Wilhelm Meisters theatralische Sendung und Maria (Mutter Jesu): Unterschied zwischen den Seiten

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[[File:RAFAEL - Madonna Sixtina (Gemäldegalerie Alter Meister, Dresde, 1513-14. Óleo sobre lienzo, 265 x 196 cm).jpg|thumb|300px|[[Raffael]]: ''[[Wikipedia:Sixtinische Madonna|Sixtinische Madonna]], Gemäldegalerie Alte Meister ([[Wikipedia:Dresden|Dresden]])]]
'''Wilhelm Meisters theatralische Sendung''', der so genannte ''[[Wilhelm Meister|Urmeister]]'', ist das Fragment eines Theaterromans von [[Johann Wolfgang von Goethe]]. In den Jahren 1777 bis 1785 entstanden, verwertete Goethe diesen [[Wikipedia:Künstlerroman|Künstlerroman]] für seinen [[Wikipedia:Bildungsroman|Bildungsroman]] [[Wilhelm Meisters Lehrjahre]]. Eine von [[Wikipedia:Barbara Schulthess|Barbara Schulthess]] und ihrer Tochter gefertigte Abschrift des ''Urmeisters'' wurde 1910 gefunden und lag 1911 im Erstdruck vor.
'''Maria''' ({{HeS|מרים}}, [[Wikipedia:Aramäische Sprachen|aram.]] {{lang|arc|<big><big>ܡܪܝܡ</big></big>}}, ''Mariam'') ist nach der Überlieferung des [[Wikipedia:Neues Testament|Neuen Testaments]] und des [[Koran]]s die Mutter des [[Jesus von Nazareth]]. Wie ihr Mann [[Josef von Nazaret|Josef]] stammte sie aus der Kleinstadt [[Wikipedia:Nazaret|Nazaret]] in [[Wikipedia:Galiläa|Galiläa]].


__TOC__
[[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass um die Zeitenwende tatsächlich zwei [[Jesusknaben]] geboren wurden. Die hier gemeinte Maria ist die Mutter des [[Nathanischer Jesusknabe|nathanischen Jesusknaben]], dessen Geburtsgeschichte im [[Lukas-Evangelium]] geschildert wird. Er stammte, wie aus dem Geschlechtsregister des Lukasevangeliums deutlich wird, aus der nathanischen Linie des Hauses [[Wikipedia:David (Israel)|David]]. Die Geschichte des zweiten Jesusknaben, des [[Salomonischer Jesus|salomonischer Jesus]], der aus der salomonischen Linie Davids abstammte, wird im [[Matthäus-Evangelium]] geschildert. Nach Rudolf Steiner hießen auch die Eltern dieses Jesusknaben Josef und Maria, was nicht ungewöhnlich ist, da diese Namen damals in [[Wikipedia:Palästina|Palästina]] weit verbreitet waren.
== Theater ==
Im Roman wird das Verhalten des Schauspielers zum [[Wikipedia:Rolle (Theater)|Rollentext]], zum [[Wikipedia:Theater|Ensemble]] und zum [[Wikipedia:Bühnenwerk|Bühnenstück]] ausgiebig durchgespielt. Die Konfrontation des [[Wikipedia:Bühnenautor|Bühnenautor]]s mit seinem [[Wikipedia:Stoff (Literatur)|Stoff]], mit der [[Wikipedia:Schauspieler|Schauspieler]]truppe, auch mit dem [[Wikipedia:Publikum|Publikum]] und besonders mit der [[Wikipedia:Bürgertum|bürgerlichen]] und [[Wikipedia:Feudalismus|feudalen]] Gesellschaft des 18. Jahrhunderts nimmt breiten Raum im Romantext ein.


== Handlung ==
{{GZ|Nehmen wir einmal die Tatsachen. Der Schreiber des Matthäus-
<small>Zahlen verweisen auf das betreffende Kapitel.</small>
Evangeliums schildert, daß vorherverkündet wird die Geburt des
;Erstes Buch
Schöpfers des Christentums, daß diese Geburt erfolgt, daß Magier
3 Der Schuljunge Wilhelm Meister hat vier Geschwister. Seine Mutter kriegt ''noch in ihren ältern Jahren eine Leidenschaft für einen abgeschmackten Menschen''. Das Familienleben leidet unter dem Verhältnis, denn der Vater, ein ehrbarer Kaufmann, hasst schimpflichen ''Ehe- und Scheidungsprozeß''.
kommen aus dem Morgenlande, die den Stern wahrgenommen haben,
daß der Stern sie geführt hat an die Stätte, wo der Erlöser geboren
wird. Er schildert ferner, daß Herodes dadurch aufmerksam gemacht
wird und daß, um zu entgehen der Maßnahme des Herodes, die in dem
bethlehemitischen Kindermord besteht, das Elternpaar des Erlösers mit
dem Kinde nach Ägypten flieht. Als Herodes tot ist, wird Joseph, dem
Vater des Jesus, angezeigt, daß er wieder zurückkehren kann, und er
kehrt nun aus Furcht vor dem Nachfolger des Herodes nicht zurück
nach Bethlehem, sondern er geht nach Nazareth. - Ich will heute noch
absehen von der Ankündigung des Täufers. Ich will aber schon darauf
aufmerksam machen, daß, wenn wir das Lukas-Evangelium und das
Matthäus-Evangelium miteinander vergleichen, in den beiden Evangelien
die Vorverkündigung des Jesus von Nazareth ganz verschieden
erfolgt: das eine Mal erfolgt sie dem Joseph, das andere Mal der Maria.
Wir sehen dann aus dem Lukas-Evangelium, wie die Eltern des Jesus
von Nazareth ursprünglich in Nazareth wohnen und dann bei einer
Gelegenheit nach Bethlehem gehen, nämlich zur Zählung. Während sie
dort sind, wird der Jesus geboren. Dann erfolgt nach acht Tagen die
Beschneidung - nichts von einer Flucht nach Ägypten - ; und nach
einiger Zeit, die nicht weit danach liegt, wird das Kind dargestellt im
Tempel. Wir sehen, daß das Opfer dargebracht wird, das üblich ist, und
daß danach die Eltern mit dem Kinde nach Nazareth zurückziehen
und dort leben. Und dann wird uns ein merkwürdiger Zug erzählt, der
Zug, wie der zwölfjährige Jesus bei einem Besuch, den seine Eltern in
Jerusalem gemacht haben, im Tempel zurückbleibt, wie sie ihn suchen,
wie sie ihn dann wiederfinden im Tempel zwischen denen, welche die
Schrift auslegen, wie er ihnen da entgegentritt als ein Kundiger in der
Schriftauslegung, wie er sich verständig und weise im Kreise der Schriftgelehrten
ausnimmt. Dann wird erzählt, wie sie das Kind wiederum
mit nach Hause nehmen, wie es heranwächst; und wir hören nichts
Besonderes mehr von ihm bis zur Johannes-Taufe.
Da haben wir zwei Geschichten des Jesus von Nazareth vor der
Aufnahme des Christus.|114|27f}}


