Pistis Sophia und Strukturwissenschaften: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Pistis Sophia''' ({{ELSalt|Πίστις Σοφία}}; von {{polytonisch|πίστις}}: ''Glaube'' und {{polytonisch|σοφία}}: ''Weisheit'') ist einer der wichtigsten [[Wikipedia:koptisch|koptisch]]-[[Gnostizismus|gnostischen]] Texte. Er gibt Lehrgespräche wieder, die der [[Christus]] nach seiner [[Auferstehung]] mit den [[Jünger]]n gehalten haben soll.
Mit dem Begriff '''Strukturwissenschaften''' werden Wissensgebiete zusammengefasst, die allgemein funktional wirksame Formen betrachten und weder im Allgemeinen noch im Speziellen Gegenstände der Natur oder der sozialen Wirklichkeit zum Gegenstand haben. Diese Eingrenzung dient als Alternative zur Einteilung nach Sachgebiet, wie bei der Klassifizierung als [[Naturwissenschaft|Natur-]], [[Geisteswissenschaft|Geistes-]] oder [[Sozialwissenschaft]].


== Quellen ==
== Allgemeines ==
Die der Neuzeit überlieferten fünf Abschriften dieses Textes sind auf einen Zeitraum von [[Wikipedia:200|200]] bis [[Wikipedia:300|300]] nach Christus datierbar.  Zu diesen zählen neben dem ''Papyrus Berolinensis 8502'', der in Berlin aufbewahrt wird, und dem ''Codex Brucianus'' auch der bekannte  ''Codex Askewianus'', den das [[Wikipedia:British Museum|British Museum]] 1795 erwarb. Die Pistis Sophia bekam ihren Namen fälschlicherweise von [[Wikipedia:Karl Gottfried Woide|Karl Gottfried Woide]], der den Codex zuerst untersuchen konnte. Die späteren Autoren behielten den Namen aber gewohnheitsmäßig bei, so schlug [[Wikipedia:Carl Schmidt (Koptologe)|Carl Schmidt]] als bessere Überschrift Τεύχη του Σωτῆρος vor, d.&nbsp;h. „Bücher des Heilands“ oder „Bücher des Retters“.<ref>Carl Schmidt, Koptisch-gnostische Schriften S. XIV {{Digitalisat|IA=koptischgnostisc00schmuoft|SZ=n17}}</ref> Die Entstehung des ursprünglichen Werkes ist auf einen Zeitraum vom zweiten bis dritten Jahrhundert datierbar.<ref>Carl Schmidt, Koptisch-gnostische Schriften  S. XVII {{Digitalisat|IA=koptischgnostisc00schmuoft|SZ=n20}}</ref> Eine besondere Bedeutung erhält die Schrift dadurch, dass sie, neben den [[Nag-Hammadi-Schriften]], eines der wenigen Zeugnisse über den antiken [[Gnostizismus]] ist, das nicht aus [[Wikipedia:Patristik|patristischen]] Anklageschriften gegen die als [[Häresie|Häretiker]] verdammten Gnostiker stammt.


=== Autor ===
Oft ist mit der Verwendung des Terms ''Strukturwissenschaft''  der Anspruch verbunden, dass diese Wissensgebiete [[Metatheorie]]n zu den Sachgebieten darstellen oder sogar auf eine einzige Wissenschaft von Strukturen und Formen verweisen. Es besteht eine gewisse Verwandtschaft und Überschneidung im beanspruchten Umfang mit [[Formalwissenschaft]]en oder der klassisch-[[Rationalismus|rationalistischen]] Vorstellung einer ''reinen Vernunftwissenschaft''. Im Gedanken der Strukturwissenschaft ist dann die Idee einer  [[Einheitswissenschaft|Einheit der Wissenschaften]] mitgedacht, die eine Aufspaltung der Einzelwissenschaften überwindet, so dass sich am Ende nur die Strukturwissenschaft und die jeweilige Erfahrungswissenschaft, in der sie angewendet wird, gegenüberstehen. Dabei ist es ein Ziel der Strukturwissenschaften, die  Entstehung der in der [[Natur]] gegebenen Vielfalt organisierter und komplexer Strukturen auf einheitliche, abstrakte Grundgesetze zurückzuführen. Im Rahmen der Einteilung der Wissenschaften in [[Einzelwissenschaft]]en wird gelegentlich eine Segmentierung in Strukturwissenschaften, Naturwissenschaften, Humanwissenschaften (d.&nbsp;h. den Geistes- und Sozialwissenschaften), und [[Ingenieurswissenschaften]] vorgenommen.<ref>Helmut Balzert: ''Wissenschaftliches Arbeiten.'' 2008, S. 46.</ref> Oft wird der Begriff gefüllt, indem Grundlagen- und Teildisziplinen bestimmter etablierter Wissenschaften der Rang einer Strukturwissenschaft verliehen wird.
Woide hat diese Schrift dem christlich-gnostischen Lehrer [[Valentinus]] zugeschrieben<ref>Carl Schmidt, Koptisch-gnostische Schriften S. XIII {{Digitalisat|IA=koptischgnostisc00schmuoft|SZ=n16}}</ref>, dem die älteren Gelehrten folgten, so [[Wikipedia:La Croze|La Croze]], Schwartze und [[Wikipedia:Amélineau|Amélineau]], auch [[George Robert Stow Mead|Mead]].<ref>Carl Schmidt, Koptisch-gnostische Schriften S. XVII {{Digitalisat|IA=koptischgnostisc00schmuoft|SZ=n20}}</ref><ref>Mead Pistis Sophia, a gnostic Gospel S. XXX.{{Digitalisat|IA=pistissophiagnos00mead|SZ=n33}} </ref> Die spätere, vor allem die deutsche Forschung nach [[Wikipedia:Karl Reinhold von Köstlin|Karl Reinhold von Köstlin]] steht dieser Auffassung skeptisch bis ablehnend gegenüber und bringt die Schrift eher mit der [[Ophiten|ophitischen Gnostik]] in Verbindung, so auch [[Wikipedia:Adolf von Harnack|Adolf von Harnack]].


== Inhalt ==
== Umfang ==
[[Datei:Mary MagdaleneEgorov.jpg|thumb|[[Maria Magdalena]] mit dem auferstandenen [[Christus]].]]
Die ''Pistis Sophia'' behauptet, dass Jesus Christus noch elf Jahre nach der Auferstehung auf Erden gewirkt habe, und seine Jünger dabei die erste Stufe der [[Mysterien]] lehren konnte. Zu seinen auserwählten [[Geistesschüler|Schülern]] zählen auch [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]], [[Martha von Bethanien|Martha]] und [[Maria Magdalena]], der in der Pistis Sophia eine hervorragende Rolle als Fragestellerin und Auslegerin des Christus-Wortes zukommt. Der Text beginnt mit einer [[Imagination|imaginativen]] Schilderung von [[Tod]], [[Auferstehung]] und [[Himmelfahrt]] [[Christi]], die zugleich den Auf- und Abstieg der [[Seele]] beschreibt. Später werden die wichtigsten Gestalten der gnostischen [[Kosmologie]] behandelt und 32 [[fleisch]]liche [[Begierde]]n aufgezählt, die überwunden werden müssen, um Erlösung zu erlangen.


{{Zitat|Es geschah aber, nachdem Jesus von den Toten auferstanden
Zu den Strukturwissenschaften werden von den Befürwortern dieser Einteilung der Wissenschaft diverse Forschungsbereiche gezählt, von denen einige beispielhaft in der rechts stehenden Tabelle gelistet sind.
war, da verbrachte er 11 Jahre, indem er sich mit seinen Jüngern
{| class="wikitable float-center"
unterredete und sie nur bis zu den Örtern des ersten
|
Gebotes belehrte und bis zu den Örtern des ersten Mysteriums, das innerhalb des Vorhanges, das (? der) innerhalb
{| class="wikitable centered"
des ersten Gebotes, welches ist das 24ste Mysterium aussen
!Grundlagen der [[Mathematik]] !!Angewandte Mathematik
und unten, — diese (sc. 24 Myst.), welche sich im zweiten Raume
|-
des ersten Mysteriums befinden, das vor allen Mysterien, — der Vater in Taubengestalt. Und Jesus sagte zu seinen
|width="50%"|
Jüngern: »Ich bin herausgegangen aus jenem ersten Mysterium, welches ist das letzte Mysterium, d. h.
* [[Mathematische Logik]]
das 24ste«, — und nicht haben die Jünger gewusst und
* [[Beweistheorie]]
begriffen, dass etwas innerhalb jenes Mysteriums
* [[Rekursionstheorie]]
existire, sondern sie dachten von jenem Mysterium, dass es
* [[Modelltheorie]]
das Haupt des Alls sei und das Haupt alles Seienden, und
* [[Mengenlehre]]
sie dachten, dass es die Vollendung aller Vollendungen sei, weil Jesus
|valign="top" rowspan="3"|
zu ihnen inbetreff jenes Mysteriums gesagt hatte, dass es das
* [[Dynamisches System|Dynamische Systeme]]
erste Gebot umgebe und die fünf Einschnitte und das grosse
** [[Nichtlineare Dynamik]], [[Katastrophentheorie (Mathematik)|mathematische Katastrophen- theorie]] und [[Chaosforschung]]
Licht und die fünf Helfer und den ganzen Lichtschatz. Und ferner hatte Jesus seinen Jüngern
** [[Kontrolltheorie]]
nicht die gesamte Ausbreitung aller Örter des grossen Unsichtbaren
**: (Regelungstechnik, mathematische Systemtheorie)
gesagt und der drei Dreimalgewaltigen
* [[Finanzmathematik]]
und der 24 Unsichtbaren und alle ihre Örter
* [[Graphentheorie]]
und ihre Aeonen und alle ihre Ordnungen, wie sie
* [[Informationstheorie]]
ausgebreitet sind, — diese, welche die Emanationen des grossen
* [[Kryptographie]]
Unsichtbaren sind, — und ihre Ungezeugten
* [[Biomathematik|Mathematische Biologie]]
und ihre Selbstgezeugten und ihre Gezeugten
* [[Mathematische Chemie]]
und ihre Sterne und ihre Ungepaarten
* [[Mathematische Linguistik]]
und ihre Archonten und ihre Gewalten
* [[Mathematische Physik]]
und ihre Herren und ihre Erzengel und ihre
* [[Numerik]]
Engel und ihre Dekane und ihre Liturgen
* [[Operations Research]], [[Optimierung]]
und alle Wohnungen ihrer Sphaeren und
* [[Spieltheorie]]
alle Ordnungen eines jeden von ihnen...|Pistis Sophia|Kapitel 1<ref>C. Schmidt: ''Die Pistis Sophia'', S 1f</ref>}}
* [[Versicherungsmathematik]]
|-
!Reine Mathematik
|-
|
* [[Algebra]]
* [[Analysis]]
* [[Geometrie]] und [[Topologie (Mathematik)]]
* [[Stochastik]]
* [[Zahlentheorie]]
|-
![[Theoretische Informatik]]!!Allgemeine [[Systemtheorie]]
|-
|
* [[Automatentheorie]] und [[formale Sprache]]n
* [[Berechenbarkeitstheorie]]
* [[Komplexitätstheorie]]
|valign="top" rowspan="3"|
* [[Kybernetik]]
* [[Synergetik]]
* [[Selbstorganisation]]stheorie
* [[Komplexes System|Komplexe Systeme]]
* [[Netzwerkforschung]]
* [[Komplexes Netzwerk]]
* [[System Dynamics]]
* [[Systemtheorie (Ingenieurwissenschaften)|Ingenieurswissenschaftliche Systemtheorie]]
|}
|-
|<small>Zu den Strukturwissenschaften werden heutzutage tausende von Einzeldisziplinen gezählt.</small>
|}
 
Vergleichsweise neue Zweige, die sich etwa im Bereich zwischen der angewandten Mathematik und den klassischen Natur- und Ingenieurswissenschaften befinden, haben sich in den Anwendungsbereichen der Systemwissenschaften oder etwa der Kybernetik erschlossen.
 
