Julius Baumann und Hadronen: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Julius Baumann''' (* 1837; † 1916<ref>http://kalliope-verbund.info/de/eac?eac.id=116088524</ref>) war ein [[Wikipedia:Deutschland|deutscher]] Gymnasiallehrer und ab 1869 Professor für [[Philosophie]] an der [[Wikipedia:Georg-August-Universität Göttingen|Georg-August-Universität Göttingen]]<ref>[[Wikipedia:Wilhelm Dilthey|Wilhelm Dilthey]]: ''Briefwechsel: Band I: 1852–1882'', Vandenhoeck & Ruprecht 2011, ISBN 978-3-525-30368-9, S. 456 [http://books.google.at/books?id=lBMLS5Q84DEC&pg=PA456]</ref> und Geheimer Regierungsrat.
Als '''Hadronen''' (von [[Altgriechische Sprache|altgriechisch]] {{lang|grc|ἁδρός}} ''hadrós'' ‚dick‘, ‚stark‘)<ref>Wilhelm Gemoll: ''Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch.'' Durchgesehen und erweitert von Karl Vretska. Mit einer Einführung in die Sprachgeschichte von Heinz Kronasser. 9. Auflage. Freytag u. a., München u. a. 1965.</ref> bezeichnet man [[Wikipedia:subatomares Teilchen|subatomare Teilchen]], die von der [[Starke Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]] zusammengehalten werden. Die bekanntesten Hadronen sind die '''Nukleonen''' ([[Neutron]]en und [[Proton]]en), die Bestandteil der [[Atomkern]]e sind.


Baumann war ein Schüler von [[Wikipedia:Hermann Lotze|Hermann Lotze]] (1817-1881)<ref>Hans-Günther Schlotter: ''Die Geschichte der Verfassung und der Fachbereiche der Georg-August-Universität zu Göttingen'', Vandenhoeck & Ruprecht 1994, ISBN 3-525-35847-4, S. 89 [http://books.google.at/books?id=SZPuC7VGVbIC&pg=PA89]</ref>, der damals als wichtigster deutscher [[Metaphysik]]er nach [[Hegel]] und bahnbrechender Naturforscher galt, und vertrat selbst einen [[naturwissenschaft]]lich orientierten [[Realismus]]. Baum geht methodisch davon aus, ''„... dass die Ergebnisse der Naturwissenschaften wohl noch Raum für eine wissenschaftliche Gottesvorstellung lassen. Den Versuch einer solchen wissenschaftlichen Gotteslehre lege ich nunmehr vor. Dass eine solche mir nicht früher gelingen wollte, kommt davon, dass wir in der Gewohnheit stecken, in der Gottesvorstellung sofort die idealisierende Tätigkeit des menschlichen Geistes vorwalten zu lassen, wodurch alsbald unlösbare Schwierigkeiten entstehen. ''Wissenschaftlich'' ist auch hier allein das Verfahren, vom Gegebenen auszugehen und zu demselben wieder zurückzukehren, das Idealisieren nur als ein Exaktmachen des Gegebenen nach dessen eigenen Andeutungen verwertend.“'' {{Lit|Baumann (2016), Vorwort}}
Die Bezeichnung Hadronen wurde 1962 von [[Wikipedia:Lew Borissowitsch Okun|Lew Okun]] als Reaktion auf die Entdeckung immer neuer Teilchen, die der starken Wechselwirkung unterlagen, eingeführt. Zwei Jahre später postulierte [[w:Murray Gell-Mann|Murray Gell-Mann]] die Existenz von [[Quark (Physik)|Quarks]], aus denen die Hadronen aufgebaut sind. Dies führte dazu, dass die Hadronen nicht mehr als Elementarteilchen angesehen werden.


