Bildende Kunst und Strukturwissenschaften: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Jan Vermeer van Delft 011.jpg|miniatur|[[Jan Vermeer]]: ''[[Die Malkunst|Allegorie der Malerei]]'', 1666–1667]]
Mit dem Begriff '''Strukturwissenschaften''' werden Wissensgebiete zusammengefasst, die allgemein funktional wirksame Formen betrachten und weder im Allgemeinen noch im Speziellen Gegenstände der Natur oder der sozialen Wirklichkeit zum Gegenstand haben. Diese Eingrenzung dient als Alternative zur Einteilung nach Sachgebiet, wie bei der Klassifizierung als [[Naturwissenschaft|Natur-]], [[Geisteswissenschaft|Geistes-]] oder [[Sozialwissenschaft]].
[[Datei:Tungchichang.jpg|miniatur|Landschaftstuschbild von [[Dong Qichang|Dǒng Qíchāng]] (1555–1636)]]
Der Begriff '''bildende Kunst''' hat sich seit dem frühen 19. Jahrhundert im [[Deutsche Sprache|deutschen Sprachraum]] als Sammelbegriff für die visuell [[Gestaltung|gestaltenden]] Künste eingebürgert („bildend“ bedeutet hier „gestaltend“).<ref>Duden ohnline: [http://www.duden.de/rechtschreibung/bilden ''bilden''], siehe Abschnitt „Bedeutungen und Beispiele“, Punkt 1 b.</ref> Zu den [[Kunstgattung]]en der bildenden [[Kunst]] zählten ursprünglich die [[Architektur|Baukunst]], [[Bildhauerei]], [[Malerei]], [[Zeichnung (Kunst)|Zeichnung]] und [[Grafik]] sowie das [[Kunsthandwerk]].  


Die bildende Kunst wird unterschieden von den [[Darstellende Kunst|darstellenden Künsten]] (wie [[Theater]], [[Tanz]] und [[Filmkunst]]), [[Literatur]] und [[Musik]]. Während sich die Werke dieser anderen Künste im zeitlichen Ablauf vollziehen, existiert ein Werk der bildenden Kunst meist als körperlich-räumliches Gebilde, das durch sich selbst wirkt und keinen [[Interpretation#Interpretation in der Kunst|Interpreten]] benötigt, um vom [[Rezipient]]en wahrgenommen zu werden. Die bildende Kunst und die genannten weiteren Kunstrichtungen können unter dem Begriff der „schönen Künste“ zusammengefasst werden. Dies ist vor allem in anderen Sprachen üblich (z.&nbsp;B. französisch ''les beaux-arts'', italienisch ''le belle arti'' oder englisch ''fine arts'').
== Allgemeines ==


Infolge der Entwicklung neuer [[Medium (Kommunikation)|Medien]] und der fortschreitenden Ausweitung des [[Kunst#Geschichte des Kunstbegriffes|Kunstbegriffes]] im 20. Jahrhundert wird der Begriff ''bildende Kunst'' heute sehr viel weiter gefasst und ist im Einzelfall nicht mehr eindeutig von anderen Kunstformen abzugrenzen. So wird das bis zum Beginn der Moderne vor allem visuell und oft haptisch erfahrbare [[Kunstwerk]] im 20. und 21. Jahrhundert fallweise prozessorientiert, wandelt sich etwa zur reinen Idee oder existiert nur als Handlungsanweisung. Anstelle eines reinen Gattungsbegriffs definiert sich die aktuelle bildende Kunst auch durch den [[Kunstbetrieb]] und den [[Kunstmarkt]], zu dem etablierte Vertreter der [[Kunstkritik]], des [[Kunsthandel]]s, [[Privatsammlung|Sammler]] und die [[Kunstmuseum|Kunstmuseen]] gehören.
Oft ist mit der Verwendung des Terms ''Strukturwissenschaft''  der Anspruch verbunden, dass diese Wissensgebiete [[Metatheorie]]n zu den Sachgebieten darstellen oder sogar auf eine einzige Wissenschaft von Strukturen und Formen verweisen. Es besteht eine gewisse Verwandtschaft und Überschneidung im beanspruchten Umfang mit [[Formalwissenschaft]]en oder der klassisch-[[Rationalismus|rationalistischen]] Vorstellung einer ''reinen Vernunftwissenschaft''. Im Gedanken der Strukturwissenschaft ist dann die Idee einer  [[Einheitswissenschaft|Einheit der Wissenschaften]] mitgedacht, die eine Aufspaltung der Einzelwissenschaften überwindet, so dass sich am Ende nur die Strukturwissenschaft und die jeweilige Erfahrungswissenschaft, in der sie angewendet wird, gegenüberstehen. Dabei ist es ein Ziel der Strukturwissenschaften, die Entstehung der in der [[Natur]] gegebenen Vielfalt organisierter und komplexer Strukturen auf einheitliche, abstrakte Grundgesetze zurückzuführen. Im Rahmen der Einteilung der Wissenschaften in [[Einzelwissenschaft]]en wird gelegentlich eine Segmentierung in Strukturwissenschaften, Naturwissenschaften, Humanwissenschaften (d.&nbsp;h. den Geistes- und Sozialwissenschaften), und [[Ingenieurswissenschaften]] vorgenommen.<ref>Helmut Balzert: ''Wissenschaftliches Arbeiten.'' 2008, S. 46.</ref> Oft wird der Begriff gefüllt, indem Grundlagen- und Teildisziplinen bestimmter etablierter Wissenschaften der Rang einer Strukturwissenschaft verliehen wird.


Im Schulfach ''Kunst'' an [[Allgemeinbildende Schule|allgemeinbildenden Schulen]] geht es um bildende Kunst. In einigen [[Land (Deutschland)|deutschen Bundesländern]] (z.&nbsp;B. Baden-Württemberg) heißt das Schulfach deshalb ''Bildende Kunst''.
== Umfang ==


== Entwicklung der bildenden Kunst ==
Zu den Strukturwissenschaften werden von den Befürwortern dieser Einteilung der Wissenschaft diverse Forschungsbereiche gezählt, von denen einige beispielhaft in der rechts stehenden Tabelle gelistet sind.
Die ersten Kunstwerke des Menschen waren Ausdruck religiöser Vorstellungen. Später handelte es sich bei Malerei und Bildhauerei meist um [[Auftragskunst]] für religiöse Institutionen (in Europa die [[Kirche (Organisation)|Kirche]]), [[Herrscher]], [[Adel]]ige oder wohlhabende [[Bürgertum|Bürger]]. Die Motive und Bildsprache unterlagen in den meisten Kulturen oft strengen Konventionen. In Europa veränderten die Entdeckung der [[Perspektive]] und andere technische Erfindungen die Kunst radikal. Die Entstehung einer Kunst, die als Selbstzweck keinem speziellen Nutzen mehr diente ([[L’art pour l’art]]), veränderte wiederum das Verhältnis von Künstler, Gesellschaft und Kunstwerk. Teilweise wurde Kunst zu einem Ort von [[Utopie]]n oder übernahm Aufgaben der [[Religion]].
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!Grundlagen der [[Mathematik]] !!Angewandte Mathematik
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* [[Mathematische Logik]]
* [[Beweistheorie]]
* [[Rekursionstheorie]]
* [[Modelltheorie]]
* [[Mengenlehre]]
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* [[Dynamisches System|Dynamische Systeme]]
** [[Nichtlineare Dynamik]], [[Katastrophentheorie (Mathematik)|mathematische Katastrophen- theorie]] und [[Chaosforschung]]
** [[Kontrolltheorie]]
**: (Regelungstechnik, mathematische Systemtheorie)
* [[Finanzmathematik]]
* [[Graphentheorie]]
* [[Informationstheorie]]
* [[Kryptographie]]
* [[Biomathematik|Mathematische Biologie]]
* [[Mathematische Chemie]]
* [[Mathematische Linguistik]]
* [[Mathematische Physik]]
* [[Numerik]]
* [[Operations Research]], [[Optimierung]]
* [[Spieltheorie]]
* [[Versicherungsmathematik]]
|-
!Reine Mathematik
|-
|
* [[Algebra]]
* [[Analysis]]
* [[Geometrie]] und [[Topologie (Mathematik)]]
* [[Stochastik]]
* [[Zahlentheorie]]
|-
![[Theoretische Informatik]]!!Allgemeine [[Systemtheorie]]
|-
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* [[Automatentheorie]] und [[formale Sprache]]n
* [[Berechenbarkeitstheorie]]
* [[Komplexitätstheorie]]
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* [[Kybernetik]]
* [[Synergetik]]
* [[Selbstorganisation]]stheorie
* [[Komplexes System|Komplexe Systeme]]
* [[Netzwerkforschung]]
* [[Komplexes Netzwerk]]
* [[System Dynamics]]
* [[Systemtheorie (Ingenieurwissenschaften)|Ingenieurswissenschaftliche Systemtheorie]]
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|<small>Zu den Strukturwissenschaften werden heutzutage tausende von Einzeldisziplinen gezählt.</small>
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Heute ist die professionelle bildende Kunst von einem globalen [[Kunstmarkt]] bestimmt. In den westlichen Ländern werden zunehmend auch öffentliche Gelder oder Kunstorte wie Museen durch privatwirtschaftliche Institutionen und private Stiftungen ersetzt. Diskussionen um den zeitgenössischen Kunstbegriff finden in der Kunstkritik, [[Kunsttheorie]] und an den Kunstakademien statt. Der vor allem in Europa und Nordamerika konzentrierte [[Kunstbetrieb]] wird seit den 1990er Jahren zunehmend durch [[Schwellenland|Schwellenländer]] wie z.&nbsp;B. [[Brasilien]], [[Südafrika]], [[Korea]] oder die Golfstaaten erweitert, die zum Beispiel eigene [[Biennale]]n veranstalten.
Vergleichsweise neue Zweige, die sich etwa im Bereich zwischen der angewandten Mathematik und den klassischen Natur- und Ingenieurswissenschaften befinden, haben sich in den Anwendungsbereichen der Systemwissenschaften oder etwa der Kybernetik erschlossen.


== Bildende Kunst Europas und des Mittelmeerraumes ==
An russischen Universitäten gibt es explizit eigene Fakultäten für angewandte Mathematik und Kybernetik.<ref>Vgl. etwa http://cs.bsu.edu.az/en/content/faculty_of_applied_mathematics_and_cybernetics.</ref> Weiterhin beschreibt die Technische Universität Ilmenau ihren Studiengang Technische Kybernetik und Systemtheorie folgendermaßen: „Die Technische Kybernetik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft. Sie ist zwischen den Ingenieurwissenschaften und der angewandten Mathematik angesiedelt und mit der Beschreibung, Analyse und Kontrolle von dynamischen Prozessen befasst. Kybernetische Methoden ermöglichen z.&nbsp;B. die automatische Navigation von Schiffen, lassen komplexe Vorgänge in Zellorganismen beschreiben oder helfen logistische Abläufe, wie Fahrpläne oder Energienetze, zu optimieren.“<ref>http://www.tu-ilmenau.de/studieninteressierte/studieren/bachelor/technische-kybernetik-und-systemtheorie/</ref>
Die heute übliche Epochenteilung der Kunst wurde von der [[Kunstgeschichte|Kunstwissenschaft]] im 19. und 20. Jahrhundert etabliert: innerhalb der großen [[Geschichte|geschichtlichen]] Epochen zumeist anhand der [[Kunststil]]e (siehe auch [[Formalismus (Kunstgeschichte)|Formalismus]]). Für die Kunst des [[Altertum]]s war der [[Mittelmeerraum]] maßgeblich, später die europäischen Kunstregionen (unter anderem [[Italien]], [[Frankreich]], der [[Deutschsprachiger Raum|deutschsprachige Raum]]). Erst seit den 1970er Jahren beginnt die Kunstwissenschaft diesen [[Eurozentrismus|eurozentristischen]] Blickwinkel zu relativieren.


=== Prähistorische Kunst ===
{{Zitat|Heutzutage bilden die Strukturwissenschaften die Basiswissenschaften für das Verständnis komplexer Phänomene schlechthin. … Dass der Anteil der Strukturwissenschaften ständig zunimmt, kann man unter anderem daran erkennen, dass die Computersimulation zunehmend das klassische Experiment in den Naturwissenschaften verdrängt. … Tatsächlich scheinen die Strukturwissenschaften zu einem einheitlichen Wirklichkeitsverständnis, das heißt zu einem objektiven Sinnzusammenhang und einem objektiven Anschauungsganzen zu führen, das nunmehr alle Formen wissenschaftlicher Erkenntnis umfasst. Und es mag geradezu paradox erscheinen, dass es ausgerechnet die so facettenreiche Wissenschaft des Komplexen ist, die wieder zur Einheit des Wissens und damit zur Einheit der Wirklichkeit zurückführt.|Bernd-Olaf Küppers|Die  Strukturwissenschaften  als  Bindeglied  zwischen Natur- und Geisteswissenschaften|ref=<ref>in: B.-O. Küppers  (Hrsg.), Die  Einheit  der  Wirklichkeit, München  2000: S.89-105., [http://www.personal.uni-jena.de/~x7kube/download/pdf/Strukturwissenschaften.pdf online] (PDF; 206&nbsp;kB); S. 20–22</ref>}}
Die Prähistorie, also die [[Urgeschichte|Vorgeschichte]], umfasst den Zeitraum vom Beginn der Menschwerdung bis zur Einführung der [[Schrift]]. Da die Schrift nicht allerorts zur gleichen Zeit eingeführt wurde, ist die Vorgeschichte etwa in Ägypten schon um das 4. Jahrtausend vor Chr. zu Ende, während sie z.&nbsp;B. in [[Nordeuropa]] mancherorts noch bis ins 12. Jahrhundert nach Chr. andauert. Entsprechend vielfältig sind die künstlerischen Hinterlassenschaften, die aus dieser Zeit fast nur durch [[Ausgrabung]]en überliefert sind.