An russischen Universitäten gibt es explizit eigene Fakultäten für angewandte Mathematik und Kybernetik.<ref>Vgl. etwa http://cs.bsu.edu.az/en/content/faculty_of_applied_mathematics_and_cybernetics.</ref> Weiterhin beschreibt die Technische Universität Ilmenau ihren Studiengang Technische Kybernetik und Systemtheorie folgendermaßen: „Die Technische Kybernetik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft. Sie ist zwischen den Ingenieurwissenschaften und der angewandten Mathematik angesiedelt und mit der Beschreibung, Analyse und Kontrolle von dynamischen Prozessen befasst. Kybernetische Methoden ermöglichen z.&nbsp;B. die automatische Navigation von Schiffen, lassen komplexe Vorgänge in Zellorganismen beschreiben oder helfen logistische Abläufe, wie Fahrpläne oder Energienetze, zu optimieren.“<ref>http://www.tu-ilmenau.de/studieninteressierte/studieren/bachelor/technische-kybernetik-und-systemtheorie/</ref>
 
{{Zitat|Heutzutage bilden die Strukturwissenschaften die Basiswissenschaften für das Verständnis komplexer Phänomene schlechthin. … Dass der Anteil der Strukturwissenschaften ständig zunimmt, kann man unter anderem daran erkennen, dass die Computersimulation zunehmend das klassische Experiment in den Naturwissenschaften verdrängt. … Tatsächlich scheinen die Strukturwissenschaften zu einem einheitlichen Wirklichkeitsverständnis, das heißt zu einem objektiven Sinnzusammenhang und einem objektiven Anschauungsganzen zu führen, das nunmehr alle Formen wissenschaftlicher Erkenntnis umfasst. Und es mag geradezu paradox erscheinen, dass es ausgerechnet die so facettenreiche Wissenschaft des Komplexen ist, die wieder zur Einheit des Wissens und damit zur Einheit der Wirklichkeit zurückführt.|Bernd-Olaf Küppers|Die  Strukturwissenschaften  als  Bindeglied  zwischen Natur- und Geisteswissenschaften|ref=<ref>in: B.-O. Küppers  (Hrsg.), Die  Einheit  der Wirklichkeit, München  2000: S.89-105., [http://www.personal.uni-jena.de/~x7kube/download/pdf/Strukturwissenschaften.pdf online] (PDF; 206&nbsp;kB); S. 20–22</ref>}}
 
== Entwicklung ==
 
=== Mathematik ===
 
{{Zitat|Die beliebte Frage, ob Mathematik eine Natur- oder Geisteswissenschaft sei, geht von einer unvollständigen Einteilung aus. Sie ist eine Strukturwissenschaft.|[[Carl Friedrich von Weizsäcker]]|''Die Einheit der Natur''|ref=<ref>C. F. v. Weizsäcker: ''Die Einheit der Natur.'' 1971, S. 22.</ref>}}
Der strukturwissenschaftliche Begriff der [[Struktur]] entstammt dem Bemühen um die Wende zum 20. Jahrhundert, eine gemeinsame [[Grundlagen der Mathematik|Grundlage für die gesamte Mathematik]] zu finden. Maßgebliche Schritte waren hierfür die Entwicklung der [[Naive Mengenlehre|naiven Mengenlehre]], der [[Formale Logik|formalen Logik]], das [[Hilbertprogramm]], die [[Gruppentheorie]] der Algebra und die Arbeiten der Gruppe [[Nicolas Bourbaki]].
 
Die formale [[Prädikatenlogik]] baut auf der von [[Georg Cantor]] formalisierten Mengenlehre ([[naive Mengenlehre]]) auf. [[George Boole]]s ''An Investigation of the Laws of Thought'' verglich bereits die Verknüpfungsstrukturen des logischen Denkens mit der Zahlenalgebra und ihren Rechenarten. [[Gottlob Frege]] legte mit der „[[Begriffsschrift]]“ das erste rein formale axiomatische Logiksystem vor, mit dem er in den [[Grundgesetze der Arithmetik]] versuchte, die Mathematik auf rein logische Axiome zu gründen, indem er versuchte, den Begriff der Anzahl auf der Basis von Begriffsumfängen und Abbildungsrelationen zu definieren. Freges System ließ jedoch die Herleitung der [[Russellsche Antinomie|russellschen Antinomie]] zu. Diesem Problem wurde zum einen mit der [[Typentheorie]] begegnet, zum anderen durch Ergänzungen in der Axiomatik der Mengenlehre.


Im 2. und 3. Kapitel wird geschildert, wie die Jünger die [[Himmelfahrt]] [[Christi]] erlebten:
Ausgehend von [[David Hilbert]] und Wilhelm Ackermann wurde umgekehrt eine [[Algebra]]isierung der Logik betrieben.<ref>Reiner Winter: ''Grundlagen der formalen Logik.'' 2001, S. 3–6.</ref> Für die Position des Formalismus entsprach etwa jede Menge, die formal den [[Peano-Axiome]]n genügt (ein Modell der Axiome darstellt), den natürlichen Zahlen.
Die [[Modelltheorie]] beschäftigt sich im Besonderen mit solchen Strukturen, die axiomatisierbaren Sprachen oder Theorien entsprechen. Ein Modell ist dabei eine mit gewissen Strukturen versehene Menge, auf die die Axiome des Systems zutreffen. Formal sind Modelle [[Struktur (erste Stufe)|Strukturen]] über einer [[Elementare Sprache|Elementaren Sprache]], in der die Axiome formuliert sind. In der [[Beweistheorie]] bildet das strukturelle Beweisverfahren eine wichtige Kalkül-Basis als Beweistheorie. Beweise werden üblicherweise als induktiv definierte [[Datenstruktur]]en dargestellt, wie Listen oder Bäume. Über die [[Berechenbarkeitstheorie]] (siehe auch [[Berechenbarkeit]]) bildet die formale Logik einen der historischen Ausgangspunkte der theoretischen Informatik.


{{Zitat|Es geschah aber am 15ten des Mondes im Monat
Mithilfe des abstrakten Gruppenbegriffs ließ sich die abstrakte [[algebraische Struktur]] definieren durch eine oder mehrere Grundmengen (von Objekten, Elementen oder Symbolen) und den Operationen, Relationen und [[Funktion (Mathematik)|Funktionen]] auf diesen Grundmengen. „So wurde es das unbestrittene Verdienst von [[Emmy Noether]], [[Emil Artin|[Emil] Artin]] und den Algebraikern ihrer Schule, wie Hasse, Krull, Schreier, van der Waerden, in den 1920er Jahren die Auffassungen von einer modernen Algebra als Theorie algebraischer Strukturen voll durchgesetzt zu haben.<ref>Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik; 1998, S.281</ref> Diese Strukturen waren von der Entscheidung der Grundlagendebatte zwischen Platonikern, Formalisten und Intuitionisten letztlich unabhängig.
[[Wikipedia:Tybi|Tybi]], welches ist der Tag, an welchem der Mond voll wird,
an jenem Tage nun, als die Sonne auf ihrer Bahn
herausgekommen war, kam hinter ihr eine große Lichtkraft
heraus, gar sehr leuchtend, ohne daß war ein Maß
für das ihr anhaftende Licht Denn sie ist gekommen
aus dem Lichte der
Lichter, und sie ist gekommen aus dem
letzten Mysterium , welches ist das 24ste Mysterium
von innen bis außen, — diese, welche sich in den
Ordnungen des zweiten Raumes des ersten
Mysteriums befinden. Sie aber, jene Lichtkraft kam herab auf Jesus und umgab ihn ganz, während er
entfernt von seinen Jüngern saß, und er hatte geleuchtet
gar sehr, ohne daß ein Maß war für das Licht,
welches an ihm war. Und nicht hatten die Jünger
Jesus gesehen infolge des großen Lichtes, in welchem er sich
befand, oder welches an ihm war, denn ihre Angen
waren verdunkelt infolge des großen Lichtes, in dem er sich
befand, sondern sie sahen nur das Licht, das viele
Lichtstrahlen aussandte. Und nicht waren die Lichtstrahlen
einander gleich, und das Licht war von
verschiedener Art, und es war von verschiedener Form
von unten bis oben, indem der eine (sc. Strahl) unendlich viele
Male vorzüglicher war als der andere in einem großen unermeßlichen
Lichtglanze; es reichte von unten der Erde bis
hinauf zum Himmel. — Und als die Jünger jenes
Licht sahen, gerieten sie in große Furcht und große Aufregung.|Pistis Sophia|Kapitel 2<ref>C. Schmidt: ''Die Pistis Sophia'', S 3f</ref>}}


{{Zitat|Es geschah nun, als jene Lichtkraft auf Jesus
Bereits in Freges System können die Prädikate selbst zum Gegenstand der Prädikation durch Prädikate höherer Stufe werden (und so weiter). Auf dieser Basis können bereits große Bereiche der Mathematik in der mathematischen Logik ausgedrückt werden. Die Relationszeichen, Funktionszeichen oder Konstanten bilden dabei dann den Typ der Sprache, äquivalent zum Typ einer algebraischen Struktur. So bildete sich während der Grundlegungsdebatte in der Mathematik und Logik um 1940 ein „strukturelle[r] Standpunkt“ heraus, der Mathematik in Bezug zur Mathematikdidaktik zu einer Strukturwissenschaft erklärte, und ab 1955 didaktisch in Deutschland wirksam wurde.<ref>Köck, Michael: Mathematik – ein Produkt der Naturgeschichte?; 2011, S.31</ref>
herabgekommen war, umgab sie ihn allmählich ganz; da
fuhr Jesus auf oder flog in die Höhe, indem er gar sehr
leuchtend geworden war in einem unermeßlichen Lichte. Und
die Jünger blickten ihm nach, ohne daß jemand von
ihnen sprach, bis daß er zum Himmel gelangt war, sondern
sie alle verhielten sich in großem Schweigen.
Dieses nun ist geschehen am löten des Mondes, an dem Tage,
an welchem er im Monat Tybi voll wird.


Es geschah nun, als Jesus nach oben gelangt war, nach
Die Gruppe [[Nicolas Bourbaki]] erklärte schließlich in einem 1950 veröffentlichten Artikel Strukturen zum geeignete Mittel, um die gesamte Einheit der Mathematik zu sichern.<ref>Bourbaki, Nicolas: The Architecture of Mathematics. Amer. Math. Monthly 67; 1950, S.221-232</ref>
(Verlauf von) drei Stunden, da gerieten alle Kräfte der Himmel
in Aufregung und alle bewegten sich widereinander, sie und
alle ihre [[Aeonen]] und alle ihre Örter und alle
ihre Ordnungen, und die ganze Erde bewegte sich (bebte)
und alle, die auf ihr wohnen. Und es gerieten alle Menschen,
die in der Welt, in Aufregung und auch die Jünger, und sie alle dachten: Vielleicht wird die Welt
zusammengerollt werden. Und nicht hatten alle in
den Himmeln befindlichen Kräfte von ihrer Aufregung abgelassen,
sie und die ganze Welt, und sie bewegten
sich alle gegeneinander von der dritten Stunde des 15ten des
Mondes (im Monat) Tybi bis zur neunten Stunde des folgenden
Tages. Und alle Engel und ihre Erzengel
und alle Kräfte der Höhe priesen sämtlich
den Innern der Inneren, so daß die ganze Welt
ihre Stimme hörte, ohne daß sie abgelassen haben bis zur
neunten Stunde des folgenden Tages.|Pistis Sophia|Kapitel 3<ref>C. Schmidt: ''Die Pistis Sophia'', S 4f</ref>}}


Am folgenden Tag, zur neunten Stunde, steigt Christus in noch leuchtenderer Gestalt aus den himmlischen Sphären wieder herab und belehrt die Jünger offen und unverhüllt über die Mysterien.
=== Informatik ===
Die Entwicklung der Theoretischen Informatik begann etwa in den 1930er Jahren. Als grundlegendes Konzept in der Informatik gilt der aus der Mathematik stammende Begriff des [[Algorithmus]], der eine aus endlich vielen Schritten bestehende Handlungsvorschrift zur Lösung eines mathematischen Problems darstellt. Mit dem Algorithmenbegriff verbunden ist das Konzept der [[Berechenbarkeit]], für das in der [[Berechenbarkeitstheorie]] verschiedene mathematische Formalisierungen und Analysemethoden entwickelt wurden. Auch innerhalb der Informatik werden auf formaler Ebene strukturelle Eigenschaften von Objektklassen erforscht, ohne zu berücksichtigen, welche konkreten Objekte sich dieser Struktur unterordnen und ob diese sich in der Realität überhaupt konstruieren lassen, wobei aber eine Forderung nach Konstruierbarkeit je nach Disziplin durchaus gestellt werden kann.