[[Rudolf Steiner]] nennt Baumanns Schrift ''Philosophie als Orientierung über die Welt'' (1873) als Quelle schon in seiner 1892 als erweiterte Buchausgabe erschienenen [[Wikipedia:Dissertation|Dissertation]] «[[Wahrheit und Wissenschaft]]» {{GZ||3|17|12}}. Später erwähnt er ihn in dem 1903 geschriebenen Aufsatz «Reinkarnation und Karma, vom Standpunkte der modernen Naturwissenschaft notwendige Vorstellungen» {{GZ||34|67ff}} als einen Denker, der aus naturwissenschaftlichen Erwägungen und in Anlehnung an [[Lessing]] «[[Die Erziehung des Menschengeschlechts]]» folgerichtig auf den Gedanken der [[Reinkarnation]] gekommen war.
Je nach [[Spin]] werden die Hadronen in zwei Typen eingeteilt:
* '''Mesonen''' haben ganzzahligen Spin und sind damit [[Boson]]en. Sie bestehen aus einem Quark und einem Antiquark, dem [[Antiteilchen]] eines Quarks. Beispiele für Mesonen sind [[w:Pion|Pi-Meson]] und [[w:Kaon|K-Meson]].
* '''Baryonen''' haben halbzahligen Spin und sind damit [[Fermion]]en. Sie bestehen aus drei Quarks; Antibaryonen aus drei [[Antiteilchen|Antiquarks]]. Beispiele für Baryonen sind Proton und Neutron.  


{{GZ|Denker, in denen das naturwissenschaftliche Streben
Hadronen werden oft vereinfacht als sphärisch (kugelförmig) angenommen und haben einen Radius von ca. 10<sup>−15</sup>&nbsp;m.
anfängt, sich folgerichtig auszubilden, kommen notwendig
zu dieser Ansicht. So lesen wir in der Schrift des Göttinger Philosophieprofessors
Julius Baumann über « Neuchristentum und
reale Religion» unter den neununddreißig Sätzen eines «Entwurfes
eines kurzen Inbegriffs realwissenschaftlicher Religion»
auch den folgenden (zweiundzwanzigsten): «... Wie
... in der unorganischen Natur die physikalisch-chemischen
Elemente und Kräfte nicht vergehen, sondern nur ihre Kombinationen
ändern, so ist dies nach realwissenschaftlicher Methode
auch anzunehmen von den organischen und den organisch-geistigen Kräften. Die Menschenseele als formale Einheit,
als verknüpfendes Ich kehrt wieder in neuen Menschenleibern und kann
so alle Stufen menschheitlicher Entwickelung durchleben.»<ref>Julius Baumann: ''Neuchristentum und reale Religion. Eine Streitschrift wider Harnack und Stendel. Nebst einem Katechismus realer Religion.'' Strauß, Bonn 1901, S. 48; bei Baumann schließt der Satz mit dem Wort «(Lessing)».</ref>


Solche Anschauung muß haben, wer den vollen Mut zum
Alle freien Hadronen sind instabil, außer dem Proton, bei dem noch keine Zerfälle nachgewiesen wurden. Die Zerfälle der Hadronen können über die starke, die schwache oder die [[elektromagnetische Wechselwirkung]] stattfinden. Beispielsweise zerfällt das neutrale Pi-Meson ([[Pion]]) über die elektromagnetische Wechselwirkung, und zwar hauptsächlich in zwei Photonen.
naturwissenschaftlichen Glaubensbekenntnis der Gegenwart
besitzt.|34|85f}}


== Werke (Auswahl) ==
Die Übergänge zwischen Quarks verschiedener [[Flavour]]-Quantenzahlen (up, down, strange, sowie die sehr viel schwereren charm, bottom, top) werden durch die [[schwache Wechselwirkung]] bewirkt, die somit auch Übergänge zwischen verschiedenen Hadronen ermöglicht. Da sie im Austausch schwerer [[W-Boson]]en besteht, sind diese Zerfälle relativ langsam. Neutronen zerfallen z.&nbsp;B. unter Abgabe eines [[Elektron]]s und [[Neutrino|Antineutrinos]] in Protonen ([[Betazerfall]]). In einem Atomkern kann das Neutron allerdings stabil sein, weil die Umwandlung in ein Proton die [[Bindungsenergie]] wegen der [[Coulombkraft|Coulomb]]-Abstoßung verringern würde.