Zu den frühesten Zeugnissen [[Prähistorische Kunst|prähistorischer Kunst]] gehören [[Höhlenmalerei]], [[Felszeichnung]] und [[Felsritzung]]. Ähnlich wie bei den Funden kleiner [[Statuette]]n ([[Löwenmensch]]) datiert man die ältesten Höhlenbilder ([[Chauvet-Höhle]]) auf rund 30.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Und sie alle haben vermutlich einen [[kult]]ischen Hintergrund. Interessante Siedlungsfunde gibt es z.&nbsp;B. in [[Çatalhöyük]], wo vor rund 8000 Jahren auch [[Wandmalerei]]en entstanden sind.
== Entwicklung ==


Mit Beginn der [[Sesshaftigkeit]] in der [[Jungsteinzeit]] werden unterschiedliche Materialien intensiver und geschickter bearbeitet: [[Tonmineral|Ton]], [[Keramik]], [[Holz]], später Metalle wie [[Bronze]] ([[Bronzezeit]]), [[Kupfer]] und [[Eisen]]. Verzierte Gefäße, [[Gürtelschnalle]]n, Schwertknäufe, Gewandspangen ([[Fibel (Schließe)|Fibeln]]) und ähnliche, am Körper von Bestatteten gefundene Gegenstände sowie [[Totenmaske]]n oder [[Münze]]n sind die häufigsten [[Artefakt (Archäologie)|Artefakte]], an der die Archäologie den Gestaltungsdrang der vorgeschichtlichen Menschen festmachen können. Von „Kunst“ im heutigen Sinne kann noch nicht gesprochen werden. Gestaltete Gegenstände jenseits des täglichen Gebrauchs wie die jüngst gefundene [[Himmelsscheibe von Nebra]], die die erste bekannte [[Kosmologie|kosmologische]] Darstellung zeigt, sind extrem selten.
=== Mathematik ===


Die [[Eisenzeit]] bringt in Europa die [[Kelten|keltische]] Kultur hervor, die vom 4. vorchristlichen bis zum 5. nachchristlichen Jahrhundert eine beachtliche künstlerische Produktion vorweisen kann. Von der [[Keltische Kunst|Keltischen Kunst]] wirkt besonders die [[Ornament (Bildende Kunst)|Ornamentik]] stark bis ins Hohe [[Mittelalter]] nach, wo die [[Buchmalerei]] auf die verschlungenen [[Knotenmuster|Knoten]] und [[Ranke#Rankwerk als Ornament|Ranken]] dieses geometrisierenden Stils zurückgreift.
{{Zitat|Die beliebte Frage, ob Mathematik eine Natur- oder Geisteswissenschaft sei, geht von einer unvollständigen Einteilung aus. Sie ist eine Strukturwissenschaft.|[[Carl Friedrich von Weizsäcker]]|''Die Einheit der Natur''|ref=<ref>C. F. v. Weizsäcker: ''Die Einheit der Natur.'' 1971, S. 22.</ref>}}
Der strukturwissenschaftliche Begriff der [[Struktur]] entstammt dem Bemühen um die Wende zum 20. Jahrhundert, eine gemeinsame [[Grundlagen der Mathematik|Grundlage für die gesamte Mathematik]] zu finden. Maßgebliche Schritte waren hierfür die Entwicklung der [[Naive Mengenlehre|naiven Mengenlehre]], der [[Formale Logik|formalen Logik]], das [[Hilbertprogramm]], die [[Gruppentheorie]] der Algebra und die Arbeiten der Gruppe [[Nicolas Bourbaki]].


=== Kunst des Altertums ===
Die formale [[Prädikatenlogik]] baut auf der von [[Georg Cantor]] formalisierten Mengenlehre ([[naive Mengenlehre]]) auf. [[George Boole]]s ''An Investigation of the Laws of Thought'' verglich bereits die Verknüpfungsstrukturen des logischen Denkens mit der Zahlenalgebra und ihren Rechenarten. [[Gottlob Frege]] legte mit der „[[Begriffsschrift]]“ das erste rein formale axiomatische Logiksystem vor, mit dem er in den [[Grundgesetze der Arithmetik]] versuchte, die Mathematik auf rein logische Axiome zu gründen, indem er versuchte, den Begriff der Anzahl auf der Basis von Begriffsumfängen und Abbildungsrelationen zu definieren. Freges System ließ jedoch die Herleitung der [[Russellsche Antinomie|russellschen Antinomie]] zu. Diesem Problem wurde zum einen mit der [[Typentheorie]] begegnet, zum anderen durch Ergänzungen in der Axiomatik der Mengenlehre.
==== Ägyptische Kunst ====
* {{WikipediaDE|Altägyptische Kunst}}


[[Datei:Tut-Maske klein.jpg|miniatur|hochkant|Totenmaske des [[Tutanchamun]]]]
Ausgehend von [[David Hilbert]] und Wilhelm Ackermann wurde umgekehrt eine [[Algebra]]isierung der Logik betrieben.<ref>Reiner Winter: ''Grundlagen der formalen Logik.'' 2001, S. 3–6.</ref> Für die Position des Formalismus entsprach etwa jede Menge, die formal den [[Peano-Axiome]]n genügt (ein Modell der Axiome darstellt), den natürlichen Zahlen.
Die [[Modelltheorie]] beschäftigt sich im Besonderen mit solchen Strukturen, die axiomatisierbaren Sprachen oder Theorien entsprechen. Ein Modell ist dabei eine mit gewissen Strukturen versehene Menge, auf die die Axiome des Systems zutreffen. Formal sind Modelle [[Struktur (erste Stufe)|Strukturen]] über einer [[Elementare Sprache|Elementaren Sprache]], in der die Axiome formuliert sind. In der [[Beweistheorie]] bildet das strukturelle Beweisverfahren eine wichtige Kalkül-Basis als Beweistheorie. Beweise werden üblicherweise als induktiv definierte [[Datenstruktur]]en dargestellt, wie Listen oder Bäume. Über die [[Berechenbarkeitstheorie]] (siehe auch [[Berechenbarkeit]]) bildet die formale Logik einen der historischen Ausgangspunkte der theoretischen Informatik.


Ca. 3100 v. Chr. wurde Ägypten unter der Herrschaft des [[Menes]] vereinigt, mit dem die erste der 31 [[Dynastie]]n begann, in die [[Geschichte des Alten Ägypten|Ägyptens alte Geschichte]] geteilt wird: [[Altes Reich]], [[Mittleres Reich]] und [[Neues Reich]]. Mit den [[Ägyptische Hieroglyphen|Hieroglyphen]] entwickelt sich eine [[Bilderschrift]], der die Vermittlung von Inhalten über Bilder selbstverständlich ist.
Mithilfe des abstrakten Gruppenbegriffs ließ sich die abstrakte [[algebraische Struktur]] definieren durch eine oder mehrere Grundmengen (von Objekten, Elementen oder Symbolen) und den Operationen, Relationen und [[Funktion (Mathematik)|Funktionen]] auf diesen Grundmengen. „So wurde es das unbestrittene Verdienst von [[Emmy Noether]], [[Emil Artin|[Emil] Artin]] und den Algebraikern ihrer Schule, wie Hasse, Krull, Schreier, van der Waerden, in den 1920er Jahren die Auffassungen von einer modernen Algebra als Theorie algebraischer Strukturen voll durchgesetzt zu haben.“<ref>Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik; 1998, S.281</ref> Diese Strukturen waren von der Entscheidung der Grundlagendebatte zwischen Platonikern, Formalisten und Intuitionisten letztlich unabhängig.


Die altägyptische Kunst liegt vor allem in Werken der [[Malerei]], der [[Relief (Kunst)|Reliefkunst]], der [[Plastik (Kunst)|Plastik]] sowie der [[Architektur]] vor und fand in vielen Bereichen Anwendung, darunter im Totenkult, der Götterverehrung oder auch zu propagandistischen Zwecken. Der charakteristische ägyptische Stil der Darstellungen – ausschließlich mit Gesichtsprofil und gleichzeitiger Frontalansicht des Oberkörpers bei Personen und Göttern. Diese Darstellung bildet sich bereits im Alten Reich heraus und bleibt, abgesehen von gewissen Änderungen unter dem Einfluss der Politik [[Echnaton]]s, 3000 Jahre quasi unverändert. Wandmalereien oder Reliefs in Grabkammern waren nicht zur Betrachtung durch ein reales Publikum bestimmt, sondern „es wird Leben aufbewahrt zur Verfügung des Toten“ (P. Meyer). Zeitlosigkeit ist außerdem ein zentrales Anliegen aller Darstellungen. Die Toten sollen für die Ewigkeit gerüstet sein. Das führt in der Plastik so weit, dass hockende Figuren, die in dieser Stellung ihre Existenz im Totenreich überdauern sollen, ab einem bestimmten Moment nur noch als [[Würfelhocker|Würfel]] dargestellt werden.
Bereits in Freges System können die Prädikate selbst zum Gegenstand der Prädikation durch Prädikate höherer Stufe werden (und so weiter). Auf dieser Basis können bereits große Bereiche der Mathematik in der mathematischen Logik ausgedrückt werden. Die Relationszeichen, Funktionszeichen oder Konstanten bilden dabei dann den Typ der Sprache, äquivalent zum Typ einer algebraischen Struktur. So bildete sich während der Grundlegungsdebatte in der Mathematik und Logik um 1940 ein „strukturelle[r] Standpunkt“ heraus, der Mathematik in Bezug zur Mathematikdidaktik zu einer Strukturwissenschaft erklärte, und ab 1955 didaktisch in Deutschland wirksam wurde.<ref>Köck, Michael: Mathematik – ein Produkt der Naturgeschichte?; 2011, S.31</ref>


==== Mesopotamische Kunst ====
Die Gruppe [[Nicolas Bourbaki]] erklärte schließlich in einem 1950 veröffentlichten Artikel Strukturen zum geeignete Mittel, um die gesamte Einheit der Mathematik zu sichern.<ref>Bourbaki, Nicolas: The Architecture of Mathematics. Amer. Math. Monthly 67; 1950, S.221-232</ref>
* {{WikipediaDE|Mesopotamische Kunst}}


3.–2. Jahrtausend v. Chr.
=== Informatik ===
Die Entwicklung der Theoretischen Informatik begann etwa in den 1930er Jahren. Als grundlegendes Konzept in der Informatik gilt der aus der Mathematik stammende Begriff des [[Algorithmus]], der eine aus endlich vielen Schritten bestehende Handlungsvorschrift zur Lösung eines mathematischen Problems darstellt. Mit dem Algorithmenbegriff verbunden ist das Konzept der [[Berechenbarkeit]], für das in der [[Berechenbarkeitstheorie]] verschiedene mathematische Formalisierungen und Analysemethoden entwickelt wurden. Auch innerhalb der Informatik werden auf formaler Ebene strukturelle Eigenschaften von Objektklassen erforscht, ohne zu berücksichtigen, welche konkreten Objekte sich dieser Struktur unterordnen und ob diese sich in der Realität überhaupt konstruieren lassen, wobei aber eine Forderung nach Konstruierbarkeit je nach Disziplin durchaus gestellt werden kann.


==== Griechische Kunst ====
Ein der klassischen Mathematik fremder Begriff ist derjenige der [[Datenstruktur]], der in der Informatik, neben dem des Algorithmus, von zentraler Bedeutung ist. Die Darstellung der Algorithmen, Datenstrukturen und Untersuchungen über Zeit und Platz, die für die Ausführung und Speicherung notwendig sind, ist ein eigener Beitrag der Theoretischen Informatik zu den Strukturwissenschaften.
* {{WikipediaDE|Griechische Kunst}}


[[Datei:Classical orders from the Encyclopedie.png|miniatur|hochkant|Klassische [[Säulenordnung]]]]
Spezifische grundlegende Strukturen der Informatik sind im Bereich der Rechnerstrukturen u.&nbsp; A. die [[Von-Neumann-Architektur]] (seit 1945) bzw. sein Gegenteil, die Non-Von-Neumann-Architekturen (beispielsweise [[Parallelrechner]]).


Die griechische Kunst der Antike entstand ab etwa 1050 v. Chr. In der jüngeren Forschung wird ihr auch die vorangehende [[Minoische Kunst|minoische]] und [[mykenische Kunst]] zugerechnet, die bereits Zeugnisse aus dem 16. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. hinterlassen hat. Die wichtigsten künstlerisch bedeutenden Funde der Archäologie sind Skulpturen aus Bronze oder Marmor, bemalte Vasen und Wandfresken.
Die bis heute geltende Basis jeder strukturierten [[Programmierung]] sind die drei [[Kontrollstruktur]]en von Sequenz, Verzweigung und Schleife. Zur Visualisierung werden [[Programmablaufplan|Flussdiagramme]] oder auch [[Struktogramm]]e (seit 1972) verwendet.