{{Zitat|Die Jünger saßen aber beieinander,
Ein der klassischen Mathematik fremder Begriff ist derjenige der [[Datenstruktur]], der in der Informatik, neben dem des Algorithmus, von zentraler Bedeutung ist. Die Darstellung der Algorithmen, Datenstrukturen und Untersuchungen über Zeit und Platz, die für die Ausführung und Speicherung notwendig sind, ist ein eigener Beitrag der Theoretischen Informatik zu den Strukturwissenschaften.
seiend in Furcht, und sie waren gar sehr aufgeregt geworden;
sie fürchteten sich aber wegen des großen Erdbebens,
welches stattfand, und weinten miteinander, indem sie sprachen:
»Was wird denn geschehen? Vielleicht wird der Erlöser
alle Örter zerstören«.


Während sie nun dieses sagten und gegeneinander
Spezifische grundlegende Strukturen der Informatik sind im Bereich der Rechnerstrukturen u.&nbsp; A. die [[Von-Neumann-Architektur]] (seit 1945) bzw. sein Gegenteil, die Non-Von-Neumann-Architekturen (beispielsweise [[Parallelrechner]]).
weinten, da taten sich die Himmel um die neunte Stande
des folgenden Tages auf, und sie sahen Jesus herabkommen,
gar sehr leuchtend, ohne daß ein Maß war für sein Licht, in
welchem er sich befand. Denn er leuchtete mehr als
zu der Stunde, da er zu den Himmeln hinaufgegangen war,
so daß die Bewohner der Welt das Licht,
welches an ihm war, nicht beschreiben konnten, und es sandte
Lichtstrahlen sehr viele aus, ohne daß ein Maß war
für seine Strahlen. Und sein Licht war nicht untereinander
gleich, sondern es war von verschiedener Art
und von verschiedener Form, indem einige (sc. Strahlen)
unendlich viele Male vorzüglicher als andere waren; und das
ganze Licht war beieinander, es war von dreierlei Art, und
die eine (sc. Art) war unendlich viele Male vorzüglicher als
die andere; die zweite, welche in der Mitte, war vorzüglicher
als die erste, welche unterhalb, und die dritte, welche oberhalb
von ihnen allen, war vorzüglicher als die beiden, welche
unterhalb; und der erste Strahl, befindlich unterhalb von ihnen
allen, war ähnlich dem Lichte, welches auf Jesus gekommen
war, bevor er hinaufgegangen war zu den Himmeln, und
war gleich allein mit ihm in seinem Lichte. Und die drei
Lichtweisen waren von verschiedener Lichtart und sie waren « von verschiedener Form (rwrog), indem einige unendlich viele
Male vorzüglicher als andere waren.|Pistis Sophia|Kapitel 4<ref>C. Schmidt: ''Die Pistis Sophia'', S 5f</ref>}}


{{Zitat|Es geschah aber, als die Jünger
Die bis heute geltende Basis jeder strukturierten [[Programmierung]] sind die drei [[Kontrollstruktur]]en von Sequenz, Verzweigung und Schleife. Zur Visualisierung werden [[Programmablaufplan|Flussdiagramme]] oder auch [[Struktogramm]]e (seit 1972) verwendet.
dieses gesehen hatten, fürchteten sie sich sehr und gerieten
in Aufregung. Jesus nun, der Barmherzige und Mildherzige,
als er seine Jünger sah, daß sie in großer Aufregung
sich befanden (wörtl.: aufgeregt waren), sprach er mit ihnen, indem er sagte: »Habt Mut; ich bin es, fürchtet euch nicht.«|Pistis Sophia|Kapitel 5<ref>C. Schmidt: ''Die Pistis Sophia'', S 5f</ref>}}


Bei einer Fragenbeantwortung zur Pistis Sophia sagte [[Rudolf Steiner]]:
Weitere wichtige Impulse verdankt die Strukturwissenschaft den Themengebieten der [[Berechenbarkeitstheorie]], der Frage zur Entscheidbarkeit und der [[Komplexitätstheorie]]. Auch die Untersuchungen zur [[Automatentheorie]], insbesondere die der [[Zellulärer Automat|zellularen Automaten]], weisen einen bis heute progressiven Charakter nicht zuletzt auch im Bereich der naturwissenschaftlichen Erklärungsmodelle auf.


{{GZ|Dieses Buch ist in koptischer Sprache verfaßt und enthält viel
=== Komplexitätsforschung und Systemtheorie ===
von den Reden Christi bei der Einweihung seiner Jünger, viele innere
Auslegungen der Gleichnisse. Am bedeutsamsten ist das 13.
Kapitel. Die {{polytonisch|αἱμαρμένη}} ([[Haimarmene]]) ist [[Devachan]]. Die ganze übersinnliche
Welt wird eingeteilt in zwölf Äonen. Dies sind die sieben
Abteilungen des Astralplanes und die fünf untersten Abteilungen
des Devachan. Vom Devachan aus können abgeirrte Geister gereinigt
werden. Der Lichtreiniger vor Christus ist Melchisedek.
Er ist gemeint, wenn vom {{polytonisch|ἐπίσκοπος}} ([[Wikipedia:Episkopos|Episkopos]])<ref>[[Wikipedia:Bischof|Bischof]] (von {{ELSalt|ἐπίσκοπος}} ''epískopos'' ‚Aufseher‘, ‚Hüter‘, ‚Schützer‘)</ref> des Lichts die Rede
ist.


Unter {{polytonisch|ἄρχοντες}} ([[Archontes]]) sind die bösen Mächte zu verstehen.|95|162}}
[[Datei:Ideal feedback model.svg|mini|strukturelles Feedback-Modell der Kybernetik]][[Carl Friedrich von Weizsäcker]] prägte 1971 einen erweiterten Begriff für die Strukturwissenschaften: „Als Strukturwissenschaften wird man nicht nur die reine und angewandte Mathematik bezeichnen, sondern das in seiner Gliederung noch nicht voll durchschaute Gebiet der Wissenschaften, die man mit Namen wie Systemanalyse, Informationstheorie, Kybernetik, Spieltheorie bezeichnet. Sie sind gleichsam die Mathematik zeitlicher Vorgänge, die durch menschliche Entscheidung, durch Planung, durch Strukturen, […] oder schließlich durch Zufall gesteuert werden. Sie sind also Strukturtheorien zeitlicher Veränderung. Ihr wichtigstes praktisches Hilfsmittel ist der Computer, dessen Theorie selbst eine der Strukturwissenschaften ist. Wer in einem Lande den Fortschritt der Wissenschaft fördern will, muss diese Wissenschaften vordringlich fördern, denn sie bezeichnen gleichsam eine neue Bewusstseinsstufe.“<ref>C. F. v. Weizsäcker: Die Einheit der Natur; 1971, S.22</ref>


[[Christus]] berichtet den [[Jünger]]n von seinem Aufstieg durch die [[Sphären|himmlischen Sphären]]. Im 13. Kapitel heißt es:
In den 1970er und 1980er Jahren erlebten dann mit der [[Synergetik]], der Theorie der [[Selbstorganisation]] und der [[Chaostheorie]] weitere Gebiete, die den Strukturwissenschaften zugerechnet werden können, einen rasanten Aufstieg. Im Rahmen der [[Komplexitätsforschung]] spielt dabei der Begriff des [[System]]s eine zentrale Rolle. Systeme organisieren und erhalten sich zunächst durch Strukturen. Die Struktur bezeichnet das Muster der Systemelemente und ihrer Beziehungsgeflechte, durch die ein System entsteht, funktioniert und sich erhält. Unter der Struktur eines Systems versteht man somit die Gesamtheit der Elemente eines Systems, ihre Funktion und ihre Wechselbeziehungen. Doch in der [[Systemtheorie]] bedingen sich [[Struktur (Systemtheorie)|Systemstruktur]], Systemverhalten und Systementwicklung gegenseitig. Daher werden innerhalb der Systemtheorie zusätzlich zur Struktur noch weitere Axiome eingeführt, welche die Systemgrenzen (die Unterscheidung System/Umwelt), vor allem aber die System-Attribute wie Stabilität, Dynamik, Linearität u.&nbsp; A. beinhalten. Weiterhin ist es für ein System konstituierend, dass die jeweiligen Systemelemente eine Systemfunktion (Systemzweck, Systemziel) erfüllen und dabei eine funktionale Differenzierung aufweisen. Die ersten formalisierten Systemtheorien wurden etwa um 1950 entwickelt. Die Anwendung solcher Modelltheorien ermöglicht die Simulation komplexer Vorgänge und wurde daher in vielen Einzelwissenschaften angestrebt, vor allem aber in der [[Biologie]] der 1970er und 1980er Jahre.


{{Zitat|Und ich ließ jenen Ort hinter mir und kam zu
{{Zitat|Die Strukturwissenschaften … sind heute mächtige Instrumente zur Erforschung der komplexen Strukturen der Wirklichkeit. Ihre Gliederung erfolgt nach den gegenstandsübergreifenden Ordnungs- und Funktionsmerkmalen, welche die Wirklichkeit strukturieren, und die wir mit Oberbegriffen wie System, Organisation, Selbststeuerung, Information und dergleichen beschreiben. Neben den bereits als klassisch einzustufenden Disziplinen der Kybernetik, Spieltheorie, Informationstheorie und Systemtheorie haben die Strukturwissenschaften so wichtige Wissenschaftszweige wie Synergetik, Netzwerktheorie, Komplexitätstheorie, Semiotik, Chaostheorie, Katastrophentheorie, Theorie der Fraktale, Entscheidungstheorie und die Theorie der Selbstorganisation hervorgebracht. Auch die von mir anvisierte Theorie der Randbedingungen mag sich eines Tages zu einer eigenständigen Strukturwissenschaft weiterentwickeln.|[[Bernd-Olaf Küppers]]|Nur Wissen kann Wissen beherrschen|ref=<ref>Bernd-Olaf Küppers: ''Nur Wissen kann Wissen beherrschen'' 2008, S. 314</ref>}}
dem Tore der zweiten Sphaera, welches ist
die [[Heimarmene]]. Es gerieten aber alle ihre
Tore in Aufregung und öffneten sich von selbst, und
ich trat ein in die Häuser der Heimarmene,
gar sehr leuchtend, ohne daß ein Maß war für das Licht,
welches an mir war; denn ich war leuchtend in der
Heimarmene 49 mal mehr als in der Sphaera. Und alle [[Archonten]] und alle, die sich in
der Heimarmene befinden, gerieten in Aufregung
und fielen aufeinander und waren in sehr großer Furcht, da
sie das große Licht, welches an mir war, sahen, und sie
schauten mein Lichtkleid und sie sahen das Mysterium
ihres Namens auf meinem Kleide
und gerieten in noch größere Aufregung, und sie waren in
großer Furcht, indem sie sagten: »Wie hat der Herr des
Alls uns durchwandert, ohne daß wir es wußten ?« Und es
lösten sich alle Bande ihrer Örter und ihrer Ordnungen
und ihrer Häuser; sie kamen alle zugleich,
fielen nieder, beteten vor mir an und priesen alle
zugleich den Innern der Inneren, indem sie in großer Furcht
und in großer Aufregung sich befanden.|Pistis Sophia|Kapitel 13<ref>C. Schmidt: ''Die Pistis Sophia'', S 15f</ref>}}


Die geistige Grundlage der Pistis-Sophia wurde aus einem tieferen Erleben des [[Atmung]]sprozesses geschöpft:
== Idee, Formalisierung und Beispiele mathematischer Strukturen ==


<div style="margin-left:20px">
=== Zum Begriff der mathematischen Struktur ===
„In alten Zeiten also, da nahm der
Mensch wahr, wie sich das Eingeatmete, das für ihn ein Berauschen
war, ins Haupt fortsetzte und sich dort verband mit den Sinneseindrücken.
Das war später nicht mehr der Fall Später verliert der
Mensch das, was in seinem Brustorganismus vorgeht, aus seinem Bewußtsein.
Er nimmt nicht mehr dieses Heraufströmen des Atmens
wahr, weil die Sinneseindrücke stärker werden. Sie löschen aus, was
im Atem heraufkommt. Wenn Sie heute sehen oder hören, dann ist in
dem Vorgang des Sehens und auch in dem Vorgang des Hörens der
Atmungsvorgang drinnen. Beim alten Menschen lebte das Atmen stark
im Hören und Sehen, bei dem heutigen Menschen lebt das Sehen und
Hören so stark, daß der Atem ganz abgedämpft wird. So daß wir sagen
können, jetzt lebt nicht mehr das, was da berauschend, den Kopf durchströmend,
von dem Alten im Atmungsprozeß in seinem Innern wahrgenommen
worden ist, so daß er sagte: Ah, die Nymphen! Ah, die
Gnomen! Nymphen, die wurlen im Kopfe so, Gnomen, die hämmern
im Kopfe so, Undinen, die wellen im Kopfe so! - Heute wird dieses
Hämmern, Wellen, Wurlen übertönt von dem, was vom Sehen, vom
Hören herkommt und was heute den Kopf erfüllt.