* ''Die Lehren von Raum, Zeit und Mathematik in der neueren Philosophie nach ihrem Ganzen Einfluss dargestellt und beurtheilt'', Band 1, G. Reimer, 1868 [http://books.google.at/books?id=ZiBVAAAAMAAJ]
Die starke Wechselwirkung wird auf „fundamentaler Ebene“ durch die [[Quantenchromodynamik]] als Austausch von [[Gluon]]en beschrieben, oder – wie in der [[Kernphysik]] überwiegend üblich – auf der „phänomenologischen Ebene“ durch den Austausch von [[Meson]]en, vor allem den leichten [[Pion]]en. Quark-Flavours werden durch die starke Wechselwirkung nicht verändert, es können aber z.&nbsp;B. über Mesonen Quarks zwischen Baryonen ausgetauscht werden.
* ''Philosophie als Orientirung über die Welt'', S. Hirzel, 1872 [http://books.google.at/books?id=S3tZAAAAcAAJ]
* ''Die Staatslehre des h. Thomas von Aquino: des grössten Theologen und Philosophen der katholischen Kirche'', S. Hirzel, 1873 [http://books.google.at/books?id=EyfGCjm2G5UC]
* ''Sechs Vorträge aus dem Gebiete der praktischen Philosophie'', Hirzel, 1874 [http://books.google.at/books?id=UVXIM9Yrwk4C]
* ''Handbuch der Moral: nebst, Abriss der Rechtsphilosophie'', S. Hirzel, 1879 [http://books.google.at/books?id=2IRYAAAAMAAJ]
* ''Platons Phädon: philosophisch erklärt und durch die späteren Beweise für die Unsterblichkeit ergänzt'', F. A. Perthes, 1889 [http://books.google.at/books?id=85XAboe7yNUC]
* ''Geschichte der Philosophie nach Ideengehalt und Beweisen'', Perthes, 1890 [http://books.google.at/books?id=BYQ3AAAAMAAJ]
* ''Elemente der Philosophie: Logik, Erkenntnistheorie und Metaphysik, Moral (praktische Psychologie) für das akademische Studium und zum Selbstunterricht'', Veit, 1891 [http://books.google.at/books?id=4jQaAAAAYAAJ]
* ''Die Grundfrage der Religion - Versuch einer auf den realen Wissenschaften beruhenden Gotteslehre'', Frommann, 1895 [http://books.google.at/books?id=wVorAAAAYAAJ], Neuauflage:Hansebooks 2016, ISBN 9783743610736
* ''Über Willens- und Charakterbildung auf physiologisch-psychologischer Grundlage'', Reuther & Reichard, 1897, Neuauflage: Hansebooks 2017, ISBN 9783743693975
* ''Realwissenschaftliche Begründung der Moral, des Rechts und der Gotteslehre'', Th. Weicher, 1898 [http://books.google.at/books?id=QMpAAAAAYAAJ]
* ''Sammlung von Abhandlungen aus dem Gebiete der Pädagogischen Psychologie und Physiologie'', Band 1, Reuther & Reichard, 1898 [http://books.google.at/books?id=LNUYAQAAIAAJ]
* ''Häckels Welträthsel nach ihren starken und ihren schwachen Seiten: mit einem Anhang über Häckels theologische Kritiker'', T. Weicher, 1900 [http://books.google.at/books?id=sgVHAAAAIAAJ]
* ''Neuchristentum und reale Religion. Eine Streitschrift wider Harnack und Stendel. Nebst einem Katechismus realer Religion.'' Strauß, Bonn 1901
* ''Einführung in die Pädagogik: Geschichte der pädagogischen Theorien. Allgemeine Pädagogik (pädagogische Psychologie)'', Veit & Comp., 1901 [http://books.google.at/books?id=CaJDAAAAIAAJ]
* ''Deutsche und außerdeutsche Philosophie der letzten Jahrzehnte'', F.A. Perthes, 1903 [http://books.google.at/books?id=Sms_AAAAIAAJ]
* ''Denifle's Luther und Luthertum vom allgemeinwissenschaftlichen Standpunkt'', Hermann Beyer, 1904 [http://books.google.at/books?id=uczO4L9k8Z4C]
* ''Dichterische und wissenschaftliche Weltansicht: mit besonderer Beziehung auf Don Juan, Faust, und die Moderne'', F.A. Perthes, 1904 [http://books.google.at/books?id=ItwNAAAAYAAJ]
* ''Wille und Charakter: eine Erziehungslehre auf moderner Grundlage'', Reuther & Reichard, 1905 [http://books.google.at/books?id=Pf9UAAAAMAAJ]
* ''Über Religionen und Religion: Worte zur Verständigung'', H. Beyer, 1905 [http://books.google.at/books?id=OKQG4HaqNnUC]
* ''Der Wissensbegriff: eine historisch-philosophische und philosophisch-kritische Monographie'', C. Winter, 1908 [http://books.google.at/books?id=cRtVAAAAMAAJ]
* ''Die Gemütsart Jesu: nach jetziger wiss. insbesondere psychologischer Methode erkennbar gemacht'', Kröner, 1908 [http://books.google.at/books?id=lscUAAAAYAAJ]
* ''Unsterblichkeit und Seelenwanderung: Ein Einigungspunkt morgenländischer und abendländischer Weltansicht'', S. Hirzel, 1909 [http://books.google.at/books?id=m2xHAAAAIAAJ]
* ''Neues zu Sokrates, Aristoteles, Euripides'', Veit, 1912 [http://books.google.at/books?id=l0NCAQAAIAAJ]