4 Wilhelm, der mit seinem Puppentheater Rollen für den ''[[Wikipedia:Saul|König Saul]]'' und ''[[Wikipedia:David (Israel)|David]]'' einübt und spielt, geht seinen Weg über die erste ''Freude der Überraschung und des Staunens ''zur'' Wollust des Aufmerkens und Forschens''.
{{GGZ|Woher also kam die große belebende Kraft des Jesusleibes? Sie kam
aus der großen Mutterloge der Menschheit, die der große Sonnen-
Eingeweihte, der Manu, lenkt. In das Kind, das dem Elternpaare
geboren wurde, das im Lukas-Evangelium Joseph und Maria genannt
wird, wurde hineingesenkt eine große individuelle Kraft, die gehegt
und gepflegt worden war in der großen Mutterloge, in dem großen
Sonnenorakel. Es wurde in dieses Kind hineingesenkt die beste, die
stärkste jener Individualitäten. Welche Individualität?
Wenn wir die Individualität, die in das Kind Jesus damals hineinversenkt
wurde, kennenlernen wollen, so müssen wir weit zurückgehen,
bis in die Zeit vor dem luziferischen Einfluß auf die Menschheit,
bevor sich in den Astralleib der Menschen der luziferische Einfluß hineinerstreckt
hat. Dieser luziferische Einfluß kam an die Menschen
heran in derselben Zeit, als das Urmenschenpaar, das menschliche
Hauptpaar die Erde bevölkerte. Dieses menschliche Hauptpaar war
zwar stark genug, um die Menschensubstanz sozusagen zu überwinden,
so daß es sich verkörpern konnte, aber es war nicht stark genug, um
dem luziferischen Einfluß Widerstand zu leisten. Der luziferische Einfluß
kam heran, erstreckte seine Wirkungen auch in den astralischen
Leib dieses Hauptpaares, und die Folge war, daß es unmöglich war,
alle die Kräfte, die in Adam und Eva waren, auch herunterfließen zu
lassen in die Nachkommen, durch das Blut der Nachkommen. Den
physischen Leib mußte man durch alle die Geschlechter herunter sich
fortpflanzen lassen, aber von dem Ätherleib behielt man in der Leitung
der Menschheit etwas zurück. Das drückte man eben dadurch aus, daß
man sagte: Die Menschen haben genossen von dem Baume der Erkenntnis
des Guten und Bösen, das heißt, was von dem luziferischen
Einfluß kam; aber es wurde auch gesagt: Jetzt müssen wir ihnen die
Möglichkeit nehmen, auch zu genießen von dem Baume des Lebens!
Das heißt, es wurde eine gewisse Summe von Kräften des Ätherleibes
zurückbehalten. Die flossen jetzt nicht auf die Nachkommen herunter.
Es war also in Adam eine gewisse Summe von Kräften, die ihm nach
dem Sündenfalle genommen wurden. Dieser noch unschuldige Teil des
Adam wurde aufbewahrt in der großen Mutterloge der Menschheit,
wurde dort gehegt und gepflegt. Das war sozusagen die Adam-Seele,
die noch nicht berührt war von der menschlichen Schuld, die noch
nicht verstrickt war in das, wodurch die Menschen zu Fall gekommen
sind. Diese Urkräfte der Adam-Individualität wurden aufbewahrt.
Sie waren da, und sie wurden jetzt als «provisorisches Ich» dahin geleitet,
wo dem Joseph und der Maria das Kind geboren wurde, und in
den ersten Jahren hatte dieses Jesuskind die Kraft des ursprünglichen
Stammvaters der Erdenmenschheit in sich.|114|88f}}


5 Aus der Vorratskammer stiehlt Wilhelm ''ein geschriebenes Büchelchen, darin die [[Wikipedia:Komödie|Komödie]] von [[Wikipedia:Goliath (Bibel)|David und Goliath]] aufgezeichnet'' ist. Der Junge lernt ''sein Schauspiel'' auswendig, studiert ''das Stück ganz in sich hinein'' und ergreift ''alle Rollen''.
{{GGZ|Das sind aber nicht alle Tatsachen, durch die wir das wunderbare
Mysterium von Palästina verstehen können, das ist nur eine Seite. Wir
verstehen jetzt, wer in Bethlehem geboren worden ist, nachdem von
Nazareth Joseph und Maria dorthin gereist sind, und wer den Hirten
verkündet worden ist. Aber das ist noch nicht alles. In der Zeit am
Beginne unserer Zeitrechnung geschah so mancherlei Seltsames und
Bedeutungsvolles, um das größte Ereignis der Menschheitsentwickelung
zustande zu bringen. Um das verständlich zu machen, was allmählich
zu diesem großen Ereignisse hinaufführte, müssen wir folgendes noch
betrachten.


8 Über die Bücher seines Vaters kommt Wilhelm an die ''„Teutsche Schaubühne“ und verschiedene italienisch-teutsche Opern'' heran. Nun muss ''König Saul in seinem schwarzen Samtkleide den Chaumigrem, Cato und Darius spielen''. Wilhelm spielt ''meistensteil nur die fünften Akte, wos an ein Totstechen'' geht. ''Der Donner ''gelingt'' nicht immer''. Wilhelm schafft ''sich nach und nach neue Theatergarderobe. Dies oder jenes Stück ''interessiert'' ihn um irgend einer Szene willen''.
Es gab innerhalb des althebräischen Volkes das David-Geschlecht.
Diejenigen, welche wir die «davidischen Geschlechter» nennen, leiteten
sich alle auf ihren Stammvater David zurück. Sie können es nun aus
der Bibel ersehen, daß David zwei Söhne hatte, Salomo und Nathan
(2. Samuelis 5, 14). Zwei Geschlechterfolgen, die salomonische Linie
und die nathanische Linie, stammen also von David ab. Wenn wir
daher die Zwischenglieder unberücksichtigt lassen, können wir sagen:
In der Zeit, als unsere Zeitrechnung beginnt, sind in Palästina vorhanden
die Nachkommen sowohl der salomonischen Linie wie auch
der nathanischen Linie des davidischen Geschlechtes. Und es lebt als
ein Nachkomme aus derjenigen Linie, die wir die nathanische Linie
des davidischen Geschlechtes nennen, ein Mann unter dem Namen
Joseph in Nazareth. Er hat zu seiner Gemahlin eine Maria. Und es lebt
ein Nachkomme der salomonischen Linie des David-Geschlechtes in
Bethlehem, der auch Joseph heißt. Es ist nicht weiter wunderbar, daß
da zwei Menschen leben aus dem Geschlechte Davids, welche beide
Joseph heißen, und daß beide mit einer Maria, wie sie die Bibel nennt,
vermählt sind. Wir haben also zwei Elternpaare im Beginne unserer
Zeitrechnung in Palästina; beide tragen die Namen Joseph und Maria.
Das eine Elternpaar führt seine Abkunft auf die salomonische Linie
des Geschlechtes David zurück, das heißt auf die «königliche Linie»;
das andere Elternpaar, dasjenige in Nazareth, führt seine Abkunft
zurück auf die nathanische Linie, das heißt auf die «priesterliche Linie».
Dieses letztere Elternpaar aus der nathanischen Linie nun hatte das
Kind, das ich Ihnen gestern und heute geschildert habe. Und dieses
Kind lieferte einen solchen astralischen Mutterleib, der hinaufgenommen
werden konnte von dem Nirmanakaya des Buddha. Dieses Elternpaar
aus der nathanischen Linie ging damals, als das Kind geboren
werden sollte, von Nazareth nach Bethlehem - wie Lukas sagt — «zur
Schätzung» (Lukas 2, 4-5). Das schildert uns das Geschlechtsregister
des Lukas-Evangeliums.