* Die kretisch-[[Mykenische Kultur|mykenischen]] Funde werden eingeteilt in die Perioden ''Frühmykenisch'' (Mykenisch I: ca. 1600–1500 v.&nbsp;Chr.), ''Mittelmykenisch'' (Mykenisch II: ca. 1500–1400 v.&nbsp;Chr.) und ''Spätmykenisch'' (Mykenisch III: ca. 1400–1050 v.&nbsp;Chr.) sowie dem in zumindest manchen Regionen noch folgenden ''[[Submykenische Keramik|Submykenisch]]'' (ca. 1050/30 - 1020/00 v.&nbsp;Chr.)
Weitere wichtige Impulse verdankt die Strukturwissenschaft den Themengebieten der [[Berechenbarkeitstheorie]], der Frage zur Entscheidbarkeit und der [[Komplexitätstheorie]]. Auch die Untersuchungen zur [[Automatentheorie]], insbesondere die der [[Zellulärer Automat|zellularen Automaten]], weisen einen bis heute progressiven Charakter nicht zuletzt auch im Bereich der naturwissenschaftlichen Erklärungsmodelle auf.
* Die griechische Kunst im engeren Sinne wird in die kunsthistorischen Epochen [[Protogeometrische Periode|protogeometrischer Stil]] (ca. 1050/00-900 v.&nbsp;Chr.) [[geometrischer Stil]] (ca. 900–675 v.&nbsp;Chr.), [[Archaik (Kunst)|Archaik]] (700–500 v.&nbsp;Chr.), [[Griechische Klassik (Kunst)|Klassik]] (500–325 v.&nbsp;Chr.) und [[Hellenismus#Literatur und Kunst|Hellenismus]] (325–150 v.&nbsp;Chr.) eingeteilt.


Von der griechischen Malerei ist wenig erhalten, obwohl es eine Fülle von literarischen Zeugnissen und nicht wenige bekannte Namen von Malern gibt ([[Apelles]], [[Zeuxis von Herakleia|Zeuxis]] usw.).
=== Komplexitätsforschung und Systemtheorie ===


==== Römische Kunst ====
[[Datei:Ideal feedback model.svg|mini|strukturelles Feedback-Modell der Kybernetik]][[Carl Friedrich von Weizsäcker]] prägte 1971 einen erweiterten Begriff für die Strukturwissenschaften: „Als Strukturwissenschaften wird man nicht nur die reine und angewandte Mathematik bezeichnen, sondern das in seiner Gliederung noch nicht voll durchschaute Gebiet der Wissenschaften, die man mit Namen wie Systemanalyse, Informationstheorie, Kybernetik, Spieltheorie bezeichnet. Sie sind gleichsam die Mathematik zeitlicher Vorgänge, die durch menschliche Entscheidung, durch Planung, durch Strukturen, […] oder schließlich durch Zufall gesteuert werden. Sie sind also Strukturtheorien zeitlicher Veränderung. Ihr wichtigstes praktisches Hilfsmittel ist der Computer, dessen Theorie selbst eine der Strukturwissenschaften ist. Wer in einem Lande den Fortschritt der Wissenschaft fördern will, muss diese Wissenschaften vordringlich fördern, denn sie bezeichnen gleichsam eine neue Bewusstseinsstufe.“<ref>C. F. v. Weizsäcker: Die Einheit der Natur; 1971, S.22</ref>
{{WikipediaDE|Römische Kunst}}


[[Datei:Statue-Augustus.jpg|miniatur|hochkant|[[Augustus von Primaporta]], Vatikanische Museen, Rom]]
In den 1970er und 1980er Jahren erlebten dann mit der [[Synergetik]], der Theorie der [[Selbstorganisation]] und der [[Chaostheorie]] weitere Gebiete, die den Strukturwissenschaften zugerechnet werden können, einen rasanten Aufstieg. Im Rahmen der [[Komplexitätsforschung]] spielt dabei der Begriff des [[System]]s eine zentrale Rolle. Systeme organisieren und erhalten sich zunächst durch Strukturen. Die Struktur bezeichnet das Muster der Systemelemente und ihrer Beziehungsgeflechte, durch die ein System entsteht, funktioniert und sich erhält. Unter der Struktur eines Systems versteht man somit die Gesamtheit der Elemente eines Systems, ihre Funktion und ihre Wechselbeziehungen. Doch in der [[Systemtheorie]] bedingen sich [[Struktur (Systemtheorie)|Systemstruktur]], Systemverhalten und Systementwicklung gegenseitig. Daher werden innerhalb der Systemtheorie zusätzlich zur Struktur noch weitere Axiome eingeführt, welche die Systemgrenzen (die Unterscheidung System/Umwelt), vor allem aber die System-Attribute wie Stabilität, Dynamik, Linearität u.&nbsp; A. beinhalten. Weiterhin ist es für ein System konstituierend, dass die jeweiligen Systemelemente eine Systemfunktion (Systemzweck, Systemziel) erfüllen und dabei eine funktionale Differenzierung aufweisen. Die ersten formalisierten Systemtheorien wurden etwa um 1950 entwickelt. Die Anwendung solcher Modelltheorien ermöglicht die Simulation komplexer Vorgänge und wurde daher in vielen Einzelwissenschaften angestrebt, vor allem aber in der [[Biologie]] der 1970er und 1980er Jahre.


Die römische Kunst entfaltete sich etwa vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. und wurde lange Zeit unter dem Aspekt ihrer Abhängigkeit von der griechischen bewertet. In der Tat verdankt sich etwa die heutige Kenntnis der griechischen Skulptur in hohem Maße der Tatsache, dass wichtige Werke der griechischen Bronzegießer – die wegen des hohen Materialwertes längst wieder eingeschmolzen waren – als römische Marmorkopien überliefert worden sind. Dennoch hat die Kunst des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]] in Malerei, Skulptur und vor allem in der Architektur auch neue Wege beschritten. So ermöglichte z.&nbsp;B. der Einsatz von [[Opus caementitium|Zement]] in der [[Römische Architektur|römischen Architektur]] erstmals weitgespannte Kuppeln ([[Pantheon (Rom)|Pantheon]]). Ausgebildet wurden in Rom und seinen Provinzen auch bereits die meisten Bautypen, die vom frühen Christentum für seine Sakralarchitektur übernommen wurden: [[Zentralbau]], [[Basilika (Bautyp)|Basilika]] und [[Hallenkirche|mehrschiffige Halle]].
{{Zitat|Die Strukturwissenschaften … sind heute mächtige Instrumente zur Erforschung der komplexen Strukturen der Wirklichkeit. Ihre Gliederung erfolgt nach den gegenstandsübergreifenden Ordnungs- und Funktionsmerkmalen, welche die Wirklichkeit strukturieren, und die wir mit Oberbegriffen wie System, Organisation, Selbststeuerung, Information und dergleichen beschreiben. Neben den bereits als klassisch einzustufenden Disziplinen der Kybernetik, Spieltheorie, Informationstheorie und Systemtheorie haben die Strukturwissenschaften so wichtige Wissenschaftszweige wie Synergetik, Netzwerktheorie, Komplexitätstheorie, Semiotik, Chaostheorie, Katastrophentheorie, Theorie der Fraktale, Entscheidungstheorie und die Theorie der Selbstorganisation hervorgebracht. Auch die von mir anvisierte Theorie der Randbedingungen mag sich eines Tages zu einer eigenständigen Strukturwissenschaft weiterentwickeln.|[[Bernd-Olaf Küppers]]|Nur Wissen kann Wissen beherrschen|ref=<ref>Bernd-Olaf Küppers: ''Nur Wissen kann Wissen beherrschen'' 2008, S. 314</ref>}}
Zeitgenössische Beschreibungen von Kunst und Kunsttheorie lieferten zum Beispiel der Schriftsteller [[Plinius der Ältere]] und der Architekt [[Vitruv]].


=== Kunst des Mittelalters ===
== Idee, Formalisierung und Beispiele mathematischer Strukturen ==
==== Frühchristliche und byzantinische Kunst ====
* {{WikipediaDE|Frühchristliche Kunst}}


[[Datei:Meister von San Vitale in Ravenna 003.jpg|miniatur|Mosaik im Chor von [[San Vitale]], Ravenna]]
=== Zum Begriff der mathematischen Struktur ===


Frühchristliche Kunst ist an den ersten Stätten, an denen sich die neue Religion verbreitet hat, seit dem ersten Jahrhundert nach Chr. nachweisbar: im [[Heiliges Land|Heiligen Land]] und in [[Römisches Reich|Rom]]. Gemäß den Lebensbedingungen einer unterdrückten Bewegung sind in diese Fundorte in Rom zum Teil versteckt: Wandmalereien und einfache Altäre in [[Katakombe]]n zählen zu den frühesten Zeugnissen.
Zunächst bildete sich die "Auffassung von einer modernen Algebra als Theorie algebraischer Strukturen.",<ref>Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik 1998, S. 281</ref> welche auch heute noch oftmals als Strukturmathematik gelehrt wird. Dann entwickelte die Bourbakigruppe die gesamte Mathematik als "Lehre von den Strukturen"<ref>Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik 1998, S. 283</ref> im Sinne einer umfassenden Strukturwissenschaft. Der Begriff einer [[Mathematische Struktur|mathematischen Struktur]] hat jedoch nur noch bedingt etwas mit dem umgangssprachlichen Strukturbegriff zu tun. Die Mathematik formuliert diesen Begriff im Rahmen ihrer Formalisierung weitaus präziser. Die Hierarchie mathematischer Strukturen enthält beispielsweise die [[Algebraische Struktur|algebraischen Strukturen]] und die [[Topologische Struktur|topologischen Strukturen]].


Mit der Machtübernahme Kaiser [[Konstantin der Große|Konstantins]] wird das [[Christentum]] im Jahr 313 zuerst den anderen Religionen gleichgestellt und in der Folge dann [[Staatsreligion]], weshalb seine symbolischen Zeichen, Bauten und Bilder die konspirativen Orte der Frühzeit verlassen können. Durch die Teilung des Römischen Reiches in [[Weströmisches Reich|Westrom]] und [[Byzantinisches Reich|Ostrom]], wo Konstantin das alte [[Byzantion]] zur neuen Hauptstadt [[Konstantinopel]] ausbaute, entwickeln sich zwei unterschiedliche [[Konfession]]en, die ihre Differenzen zu einem nicht geringen Teil im jeweiligen Umgang mit den Bildern des Heiligen sehen. Während das alte Rom nach den Stürmen der Völkerwanderungszeit zum Zentrum der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] aufsteigt, entfaltet sich in Konstantinopel das [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxe Christentum]].
Als Basis jeder mathematischen Struktur dient eine Menge M, deren Elemente zunächst in keinerlei Beziehung zueinander stehen, beispielsweise die Menge M = {1,2,3,4,5}, wobei die Elemente nicht notwendigerweise Zahlen sind. Nun wird dieser Menge M, die Trägermenge genannt wird, eine Struktur S aufgeprägt. Eine mathematische Struktur ist demnach mit (M,S) als geordnetes Paar für das System "die Menge M versehen mit der Struktur S" darstellbar. Dazu kann man dann zum Beispiel eine Ordnungsrelation verwenden, die zeigt, welche Elemente mit welchen anderen in Beziehung stehen, oder welche isoliert bleiben. Die Menge M trägt dann eine bestimmte Struktur S.


Zu den Leistungen der [[Byzantinische Kunst|byzantinischen Kunst]] gehört die Entwicklung eines mobilen [[Kultbild]]es, der [[Ikone]], die zu einem zentralen Bestandteil der orthodoxen [[Liturgie]] wird. Solitär oder als Bilderwand ([[Ikonostase]]) steht sie im Zentrum der [[Bilderverehrung]] und bildet viele neue Darstellungsformen aus. Ihr Erfolg ruft als Gegenbewegung den [[Byzantinischer Bilderstreit|Bilderstreit]] hervor, in dem sich die beiden grundsätzlichen Haltungen zu Bildern für die gesamte Geschichte der Kunst exemplarisch gegenüberstehen: [[Ikonoklasmus|Ikonoklasten]] und [[Ikonodule]]n.
Die formale Definition einer mathematischen Struktur lautet:
: Eine Struktur ist ein 4-Tupel aus einer Menge A, sowie einer [[Familie (Mathematik)|Familie]] von Grundrelationen I, einer von Grundfunktionen J und einer von Konstanten K.