== Anmerkungen ==
In der [[Hochenergiephysik]] beobachtet man bei Streuexperimenten nicht nur Quarks, sondern auch [[Gluon]]en. Man stellt sich den Aufbau eines Hadrons deshalb so vor, dass außer den „Grundbausteinen“ eines Hadrons, den so genannten [[Valenzquark]]s, die seine [[Quantenzahl]]en festlegen, noch Gluonen und eine Wolke virtueller Quark-Antiquark-Paare vorhanden sind. Virtuell heißt, dass nach der [[Quantenfeldtheorie]] aus dem Vakuum ständig solche Paare von Teilchen und Antiteilchen erzeugt und gleich wieder vernichtet werden. Allgemein rührt bei Hadronen aus leichten Quarks (up, down) die Masse zum größten Teil nicht von den Massen der Valenzquarks her. Vielmehr wird diese Masse durch die starke Wechselwirkung dynamisch erzeugt.


<references />
Viele Hadronen sind extrem kurzlebige Anregungszustände, die [[Resonanz#Teilchenphysik|Resonanzen]], die bei inelastischen Streuexperimenten beobachtet werden. Theoretisch kann es Hadronen beliebig hoher Masse geben (wenn man den Massebereich, in dem die Gravitation wichtig wird, einmal beiseitelässt). Je schwerer ein Hadron ist, desto kurzlebiger ist es im Allgemeinen.
 
Diskutiert wird auch die Existenz '''exotischer Hadronen''' wie [[Tetraquark]]s, die aus zwei Quarks und zwei Antiquarks bestehen, und [[Pentaquark]]s, die aus vier Quarks und einem Antiquark bestehen. Weitere exotische Hadronen wären sogenannte Hybride (Zustände, die neben Quarks auch gluonische Anregungen enthalten) oder rein aus Gluonen bestehende [[Glueball]]s.
 
Neben den Hadronen gibt es eventuell neue Materiezustände wie das [[Quark-Gluon-Plasma]]. Dafür sprechen Hinweise aus Kollisionsexperimenten mit [[Schwerion|schweren Ionen]].
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Hadron}}
* {{WikipediaDE|Hadron}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Hans Frauenfelder, Ernest M. Henley: ''Teilchen und Kerne. Die Welt der subatomaren Physik.'' 4., vollständig überarbeitete Auflage. Oldenbourg, München u. a. 1999, ISBN 3-486-24417-5.
* Harald Fritzsch: ''Elementarteilchen. Bausteine der Materie'' (= ''Beck'sche Reihe'' 2346 ''C.-H.-Beck-Wissen''). C. H. Beck Verlag, München 2004, ISBN 3-406-50846-4.
* Kenneth S. Krane: ''Introductory Nuclear Physics.'' Revised edition. Wiley & Sons, New York u. a. 1988, ISBN 0-471-85914-1.
* Erich Lohrmann: ''Hochenergiephysik.'' 5., überarbeitete und erweiterte Auflage. Teubner, Stuttgart u. a. 2005, ISBN 3-519-43043-6.
* Theo Mayer-Kuckuk: ''Kernphysik. Eine Einführung.'' 7., überarbeitete und erweiterte Auflage. Teubner, Stuttgart u. a. 2002, ISBN 3-519-13223-0.
* Bogdan Povh, Klaus Rith, Christoph Scholz, Frank Zetsche: ''Teilchen und Kerne. Eine Einführung in die physikalischen Konzepte.'' 6. Auflage. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-21065-2.
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Hadron}}
* [http://www.mppmu.mpg.de/~rwagner/skript/ Paul, Weise (TU München): ''online Skript Teilchen und Kerne'']
== Einzelnachweise ==
<references />