9 ''Besonders ''fesselt'' ihn Chlorinde, ''wirkt'' auf den keimenden Geist der Liebe, der sich in dem Knaben'' entwickelt.
Das andere Elternpaar, das gar nicht in Nazareth ursprünglich
wohnte - man muß die Evangelien nur wörtlich nehmen - , lebte in
Bethlehem, und das wird uns geschildert von dem Schreiber des Matthäus-Evangeliums (Matthäus 2, 1). Die Evangelien schildern immer
die Wahrheit - man braucht gar nicht zu klügeln - , und die Menschen
werden durch die Anthroposophie schon wieder dahin kommen, die
Evangelien wörtlich zu nehmen. Diesem Elternpaar der salomonischen
Linie wird ein Kind geboren, das auch Jesus heißt. Dieses Kind hat
auch eine mächtige Individualität innerhalb seines Leibes. Aber dieses
Kind hatte zuerst eine andere Aufgabe - die Weisheit der Welt ist
tief -, dieses Kind sollte nicht dazu berufen sein, dem astralischen
Mutterleibe die jugendfrischen Kräfte abzugeben, sondern es war dazu
berufen, dasjenige der Menschheit zu bringen, was man nur bringen
kann, wenn man eine reife Seele ist. Dieses Kind wurde durch alle
Kräfte, die dabei in Betracht kamen, so gelenkt, daß es die Verkörperung
jener Individualität sein konnte, die einstmals in Persien den
Ahura Mazdao gelehrt hat, die einstmals ihren Astralleib abgeben
konnte an Hermes und ihren Ätherleib an Moses und die wiedererschien
als der große Lehrer des Pythagoras, als Zarathas oder Nazarathos,
der große Lehrer im alten Chaldäa: es ist keine andere Individualität
als die Zarathustra-Individualität. Die Ichheit des Zarathustra wurde
wiederverkörpert in dem Kinde, von dem uns der Matthäus-Evangelist
erzählt, daß es geboren wurde von einem Elternpaare Joseph und
Maria, welches aus der königlichen Linie, aus der salomonischen Linie
des davidischen Geschlechtes stammte und ursprünglich schon in Bethlehem
wohnte.|114|92f}}


10 Wilhelms Schulkameraden lassen sich Rollen geben und spielen mit. Die Jungen glauben, ''es sei leichter, ein [[Wikipedia:Tragödie|Trauerspiel]] als ein Lustspiel zu machen''.
== Verkündigung der Geburt Jesu ==


12 Der Vater hofft, dass sich Wilhelm ''zeitig und ganz dem Handelsgeschäfte widmen möchte''. Wilhelms schulische Leistungen sind vielversprechend. Im Laden des Vaters wird Wilhelm ''über das unendliche Wählen der Frauenzimmer nie verdrießlich; ''steht'' ihnen vielmehr mit gutem Rate'' bei. Aber ''mit großen Schmerzen'' muss der Vater schließlich bemerken, wie ''Wilhelm, der seinen Vater'' liebt, das Handelsgewerbe verachtet.
Nach dem Lukas-Evangelium wurde Maria die Geburt Jesus durch den [[Erzengel Gabriel]] verkündigt:


14-16 ''Wilhelm, der das Schauspiel, das etlichemal des Jahrs in ''seine'' Stadt'' kommt, besucht, lernt dort Mariane kennen. Mariane war ''eine Gewissensheurat mit einem Menschen ohne Gewissen eingegangen''. Der Gewissenlose ist verschwunden und Mariane gilt ''wechselweise für Jungfrau, Frau und Witwe''. Wilhelms ''Gutheit, Ergebenheit, Beschränktheit, Unschuld, Genügsamkeit, Verehrung und Herzlichkeit ''machen Mariane'' anfangs verlegen.'' Sie ist ''von Natur eine gute Seele'', fürchtet aber, Wilhelm ''möchte Erfahrenheit in'' ihren Augen ''lesen''. Wilhelm bemerkt die Unordnung bei Mariane, denn ''in einem feinen Bürgerhause erzogen, ''ist'' Ordnung und Reinlichkeit das Element, worin er'' atmet.
{{Zitat|26 Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth,
27 zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria.
28 Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!
29 Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das?
30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden.
31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben.
32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben,
33 und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.
34 Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?
35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.
36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei.
37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.
38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.|[[Lukas-Evangelium]]|{{BB|Luk|1|26-38}}}}


17 ''Mariane ''lernt'' das Glück der Liebe, das ihr fremd war, in ''Wilhelms'' Armen erst kennen''. Als berechnende Frau erkundigt sie ''sich gar bald wie nebenher nach Wilhelms Vermögen''.
== Siehe auch ==


18 ''„Sie ist dein! Sie hat sich dir hingegeben!“'' jubiliert Wilhelm. Er will die Familie, seine uneinigen Eltern, verlassen. ''Dazu'' kommt, ''daß'' Werner, ''ein sehr gesetzter Mensch, um seine Schwester sich bewirbt und seine Stelle vertreten'' könnte. ''Seine Bestimmung zum Theater ''ist Wilhelm'' nunmehr klar, das hohe Ziel'' - der vollkommenste ''Schauspieler, Schöpfer eines großen Nationaltheaters''.
* [[Unbefleckte Empfängnis]]
 
* [[Jungfräuliche Geburt]]
20 Mariane sieht Mutterfreuden entgegen. Mindestens zwei Männer kommen als Vater in Frage.
* [[Immerwährende Jungfräulichkeit Marias]]
 
21-23 Werner übernimmt das Handelsgeschäft und will Wilhelm auf Geschäftsreisen schicken. Mariane ist das recht, denn dann kann sie sich ungestört mit ''Norman, Wilhelms Nebenbuhler'', abgeben. Zum Abschied schreibt Wilhelm Mariane einen glühenden Liebesbrief. Darin setzt er sie auch von seinen ernsten Absichten ins Bild. Als Wilhelm von Mariane Abschied nehmen will, entdeckte er - da ist ein Nebenbuhler.
 
;Zweites Buch
1-5 Wilhelm ist lange krank. ''Er ''flieht'' die Menschen, ''enthält'' sich in seiner Stube. Und er wäre auch untergegangen, hätte ihn nicht die Kraft seiner Natur, die wieder zum Geraden und Reinen strebte, gerettet.'' Wilhelm liest ''mit vielem Vergnügen Theaterbücher - des [[Aristoteles]] „Poetik“ ''und'' [[Wikipedia:Pierre Corneille|Corneille]] - ''die'' Abhandlung über die drei Einheiten'' Handlung, Ort und Zeit. Werner, der inzwischen die Schwester geheiratet hat, bewundert, was Wilhelm ''so vielerlei geschrieben'' hat. Im Gespräch mit Werner definiert Wilhelm den großen Theaterdichter: ''Eine tiefe innere Selbständigkeit ist der Grund aller seiner Charaktere, Stärke des Geistes in allen Situationen ist das Liebste, was er schildert. Wer hat, ''schwärmt er weiter'', Götter gebildet, uns zu ihnen erhoben, sie zu uns hernieder gebracht, als der Dichter?'' Dann kommt Wilhelm auf das Thema Mariane und bricht ''in einen Strom von Tränen aus. Werner ''steht'' in der größten Verlegenheit dabei.'' In ellenlangen Gesprächen mit Werner favorisiert Wilhelm ''im [[Wikipedia:Drama|Drama]] die Handlung ''als'' die Hauptsache''.
 
6-7 Während einer Landpartie mit Werner lernt Wilhelm den jungen Schauspieler Melina und seine Madame kennen. Melina hat sich ''mit seiner jungen Braut'' gegen den Willen ihrer Eltern davongemacht. Die Madame will die Welt sehen und sich der Welt zeigen. Wilhelm möchte den beiden helfen. Melina strebt eine ''bürgerliche Bedienung'' an. Wilhelm, der möchte, dass Melina Schauspieler bleibt, hat Vorstellungen vom Schauspielerberuf, die Melina keineswegs teilen kann. Wilhelm: … ''überdies wüßte ich keine ''[Lebensart]'', die Ihnen so viele Annehmlichkeiten darbietet als die eines Schauspielers''. Melina: ''Man sieht, daß Sie keiner gewesen sind.'' Als Wilhelm dann allein ist, hält er an seinem Ideal fest: ''Nichts ist auf der Erde ohne Beschwerlichkeit, nur der innere Trieb, die Lust, die Liebe helfen uns Hindernisse überwinden.'' Wilhelm meint, ''daß in den Menschen ein besserer Funke lebt''.
 