Unter Kaiser [[Justinian I.|Justinian]] entstehen neue kulturelle Zentren auch im Westen, besonders [[Ravenna]] wird mit Bauwerken und Bilderschmuck aufgewertet. Die [[Mosaik]]en von [[San Vitale]] und [[Sant’Apollinare in Classe]] zählen zu den besterhaltenen Zeugnissen dieser spezifisch byzantinischen Kunstform. Sowohl im Mosaik wie auch bei den Ikonen entwickeln sich festgelegte Bildtypen, die die theologischen Inhalte in festgelegten Formen abbilden.
I, J und K können dabei auch [[Leere Menge|leer]] oder [[unendlich]] sein. Eine Struktur ohne I, J, und K ist dann trivialer Weise wieder die Trägermenge selbst. Reine Mengen von Relationen ohne zugehörige Mengen sind demnach nicht als mathematische Strukturen definiert, sondern sind lediglich als elementare Strukturbausteine separat analysierbar.


Die typische Bauform der orthodoxen Kirche ist die [[Kreuzkuppelkirche]].
=== Komplexe Strukturen und Systemwissenschaften ===


Das Byzantinische Reich und damit auch seine Kunst endet mit dem Fall Konstantinopels 1453 und seiner Inbesitznahme durch die Türken. Die orthodoxen Kirchen Osteuropas pflegen weiterhin die Tradition der Ikonenmalerei, aufgrund der streng reglementierten Gestaltung wiederholen diese Werke in der Regel jedoch nur ältere Vorbilder.
Relativ junge Zweige der Strukturwissenschaften befassen sich heutzutage mit komplexen und hyperkomplexen Strukturen. Das Interesse an diesen Strukturen wurde jedoch primär nicht von dem Wunsch nach neuen mathematischen Modellen, sondern von dem Wunsch, natürliche Strukturen zu verstehen, motiviert. Derzeit sind daher viele entsprechende Gebiete auch quasi „zwischen“ der angewandten Mathematik und den traditionellen Natur- und Ingenieurswissenschaften angesiedelt. Manche Gebiete sind inzwischen recht gut-, und andere eher semi-formalisiert worden. Als Beispiele kann man dazu Teile der Systemwissenschaften ansehen.


==== Vorromanik und Romanik ====
== Bezug zu Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften ==
[[Datei:Meister der Ada-Gruppe 001.jpg|miniatur|hochkant|[[Ada-Handschrift]]: Evangelist Lukas, um 800]]
Als sich [[Karl der Große]] im Jahr 800 in Rom zum Kaiser krönen lässt, begründet er nicht nur eine bis ins 16. Jahrhundert dauernde politische Praxis, sondern erneuert auch [[Ästhetik|ästhetisch]] eine europäische Tradition. Seine Rückkehr an die in der [[Völkerwanderungszeit]] zu einem Dorf geschrumpfte römische Ex-Metropole lässt sich zum einen als die erste nachantike Anknüpfung an die große Zeit des Römischen Reiches lesen, weshalb die Kunstproduktion unter Karl auch [[karolingische Renaissance]] genannt wird. Zweitens verbindet sich das [[Kaisertum]] eng mit der fortan wichtigsten Macht, die auch die meisten Bauten und Bilder produzieren wird: der römisch-katholischen Kirche.


Man unterscheidet bei der [[Vorromanik]] zwischen der [[Merowinger|merowingischen]] Kunst, die sich wie ihre Vorgänger noch der keltischen Kultur zurechnen lässt, und der [[Karolinger|karolingischen]] Kunst, die bereits den Reichtum und die Vielfalt eines [[Kunststil|Stils]] entfaltet, der sich dank der Machtausdehnung Karls in ganz [[Mitteleuropa]] verbreitet. In der Malerei ragen Werke der Buchmalerei und der [[Wandmalerei]] hervor, eine Reihe von illustrierten [[Manuskript|Handschriften]] ordnet man einer [[Hofschule Karls des Großen]] zu. In der Architektur wird etwa mit der [[Aachener Dom|Aachener Pfalzkapelle]] versucht, die Tempelbauformen der römischen Kaiserzeit zu reaktivieren.
=== Naturwissenschaften ===


Die den Karolingern nachfolgenden [[Ottonen]] führen die qualitätvolle Buchmalerei fort (z.&nbsp;B. die [[Kloster Reichenau|Reichenauer Malerschule]]) und sorgen, wie die darauffolgenden [[Salier]] und [[Staufer]] für viele neue Kirchenbauten u.&nbsp;a. in den Gebieten der Expansion nach Osten. Die [[Romanik]] zeichnet sich, v.&nbsp;a. im Vergleich zur nachfolgenden Gotik, durch ihre feste Bauweise und einen wehrhaften Charakter aus. Kirchen mussten oftmals noch die Funktion von [[Burg]]en erfüllen ([[Wehrkirche]]), große Fenster waren technisch noch nicht möglich und aus Sicherheitsgründen nicht erwünscht. Dagegen stand ein hoher Bedarf an Mauerfläche für die Wandmalerei. Weiterer Schmuck waren zweifarbige [[Bänderung (Architektur)|Bänderungen]] der [[Pfeiler]] und [[Gewölbegurt]]e, sowie Skulpturen an [[Portal (Architektur)|Portalen]] und [[Lettner]]n. Wichtige romanische Bauten sind z.&nbsp;B. der [[Speyerer Dom]], die [[Abtei Cluny]]. Bedeutende skulpturale Kunstwerke sind außerdem aus Bronze erhalten, u.&nbsp;a. die Hildesheimer [[Bernwardssäule]]. Dem Kunsthandwerk kommt der aufblühende [[Reliquienhandel]] zugute, der die Nachfrage nach prächtigen [[Reliquiar]]en erzeugt sowie die liturgischen Erfordernisse der Kirche ([[Tabernakel]], [[Vortragekreuz]]e, [[Abendmahlskelch|Meßkelche]], bestickte liturgische Gewänder, [[Radleuchter]] usw.). Mit der Entstehung neuer [[Reformorden]] ([[Cluniazenser]], [[Zisterzienser]] usw.) entstehen strengere Bauordnungen und präzise Vorschriften für künstlerische Gestaltung, die die Formenentwicklung immer mehr ausdifferenzieren.
Abstrahierende mathematische Modellbildungen findet man heutzutage zudem in jedem Zweig der Naturwissenschaft, so dass es sinnvoll erscheinen kann, diese als Strukturwissenschaften zu einem allgemeinen Bestandteil der [[Methodik]] zu machen. Für die [[Physik]] beispielsweise kommt es dann aber darauf an, aus allgemeinstmöglichen Strukturen diejenigen herauszufischen, die für die Beschreibung von experimentellen Vorgängen benötigt werden. Aus der jeweiligen Struktur können dann mathematische Schlüsse gezogen werden, die überprüfbaren Folgen für den Untersuchungsgegenstand entsprechen.


==== Gotik ====
Aus Sicht der [[Differentialgeometrie]] handelt es sich bei physikalischen Theorien um differenzierbare [[Mannigfaltigkeit]]en mit endlicher Dimensionszahl. Selbst der [[Phasenraum]] ist mathematisch gesehen eine spezielle Mannigfaltigkeit. Diese Erkenntnis gestattet dann Untersuchungen wie den Unterschied zwischen integrablen und nichtintegrablen dynamischen Systemen, und dies wird seit einigen Jahren inzwischen wieder in Form der [[Chaosforschung|Chaostheorie]] näher untersucht.
[[Datei:Duccio di Buoninsegna 009.jpg|miniatur|hochkant|[[Duccio di Buoninsegna]]: Madonna Rucellai, Uffizien (Florenz)]]
Mit der Entwicklung eines neuen Baustils zu Beginn des 12. Jahrhunderts in Frankreich wird eine Epoche eingeleitet, die unter dem nachträglich gewählten und ursprünglich abwertend gemeinten Begriff ''[[Gotik]]'' bis zum Ende des Mittelalters die Kunst des Abendlandes prägen wird. Durch die Entdeckung, dass sich das Gewicht von Baulasten, insbesondere Decken, durch [[Strebebogen]] von der Wand weg nach außen verlagern lässt, wurden große Fensterflächen möglich, die die gotische [[Kathedrale]] zum lichtdurchfluteten Baukörper werden ließen. Als Gründungsbauwerk gilt der [[Chor (Architektur)|Chor]] der [[Abteikirche]] von [[Basilika Saint-Denis|Saint-Denis]] bei Paris, als Höhepunkte der französischen [[Hochgotik]] die Kathedralen von [[Kathedrale von Chartres|Chartres]], [[Kathedrale von Reims|Reims]], [[Notre-Dame de Paris]] und die [[Sainte-Chapelle]]. Im damals deutschsprachigen Raum sind besonders zu nennen das [[Freiburger Münster]], das [[Straßburger Münster]], der [[Kölner Dom]] und der Prager [[Veitsdom]].


Die Entwicklung der Malerei verdankte einem kriminellen Akt ihren größten Impuls: Die [[Republik Venedig|Venezianer]] bringen von ihrer Plünderung [[Konstantinopel]]s im Rahmen des [[Vierter Kreuzzug|vierten Kreuzzuges]] von 1204 einen neuen [[Bildtyp]] in den Westen. Die Ikone ist ein mobiles [[Tafelbild (Malerei)|Tafelbild]] und wird bald als wichtigster Träger für Malerei triumphieren, wo bisher nur auf Wände – ob als [[Fresko]] oder [[Glasmalerei]] auf den größer gewordenen Fensterflächen – und in Handschriften gemalt wurde. In Italien, wo die Ikone zuerst eintrifft, entwickelt sich auch zuerst eine westliche Maltradition, die mit [[Duccio di Buoninsegna|Duccio]] einen ersten großen Maler hervorbringt und mit dem ersten Anwender der Perspektive, [[Giotto di Bondone]], die Flächigkeit, die [[Bedeutungsperspektive]] und die Naturferne des Mittelalters schon wieder zu überwinden versucht.
Weiterhin ist der Begriff der Gruppe in der modernen Physik außerordentlich wichtig geworden. Die [[Gruppentheorie]] stellt die mathematischen Hilfsmittel zur Verfügung, mit denen Symmetrien untersucht werden können. Ein [[physikalisches System]] heißt symmetrisch bezüglich einer Transformation, wenn es sich durch die Anwendung der Transformation nicht ändert. Symmetrien haben insbesondere im Rahmen des [[Noether-Theorem]]s (formuliert 1918 von [[Emmy Noether]]) eine so große Bedeutung, weil sie [[Zeitumkehr (Physik)|Invarianzen]] zur Folge haben und damit Erhaltungsgrößen.


Die Skulptur entfaltet sich wie in der Romanik vor allem an den Fassaden und Portalen der großen Kirchenbauten, nördlich der Alpen aber vor allem in einer Spezialform des [[Flügelaltar]]es, dem [[Schnitzaltar]]. Besonders im süddeutschen Raum entstehen in der [[Spätgotik]] Spitzenwerke in den Werkstätten von [[Tilman Riemenschneider]], [[Veit Stoß]] und den [[Michel und Gregor Erhard|Erhards]] aus Ulm.
Auch die [[Chemie]] lässt sich als Anwendungsfall für die Strukturwissenschaften, seit sich ab 1865 die Strukturtheorie (in Anlehnung an [[Friedrich August Kekulé]]) in der Chemie durchsetzte. Demnach erklären sich chemische Eigenschaften aus der inneren Struktur der Moleküle (eine wichtige Anwendung in der Chemie ist daher das Aufstellen von [[Strukturformel]]n). Damit wurde auch die Basis für eine besondere Nähe zur Physik geschaffen, die es ermöglichte, die chemischen Bindungen als Verbindungsfähigkeiten von Atomen zu deuten. Insofern die Chemie die [[Kovalente Bindung|Bindungen von Atomen]] durch ihre äußere Elektronenhülle untersucht, die innerhalb von chemischen Bindungen aufgrund ihrer atomaren und molekularen Struktur ganz unterschiedliche Bindungsstärken und -arten realisieren können, beschäftigt sie sich mit gegebenen Strukturen innerhalb der Natur.<ref>Brock, William, 1992; Viewegs Geschichte der Chemie, S. 163</ref>


=== Kunst der Neuzeit ===
Innerhalb der [[Biologie]] beschäftigt sich speziell die [[Strukturbiologie]] mit dem Aufbau hierarchisch organisierten Strukturen von Lebewesen, angefangen von [[Makromolekül]]en zu [[Zelle (Biologie)|Zellen]], [[Organ (Biologie)|Organen]], [[Organismus|Organismen]], [[Biozönose]]n und [[Biosphäre]]n. Sowohl die einzelnen Bausteine von Lebewesen, als auch die Individuen innerhalb von [[Population (Biologie)|Populationen]] oder anderer Lebensgemeinschaften stehen dabei in einem relationalen Austausch miteinander und mit der physikalisch-chemischen Umwelt.
==== Renaissance ====
[[Datei:Masaccio 003.jpg|miniatur|hochkant|[[Masaccio]]: ''[[Dreifaltigkeit (Masaccio)|Dreifaltigkeit]]'', [[Fresko]] in Santa Maria Novella, Florenz]]
Mit der Emanzipation der Kaufleute und Seefahrer in den italienischen [[Stadtstaat]]en und Fürstentümern wie [[Florenz]] ([[Toskana]]), [[Mantua]], [[Urbino]], [[Republik Genua|Genua]] und [[Republik Venedig|Venedig]] entsteht ein neues Publikum für Kunst jenseits kirchlicher oder feudaler Auftraggeber, das dank internationalem Handel kulturelle Einflüsse verschiedenster Kunstzentren aufnehmen kann. Zugleich befördern zufällige und gezielte Funde antiker [[Kunstwerk]]e vor allem in Rom eine neue Sicht auf den Menschen und sein gestaltetes Ebenbild. Die [[Renaissance]] nimmt im Italien des 15. Jahrhunderts ihren Anfang und erreicht dort im 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt. In den anderen europäischen Ländern zieht die neue Kunst ab ca. 1500 endgültig ein. Sowohl in der Architektur wie in der Bildhauerei nimmt man sich die [[Antike]] unmittelbar zum Vorbild: [[Proportion (Architektur)|Proportionen]], klassische [[Säulenordnung]]en, Bauformen wie der [[Portikus]], die [[Ädikula]] werden übernommen und mit anderen Elementen ([[Kuppel]]n) kombiniert. Die [[Künstler]] befreien sich aus den [[Zunft|zünftischen]] Berufsorganisationen des Mittelalters, werden selbstbewusst, [[Unterschrift|signieren]] ihre Werke und stellen sich selbst dar. Die immer gekonntere Anwendung der [[Zentralperspektive]] (deren erste mathematisch korrekte Übertragung ins Bild 1426 [[Masaccio]] in seinem [[Dreifaltigkeit (Masaccio)|Dreifaltigkeitsfresko]] in [[Santa Maria Novella]] in Florenz gelungen sein soll) ermöglicht immer naturnähere Darstellungen.


