G|233|64f}}}}
</div>
 
Die weibliche Bildsäule, die '''[[Mond]]ensäule''', war nicht hohl und bestand aus einem plastisch verformbaren Material:
 
<div style="margin-left:20px">
"Neben ihr
stand eine andere, die einen weiblichen Charakter hatte. Sie war
nicht hohl. Sie war aus einem nicht elastischen, aber plastischen
Stoff. Wenn man an ihr drückte - und man wurde wieder angehalten,
an ihr zu drücken -, zerstörte man die Form. Man grub ein
Loch ein in den Körper.
 
Aber nachdem der Schüler an der einen Bildsäule erfahren hatte,
daß durch Elastizität sich alles wieder herstellte in der Form, nachdem
er an der anderen Bildsäule erfahren hatte, daß er sie deformiert
hatte mit seinem Drücken, verließ er nach einigem anderen, von dem
ich gleich sprechen werde, den Raum, und er wurde erst wiederum
in diesen Raum geführt, wenn alle die Fehler, die Deformationen,
die er vollbracht hatte an der plastischen, nicht elastischen Bildsäule,
die einen weiblichen Charakter hatte, wieder ausgeglichen waren. Er
wurde erst wiederum hineingeführt, wenn die Bildsäule intakt war.
Und durch alle diese Vorbereitungen - ich kann die Sache nur
skizzenhaft schildern -, die der Schüler durchgemach hatte, bekam
er bei der Bildsäule, die einen weiblichen Charakter hatte, in seinem
ganzen Menschenwesen nach Geist, Seele und Leib ein inneres Erlebnis.
Dieses innere Erlebnis war ja auch schon früher bei ihm vorbereitet,
aber es stellte sich in vollstem Maße ein durch die suggestive
Wirkung der Bildsäule selber. Er bekam in sich ein Gefühl einer
inneren Erstarrung, einer inneren frostigen Erstarrung. Und diese
frostige Erstarrung wirkte so in ihm, daß er seine Seele mit Imaginationen
aufgefüllt sah, und diese Imaginationen waren Bilder des
Erdenwinters, Bilder, die darstellten den Erdenwinter. Also der
Schüler wurde dazu geführt, von innen heraus das Winterliche zu
schauen im Geiste.
 
Bei der anderen Bildsäule, der männlichen, war es so, daß der
Schüler etwas empfand, wie wenn all sein Leben, das er sonst in
seinem ganzen Leibe hatte, in sein Blut ginge, wie wenn das Blut
durchdrungen würde von Kräften und an die Haut drückte.
Während er also vor der einen Bildsäule glauben mußte, zum
frostigen Skelett zu werden, mußte er vor der anderen Bildsäule
glauben, daß sein ganzes inneres Leben in Hitze zugrunde gehe und
er lebe in seiner ausgespannten Haut. Und dieses Erleben des
ganzen Menschen, an dessen Oberfläche gedrückt, das führte den
Schüler dazu, die Einsicht zu bekommen, sich zu sagen: Du verspürst
dich, du empfindest dich, du erlebst dich so, wie du wärest,
wenn von allem im Kosmos allein die Sonne auf dich wirkte. - Und
der Schüler lernte auf diese Weise die kosmische Sonnenwirkung in
ihrer Verteilung erkennen. Er lernte erkennen die Beziehung des
Menschen zur Sonne. Und er lernte erkennen, daß der Mensch nur
deshalb in Wirklichkeit nicht so ist, wie er sich jetzt unter der
suggestiven Wirkung der Sonnenstatue vorkam, weil andere Kräfte
von anderen Weltenecken aus diese Wirkung modifizieren. In
solcher Art lernte sich der Schüler einleben in den Kosmos. Und
wenn der Schüler die suggestive Wirkung der Mondenstatue empfand,
wenn er also innerlich das Frostige hatte der Erstarrung, die
winterliche Landschaft erlebte - bei der Sonnenstatue erlebte er
sommerliche Landschaft im Geiste, wie aus sich selbst erzeugt -,
dann fühlte der Mensch, wie er wäre, wenn nur die Mondenwirkungen
da wären." {{Lit|{{G|233|65ff}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Und es wurde eben durch die suggestive Wirkung der Sonnenstatue
sein Wesen in seinem ganzen Blutumlauf konzentriert. Der Mensch
lernte sich als Sonnenwesen kennen, indem er diese suggestive
Wirkung in sich erlebte. Und der Mensch lernte sich als Mondenwesen
kennen, indem er die suggestive Wirkung der weiblichen Statue
erlebte. Und dann konnte er aus diesen seinen inneren Erlebnissen
heraus sagen, wie Sonne und Mond auf den Menschen wirken, sowie
heute der Mensch nach dem Erlebnis seines Auges sagen kann, wie die
Rose wirkt, nach dem Erlebnis seines Ohres, wie der Ton ''cis'' wirkt und
so weiter. Und so erlebten die Schüler dieser Mysterien noch in den
nachatlantischen Zeiten das Eingegliedertsein des Menschen in den
Kosmos. Das wurde für sie eine unmittelbare Erfahrung." {{Lit|{{G|233|67}}}}
</div>
 