8 Wilhelm wird von Werner als Schuldeneintreiber auf Reisen geschickt.
 
;Drittes Buch
1 Auf seiner Reise kommt Wilhelm ''in einsamen Gebürgen, zwischen undurchdringlichen Wäldern zu Hochdorf'' an einer ''Wachstapetenfabrik'' vorbei, deren ''Fabrikdirektor'' auf Wilhelms Liste der Schuldner steht. Der biedere Direktor zahlt anstandslos ''auf der Stelle in Golde aus'' und ist auch noch menschenfreundlich: Wenn es an Aufträgen mangelt, lässt er seine Arbeiter Komödien spielen. Eine solche Aufführung erlebt Wilhelm mit.
 
2 ''Nach einigen Tagereisen'' treibt Wilhelm weitere Schulden ein und trifft auf ''eine große Gesellschaft von Seiltänzern, Springern, Gauklern''. Wilhelm macht sich Gedanken über das Trauerspiel - ''daß es die Leidenschaften reinige'' - findet aber niemanden, ''dem er diese Betrachtungen hätte mitteilen können''.
 
3 ''Zu Hochstädt'' dann schwillt Wilhelms eingetriebenes Kapital auf ''beinahe fünfzehnhundert Taler'' an. Einige ''Handelsleute'' machen sogar noch ''Bestellungen'' bei ihm. Wilhelm kann sich wenden, wohin er will - er trifft auf eine ''Truppe Komödianten. Muß denn das Schicksal'', sagt er sich, ''immer zu diesen Leuten führen, mit denen ich doch keine Gemeinschaft haben will noch soll. Herr und Frau Melina'' sind mit von der Partie.
 
4-6 Wilhelm begegnet bei der Truppe, die von der Direktrice Madame de Retti zusammengehalten wird, dem Mädchen [[Mignon (Figur)|Mignon]]. Wilhelm schätzt Mignon ''zwölf bis dreizehn Jahre. Ihr Körper ''ist'' gut gebaut, ihre Gesichtsfarbe bräunlich.'' Mignon antwortet Wilhelm ''in einem gebrochenen Deutsch und mit einer Art, die Wilhelmen in Verwirrung'' setzt. Madame de Retti hat Mignon dem Herrn einer Seiltänzertruppe für ''hundert Dukaten'' abgekauft, weil dieser das Kind auspeitschte. Nach Madame Melinas Ansicht ist Mignon ''zu gar nichts nütze. Auswendig lernt sie sehr geschwind, spielt aber erbärmlich.'' Mignon will hundert Dukaten sparen. ''Mignons Gestalt und Wesen ''wird Wilhelm'' immer reizender.''
 
7 Wilhelm bleibt bei der Truppe der Direktrice Madame de Retti. ''Madame Melina ''zieht'' ihn an, indem sie von ihm zu lernen und sich nach ihm zu bilden ''sucht''. Man ''lässt'' ihn merken, daß er sowohl Kenner als Liebhaber und Beschützer des Theaters'' ist. Wilhelm borgt der Direktrice größere Summen einkassierten Geldes. Die Direktrice wird bei anderen Gläubigern wieder kreditwürdig. Man isst und trinkt, man lebt in Freuden.
 
8 ''Am allerlustigen'' feiert die Truppe auf Wilhelms Kosten. Als Mignon von einem Unbekannten geküsst wird und ihn dafür ins Gesicht schlägt, dass ''die Ohren sumsen und der Backen brennt'', setzt sich Wilhelm für sie ein. Darauf kommt Mignon zu ihm und sagt ''Herr, ich bin dein Sklave, kaufe mich von meiner Frau, daß ich dir allein zuhöre.''
 
9 Wilhelm arbeitet an seinem ''Trauerspiel „[[Wikipedia:Belsazar|Belsazar]]“''. Der ''medische [[Wikipedia:Darius (Medien)|König Darius]]'' hat darin einen ''Anschlag auf [[Wikipedia:Babylon|Babylon]]'' vor. Die Truppe ist sich einig - das Stück muss gespielt werden.
 
10 Herr Bendel, der Geliebte der Direktrice, ''eine ungeschickte, breite Figur ohne den mindesten Anstand, ohne Gefühl'', soll den Darius spielen. Der Trinker Bendel hat ''alle Fehler, die einen Schauspieler verwerflich machen''.
 
11 Wilhelm freundet sich mit Herrn von C. an. ''Dieses Stück, ''schätzt der neue Freund Wilhelms Trauerspiel ein'', ist nur von innen heraus geschrieben, es ist ein einziger Mensch, der fühlt und handelt. Man sieht, daß der Autor sein eignes Herz kennt, aber er kennt die Menschen nicht.''
 
12 Die Direktrice nutzt Wilhelm aus. Nach und nach gibt er sein ganzes Geld für Bühnenhandwerker et cetera hin. Am Tage der Uraufführung des ''Belsazar'' hat Herr ''Bendel wieder einen neuen, schweren Anfall seiner Krankheit.'' ''Das ganze Haus ''ist'' angefüllt, das Publikum ''wird'' unruhig und ''pocht'' schon eine Viertelstunde''. Von der Direktrice und Madame Melina überredet, spielt Wilhelm unvorbereitet den Darius und hat Erfolg.
 
;Viertes Buch
1 ''Gehst du nach Italien'', sagt Mignon zu Wilhelm, ''so nimm mich mit, es friert mich hier''. Mignon singt:
[[Datei:Goethe, Die Solfatara von Pozzuoli, 1787.jpg|miniatur|hochkant=1.3|Am Golf von Neapel – Zeichnung von Goethe anno 1787]]
:''Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,''
:''Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,''
:''Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,''
:''Die Myrte still und froh der Lorbeer steht,''
:''Kennst du es wohl?''
:''Dahin! Dahin''
:''Möcht ich mit dir, o mein Gebieter, ziehn.''
:
:''Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,''
:''Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,''
:''Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:''
:''Was hat man dir, du armes Kind, getan?''
:''Kennst du es wohl?''
:''Dahin! Dahin''
:''Möcht ich mit dir, o mein Gebieter, ziehn.''
:
:''Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?''
:''Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg,''
:''In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut,''
:''Es stürzt der Fels und über ihn die Flut:''
:''Kennst du ihn wohl?''
:''Dahin! Dahin''
:''Geht unser Weg! Gebieter, laß uns ziehn!''
2 Herr Melina überredet Wilhelm, er solle bei der Direktrice wenigstens einen Teil des verborgten Geldes eintreiben. Widerwillig begibt sich Wilhelm zu Madame de Retti. Die speist ihn mit einem Bruchteil des Geldes ab. Den Löwenanteil hat Herr Bendel.
 
3 Wilhelm will ''nie das Theater wieder betreten''. Mignon führt Wilhelm einen Eiertanz vor. Wilhelm möchte ''dieses verlassene Wesen an Kindesstatt seinem Herzen'' einverleiben.
 
5-8 Während der zweiten Aufführung des ''Belsazar'' wird der Herr Bendel in der Rolle des Darius von Pomeranzen aus dem Parkett getroffen. Das Ensemble zieht sich hinter die Kulisse zurück. Herr Bendel kämpft allein gegen das Publikum, indem er zurückwirft und trifft. ''Eine große Anzahl mit Stecken bewaffneter Zuschauer'' ersteigt die Bühne und verwüstet sie. In dem Getümmel verschwindet die Kasse mit den Tageseinnahmen. In der Nacht macht sich die Direktrice mit ihrem Herrn Bendel davon.
 
9 Zwar hat Wilhelm sein Geld verloren, glaubt ''aber, daß es doch am Ende wohl angewendet sei, weil er dafür teure Erfahrungen gemacht, welche ihm auf sein ganzes Leben nützlich sein würden.''
 
10 Die Direktrice ist ''abgegangen'', hat aber Mignon nicht mitgenommen. ''Mademoiselle Philine, eine junge, muntere Aktrice, ''die'' wir bisher gar nicht erwähnt haben, ''kommt zu Wilhelm'' aufs Zimmer''. Die ''leichtfertige'' Philine beträgt sich ''so artig, so schmeichelnd, so eifrig,'' dass Wilhelm sie nicht abweist.
 