==== Manierismus ====
In diesem Zusammenhang ist vor allem die Frage von belang, inwiefern bestimmte Strukturen Träger [[Emergenz|emergenter]] Eigenschaften sind. Während die Strukturbetrachtung also einerseits den Übergang zwischen physikalischen Grundkräften, chemischen Verbindungen und organischem Leben zu beleuchten verspricht, existieren andererseits aber auch systemwissenschaftliche Ansätze, die ebenfalls strukturalistisch verstanden werden können.
16. Jahrhundert (ca. 1530–1590)


Im [[Manierismus]] wird die Ausgewogenheit und vollkommene Harmonie der Hochrenaissance aufgegeben zugunsten einer Dynamisierung und größerer Spannung. Starke Gegensätze, Asymmetrien, Disharmonien, Verzerrung der Proportionen und außergewöhnliche Farb- und Lichteffekte wurden oft verwandt.
[[Systemphysik]] wird dabei beispielsweise im Rahmen der Erforschung der Physik von komplexen Systemen am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme betrieben.<ref>[http://www.mpipks-dresden.mpg.de/ Homepage des Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme]</ref> Erforscht werden dabei Bereiche der nichtlinearen Systemdynamik, die physikalischen Grundlagen liefern dabei oft die Modelle der [[Statistische Physik|statistischen Physik]].


==== Barock ====
Die [[Systembiologie]] ist ein Zweig der Biowissenschaften, der versucht, biologische Organismen in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Das Ziel ist, ein integriertes Bild aller regulatorischen Prozesse über alle Ebenen, vom [[Genom]] über das [[Proteom]], zu den Organellen bis hin zum Verhalten und zur Biomechanik des Gesamtorganismus zu bekommen. Wesentliche Methoden zu diesem Zweck stammen aus der [[Systemtheorie]] und ihren Teilgebieten. Da aber die mathematisch-analytische Seite der Systembiologie nicht perfekt ist, kommen als Forschungsmethoden häufig Computersimulationen und Heuristiken zum Einsatz. Versuche zur mathematischen Formalisierung von Leben findet man u. A. bei [[Robert Rosen]], der im Rahmen seiner relationalen Biologie als Hauptmerkmale von Lebewesen den [[Stoffwechsel|Metabolismus]] und die Reparatur bzw. die [[Replikation]] beschreibt.<ref>Rosen, Robert; 1991, Life Itself: ''A Comprehensive Inquiry into the Nature, Origin, and Fabrication of Life'', Columbia University Press</ref>
1600–1770


Der [[Barock]] umfasst in der Kunstgeschichte die Zeit zwischen der Renaissance und dem Klassizismus, in der Zeit von etwa 1600–1750. Als eine Vorstufe des Barock gilt der Manierismus.
Beispiele für die integrativen Leistungen der Strukturwissenschaften, die Naturwissenschaften dahingehend zu unterstützen, die Entstehung von organisierten Strukturen in der Natur zu beschreiben, sind die Forschungsergebnisse von [[Manfred Eigen]], welche ihren Ausgangspunkt in der Molekularbiologie nahmen, sowie die strukturwissenschaftlichen Ergebnisse von Illya Prigogine und Herman Haken, welche mit Überlegungen zur Thermodynamik begannen. Durch das  Paradigma der [[Selbstorganisation]] ([[Ilya Prigogine]]) und der [[Synergetik]] ([[Hermann Haken (Physiker)|Hermann Haken]]) erschien es möglich, die biologische Evolution als Evolution von Strukturen an die Physik anzuschließen.<ref>Glandsdorff, Prigogine; 1971: Thermodynamics of Structure, Stability and Fluctuations</ref><ref>Haken, Hermann; 1978: Synergetics, Nonequilibrium Phase Transitions and Selforganisation in Physics, Chemistry and Biologie</ref> Zuvor schien der  2. Hauptsatzes der [[Thermodynamik]], der eine Zunahme der [[Entropie (Thermodynamik)|Entropie]] voraussagt, einer spontanen Entstehung von Strukturen zu widersprechen. Ausgangspunkt der Betrachtungen von Haken zur Synergetik war daher die Frage, warum sich im Universum komplexe Strukturen entwickeln konnten, wenn allein der zweite Hauptsatz der Thermodynamik gilt. Er schreibt dazu:
{{Zitat|ref=<ref>Haken, Hermann; 1995, Erfolgsgeheimnisse der Natur, S. 12</ref>|Die Physik nimmt für sich in Anspruch, die grundlegende Naturwissenschaft schlechthin zu sein. Doch hätte man früher einen Physiker gefragt, ob beispielsweise die Entstehung des Lebens mit den Grundgesetzen der Physik in Einklang zu bringen sei, so hätte die ehrliche Antwort Nein lauten müssen. Nach den Grundgesetzen der Wärmelehre müsste die Unordnung der Welt immer mehr zunehmen. Alle geregelten Funktionsabläufe müssten langfristig aufhören, alle Ordnung zerfallen. Der einzige Ausweg, den viele Physiker sahen war, die Entstehung von Ordnungszuständen in der Natur als riesige Schwankungserscheinung zu betrachten, die nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitstheorie überdies beliebig unwahrscheinlich sein sollte. Eine wahrhaft absurde Idee, aber wie es schien, im Rahmen der sog. Statistischen Physik die einzig akzeptable. War die Physik damit in eine Sackgasse geraten, indem sie behauptete, biologische Vorgänge beruhten auf physikalischen Gesetzen, aber die Entstehung des Lebens selbst würde den physikalischen Gesetzen widersprechen? Die Ergebnisse der Synergetik setzen uns instand, die Grenzen der Thermodynamik aufzudecken und klassische Fehlinterpretationen nachzuweisen.|Hermann Haken| Erfolgsgeheimnisse der Natur}}


Der Barock ist stark durch die [[Phantasie]] gekennzeichnet, die von der Bewunderung der großen Maler des 16. Jahrhunderts ausging. Es entsprang dem noch immer bleibenden Interesse am Studium der [[Klassische Antike|klassischen Antike]]. In diesem Sinne brach der Barock nicht mit der Renaissance, sondern entwickelte ihn zu einer dynamischeren, künstlerischen Auffassung weiter, in der für den Künstler jede Komposition möglich war; und der hielt sich mehr an die Vermutung  als an das formale Gleichgewicht.
=== Geistes- und Sozialwissenschaften ===


Der barocke Stil breitete sich über ganz Europa aus. In den letzten Jahrzehnten dieser Periode (1720–1750) traten in Frankreich und den germanischen Ländern einige Besonderheiten auf, das Rokoko wurde geboren. In dieser Periode der Begeisterung für das [[Verzierung|Dekorative]] erreichte auch die [[Pastell]]&shy;malerei ihre Blütezeit.
In der [[Philosophie]] machen vor allem die Denkrichtungen des [[Strukturalismus]] und die des [[Strukturenrealismus]] von strukturwissenschaftlichen Grundlagen Gebrauch. Strukturalismus ist dabei ein Sammelbegriff für interdisziplinäre Methoden und Forschungsprogramme, die Strukturen und Beziehungsgefüge in den weitgehend unbewusst funktionierenden Mechanismen kultureller Symbolsysteme untersuchen. Der Strukturalismus behauptet einen logischen Vorrang des Ganzen gegenüber den Teilen und versucht einen internen Zusammenhang von Phänomenen als Struktur zu fassen. Der philosophische Bereich des Strukturenrealismus stellt in seiner [[Erkenntnistheorie|epistemischen]] Variante die Theorie auf, dass alle wissenschaftliche Theorien über Strukturen in der Welt referieren, die [[ontisch]]e Variante behauptet, dass die Welt lediglich aus Strukturen bestehe und untersucht die Möglichkeiten der Existenz und der Entstehung von Relationen und (physikalischen) Objekten, bzw. fragt auch, ob es vielleicht auch nur Relationen ohne eigene Objektträger geben kann.


==== Rokoko ====
Die zentrale strukturwissenschaftliche Theorie innerhalb der [[Philologie]] stellt die [[Sprachwissenschaft|Linguistik]] bzw. die Sprachwissenschaft dar. Aus Sicht der Strukturwissenschaften handelt es sich hierbei um ein Teilgebiet der [[Semiotik]]. Von Sprachwissenschaftlern wird jedoch auch teilweise die Meinung vertreten, dass sich die Linguistik von diesem Teilgebiet aus bereits zu einer eigenständigen Strukturwissenschaft entwickelt habe. Unter dem strukturwissenschaftlichen Aspekt betrachtet geht Linguistik davon aus, dass ihr Objekt, die [[Sprache]], strukturiert ist. Sie entwickelt dazu methodische Verfahren, diese Strukturen aufzudecken und konstruiert Theorien, die diese Strukturen abbilden sollen.
1720–1770


Der Übergang vom Barock zum [[Rokoko]] (''franz.'' rocaille-Muschel) ist fließend, weswegen das Rokoko auch als Spätbarock bezeichnet wird. Sein Ursprung findet sich im Lebensgefühl des französischen Adels im 18. Jahrhundert. Durch Schäferspiele, Hirtenszenen, opulente Feste, Kostümbälle, Picknicks und Konzerte erzeugte der Adel die Illusion eines unbeschwerten, natürlichen Lebens. Die Sehnsucht nach einem idealisierten Landleben manifestierte sich in Lustschlösschen, Pavillons und dazugehörigen, gestalteten Parkanlagen. Die Frivolität und das spielerische Vergnügen findet sich auch als perfekte Illusion in den raffiniert verfeinerten Motiven des Rokokos wieder. Helle, luftige Farbtöne werden verwendet, die Arbeiten sind übertrieben dekoriert, so auch die Verzierungen von Möbeln und Alltagsgegenständen.
In der [[Soziologie]] zählt vor allem die [[soziologische Systemtheorie]] von [[Niklas Luhmann]] als strukturwissenschaftliches Theoriegebäude, welches wiederum auf die Überlegungen des [[Strukturfunktionalismus]] und des Systemfunktionalismus von [[Talcott Parsons]] zurückgeht. Zur strukturellen und funktionalen Analyse sozialer Systeme entwickelte Parsons das [[AGIL-Schema]], das die für die Strukturerhaltung notwendigen Funktionen systematisiert. Die [[Systemtheorie (Luhmann)|Systemtheorie nach Niklas Luhmann]] ist eine philosophisch-soziologische Kommunikationstheorie mit universalem Anspruch, mit der die Gesellschaft als komplexes System von Kommunikationen beschrieben und erklärt werden soll. Kommunikationen sind dabei die Operationen, die diverse soziale Systeme der Gesellschaft entstehen lassen, vergehen lassen, erhalten, beenden, ausdifferenzieren, interpenetrieren und durch [[strukturelle Kopplung]] verbinden. Nach Luhmann sind soziale Systeme sinnverarbeitende Systeme. "Sinn" ist nach Luhmann die Bezeichnung für die Art und Weise, in der soziale (und psychische) Systeme Komplexität reduzieren. Die Grenze eines sozialen Systems markiert somit ein Komplexitätsgefälle von der Umwelt zum sozialen System. Soziale Systeme sind die komplexesten Systeme, die Systemtheorien behandeln können. In einem sozialen System entsteht durch die Reduktion von Komplexität im Vergleich zur Umwelt eine höhere Ordnung mit weniger Möglichkeiten. Durch die Reduktion von Komplexität vermitteln soziale Systeme zwischen der unbestimmten Weltkomplexität und der Komplexitätsverarbeitungskapazität psychischer Systeme.