[[Datei:GA 232 107.gif|center|600px|Die beiden Bildsäulen]]
 
<div style="margin-left:20px">
"Jetzt blieb aber der einweihende Priester, der Initiator,
bei dem Schüler in dem Tempel drinnen. Und jetzt sah der Schüler,
nachdem er erst wiederum in lautloser Stille hatte lauschen können auf
dasjenige, was ihm die eigene Seele sagen konnte nach all diesen Vorbereitungen
und Prüfungen, nachdem das längere Zeit gedauert hatte,
wie aufsteigend seinen initiierenden Priester über dem Haupte dieser
einen Gestalt zunächst. Und es erschien dann so, wie wenn die Sonne
eben weiter rückwärts wäre, und in dem Räume, der da als Zwischenraum
war zwischen der Statue und der Sonne, erschien der Priester, wie
die Sonne bedeckend. Die Statuen waren sehr groß, so daß der Priester
eigentlich in einer gewissen Kleinheit hier über der Statue nur dem
Haupte nach erschien, gewissermaßen die Sonne bedeckend; mit dem
anderen stand er unten. Dann kam wie aus einem Musikalisch-Harmonischen
heraus wirkend - mit einem Musikalisch-Harmonischen begann
die Zeremonie - die Sprache des Initiators. Und so, wie eben einmal
der Schüler war in diesem Stadium, erschien es ihm so, wie wenn
die Worte, die nun von den Lippen des Initiators ertönten, von der
Statue gesagt wurden. Und zwar tönten ihm die Worte entgegen:
 
<center><table><tr><td>
<poem>
Ich bin das Bild der Welt,
Sieh, wie das Sein mir fehlt.
Ich lebe in deiner Erkenntnis,
Ich werde in dir nun Bekenntnis.
</poem>
</td></tr></table></center>
 
[...]
 
Nachdem der Priester wiederum zurückgestiegen war, der Schüler
wiederum in lautlose Stille versetzt war, der Priester hinausgegangen
war, den Schüler allein gelassen hatte, kam nach einiger Zeit ein zweiter
Initiator. Der erschien dann über der zweiten Statue. Und wiederum
erklang nun wie aus Musikalisch-Harmonischem heraus die Stimme
dieses Priester-Initiators, und die ergab die Worte, die ich Ihnen
so wiedergeben kann:
 
<center><table><tr><td>
<poem>
Ich bin das Bild der Welt,
Sieh, wie Wahrheit mir fehlt.
Willst du mit mir zu leben wagen,
So werd' ich dir zum Behagen.
</poem>
</td></tr></table></center>
 
[...]
 
Wiederum verschwand der Initiator. Wiederum wurde der Schüler
allein gelassen. Und während dieser einsamen Stille empfand eigentlich
jeder - wenigstens scheint das so, daß jeder es empfand - etwas, was
sich vielleicht in den folgenden Worten ausdrücken läßt: Ich stehe an
der Schwelle zur geistigen Welt.
 
[...]
Und während er so dieses Innerliche durchmachte, war es ihm, als ob
die Bildsäulen selber sprechen würden. Er hatte nun etwas wie das
innere Wort erlangt, und es war so, wie wenn die Bildsäulen selber
sprechen würden. Und es sagte die eine Bildsäule:
 
<center><table><tr><td>
<poem>
Ich bin die Erkenntnis.
Aber was ich bin, ist kein Sein.
</poem>
</td></tr></table></center>
 
Und jetzt bekam der Schüler dieses ganze, man möchte sagen,
schreckausstrahlende Gefühl: Was man an Ideen hat, ist ja alles eben
nur Idee, da ist kein Sein darinnen. Strengt man den menschlichen
Kopf an - so hatte der Schüler das Gefühl - , so kommt man zwar zu
Ideen, aber nirgends ist ein Sein. Ideen sind Schein, kein Sein.
Und die andere Bildsäule war wie sprechend; sie sagte:
 
<center><table><tr><td>
<poem>
Ich bin die Phantasie,
Aber was ich bin, hat keine Wahrheit.
</poem>
</td></tr></table></center>
 