#Julius Baumann: ''Neuchristentum und reale Religion. Eine Streitschrift wider Harnack und Stendel. Nebst einem Katechismus realer Religion.'' Strauß, Bonn 1901
{{Normdaten|TYP=s|GND=4022771-6}}
#Julius Baumann: ''Die Grundfrage der Religion: Versuch einer auf den realen Wissenschaften beruhenden Gotteslehre'', Hansebooks 2016, ISBN 9783743610736
#Rudolf Steiner: ''Wahrheit und Wissenschaft''. 5. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1980, ISBN 3-7274-0030-7 {{Schriften|003}}
#Rudolf Steiner: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge|034}}


{{GA}}
[[Kategorie:Elementarteilchen]]


[[Kategorie:Philosoph]] [[Kategorie:Reinkarnation]] [[Kategorie:Geboren 1837]] [[Kategorie:Gestorben 1916]] [[Kategorie:Mann]]
{{Wikipedia}}

Version vom 1. Januar 2019, 10:48 Uhr

Als Hadronen (von altgriechisch ἁδρός hadrós ‚dick‘, ‚stark‘)[1] bezeichnet man subatomare Teilchen, die von der starken Wechselwirkung zusammengehalten werden. Die bekanntesten Hadronen sind die Nukleonen (Neutronen und Protonen), die Bestandteil der Atomkerne sind.

Die Bezeichnung Hadronen wurde 1962 von Lew Okun als Reaktion auf die Entdeckung immer neuer Teilchen, die der starken Wechselwirkung unterlagen, eingeführt. Zwei Jahre später postulierte Murray Gell-Mann die Existenz von Quarks, aus denen die Hadronen aufgebaut sind. Dies führte dazu, dass die Hadronen nicht mehr als Elementarteilchen angesehen werden.

Je nach Spin werden die Hadronen in zwei Typen eingeteilt:

  • Mesonen haben ganzzahligen Spin und sind damit Bosonen. Sie bestehen aus einem Quark und einem Antiquark, dem Antiteilchen eines Quarks. Beispiele für Mesonen sind Pi-Meson und K-Meson.
  • Baryonen haben halbzahligen Spin und sind damit Fermionen. Sie bestehen aus drei Quarks; Antibaryonen aus drei Antiquarks. Beispiele für Baryonen sind Proton und Neutron.

Hadronen werden oft vereinfacht als sphärisch (kugelförmig) angenommen und haben einen Radius von ca. 10−15 m.

Alle freien Hadronen sind instabil, außer dem Proton, bei dem noch keine Zerfälle nachgewiesen wurden. Die Zerfälle der Hadronen können über die starke, die schwache oder die elektromagnetische Wechselwirkung stattfinden. Beispielsweise zerfällt das neutrale Pi-Meson (Pion) über die elektromagnetische Wechselwirkung, und zwar hauptsächlich in zwei Photonen.

Die Übergänge zwischen Quarks verschiedener Flavour-Quantenzahlen (up, down, strange, sowie die sehr viel schwereren charm, bottom, top) werden durch die schwache Wechselwirkung bewirkt, die somit auch Übergänge zwischen verschiedenen Hadronen ermöglicht. Da sie im Austausch schwerer W-Bosonen besteht, sind diese Zerfälle relativ langsam. Neutronen zerfallen z. B. unter Abgabe eines Elektrons und Antineutrinos in Protonen (Betazerfall). In einem Atomkern kann das Neutron allerdings stabil sein, weil die Umwandlung in ein Proton die Bindungsenergie wegen der Coulomb-Abstoßung verringern würde.