12 Weiter geht die Reise. ''Wilhelm ''sitzt'' in einem Wagen mit Mignon, Frau Melina und ihrem Manne. Nach einer Reise von etlichen Tagen'' in einem Wirtshause, weist Wilhelm die Annäherungsversuche von Madame Melina ab. Seit dem Fiasko mit Mariane hat Wilhelm ''ein Gelübde getan, das treulose Geschlecht zu meiden''. Da meldet sich ein alter Harfenspieler bei Wilhelm an. Nach dem Harfenspiel fühlt sich Wilhelm ''wie neugeboren'' und ruft aus: ''Nimm meine Verehrung und meinen Dank, fühle, daß wir alle dich bewundern, und vertraue uns, wenn du etwas bedarfst!'' Zur Antwort singt der Harfner:
:''Was hör ich draußen vor dem Tor,''
:''Was schallet auf der Brücken?''…
:''Der König sprachs, der Page lief,''
:''Der Knabe kam, der König rief:''
:''Laßt ihn herein den Alten!''
:…
:''Ich singe, wie der Vogel singt,''
:''Der in den Zweigen wohnet…''
13 Philine liebkost Wilhelm auf offener Straße wie ihren Ehemann. Wilhelm, der, ''wenn eine Laube sie mit Einsamkeit umgeben'', die Liebkosung sogar erwidert hätte, weist sie ab. Philine hat noch einen anderen Verehrer - den gräflichen Herrn Stallmeister, der hoch zu Ross daherkommt. Wilhelm, unruhevoll, sucht Ruhe bei dem alten Harfner. Er sucht und findet den Alten ''in einem entfernten Winkel des Städtchens.'' Wilhelm horcht an der Tür des Alten und vernimmt dessen ''wehmütige Klage'':
:''Wer nie sein Brot mit Tränen aß,''
:''Wer nie die kummervollen Nächte''
:''Auf seinem Bette weinend saß,''
:''Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.''
:
:''Ihr führt ins Leben uns hinein,''
:''Ihr laßt den Armen schuldig werden,''
:''Dann überlaßt ihr ihn der Pein;''
:''Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.''
14 Der kunstsinnige Herr Graf erscheint, und Herr Melina stellt ihm seine Truppe vor. Die Frau Gräfin bemängelt Philines Garderobe. Die Truppe hofft ''auf einige Wochen glückliche Aussichten''.
 
16 Wilhelm ist hin und her gerissen. ''Die flüchtige Neigung zu Philinen ''regt'' seine Lebensgeister. Mit Harfenspiel und Gesang ''erhebt'' ihn der Alte zu den höchsten Gefühlen.'' Aber Wilhelm befindet sich bei den Schauspielern in schlechter Gesellschaft. Dabei ist ''sein altes bürgerliches Verhältnis schon wie durch eine Kluft von ihm getrennt. Sein gepreßtes Herz ''strebt'' nach Erleichterung''. Die findet Wilhelm bei Mignon. ''„Mein Kind!“'' ruft Wilhelm aus, ''„mein Kind! du bist ja mein! ich werde dich behalten! dich nicht verlassen!“'' Tränen fließen. ''Sanft ''fängt'' vor der Türe die Harfe an zu klingen.''
 
;Fünftes Buch
1-2 Geht nun Wilhelm mit der Truppe ''auf das gräfliche Schloß'' oder macht er als Werners Schuldeneintreiber weiter? Die Truppe isst und trinkt bereits ''auf Rechnung des Grafen'' und lernt Rollen. Die gräflichen ''Herrschaften haben große Liebe für die Literatur, besonders für die deutsche''. Wilhelm zieht ''Szenen zusammen, ''richtet'' Rollen nach dem Geschicke des Akteurs mehr ein''. Die Truppe hofft beim Grafen auf ''Glück, Ehre und Wohlstand'', wird aber ganz schäbig und äußerst mangelhaft untergebracht.
 
3 Nur Philine hat den Vogel abgeschossen - sie darf aufs gräfliche Schloss. Wilhelm, obwohl geladen, bleibt in der Absteige bei der Truppe.
 
4 In der gräflichen Umgebung lernt Wilhelm Jarno kennen. Wilhelm empfindet ''gegen Jarno, ob er gleich etwas Kaltes und Abstoßendes ''hat'', eine gewisse Neigung.'' Herr Melina befiehlt der Truppe ''sehr strenge, sie ''sollen'' sich nunmehro ordentlich halten, ein jeder seine Rollen auf das beste lernen.'' Aber man lebt zügellos. ''Das Theatergerüste ''wird'' aufgeschlagen, ausgezieret, was man von Dekorationen in dem Gepäcke'' hat. Wilhelm wird von der Gräfin empfangen. Er soll vorlesen, kommt aber gar nicht dazu. Die Gräfin widmet ihre Aufmerksamkeit lieber einem Galanteriehändler und beschäftigt sich mit ihrer Toilette. Wilhelm wird mit einem Geschenk abgespeist.
 
6 Der Graf und Jarno bereiten akribisch eine fragwürdige Szene zur Begrüßung des Prinzen vor. Wilhelm studiert die Lobeshymne ein. Philine, die Favoritin des Stallmeisters, probt freudig und ausgelassen mit. Mignon verweigert den Eiertanz-Auftritt.
 
7-11 Der Prinz kommt an. Jarno, der ''gefühllose Weltmann'', sagt Wilhelm ''mit hartherziger Kälte'' die Wahrheit: ''Es ist schade, daß Sie mit hohlen Nüssen um hohle Nüsse spielen.'' Wilhelm wird angehalten, [[Wikipedia:Jean Racine|Racine]], den Lieblingsautor des Prinzen, ''gelegentlich ''zu'' loben''. Jarno gibt Wilhelm ''auf eine unfreundliche Art neue Ideen''. Er muss von Wilhelm erfahren, dass dieser [[Wikipedia:William Shakespeare|Shakespeare]] nicht kennt. ''Wilhelm ''fängt'' an zu wittern, daß es in der Welt anders zugehe, als er sichs gedacht.'' Er schließt sich ein. Nur Mignon und der Harfner haben Zutritt zu Wilhelms ''Shakespearischer Welt''. Wilhelm ''glaubt, vor den aufgeschlagenen ungeheuern Büchern des Schicksals zu stehen.'' Philine schmeichelt sich bei den vornehmen und großen Damen ein. Der Prinz reist ab. Auch die Truppe darf nicht länger bleiben.
 
14-15 Vor Räubern auf der nächsten Wegstrecke der Truppe wird gewarnt. Wilhelm und einige der Theaterleute bewaffnen sich. Wilhelm ermutigt die Furchtsamen. Auf einem Waldplatz wird die Truppe dann tatsächlich überfallen und ''ausgeplündert''. Wilhelm wird ''von einem Schuß, der ihn zwischen der Brust und Schulter ''trifft'', verwundet.''
 
;Sechstes Buch
1 Auf dem Waldplatz erscheint eine ''schöne [[Wikipedia:Amazonen|Amazone]]. Ein weiter Mannsüberrock, der ihr nicht ''passt, verbirgt'' ihre Gestalt.'' Ein ''Wundarzt'' in ihrem Gefolge erledigt bei Wilhelm die chirurgische Erstversorgung. Die ''gnädige Dame'' deckt den Verwundeten mit ihrem Überrock zu. Als Wilhelm ''wieder zu sich ''kommt, sind'' Reuter und Wagen, die Schöne samt ihrer Begleitung verschwunden''.
 
2-3 Die Truppe findet Notunterkunft. Philine und Wilhelm werden ''für das Ehepaar'' gehalten. ''Jedermann ''wirft'' nun die Schuld eines so üblen Ausgangs auf'' Wilhelm. Er fühlt sich unschuldig und ist entsetzt, weil er von der Truppe so behandelt wird, ''das erstemal, da ''er'' Hülfe erwarten könnte''. Trotzdem verspricht er der Truppe, sie aus dem Elend herauszuführen. Mehr noch - ''ein jeder soll doppelt und dreifach so viel ''erwerben'', als er verloren.''
 