Es gab also einstmals eine Zeit, in der der Mensch stärker wahrnahm
Zunächst bildete sich die "Auffassung von einer modernen Algebra als Theorie algebraischer Strukturen.",<ref>Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik 1998, S. 281</ref> welche auch heute noch oftmals als Strukturmathematik gelehrt wird. Dann entwickelte die Bourbakigruppe die gesamte Mathematik als "Lehre von den Strukturen"<ref>Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik 1998, S. 283</ref> im Sinne einer umfassenden Strukturwissenschaft. Der Begriff einer [[Mathematische Struktur|mathematischen Struktur]] hat jedoch nur noch bedingt etwas mit dem umgangssprachlichen Strukturbegriff zu tun. Die Mathematik formuliert diesen Begriff im Rahmen ihrer Formalisierung weitaus präziser. Die Hierarchie mathematischer Strukturen enthält beispielsweise die [[Algebraische Struktur|algebraischen Strukturen]] und die [[Topologische Struktur|topologischen Strukturen]].
dieses Heraufströmen des Atmens in sein Haupt. Das ging über in die
Zeit, in der der Mensch noch durcheinander wahrnahm, in der er noch
etwas von den Nachwirkungen des gnomigen Hämmerns, des undinenhaften
Wellens, des nymphenhaften Wurlens, indem er noch etwas
wahrnahm von dem Zusammenhang dieser Nachwirkungen mit den
Ton-, Licht- und Farben Wahrnehmungen. Dann aber verlor sich alles
das, was er vom Atmungsprozeß noch wahrnahm. Und von denjenigen
Menschen, die noch eine Spur von Bewußtsein hatten, daß einmal das
Atmen das Geistig-Seelische der Welt in den Menschen hereinführte,
wurde das, was da nun blieb, was sich festsetzte aus der Sinneswahrnehmung
im Zusammenhang mit dem Atmen, «Sophia» genannt. Aber
das Atmen nahm man nicht mehr wahr. Also der geistige Atmensinhalt
wurde abgetötet, besser gesagt, abgelähmt durch die Sinneswahrnehmung.


Dieses wurde insbesondere von den Griechen empfunden. Die Griechen
Als Basis jeder mathematischen Struktur dient eine Menge M, deren Elemente zunächst in keinerlei Beziehung zueinander stehen, beispielsweise die Menge M = {1,2,3,4,5}, wobei die Elemente nicht notwendigerweise Zahlen sind. Nun wird dieser Menge M, die Trägermenge genannt wird, eine Struktur S aufgeprägt. Eine mathematische Struktur ist demnach mit (M,S) als geordnetes Paar für das System "die Menge M versehen mit der Struktur S" darstellbar. Dazu kann man dann zum Beispiel eine Ordnungsrelation verwenden, die zeigt, welche Elemente mit welchen anderen in Beziehung stehen, oder welche isoliert bleiben. Die Menge M trägt dann eine bestimmte Struktur S.
hatten gar nicht die Idee von einer solchen Wissenschaft, wie wir
heute. Wenn man den Griechen erzählt hätte von einer Wissenschaft,
wie sie heute an unseren Hochschulen gelehrt wird, es wäre ihnen das
so vorgekommen, wie wenn ihnen jemand mit kleinen Stecknadeln
das Gehirn fortwährend durchstochen hätte. Sie hätten gar nicht begriffen,
daß das einem Menschen eine Befriedigung geben kann. Wenn
sie solche Wissenschaft, wie wir sie heute haben, hätten aufnehmen sollen,
dann hätten sie gesagt: Das macht das Gehirn wund, das verwundet
das Gehirn, das sticht. - Denn sie wollten noch etwas wahrnehmen
von jenem wohligen Ausbreiten des berauschenden Atems, in den sich,
hineinströmend, das Gehörte, das Gesehene ergießt. Es war also bei
den Griechen ein Wahrnehmen eines inneren Lebens im Haupte vorhanden,
solch eines inneren Lebens, wie ich es Ihnen jetzt schildere.
Und dieses innere Leben, das nannten sie Sophia. Und diejenigen, die
es liebten, diese Sophia in sich zu entwickeln, die eine besondere Neigung
hatten, sich hinzugeben an diese Sophia, die nannten sich Philosophen.
Das Wort Philosophie deutet durchaus auf ein inneres Erleben.
Jene greulich pedantische Aufnahme von Philosophie, wobei man
Philosophie eben «ochst» - wie man es im Studentenleben nennt - , jenes
Sich-bekannt-Machen mit dieser Wissenschaft, das kannte man in
Griechenland nicht. Aber das innere Erlebnis des «Ich liebe Sophia»,
das ist es, was sich in dem Worte Philosophie zum Ausdrucke bringt.


Aber ebenso, wie im Haupte von den Sinneswahrnehmungen aufgenommen
Die formale Definition einer mathematischen Struktur lautet:
wird der in den Leib einlaufende Atmungsprozeß, so wird
: Eine Struktur ist ein 4-Tupel aus einer Menge A, sowie einer [[Familie (Mathematik)|Familie]] von Grundrelationen I, einer von Grundfunktionen J und einer von Konstanten K.
von dem übrigen Leib das aufgenommen, was ausströmt als ausgeatmete
Luft. Im Gliedmaßen-Stoffwechsel-Organismus strömen ebenso,
wie sonst die Sinneswahrnehmungen durch das Gehörte, wie das
Gesehene in das Berauschende der eingeatmeten Luft in das Haupt
hineinströmt, die körperlichen Gefühle, die Erlebnisse mit der ausgeatmeten
Luft zusammen. Das Ernüchternde der ausgeatmeten Luft,
das Auslöschende für die Wahrnehmung, das floß zusammen mit den
körperlichen Gefühlen, die im Gehen, im Arbeiten erregt wurden. Das
Tätigsein, das Tun war mit dem Ausatmen verknüpft. Und indem
der Mensch sich betätigte, indem er etwas tat, fühlte er gewissermaßen,
wie von ihm fortging das Geistig-Seelische. So daß er fühlte, wenn
er irgend etwas tat, irgend etwas arbeitete, wie wenn er das Geistig-
Seelische einströmen ließe in die Dinge hinein. Ich nehme auf das
Geistig-Seelische: es berauscht mein Haupt, es verbindet sich mit dem
Gesehenen, mit dem Gehörten. Ich tue etwas, ich atme aus. Das Geistig-
Seelische geht fort. Es geht hinein in das, was ich hämmere, es geht
hinein in das, was ich ergreife, es geht hinein in alles das, was ich arbeite.
Ich entlasse das Geistig-Seelische aus mir. Ich übertrage es, indem
ich zum Beispiel die Milch sprudele, indem ich irgend etwas
äußerlich mache, ich lasse einströmen das Geistig-Seelische in die
Dinge. - Das war das Gefühl, das war die Empfindung. So war es also
in den alten Zeiten.


Aber dieses Wahrnehmen des Ausatmungsprozesses, dieses Wahrnehmen
I, J und K können dabei auch [[Leere Menge|leer]] oder [[unendlich]] sein. Eine Struktur ohne I, J, und K ist dann trivialer Weise wieder die Trägermenge selbst. Reine Mengen von Relationen ohne zugehörige Mengen sind demnach nicht als mathematische Strukturen definiert, sondern sind lediglich als elementare Strukturbausteine separat analysierbar.
der Ernüchterung hörte eben auf, und es war nur noch eine Spur
vorhanden in der Griechenzeit. In der Griechenzeit fühlten die Menschen
noch etwas, wie wenn sie, indem sie sich betätigten, noch etwas
Geistiges den Dingen übergaben. Aber dann wurde doch alles das, was
da im Atmungsprozeß war, abgelähmt von dem Körpergefühl, von
dem Gefühl der Anstrengung, der Ermüdung im Arbeiten. Ebenso wie
der Einatmungsprozeß nach dem Haupte abgelähmt wurde, so wurde
der Ausatmungsprozeß nach dem übrigen Organismus abgelähmt. Dieser
geistige Ausatmungsprozeß war abgelähmt durch das Körpergefühl,
also durch das Gefühl der Anstrengung, des Erhitztwerdens und
so weiter, durch das, was im Menschen lebte, so daß er seine eigene
Stärke fühlte, die er anwendete, indem er sich betätigte, indem er etwas
tat. Er fühlte in sich jetzt nicht den Ausatmungsprozeß als Ermüdung,
er fühlte in sich eine Kraftwirkung, er fühlte den Körper durchdrungen
mit Energie, mit Kraft.


Diese Kraft, die da im Innern des Menschen lebte, das war Pistis,
=== Komplexe Strukturen und Systemwissenschaften ===
der Glaube, das Fühlen des Göttlichen, der göttlichen Kraft, die einen
arbeiten läßt: Pistis, der Glaube.


<center>
Relativ junge Zweige der Strukturwissenschaften befassen sich heutzutage mit komplexen und hyperkomplexen Strukturen. Das Interesse an diesen Strukturen wurde jedoch primär nicht von dem Wunsch nach neuen mathematischen Modellen, sondern von dem Wunsch, natürliche Strukturen zu verstehen, motiviert. Derzeit sind daher viele entsprechende Gebiete auch quasi „zwischen“ der angewandten Mathematik und den traditionellen Natur- und Ingenieurswissenschaften angesiedelt. Manche Gebiete sind inzwischen recht gut-, und andere eher semi-formalisiert worden. Als Beispiele kann man dazu Teile der Systemwissenschaften ansehen.
{|
 
|-
== Bezug zu Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften ==
| Sophia || = der geistige Atmungsinhalt, abgelähmt durch die Sinneswahrnehmung
 
|-
=== Naturwissenschaften ===
| Pistis<br />(Glaube) || = der geistige Ausatmungsprozeß, abgelähmt durch das Körpergefühl
 
|}
Abstrahierende mathematische Modellbildungen findet man heutzutage zudem in jedem Zweig der Naturwissenschaft, so dass es sinnvoll erscheinen kann, diese als Strukturwissenschaften zu einem allgemeinen Bestandteil der [[Methodik]] zu machen. Für die [[Physik]] beispielsweise kommt es dann aber darauf an, aus allgemeinstmöglichen Strukturen diejenigen herauszufischen, die für die Beschreibung von experimentellen Vorgängen benötigt werden. Aus der jeweiligen Struktur können dann mathematische Schlüsse gezogen werden, die überprüfbaren Folgen für den Untersuchungsgegenstand entsprechen.
</center>
 
Aus Sicht der [[Differentialgeometrie]] handelt es sich bei physikalischen Theorien um differenzierbare [[Mannigfaltigkeit]]en mit endlicher Dimensionszahl. Selbst der [[Phasenraum]] ist mathematisch gesehen eine spezielle Mannigfaltigkeit. Diese Erkenntnis gestattet dann Untersuchungen wie den Unterschied zwischen integrablen und nichtintegrablen dynamischen Systemen, und dies wird seit einigen Jahren inzwischen wieder in Form der [[Chaosforschung|Chaostheorie]] näher untersucht.
 