==== Klassizismus ====
Die [[Gestaltpsychologie]] der Leipziger Schule, eine von [[Felix Krueger]] zu Beginn des 20. Jahrhunderts begründete Richtung, die sich als Gegenpol zur mechanisch-materialistischen [[Psychophysik]] verstand. Einen eher von den Grundlagen der Informatik getriebenen Zugang zur Psychologie findet man beim [[Konstruktivismus (Lernpsychologie)|Konstruktivismus]].
1770–1840
 
[[Klassizismus]] bezeichnet als kunstgeschichtliche Epoche den Zeitraum etwa zwischen 1770 und 1840. Der Klassizismus löste den Barock ab. Eine Form des Klassizismus ist das [[Biedermeier]]. Die Epoche wurde in der Architektur von der Romantik begleitet und vom Historismus abgelöst.
 
Im Verhältnis zum Barock kann der Klassizismus als künstlerisches Gegenprogramm aufgefasst werden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gelangte er nach einer ersten Phase der Koexistenz durch die anhaltenden Diskussionen über die ästhetischen Leitbilder des Barocks zur Vorherrschaft. Der Klassizismus in der Architektur basiert auf dem Formenkanon des griechischen Tempelbaus, lehnt sich teilweise aber auch an die italienische Frührenaissance an.
 
Außerhalb des deutschsprachigen Raums wird der Klassizismus als „Neoklassizismus“ bezeichnet, dagegen bezeichnet Neoklassizismus im Deutschen die klassizistischen Strömungen im 20. Jahrhundert.
 
==== Romantik ====
1790–1840
 
Die [[Romantik]] ist nicht durch eine besondere Mal- oder Stilart geprägt, vielmehr geht es in dieser Epoche um das Brechen klassischer Normen und die Rückbesinnung auf die Natur, Geschichte und Religion. Durch die Hervorhebung von Emotionalem, Phantastischem und Ungebundenem, versuchte man eine Reaktion auf die Aufklärung zu geben und die Formen des Empirismus und der strengen Art des Klassizismus fallen zu lassen.
 
Harmonisierung Natur und Architektur:
 
* Kunst-Natur als Gegenüberstellen und Verschmelzung
* Denkmal-Bauten → Festhalten von Erinnerungen
 
==== Historismus ====
1850–1895
 
Im Historismus wird auf stilistische Elemente vorangegangener Epochen, etwa des Barock, des Rokoko, der Romanik oder der Renaissance, zurückgegriffen, die sowohl einzeln als auch in Kombination in die Werke der Künstler einfließen. Der Historismus wird unter anderem in [[Neoromanik]], [[Neogotik]], [[Neorenaissance]] sowie [[Neobarock]] unterteilt. Eines der bekanntesten im Historismus entstandenen Bauwerke Deutschlands ist der Berliner Reichstag, bei dem Stilelemente der Neorenaissance und des Neobarock verbunden wurden.
 
==== Realismus ====
1850–1895
 
==== Moderne ====
1842–1945
[[Naturalismus (Kunst)|Naturalismus]], [[Impressionismus]], [[Pointillismus]], [[Symbolismus (Bildende Kunst)|Symbolismus]], [[Jugendstil]], [[Expressionismus]], [[Fauvismus]], [[Kubismus]], [[Orphischer Kubismus|Orphismus]], [[Futurismus]], [[Suprematismus (Kunst)|Suprematismus]], [[Dadaismus]], [[Surrealismus]], [[Purismus (Kunst)|Purismus]], [[Konstruktivismus (Kunst)|Konstruktivismus]], [[Neoplastizismus]], [[Art Déco]], [[Bauhaus]], [[Neue Sachlichkeit (Kunst)|Neue Sachlichkeit]], [[Sozialistischer Realismus]], [[Phantastischer Realismus]], [[Abstrakter Expressionismus]], [[Informelle Kunst|Informel]], [[Art Brut]], [[Funktionalismus (Design)|Funktionalismus]]
 
* {{WikipediaDE|Kunst im Nationalsozialismus}}
 
nach 1950
[[Minimalismus (Kunst)|Minimalismus]], [[Happening]], [[Fluxus]], [[Pop Art]], [[Videokunst]], [[Fotorealismus]], [[Konzeptkunst]], [[Performance (Kunst)|Performance]], [[Land Art]], [[Body Art]], [[Neue Wilde]], [[Zeitgenössische Kunst]]
 
== Zum Thema "Bildende Kunst in anderen Regionen" siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Bildende Kunst}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
{{Portal|Bildende Kunst}}
* {{WikipediaDE|Strukturwissenschaft}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Bildende Kunst}}
* {{WikipediaDE|Bildende Kunst}}
* {{WikipediaDE|Buddhistische Kunst}}
* {{WikipediaDE|Islamische Kunst}}
* {{WikipediaDE|Ikonografie}}
* {{WikipediaDE|Kunstpädagogik}}
* {{WikipediaDE|Kunsttherapie}}
* {{WikipediaDE|Kunstsoziologie}}
* {{WikipediaDE|Frauen in der Kunst}}
* {{WikipediaDE|Straßenmalerei}}
* {{WikipediaDE|Graffiti}}
 
== Literatur ==
* ''Kürschners Handbuch der Bildenden Künstler Deutschland, Österreich, Schweiz'', 2 Teilbände (Redaktion Andreas Klimt), 2. Jahrgang, de Gruyter Saur, München 2007, ISBN 978-3-598-24737-8 (mit biographischen Daten, Adresse, Lehrtätigkeit, ausstellenden Galerien u.&nbsp;a. von 6700 lebenden Bildenden Künstlern: Malerei, Grafik, Bildhauerei, Buchkunst, Aktions- und Medienkünsten und (in Auswahl) Architektur, Fotografie und Kunsthandwerk).
* Johannes Jahn, Stefanie Lieb: ''Wörterbuch der Kunst''. Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-16513-8
* Ernst Gombrich: ''Die Geschichte der Kunst.'' Phaidon, Berlin 1996
* Günter Meißner (Hrsg.): ''Allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker'' (AKL). Leipzig 1983ff. (bis Bd. 3), dann von K.G. Saur übernommen: München/Leipzig 1992 ff. (Stand Ende 2006: 52 Bände bis ''Gheuse''), ISBN 3-598-22740-X
* Gérard du Ry van Beest Holle (Hrsg.): ''Kunstgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart''. Augsburg: Holle Verlag im Weltbild Verlag, Erlangen: Lizenzausgabe Karl Müller Verlag, 1991, o.ISBN (behandelt die Geschichte der Kunst von der Vorzeit und dem Alten Orient bis zum 20. Jahrhundert; mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Register, Abbildungsnachweis, Literaturhinweisen und Fotonachweis)
* Norbert Schneider: ''Bildende Kunst'', in: Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus, Bd. 2, Argument-Verlag, Hamburg, 1995, Sp. 240–245.
* Thieme-Becker: ''Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart''. 1907–1950 (37 Bände); mit der Fortsetzung von Hans Vollmer (''Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts'', 1952–1962, 6 Bände).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Visual arts|Bildende Kunst}}
{{Wiktionary}}
{{Wikisource|Kunst}}
* [http://www.frege.uni-jena.de/ Homepage des Frege Centre for Structural Sciences] an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
{{Wikiversity|Annäherung an eine Kunstdefinition}}
* [http://www.structural-science.net/ Competence Center for Pure and Applied Structural Sciences]
* http://www.kunst-epochen.de/neuzeit/klassizismus
* [http://www.portalkunstgeschichte.de/ Portal Kunstgeschichte]
* [http://archives.icom.museum/vlmp/ Online-Museen, Verzeichnis] (englisch)
* [http://www.art-site.de/ www.art-site.de] – Ausgewählte Websites bildender Künstler / Linkverzeichnis zu Museen, Galerien, Künstlern, Bildern.
* [http://www.prometheus-bildarchiv.de/ www.prometheus-bildarchiv.de] – „prometheus – Das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung & Lehre e.&nbsp;V.“
* [http://www.universes-in-universe.de/ www.universes-in-universe.de] – Visuelle Künste Afrikas, Asiens und Lateinamerikas / Biennalen-Dokumentationen
* [http://www.ausstellungsportal.net/ ausstellungsportal.net] – Aktuelle Ausstellungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz
* [http://www.euromuse.net/ euromuse.net] - Aktuelle Ausstellungen und Ausstellungsarchiv zu Ausstellungen aus 26 Ländern Europas
* [http://art49.wordpress.com/ art49.wordpress.com] – dezidierte Infos zu Kunstpreisen, Stipendien, Ausstellungen und Kunstmessen
* [http://www.artipool.de/ www.artipool.de] – Informationen zu Kunstmuseen, -vereinen, Galerien, Künstlern und aktuellen Ausstellungen


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4114333-4}}
[[Kategorie:Strukturwissenschaft nach Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Strukturwissenschaftliches Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Strukturwissenschaften|!]]


[[Kategorie:Kunst nach Gattung]]
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[[Kategorie:Bildende Kunst|!]]

Version vom 16. März 2020, 06:39 Uhr

Mit dem Begriff Strukturwissenschaften werden Wissensgebiete zusammengefasst, die allgemein funktional wirksame Formen betrachten und weder im Allgemeinen noch im Speziellen Gegenstände der Natur oder der sozialen Wirklichkeit zum Gegenstand haben. Diese Eingrenzung dient als Alternative zur Einteilung nach Sachgebiet, wie bei der Klassifizierung als Natur-, Geistes- oder Sozialwissenschaft.

Allgemeines

Oft ist mit der Verwendung des Terms Strukturwissenschaft der Anspruch verbunden, dass diese Wissensgebiete Metatheorien zu den Sachgebieten darstellen oder sogar auf eine einzige Wissenschaft von Strukturen und Formen verweisen. Es besteht eine gewisse Verwandtschaft und Überschneidung im beanspruchten Umfang mit Formalwissenschaften oder der klassisch-rationalistischen Vorstellung einer reinen Vernunftwissenschaft. Im Gedanken der Strukturwissenschaft ist dann die Idee einer Einheit der Wissenschaften mitgedacht, die eine Aufspaltung der Einzelwissenschaften überwindet, so dass sich am Ende nur die Strukturwissenschaft und die jeweilige Erfahrungswissenschaft, in der sie angewendet wird, gegenüberstehen. Dabei ist es ein Ziel der Strukturwissenschaften, die Entstehung der in der Natur gegebenen Vielfalt organisierter und komplexer Strukturen auf einheitliche, abstrakte Grundgesetze zurückzuführen. Im Rahmen der Einteilung der Wissenschaften in Einzelwissenschaften wird gelegentlich eine Segmentierung in Strukturwissenschaften, Naturwissenschaften, Humanwissenschaften (d. h. den Geistes- und Sozialwissenschaften), und Ingenieurswissenschaften vorgenommen.[1] Oft wird der Begriff gefüllt, indem Grundlagen- und Teildisziplinen bestimmter etablierter Wissenschaften der Rang einer Strukturwissenschaft verliehen wird.

Umfang

Zu den Strukturwissenschaften werden von den Befürwortern dieser Einteilung der Wissenschaft diverse Forschungsbereiche gezählt, von denen einige beispielhaft in der rechts stehenden Tabelle gelistet sind.

Grundlagen der Mathematik Angewandte Mathematik
Reine Mathematik
Theoretische Informatik Allgemeine Systemtheorie
Zu den Strukturwissenschaften werden heutzutage tausende von Einzeldisziplinen gezählt.

Vergleichsweise neue Zweige, die sich etwa im Bereich zwischen der angewandten Mathematik und den klassischen Natur- und Ingenieurswissenschaften befinden, haben sich in den Anwendungsbereichen der Systemwissenschaften oder etwa der Kybernetik erschlossen.

An russischen Universitäten gibt es explizit eigene Fakultäten für angewandte Mathematik und Kybernetik.[2] Weiterhin beschreibt die Technische Universität Ilmenau ihren Studiengang Technische Kybernetik und Systemtheorie folgendermaßen: „Die Technische Kybernetik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft. Sie ist zwischen den Ingenieurwissenschaften und der angewandten Mathematik angesiedelt und mit der Beschreibung, Analyse und Kontrolle von dynamischen Prozessen befasst. Kybernetische Methoden ermöglichen z. B. die automatische Navigation von Schiffen, lassen komplexe Vorgänge in Zellorganismen beschreiben oder helfen logistische Abläufe, wie Fahrpläne oder Energienetze, zu optimieren.“[3]

„Heutzutage bilden die Strukturwissenschaften die Basiswissenschaften für das Verständnis komplexer Phänomene schlechthin. … Dass der Anteil der Strukturwissenschaften ständig zunimmt, kann man unter anderem daran erkennen, dass die Computersimulation zunehmend das klassische Experiment in den Naturwissenschaften verdrängt. … Tatsächlich scheinen die Strukturwissenschaften zu einem einheitlichen Wirklichkeitsverständnis, das heißt zu einem objektiven Sinnzusammenhang und einem objektiven Anschauungsganzen zu führen, das nunmehr alle Formen wissenschaftlicher Erkenntnis umfasst. Und es mag geradezu paradox erscheinen, dass es ausgerechnet die so facettenreiche Wissenschaft des Komplexen ist, die wieder zur Einheit des Wissens und damit zur Einheit der Wirklichkeit zurückführt.“

Bernd-Olaf Küppers: Die Strukturwissenschaften als Bindeglied zwischen Natur- und Geisteswissenschaften[4]

Entwicklung

Mathematik

„Die beliebte Frage, ob Mathematik eine Natur- oder Geisteswissenschaft sei, geht von einer unvollständigen Einteilung aus. Sie ist eine Strukturwissenschaft.“

Carl Friedrich von Weizsäcker: Die Einheit der Natur[5]

Der strukturwissenschaftliche Begriff der Struktur entstammt dem Bemühen um die Wende zum 20. Jahrhundert, eine gemeinsame Grundlage für die gesamte Mathematik zu finden. Maßgebliche Schritte waren hierfür die Entwicklung der naiven Mengenlehre, der formalen Logik, das Hilbertprogramm, die Gruppentheorie der Algebra und die Arbeiten der Gruppe Nicolas Bourbaki.