4 Es stellt sich heraus, die ''schöne Amazone'' sollte wahrscheinlich statt der Truppe überfallen werden. Aus Dankbarkeit habe die ''gnädige Dame'' für die Truppe gesorgt, als Wilhelm ohnmächtig wurde. Und sie sorgt im Hintergrund weiter. Wilhelm bekommt den nächsten ''Chirurgus''.
 
7 Auf dem Krankenlager studiert Wilhelm ''die Shakespearischen Schriften, ''besonders'' [[Wikipedia:Hamlet|Hamlet]]''. ''Das Bild der hülfreichen Schönen ''schwebt'' vor seinem Gemüte'' und im Nebenzimmer singt Mignon zur Harfe:
:''Nur wer die Sehnsucht kennt,''
:''Weiß, was ich leide!''
:''Allein und abgetrennt''
:''Von aller Freude,''
:''Seh ich ans Firmament''
:''Nach jener Seite.''
:
:''Ach, der mich liebt und kennt,''
:''Ist in der Weite!''
:''Es schwindelt mir, es brennt.''
:''Mein Eingeweide.''
:''Ach wer die Sehnsucht kennt,''
:''Nur wer die Sehnsucht kennt,''
:''Weiß, was ich leide!''
Mignon spricht ''noch immer sehr gebrochen deutsch, und nur wenn sie den Mund zum Singen ''auftut, scheint'' sie sich des einzigen Organs zu bedienen, wodurch sie ihr Inneres aufschließen und mitteilen'' kann.
 
8 In H. angekommen, trifft Wilhelm den Theaterdirektor Serlo, dessen Schwester, die junge Witwe Aurelia und die vorausgeeilte Truppe Melina. Wilhelm empfiehlt Serlo die Truppe.
 
9 Philine setzt Wilhelm ins Bild. Aurelia hat einen dreijährigen unehelichen Sohn von Lothar.
 
11 Aurelia durchschaut Wilhelm: ''Mit Verwunderung bemerkte ich an Ihnen den großen und richtigen Blick, mit dem Sie Dichtung und besonders dramatische Dichtung beurteilen … Ohne die Gegenstände in der Natur gekannt zu haben, erkennen Sie solche im Bilde; es scheint eine Vorempfindung der ganzen Welt in Ihnen zu liegen … von außen kommt nichts in Sie hinein! Ich habe nicht leicht jemanden gesehen, der die Menschen, mit denen er lebt, so von Grund aus verkennt wie Sie.'' Wilhelm, der Introvertierte, erkennt, ''niemand ''hat'' ihn so mit sich selbst bekannt gemacht'' und bestätigt: ''Ich habe von Jugend auf mehr einwärts als auswärts gesehen, und da ist es sehr natürlich, daß ich den Menschen bis auf einen gewissen Grad habe kennen lernen, ohne mich auf die Menschen im geringsten zu verstehen.'' Aurelia sieht in Wilhelm den jungen Dichter und Künstler. Seine Unschuld sei ''wie jene Hülle, die eine Knospe einschließt und nährt.'' Unerbittlich wirft Aurelia Wilhelm vor: ''Was ist Ihre ganze Gesellschaft, die Sie meinem Bruder empfohlen, für ein erbärmliches Volk!''
 
Mignon versetzt Wilhelm in Verlegenheit. ''Bei einer Guten Nacht ''schließt'' sie ihn so fest in ihre Arme und ''küsst'' ihn mit solcher Inbrunst, daß es ihm vor der Heftigkeit dieser aufkeimenden Natur oft angst und bange'' wird.
 
12 Wilhelm empfindet keine Zärtlichkeit für Aurelia und bezeichnet sich als ihren Freund. ''Ihr leidenschaftlicher Verstand ''leitet'' ihn aus der idealischen Welt in die wahre herüber.'' Wilhelm gesteht Aurelia seine unglückliche Liebe zu Mariane. Aurelia nennt sich eine Halbwahnsinnige und benimmt sich mitunter auch so. Serlo wird Wilhelms ''Lehrer und Führer in seiner Lieblingskunst''.
 
13 Serlo will Wilhelm an seiner Bühne haben. Wilhelm zögert: ''Bei Serlo wollte ich unterzukommen suchen, er sucht nun mich''. Serlo will schließlich Wilhelm und die ganze Truppe Melina dazu. Nun muss Wilhelm ''Ja denn'' sagen. ''Melina soll Garderobemeister werden, um den Motten zu wehren.''
 
== Zitat ==
*''Sie sah ihn mit einer wilden Gleichgültigkeit an…''<ref>Quelle S.680, 6. Z.v.o.</ref>.
 
== Mignon ==
[[Wikipedia:Mignon (Figur)|Mignon]] wird im Fragment durchweg als Mädchen beschrieben. Nur im 3. Kapitel des 4. Buches<ref>Quelle S.584</ref> ist fünfmal hintereinander - bezogen auf Mignon - von ''er'' die Rede. Nach [[Wikipedia:Richard Friedenthal|Friedenthal]]<ref>Friedenthal S. 474</ref> wird unter Mignon in der [[Wikipedia:Goethezeit|Goethezeit]] ''homosexueller Liebling'' verstanden. Wilhelm wird von Frauen geradezu umschwärmt. Nach dem Fiasko mit Mariane wendet er sich aber keiner zweiten Frau zu, obwohl es - wie gesagt - an „Angeboten“ keineswegs mangelt. Wilhelm behält durch alle Fährnisse hindurch sein ''allerliebstes Schoßkind'' Mignon bei sich.
 
== Rezeption ==
*[[Wikipedia:Hermann Hesse|Hermann Hesse]] bewundert das Werk. Der Anlass von Hesses kleiner Notiz dürfte ein Aufsehen erregender Fund aus dem Jahre 1910 in Zürich sein. Eine Kopie des ''Urmeisters'' aus den Jahren 1777 bis 1785 wurde entdeckt und ein Jahr darauf veröffentlicht. Welche Fassung ist ''schöner und wertvoller'', fragt Hesse, dieser ''Künstlerroman'', der ''Urmeister'' oder der, der aus ihm hervorgegangen ist - ''Wilhelm Meisters Lehrjahre'' - ''der Roman des Menschen''? Hesse findet ein wundervolles Gleichnis: Die Frage ist vergleichbar mit der: Ist der Frühling schöner als der Sommer? Folgerichtig stellt Hesse den kostbaren Fund als ''unersetzliches, prächtiges Stück Goethescher Jugendprosa'' heraus<ref>Michels S. 158-159</ref>.
*Nach Friedenthal hat Goethe mit der Madame de Retti die [[Wikipedia:Friederike Caroline Neuber|Neuberin]] porträtiert. Als Figuren durchgestaltet seien außer Wilhelm besonders Mignon und Philine. Unbedingt zutreffend ist Friedenthals Beobachtung, nach der Wilhelm ''Bildungsgepäck aufgeladen wird''<ref>Friedenthal S. 472</ref>. Der Roman ist gleichsam mit „Lehrstoff“ zur Theaterpraxis überfrachtet.
*Jørgensen, Bohnen und Øhrgaard vergleichen die ''Theatralische Sendung'' mit den ''Lehrjahren''.
*Boyle geht ausführlich und sehr treffend auf das Geschehen in jedem der sechs Bücher des Romans ein. Wilhelm, der den Vornamen Shakespeares trägt, hat eine Sendung. Diese ist nichts Geringeres als ''die literarische Veränderung Deutschlands''<ref>Boyle S. 419</ref>. Die Aversion Goethes gegen das fahrende Volk der Schauspieler zeige sich insbesondere in der Abwendung Wilhelms von Philine und in der Hinwendung zu Mignon und zum Harfner. In Verbindung damit wird die erstaunliche lyrische „Unterlage“ (Gedichte) des Prosatextes beleuchtet.
*[[Wikipedia:Gero von Wilpert|Wilpert]] betont Goethes lebendigen Erzählstil in der ''Theatralischen Sendung''.
*[[Wikipedia:Karl Otto Conrady|Conrady]] hebt den autobiographischen Charakter der ''Theatralischen Sendung'' und ihre Ausforschung durch die [[Psychoanalyse|Psychoanalytiker]] hervor.
 