Weiterhin ist der Begriff der Gruppe in der modernen Physik außerordentlich wichtig geworden. Die [[Gruppentheorie]] stellt die mathematischen Hilfsmittel zur Verfügung, mit denen Symmetrien untersucht werden können. Ein [[physikalisches System]] heißt symmetrisch bezüglich einer Transformation, wenn es sich durch die Anwendung der Transformation nicht ändert. Symmetrien haben insbesondere im Rahmen des [[Noether-Theorem]]s (formuliert 1918 von [[Emmy Noether]]) eine so große Bedeutung, weil sie [[Zeitumkehr (Physik)|Invarianzen]] zur Folge haben und damit Erhaltungsgrößen.
 
Auch die [[Chemie]] lässt sich als Anwendungsfall für die Strukturwissenschaften, seit sich ab 1865 die Strukturtheorie (in Anlehnung an [[Friedrich August Kekulé]]) in der Chemie durchsetzte. Demnach erklären sich chemische Eigenschaften aus der inneren Struktur der Moleküle (eine wichtige Anwendung in der Chemie ist daher das Aufstellen von [[Strukturformel]]n). Damit wurde auch die Basis für eine besondere Nähe zur Physik geschaffen, die es ermöglichte, die chemischen Bindungen als Verbindungsfähigkeiten von Atomen zu deuten. Insofern die Chemie die [[Kovalente Bindung|Bindungen von Atomen]] durch ihre äußere Elektronenhülle untersucht, die innerhalb von chemischen Bindungen aufgrund ihrer atomaren und molekularen Struktur ganz unterschiedliche Bindungsstärken und -arten realisieren können, beschäftigt sie sich mit gegebenen Strukturen innerhalb der Natur.<ref>Brock, William, 1992; Viewegs Geschichte der Chemie, S. 163</ref>
 
Innerhalb der [[Biologie]] beschäftigt sich speziell die [[Strukturbiologie]] mit dem Aufbau hierarchisch organisierten Strukturen von Lebewesen, angefangen von [[Makromolekül]]en zu [[Zelle (Biologie)|Zellen]], [[Organ (Biologie)|Organen]], [[Organismus|Organismen]], [[Biozönose]]n und [[Biosphäre]]n. Sowohl die einzelnen Bausteine von Lebewesen, als auch die Individuen innerhalb von [[Population (Biologie)|Populationen]] oder anderer Lebensgemeinschaften stehen dabei in einem relationalen Austausch miteinander und mit der physikalisch-chemischen Umwelt.
 
In diesem Zusammenhang ist vor allem die Frage von belang, inwiefern bestimmte Strukturen Träger [[Emergenz|emergenter]] Eigenschaften sind. Während die Strukturbetrachtung also einerseits den Übergang zwischen physikalischen Grundkräften, chemischen Verbindungen und organischem Leben zu beleuchten verspricht, existieren andererseits aber auch systemwissenschaftliche Ansätze, die ebenfalls strukturalistisch verstanden werden können.
 
[[Systemphysik]] wird dabei beispielsweise im Rahmen der Erforschung der Physik von komplexen Systemen am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme betrieben.<ref>[http://www.mpipks-dresden.mpg.de/ Homepage des Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme]</ref> Erforscht werden dabei Bereiche der nichtlinearen Systemdynamik, die physikalischen Grundlagen liefern dabei oft die Modelle der [[Statistische Physik|statistischen Physik]].
 
Die [[Systembiologie]] ist ein Zweig der Biowissenschaften, der versucht, biologische Organismen in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Das Ziel ist, ein integriertes Bild aller regulatorischen Prozesse über alle Ebenen, vom [[Genom]] über das [[Proteom]], zu den Organellen bis hin zum Verhalten und zur Biomechanik des Gesamtorganismus zu bekommen. Wesentliche Methoden zu diesem Zweck stammen aus der [[Systemtheorie]] und ihren Teilgebieten. Da aber die mathematisch-analytische Seite der Systembiologie nicht perfekt ist, kommen als Forschungsmethoden häufig Computersimulationen und Heuristiken zum Einsatz. Versuche zur mathematischen Formalisierung von Leben findet man u. A. bei [[Robert Rosen]], der im Rahmen seiner relationalen Biologie als Hauptmerkmale von Lebewesen den [[Stoffwechsel|Metabolismus]] und die Reparatur bzw. die [[Replikation]] beschreibt.<ref>Rosen, Robert; 1991, Life Itself: ''A Comprehensive Inquiry into the Nature, Origin, and Fabrication of Life'', Columbia University Press</ref>
 
Beispiele für die integrativen Leistungen der Strukturwissenschaften, die Naturwissenschaften dahingehend zu unterstützen, die Entstehung von organisierten Strukturen in der Natur zu beschreiben, sind die Forschungsergebnisse von [[Manfred Eigen]], welche ihren Ausgangspunkt in der Molekularbiologie nahmen, sowie die strukturwissenschaftlichen Ergebnisse von Illya Prigogine und Herman Haken, welche mit Überlegungen zur Thermodynamik begannen. Durch das  Paradigma der [[Selbstorganisation]] ([[Ilya Prigogine]]) und der [[Synergetik]] ([[Hermann Haken (Physiker)|Hermann Haken]]) erschien es möglich, die biologische Evolution als Evolution von Strukturen an die Physik anzuschließen.<ref>Glandsdorff, Prigogine; 1971: Thermodynamics of Structure, Stability and Fluctuations</ref><ref>Haken, Hermann; 1978: Synergetics, Nonequilibrium Phase Transitions and Selforganisation in Physics, Chemistry and Biologie</ref> Zuvor schien der  2. Hauptsatzes der [[Thermodynamik]], der eine Zunahme der [[Entropie (Thermodynamik)|Entropie]] voraussagt, einer spontanen Entstehung von Strukturen zu widersprechen. Ausgangspunkt der Betrachtungen von Haken zur Synergetik war daher die Frage, warum sich im Universum komplexe Strukturen entwickeln konnten, wenn allein der zweite Hauptsatz der Thermodynamik gilt. Er schreibt dazu:
{{Zitat|ref=<ref>Haken, Hermann; 1995, Erfolgsgeheimnisse der Natur, S. 12</ref>|Die Physik nimmt für sich in Anspruch, die grundlegende Naturwissenschaft schlechthin zu sein. Doch hätte man früher einen Physiker gefragt, ob beispielsweise die Entstehung des Lebens mit den Grundgesetzen der Physik in Einklang zu bringen sei, so hätte die ehrliche Antwort Nein lauten müssen. Nach den Grundgesetzen der Wärmelehre müsste die Unordnung der Welt immer mehr zunehmen. Alle geregelten Funktionsabläufe müssten langfristig aufhören, alle Ordnung zerfallen. Der einzige Ausweg, den viele Physiker sahen war, die Entstehung von Ordnungszuständen in der Natur als riesige Schwankungserscheinung zu betrachten, die nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitstheorie überdies beliebig unwahrscheinlich sein sollte. Eine wahrhaft absurde Idee, aber wie es schien, im Rahmen der sog. Statistischen Physik die einzig akzeptable. War die Physik damit in eine Sackgasse geraten, indem sie behauptete, biologische Vorgänge beruhten auf physikalischen Gesetzen, aber die Entstehung des Lebens selbst würde den physikalischen Gesetzen widersprechen? Die Ergebnisse der Synergetik setzen uns instand, die Grenzen der Thermodynamik aufzudecken und klassische Fehlinterpretationen nachzuweisen.|Hermann Haken| Erfolgsgeheimnisse der Natur}}
 
=== Geistes- und Sozialwissenschaften ===


So floß im Menschen zusammen die Weisheit und der Glaube. Die
In der [[Philosophie]] machen vor allem die Denkrichtungen des [[Strukturalismus]] und die des [[Strukturenrealismus]] von strukturwissenschaftlichen Grundlagen Gebrauch. Strukturalismus ist dabei ein Sammelbegriff für interdisziplinäre Methoden und Forschungsprogramme, die Strukturen und Beziehungsgefüge in den weitgehend unbewusst funktionierenden Mechanismen kultureller Symbolsysteme untersuchen. Der Strukturalismus behauptet einen logischen Vorrang des Ganzen gegenüber den Teilen und versucht einen internen Zusammenhang von Phänomenen als Struktur zu fassen. Der philosophische Bereich des Strukturenrealismus stellt in seiner [[Erkenntnistheorie|epistemischen]] Variante die Theorie auf, dass alle wissenschaftliche Theorien über Strukturen in der Welt referieren, die [[ontisch]]e Variante behauptet, dass die Welt lediglich aus Strukturen bestehe und untersucht die Möglichkeiten der Existenz und der Entstehung von Relationen und (physikalischen) Objekten, bzw. fragt auch, ob es vielleicht auch nur Relationen ohne eigene Objektträger geben kann.
Weisheit strömte nach dem Haupte, der Glaube lebte im ganzen Menschen.
Es war die Weisheit nur eben der Ideeninhalt. Und es war der
Glaube die Kraft dieses Ideeninhaltes. Beide gehörten zusammen. Daher
auch diese einzige gnostische Schrift, die erhalten ist aus dem Altertum,
die Pistis-Sophia-Schrift. So daß man in der Sophia eine Verdünnung
der Einatmung, in dem Glauben eine Verdichtung der Ausatmung
hatte.“ {{GZ||211|65ff}}
</div>


== Anmerkungen ==
Die zentrale strukturwissenschaftliche Theorie innerhalb der [[Philologie]] stellt die [[Sprachwissenschaft|Linguistik]] bzw. die Sprachwissenschaft dar. Aus Sicht der Strukturwissenschaften handelt es sich hierbei um ein Teilgebiet der [[Semiotik]]. Von Sprachwissenschaftlern wird jedoch auch teilweise die Meinung vertreten, dass sich die Linguistik von diesem Teilgebiet aus bereits zu einer eigenständigen Strukturwissenschaft entwickelt habe. Unter dem strukturwissenschaftlichen Aspekt betrachtet geht Linguistik davon aus, dass ihr Objekt, die [[Sprache]], strukturiert ist. Sie entwickelt dazu methodische Verfahren, diese Strukturen aufzudecken und konstruiert Theorien, die diese Strukturen abbilden sollen.


<references/>
In der [[Soziologie]] zählt vor allem die [[soziologische Systemtheorie]] von [[Niklas Luhmann]] als strukturwissenschaftliches Theoriegebäude, welches wiederum auf die Überlegungen des [[Strukturfunktionalismus]] und des Systemfunktionalismus von [[Talcott Parsons]] zurückgeht. Zur strukturellen und funktionalen Analyse sozialer Systeme entwickelte Parsons das [[AGIL-Schema]], das die für die Strukturerhaltung notwendigen Funktionen systematisiert. Die [[Systemtheorie (Luhmann)|Systemtheorie nach Niklas Luhmann]] ist eine philosophisch-soziologische Kommunikationstheorie mit universalem Anspruch, mit der die Gesellschaft als komplexes System von Kommunikationen beschrieben und erklärt werden soll. Kommunikationen sind dabei die Operationen, die diverse soziale Systeme der Gesellschaft entstehen lassen, vergehen lassen, erhalten, beenden, ausdifferenzieren, interpenetrieren und durch [[strukturelle Kopplung]] verbinden. Nach Luhmann sind soziale Systeme sinnverarbeitende Systeme. "Sinn" ist nach Luhmann die Bezeichnung für die Art und Weise, in der soziale (und psychische) Systeme Komplexität reduzieren. Die Grenze eines sozialen Systems markiert somit ein Komplexitätsgefälle von der Umwelt zum sozialen System. Soziale Systeme sind die komplexesten Systeme, die Systemtheorien behandeln können. In einem sozialen System entsteht durch die Reduktion von Komplexität im Vergleich zur Umwelt eine höhere Ordnung mit weniger Möglichkeiten. Durch die Reduktion von Komplexität vermitteln soziale Systeme zwischen der unbestimmten Weltkomplexität und der Komplexitätsverarbeitungskapazität psychischer Systeme.