Die formale Prädikatenlogik baut auf der von Georg Cantor formalisierten Mengenlehre (naive Mengenlehre) auf. George Booles An Investigation of the Laws of Thought verglich bereits die Verknüpfungsstrukturen des logischen Denkens mit der Zahlenalgebra und ihren Rechenarten. Gottlob Frege legte mit der „Begriffsschrift“ das erste rein formale axiomatische Logiksystem vor, mit dem er in den Grundgesetze der Arithmetik versuchte, die Mathematik auf rein logische Axiome zu gründen, indem er versuchte, den Begriff der Anzahl auf der Basis von Begriffsumfängen und Abbildungsrelationen zu definieren. Freges System ließ jedoch die Herleitung der russellschen Antinomie zu. Diesem Problem wurde zum einen mit der Typentheorie begegnet, zum anderen durch Ergänzungen in der Axiomatik der Mengenlehre.

Ausgehend von David Hilbert und Wilhelm Ackermann wurde umgekehrt eine Algebraisierung der Logik betrieben.[6] Für die Position des Formalismus entsprach etwa jede Menge, die formal den Peano-Axiomen genügt (ein Modell der Axiome darstellt), den natürlichen Zahlen. Die Modelltheorie beschäftigt sich im Besonderen mit solchen Strukturen, die axiomatisierbaren Sprachen oder Theorien entsprechen. Ein Modell ist dabei eine mit gewissen Strukturen versehene Menge, auf die die Axiome des Systems zutreffen. Formal sind Modelle Strukturen über einer Elementaren Sprache, in der die Axiome formuliert sind. In der Beweistheorie bildet das strukturelle Beweisverfahren eine wichtige Kalkül-Basis als Beweistheorie. Beweise werden üblicherweise als induktiv definierte Datenstrukturen dargestellt, wie Listen oder Bäume. Über die Berechenbarkeitstheorie (siehe auch Berechenbarkeit) bildet die formale Logik einen der historischen Ausgangspunkte der theoretischen Informatik.

Mithilfe des abstrakten Gruppenbegriffs ließ sich die abstrakte algebraische Struktur definieren durch eine oder mehrere Grundmengen (von Objekten, Elementen oder Symbolen) und den Operationen, Relationen und Funktionen auf diesen Grundmengen. „So wurde es das unbestrittene Verdienst von Emmy Noether, [Emil] Artin und den Algebraikern ihrer Schule, wie Hasse, Krull, Schreier, van der Waerden, in den 1920er Jahren die Auffassungen von einer modernen Algebra als Theorie algebraischer Strukturen voll durchgesetzt zu haben.“[7] Diese Strukturen waren von der Entscheidung der Grundlagendebatte zwischen Platonikern, Formalisten und Intuitionisten letztlich unabhängig.

Bereits in Freges System können die Prädikate selbst zum Gegenstand der Prädikation durch Prädikate höherer Stufe werden (und so weiter). Auf dieser Basis können bereits große Bereiche der Mathematik in der mathematischen Logik ausgedrückt werden. Die Relationszeichen, Funktionszeichen oder Konstanten bilden dabei dann den Typ der Sprache, äquivalent zum Typ einer algebraischen Struktur. So bildete sich während der Grundlegungsdebatte in der Mathematik und Logik um 1940 ein „strukturelle[r] Standpunkt“ heraus, der Mathematik in Bezug zur Mathematikdidaktik zu einer Strukturwissenschaft erklärte, und ab 1955 didaktisch in Deutschland wirksam wurde.[8]

Die Gruppe Nicolas Bourbaki erklärte schließlich in einem 1950 veröffentlichten Artikel Strukturen zum geeignete Mittel, um die gesamte Einheit der Mathematik zu sichern.[9]

Informatik

Die Entwicklung der Theoretischen Informatik begann etwa in den 1930er Jahren. Als grundlegendes Konzept in der Informatik gilt der aus der Mathematik stammende Begriff des Algorithmus, der eine aus endlich vielen Schritten bestehende Handlungsvorschrift zur Lösung eines mathematischen Problems darstellt. Mit dem Algorithmenbegriff verbunden ist das Konzept der Berechenbarkeit, für das in der Berechenbarkeitstheorie verschiedene mathematische Formalisierungen und Analysemethoden entwickelt wurden. Auch innerhalb der Informatik werden auf formaler Ebene strukturelle Eigenschaften von Objektklassen erforscht, ohne zu berücksichtigen, welche konkreten Objekte sich dieser Struktur unterordnen und ob diese sich in der Realität überhaupt konstruieren lassen, wobei aber eine Forderung nach Konstruierbarkeit je nach Disziplin durchaus gestellt werden kann.

Ein der klassischen Mathematik fremder Begriff ist derjenige der Datenstruktur, der in der Informatik, neben dem des Algorithmus, von zentraler Bedeutung ist. Die Darstellung der Algorithmen, Datenstrukturen und Untersuchungen über Zeit und Platz, die für die Ausführung und Speicherung notwendig sind, ist ein eigener Beitrag der Theoretischen Informatik zu den Strukturwissenschaften.

Spezifische grundlegende Strukturen der Informatik sind im Bereich der Rechnerstrukturen u.  A. die Von-Neumann-Architektur (seit 1945) bzw. sein Gegenteil, die Non-Von-Neumann-Architekturen (beispielsweise Parallelrechner).

Die bis heute geltende Basis jeder strukturierten Programmierung sind die drei Kontrollstrukturen von Sequenz, Verzweigung und Schleife. Zur Visualisierung werden Flussdiagramme oder auch Struktogramme (seit 1972) verwendet.

Weitere wichtige Impulse verdankt die Strukturwissenschaft den Themengebieten der Berechenbarkeitstheorie, der Frage zur Entscheidbarkeit und der Komplexitätstheorie. Auch die Untersuchungen zur Automatentheorie, insbesondere die der zellularen Automaten, weisen einen bis heute progressiven Charakter nicht zuletzt auch im Bereich der naturwissenschaftlichen Erklärungsmodelle auf.

Komplexitätsforschung und Systemtheorie

strukturelles Feedback-Modell der Kybernetik

Carl Friedrich von Weizsäcker prägte 1971 einen erweiterten Begriff für die Strukturwissenschaften: „Als Strukturwissenschaften wird man nicht nur die reine und angewandte Mathematik bezeichnen, sondern das in seiner Gliederung noch nicht voll durchschaute Gebiet der Wissenschaften, die man mit Namen wie Systemanalyse, Informationstheorie, Kybernetik, Spieltheorie bezeichnet. Sie sind gleichsam die Mathematik zeitlicher Vorgänge, die durch menschliche Entscheidung, durch Planung, durch Strukturen, […] oder schließlich durch Zufall gesteuert werden. Sie sind also Strukturtheorien zeitlicher Veränderung. Ihr wichtigstes praktisches Hilfsmittel ist der Computer, dessen Theorie selbst eine der Strukturwissenschaften ist. Wer in einem Lande den Fortschritt der Wissenschaft fördern will, muss diese Wissenschaften vordringlich fördern, denn sie bezeichnen gleichsam eine neue Bewusstseinsstufe.“[10]

In den 1970er und 1980er Jahren erlebten dann mit der Synergetik, der Theorie der Selbstorganisation und der Chaostheorie weitere Gebiete, die den Strukturwissenschaften zugerechnet werden können, einen rasanten Aufstieg. Im Rahmen der Komplexitätsforschung spielt dabei der Begriff des Systems eine zentrale Rolle. Systeme organisieren und erhalten sich zunächst durch Strukturen. Die Struktur bezeichnet das Muster der Systemelemente und ihrer Beziehungsgeflechte, durch die ein System entsteht, funktioniert und sich erhält. Unter der Struktur eines Systems versteht man somit die Gesamtheit der Elemente eines Systems, ihre Funktion und ihre Wechselbeziehungen. Doch in der Systemtheorie bedingen sich Systemstruktur, Systemverhalten und Systementwicklung gegenseitig. Daher werden innerhalb der Systemtheorie zusätzlich zur Struktur noch weitere Axiome eingeführt, welche die Systemgrenzen (die Unterscheidung System/Umwelt), vor allem aber die System-Attribute wie Stabilität, Dynamik, Linearität u.  A. beinhalten. Weiterhin ist es für ein System konstituierend, dass die jeweiligen Systemelemente eine Systemfunktion (Systemzweck, Systemziel) erfüllen und dabei eine funktionale Differenzierung aufweisen. Die ersten formalisierten Systemtheorien wurden etwa um 1950 entwickelt. Die Anwendung solcher Modelltheorien ermöglicht die Simulation komplexer Vorgänge und wurde daher in vielen Einzelwissenschaften angestrebt, vor allem aber in der Biologie der 1970er und 1980er Jahre.

„Die Strukturwissenschaften … sind heute mächtige Instrumente zur Erforschung der komplexen Strukturen der Wirklichkeit. Ihre Gliederung erfolgt nach den gegenstandsübergreifenden Ordnungs- und Funktionsmerkmalen, welche die Wirklichkeit strukturieren, und die wir mit Oberbegriffen wie System, Organisation, Selbststeuerung, Information und dergleichen beschreiben. Neben den bereits als klassisch einzustufenden Disziplinen der Kybernetik, Spieltheorie, Informationstheorie und Systemtheorie haben die Strukturwissenschaften so wichtige Wissenschaftszweige wie Synergetik, Netzwerktheorie, Komplexitätstheorie, Semiotik, Chaostheorie, Katastrophentheorie, Theorie der Fraktale, Entscheidungstheorie und die Theorie der Selbstorganisation hervorgebracht. Auch die von mir anvisierte Theorie der Randbedingungen mag sich eines Tages zu einer eigenständigen Strukturwissenschaft weiterentwickeln.“

Bernd-Olaf Küppers: Nur Wissen kann Wissen beherrschen[11]

Idee, Formalisierung und Beispiele mathematischer Strukturen

Zum Begriff der mathematischen Struktur

Zunächst bildete sich die "Auffassung von einer modernen Algebra als Theorie algebraischer Strukturen.",[12] welche auch heute noch oftmals als Strukturmathematik gelehrt wird. Dann entwickelte die Bourbakigruppe die gesamte Mathematik als "Lehre von den Strukturen"[13] im Sinne einer umfassenden Strukturwissenschaft. Der Begriff einer mathematischen Struktur hat jedoch nur noch bedingt etwas mit dem umgangssprachlichen Strukturbegriff zu tun. Die Mathematik formuliert diesen Begriff im Rahmen ihrer Formalisierung weitaus präziser. Die Hierarchie mathematischer Strukturen enthält beispielsweise die algebraischen Strukturen und die topologischen Strukturen.

Als Basis jeder mathematischen Struktur dient eine Menge M, deren Elemente zunächst in keinerlei Beziehung zueinander stehen, beispielsweise die Menge M = {1,2,3,4,5}, wobei die Elemente nicht notwendigerweise Zahlen sind. Nun wird dieser Menge M, die Trägermenge genannt wird, eine Struktur S aufgeprägt. Eine mathematische Struktur ist demnach mit (M,S) als geordnetes Paar für das System "die Menge M versehen mit der Struktur S" darstellbar. Dazu kann man dann zum Beispiel eine Ordnungsrelation verwenden, die zeigt, welche Elemente mit welchen anderen in Beziehung stehen, oder welche isoliert bleiben. Die Menge M trägt dann eine bestimmte Struktur S.

Die formale Definition einer mathematischen Struktur lautet:

Eine Struktur ist ein 4-Tupel aus einer Menge A, sowie einer Familie von Grundrelationen I, einer von Grundfunktionen J und einer von Konstanten K.

I, J und K können dabei auch leer oder unendlich sein. Eine Struktur ohne I, J, und K ist dann trivialer Weise wieder die Trägermenge selbst. Reine Mengen von Relationen ohne zugehörige Mengen sind demnach nicht als mathematische Strukturen definiert, sondern sind lediglich als elementare Strukturbausteine separat analysierbar.

Komplexe Strukturen und Systemwissenschaften

Relativ junge Zweige der Strukturwissenschaften befassen sich heutzutage mit komplexen und hyperkomplexen Strukturen. Das Interesse an diesen Strukturen wurde jedoch primär nicht von dem Wunsch nach neuen mathematischen Modellen, sondern von dem Wunsch, natürliche Strukturen zu verstehen, motiviert. Derzeit sind daher viele entsprechende Gebiete auch quasi „zwischen“ der angewandten Mathematik und den traditionellen Natur- und Ingenieurswissenschaften angesiedelt. Manche Gebiete sind inzwischen recht gut-, und andere eher semi-formalisiert worden. Als Beispiele kann man dazu Teile der Systemwissenschaften ansehen.