So stellten sich vor den Schüler hin die beiden Bildsäulen, wovon
die eine ihm vergegenwärtigte, was die Ideen sind ohne Sein, und die
andere, was die Bilder der Phantasie sind ohne Wahrheit." {{Lit|{{G|232|110ff}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Es waren diese hybernischen Mysterien große Mysterien.
Und ihre eigentliche Blüte hatten sie in dem Zeitalter, das noch dem
Mysterium von Golgatha voranging. Aber es war eben das Eigentümliche
der großen Mysterien, daß in diesen großen Mysterien von dem
Christus als dem Zukünftigen gesprochen wurde, wie später von den
Menschen von dem Christus als dem durch vergangene Ereignisse
Hindurchgeschrittenen gesprochen wurde. Und eigentlich wollte man
nach der ersten Einweihung dem Schüler zeigen, indem man ihm beim
Ausgange das Bild des Christus vorführte: alles das, was der Weltengang
der Erde ist, tendiert hin nach dem Ereignis von Golgatha. Das
wurde dazumal noch als ein Zukünftiges dargestellt.
 
[...]
 
Und als dann das Mysterium von Golgatha eintrat, da wurden, während
sich drüben in Palästina die merkwürdigen Ereignisse zutrugen,
die wir eben beschreiben, wenn wir das Christus Jesus-Erleben auf
Golgatha und seiner Umgebung darstellen, innerhalb der hybernischen
Mysterien und ihrer Gemeinde, das heißt dem Volke, das hinzugehörte
zu den hybernischen Mysterien, große Feste gefeiert. Und was
sich in Palästina wirklich zutrug, das trug sich in hundertfältiger Weise
bildhaft zu, ohne daß das Bild das Andenken an Vergangenes war, auf
der hybernischen Insel. Auf der hybernischen Insel erlebte man in Bildern
das Mysterium von Golgatha gleichzeitig, während sich das Mysterium
von Golgatha historisch in Palästina zutrug. Wenn später in
den Tempel- und Kirchenstätten das Mysterium von Golgatha im Bilde
erlebt wurde, im Bilde dem Volke gezeigt wurde, dann waren das
Bilder, die an etwas erinnerten, was auf der Erde vergangen war, was
also aus dem gewöhnlichen Bewußtsein heraus wie ein historisch Gedächtnismäßiges
geholt war. Auf der hybernischen Insel waren diese
Bilder vorhanden, als sie noch nicht durch das historische Gedächtnis
aus der Vergangenheit heraus geholt werden konnten, sondern als sie
erst herausgeholt werden konnten nur aus dem Geiste selber. Auf der
hybernischen Insel wurde geistig geschaut dasjenige, was sich für das
leibliche Auge in Palästina im Beginne unserer Zeitrechnung abspielte.
Und so erlebte eigentlich auf der hybernischen Insel die Menschheit
das Mysterium von Golgatha geistig. Und das bedeutet die Größe alles
dessen, was später gerade ausgegangen ist für die übrige Zivilisation
von dieser hybernischen Insel, was aber verschwunden ist in der späteren
Zeit." {{Lit|{{G|232|138f}}}}
</div>
 
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Mysteriengestaltungen'', [[GA 232]] (1998), ISBN 3-7274-2321-8 {{Vorträge|232}}
#Rudolf Steiner: ''Die Weltgeschichte in anthroposophischer Beleuchtung und als Grundlage der Erkenntnis des Menschengeistes'', [[GA 233]] (1991), ISBN 3-7274-2331-5 {{Vorträge|233}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Mysterien]]

Version vom 13. November 2018, 00:41 Uhr

Eugen Drewermann auf der Leipziger Buchmesse 2010

Eugen Drewermann (* 20. Juni 1940 in Bergkamen) ist ein katholischer Theologe, suspendierter Priester, Psychoanalytiker und Schriftsteller. Er ist ein wichtiger Vertreter der tiefenpsychologischen Exegese und als kirchenkritischer Publizist regelmäßig in den Medien präsent.

Werke (Auswahl)