== Literatur ==
Die [[Gestaltpsychologie]] der Leipziger Schule, eine von [[Felix Krueger]] zu Beginn des 20. Jahrhunderts begründete Richtung, die sich als Gegenpol zur mechanisch-materialistischen [[Psychophysik]] verstand. Einen eher von den Grundlagen der Informatik getriebenen Zugang zur Psychologie findet man beim [[Konstruktivismus (Lernpsychologie)|Konstruktivismus]].
* [[Wikipedia:Moritz Gotthilf Schwartze|Moritz Gotthilf Schwartze]], {{Digitalisat|IA=pistissophiaopu00petegoog|SZ=n11|LT= Pistis Sophia}}, opus gnosticum Valentino adiudicatum e codico manuscripto coptico Londinensi. Descripsit et latine vertit M. G. Schwartze, edidit J. H. Petermann, Ferd. Dümmler´s Buchhandlung, Berlin 1851. Erstausgabe des Textes in Koptisch und Latein. Die Arbeit von Schwartze wurde postum herausgegeben von [[Wikipedia:Julius Heinrich Petermann|Julius Heinrich Petermann]].
* [[Wikipedia:Karl Reinhold von Köstlin|Karl Reinhold Köstlin]]: {{Digitalisat|GB=sNsZAAAAYAAJ&hl|SZ=PA1|LT= Das gnostische System des Buches Pistis Sophia}}. Tübingen 1854. In: Theologische Jahrbücher Hrg. von Ferdinand Christian Baur, E. Zeller. Bd 13, Jg. 1854, S. 1–105; 137–196.
* [[Wikipedia:Carl Schmidt (Koptologe)|Carl Schmidt]] (Hrsg.): {{Digitalisat|IA=koptischgnostisc00schmuoft|SZ=n3|LT= Koptisch-gnostische Schriften. Bd. I. Die Pistis Sophia}}. Die beiden Bücher des Jeû. Unbekanntes altgnostisches Werk, Leipzig 1905. 4., um d. Vorw. erw. Auflage, Berlin 1981 (Koptisch-gnostische Schriften; Bd. 1: Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte). Erste deutsche Übersetzung.
* Carl Schmidt: {{Digitalisat|IA=CarlSchmidtPistisSophia1925Teil1|LT = ''Pistis Sophia neu herausgegeben''}} mit Einleitung nebst griechischem und koptischem Wort- und Namenregister. Gyldendalsk Boghandel-Nordisk Forlag, Hauniae 1925. (deutsches Vorwort, koptischer Text)
* [[George Robert Stow Mead|G.R.S. Mead]]: {{Digitalisat|IA=pistissophiagnos00mead|SZ=n4|LT= Pistis Sophia, a Gnostic gospel}} (with extracts from the books of the Saviour appended) originally tr. from Greek into Coptic and now for the first time Englished from Schwartze's Latin version of the only known Coptic ms. and checked by Amélineau's French version with an introduction by G.R.S. Mead ...  Published 1896 by The Theosophical publishing society [etc., etc.] in London, New York. Englische Erstausgabe.
* G. R. S. Mead: {{Digitalisat|IA=pistissophiagnos1921mead|SZ=n6|LT=Pistis Sophia : a Gnostic miscellany}} : being for the most part extracts from the books of the Saviour, to which are added excerpts from a cognate literature ; englished (with an introduction and annotated bibliography), Watkins, London 1921.
* Philip Jenkins: ''Le Jésus des sectes: Comment le Christ ésotérique devint le Christ des universitaires''. Conférence par Philip Jenkins (Colloque CESNUR 2000 - Riga, Lettonie)
* Marcello Craveri: ''I Vangeli apocrifi'', Einaudi tascabili – Classici.
* Luigi Moraldi: ''Testi Gnostici'', Classici U.T.E.T. editore.
* [[Valentinus]]: ''Das Evangelium der Pistis Sophia'', Bad Teinach-Zavelstein 1987, ISBN 3-925072-03-9
* Rudolf Steiner: ''Vor dem Tore der Theosophie'', [[GA 95]] (1990), ISBN 3-7274-0952-5 {{Vorträge|095}}
* Rudolf Steiner: ''Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung'', [[GA 211]] (1986), ISBN 3-7274-2110-X {{Vorträge|211}}


{{GA}}
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Strukturwissenschaft}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Gnosis/Carl%20Schmidt%20-%20Pistis%20Sophia%20Deutsch%201925.pdf Pistis Sophia - Bücher des Erlösers. Ein gnostisches Originalwerk des dritten Jahrhunderts aus dem Koptischen übersetzt] - Hrsg. Carl Schmidt, Leipzig 1905
{{Wiktionary}}
*[http://gnosis.org/library/psoph.htm Pistis Sophia]:  Übersetzung (englisch), nach der Edition [[G.R.S. Mead]]s von 1921.
* [http://www.frege.uni-jena.de/ Homepage des Frege Centre for Structural Sciences] an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
*[http://www.sacred-texts.com/chr/ps/index.htm Pistis Sophia] (G.R.S. Mead) auf [http://www.sacred-texts.com www.sacred-texts.com]
* [http://www.structural-science.net/ Competence Center for Pure and Applied Structural Sciences]
*G.R.S. Mead, [http://www.webcom.com/~gnosis/library/psoph.htm Einleitung zur ''Pistis Sophia''] (englisch)
 
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie: Gnosis]]
[[Kategorie:Strukturwissenschaft nach Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Strukturwissenschaftliches Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Strukturwissenschaften|!]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 16. März 2020, 06:39 Uhr

Mit dem Begriff Strukturwissenschaften werden Wissensgebiete zusammengefasst, die allgemein funktional wirksame Formen betrachten und weder im Allgemeinen noch im Speziellen Gegenstände der Natur oder der sozialen Wirklichkeit zum Gegenstand haben. Diese Eingrenzung dient als Alternative zur Einteilung nach Sachgebiet, wie bei der Klassifizierung als Natur-, Geistes- oder Sozialwissenschaft.

Allgemeines

Oft ist mit der Verwendung des Terms Strukturwissenschaft der Anspruch verbunden, dass diese Wissensgebiete Metatheorien zu den Sachgebieten darstellen oder sogar auf eine einzige Wissenschaft von Strukturen und Formen verweisen. Es besteht eine gewisse Verwandtschaft und Überschneidung im beanspruchten Umfang mit Formalwissenschaften oder der klassisch-rationalistischen Vorstellung einer reinen Vernunftwissenschaft. Im Gedanken der Strukturwissenschaft ist dann die Idee einer Einheit der Wissenschaften mitgedacht, die eine Aufspaltung der Einzelwissenschaften überwindet, so dass sich am Ende nur die Strukturwissenschaft und die jeweilige Erfahrungswissenschaft, in der sie angewendet wird, gegenüberstehen. Dabei ist es ein Ziel der Strukturwissenschaften, die Entstehung der in der Natur gegebenen Vielfalt organisierter und komplexer Strukturen auf einheitliche, abstrakte Grundgesetze zurückzuführen. Im Rahmen der Einteilung der Wissenschaften in Einzelwissenschaften wird gelegentlich eine Segmentierung in Strukturwissenschaften, Naturwissenschaften, Humanwissenschaften (d. h. den Geistes- und Sozialwissenschaften), und Ingenieurswissenschaften vorgenommen.[1] Oft wird der Begriff gefüllt, indem Grundlagen- und Teildisziplinen bestimmter etablierter Wissenschaften der Rang einer Strukturwissenschaft verliehen wird.

Umfang

Zu den Strukturwissenschaften werden von den Befürwortern dieser Einteilung der Wissenschaft diverse Forschungsbereiche gezählt, von denen einige beispielhaft in der rechts stehenden Tabelle gelistet sind.

Grundlagen der Mathematik Angewandte Mathematik
Reine Mathematik
Theoretische Informatik Allgemeine Systemtheorie
Zu den Strukturwissenschaften werden heutzutage tausende von Einzeldisziplinen gezählt.

Vergleichsweise neue Zweige, die sich etwa im Bereich zwischen der angewandten Mathematik und den klassischen Natur- und Ingenieurswissenschaften befinden, haben sich in den Anwendungsbereichen der Systemwissenschaften oder etwa der Kybernetik erschlossen.

An russischen Universitäten gibt es explizit eigene Fakultäten für angewandte Mathematik und Kybernetik.[2] Weiterhin beschreibt die Technische Universität Ilmenau ihren Studiengang Technische Kybernetik und Systemtheorie folgendermaßen: „Die Technische Kybernetik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft. Sie ist zwischen den Ingenieurwissenschaften und der angewandten Mathematik angesiedelt und mit der Beschreibung, Analyse und Kontrolle von dynamischen Prozessen befasst. Kybernetische Methoden ermöglichen z. B. die automatische Navigation von Schiffen, lassen komplexe Vorgänge in Zellorganismen beschreiben oder helfen logistische Abläufe, wie Fahrpläne oder Energienetze, zu optimieren.“[3]

„Heutzutage bilden die Strukturwissenschaften die Basiswissenschaften für das Verständnis komplexer Phänomene schlechthin. … Dass der Anteil der Strukturwissenschaften ständig zunimmt, kann man unter anderem daran erkennen, dass die Computersimulation zunehmend das klassische Experiment in den Naturwissenschaften verdrängt. … Tatsächlich scheinen die Strukturwissenschaften zu einem einheitlichen Wirklichkeitsverständnis, das heißt zu einem objektiven Sinnzusammenhang und einem objektiven Anschauungsganzen zu führen, das nunmehr alle Formen wissenschaftlicher Erkenntnis umfasst. Und es mag geradezu paradox erscheinen, dass es ausgerechnet die so facettenreiche Wissenschaft des Komplexen ist, die wieder zur Einheit des Wissens und damit zur Einheit der Wirklichkeit zurückführt.“

Bernd-Olaf Küppers: Die Strukturwissenschaften als Bindeglied zwischen Natur- und Geisteswissenschaften[4]

Entwicklung

Mathematik

„Die beliebte Frage, ob Mathematik eine Natur- oder Geisteswissenschaft sei, geht von einer unvollständigen Einteilung aus. Sie ist eine Strukturwissenschaft.“

Carl Friedrich von Weizsäcker: Die Einheit der Natur[5]

Der strukturwissenschaftliche Begriff der Struktur entstammt dem Bemühen um die Wende zum 20. Jahrhundert, eine gemeinsame Grundlage für die gesamte Mathematik zu finden. Maßgebliche Schritte waren hierfür die Entwicklung der naiven Mengenlehre, der formalen Logik, das Hilbertprogramm, die Gruppentheorie der Algebra und die Arbeiten der Gruppe Nicolas Bourbaki.

Die formale Prädikatenlogik baut auf der von Georg Cantor formalisierten Mengenlehre (naive Mengenlehre) auf. George Booles An Investigation of the Laws of Thought verglich bereits die Verknüpfungsstrukturen des logischen Denkens mit der Zahlenalgebra und ihren Rechenarten. Gottlob Frege legte mit der „Begriffsschrift“ das erste rein formale axiomatische Logiksystem vor, mit dem er in den Grundgesetze der Arithmetik versuchte, die Mathematik auf rein logische Axiome zu gründen, indem er versuchte, den Begriff der Anzahl auf der Basis von Begriffsumfängen und Abbildungsrelationen zu definieren. Freges System ließ jedoch die Herleitung der russellschen Antinomie zu. Diesem Problem wurde zum einen mit der Typentheorie begegnet, zum anderen durch Ergänzungen in der Axiomatik der Mengenlehre.

Ausgehend von David Hilbert und Wilhelm Ackermann wurde umgekehrt eine Algebraisierung der Logik betrieben.[6] Für die Position des Formalismus entsprach etwa jede Menge, die formal den Peano-Axiomen genügt (ein Modell der Axiome darstellt), den natürlichen Zahlen. Die Modelltheorie beschäftigt sich im Besonderen mit solchen Strukturen, die axiomatisierbaren Sprachen oder Theorien entsprechen. Ein Modell ist dabei eine mit gewissen Strukturen versehene Menge, auf die die Axiome des Systems zutreffen. Formal sind Modelle Strukturen über einer Elementaren Sprache, in der die Axiome formuliert sind. In der Beweistheorie bildet das strukturelle Beweisverfahren eine wichtige Kalkül-Basis als Beweistheorie. Beweise werden üblicherweise als induktiv definierte Datenstrukturen dargestellt, wie Listen oder Bäume. Über die Berechenbarkeitstheorie (siehe auch Berechenbarkeit) bildet die formale Logik einen der historischen Ausgangspunkte der theoretischen Informatik.