Bezug zu Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften

Naturwissenschaften

Abstrahierende mathematische Modellbildungen findet man heutzutage zudem in jedem Zweig der Naturwissenschaft, so dass es sinnvoll erscheinen kann, diese als Strukturwissenschaften zu einem allgemeinen Bestandteil der Methodik zu machen. Für die Physik beispielsweise kommt es dann aber darauf an, aus allgemeinstmöglichen Strukturen diejenigen herauszufischen, die für die Beschreibung von experimentellen Vorgängen benötigt werden. Aus der jeweiligen Struktur können dann mathematische Schlüsse gezogen werden, die überprüfbaren Folgen für den Untersuchungsgegenstand entsprechen.

Aus Sicht der Differentialgeometrie handelt es sich bei physikalischen Theorien um differenzierbare Mannigfaltigkeiten mit endlicher Dimensionszahl. Selbst der Phasenraum ist mathematisch gesehen eine spezielle Mannigfaltigkeit. Diese Erkenntnis gestattet dann Untersuchungen wie den Unterschied zwischen integrablen und nichtintegrablen dynamischen Systemen, und dies wird seit einigen Jahren inzwischen wieder in Form der Chaostheorie näher untersucht.

Weiterhin ist der Begriff der Gruppe in der modernen Physik außerordentlich wichtig geworden. Die Gruppentheorie stellt die mathematischen Hilfsmittel zur Verfügung, mit denen Symmetrien untersucht werden können. Ein physikalisches System heißt symmetrisch bezüglich einer Transformation, wenn es sich durch die Anwendung der Transformation nicht ändert. Symmetrien haben insbesondere im Rahmen des Noether-Theorems (formuliert 1918 von Emmy Noether) eine so große Bedeutung, weil sie Invarianzen zur Folge haben und damit Erhaltungsgrößen.

Auch die Chemie lässt sich als Anwendungsfall für die Strukturwissenschaften, seit sich ab 1865 die Strukturtheorie (in Anlehnung an Friedrich August Kekulé) in der Chemie durchsetzte. Demnach erklären sich chemische Eigenschaften aus der inneren Struktur der Moleküle (eine wichtige Anwendung in der Chemie ist daher das Aufstellen von Strukturformeln). Damit wurde auch die Basis für eine besondere Nähe zur Physik geschaffen, die es ermöglichte, die chemischen Bindungen als Verbindungsfähigkeiten von Atomen zu deuten. Insofern die Chemie die Bindungen von Atomen durch ihre äußere Elektronenhülle untersucht, die innerhalb von chemischen Bindungen aufgrund ihrer atomaren und molekularen Struktur ganz unterschiedliche Bindungsstärken und -arten realisieren können, beschäftigt sie sich mit gegebenen Strukturen innerhalb der Natur.[14]

Innerhalb der Biologie beschäftigt sich speziell die Strukturbiologie mit dem Aufbau hierarchisch organisierten Strukturen von Lebewesen, angefangen von Makromolekülen zu Zellen, Organen, Organismen, Biozönosen und Biosphären. Sowohl die einzelnen Bausteine von Lebewesen, als auch die Individuen innerhalb von Populationen oder anderer Lebensgemeinschaften stehen dabei in einem relationalen Austausch miteinander und mit der physikalisch-chemischen Umwelt.

In diesem Zusammenhang ist vor allem die Frage von belang, inwiefern bestimmte Strukturen Träger emergenter Eigenschaften sind. Während die Strukturbetrachtung also einerseits den Übergang zwischen physikalischen Grundkräften, chemischen Verbindungen und organischem Leben zu beleuchten verspricht, existieren andererseits aber auch systemwissenschaftliche Ansätze, die ebenfalls strukturalistisch verstanden werden können.

Systemphysik wird dabei beispielsweise im Rahmen der Erforschung der Physik von komplexen Systemen am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme betrieben.[15] Erforscht werden dabei Bereiche der nichtlinearen Systemdynamik, die physikalischen Grundlagen liefern dabei oft die Modelle der statistischen Physik.

Die Systembiologie ist ein Zweig der Biowissenschaften, der versucht, biologische Organismen in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Das Ziel ist, ein integriertes Bild aller regulatorischen Prozesse über alle Ebenen, vom Genom über das Proteom, zu den Organellen bis hin zum Verhalten und zur Biomechanik des Gesamtorganismus zu bekommen. Wesentliche Methoden zu diesem Zweck stammen aus der Systemtheorie und ihren Teilgebieten. Da aber die mathematisch-analytische Seite der Systembiologie nicht perfekt ist, kommen als Forschungsmethoden häufig Computersimulationen und Heuristiken zum Einsatz. Versuche zur mathematischen Formalisierung von Leben findet man u. A. bei Robert Rosen, der im Rahmen seiner relationalen Biologie als Hauptmerkmale von Lebewesen den Metabolismus und die Reparatur bzw. die Replikation beschreibt.[16]

Beispiele für die integrativen Leistungen der Strukturwissenschaften, die Naturwissenschaften dahingehend zu unterstützen, die Entstehung von organisierten Strukturen in der Natur zu beschreiben, sind die Forschungsergebnisse von Manfred Eigen, welche ihren Ausgangspunkt in der Molekularbiologie nahmen, sowie die strukturwissenschaftlichen Ergebnisse von Illya Prigogine und Herman Haken, welche mit Überlegungen zur Thermodynamik begannen. Durch das Paradigma der Selbstorganisation (Ilya Prigogine) und der Synergetik (Hermann Haken) erschien es möglich, die biologische Evolution als Evolution von Strukturen an die Physik anzuschließen.[17][18] Zuvor schien der 2. Hauptsatzes der Thermodynamik, der eine Zunahme der Entropie voraussagt, einer spontanen Entstehung von Strukturen zu widersprechen. Ausgangspunkt der Betrachtungen von Haken zur Synergetik war daher die Frage, warum sich im Universum komplexe Strukturen entwickeln konnten, wenn allein der zweite Hauptsatz der Thermodynamik gilt. Er schreibt dazu:

„Die Physik nimmt für sich in Anspruch, die grundlegende Naturwissenschaft schlechthin zu sein. Doch hätte man früher einen Physiker gefragt, ob beispielsweise die Entstehung des Lebens mit den Grundgesetzen der Physik in Einklang zu bringen sei, so hätte die ehrliche Antwort Nein lauten müssen. Nach den Grundgesetzen der Wärmelehre müsste die Unordnung der Welt immer mehr zunehmen. Alle geregelten Funktionsabläufe müssten langfristig aufhören, alle Ordnung zerfallen. Der einzige Ausweg, den viele Physiker sahen war, die Entstehung von Ordnungszuständen in der Natur als riesige Schwankungserscheinung zu betrachten, die nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitstheorie überdies beliebig unwahrscheinlich sein sollte. Eine wahrhaft absurde Idee, aber wie es schien, im Rahmen der sog. Statistischen Physik die einzig akzeptable. War die Physik damit in eine Sackgasse geraten, indem sie behauptete, biologische Vorgänge beruhten auf physikalischen Gesetzen, aber die Entstehung des Lebens selbst würde den physikalischen Gesetzen widersprechen? Die Ergebnisse der Synergetik setzen uns instand, die Grenzen der Thermodynamik aufzudecken und klassische Fehlinterpretationen nachzuweisen.“

Hermann Haken: Erfolgsgeheimnisse der Natur[19]

Geistes- und Sozialwissenschaften

In der Philosophie machen vor allem die Denkrichtungen des Strukturalismus und die des Strukturenrealismus von strukturwissenschaftlichen Grundlagen Gebrauch. Strukturalismus ist dabei ein Sammelbegriff für interdisziplinäre Methoden und Forschungsprogramme, die Strukturen und Beziehungsgefüge in den weitgehend unbewusst funktionierenden Mechanismen kultureller Symbolsysteme untersuchen. Der Strukturalismus behauptet einen logischen Vorrang des Ganzen gegenüber den Teilen und versucht einen internen Zusammenhang von Phänomenen als Struktur zu fassen. Der philosophische Bereich des Strukturenrealismus stellt in seiner epistemischen Variante die Theorie auf, dass alle wissenschaftliche Theorien über Strukturen in der Welt referieren, die ontische Variante behauptet, dass die Welt lediglich aus Strukturen bestehe und untersucht die Möglichkeiten der Existenz und der Entstehung von Relationen und (physikalischen) Objekten, bzw. fragt auch, ob es vielleicht auch nur Relationen ohne eigene Objektträger geben kann.

Die zentrale strukturwissenschaftliche Theorie innerhalb der Philologie stellt die Linguistik bzw. die Sprachwissenschaft dar. Aus Sicht der Strukturwissenschaften handelt es sich hierbei um ein Teilgebiet der Semiotik. Von Sprachwissenschaftlern wird jedoch auch teilweise die Meinung vertreten, dass sich die Linguistik von diesem Teilgebiet aus bereits zu einer eigenständigen Strukturwissenschaft entwickelt habe. Unter dem strukturwissenschaftlichen Aspekt betrachtet geht Linguistik davon aus, dass ihr Objekt, die Sprache, strukturiert ist. Sie entwickelt dazu methodische Verfahren, diese Strukturen aufzudecken und konstruiert Theorien, die diese Strukturen abbilden sollen.

In der Soziologie zählt vor allem die soziologische Systemtheorie von Niklas Luhmann als strukturwissenschaftliches Theoriegebäude, welches wiederum auf die Überlegungen des Strukturfunktionalismus und des Systemfunktionalismus von Talcott Parsons zurückgeht. Zur strukturellen und funktionalen Analyse sozialer Systeme entwickelte Parsons das AGIL-Schema, das die für die Strukturerhaltung notwendigen Funktionen systematisiert. Die Systemtheorie nach Niklas Luhmann ist eine philosophisch-soziologische Kommunikationstheorie mit universalem Anspruch, mit der die Gesellschaft als komplexes System von Kommunikationen beschrieben und erklärt werden soll. Kommunikationen sind dabei die Operationen, die diverse soziale Systeme der Gesellschaft entstehen lassen, vergehen lassen, erhalten, beenden, ausdifferenzieren, interpenetrieren und durch strukturelle Kopplung verbinden. Nach Luhmann sind soziale Systeme sinnverarbeitende Systeme. "Sinn" ist nach Luhmann die Bezeichnung für die Art und Weise, in der soziale (und psychische) Systeme Komplexität reduzieren. Die Grenze eines sozialen Systems markiert somit ein Komplexitätsgefälle von der Umwelt zum sozialen System. Soziale Systeme sind die komplexesten Systeme, die Systemtheorien behandeln können. In einem sozialen System entsteht durch die Reduktion von Komplexität im Vergleich zur Umwelt eine höhere Ordnung mit weniger Möglichkeiten. Durch die Reduktion von Komplexität vermitteln soziale Systeme zwischen der unbestimmten Weltkomplexität und der Komplexitätsverarbeitungskapazität psychischer Systeme.

Die Gestaltpsychologie der Leipziger Schule, eine von Felix Krueger zu Beginn des 20. Jahrhunderts begründete Richtung, die sich als Gegenpol zur mechanisch-materialistischen Psychophysik verstand. Einen eher von den Grundlagen der Informatik getriebenen Zugang zur Psychologie findet man beim Konstruktivismus.

Siehe auch

Weblinks

 Wiktionary: Strukturwissenschaften – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Helmut Balzert: Wissenschaftliches Arbeiten. 2008, S. 46.
  2. Vgl. etwa http://cs.bsu.edu.az/en/content/faculty_of_applied_mathematics_and_cybernetics.
  3. http://www.tu-ilmenau.de/studieninteressierte/studieren/bachelor/technische-kybernetik-und-systemtheorie/
  4. in: B.-O. Küppers (Hrsg.), Die Einheit der Wirklichkeit, München 2000: S.89-105., online (PDF; 206 kB); S. 20–22
  5. C. F. v. Weizsäcker: Die Einheit der Natur. 1971, S. 22.
  6. Reiner Winter: Grundlagen der formalen Logik. 2001, S. 3–6.
  7. Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik; 1998, S.281
  8. Köck, Michael: Mathematik – ein Produkt der Naturgeschichte?; 2011, S.31
  9. Bourbaki, Nicolas: The Architecture of Mathematics. Amer. Math. Monthly 67; 1950, S.221-232
  10. C. F. v. Weizsäcker: Die Einheit der Natur; 1971, S.22
  11. Bernd-Olaf Küppers: Nur Wissen kann Wissen beherrschen 2008, S. 314
  12. Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik 1998, S. 281
  13. Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik 1998, S. 283
  14. Brock, William, 1992; Viewegs Geschichte der Chemie, S. 163
  15. Homepage des Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme
  16. Rosen, Robert; 1991, Life Itself: A Comprehensive Inquiry into the Nature, Origin, and Fabrication of Life, Columbia University Press
  17. Glandsdorff, Prigogine; 1971: Thermodynamics of Structure, Stability and Fluctuations
  18. Haken, Hermann; 1978: Synergetics, Nonequilibrium Phase Transitions and Selforganisation in Physics, Chemistry and Biologie
  19. Haken, Hermann; 1995, Erfolgsgeheimnisse der Natur, S. 12


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