== Briefe ==
 
{{Zitat|Meine ersten Capitel von ''Wilhelm Meister'' sind nun bald in der Ordnung und dann hoff ich soll die Lust kommen fortzufahren.|Quelle=Brief Goethes vom 21. Juni 1782 an [[Charlotte von Stein]]}}
{{Zitat|Das zweyte Buch von ''Wilhelm Meister'' erhälst<!-- Sic--> du bald ich habe es mitten in dem Taumel geschrieben.|Quelle=Brief Goethes vom 27. Juli 1782 an [[Karl Ludwig von Knebel]]}}
{{Zitat|Das fünfte Buch von ''Wilhelm Meister'' habe ich indessen geendigt und muß nun abwarten wie es aufgenommen wird.|Quelle=Brief Goethes vom 28. Oktober 1784 an [[Carl August (Sachsen-Weimar-Eisenach)|Herzog Carl August]]}}
 
== Einzelnachweise ==
<div class="references-small" style="-moz-column-count:5; column-count:5;">
<references/></div>


== Literatur ==
== Literatur ==
;Quelle
#Rudolf Steiner: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (2001), ISBN 3-7274-1140-6 {{Vorträge|114}}
*Johann Wolfgang von Goethe: ''Poetische Werke, Band 6''. S. 473-684. Phaidon Verlag Essen 1999, ISBN 3-89350-448-6
;Sekundärliteratur
<small>Geordnet nach dem Erscheinungsjahr</small>
*Richard Friedenthal: ''Goethe – sein Leben und seine Zeit.'' S. 468-475. R. Piper Verlag München 1963
*[[Wikipedia:Volker Michels|Volker Michels]] (Hrsg.): ''Hermann Hesse: Eine Literaturgeschichte in Rezensionen und Aufsätzen.'' suhrkamp taschenbuch 252. Frankfurt a. M. 1975, ISBN 3-518-36752-8
*Sven Aage Jørgensen, Klaus Bohnen, Per Øhrgaard: ''Aufklärung, Sturm und Drang, frühe Klassik 1740-1789''. In Helmut de Boor (Hrsg.), Richard Newald (Hrsg.): ''Geschichte der deutschen Literatur, Band VI''. S. 504-506. München 1990, ISBN 3-406-34573-5
*Nicholas Boyle: ''Goethe. Der Dichter in seiner Zeit. Bd. 1: 1749–1790.'' S. 418-431. München 1995, ISBN 3-406-39801-4
*Gero von Wilpert: ''Goethe-Lexikon.'' S. 1186-1187. Stuttgart 1998, ISBN 3-520-40701-9
*Karl Otto Conrady: ''Goethe - Leben und Werk.'' S. 631-641. Düsseldorf und Zürich 1999, ISBN 3-538-06638-8
 
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Version vom 13. Dezember 2016, 10:55 Uhr

Raffael: Sixtinische Madonna, Gemäldegalerie Alte Meister (Dresden)

Maria (hebr. מרים, aram. ܡܪܝܡ, Mariam) ist nach der Überlieferung des Neuen Testaments und des Korans die Mutter des Jesus von Nazareth. Wie ihr Mann Josef stammte sie aus der Kleinstadt Nazaret in Galiläa.

Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass um die Zeitenwende tatsächlich zwei Jesusknaben geboren wurden. Die hier gemeinte Maria ist die Mutter des nathanischen Jesusknaben, dessen Geburtsgeschichte im Lukas-Evangelium geschildert wird. Er stammte, wie aus dem Geschlechtsregister des Lukasevangeliums deutlich wird, aus der nathanischen Linie des Hauses David. Die Geschichte des zweiten Jesusknaben, des salomonischer Jesus, der aus der salomonischen Linie Davids abstammte, wird im Matthäus-Evangelium geschildert. Nach Rudolf Steiner hießen auch die Eltern dieses Jesusknaben Josef und Maria, was nicht ungewöhnlich ist, da diese Namen damals in Palästina weit verbreitet waren.

„Nehmen wir einmal die Tatsachen. Der Schreiber des Matthäus- Evangeliums schildert, daß vorherverkündet wird die Geburt des Schöpfers des Christentums, daß diese Geburt erfolgt, daß Magier kommen aus dem Morgenlande, die den Stern wahrgenommen haben, daß der Stern sie geführt hat an die Stätte, wo der Erlöser geboren wird. Er schildert ferner, daß Herodes dadurch aufmerksam gemacht wird und daß, um zu entgehen der Maßnahme des Herodes, die in dem bethlehemitischen Kindermord besteht, das Elternpaar des Erlösers mit dem Kinde nach Ägypten flieht. Als Herodes tot ist, wird Joseph, dem Vater des Jesus, angezeigt, daß er wieder zurückkehren kann, und er kehrt nun aus Furcht vor dem Nachfolger des Herodes nicht zurück nach Bethlehem, sondern er geht nach Nazareth. - Ich will heute noch absehen von der Ankündigung des Täufers. Ich will aber schon darauf aufmerksam machen, daß, wenn wir das Lukas-Evangelium und das Matthäus-Evangelium miteinander vergleichen, in den beiden Evangelien die Vorverkündigung des Jesus von Nazareth ganz verschieden erfolgt: das eine Mal erfolgt sie dem Joseph, das andere Mal der Maria. Wir sehen dann aus dem Lukas-Evangelium, wie die Eltern des Jesus von Nazareth ursprünglich in Nazareth wohnen und dann bei einer Gelegenheit nach Bethlehem gehen, nämlich zur Zählung. Während sie dort sind, wird der Jesus geboren. Dann erfolgt nach acht Tagen die Beschneidung - nichts von einer Flucht nach Ägypten - ; und nach einiger Zeit, die nicht weit danach liegt, wird das Kind dargestellt im Tempel. Wir sehen, daß das Opfer dargebracht wird, das üblich ist, und daß danach die Eltern mit dem Kinde nach Nazareth zurückziehen und dort leben. Und dann wird uns ein merkwürdiger Zug erzählt, der Zug, wie der zwölfjährige Jesus bei einem Besuch, den seine Eltern in Jerusalem gemacht haben, im Tempel zurückbleibt, wie sie ihn suchen, wie sie ihn dann wiederfinden im Tempel zwischen denen, welche die Schrift auslegen, wie er ihnen da entgegentritt als ein Kundiger in der Schriftauslegung, wie er sich verständig und weise im Kreise der Schriftgelehrten ausnimmt. Dann wird erzählt, wie sie das Kind wiederum mit nach Hause nehmen, wie es heranwächst; und wir hören nichts Besonderes mehr von ihm bis zur Johannes-Taufe. Da haben wir zwei Geschichten des Jesus von Nazareth vor der Aufnahme des Christus.“ (Lit.:GA 114, S. 27f)