Mithilfe des abstrakten Gruppenbegriffs ließ sich die abstrakte algebraische Struktur definieren durch eine oder mehrere Grundmengen (von Objekten, Elementen oder Symbolen) und den Operationen, Relationen und Funktionen auf diesen Grundmengen. „So wurde es das unbestrittene Verdienst von Emmy Noether, [Emil] Artin und den Algebraikern ihrer Schule, wie Hasse, Krull, Schreier, van der Waerden, in den 1920er Jahren die Auffassungen von einer modernen Algebra als Theorie algebraischer Strukturen voll durchgesetzt zu haben.“[7] Diese Strukturen waren von der Entscheidung der Grundlagendebatte zwischen Platonikern, Formalisten und Intuitionisten letztlich unabhängig.

Bereits in Freges System können die Prädikate selbst zum Gegenstand der Prädikation durch Prädikate höherer Stufe werden (und so weiter). Auf dieser Basis können bereits große Bereiche der Mathematik in der mathematischen Logik ausgedrückt werden. Die Relationszeichen, Funktionszeichen oder Konstanten bilden dabei dann den Typ der Sprache, äquivalent zum Typ einer algebraischen Struktur. So bildete sich während der Grundlegungsdebatte in der Mathematik und Logik um 1940 ein „strukturelle[r] Standpunkt“ heraus, der Mathematik in Bezug zur Mathematikdidaktik zu einer Strukturwissenschaft erklärte, und ab 1955 didaktisch in Deutschland wirksam wurde.[8]

Die Gruppe Nicolas Bourbaki erklärte schließlich in einem 1950 veröffentlichten Artikel Strukturen zum geeignete Mittel, um die gesamte Einheit der Mathematik zu sichern.[9]

Informatik

Die Entwicklung der Theoretischen Informatik begann etwa in den 1930er Jahren. Als grundlegendes Konzept in der Informatik gilt der aus der Mathematik stammende Begriff des Algorithmus, der eine aus endlich vielen Schritten bestehende Handlungsvorschrift zur Lösung eines mathematischen Problems darstellt. Mit dem Algorithmenbegriff verbunden ist das Konzept der Berechenbarkeit, für das in der Berechenbarkeitstheorie verschiedene mathematische Formalisierungen und Analysemethoden entwickelt wurden. Auch innerhalb der Informatik werden auf formaler Ebene strukturelle Eigenschaften von Objektklassen erforscht, ohne zu berücksichtigen, welche konkreten Objekte sich dieser Struktur unterordnen und ob diese sich in der Realität überhaupt konstruieren lassen, wobei aber eine Forderung nach Konstruierbarkeit je nach Disziplin durchaus gestellt werden kann.

Ein der klassischen Mathematik fremder Begriff ist derjenige der Datenstruktur, der in der Informatik, neben dem des Algorithmus, von zentraler Bedeutung ist. Die Darstellung der Algorithmen, Datenstrukturen und Untersuchungen über Zeit und Platz, die für die Ausführung und Speicherung notwendig sind, ist ein eigener Beitrag der Theoretischen Informatik zu den Strukturwissenschaften.

Spezifische grundlegende Strukturen der Informatik sind im Bereich der Rechnerstrukturen u.  A. die Von-Neumann-Architektur (seit 1945) bzw. sein Gegenteil, die Non-Von-Neumann-Architekturen (beispielsweise Parallelrechner).

Die bis heute geltende Basis jeder strukturierten Programmierung sind die drei Kontrollstrukturen von Sequenz, Verzweigung und Schleife. Zur Visualisierung werden Flussdiagramme oder auch Struktogramme (seit 1972) verwendet.

Weitere wichtige Impulse verdankt die Strukturwissenschaft den Themengebieten der Berechenbarkeitstheorie, der Frage zur Entscheidbarkeit und der Komplexitätstheorie. Auch die Untersuchungen zur Automatentheorie, insbesondere die der zellularen Automaten, weisen einen bis heute progressiven Charakter nicht zuletzt auch im Bereich der naturwissenschaftlichen Erklärungsmodelle auf.

Komplexitätsforschung und Systemtheorie

strukturelles Feedback-Modell der Kybernetik

Carl Friedrich von Weizsäcker prägte 1971 einen erweiterten Begriff für die Strukturwissenschaften: „Als Strukturwissenschaften wird man nicht nur die reine und angewandte Mathematik bezeichnen, sondern das in seiner Gliederung noch nicht voll durchschaute Gebiet der Wissenschaften, die man mit Namen wie Systemanalyse, Informationstheorie, Kybernetik, Spieltheorie bezeichnet. Sie sind gleichsam die Mathematik zeitlicher Vorgänge, die durch menschliche Entscheidung, durch Planung, durch Strukturen, […] oder schließlich durch Zufall gesteuert werden. Sie sind also Strukturtheorien zeitlicher Veränderung. Ihr wichtigstes praktisches Hilfsmittel ist der Computer, dessen Theorie selbst eine der Strukturwissenschaften ist. Wer in einem Lande den Fortschritt der Wissenschaft fördern will, muss diese Wissenschaften vordringlich fördern, denn sie bezeichnen gleichsam eine neue Bewusstseinsstufe.“[10]

In den 1970er und 1980er Jahren erlebten dann mit der Synergetik, der Theorie der Selbstorganisation und der Chaostheorie weitere Gebiete, die den Strukturwissenschaften zugerechnet werden können, einen rasanten Aufstieg. Im Rahmen der Komplexitätsforschung spielt dabei der Begriff des Systems eine zentrale Rolle. Systeme organisieren und erhalten sich zunächst durch Strukturen. Die Struktur bezeichnet das Muster der Systemelemente und ihrer Beziehungsgeflechte, durch die ein System entsteht, funktioniert und sich erhält. Unter der Struktur eines Systems versteht man somit die Gesamtheit der Elemente eines Systems, ihre Funktion und ihre Wechselbeziehungen. Doch in der Systemtheorie bedingen sich Systemstruktur, Systemverhalten und Systementwicklung gegenseitig. Daher werden innerhalb der Systemtheorie zusätzlich zur Struktur noch weitere Axiome eingeführt, welche die Systemgrenzen (die Unterscheidung System/Umwelt), vor allem aber die System-Attribute wie Stabilität, Dynamik, Linearität u.  A. beinhalten. Weiterhin ist es für ein System konstituierend, dass die jeweiligen Systemelemente eine Systemfunktion (Systemzweck, Systemziel) erfüllen und dabei eine funktionale Differenzierung aufweisen. Die ersten formalisierten Systemtheorien wurden etwa um 1950 entwickelt. Die Anwendung solcher Modelltheorien ermöglicht die Simulation komplexer Vorgänge und wurde daher in vielen Einzelwissenschaften angestrebt, vor allem aber in der Biologie der 1970er und 1980er Jahre.

„Die Strukturwissenschaften … sind heute mächtige Instrumente zur Erforschung der komplexen Strukturen der Wirklichkeit. Ihre Gliederung erfolgt nach den gegenstandsübergreifenden Ordnungs- und Funktionsmerkmalen, welche die Wirklichkeit strukturieren, und die wir mit Oberbegriffen wie System, Organisation, Selbststeuerung, Information und dergleichen beschreiben. Neben den bereits als klassisch einzustufenden Disziplinen der Kybernetik, Spieltheorie, Informationstheorie und Systemtheorie haben die Strukturwissenschaften so wichtige Wissenschaftszweige wie Synergetik, Netzwerktheorie, Komplexitätstheorie, Semiotik, Chaostheorie, Katastrophentheorie, Theorie der Fraktale, Entscheidungstheorie und die Theorie der Selbstorganisation hervorgebracht. Auch die von mir anvisierte Theorie der Randbedingungen mag sich eines Tages zu einer eigenständigen Strukturwissenschaft weiterentwickeln.“

Bernd-Olaf Küppers: Nur Wissen kann Wissen beherrschen[11]

Idee, Formalisierung und Beispiele mathematischer Strukturen

Zum Begriff der mathematischen Struktur

Zunächst bildete sich die "Auffassung von einer modernen Algebra als Theorie algebraischer Strukturen.",[12] welche auch heute noch oftmals als Strukturmathematik gelehrt wird. Dann entwickelte die Bourbakigruppe die gesamte Mathematik als "Lehre von den Strukturen"[13] im Sinne einer umfassenden Strukturwissenschaft. Der Begriff einer mathematischen Struktur hat jedoch nur noch bedingt etwas mit dem umgangssprachlichen Strukturbegriff zu tun. Die Mathematik formuliert diesen Begriff im Rahmen ihrer Formalisierung weitaus präziser. Die Hierarchie mathematischer Strukturen enthält beispielsweise die algebraischen Strukturen und die topologischen Strukturen.

Als Basis jeder mathematischen Struktur dient eine Menge M, deren Elemente zunächst in keinerlei Beziehung zueinander stehen, beispielsweise die Menge M = {1,2,3,4,5}, wobei die Elemente nicht notwendigerweise Zahlen sind. Nun wird dieser Menge M, die Trägermenge genannt wird, eine Struktur S aufgeprägt. Eine mathematische Struktur ist demnach mit (M,S) als geordnetes Paar für das System "die Menge M versehen mit der Struktur S" darstellbar. Dazu kann man dann zum Beispiel eine Ordnungsrelation verwenden, die zeigt, welche Elemente mit welchen anderen in Beziehung stehen, oder welche isoliert bleiben. Die Menge M trägt dann eine bestimmte Struktur S.

Die formale Definition einer mathematischen Struktur lautet:

Eine Struktur ist ein 4-Tupel aus einer Menge A, sowie einer Familie von Grundrelationen I, einer von Grundfunktionen J und einer von Konstanten K.

I, J und K können dabei auch leer oder unendlich sein. Eine Struktur ohne I, J, und K ist dann trivialer Weise wieder die Trägermenge selbst. Reine Mengen von Relationen ohne zugehörige Mengen sind demnach nicht als mathematische Strukturen definiert, sondern sind lediglich als elementare Strukturbausteine separat analysierbar.

Komplexe Strukturen und Systemwissenschaften

Relativ junge Zweige der Strukturwissenschaften befassen sich heutzutage mit komplexen und hyperkomplexen Strukturen. Das Interesse an diesen Strukturen wurde jedoch primär nicht von dem Wunsch nach neuen mathematischen Modellen, sondern von dem Wunsch, natürliche Strukturen zu verstehen, motiviert. Derzeit sind daher viele entsprechende Gebiete auch quasi „zwischen“ der angewandten Mathematik und den traditionellen Natur- und Ingenieurswissenschaften angesiedelt. Manche Gebiete sind inzwischen recht gut-, und andere eher semi-formalisiert worden. Als Beispiele kann man dazu Teile der Systemwissenschaften ansehen.

Bezug zu Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften

Naturwissenschaften

Abstrahierende mathematische Modellbildungen findet man heutzutage zudem in jedem Zweig der Naturwissenschaft, so dass es sinnvoll erscheinen kann, diese als Strukturwissenschaften zu einem allgemeinen Bestandteil der Methodik zu machen. Für die Physik beispielsweise kommt es dann aber darauf an, aus allgemeinstmöglichen Strukturen diejenigen herauszufischen, die für die Beschreibung von experimentellen Vorgängen benötigt werden. Aus der jeweiligen Struktur können dann mathematische Schlüsse gezogen werden, die überprüfbaren Folgen für den Untersuchungsgegenstand entsprechen.

Aus Sicht der Differentialgeometrie handelt es sich bei physikalischen Theorien um differenzierbare Mannigfaltigkeiten mit endlicher Dimensionszahl. Selbst der Phasenraum ist mathematisch gesehen eine spezielle Mannigfaltigkeit. Diese Erkenntnis gestattet dann Untersuchungen wie den Unterschied zwischen integrablen und nichtintegrablen dynamischen Systemen, und dies wird seit einigen Jahren inzwischen wieder in Form der Chaostheorie näher untersucht.