  • 1978: Strukturen des Bösen (zugleich 1977 als Habilitationsschrift angenommene Promotion), Schöningh Verlag 1988 ISBN 3-506-72100-3 (mit Imprimatur Paderborn 1976)
  • 1981: Eugen Drewermann, Ingritt Neuhaus: Das Mädchen ohne Hände. Märchen Nr. 31 aus der Grimmschen Sammlung. Walter, Olten, ISBN 3-530-16860-2.
  • 1984:
  • 1985: Tiefenpsychologie und Exegese (2 Bände) Walter-Verlag; Auflage: 6. Aufl. (1992), ISBN 3-530-16852-1
  • 1988:
    • Das Markusevangelium, Walter Distribution, Neuauflage 1992, ISBN 3-530-16871-8
    • Kleriker: Psychogramm eines Ideals, Walter-Verlag AG, Olten, 7. Auflage 1990, 900 S. ISBN 3-530-16902-1
    • Ich steige hinab in die Barke der Sonne. Meditationen zu Tod und Auferstehung, Walter-Verlag; Auflage: 6., Aufl. (1993) ISBN 3-530-16901-3
    • "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" Antwort auf Rudolf Peschs und Gerhard Lohfinks "Tiefenpsychologie und keine Exegese", Walter-Verlag AG, Olten 1988, ISBN 3-530-16857-2
  • 1990: Über die Unsterblichkeit der Tiere, Walter-Verlag, ISBN 3-530-16874-2
  • 1991:
  • 1992:
    • Worum es eigentlich geht. Protokoll einer Verurteilung. 2. Auflage 1992 (21-40Tsd.), Kösel Verlag GmbH & Co., München, 511 S., ISBN 3-466-20356-2
    • Giordano Bruno oder Der Spiegel des Unendlichen. Roman Dtv (1999) ISBN 3-423-30747-1
    • Wenn der Himmel die Erde berührt. Meditationen zu den Gleichnissen Jesu Patmos; Überarb. Neuausg. (Januar 2004) ISBN 3-491-69407-8
  • 1993: Glauben in Freiheit oder Tiefenpsychologie und Dogmatik, Band 1, 1. Auflage, ISBN 3-530-16896-3, 2.te Auflage 1993 Walter Verlag AG, 719 S.
  • 1998: Band 2 Jesus von Nazareth, Befreiung zum Frieden, 819 S. ISBN 3-530-16897-1,
  • 1998: Daß auch der Allerniedrigste mein Bruder sei: Dostojewski – Dichter der Menschlichkeit. Walter, ISBN 3-530-40048-3
  • 1998: Von Tieren und Menschen. Moderne Fabeln. Walter, Neuauflage 2002 Patmos, ISBN 3491690471
  • 1999: und es geschah so – Die moderne Biologie und die Frage nach Gott.
  • 2002: Im Anfang…, Glaube in Freiheit, bisher 6 Bände
  • 2003:
    • Religiös bedingte neurotische Erkrankungen, Pabst Science Publishers, 2003 ISBN 978-3-89967-045-5
    • Eugen Drewermann – Rebell oder Prophet? Der unbequeme Theologe im Gespräch mit Felizitas von Schönborn (edition q)
  • 2004:
    • Moby Dick oder Vom Ungeheuren, ein Mensch zu sein, Patmos, ISBN 3-530-17010-0
    • Wenn die Sterne Götter wären. Moderne Kosmologie und Glaube. Im Gespräch mit Jürgen Hoeren. Herder, ISBN 3-451-28348-4
  • 2006
    • Atem des Lebens – Band 1: Das Gehirn. Die moderne Neurologie und die Frage nach Gott. Patmos, ISBN 3-491-21000-3
  • 2007:
    • Atem des Lebens – Band 2: Die Seele. Patmos Verlag, Düsseldorf ISBN 3-491-21001-1
    • Von der Macht des Geldes oder Märchen der Ökonomie, Patmos Verlag, Düsseldorf ISBN 3-491-21002-X
    • Die Rechtlosigkeit der Kreatur im christlichen Abendland oder: von einer wichtigen Ausnahme. Beitrag Drewermanns in: Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft Tierethik (Hrsg.). Tierrechte – Eine interdisziplinäre Herausforderung. Erlangen 2007. ISBN 978-3-89131-417-3
  • 2008:
  • 2009:
    • Das Lukas-Evangelium: Band 1: Lukas 1,1 - 12,1 / Bilder erinnerter Zukunft, Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 3-491-21006-2
    • Das Lukas-Evangelium: Band 2: Lukas 12 - 24 / Bilder erinnerter Zukunft, Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-21007-3
  • 2010:
  • 2011:
    • Nur die Liebe lehrt uns Glauben, Publik-Forum Streitschrift , 2011, 978-3880952188
    • Das Lukas-Evangelium: Band 3: Die Apostelgeschichte / Bilder erinnerter Zukunft, Patmos Verlag, Düsseldorf 2011, ISBN 978-3-491-21009-7
  • 2012:
    • Die großen Fragen - oder: Menschlich von Gott reden, mit Michael Albus, PatmosVerlag, Düsseldorf 2012, ISBN 978-3-843-60143-6
    • Die sieben Tugenden, Patmos Verlag, Düsseldorf 2012, ISBN 978-3-843-60173-3
    • Wege zur Menschlichkeit. Von der absoluten Notwendigkeit der Gnade. (Basierend auf dem am 18. Mai 2012 während des Alternativprogrammes zum Katholikentag in Mannheim gehaltenen Vortrag (der auch als DVD oder Hör-CD erhältlich ist).

Autor (Psychologie)


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Eugen Drewermann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.