„Woher also kam die große belebende Kraft des Jesusleibes? Sie kam aus der großen Mutterloge der Menschheit, die der große Sonnen- Eingeweihte, der Manu, lenkt. In das Kind, das dem Elternpaare geboren wurde, das im Lukas-Evangelium Joseph und Maria genannt wird, wurde hineingesenkt eine große individuelle Kraft, die gehegt und gepflegt worden war in der großen Mutterloge, in dem großen Sonnenorakel. Es wurde in dieses Kind hineingesenkt die beste, die stärkste jener Individualitäten. Welche Individualität? Wenn wir die Individualität, die in das Kind Jesus damals hineinversenkt wurde, kennenlernen wollen, so müssen wir weit zurückgehen, bis in die Zeit vor dem luziferischen Einfluß auf die Menschheit, bevor sich in den Astralleib der Menschen der luziferische Einfluß hineinerstreckt hat. Dieser luziferische Einfluß kam an die Menschen heran in derselben Zeit, als das Urmenschenpaar, das menschliche Hauptpaar die Erde bevölkerte. Dieses menschliche Hauptpaar war zwar stark genug, um die Menschensubstanz sozusagen zu überwinden, so daß es sich verkörpern konnte, aber es war nicht stark genug, um dem luziferischen Einfluß Widerstand zu leisten. Der luziferische Einfluß kam heran, erstreckte seine Wirkungen auch in den astralischen Leib dieses Hauptpaares, und die Folge war, daß es unmöglich war, alle die Kräfte, die in Adam und Eva waren, auch herunterfließen zu lassen in die Nachkommen, durch das Blut der Nachkommen. Den physischen Leib mußte man durch alle die Geschlechter herunter sich fortpflanzen lassen, aber von dem Ätherleib behielt man in der Leitung der Menschheit etwas zurück. Das drückte man eben dadurch aus, daß man sagte: Die Menschen haben genossen von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, das heißt, was von dem luziferischen Einfluß kam; aber es wurde auch gesagt: Jetzt müssen wir ihnen die Möglichkeit nehmen, auch zu genießen von dem Baume des Lebens! Das heißt, es wurde eine gewisse Summe von Kräften des Ätherleibes zurückbehalten. Die flossen jetzt nicht auf die Nachkommen herunter. Es war also in Adam eine gewisse Summe von Kräften, die ihm nach dem Sündenfalle genommen wurden. Dieser noch unschuldige Teil des Adam wurde aufbewahrt in der großen Mutterloge der Menschheit, wurde dort gehegt und gepflegt. Das war sozusagen die Adam-Seele, die noch nicht berührt war von der menschlichen Schuld, die noch nicht verstrickt war in das, wodurch die Menschen zu Fall gekommen sind. Diese Urkräfte der Adam-Individualität wurden aufbewahrt. Sie waren da, und sie wurden jetzt als «provisorisches Ich» dahin geleitet, wo dem Joseph und der Maria das Kind geboren wurde, und in den ersten Jahren hatte dieses Jesuskind die Kraft des ursprünglichen Stammvaters der Erdenmenschheit in sich.“ (S. 88f)

„Das sind aber nicht alle Tatsachen, durch die wir das wunderbare Mysterium von Palästina verstehen können, das ist nur eine Seite. Wir verstehen jetzt, wer in Bethlehem geboren worden ist, nachdem von Nazareth Joseph und Maria dorthin gereist sind, und wer den Hirten verkündet worden ist. Aber das ist noch nicht alles. In der Zeit am Beginne unserer Zeitrechnung geschah so mancherlei Seltsames und Bedeutungsvolles, um das größte Ereignis der Menschheitsentwickelung zustande zu bringen. Um das verständlich zu machen, was allmählich zu diesem großen Ereignisse hinaufführte, müssen wir folgendes noch betrachten.

Es gab innerhalb des althebräischen Volkes das David-Geschlecht. Diejenigen, welche wir die «davidischen Geschlechter» nennen, leiteten sich alle auf ihren Stammvater David zurück. Sie können es nun aus der Bibel ersehen, daß David zwei Söhne hatte, Salomo und Nathan (2. Samuelis 5, 14). Zwei Geschlechterfolgen, die salomonische Linie und die nathanische Linie, stammen also von David ab. Wenn wir daher die Zwischenglieder unberücksichtigt lassen, können wir sagen: In der Zeit, als unsere Zeitrechnung beginnt, sind in Palästina vorhanden die Nachkommen sowohl der salomonischen Linie wie auch der nathanischen Linie des davidischen Geschlechtes. Und es lebt als ein Nachkomme aus derjenigen Linie, die wir die nathanische Linie des davidischen Geschlechtes nennen, ein Mann unter dem Namen Joseph in Nazareth. Er hat zu seiner Gemahlin eine Maria. Und es lebt ein Nachkomme der salomonischen Linie des David-Geschlechtes in Bethlehem, der auch Joseph heißt. Es ist nicht weiter wunderbar, daß da zwei Menschen leben aus dem Geschlechte Davids, welche beide Joseph heißen, und daß beide mit einer Maria, wie sie die Bibel nennt, vermählt sind. Wir haben also zwei Elternpaare im Beginne unserer Zeitrechnung in Palästina; beide tragen die Namen Joseph und Maria. Das eine Elternpaar führt seine Abkunft auf die salomonische Linie des Geschlechtes David zurück, das heißt auf die «königliche Linie»; das andere Elternpaar, dasjenige in Nazareth, führt seine Abkunft zurück auf die nathanische Linie, das heißt auf die «priesterliche Linie». Dieses letztere Elternpaar aus der nathanischen Linie nun hatte das Kind, das ich Ihnen gestern und heute geschildert habe. Und dieses Kind lieferte einen solchen astralischen Mutterleib, der hinaufgenommen werden konnte von dem Nirmanakaya des Buddha. Dieses Elternpaar aus der nathanischen Linie ging damals, als das Kind geboren werden sollte, von Nazareth nach Bethlehem - wie Lukas sagt — «zur Schätzung» (Lukas 2, 4-5). Das schildert uns das Geschlechtsregister des Lukas-Evangeliums.

Das andere Elternpaar, das gar nicht in Nazareth ursprünglich wohnte - man muß die Evangelien nur wörtlich nehmen - , lebte in Bethlehem, und das wird uns geschildert von dem Schreiber des Matthäus-Evangeliums (Matthäus 2, 1). Die Evangelien schildern immer die Wahrheit - man braucht gar nicht zu klügeln - , und die Menschen werden durch die Anthroposophie schon wieder dahin kommen, die Evangelien wörtlich zu nehmen. Diesem Elternpaar der salomonischen Linie wird ein Kind geboren, das auch Jesus heißt. Dieses Kind hat auch eine mächtige Individualität innerhalb seines Leibes. Aber dieses Kind hatte zuerst eine andere Aufgabe - die Weisheit der Welt ist tief -, dieses Kind sollte nicht dazu berufen sein, dem astralischen Mutterleibe die jugendfrischen Kräfte abzugeben, sondern es war dazu berufen, dasjenige der Menschheit zu bringen, was man nur bringen kann, wenn man eine reife Seele ist. Dieses Kind wurde durch alle Kräfte, die dabei in Betracht kamen, so gelenkt, daß es die Verkörperung jener Individualität sein konnte, die einstmals in Persien den Ahura Mazdao gelehrt hat, die einstmals ihren Astralleib abgeben konnte an Hermes und ihren Ätherleib an Moses und die wiedererschien als der große Lehrer des Pythagoras, als Zarathas oder Nazarathos, der große Lehrer im alten Chaldäa: es ist keine andere Individualität als die Zarathustra-Individualität. Die Ichheit des Zarathustra wurde wiederverkörpert in dem Kinde, von dem uns der Matthäus-Evangelist erzählt, daß es geboren wurde von einem Elternpaare Joseph und Maria, welches aus der königlichen Linie, aus der salomonischen Linie des davidischen Geschlechtes stammte und ursprünglich schon in Bethlehem wohnte.“ (S. 92f)

Verkündigung der Geburt Jesu

Nach dem Lukas-Evangelium wurde Maria die Geburt Jesus durch den Erzengel Gabriel verkündigt:

„26 Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, 27 zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria. 28 Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! 29 Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? 30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. 31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. 32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, 33 und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. 34 Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß? 35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. 36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. 37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. 38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.“

Lukas-Evangelium: 1,26-38 EU

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Lukas-Evangelium, GA 114 (2001), ISBN 3-7274-1140-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.