Meinung und Politischer Voluntarysmus: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Meinung''' (von [[Wikipedia:Indogermanische Sprachen|indogerm.]] ''moino'' „Wechsel, Tausch“; {{ELSalt|δὀξα}}, '''dóxa''') ist eine [[subjektiv]]e, nicht auf ein gesichertes [[Urteil]], sondern auf einen [[Gewohnheiten|gewohnten]], allgemein verbreiteten populären [[Glaube]]n gegründete Form des Führwahrhaltens, die aber gegebenenfalls durch einen entsprechenden [[Erkenntnisprozess]] zum [[Wissen]] ({{ELSalt|ἐπιστήμη}}, ''epistéme'') im Sinne einer ''wahren, gerechtfertigten Meinung'' erhoben werden kann.  
Im [[Englische Sprache|englischen Sprachraum]] bezeichnet der Begriff des „voluntaryism“ auch eine soziale bzw. [[politische Philosophie]]. Diese Bedeutung hat sich im 19. Jahrhundert in England aus der Bezeichnung für den freikirchlichen ''Voluntaryism'' entwickelt und wurde Ende des 20. Jahrhunderts von der [[Libertarismus|libertären Bewegung]] in den USA wieder aufgegriffen.<ref>[http://www.voluntaryist.com/forthcoming/historyofvoluntaryism.html On the History of the Word „Voluntaryism“ by Carl Watner.] Auf: Voluntarist.com.</ref> Der Voluntaryismus vertritt wie viele Formen [[Libertarismus|libertärer]], bzw. [[Libertarianismus|libertarianistischer]] oder [[Anarchokapitalismus|anarchokapitalistischer]] Sozialphilosophie eine an [[John Locke]] angelehnte Eigentumstheorie. Danach soll jede Person über ihren eigenen Körper und die Früchte ihrer Arbeit selbst verfügen dürfen. Der politische Voluntarismus beansprucht ferner das [[Nichtaggressionsprinzip]]. Demnach soll Gewalt nur in Form von privater Notwehr, nicht aber als öffentliche Gewalt ausgeübt werden. Staatliche Herrschaft wird nämlich prinzipiell als illegitim angesehen, da sie das individuelle Eigentum einschränke. Wichtige Bezugsautoren sind u.&nbsp;a. [[Murray Rothbard]], [[Robert LeFevre]] und diverse Klassiker des Anarchokapitalismus bzw. [[Marktanarchismus]]. Ein Unterschied zu anderen Formen des Marktanarchismus wird üblicherweise gesehen in der Ablehnung von Gewalt ebenso wie politischer Wahlverfahren als Mittel zur geplanten Abschaffung des Staates. [[Auberon Herbert]] nannte seine Position bereits „Voluntaryism“ und teilte viele Thesen heutiger Vertreter eines politischen Voluntarismus, nicht aber beispielsweise die völlige Ablehnung jeder Staatsregierung.<ref>Vgl. z.&nbsp;B. ''The voluntaryist creed'' (1906), ''A plea for voluntaryism'' (1908), Simpson, London 1908, [http://www.archive.org/details/thevoluntaryistc00herbuoft Digitalisat] bei [[archive.org]]. Für eine typische Bezugnahme auf A. Herbert vgl. etwa M. Rothbard: ''Man, economy, and the state with power and market'', Ludwig von Mises Institute, Auburn, Alabama 2009, S. 184ff et passim.</ref> Die Bedeutung im Sinne des politischen Voluntarismus wurde erneut aufgegriffen, als die Zeitschrift ''The Voluntaryist'' erschien, die seit 1982 Beiträge zum politischen Voluntarismus publiziert.<ref>[http://voluntaryist.com/toc.html Digitalisate] stellt die Homepage der Zeitschrift zur Verfügung. Eine Auswahlausgabe in Buchform existiert mit Carl Watner (Hg.): ''I Must Speak Out''. The Best of The Voluntaryist, 1982–1999, Fox & Wilkes, San Francisco 1999.</ref>