Die starke Wechselwirkung wird auf „fundamentaler Ebene“ durch die Quantenchromodynamik als Austausch von Gluonen beschrieben, oder – wie in der Kernphysik überwiegend üblich – auf der „phänomenologischen Ebene“ durch den Austausch von Mesonen, vor allem den leichten Pionen. Quark-Flavours werden durch die starke Wechselwirkung nicht verändert, es können aber z. B. über Mesonen Quarks zwischen Baryonen ausgetauscht werden.

In der Hochenergiephysik beobachtet man bei Streuexperimenten nicht nur Quarks, sondern auch Gluonen. Man stellt sich den Aufbau eines Hadrons deshalb so vor, dass außer den „Grundbausteinen“ eines Hadrons, den so genannten Valenzquarks, die seine Quantenzahlen festlegen, noch Gluonen und eine Wolke virtueller Quark-Antiquark-Paare vorhanden sind. Virtuell heißt, dass nach der Quantenfeldtheorie aus dem Vakuum ständig solche Paare von Teilchen und Antiteilchen erzeugt und gleich wieder vernichtet werden. Allgemein rührt bei Hadronen aus leichten Quarks (up, down) die Masse zum größten Teil nicht von den Massen der Valenzquarks her. Vielmehr wird diese Masse durch die starke Wechselwirkung dynamisch erzeugt.

Viele Hadronen sind extrem kurzlebige Anregungszustände, die Resonanzen, die bei inelastischen Streuexperimenten beobachtet werden. Theoretisch kann es Hadronen beliebig hoher Masse geben (wenn man den Massebereich, in dem die Gravitation wichtig wird, einmal beiseitelässt). Je schwerer ein Hadron ist, desto kurzlebiger ist es im Allgemeinen.

Diskutiert wird auch die Existenz exotischer Hadronen wie Tetraquarks, die aus zwei Quarks und zwei Antiquarks bestehen, und Pentaquarks, die aus vier Quarks und einem Antiquark bestehen. Weitere exotische Hadronen wären sogenannte Hybride (Zustände, die neben Quarks auch gluonische Anregungen enthalten) oder rein aus Gluonen bestehende Glueballs.

Neben den Hadronen gibt es eventuell neue Materiezustände wie das Quark-Gluon-Plasma. Dafür sprechen Hinweise aus Kollisionsexperimenten mit schweren Ionen.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Frauenfelder, Ernest M. Henley: Teilchen und Kerne. Die Welt der subatomaren Physik. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Oldenbourg, München u. a. 1999, ISBN 3-486-24417-5.
  • Harald Fritzsch: Elementarteilchen. Bausteine der Materie (= Beck'sche Reihe 2346 C.-H.-Beck-Wissen). C. H. Beck Verlag, München 2004, ISBN 3-406-50846-4.
  • Kenneth S. Krane: Introductory Nuclear Physics. Revised edition. Wiley & Sons, New York u. a. 1988, ISBN 0-471-85914-1.
  • Erich Lohrmann: Hochenergiephysik. 5., überarbeitete und erweiterte Auflage. Teubner, Stuttgart u. a. 2005, ISBN 3-519-43043-6.
  • Theo Mayer-Kuckuk: Kernphysik. Eine Einführung. 7., überarbeitete und erweiterte Auflage. Teubner, Stuttgart u. a. 2002, ISBN 3-519-13223-0.
  • Bogdan Povh, Klaus Rith, Christoph Scholz, Frank Zetsche: Teilchen und Kerne. Eine Einführung in die physikalischen Konzepte. 6. Auflage. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-21065-2.

Weblinks

 Wiktionary: Hadron – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. Durchgesehen und erweitert von Karl Vretska. Mit einer Einführung in die Sprachgeschichte von Heinz Kronasser. 9. Auflage. Freytag u. a., München u. a. 1965.


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