Weiterhin ist der Begriff der Gruppe in der modernen Physik außerordentlich wichtig geworden. Die Gruppentheorie stellt die mathematischen Hilfsmittel zur Verfügung, mit denen Symmetrien untersucht werden können. Ein physikalisches System heißt symmetrisch bezüglich einer Transformation, wenn es sich durch die Anwendung der Transformation nicht ändert. Symmetrien haben insbesondere im Rahmen des Noether-Theorems (formuliert 1918 von Emmy Noether) eine so große Bedeutung, weil sie Invarianzen zur Folge haben und damit Erhaltungsgrößen.

Auch die Chemie lässt sich als Anwendungsfall für die Strukturwissenschaften, seit sich ab 1865 die Strukturtheorie (in Anlehnung an Friedrich August Kekulé) in der Chemie durchsetzte. Demnach erklären sich chemische Eigenschaften aus der inneren Struktur der Moleküle (eine wichtige Anwendung in der Chemie ist daher das Aufstellen von Strukturformeln). Damit wurde auch die Basis für eine besondere Nähe zur Physik geschaffen, die es ermöglichte, die chemischen Bindungen als Verbindungsfähigkeiten von Atomen zu deuten. Insofern die Chemie die Bindungen von Atomen durch ihre äußere Elektronenhülle untersucht, die innerhalb von chemischen Bindungen aufgrund ihrer atomaren und molekularen Struktur ganz unterschiedliche Bindungsstärken und -arten realisieren können, beschäftigt sie sich mit gegebenen Strukturen innerhalb der Natur.[14]

Innerhalb der Biologie beschäftigt sich speziell die Strukturbiologie mit dem Aufbau hierarchisch organisierten Strukturen von Lebewesen, angefangen von Makromolekülen zu Zellen, Organen, Organismen, Biozönosen und Biosphären. Sowohl die einzelnen Bausteine von Lebewesen, als auch die Individuen innerhalb von Populationen oder anderer Lebensgemeinschaften stehen dabei in einem relationalen Austausch miteinander und mit der physikalisch-chemischen Umwelt.

In diesem Zusammenhang ist vor allem die Frage von belang, inwiefern bestimmte Strukturen Träger emergenter Eigenschaften sind. Während die Strukturbetrachtung also einerseits den Übergang zwischen physikalischen Grundkräften, chemischen Verbindungen und organischem Leben zu beleuchten verspricht, existieren andererseits aber auch systemwissenschaftliche Ansätze, die ebenfalls strukturalistisch verstanden werden können.

Systemphysik wird dabei beispielsweise im Rahmen der Erforschung der Physik von komplexen Systemen am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme betrieben.[15] Erforscht werden dabei Bereiche der nichtlinearen Systemdynamik, die physikalischen Grundlagen liefern dabei oft die Modelle der statistischen Physik.

Die Systembiologie ist ein Zweig der Biowissenschaften, der versucht, biologische Organismen in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Das Ziel ist, ein integriertes Bild aller regulatorischen Prozesse über alle Ebenen, vom Genom über das Proteom, zu den Organellen bis hin zum Verhalten und zur Biomechanik des Gesamtorganismus zu bekommen. Wesentliche Methoden zu diesem Zweck stammen aus der Systemtheorie und ihren Teilgebieten. Da aber die mathematisch-analytische Seite der Systembiologie nicht perfekt ist, kommen als Forschungsmethoden häufig Computersimulationen und Heuristiken zum Einsatz. Versuche zur mathematischen Formalisierung von Leben findet man u. A. bei Robert Rosen, der im Rahmen seiner relationalen Biologie als Hauptmerkmale von Lebewesen den Metabolismus und die Reparatur bzw. die Replikation beschreibt.[16]

Beispiele für die integrativen Leistungen der Strukturwissenschaften, die Naturwissenschaften dahingehend zu unterstützen, die Entstehung von organisierten Strukturen in der Natur zu beschreiben, sind die Forschungsergebnisse von Manfred Eigen, welche ihren Ausgangspunkt in der Molekularbiologie nahmen, sowie die strukturwissenschaftlichen Ergebnisse von Illya Prigogine und Herman Haken, welche mit Überlegungen zur Thermodynamik begannen. Durch das Paradigma der Selbstorganisation (Ilya Prigogine) und der Synergetik (Hermann Haken) erschien es möglich, die biologische Evolution als Evolution von Strukturen an die Physik anzuschließen.[17][18] Zuvor schien der 2. Hauptsatzes der Thermodynamik, der eine Zunahme der Entropie voraussagt, einer spontanen Entstehung von Strukturen zu widersprechen. Ausgangspunkt der Betrachtungen von Haken zur Synergetik war daher die Frage, warum sich im Universum komplexe Strukturen entwickeln konnten, wenn allein der zweite Hauptsatz der Thermodynamik gilt. Er schreibt dazu:

„Die Physik nimmt für sich in Anspruch, die grundlegende Naturwissenschaft schlechthin zu sein. Doch hätte man früher einen Physiker gefragt, ob beispielsweise die Entstehung des Lebens mit den Grundgesetzen der Physik in Einklang zu bringen sei, so hätte die ehrliche Antwort Nein lauten müssen. Nach den Grundgesetzen der Wärmelehre müsste die Unordnung der Welt immer mehr zunehmen. Alle geregelten Funktionsabläufe müssten langfristig aufhören, alle Ordnung zerfallen. Der einzige Ausweg, den viele Physiker sahen war, die Entstehung von Ordnungszuständen in der Natur als riesige Schwankungserscheinung zu betrachten, die nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitstheorie überdies beliebig unwahrscheinlich sein sollte. Eine wahrhaft absurde Idee, aber wie es schien, im Rahmen der sog. Statistischen Physik die einzig akzeptable. War die Physik damit in eine Sackgasse geraten, indem sie behauptete, biologische Vorgänge beruhten auf physikalischen Gesetzen, aber die Entstehung des Lebens selbst würde den physikalischen Gesetzen widersprechen? Die Ergebnisse der Synergetik setzen uns instand, die Grenzen der Thermodynamik aufzudecken und klassische Fehlinterpretationen nachzuweisen.“

Hermann Haken: Erfolgsgeheimnisse der Natur[19]

Geistes- und Sozialwissenschaften

In der Philosophie machen vor allem die Denkrichtungen des Strukturalismus und die des Strukturenrealismus von strukturwissenschaftlichen Grundlagen Gebrauch. Strukturalismus ist dabei ein Sammelbegriff für interdisziplinäre Methoden und Forschungsprogramme, die Strukturen und Beziehungsgefüge in den weitgehend unbewusst funktionierenden Mechanismen kultureller Symbolsysteme untersuchen. Der Strukturalismus behauptet einen logischen Vorrang des Ganzen gegenüber den Teilen und versucht einen internen Zusammenhang von Phänomenen als Struktur zu fassen. Der philosophische Bereich des Strukturenrealismus stellt in seiner epistemischen Variante die Theorie auf, dass alle wissenschaftliche Theorien über Strukturen in der Welt referieren, die ontische Variante behauptet, dass die Welt lediglich aus Strukturen bestehe und untersucht die Möglichkeiten der Existenz und der Entstehung von Relationen und (physikalischen) Objekten, bzw. fragt auch, ob es vielleicht auch nur Relationen ohne eigene Objektträger geben kann.

Die zentrale strukturwissenschaftliche Theorie innerhalb der Philologie stellt die Linguistik bzw. die Sprachwissenschaft dar. Aus Sicht der Strukturwissenschaften handelt es sich hierbei um ein Teilgebiet der Semiotik. Von Sprachwissenschaftlern wird jedoch auch teilweise die Meinung vertreten, dass sich die Linguistik von diesem Teilgebiet aus bereits zu einer eigenständigen Strukturwissenschaft entwickelt habe. Unter dem strukturwissenschaftlichen Aspekt betrachtet geht Linguistik davon aus, dass ihr Objekt, die Sprache, strukturiert ist. Sie entwickelt dazu methodische Verfahren, diese Strukturen aufzudecken und konstruiert Theorien, die diese Strukturen abbilden sollen.

In der Soziologie zählt vor allem die soziologische Systemtheorie von Niklas Luhmann als strukturwissenschaftliches Theoriegebäude, welches wiederum auf die Überlegungen des Strukturfunktionalismus und des Systemfunktionalismus von Talcott Parsons zurückgeht. Zur strukturellen und funktionalen Analyse sozialer Systeme entwickelte Parsons das AGIL-Schema, das die für die Strukturerhaltung notwendigen Funktionen systematisiert. Die Systemtheorie nach Niklas Luhmann ist eine philosophisch-soziologische Kommunikationstheorie mit universalem Anspruch, mit der die Gesellschaft als komplexes System von Kommunikationen beschrieben und erklärt werden soll. Kommunikationen sind dabei die Operationen, die diverse soziale Systeme der Gesellschaft entstehen lassen, vergehen lassen, erhalten, beenden, ausdifferenzieren, interpenetrieren und durch strukturelle Kopplung verbinden. Nach Luhmann sind soziale Systeme sinnverarbeitende Systeme. "Sinn" ist nach Luhmann die Bezeichnung für die Art und Weise, in der soziale (und psychische) Systeme Komplexität reduzieren. Die Grenze eines sozialen Systems markiert somit ein Komplexitätsgefälle von der Umwelt zum sozialen System. Soziale Systeme sind die komplexesten Systeme, die Systemtheorien behandeln können. In einem sozialen System entsteht durch die Reduktion von Komplexität im Vergleich zur Umwelt eine höhere Ordnung mit weniger Möglichkeiten. Durch die Reduktion von Komplexität vermitteln soziale Systeme zwischen der unbestimmten Weltkomplexität und der Komplexitätsverarbeitungskapazität psychischer Systeme.

Die Gestaltpsychologie der Leipziger Schule, eine von Felix Krueger zu Beginn des 20. Jahrhunderts begründete Richtung, die sich als Gegenpol zur mechanisch-materialistischen Psychophysik verstand. Einen eher von den Grundlagen der Informatik getriebenen Zugang zur Psychologie findet man beim Konstruktivismus.

Siehe auch

Weblinks

 Wiktionary: Strukturwissenschaften – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Helmut Balzert: Wissenschaftliches Arbeiten. 2008, S. 46.
  2. Vgl. etwa http://cs.bsu.edu.az/en/content/faculty_of_applied_mathematics_and_cybernetics.
  3. http://www.tu-ilmenau.de/studieninteressierte/studieren/bachelor/technische-kybernetik-und-systemtheorie/
  4. in: B.-O. Küppers (Hrsg.), Die Einheit der Wirklichkeit, München 2000: S.89-105., online (PDF; 206 kB); S. 20–22
  5. C. F. v. Weizsäcker: Die Einheit der Natur. 1971, S. 22.
  6. Reiner Winter: Grundlagen der formalen Logik. 2001, S. 3–6.
  7. Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik; 1998, S.281
  8. Köck, Michael: Mathematik – ein Produkt der Naturgeschichte?; 2011, S.31
  9. Bourbaki, Nicolas: The Architecture of Mathematics. Amer. Math. Monthly 67; 1950, S.221-232
  10. C. F. v. Weizsäcker: Die Einheit der Natur; 1971, S.22
  11. Bernd-Olaf Küppers: Nur Wissen kann Wissen beherrschen 2008, S. 314
  12. Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik 1998, S. 281
  13. Wußling, Hans: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik 1998, S. 283
  14. Brock, William, 1992; Viewegs Geschichte der Chemie, S. 163
  15. Homepage des Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme
  16. Rosen, Robert; 1991, Life Itself: A Comprehensive Inquiry into the Nature, Origin, and Fabrication of Life, Columbia University Press
  17. Glandsdorff, Prigogine; 1971: Thermodynamics of Structure, Stability and Fluctuations
  18. Haken, Hermann; 1978: Synergetics, Nonequilibrium Phase Transitions and Selforganisation in Physics, Chemistry and Biologie
  19. Haken, Hermann; 1995, Erfolgsgeheimnisse der Natur, S. 12


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