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== Einzelnachweise ==
"Ein erster Grundsatz, der gewonnen
<references/>
werden soll, ist der alte, schöne Grundsatz des griechischen Weisen:
Wer zur Wahrheit kommen will, darf der eigenen Meinung nicht
achten. - Daher werden Sie die Erfahrung machen, daß derjenige,
der wirklich auf geisteswissenschaftlichen Wegen erfahren ist, sagt:
Ja, mit Meinungen kann ich nicht dienen; ich kann Beschreibungen
geben von Erfahrungen, nicht Regulationsprinzipien, keine Postulate
des Handelns, und solche Beschreibungen sollen als Lehren einfließen
in die Theorie der Geisteswissenschaft. - Meinungen und
Standpunkte muß sich der Geisteswissenschafter abgewöhnen. Er
hat keinen Standpunkt, weil alle Anschauungen sind wie Bilder, die
von verschiedenen Standpunkten aus entstehen, und die so verschieden
sind wie die Menschen, welche die Welt von den verschiedensten
Seiten anschauen. Von einer Seite ist das Bild von materialistischer
Anschauung, dann von anderen Seiten von einer spirituellen,
einer mechanistischen, vitalistischen Anschauung. Das alles sind Anschauungen.
Sie nicht nur theoretisch zu erkennen, sondern so zu
leben mit einer Weltanschauung, daß sich alle Anschauungen wie
Bilder von verschiedenen Seiten ausnehmen, das ist die innere Toleranz,
um die es sich handelt. Es soll nicht Meinung und Meinung
sich bekämpfen. Dann ergibt sich die innere und aus dieser die äußere
Toleranz, die wir brauchen, wenn die Menschheit ihrem Heile in
der Zukunft entgegengehen will." {{Lit|{{G|108|46f}}}}
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== Siehe auch ==
[[Kategorie:Politische Philosophie]]
* {{WikipediaDE|Meinung}}
[[Kategorie:Kapitalismus]]
* {{Eisler|Meinung}}
[[Kategorie:Anarchismus]]
* {{Kirchner|Meinung}}


== Literatur ==
{{Wikipedia}}
#Rudolf Steiner: ''Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie'', [[GA 108]] (1986), ISBN 3-7274-1081-7 {{Vorträge|108}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]

Version vom 16. August 2019, 10:20 Uhr

Im englischen Sprachraum bezeichnet der Begriff des „voluntaryism“ auch eine soziale bzw. politische Philosophie. Diese Bedeutung hat sich im 19. Jahrhundert in England aus der Bezeichnung für den freikirchlichen Voluntaryism entwickelt und wurde Ende des 20. Jahrhunderts von der libertären Bewegung in den USA wieder aufgegriffen.[1] Der Voluntaryismus vertritt wie viele Formen libertärer, bzw. libertarianistischer oder anarchokapitalistischer Sozialphilosophie eine an John Locke angelehnte Eigentumstheorie. Danach soll jede Person über ihren eigenen Körper und die Früchte ihrer Arbeit selbst verfügen dürfen. Der politische Voluntarismus beansprucht ferner das Nichtaggressionsprinzip. Demnach soll Gewalt nur in Form von privater Notwehr, nicht aber als öffentliche Gewalt ausgeübt werden. Staatliche Herrschaft wird nämlich prinzipiell als illegitim angesehen, da sie das individuelle Eigentum einschränke. Wichtige Bezugsautoren sind u. a. Murray Rothbard, Robert LeFevre und diverse Klassiker des Anarchokapitalismus bzw. Marktanarchismus. Ein Unterschied zu anderen Formen des Marktanarchismus wird üblicherweise gesehen in der Ablehnung von Gewalt ebenso wie politischer Wahlverfahren als Mittel zur geplanten Abschaffung des Staates. Auberon Herbert nannte seine Position bereits „Voluntaryism“ und teilte viele Thesen heutiger Vertreter eines politischen Voluntarismus, nicht aber beispielsweise die völlige Ablehnung jeder Staatsregierung.[2] Die Bedeutung im Sinne des politischen Voluntarismus wurde erneut aufgegriffen, als die Zeitschrift The Voluntaryist erschien, die seit 1982 Beiträge zum politischen Voluntarismus publiziert.[3]

Einzelnachweise

  1. On the History of the Word „Voluntaryism“ by Carl Watner. Auf: Voluntarist.com.
  2. Vgl. z. B. The voluntaryist creed (1906), A plea for voluntaryism (1908), Simpson, London 1908, Digitalisat bei archive.org. Für eine typische Bezugnahme auf A. Herbert vgl. etwa M. Rothbard: Man, economy, and the state with power and market, Ludwig von Mises Institute, Auburn, Alabama 2009, S. 184ff et passim.
  3. Digitalisate stellt die Homepage der Zeitschrift zur Verfügung. Eine Auswahlausgabe in Buchform existiert mit Carl Watner (Hg.): I Must Speak Out. The Best of The Voluntaryist, 1982–1999, Fox & Wilkes, San Francisco 1999.


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